Dieser Artikel erlautert das Filmgenre; der gleichnamige Verein wird unter
Jugendfilm (Verein)
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Unter einem
Jugendfilm
versteht man
im weiteren Sinne
einen
Spiel-
,
Dokumentar-
oder
Kurzfilm
, der sich vorrangig an
Jugendliche
? das heißt Menschen in der Lebensphase zwischen beginnender
Pubertat
und
Erwachsensein
? wendet. Jugendfilme
im engeren Sinn
haben jugendliche Hauptfiguren, die den gleichaltrigen Zuschauern eine mehr oder weniger umfassende
Identifikation
erlauben, und befassen sich mit Themen, die im Leben von Jugendlichen eine besondere Rolle spielen, also etwa
emotionales
,
sexuelles
und
korperliches
Erwachsenwerden, allmahliche Ablosung von den Eltern,
Freundschaft
und erste
Liebe
. Zu den Themen gehoren aber auch Schule und Ausbildung sowie die aktuellen politischen Themen die Jugendliche bewegen, wie zum Beispiel Klima und Umwelt (
Fridays for Future
) oder Diversitat und
sexuelle Orientierung
. Das Hauptmerkmal einens Jugendfilms ist
im engeren Sinne
spezifisch jugendliche Erfahrungen zu transportieren.
In den 1950er bis 1970er Jahren waren Jugendfilme fur eine Altersgruppe von funfzehn bis ungefahr zwanzig Jahren ausgelegt. Aufgrund der fruher einsetzenden Pubertat verschob sich danach die Altersgruppe auf etwa zwolf bis achtzehn Jahre.
Handlung und Themen werden in Jugendfilmen so transportiert, wie es der Lebenssituation und dem
Erfahrungshorizont
der Zielgruppe entspricht. Diese konnen sich aber je nach Produktionszeit und -land voneinander unterscheiden. Jugendliche in der Bundesrepublik
Deutschland
und der
DDR
hatten in den 1970ern verschiedene Erfahrungen und
Sozialisationen
. Die Zielgruppe nach der
Jahrtausendwende
entwickelte ganz andere Lebensentwurfe als fruhere
Generationen
. Inwieweit das Leben Jugendlicher nichtwestlicher Lander mit denen ihrer in westlichen Landern vergleichbar ist, lasst sich kaum abstrakt feststellen. Es kann aber hinsichtlich der
kulturellen
,
sozialen
,
okonomischen
,
religiosen
Bedingungen erheblich voneinander abweichen.
Die Abgrenzung zwischen Jugendfilmen und
Kinderfilmen
erweist sich mitunter als sehr schwierig. Dies gilt vor allem dann, wenn sich die
Protagonisten
des Films in einem Alter zu Beginn der Pubertat befinden, da Kinder und Jugendliche Filme bevorzugen, in denen die Charaktere etwas alter sind als sie selbst. Wahrend es sich bei der Vorlage des Spielfilms
Eva und Adam
um eine
Kinderserie
handelt, vermag der Spielfilm durch die alter gewordenen Hauptdarsteller sowohl Kinder als auch Jugendliche zu interessieren. In Filmen wie
Pelle, der Eroberer
(1987) oder
Mein Hund Skip
(2000) sind die Hauptfiguren zwar Kinder, die
Komplexitat
der angesprochenen Themen oder die vermittelte
Atmosphare
konnen zumeist jedoch erst Jugendliche erkennen und verarbeiten. Insbesondere die
Harry-Potter
-Reihe (seit 2001), die zusammen mit den zugrundeliegenden Buchern (1997?2007) weltweit eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen in ihrem Prozess des Alterwerdens begleitet hat (die Protagonisten sind am Anfang der Serie elf, am Ende der Serie siebzehn Jahre alt), hat die Konzepte der Unterscheidung von Jugend- und Kinderfilm neu definiert.
[1]
Problematisch ist die Beschrankung des Begriffs
Jugendfilm im engeren Sinne
auf Filme, die von Selbstfindung, Pubertatskonflikten usw. handeln, wenn man sie auf Filme aus nichtwestlichen Kulturen (zum Beispiel
Nahost
oder
Lateinamerika
) anzuwenden versucht. Obgleich diese Themen Jugendliche dort nicht weniger beschaftigen, verknupfen viele dieser Filme ihre Darstellung jedoch deutlicher mit einer Schilderung der
gesellschaftlichen
Realitat
ihres Landes.
Keine Jugendfilme sind Filme, in denen Jugendliche und ihre altersspezifischen Anliegen zwar eine tragende Rolle spielen, die jedoch nicht auf eine Identifikation des Publikums mit den jugendlichen Figuren ausgerichtet sind. Ein Beispiel dafur sind die
Adaptionen
von
Vladimir Nabokovs
umstrittenem Roman
Lolita
durch
Stanley Kubrick
(
Lolita
, 1962) und
Adrian Lyne
, der
1997
unter demselben Titel ein
Remake
drehte.
