Crazy Horse
(
englisch
fur ?Besessenes“ oder ?Verrucktes Pferd“, eigentlich auf
Lakota
Tashunka Witko
bzw.
Lakota
T?a?uŋke Witko
[
tχa????k? wit?k?
], deutsch
‚Sein Pferd ist verruckt‘
, Aussprache: tchaschunke witko; * um 1839; †
5. September
1877
in
Fort Robinson
,
Nebraska
) war ein Anfuhrer der
Oglala
-
Indianer
, einer Abteilung der westlichen
Sioux
(Eigenbezeichnung
Lakota
).
Das genaue Geburtsdatum von Crazy Horse ist nicht bekannt. Der Hauptling
He Dog
, einer seiner engsten Freunde, sagte bei einem Interview am 7. Juli 1930: ?Ich und Crazy Horse wurden im selben Jahr geboren und in derselben Jahreszeit … Ich bin jetzt 92 Jahre alt.“ Demnach ware Crazy Horse um das Jahr 1838 geboren worden.
Encouraging Bear
, spiritueller Berater von Crazy Horse, berichtete, dass Crazy Horse ?in dem Jahr geboren wurde, in dem der Stamm, zu dem er gehorte, die
Oglala
, 100 Pferde gestohlen hat.“ Glaubt man den Winter-Zahlungsbildern, den
Winter counts
, die von
Cloud Shield
und
White Bull
gefertigt worden sind, dann handelt es sich dabei um das Jahr 1840.
Auch sein Geburtsort ist nicht eindeutig bestimmbar. Ein Artikel in der
New York Sun
vom 14. September 1877 uber den Tod von Crazy Horse benennt den
South Cheyenne River
als Geburtsort. Alle anderen Quellen nennen als Geburtsort in
South Dakota
entweder den
Rapid Creek
nahe dem heutigen
Rapid City
, oder
Bear Butte
bei
Sturgis
.
Sein Vater (* 1810) hieß ebenfalls
Crazy Horse
anderte aber den Namen in
Worm
, nachdem man begann, seinen Sohn ebenso zu nennen. Seine Mutter
Rattling Blanket Woman
(* 1814) war eine
Minneconjou
-Lakota. Sie soll sich erhangt haben, nachdem Crazy Horses Bruder bei einem Uberfall auf den Stamm der
Absarokee
getotet worden war. Sein Vater heiratete daraufhin zwei Schwestern des Brule-Lakota-
Hauptlings
Spotted Tail
. Aus dieser Heirat stammt sein Halbbruder
Little Hawk
, der bei einem Gefecht am
Platte River
im Jahre 1871 getotet wurde.
Bevor Crazy Horse seinen Namen erhielt, wurde er
Light Hair
oder
Curly Hair
gerufen. Wie bei den Lakota ublich, wechselte der Name mit zunehmendem Alter. Mit etwa zehn Jahren anderte sein Vater den Namen in
His Horse on Sight
(anderen Ubersetzungen zufolge auch:
Horse stands in Sight
,
His Horse looking
oder
His Horse partly showing
). Grund war, dass sein Sohn erfolgreich am
Wildpferde
fang in den
Sandhills
von
Nebraska
teilgenommen hatte. Mit 18 Jahren bekam er dann seinen endgultigen Namen nach einem tapferen Kampf mit den
Arapaho
.
Crazy Horse soll sich im Jahre 1854 im Lager der Brule-Teton in der Nahe von
Fort Laramie
aufgehalten haben, als dieses zum Schauplatz des sogenannten
Grattan-Massakers
wurde. Bei dieser Auseinandersetzung wurden der Sioux-Hauptling
Conquering Bear
, der unerfahrene Leutnant der US-Infanterie
John Lawrence Grattan
und 29 Soldaten getotet. Unmittelbar nach dem Grattan-Vorfall begab sich Crazy Horse in die Sandhills, wo er eine Vision hatte, die sein restliches Leben beeinflussen sollte. Die Vision besagte, dass er entgegen der Lakota-Sitte ohne Kriegsbemalung und Federschmuck, aber mit einer Staubschicht auf seiner Haut und seinem Kopf in den Krieg ziehen sollte, dann ware er unverwundbar. Nach drei Tagen kehrte er ins Lager zuruck. Sein Vater war nicht damit einverstanden, dass sein Sohn drei Tage verschwunden war, wahrend das ganze Lager um Conquering Bear trauerte. Als Crazy Horse erzahlte, dass er fort war, um eine Vision zu erhalten, wurde sein Vater noch wutender, weil man fur eine derart heilige Zeremonie gewisse Voraussetzungen vorab hatte erfullen mussen.
