Contra
ist eine im
spanischen Sprachraum
verwendete Kurzform fur
Konterrevolutionar
. Insbesondere wird die Bezeichnung
Contras
fur eine ganze Reihe von
Guerilla
-Gruppierungen verwendet, die ab 1981 die
sozialistische
sandinistische
Regierung
Nicaraguas
im so genannten
Contra-Krieg
bekampften.
Die Mitglieder rekrutierten sich vorwiegend aus ehemaligen Angehorigen der
Nationalgarde
des lange von den USA unterstutzten, im Jahr 1979 von den Sandinisten gesturzten Diktators
Somoza
. Sie stutzten sich vor allem auf Hilfe der
CIA
, sowie den Ruckhalt in Teilen der
indigenen
Bevolkerung, z. B. den
Miskito
. Ausgangsbasis fur ihre
Operationen
war hauptsachlich das Nachbarland
Honduras
. Die Angriffe zielten in erster Linie auf die offentliche Infrastruktur wie Krankenhauser und landwirtschaftliche Kooperativen, um Aufbauprogramme der Regierung scheitern zu lassen. Dabei kam es zu etlichen direkten Ubergriffen auf die dort angetroffene Zivilbevolkerung. Der Krieg forderte ca. 60.000 Menschenleben.
[1]
Nachdem der US-Kongress durch das sogenannte
Boland-Amendment
jegliche US-Hilfe fur die Contras verboten hatte ? unter anderem motiviert durch Berichte uber deren gravierende Menschenrechtsverletzungen an Zivilisten ? finanzierten die Contras ihren Guerillakrieg mit Geldern aus
geheimen, illegalen Waffenverkaufen der USA an den Iran
sowie durch Schmuggel von
Kokain
in die USA mit Wissen der CIA. Dies wurde einer breiten Offentlichkeit erstmals 1996 durch die Artikelserie
Dark Alliance
des US-Journalisten
Gary Webb
bekannt. Eine
Untersuchungskommission
unter Senator
John Kerry
war bereits 1986 zu den gleichen Schlussen gelangt.
[2]
Zwei CIA-interne Untersuchungen bestatigten die Vorwurfe 1998.
- MILPAS (
Milicias Populares Anti-Sandinistas
, vorher
Anti-Somozistas
)
- Legion del 15 septiembre
(Legion des 15. September; benannt nach dem nicaraguanischen Unabhangigkeitstag). Soweit bekannt, bestand sie nur aus ehemaligen Mitgliedern der
Guardia Nacional de Nicaragua
.
- Fuerza Democratica Nicaraguense (FDN), großte Contragruppe unter Fuhrung von ehemaligen Mitgliedern der Nationalgarde.
- MISURA (
Miskito
,
Rama
,
Sumos
), Widerstandsbewegung an der
Miskitokuste
siedelnder indigener Volker.
- Alianza Revolucionaria Democratica (ARDE), sandinistische Abspaltung unter Fuhrung von
Eden Pastora Gomez
.
- Enrique Bermudez
alias
Comandante 3-80
, Ex-
Oberst
(Coronel) der
Guardia Nacional de Nicaragua
.
- Ricardo Lau Castillo (
El Chino Lau
), Ex-Oberst der Nationalgarde.
- Eden Pastora Gomez
alias
Comandante Cero
, ehemaliger Revolutionar und
Kommandeur
der
Milicias Populares Sandinistas
(MPS).
- Steadman Fagoth Muller (auch Muller), MISURA-Fuhrer.
- Pedro Pablo Ortiz Centeno
alias
El Suicida
, Ex-
Sergeant
der Nationalgarde.
- Israel Galeano Cornejo alias
Franklin
(auch
Franklyn
), ehemaliger Teilnehmer der nicaraguanischen Revolution.
- Walter Saul Calderon Lopez ? alias
Tono
, Ex-Leutnant der Nationalgarde.
- Luis Alfonso Moreno Payan alias
MIKE LIMA
, Ex-
Leutnant
der Nationalgarde.
- Encarnacion Valdivia Chavarria alias
Tigrillo
, Ex-Sandinist und fruherer Kommandeur der MILPAS (
Milicias Populares Anti-Sandinistas
, ursprunglich
Milicias Populares Anti-Somozistas
).
- Diogenes Hernandez Membreno alias
Fernando
, ehemaliger evangelischer
Pastor
.
- Luis Adan Fley Gonzalez alias
Jhonson
, Ex-Sandinist.
- Tirso Ramon Moreno Aguilar alias
Rigoberto
, fruheres Mitglied der MILPAS.
Die Menschenrechtsorganisation Americas Watch, die spater Teil von
Human Rights Watch
wurde, warf den Contras die systematische Verletzung elementarster Rechte vor.
[3]
[4]
Im Wesentlichen:
- Durchfuhrung von Anschlagen auf medizinische Einrichtungen und deren Personal
[5]
- Entfuhrung
von Zivilisten
[6]
- Ermordung von Zivilisten
[7]
- Folter
von Zivilisten, einschließlich Kindern
[8]
- Vergewaltigung
von Frauen
[5]
- Wahllose Anschlage auf Zivilisten und zivile Wohnobjekte
[7]
- Diebstahl
von Privatbesitz
[5]
- Niederbrennen von zivilen Wohnobjekten in eroberten Stadten.