Einige Filme, die sich an ein jugendliches Publikum richten, werden von der
Filmzensur
oder einer Selbstzensur der Filmwirtschaft (in Deutschland ist das die
FSK
) fur die betreffende Zielgruppe landesabhangig nicht freigegeben. Der
Filmverleih
versucht dies zumeist durch eine Kurzung der Filme (z. B. bei ausdrucklicher Gewaltdarstellung in
Teenagerhorrorfilmen
) zu umgehen, um eine ?entscharfte“ Version mit einer niedrigeren Altersfreigabe in entsprechenden Landern anbieten zu konnen. Mitunter werden folgend die ursprunglichen Versionen mit den hoheren Altersfreigaben auf
DVD
veroffentlicht.
Obwohl der Jugendfilm im Grunde jedem
Genre
offensteht, haben sich einige als besonders geeignet erwiesen, um jugendrelevante Themen zu transportieren.
Schulfilme gelten naturgemaß fast immer als Jugendfilme, da Schuler in der Regel Jugendliche sind (Beispiele:
Crazy
,
Schule
, beide 2000). Zu den Filmen, in denen Lehrer und Schuler sich erst zusammenraufen mussen, gehoren
Stand and Deliver
(1988) mit
Edward James Olmos
(
Oscarnominierung
als ?Bester Hauptdarsteller“) und
Freedom Writers
mit
Hilary Swank
von 2007.
Internatsfilme
sind
Der Club der toten Dichter
, 1989 und
Mona Lisas Lacheln
(2003). Steht eine erwachsene Hauptfigur im Mittelpunkt (Schriftsteller in
Die Feuerzangenbowle
, 1944, Journalistin in
Ungekusst
, 1999), fungieren Jugendliche zumeist als
Nebenfiguren
, sodass nicht von einem Jugendfilm auszugehen ist.
Der Prinzipal ? Einer gegen alle
(1987) steht beispielhaft fur eine ganze Reihe reiner Actionfilme, in denen ein Außenstehender (hier:
James Belushi
) an eine Schule kommt, um mit den Missstanden vor Ort aufzuraumen.
Zu den klassischen Motiven zumeist amerikanischer Werke gehort der
Sportfilm
. Handelt es sich um Schulsport, sind die Grenzen zum Schulfilm eher fließend. Eine Gruppe unterschiedlicher Charaktere muss sich zusammenfinden, um den Erfolg in einer Mannschaftssportart zu erringen und dabei lernen,
individuelle
Interessen hintenanzustellen. Zumeist wird der Sieg als eine Moglichkeit zum gesellschaftlichen Aufstieg verstanden, den etwa ein Sport
stipendium
an einer Universitat verspricht. Dadurch sind die Akteure haufig auch mit
Gruppenzwang
oder sogar
Korruption
und
Manipulationen
konfrontiert. Dies gilt vor allem, da in den
USA
der
Collegesport
starken Interessen etwa von Verbanden, Profivereinen und
Wettliebhabern
ausgesetzt ist.
Typische Beispiele sind Filme uber
Football
(
Gegen jede Regel
, 2000) und
Basketball
(1998:
Spiel des Lebens
; 2005:
Coach Carter
). Andere Sportfilme sind nicht ganz so haufig, feiern dann aber zumeist die
Individualitat
des Einzelnen, der sich im Sport selbst verwirklicht. Es gibt erfolgreiche Filme ubers
Tanzen
(
Save the Last Dance
, 2001;
Strictly Ballroom ? Die gegen alle Regeln tanzen
, 1993, von
Baz Luhrmann
) oder
Skateboard
(
Dogtown Boys
, 2005). Vom
Ballett
handeln
Billy Elliot ? I Will Dance
(2000) aus England und
Robert Altmans
im Jahr 2003 entstandener Film
The Company ? Das Ensemble
.
Gymnastik
ist der Sport, den die Akteure in
Rebell in Turnschuhen
(2006) ausuben. Madchen spielen
Fußball
in dem britischen
Kick It Like Beckham
(2002) oder bilden in
Girls United
(2000) ein
Cheerleaderteam
. Daneben steigt eines von ihnen in
Girlfight ? Auf eigene Faust
(2000) in den
Boxring
. Ein
Surfwettbewerb
wird in
Blue Crush
(2002) ausgetragen.
Deutsche Filme, in denen Sport getrieben wird, sind kaum als Jugendfilme anzusehen (so die Boxfilme
Elefantenherz
(2002) und
Die Boxerin
von 2005).
FC Venus ? Angriff ist die beste Verteidigung
(2006) steht beispielhaft fur Fußballfilme, in denen der Geschlechterkampf auf die Spitze getrieben wird.
Ein vollig eigenstandiges Genre im Rahmen US-amerikanischer Jugendfilme stellen die so genannten
Ghetto
- respektive Hoodfilme dar. Sie waren besonders in den 1990er Jahren auch bei europaischen Jugendlichen uberaus beliebt und umspannten einen Bogen vom Drama uber den
Thriller
- und
Actionfilm
bis hin zur
Komodie
. Als besonders herausragende Produktionen dieser Gattung durfen Filme wie
Boyz n the Hood ? Jungs im Viertel
(1991),
Zebrahead
(1992),
Blood In Blood Out
(1993),
Menace II Society
(1993),
Fresh
(1994),
Friday
(1994),
Dangerous Minds ? Wilde Gedanken
(1995),
187 ? Eine todliche Zahl
(1997) und
American History X
(1998) gewertet werden.
