Contra (Organisation)

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Contra ist eine im spanischen Sprachraum verwendete Kurzform fur Konterrevolutionar . Insbesondere wird die Bezeichnung Contras fur eine ganze Reihe von Guerilla -Gruppierungen verwendet, die ab 1981 die sozialistische sandinistische Regierung Nicaraguas im so genannten Contra-Krieg bekampften.

Frente Sur Contras 1987

Organisation [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Mitglieder rekrutierten sich vorwiegend aus ehemaligen Angehorigen der Nationalgarde des lange von den USA unterstutzten, im Jahr 1979 von den Sandinisten gesturzten Diktators Somoza . Sie stutzten sich vor allem auf Hilfe der CIA , sowie den Ruckhalt in Teilen der indigenen Bevolkerung, z. B. den Miskito . Ausgangsbasis fur ihre Operationen war hauptsachlich das Nachbarland Honduras . Die Angriffe zielten in erster Linie auf die offentliche Infrastruktur wie Krankenhauser und landwirtschaftliche Kooperativen, um Aufbauprogramme der Regierung scheitern zu lassen. Dabei kam es zu etlichen direkten Ubergriffen auf die dort angetroffene Zivilbevolkerung. Der Krieg forderte ca. 60.000 Menschenleben. [1]

Nachdem der US-Kongress durch das sogenannte Boland-Amendment jegliche US-Hilfe fur die Contras verboten hatte ? unter anderem motiviert durch Berichte uber deren gravierende Menschenrechtsverletzungen an Zivilisten ? finanzierten die Contras ihren Guerillakrieg mit Geldern aus geheimen, illegalen Waffenverkaufen der USA an den Iran sowie durch Schmuggel von Kokain in die USA mit Wissen der CIA. Dies wurde einer breiten Offentlichkeit erstmals 1996 durch die Artikelserie Dark Alliance des US-Journalisten Gary Webb bekannt. Eine Untersuchungskommission unter Senator John Kerry war bereits 1986 zu den gleichen Schlussen gelangt. [2] Zwei CIA-interne Untersuchungen bestatigten die Vorwurfe 1998.

Contra-Organisationen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • MILPAS ( Milicias Populares Anti-Sandinistas , vorher Anti-Somozistas )
  • Legion del 15 septiembre (Legion des 15. September; benannt nach dem nicaraguanischen Unabhangigkeitstag). Soweit bekannt, bestand sie nur aus ehemaligen Mitgliedern der Guardia Nacional de Nicaragua .
  • Fuerza Democratica Nicaraguense (FDN), großte Contragruppe unter Fuhrung von ehemaligen Mitgliedern der Nationalgarde.
  • MISURA ( Miskito , Rama , Sumos ), Widerstandsbewegung an der Miskitokuste siedelnder indigener Volker.
  • Alianza Revolucionaria Democratica (ARDE), sandinistische Abspaltung unter Fuhrung von Eden Pastora Gomez .

Contrafuhrer ( Comandantes ) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Enrique Bermudez alias Comandante 3-80 , Ex- Oberst (Coronel) der Guardia Nacional de Nicaragua .
  • Ricardo Lau Castillo ( El Chino Lau ), Ex-Oberst der Nationalgarde.
  • Eden Pastora Gomez alias Comandante Cero , ehemaliger Revolutionar und Kommandeur der Milicias Populares Sandinistas (MPS).
  • Steadman Fagoth Muller (auch Muller), MISURA-Fuhrer.
  • Pedro Pablo Ortiz Centeno alias El Suicida , Ex- Sergeant der Nationalgarde.
  • Israel Galeano Cornejo alias Franklin (auch Franklyn ), ehemaliger Teilnehmer der nicaraguanischen Revolution.
  • Walter Saul Calderon Lopez ? alias Tono , Ex-Leutnant der Nationalgarde.
  • Luis Alfonso Moreno Payan alias MIKE LIMA , Ex- Leutnant der Nationalgarde.
  • Encarnacion Valdivia Chavarria alias Tigrillo , Ex-Sandinist und fruherer Kommandeur der MILPAS ( Milicias Populares Anti-Sandinistas , ursprunglich Milicias Populares Anti-Somozistas ).
  • Diogenes Hernandez Membreno alias Fernando , ehemaliger evangelischer Pastor .
  • Luis Adan Fley Gonzalez alias Jhonson , Ex-Sandinist.
  • Tirso Ramon Moreno Aguilar alias Rigoberto , fruheres Mitglied der MILPAS.