[5]
Human Rights Watch veroffentlichte einen Bericht uber die Situation im Jahre 1989, der aussagte: ?[The] contras were major and systematic violators of the most basic standards of the laws of armed conflict, including by launching indiscriminate attacks on civilians, selectively murdering non-combatants, and mistreating prisoners.“ (Deutsch: ?Die Contras haben systematisch die grundlegendsten Regeln der Kriegsfuhrung verletzt, einschließlich der Durchfuhrung wahlloser Anschlage auf Zivilisten, Ermordung ausgewahlter Zivilisten und Misshandlung von Gefangenen.“)
Die Organisation
Progressio
, eine katholische Menschenrechtsbewegung, die der
Befreiungstheologie
nahestand, fasste die Aktivitaten der Contras 1987 folgendermaßen zusammen: ?The record of the contras in the field, as opposed to their official professions of democratic faith, is one of consistent and bloody abuse of human rights, of murder, torture, mutilation, rape, arson, destruction and kidnapping.“
[9]
(Deutsch: ?Die Vorgehensweise der Contras war ? im Gegensatz zum eigenen selbsterklarten demokratischen Grundverstandnis ? eine durchgehende blutige Missachtung der Menschenrechte, einschließlich
Mord
,
Folter
,
Verstummelung
,
Vergewaltigung
,
Brandstiftung
,
Zerstorung
und
Entfuhrung
.“)
Am 30. April 1983 wurde der 37-jahrige Arzt
Albrecht ?Tonio“ Pflaum
aus
Freiburg
im nicaraguanischen
Wiwili
von Contras ermordet. Am selben Ort toteten Contras drei Jahre spater ? am 28. Juli 1986 ? den 29-jahrigen
Berndt Koberstein
, der ebenfalls aus Freiburg stammte. Beide waren im Rahmen von Hilfsprojekten vor Ort.
[10]
Es gibt zwei bekannte Entwicklungshelfer, die Opfer der Contras wurden. Der erste Ermordete war der 29-jahrige
Maurice Demierre
, der am 16. Februar 1986 in einem Hinterhalt in der Nahe von
Somotillo
ermordet wurde, als er mehrere Frauen und Kinder nach Hause fahren sollte. Das zweite Mordopfer wurde am 28. Juli 1986
Yvan Leyvraz
, der in seinem Pickup zwischen
Wiwili
und
La Zompopera
aus einem Hinterhalt von einer reaktiven Panzerbuchse getroffen wurde.
?On the basis of the evidence, it is clear that individuals who provided support for the Contras were involved in drug trafficking, the supply network of the Contras was used by drug trafficking organizations, and elements of the Contras themselves knowingly received financial and material assistance from drug traffickers. In each case, one or another agency of the U.S. government had information regarding the involvement either while it was occurring, or immediately thereafter.“
?
John Kerry als Vorsitzender der Untersuchungskommission zum Drogenschmuggel der Contras in die USA
[2]
- Klaas Voß
:
Washingtons Soldner. Verdeckte US-Interventionen im Kalten Krieg und ihre Folgen
, Hamburg (Hamburger Edition) 2014.
ISBN 978-3-86854-274-5
- Timothy C. Brown:
The real Contra War. Highlander peasant resistance in Nicaragua.
Norman, Okla. (University of Oklahoma Press) 2001,
ISBN 0-8061-3252-3
.
- Dirk Kruijt:
Guerrillas. War and Peace in Central America.
Zed books, London/New York 2008,
ISBN 978-1-84277-738-1
.
- Dietmar Schonherr
:
Reagan's Freiheitskampfer. Terroristen im US-Sold. Dokumente, Bilder, Berichte
, Wuppertal (Edition Nuevo Hombre) 1985,
ISBN 3-88943-100-3
.
- Francisco Jose Barbosa Miranda:
Historia militar de Nicaragua. Antes del siglo XVI al XXI
, 2. Aufl. Managua (Hispamer) 2010.
ISBN 978-99924-79-46-9
- Wilhelm Kempf (Hg.):
Medienkrieg oder ?Der Fall Nicaragua“. Politisch-psychologische Analysen uber US-Propaganda und psychologische Kriegsfuhrung
, Hamburg u. a. (Argument-Verlag) 1990.
ISBN 3-88619-616-X
- ↑
Universitat Hamburg:
Nicaragua ? Contra-Krieg
(
Memento
vom 5. November 2013 im
Internet Archive
)
- ↑
a
b
Robert Parry
:
How John Kerry exposed the Contra-cocaine scandal
Salon.com, 25. Oktober 2004
- ↑
Nicaragua.
Human Rights Watch, 1989,
abgerufen am 17. August 2011
.
- ↑
The Americas Watch Committee:
Human Rights in Nicaragua 1986
, Americas Watch, Februar 1987
- ↑
a
b
c
d
Human Rights in Nicaragua 1986, Seite 21
- ↑
Human Rights in Nicaragua 1986, Seiten 19, 21
- ↑
a
b
Human Rights in Nicaragua 1986, Seite 19
- ↑
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- ↑
The Catholic Institute for International Relations:
Right to Survive: Human Rights in Nicaragua
, The Catholic Institute for International Relations
- ↑
Archivlink
(
Memento
vom 28. Marz 2014 im
Internet Archive
)