Ein fruhes Beispiel stellt die US-Produktion
Beat Street
von 1984 dar. Diesem Film, von
Harry Belafonte
produziert, wird starker Einfluss auf die Verbreitung von
Hip-Hop
in der damaligen
DDR
zugesprochen.
Historienfilme
sollen ihr jugendliches Publikum durch eine Identifikation mit gleichaltrigen Hauptfiguren die Lebensbedingungen zu anderen Zeiten bzw. in anderen Landern aufzeigen. Haufig werden dabei gesellschaftliche Missstande gezeigt, wie in der Verfilmung von
Charles Dickens
’
Oliver Twist
(2005). Als Historienfilme gelten auch die diversen Jugendfilme uber den
Nationalsozialismus
wie
Napola ? Elite fur den Fuhrer
(2004) oder
Sophie Scholl ? Die letzten Tage
(2005), wahrend andere Aren in Deutschland kaum Berucksichtigung oder Interesse finden.
Eine Ausnahme ist allerdings der Film
Was nutzt die Liebe in Gedanken
(2004), der ein reales Ereignis zur Zeit der
Weimarer Republik
behandelt. Ein amerikanischer Film wie
Der weite Weg der Natty Gann
(1985) beschreibt die Ara der
Depression
in den 1930ern. Der
Felix
gewinner
Pelle, der Eroberer
handelt dagegen von einem Jungen, der zu Ende des 19. Jahrhunderts mit seinem Arbeit suchenden Vater von
Schweden
aus auf die
danische
Insel
Bornholm
zieht.
Unter dem Begriff Coming-of-Age-Film (engl.
Coming of Age
, dt.
Adoleszenz
, Heranwachsen) versteht man Filme, deren jugendliche Helden von grundlegend menschlichen Fragen bewegt werden. Einerseits ist der erstmalige Kontakt mit solchen Fragen fur Jugendliche etwas durchaus Alterstypisches, andererseits sind solche Motive jedoch ebenso fur Erwachsene interessant, die selbst in diesem Alter mit entsprechenden Fragen konfrontiert waren. Durch die erstmalige Verarbeitung werden die Gefuhle der jungen Menschen besonders intensiviert.
Louis Malle
erinnert sich in
Auf Wiedersehen, Kinder
von 1987 an seine Freundschaft mit einem vor Nazis versteckten Juden. Im Zentrum des brasilianischen Drama
City of God
(2002), das mehrere
Oscarnominierungen
erhielt, steht das Leben in den
Favelas
und die Bemuhungen eines jugendlichen Fotografen, nicht in die kriminellen Machenschaften seiner Freunde hineingezogen zu werden. Bei diesen Filmen ist die Grenze zwischen ausdrucklich als Jugendfilm konzipierten Werken oder eher an Erwachsene gerichtete Filme schwer zu ziehen. Gleiches gilt fur
Kids
(1995),
Ken Park
(2002) oder
Dreizehn
(2003).
In diese Kategorie fallen auch solche Filme, in denen Regisseure, Drehbuchautoren oder Schriftsteller, deren Werke verfilmt werden, Erfahrungen ihrer eigenen Kindheit wiedergeben. Paradebeispiele dafur sind
American Graffiti
(1973),
Moonlight Mile
(2002) oder
Der Tintenfisch und der Wal
(2005).
Die Zeit der Jugend
(1998) ist die Verfilmung der Erinnerungen
Kaylie Jones
’, der Tochter von
James Jones
.
Auch
Ronja Raubertochter
(1984) enthalt Coming-of-Age-Elemente.
Mitunter konnen auch
Dokumentarfilme
fur Jugendliche interessant werden, wenn sie namlich deren Lebenswirklichkeit abbilden oder aber, vollig gegenteilig, ihnen Zugang zu einer ganz fremden Realitat ermoglichen, die in Spielfilmen normalerweise ausgeblendet wird. So handelt
Rhythm Is It!
(2004) von einem Projekt der
Berliner Philharmoniker
, die mit 250 Schulern aus ?Problemschulen“ das Ballett zu
Igor Stravinskys
Le sacre du printemps
auffuhrten und ihnen dadurch Selbstvertrauen und Zugang zu bisher nicht geahnten Fahigkeiten ermoglichten. Die Bewahrung junger Menschen wahrend einer weltumspannenden Tournee der
Philharmoniker
und deren Reife kann der Zuschauer in dem Film
Trip to Asia
(2008) sehen, in dem das Augenmerk auf jenen Musikern liegt, die das erste Mal mitfahren und sich standig der Beobachtung und Kontrolle Anderer ausgesetzt sehen und nur bei einer guten Leistung ubernommen werden.