Im darauf folgenden Jahr 1855 soll Crazy Horse ebenfalls die Vergeltungsaktion des
US-Heeres
fur den Grattan-Vorfall beobachtet haben, als Oberst
William S. Harney
in der
Schlacht von Ash Hollow
am Bluewater Creek (
Nebraska
) ein Lager der Brule-Teton unter Hauptling
Little Thunder
vernichtete und zahlreiche Lakota toten oder verschleppen ließ.
Ende der 1850er und Anfang der 1860er Jahre wuchs das Ansehen von Crazy Horse als Krieger und sein Ruhm bei den Lakota immer mehr. Uber diese Zeit gibt es wenige schriftliche Quellen, da die Mehrzahl der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Prariestammen untereinander ausgetragen wurden.
Am 21. Dezember 1866 fuhrte Crazy Horse eine kombinierte Streitmacht von etwa 1000 Kriegern der Oglala,
Cheyenne
und Minneconjou gegen die US-Truppen aus
Fort Phil Kearny
. Bei dieser Attacke, dem so genannten
Fetterman-Gefecht
, lockten Crazy Horse und einige andere hervorragende Krieger eine Abteilung der US-Army unter Fuhrung von Captain William Fetterman in einen Hinterhalt. Fetterman hatte zuvor geprahlt, allein mit einer Kompanie seiner Manner
riding through the Sioux Nation
das Problem im Alleingang zu losen, wenn man ihn ließe. Crazy Horse hatte als Vorwand einen Holzfallertrupp aus dem Fort angegriffen, woraufhin der kommandierende Oberst Carrington Fetterman und seine Manner ausschickte, um die Holzfaller zu entsetzen, allerdings unter dem strikten Befehl, den Hohenrucken vor dem Fort nicht zu uberschreiten, da man sonst den Sichtkontakt verlore. Crazy Horse hatte einen klassischen Hinterhalt angelegt; als Fetterman und seine Manner durch den dicken Schnee uber den Hohenkamm stapften, sahen sie sich einer Ubermacht Oglala und Cheyenne gegenuber, die in Windeseile uber die uberraschten Soldaten herfielen. Keiner der Soldaten uberlebte das Gefecht. Dies war die bis dahin schlimmste Niederlage des US-Heeres in den ?
Great Plains
“.
Am 2. August 1867 erlitt Crazy Horse mit 500 Kriegern bei einem Uberfall auf eine Holzfallerkolonne in der Nahe des Forts eine empfindliche Niederlage, da die Soldaten des Begleitschutzes zum ersten Mal mit neuartigen
Springfield-Hinterladergewehren
ausgerustet waren. Dennoch trug der anhaltende
Guerillakrieg
der Indianer unter dem Oberkommando von
Red Cloud
dazu bei, dass die Weißen die Forts Reno, Phil Kearny und C. F. Smith im Jagdgebiet am Powder River aufgaben (
Vertrag von Fort Laramie 1868
). Im Jahre 1868 wurde Crazy Horse der Titel
Ogle Tanka Un
verliehen, was man als ?Hemdtrager“ ubersetzen kann.
Im Sommer 1870 heiratete Crazy Horse
Black Buffalo Woman
, die aber bereits die Ehefrau von
No Water
war. Es war bei den Lakota aber Sitte, dass eine Ehefrau sich jederzeit von ihrem Mann scheiden lassen konnte. Dies geschah einfach durch Auszug zu Verwandten oder zu einem neuen Ehemann. Ebenso galt das Entfernen der personlichen Gegenstande des Ehemanns aus dem Zelt als Scheidung. Vom Ehemann wurde erwartet, dass er dies respektierte, um das Zusammenleben des Stammes nicht zu belasten, auch wenn teilweise Entschadigungszahlungen geleistet wurden. No Water befand sich gerade nicht im Lager, als Crazy Horse und Black Buffalo Woman heirateten. Als No Water von der Verbindung erfuhr, suchte er die beiden zusammen mit einigen Kriegern. Als er sie gefunden hatte, schoss er Crazy Horse in den Kiefer. Einige Stammesalteste uberzeugten Crazy Horse und No Water allerdings davon, dass kein weiteres Blut vergossen werden sollte. Als Kompensation fur die Verletzung erhielt Crazy Horse drei Pferde von No Water. Crazy Horse musste aufgrund der Vorfalle seinen Titel ?Hemdtrager“ (Fuhrer) abgeben. Etwa zur gleichen Zeit wurde sein Halbbruder
Little Hawk
getotet. Irgendwann im Jahre 1871 heiratete Crazy Horse seine zweite Frau
Black Shawl
.
