Cumiana

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Cumiana
Cumiana (Italien)
Cumiana (Italien)
Staat Italien
Region Piemont
Metropolitanstadt Turin  (TO)
Koordinaten 44° 59′  N , 7° 22′  O Koordinaten: 44° 59′ 0″  N , 7° 22′ 0″  O
Hohe 377  m s.l.m.
Flache 60 km²
Einwohner 7.821 (31. Dez. 2022) [1]
Postleitzahl 10040
Vorwahl 011
ISTAT-Nummer 001097
Bezeichnung der Bewohner Cumianesi
Schutzpatron Maria Geburt
Website Cumiana

Cumiana ( piemontesisch Cumian-a ) ist eine Gemeinde in der italienischen Metropolitanstadt Turin (TO), Region Piemont .

Lage und Einwohner [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Cumiana liegt 30 km westlich von Turin und ist Mitglied der Bergkommune Comunita Montana Pinerolese Pedemontano . Die Nachbargemeinden sind Giaveno , Trana , Piossasco , Pinasca , Volvera , Pinerolo , Frossasco , Cantalupa , Airasca und Piscina . Das Gemeindegebiet umfasst eine Flache von 60 km² und hat 7821 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022).

Der Ort steht unter dem Patronat Maria Geburt .

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gemeindehaus

Die Erstnennung des Ortes als ?Cominana“ erfolgte in einer Urkunde des Jahres 810, der Donazione di Teutcario . [2] Mit dieser erfolgte eine Schenkung allen Landes zwischen Montegrosso und dem Felsen von Bess zugunsten des Klosters Novalesa im Val di Susa . Teutcarius war ein alamannischer Krieger ? er selbst bezeichnet sich als ?alamannus“ ?, der mehr als ein Jahrzehnt zuvor ins Land gekommen war. Er und seine Frau Ricarda vermachten dem Kloster ihren Besitz. Im 10. Jahrhundert ging der Ort mit seinen Bewohnern an die Markgrafen von Susa, dann im Jahr 980 an die Orsini-Falconieri, die Signori von Rivalta (980), Vasallen der Bischofe von Turin. Durch die Ehe zwischen Adelheid von Susa mit Otto von Savoyen-Moriana kam die Region an die Markgrafen von Turin, nach deren Zerfall ab 1091 der Ort wieder an die Signori von Rivalta fiel, die inzwischen zu Vasallen der Savoyarden geworden waren. Als Friedrich Barbarossa nach Italien zog, galten sie als Verbundete des Papstes. Daher wurde ihre Burg 1176 geplundert und niedergerissen.

1239 erwarb Amadeus IV. von Savoyen einen Teil des Gebiets der Rivalta, 1242 ging ein weiterer Teil an seinen Bruder Tommaso II. , abgesehen von den Marsaglie. Nach abermaligen Auseinandersetzungen gelang es Amadeus V. (1285?1323) die Herrschaft zu stabilisieren. Schließlich gelang es ihm 1291, die Restet des Gebiets von Cumiana zu erwerben, namlich das Gebiet der Marsaglie. 1294 uberließ er das Piemont seinem Neffen Filippo, dem altesten Sohn von Tommaso III. , mit dem die Linie der Savoia-Acaia einsetzte (1294?1369). Sie residierten in Pinerolo , wahrend ihnen die Burg von Cumiana haufig als Gefangnis diente. Giacomo d’Acaia, der Sohn Tommasos, versuchte sich von der Vorherrschaft der Hauptlinie unabhangig zu machen, schließlich zog Amadeus VI. von Savoyen 1356 gegen ihn in den Krieg, in dessen Verlauf auch die Cumiana-Burg 1359 erobert wurde. Giacomos Sohn Filippo II. nahm den Kampf auf, schließlich sogar gegen den Willen seines Vaters, unterlag jedoch. Cumiana wurde 1368 im Verlauf der Kampfe erneut belagert.

Schon vor dem Ende der Linie der Acaia im Jahr 1418 war Cumiana bereits im Besitz der Familie Canalis, die es fur 10.000 Goldflorin am 24. August 1366 von den Acaia erworben hatte. Die Canalis waren einflussreiche Notare und Rechtsberater am Hof der Acaia-Fursten in Pinerolo. Sie dominierte die Geschicke Cumianas bis zum Aussterben im Jahr 1801. Nun standen Auseinandersetzungen zwischen den neuen Herren und der aufkommenden Kommune im Vordergrund. Am 6. November 1429 wurde das sogenannte affrancamento unterzeichnet. Damit durfte die Kommune eigenstandig Abgaben auf wirtschaftliche Tatigkeiten erheben. Das von einer Pestwelle getroffene musste 1517 franzosische Truppen aufnehmen, erneut 1536.

Die Canalis fuhrten im 16. Jahrhundert den Anbau von Reis ein, doch zahllose Klagen der Bewohner, auch uber Krankheiten, fuhrten dazu, dass die herrschende Familie die entsprechenden Vorhaben 1630 aufgeben musste.