Die Lebenswirklichkeit heutiger Jugendlicher in der Großstadt schildert
Prinzessinnenbad
(2007), der drei 15-jahrige Madchen aus
Kreuzberg
in ihrem Alltag und ihren Bemuhungen zeigt, einen Platz im Leben zu finden.
Uber das Leben Jugendlicher in anderen Teilen der Welt erfahren die Zuschauer etwas in
Lost Children
, der mit dem Schicksal von
Kindersoldaten
im Norden Ugandas konfrontiert, und
Devil’s Miner
, beide von 2005. Dort muss ein 14-Jahriger seine Familie durch lebensgefahrliche Arbeit in einem kaum gesicherten Bergwerk ernahren. Einen eher unbekannten Bereich jugendlichen Lebens in den
USA
stellt
Jesus Camp
(2006) vor, der das Leben in einem
evangelikalen
Sommerlager abbildet, in dem Kinder religios
indoktriniert
werden.
Sein und Haben
(2002) beschreibt das alltagliche Leben an einer ganzlich abgelegenen franzosischen Dorfschule, in der alle Jahrgange in einem einzigen Raum unterrichtet werden. Dabei wird nicht nur ein in Deutschland kaum noch vertretenes Schulkonzept vorgestellt, sondern auch eine Lebenswirklichkeit, die nur scheinbar altmodisch wirkt, in Wahrheit aber den Blick auf eine gluckliche Kindheit fern der Großstadt eroffnet.
Ein klassischer Bereich des Dokumentarfilms betrifft auch die Darstellung von Musikkonzerten, wie der 1970 uraufgefuhrte
Film
uber das
Woodstock-Festival
von 1969.
Jim Jarmusch
drehte 1997 einen Film uber
Neil Young
und seine Band
Crazy Horses
(
Year of the Horse
),
Martin Scorsese
uber die erste Karrierephase von
Bob Dylan
(
No Direction Home ? Bob Dylan
, 2005). Die
Hardrocker
von
Metallica
ließen sich im selben Jahr bei der Produktion ihres Albums
St. Anger
filmen und gaben Einblick in den Produktionsprozess, aber auch den nur knapp verhinderten Zusammenbruch der Band aufgrund von Suchtproblemen, gegenseitigen Anfeindungen und des Ausstiegs eines Bandmitglieds (
Metallica ? Some Kind of Monster
). Die Entwicklung der
Hardcore-Punk
-Szene in den USA steht im Mittelpunkt von
American Hardcore
(2006).
Zeichentrickfilme
galten in Europa und den USA bis in die 1990er Jahre als Kinderfilme. Diese Ansicht ging vor allem auf die
Walt-Disney
-Filme zuruck, obwohl diese Filme bis weit in die 1970er Jahre hinein auch sehr viele Jugendliche interessierten. Zudem sind einige Disneyfilme, wie z. B.
Bambi
(1942) und speziell
Taran und der Zauberkessel
(1985), wegen ihrer leicht dusteren Atmosphare nicht unbedingt fur ganz kleine Kinder geeignet.
Neben den Disneyfilmen entstanden ab 1968
Animationsfilme
wie
Yellow Submarine
,
Watership Down
(1978),
Wenn der Wind weht
(1986),
The Nightmare before Christmas
(1993) oder
Felidae
(1994), die sich wohl eher an Jugendliche richteten als an kleinere Kinder. Der 2007 veroffentlichte
Schwarz-weißfilm
Persepolis
aus Frankreich schilderte die Kindheit und Jugend einer jungen Iranerin und basierte auf den
autobiographischen
Comics
Marjane Satrapis
, die nach der
islamischen Revolution
1978/1979 zur Flucht ins Exil und Trennung von den Eltern gezwungen wurde.
Die japanischen
Animese
bieten ein breites Spektrum an Filmgenres. So findet man dort auch Filme fur Jugendliche. Hierzu zahlen beispielsweise
Nausicaa aus dem Tal der Winde
(1984) und die spateren
Studio-Ghibli
-Filme
Prinzessin Mononoke
1997 oder
Das wandelnde Schloss
(2004) ? allesamt von
Hayao Miyazaki
.
Die Auffassung, ob ein Animationsfilm nun fur Kinder oder doch erst fur Jugendliche geeignet ist, geht in verschiedenen Landern weit auseinander. In dem Filmdrama
Die letzten Gluhwurmchen
wird 1988 das Schicksal von einem Jugendlichen und seiner kleinen Schwester gezeigt, die zum Ende des
Zweiten Weltkrieges
schlichtweg verhungern. Er ist von der FSK fur Kinder ab 6 Jahren freigegeben ? in vielen anderen Landern hat der Film dagegen eine Altersfreigabe von ab etwa 12 Jahren.