Am 14. August 1872 uberfiel er zusammen mit
Sitting Bull
Truppen, die Eisenbahnarbeiter der
Northern Pacific Railroad
eskortierten. Bei diesem Gefecht, das als ?
Gefecht am Arrow Creek
“ bekannt wurde, gab es nur minimale Verluste auf beiden Seiten.
Im Jahr 1875 bemuhte sich eine Regierungskommission vergeblich, den Lakota die
Black Hills
(eine Art Mittelgebirge, welches den Prarieindianern heilig ist) abzukaufen, da dort kurz zuvor reiche Goldvorkommen entdeckt wurden. Zur endgultigen Brechung des Widerstandes veranlasste die US-Regierung im nachsten Jahr ausgedehnte Feldzuge des Heeres gegen die letzten freien Stammesverbande, die sich um Crazy Horse und
Sitting Bull
scharten.
Am 17. Juni 1876 fuhrte Crazy Horse mit etwa 1500 Lakota- und Cheyennekriegern einen Uberraschungsangriff auf etwa 1000 Kavalleristen und Infanteristen unter Brigadegeneral
George Crook
. Auf Seiten des US-Heeres waren auch 300
Shoshonen
und Crow-Krieger beteiligt. Diese
Schlacht am Rosebud Creek
war fur die US-Soldaten zwar nicht sehr verlustreich, hinderte aber Crook daran, sich mit dem
7. US-Kavallerie-Regiment
unter
George A. Custer
zu vereinigen, ein Umstand, der spater zu der Niederlage des Regiments in der
Schlacht am Little Bighorn
maßgeblich beitragen sollte.
Am 25. Juni 1876, gegen 15 Uhr, uberfiel Custers 7. Kavallerie-Regiment ohne vorherige Aufklarung das Sommerlager der Lakota und Cheyenne am Little Bighorn River. Crazy Horse schlug den ersten Angriff, der von Major Marcus Reno im Suden gefuhrt wurde, rasch zuruck. Als sich Renos Abteilung deswegen unter großen Verlusten zuruckziehen musste, konnten Crazy Horses Krieger, Custers Bataillon nachsetzen, es schließlich auf einem Hugel (?Custers last Stand“) einkesseln und bis zum letzten Mann niedermachen. Wahrend Crazy Horse von Norden und Westen angriff, attackierten Hunkpapa-Krieger unter der Fuhrung von Hauptling
Gall
die Soldaten von Suden und Osten.
In den folgenden Monaten verfolgte das US-Heer in einem gnadenlosen, auch uber den Winter gefuhrten Feldzug die letzten freien Sioux- und Cheyenne-Abteilungen, was zu Flucht, verheerenden Niederlagen und Kapitulationen der Indianer fuhrte, nicht zuletzt auch wegen der rasch schwindenden Bisonherden, ihrer Lebensgrundlage.
Am 8. Januar 1877 kampften die Krieger in ihrem letzten großen Gefecht, dem
Gefecht am Wolf Mountain
in
Montana
gegen die US-Kavallerie.
Am 8. Mai 1877 ergab sich Crazy Horse Einheiten des US-Heeres in
Fort Robinson
in
Nebraska
. Er hatte eingesehen, dass sein Volk durch Kalte und Hunger geschwacht war und nicht mehr weiterkampfen konnte.
In der Folgezeit arrangierte sich Crazy Horse zwangslaufig zunachst mit dem Heer. Am 15. Mai 1877 wurde er zum Unteroffizier der
US-Indianerscouts
ernannt. Er nahm sich die Franco-Indianerin Nellie Larabee als dritte Frau. Die Heeres-Fuhrung forderte ihn auf, nach Washington D.C. zu fahren, um den neugewahlten Prasidenten
Rutherford B. Hayes
zu treffen. Crazy Horse war zunachst dazu bereit, allerdings unter der Bedingung, dass seine Stammesgruppe ein Reservat im Norden erhalt. Die Verhandlungen gestalteten sich aber sehr schwierig, bis Crazy Horse vom Plan einer Washington-Reise endgultig Abstand nahm.