Derweil gelang es den Savoyarden im Frieden von Cateau-Cambresis (3. April 1559) ihr Territorium zu sichern. Wahrscheinlich wurde durch sie der Freitagsmarkt eingerichtet, der bis heute besteht. Auch minderten sie Abgaben und Steuern, so dass sich die Wirtschaft des Tales erholen konnte. Als sich jedoch Savoyen 1580 auf die Seite Spaniens im Kampf gegen Frankreich schlug, plunderten die franzosischen Truppen unter Herzog Lesdiguieres das flache Land. 1593 wurde die alte Burg Costa zerstort, 1598 wutete erneut die Pest, erneut 1630. Die Canalis mussten den Vertrag von 1429 neu aushandeln, so dass die Abgaben aufgehoben oder vermindert wurden. 1690 stand Savoyen erneut unter Vittorio Amedeo II. im Krieg mit Frankreich. Dazu wurden Straßen ausgebaut, aber auch Kirchen restauriert und neue erbaut.

Straße im Stadtzentrum

Am 21. Dezember 1798 empfing der republikanische Gemeinderat die franzosischen Truppen, 1802 wurde das Piemont zu Frankreich geschlagen. 1814 kehrten die Savoyarden auf den Thron zuruck, doch wurden die alten Feudalverhaltnisse nicht wiederhergestellt. Der Staat wurde modernisiert. So entstand 1801 ein Postamt, 1834 wurde das neue Hospital eroffnet, 1837 die Straße nach Pinerolo freigegeben, Mitte des Jahrhunderts die Straßen- und Bahnverbindung nach Piscina bzw. an die fertiggestellte Eisenbahnverbindung Turin-Pinerolo fertiggestellt. Die fuhrenden Gruppen im Tal waren nicht mehr die adligen Landbesitzer, sondern Handler, Anwalte und Notare, aber auch neue Gruppen von Landbesitzern. In Cumiana wurde nun Glas hergestellt, Kunsthandwerk kam auf, aber auch der Abbau bestimmter Gesteinsarten, wie am Montegrosso, gab der Okonomie eine neue Ausrichtung. Zugleich wanderten zunehmend Talbewohner in die neuen Industriezentren ab, aber auch nach Frankreich und Sudamerika.

Im Ersten Weltkrieg kampften etwa tausend Cumianesen, 99 von ihnen starben. Im Zweiten Weltkrieg kam es in den Talern des Piemont zu Partisanenkampfen. In Cumiana erschossen am 3. April 1944 Angehorige des SS-Karstwehr Bataillons unter dem Befehl von SS-Obersturmfuhrer Anton Renninger aus Erlangen 51 Manner, nachdem es zu einem Kampf auf der Piazza Vecchia gekommen war. [3] [4]

Nach dem Krieg kam es zu einem lokalen Aufschwung der Wirtschaft, wobei die Produktion von Gummi und Blechen, Harzen und Kunststoffen im Vordergrund stand. Diese Fabrikationen zogen zwar mehrere hundert Arbeiter an, doch die Talbewohner selbst wurden uberwiegend zu Pendlern. Zugleich wurden die abgelegeneren Orte sukzessive aufgegeben, wie alle Taler des Nordwestens. Seit den 1980er Jahren kam es zu einem begrenzten Aufschwung der lokalen Produktion, die wiederum den Tourismus forderte.

Gemeindepartnerschaften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Tochter und Sohne der Gemeinde [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Marco Comello: Jetzt sind wir an der Reihe ? Das Massaker von Cumiana und der Widerstand im Piemont unter deutscher Besatzung 1943?1944 . Verein zur Forderung alternativer Medien, Erlangen 2003, ISBN 3-00-011977-9 .
  • Sabine Bade, Wolfram Mikuteit, Partisanenpfade im Piemont. Orte und Wege des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso , Querwege Verlag, Konstanz 2012, ISBN 978-3-941585-05-8

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Cumiana  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevolkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica , Stand 31. Dezember 2022).
  2. Dies und das Folgende nach Cumiana: cenni storici ( Memento vom 8. Mai 2006 im Internet Archive ), Website der Kommune Cumiana, 8. Mai 2006. Zur Donazione vgl. Flavia Negro: La donazione dell'alamanno Teutcario dell'810 e le vicende patrimoniali e documentarie della Novalesa , in: Cumiana medievale (=Biblioteca Storica Subalpina, CCXXIII), Turin 2011, S. 7?69 (die Transkription der Urkunde findet sich auf S. 65). Die Urkunde befindet sich im Staatsarchiv Turin , Museo, doc. 4.
  3. Gedenken zum 70. Jahrestag des Massakers von Cumiana ( Memento des Originals vom 26. Juni 2015 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.erlangen.de , Website der Stadt Erlangen.
  4. Cumiana, 03.04.1944 (Torino - Piemonte). In: straginazifasciste.it. Abgerufen am 12. November 2019 (italienisch).