Der Jugendfilm spielte in der
Weimarer Republik
noch keine bedeutende Rolle. Dennoch brachte die Zeit einige Filme hervor, wie
Junges Blut
(1926), in dem ein Schuler vom Lande sich in der Großstadt in eine Schauspielerin verliebt, oder
Primanerliebe
(1927), der eine unerlaubte Liebe im Internat thematisiert. Besonders erfolgreich war der Film
Madchen in Uniform
(1931), in dem es um ein junges Madchen geht, das in einem strengen preußischen Internat Halt bei einer Lehrerin sucht.
Die Jugend war eine von den
Nationalsozialisten
besonders umworbene Zielgruppe. Die Hitlerjugend fuhrte seit 1934
Jugendfilmstunden
durch, jedoch wurden dort uberwiegend
Propagandafilme
gezeigt, die ebenso fur erwachsene Zuschauer bestimmt waren.
Siehe dazu:
Der im zertrummerten Berlin 1947 gedrehte Jugendfilm
1-2-3 Corona
, der optimistische und heitere Zuge hat, zeigt, wie zwei Jugendbanden sich eine Aufgabe stellen, die sie aus ihrem Dasein befreit.
Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus war ein wichtiges Thema im DDR-Jugendfilm, etwa in
Sie nannten ihn Amigo
(1958). In dem Film geht es um einen Jungen, der 1939 einen politischen Haftling versteckt und deswegen selbst im KZ landet.
In den 1970er Jahren wurden deutliche Anderungen im DDR-Jugendfilm sichtbar. Der Blick auf den DDR-Alltag wurde sozial genauer, wie zum Beispiel fur
… verdammt, ich bin erwachsen
(1974). Der 15-jahrige Hauptdarsteller verliert sein Heimatdorf, weil es dem
Tagebau
weichen muss.
Vor allem in den 1980er Jahren bis zum Ende der DDR entstanden Filme, die die jeweilige Lebenssituation von Jugendlichen in der DDR realistisch darstellten. Hierzu zahlen
Insel der Schwane
(1983) und
Ich liebe Victor
.
Als besonderer Erfolg gilt
Sieben Sommersprossen
, der die erste Liebe im Rahmen einer typischen Situation (hier im Ferienlager) fur die DDR zeigte und dabei einen kritischen Unterton wagte. Auch der Film
Verbotene Liebe
setzt sich kritisch mit dem Erwachsenwerden und der Reaktion der Erwachsenen darauf auseinander.
Auch bei Dokumentarfilmen wurde die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in der DDR gezeigt. In der Langzeitstudie
Die Kinder von Golzow
(1961?1984) wurden die individuellen Lebensgeschichten der Protagonisten (Jahrgange 1953?1955) uber viele Jahre hinweg dokumentiert. Die Dokumentation wurde im wiedervereinigten Deutschland weitergefuhrt (1992?2008). Spatestens seit dem Film
Anmut sparet nicht noch Muhe
von 1979/1980, in dem der jungste Teilnehmer 23 Jahre alt ist, kann nicht mehr von
Jugendfilmen im engen Sinn
gesprochen werden.
Im Nachkriegsdeutschland vermittelten Filme mit Jugendlichen kaum ein realistisches Lebensgefuhl der jungen Menschen. Typisch hierfur sind beispielsweise die
Immenhof-Filme
, die Paukerfilme und die Musikfilme mit
Peter Alexander
oder
Roy Black
.
Die Halbstarken
(1956), ein psychologisch differenzierter Jugendkriminalfilm vor dem Hintergrund des deutschen Wirtschaftswunders, der deutlich von amerikanischen Vorbildern wie
Die Wilden
oder
… denn sie wissen nicht, was sie tun
inspiriert wurde, stellt deshalb eine bemerkenswerte Ausnahme dar. Gleiches gilt fur
Bernhard Wickis
Antikriegsdrama
Die Brucke
(1959), in dem einige Jugendliche in den letzten Tagen des
Zweiten Weltkrieges
als
Kanonenfutter
eine strategisch vollig unwichtige Brucke verteidigen sollen.
Erst mit
Hark Bohm
fand sich ein
Regisseur
, der ab den 1970ern wieder regelmaßig Jugendfilme drehte. In seinen Werken zeigte er realistische Lebenssituationen der jeweiligen Zeit. Beispiele dafur sind
Nordsee ist Mordsee
(1975),
Moritz, lieber Moritz
(1977) und
Yasemin
(1988). In letzterem wurde zudem erstmals das Leben der zweiten turkischen Einwanderergeneration geschildert, die bereits in Deutschland geboren wurden.
Ein sehr bekannter Jugendfilm aus den 1980er Jahren entstand 1981 mit der Verfilmung
Christiane F. ? Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
. In diesem Film wird die wahre Geschichte der hier erst 15-jahrigen drogenabhangigen
Prostituierten
Christiane F.
erzahlt. Einer der Tiefpunkte des westdeutschen Jugendfilms war hingegen 1985
Der Formel Eins Film
, der sich an die Zuschauer der gleichnamigen Musiksendung richtete.