Die Zeitzeugen sprachen davon, dass die Aufmerksamkeit, die Crazy Horse vom US-Heer, aber auch von den schon langer im Reservat lebenden Stammesangehorigen zuteilwurde, den Neid anderer Hauptlinge wie
Red Cloud
und
Spotted Tail
geweckt hatte. Diese hatten sich bekanntlich schon lange vor ihm im Reservat niedergelassen und mit den Weißen arrangiert. Neid durfte jedoch nicht der ausschlaggebende Grund fur die Spannungen zwischen den fuhrenden Lakota gewesen sein, sondern eine tiefe Entfremdung zwischen den Realpolitikern Red Cloud und Spotted Tail und dem Kriegshauptling Crazy Horse, der die gewaltigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwalzungen auf dem gesamten Territorium der USA unterschatzte. Die wachsenden Zwistigkeiten außerten sich in Geruchten, dass sich Crazy Horse seinem alten Kriegerleben wieder zuwenden wolle.
Im August 1877 wurde in Fort Robinson bekannt, dass die
Nez Perce
unter ?
Chief Joseph
“ aus ihrem Reservat in
Idaho
ausgebrochen und nach Norden durch
Montana
Richtung
Kanada
geflohen waren. General Crook plante, ihnen eine starke Truppe von Lakota-Kriegern nachzuschicken, um sie aufzuhalten. Crazy Horse sollte die Truppe fuhren. Crazy Horse stimmte dem Plan zunachst zu, aber nur unter der Bedingung, dann im Norden auf die Jagd gehen zu konnen. Angeblich versprach er, dass er kampfen wurde, ?bis alle Nez Perce getotet“ waren. Der Dolmetscher Frank Grouart ubersetzte dies allerdings damit, dass Crazy Horse ?nach Norden gehen werde und kampfen werde, bis kein weißer Mann mehr ubrig ware“. Im Laufe der Verhandlungen kam es zu derart vielen Missverstandnissen ? nicht zuletzt durch die falschen Ubersetzungen ?, dass Crazy Horse endlich jede Zusammenarbeit mit dem US-Heer ablehnte. Er sagte am Ende der Gesprache ausdrucklich, dass er versprochen hatte, keinen Krieg mehr zu fuhren, als er sich ergeben hatte. Der angebliche Ausspruch vom Toten aller Weißen wurde jedoch General
Philip Sheridan
hinterbracht, der Crook mit der Aufklarung und endgultigen Erledigung der Sache betraute. Bei einer der darauf folgenden Besprechungen außerten Stammesgenossen des Hauptlings, dass man ihn wohl letzten Endes toten musse. Einer der Army-Offiziere setzte sogar einen Preis auf seinen Kopf aus.
Einige Lakota schurten den Argwohn der Army gegen Crazy Horse dadurch, dass sie Crook erzahlten, Crazy Horse wolle ihn bei dem bevorstehenden Treffen toten. Spatestens nun entschied sich die Heeres-Fuhrung, den Hauptling zu internieren. Crazy Horse erfuhr von der Verschworung durch Freunde und brachte daraufhin seine kranke Frau zu ihren Eltern. Dies fuhrte dazu, dass seine Feinde das Gerucht in Umlauf brachten, dass er aus
Fort Robinson
geflohen sei.
Crazy Horse wandte sich an den Brule-Indianeragenten Lieutenant
Jesse Lee
. Dieser riet ihm, nach Fort Robinson zuruckzukehren und die Angelegenheit aufzuklaren. Diesen Rat befolgte er und kehrte am 5. September 1877 nach Fort Robinson zuruck. Dort versuchten die Wachen und Crazy Horse feindlich gesinnte Lakota wie
Little Big Man
(auch ?Charging Bear“ genannt), ihn festzunehmen. Doch Crazy Horse wehrte sich und floh aus dem Wachhaus. Auf dem Vorplatz hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, viele davon Feinde des Hauptlings. Im Handgemenge mit Little Big Man und anderen wurde Crazy Horse von dem Soldaten
William Gentiles
mit einem
Bajonett
in die Lunge und in die linke Niere gestochen. In der Nacht starb der Hauptling trotz sofortiger Hilfe durch den Arzt
Valentine McGillycuddy
. Der Vater von Crazy Horse und der Hauptling Touch the Clouds waren ebenfalls zugegen. Die Gebeine des Toten wurden von seinen Eltern an einem geheim gehaltenen Platz in der Nahe des
Wounded Knee
begraben.