Vorgeworfene Menschenrechtsverletzungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Menschenrechtsorganisation Americas Watch, die spater Teil von Human Rights Watch wurde, warf den Contras die systematische Verletzung elementarster Rechte vor. [3] [4] Im Wesentlichen:

  • Durchfuhrung von Anschlagen auf medizinische Einrichtungen und deren Personal [5]
  • Entfuhrung von Zivilisten [6]
  • Ermordung von Zivilisten [7]
  • Folter von Zivilisten, einschließlich Kindern [8]
  • Vergewaltigung von Frauen [5]
  • Wahllose Anschlage auf Zivilisten und zivile Wohnobjekte [7]
  • Diebstahl von Privatbesitz [5]
  • Niederbrennen von zivilen Wohnobjekten in eroberten Stadten. [5]

Human Rights Watch veroffentlichte einen Bericht uber die Situation im Jahre 1989, der aussagte: ?[The] contras were major and systematic violators of the most basic standards of the laws of armed conflict, including by launching indiscriminate attacks on civilians, selectively murdering non-combatants, and mistreating prisoners.“ (Deutsch: ?Die Contras haben systematisch die grundlegendsten Regeln der Kriegsfuhrung verletzt, einschließlich der Durchfuhrung wahlloser Anschlage auf Zivilisten, Ermordung ausgewahlter Zivilisten und Misshandlung von Gefangenen.“)

Die Organisation Progressio , eine katholische Menschenrechtsbewegung, die der Befreiungstheologie nahestand, fasste die Aktivitaten der Contras 1987 folgendermaßen zusammen: ?The record of the contras in the field, as opposed to their official professions of democratic faith, is one of consistent and bloody abuse of human rights, of murder, torture, mutilation, rape, arson, destruction and kidnapping.“ [9] (Deutsch: ?Die Vorgehensweise der Contras war ? im Gegensatz zum eigenen selbsterklarten demokratischen Grundverstandnis ? eine durchgehende blutige Missachtung der Menschenrechte, einschließlich Mord , Folter , Verstummelung , Vergewaltigung , Brandstiftung , Zerstorung und Entfuhrung .“)

Deutsche Opfer [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gedenktafel fur Berndt Koberstein in Freiburg

Am 30. April 1983 wurde der 37-jahrige Arzt Albrecht ?Tonio“ Pflaum aus Freiburg im nicaraguanischen Wiwili von Contras ermordet. Am selben Ort toteten Contras drei Jahre spater ? am 28. Juli 1986 ? den 29-jahrigen Berndt Koberstein , der ebenfalls aus Freiburg stammte. Beide waren im Rahmen von Hilfsprojekten vor Ort. [10]

Schweizer Opfer [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Es gibt zwei bekannte Entwicklungshelfer, die Opfer der Contras wurden. Der erste Ermordete war der 29-jahrige Maurice Demierre , der am 16. Februar 1986 in einem Hinterhalt in der Nahe von Somotillo ermordet wurde, als er mehrere Frauen und Kinder nach Hause fahren sollte. Das zweite Mordopfer wurde am 28. Juli 1986 Yvan Leyvraz , der in seinem Pickup zwischen Wiwili und La Zompopera aus einem Hinterhalt von einer reaktiven Panzerbuchse getroffen wurde.

Zitate [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

?On the basis of the evidence, it is clear that individuals who provided support for the Contras were involved in drug trafficking, the supply network of the Contras was used by drug trafficking organizations, and elements of the Contras themselves knowingly received financial and material assistance from drug traffickers. In each case, one or another agency of the U.S. government had information regarding the involvement either while it was occurring, or immediately thereafter.“

? John Kerry als Vorsitzender der Untersuchungskommission zum Drogenschmuggel der Contras in die USA [2]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Klaas Voß : Washingtons Soldner. Verdeckte US-Interventionen im Kalten Krieg und ihre Folgen , Hamburg (Hamburger Edition) 2014. ISBN 978-3-86854-274-5
  • Timothy C. Brown: The real Contra War. Highlander peasant resistance in Nicaragua. Norman, Okla. (University of Oklahoma Press) 2001, ISBN 0-8061-3252-3 .
  • Dirk Kruijt: Guerrillas. War and Peace in Central America. Zed books, London/New York 2008, ISBN 978-1-84277-738-1 .
  • Dietmar Schonherr : Reagan's Freiheitskampfer. Terroristen im US-Sold. Dokumente, Bilder, Berichte , Wuppertal (Edition Nuevo Hombre) 1985, ISBN 3-88943-100-3 .
  • Francisco Jose Barbosa Miranda: Historia militar de Nicaragua. Antes del siglo XVI al XXI , 2. Aufl. Managua (Hispamer) 2010. ISBN 978-99924-79-46-9
  • Wilhelm Kempf (Hg.): Medienkrieg oder ?Der Fall Nicaragua“. Politisch-psychologische Analysen uber US-Propaganda und psychologische Kriegsfuhrung , Hamburg u. a. (Argument-Verlag) 1990. ISBN 3-88619-616-X

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Universitat Hamburg: Nicaragua ? Contra-Krieg ( Memento vom 5. November 2013 im Internet Archive )
  2. a b Robert Parry : How John Kerry exposed the Contra-cocaine scandal Salon.com, 25. Oktober 2004
  3. Nicaragua. Human Rights Watch, 1989, abgerufen am 17. August 2011 .
  4. The Americas Watch Committee: Human Rights in Nicaragua 1986 , Americas Watch, Februar 1987  
  5. a b c d Human Rights in Nicaragua 1986, Seite 21
  6. Human Rights in Nicaragua 1986, Seiten 19, 21
  7. a b Human Rights in Nicaragua 1986, Seite 19
  8. Human Rights in Nicaragua 1986, Seite 24
  9. The Catholic Institute for International Relations: Right to Survive: Human Rights in Nicaragua , The Catholic Institute for International Relations  
  10. Archivlink ( Memento vom 28. Marz 2014 im Internet Archive )