Nach dem kommerziell sehr erfolgreichen amerikanischen Film
American Pie ? Wie ein heißer Apfelkuchen
(1999) entstanden einige ebenfalls erfolgreiche deutsche Filme um und fur Jugendliche ahnlicher Machart. Dabei wurde das Erwachen der Sexualitat zum Anlass fur simple Unterhaltungsfilme genommen, wie zum Beispiel in
Harte Jungs
(2000) und
Madchen, Madchen
(2001). Die Bandbreite reicht von
Cliquenfilmen
wie
Schule
(2000), Coming-of-Age-Geschichten wie
Nichts bereuen
(2001) und Zeitpanoramen wie
Verschwende deine Jugend
(2003), dazu
Crazy
(2000) oder
Sommersturm
. Auf diese Weise konnten sich junge Schauspieler wie
Daniel Bruhl
,
Tom Schilling
,
Robert Stadlober
,
Jessica Schwarz
und
Julia Hummer
etablieren.
Charmanten Humor boten
Nach Funf im Urwald
(1995) mit
Franka Potente
,
Sonke Wortmanns
Kleine Haie
und
Das Leben ist eine Baustelle
mit
Jurgen Vogel
und
Christiane Paul
, in denen junge Menschen auf der Suche nach ihrem Platz im Leben zu beobachten sind. In
Paul is dead
(2000) kommt ein
Beatles
-begeisterter
Teenager
in den 1970ern dem vermeintlichen Tod von
Paul McCartney
und seiner Ersetzung durch einen Doppelganger auf die Spur.
Die Suche junger Menschen nach einer eigenen Personlichkeit beschreiben glaubhaft und sensibel auch die Filme
Fickende Fische
(2002) und
Kroko
(2004). Diesen Filmen blieb trotz diverser Auszeichnungen jedoch der Erfolg beim Publikum verwehrt. Uberhaupt werden im wiedervereinigten Deutschland vermehrt ernsthafte
Fernsehfilme
mit jungen Leuten bzw. fur Jugendliche produziert. Hierbei bieten gerade die
offentlich-rechtlichen Fernsehsender
jungen Filmemachern die Moglichkeit, ihre eigenen Visionen umzusetzen. Vorbildlich ist hierbei
Das kleine Fernsehspiel
, in dessen Reihe Filme wie
Kombat Sechzehn
,
Klassenfahrt
,
Bungalow
,
Storno
oder
Mein Stern
entstanden, die sich durch eine besondere gegluckte Darstellung des Lebensgefuhls seiner Protagonisten auszeichnen. Nach Form und Inhalt sind diese Werke als
Independent-Filme
anzusehen.
Weitere bemerkenswerte Jugendfilme sind
Riekes Liebe
(2001), uber Teenager auf dem Weg zu einer Karriere als Eiskunstlaufprofis, und
Konigskinder
(2003), in dem die Geschichte einer ungewollt schwangeren Minderjahrigen erzahlt wird. Von den Auswirkungen des religiosen
Fanatismus
handeln
Delphinsommer
(2004) und
Requiem
(2006).
Ein anderer Film, der von sozialen Problemen eines Jugendlichen handelt, ist
Rolltreppe abwarts
(2005), eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von
Hans-Georg Noack
. Eine Besonderheit dieses Films ist der Umstand, dass der Regisseur, die Produzenten und Drehbuchautoren selbst allesamt noch Jugendliche sind.
Eine Reihe von Filmen behandelten das Thema des Aufwachsens in der DDR. 1977 ist der Fernsehfilm
Raus aus der Haut
(1997) angesiedelt, in dem zwei Schuler ihren linientreuen Schuldirektor entfuhren, als dieser ihnen Arger macht.
Wie Feuer und Flamme
(2001) beschreibt die Liebesbeziehung eines Madchens aus dem Westen zu einem
Punk
im Osten,
Jana und Jan
(1992) zweier Insassen eines DDR-Jugendgefangnisses kurz vor der Wende. Der Film
Sonnenallee
(1999) hingegen zeigt das Leben Jugendlicher in Ostberlin auf humoristische Weise.
Vergiss Amerika
(2000) kreist um die Sehnsuchte junger Menschen, die ihre Flucht aus der scheinbar bedruckenden Umgebung Ostdeutschlands planen.
Zu den Filmen uber das Leben zur Zeit des Nationalsozialismus zahlen
Hitlerjunge Salomon
(1990) und der auf einem authentischen Fall basierende
Das Heimweh des Walerjan Wrobel
(1991), ein Drama uber einen polnischen Jugendlichen, der zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und hier wegen eines Bagatelldeliktes zum Tode verurteilt wurde.
Am Ende kommen Touristen
beschrieb 2007 die Zeit eines deutschen
Zivildienstleistenden
in
Auschwitz
, der nach der Bekanntschaft mit einer jungen Frau auch die schonen Seiten des Lebens in der Stadt kennenlernt. Komodiantisch wurde das Thema des Rechtsradikalismus ebenfalls 2007 in
Leroy
aufgearbeitet, in dem ein schwarzer Teenager sich in eine junge Frau verliebt, deren Familie allesamt Rechtsradikale sind. Der umstrittene Film
Die Welle
(2008) von
Dennis Gansel
beschreibt ein (in den USA
tatsachlich
durchgefuhrtes) Experiment eines Lehrers, in dem er mit den Schulern eine
faschistoide
Bewegung grundet, die schnell außer Kontrolle gerat.