[1]
Jedes Jahr am 6. September treffen sich Oglala-Dakota am Ort seines Todes. Der offizielle Todestag wird allerdings mit dem 5. September angegeben, da McGillycuddy angegeben hatte, dass er vor Mitternacht gestorben sei.
John Gregory Bourke
, der an den Indianerkriegen teilgenommen hatte, schrieb in seinen Memoiren ?An der Grenze mit Crook“, dass er den Krieger Little Big Man befragt habe, der Crazy Horse’ Tod miterlebt hatte und selber dabei verwundet wurde. Dieser habe ihm ein Jahr nach dem Vorfall gesagt, dass Crazy Horse von den Wachen zum Wachhaus eskortiert wurde, als er plotzlich zwei Messer, eins in jeder Hand, unter seiner Decke hervorgezogen habe. Ein Messer sei aus der Spitze eines Armeebajonetts gefertigt gewesen. Little Big Man habe direkt hinter Crazy Horse gestanden und wollte verhindern, dass die Soldaten einen Grund hatten ihn zu toten. Deswegen fasste er die beiden Arme von Crazy Horse an den Ellbogen und zog sie hoch und nach hinten. Crazy Horse wehrte sich heftig und Little Big Man konnte einen Arm nicht festhalten. Durch den Schwung dieses Arms habe sich Crazy Horse selber daraufhin in den Rucken gestochen.
Als Bourke ihn daraufhin fragte, ob die Soldaten mit ihren Bajonetten auf Crazy Horse eingestochen hatten, erklarte Little Big Man, dass dies zwar der Fall gewesen sei, aber niemand habe Crazy Horse getroffen. Einer habe dabei sogar sein Bajonett in das Holz des Wachhauses gestoßen. Dieses Loch sei auch noch zum Zeitpunkt der Befragung von Little Big Man im Wachhaus zu sehen gewesen. Little Big Man erzahlte, dass in den Stunden nach dem Vorfall der Lagerkommandant vorschlug, die Version zu verbreiten, dass die Wache fur den Tod Crazy Horse’ verantwortlich sei. Dies hatte wahrscheinlich Unruhen zwischen den einzelnen Stammen verhindern sollen.
Bourke uberprufte die Angaben von Little Big Man und untersuchte die Tur des Wachhauses in Fort Robinson, wo er dann auch ein tiefes Loch vorfand, das nur von einem Bajonett geschlagen worden sein konnte. Der Aussage wurde lange geglaubt, weil Little Big Man angeblich der einzige indianische Zeuge des Vorfalls war und weil Crazy Horse gegenuber dem Lagerkommandanten jeden anderen von Schuld an seinem Tod freigesprochen hatte ? sein Tod sei seine eigene Schuld gewesen.
Allerdings ist bei dieser Version nicht beachtet worden, dass Little Big Man keineswegs der einzige anwesende Indianer war ? Crazy Horse wurde vor Hunderten Lakota niedergestochen. Vor allem aber war Little Big Man zu dieser Zeit einer der erbittertsten Feinde des Hauptlings. Er zahlte zu den Lakota, die ihn festsetzen oder sogar toten wollten. Auch der Schilderung des Lagerkommandanten uber die angeblich letzten Worte des Sterbenden ist entschieden zu misstrauen, da sie ihn allzu deutlich exkulpieren sollte ? ganz abgesehen davon, dass Crazy Horse genauso wenig Englisch sprach wie der Kommandant Lakota.
Letzten Endes war der Tod des Kriegshauptlings eine Folge der Kontroversen innerhalb des Stammes uber die zukunftige Politik im Umgang mit der US-Regierung und der extrem indianerfeindlichen Haltung der verantwortlichen Generale, die sich die Stimmung gegen den Hauptling zunutze machten. Crazy Horse, der sich zuvor immer nur als Kriegshauptling und nie als Politiker betrachtet und betatigt hatte, war im Laufe der Auseinandersetzungen um das erhoffte Reservat im Norden immer mehr isoliert worden und konnte am Ende nur noch auf die Unterstutzung einiger weniger Familien zahlen. Nur kurze Zeit nach seinem Tod jedoch verließen viele seiner fruheren Anhanger heimlich die Agentur und zogen uber die kanadische Grenze, wo Sitting Bull immer noch eine freie Gruppe Lakota fuhrte. Die Reservation Red Clouds und Spotted Tails wurde bald darauf aufgelost. Die Reservatsindianer mussten trotz des Widerstands Red Clouds ein weiteres Mal umziehen, diesmal an den
Missouri
.