Vermehrt werden auch Filme uber das Zusammenleben verschiedener Kulturen in Deutschland gedreht.
Geschwister ? Karde?ler
(1996) handelt von drei Geschwistern turkischer Herkunft in Berlin, deren Leben unterschiedliche Entwicklungen nimmt. In der Komodie
Kebab Connection
(2004), an dessen Drehbuch
Fatih Akin
mitschrieb, versucht ein junger Deutschturke aus Hamburg den ersten deutschen Kung-Fu-Film zu drehen.
Eine Art bayerischer Heimatfilm ist der Uberraschungshit
Wer fruher stirbt ist langer tot
von 2006, in dem ein 11-jahriger Junge versucht, seine Seele zu retten, da er glaubt, fur den Tod seiner Mutter verantwortlich zu sein. 2007 begann derselbe Regisseur
Marcus H. Rosenmuller
mit
Beste Zeit
eine Trilogie uber das Leben junger Menschen in Bayern und ihren Problemen beim Erwachsenwerden.
Die von Kritikern hochgelobte Verfilmung des Thrillerdramas
Knallhart
(2005/2006) von
Detlev Buck
schildert die Geschichte des 15-jahrigen Michael, der sich in einem Berliner
Ghetto
gegen gewalttatige Jugendgangs behaupten muss und beginnt, als Laufbursche fur die Drogenmafia eine kriminelle Karriere zu machen. Das Eindringen eines turkischstammigen Jugendlichen in das Leben einer gutburgerlichen Familie ist 2005 Thema des Fernsehfilms
Wut
gewesen, der bei seiner Ausstrahlung fur heftige Diskussionen und Sondersendungen fuhrte, aber auch 2007 den renommierten
Adolf-Grimme-Preis
gewann.
Am Tag als Bobby Ewing starb
explodierte auch das Atomkraftwerk in
Tschernobyl
. Kurz zuvor zog ein Jugendlicher mit seiner Mutter in eine Kommune aufs Land und wird dort mit der Hippie- und Anti-Atomkraft-Bewegung konfrontiert, was in dem Film von 2005 Anlass fur komische Ereignisse ist. Bereits im Jahr 2000 erzahlte der Film
England!
von einem jungen
ukrainischen
Soldaten, der in Deutschland strandet, obwohl er vor seinem durch erlittene Verstrahlungen unausweichlichen Tod einmal nach England mochte. Der Film
Die Wolke
(2006) handelt von den Auswirkungen eines (fiktiven) Kernunfalls in Deutschland.
Im Jahr 2008 erschien der Fantasyfilm
Krabat
, mit
David Kross
in der Hauptrolle, und der Regie von
Marco Kreuzpaintner
. Mit
Isi & Ossi
, einer Liebeskomodie von
Oliver Kienle
, erschien im Jahr 2020 die erste deutschsprachige
Netflix
-Eigenproduktion.
Der uberwiegende Teil der Jugendfilme aus Osterreich sind Jugendfilme
im weiteren Sinne
. Wie zum Beispiel
Madchenjahre einer Konigin
(1954), in dem es um die Liebe von Englands junger Konigin Viktoria zu Prinz Albert von Sachsen geht. Aber auch Jugendfilme
im engeren Sinne
wurden in Osterreich produziert, wie zum Beispiel
Abenteuer eines Sommers
(1973), in dem es um Jugendliche zur Zeit der
k.-u.-k.
-Monarchie geht. In
Herzklopfen
(1985) von
Walter Bannert
wird das leidenschaftliche Liebesverhaltnis zwischen einem Lehrling und einer Schulerin erzahlt.
Als einer der umstrittensten europaischen Filme uber Jugendliche gilt
Benny′s Video
(1992) aus Osterreich. Das Drama portratiert einen von den Eltern vernachlassigten pubertierenden 13-Jahrigen, dem jeglicher Realitatssinn durch Videofilme und die eigene Videokamera abhandenkommt und der fur sein Hobby ohne irgendeine Gefuhlsregung ein zu sich nach Hause eingeladenes gleichaltriges Madchen totet.
Lovely Rita
(2001) ist ein verstorendes Drama um eine 15-Jahrige, die in ihrer Schule unbeliebt ist und auch bei ihren Eltern keinerlei Verstandnis findet. Nach ergebnislosem Streben nach Anerkennung und Geborgenheit gipfelt ihr Handeln in einer maßlosen Gewaltaktion.
In der Schweiz wurden vor allem in den 1970er Jahren engagierte Jugendfilme gedreht, wie zum Beispiel
Fluchtgefahr
(1974), in dem es um einen Jugendlichen geht, der bei einem Einbruch erwischt wird und als Ruckfalltater eingesperrt wird. In
Kleine frieren auch im Sommer
(1978) geht es um vier Schweizer Jugendliche, die in einen Teufelskreis aus Kriminalitat und Drogen geraten.