An Crazy Horse erinnert heute ein
monumentales
Denkmal, das
Crazy Horse Memorial
, das derzeit in South Dakota in einen Berg gehauen wird, ahnlich dem
Mount Rushmore National Memorial
. Korczak Ziolkowski begann die Skulptur im Jahre 1948, seine Frau und sieben seiner zehn Kinder fuhren das Vorhaben fort. Nach ihrer Fertigstellung soll sie 195 m hoch und 172 m breit sein.
Viele Indianer stehen dem Projekt kritisch gegenuber. Sie beklagen vor allem die Entweihung ihrer heiligen Black Hills.
Es wird viel daruber diskutiert, ob das einzige
Foto
, das Crazy Horse zeigen soll, wirklich ihn abbildet. Der Chirurg Valentine McGillycuddy, der ihn personlich kannte, bezweifelte, dass uberhaupt ein Foto existiert, da er nicht abgebildet werden wollte. Moglicherweise handelt es sich hierbei um Crazy Horses Bruder, der ihm stark ahnelte und sich auch hatte fotografieren lassen.
Andere Zeitgenossen wie Bourke, die Crazy Horse personlich gekannt hatten, berichteten von einer großen Narbe im Gesicht, entstanden durch einen Schuss von No Water im Streit um seine Frau und auf dem Foto nicht zu sehen.
- Mari Sandoz:
Crazy Horse, the Strange Man of the Oglalas, a biography.
1942,
ISBN 0-8032-9211-2
Deutschsprachige Ausgabe: Mari Sandoz:
Feuerross. Die abenteuerliche Lebensgeschichte des Indianerhauptlings
Crazy Horse
.
Schweizer Druck- und Verlagshaus, Zurich 1963
- Stephen E. Ambrose:
Crazy Horse and Custer. The epic clash of two great warriors at the Little Bighorn.
1975
- Robert Clark:
The Killing of Chief Crazy Horse. Three Eyewitness Views by the Indian, Chief He Dog the Indian White, William Garnett the White Doctor, Valentine McGillycuddy.
1988,
ISBN 0-8032-6330-9
- Russel Freedman:
The Life and Death of Crazy Horse
. Drawings by Amos Bad Heart Bull, Holiday House, New York 1996
- Debating Crazy Horse. Is this the Famous Oglala
. In:
Whispering Wind magazine.
Band 34, Nr. 3, 2004 (A discussion on the improbability of the Garryowen photo being that of Crazy Horse (the same photo shown here). The clothing, the studio setting all date the photo 1890?1910.)
- Joseph M. Marshall III:
The Journey of Crazy Horse. A Lakota History.
2004
- Larry McMurtry:
Crazy Horse.
Ubersetzt von Michael Mundhenk. Claassen Verlag, Berlin 2005,
ISBN 3-546-00377-2
- Kingsley M. Bray:
Crazy Horse: A Lakota Life
. University of Oklahoma Press, Norman 2006
- The Authorized Biography of Crazy Horse and His Family.
Part One:
Creation, Spirituality and the Family Tree.
William Matson and Mark Frethem Producers. Surviving Crazy Horse family gives detailed account of their lineage. Taken from over 100 hours of video taped Crazy Horse family oral history and footage of his battle, spiritual, and domestic camp sites and put on DVD. www.reelcontact.com 99 minutes 2006
- William B. Matson:
Crazy Horse ? Das Leben & Vermachtnis eines Lakotakriegers ? Die Edward Clown Familie
, 2017,
ISBN 978-3-941485-52-5
, 511 Seiten,
Traumfanger Verlag
, Hohenthann, 2017
- Elmar Engel
:
Crazy Horse: Hauptling der Oglala-Sioux
, Lamuv-Verlag, Gottingen 1998,
ISBN 3-88977-525-X
.
- ↑
https://www.indianer.de/indisite/wounded.htm