Als Koproduzent beteiligte sich die Schweiz an einigen Jugendfilmen; hierzu zahlt zum Beispiel
Le Cri du Lezard
(1990), in dem es um jugendliche Ausreißer geht. In
Emporte-moi ? Nimm mich mit
(1999) geht es um ein 13-jahriges Madchen, das vor seiner asozialen Familie in die ?heile“ Scheinwelt der Filme fluchtet.
Anna Wunder
(2000) erzahlt die Geschichte von der jugendlichen Anna, die von ihrer Mutter weglauft, um ihren Vater zu suchen.
Allgemein lasst sich die Tendenz beobachten, dass Jugendfilme
im engeren Sinne
, das heißt Filme, die Jugendliche zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Erwachsenwerden und einem differenzierten Nachdenken uber sich selbst ermutigen, in liberalen, demokratischen Gesellschaften weitaus gunstigere Entstehungs- und Rezeptionsbedingungen haben als in autoritaren Gesellschaften.
In
Heavenly Creatures
(1994) erzahlt
Der-Herr-der-Ringe
-Regisseur
Peter Jackson
von einem
authentischen
Fall im Neuseeland des Jahres 1954, als zwei junge Madchen die Mutter der einen ermordeten. Gleichfalls 1994 entstanden, schildert die Komodie
Muriels Hochzeit
den Kampf eines unbeliebten und molligen Madchens um seine gesellschaftliche Anerkennung. Ein in Australien preisgekrontes Jugenddrama neueren Datums ist
Somersault ? Wie Parfum in der Luft
(2004), in dem der Hunger einer 16-Jahrigen nach Liebe und Sex in Frust und Gewalt endet.
December Boys
(2007) ist ein im Australien der 1950er spielendes Drama uber vier Waisen, deren Freundschaft in Gefahr gerat, als ein Paar einen Jungen aufnehmen mochte und eine Konkurrenzsituationen zwischen drei von ihnen entsteht. Es ist der erste großere Film mit
Daniel Radcliffe
außerhalb der
Harry-Potter
-Reihe.
Franzosische Jugendfilme haben eine lange Tradition. Ein Beispiel dafur ist der Jugendkrimi
Geheimnis von St. Agil
(1938). 1949 beobachtete
Jacques Becker
mit dem Film
Jugend von heute
Jugendliche bei ihrem Start in ein Leben voller Herausforderungen, die sie zu bewaltigen haben. In den 1950er Jahren entstanden engagierte Jugendfilme wie beispielsweise
Engel der Halbstarken
(1953). Darin geht es um Streitigkeiten einer Gruppe ?Halbstarker“. Im Liebesdrama
Erwachende Herzen
(1954) geht es um Jugendliche, die sich fur die Liebe noch zu jung fuhlen.
Der Krieg der Knopfe
von 1962 ist ein satirisch gepragter Jugendfilm uber die Rivalitat der Jungs zweier Dorfer.
Im Zuge der Modewelle der Paukerfilme der 1980er Jahre produzierte auch Frankreich einige derartige Filme, wie zum Beispiel
Gluckwunsch … mal wieder sitzengeblieben
(1980) oder
Her mit den Jungs
(1984). Ein kommerziell sehr erfolgreicher Film, der auch auf die Gefuhlswelt der Jugendlichen eingeht, war dagegen
La Boum ? Die Fete
(1980) und seine
Fortsetzungen
La Boum 2 ? Die Fete geht weiter
(1982); beide mit
Sophie Marceau
.
Das freche Madchen
durchlebt den allmahlichen Ubergang von der Kindheit ins Erwachsenwerden wahrend eines Sommers. Das Drehbuch basiert auf einem Skript von
Francois Truffaut
und zeigt 1985 das Debut von
Charlotte Gainsbourg
. Ihre Mutter
Jane Birkin
verliebt sich 1988 in einen 15-Jahrigen und verbringt
Die Zeit mit Julien
.
Am großen Weg
(1987) beschreibt den Sommer eines Kindes bei Verwandten auf dem Land, die durch diesen Besuch schaffen, den Tod ihres eigenen Sohnes verarbeiten.
Sommer
(1996) ist einer der vielen eher handlungsarmen Filme von
Eric Rohmer
uber junge Menschen, die zumeist mittels diverser Gesprache und Reflexionen versuchen, sich uber ihren Charakter und ihren Platz in der Welt klar zu werden. In
Sommer
gerat ein Student im Urlaub zwischen drei Frauen, die sich fur ihn interessieren und zwischen denen er sich nicht entscheiden kann. Bereits 1967 gewann Rohmer fur
Die Sammlerin
den Preis fur den ?Besten Film fur junge Menschen“ bei den
Internationalen Filmfestspielen
in Berlin.
Dannys Mutprobe
(1997) handelt von der Freundschaft eines 12-jahrigen Jungen mit einem krebskranken alten Mann. In
Beschkempir ? Der fremde Sohn
(1998) geht es um das Heranwachsen eines Waisenjungen in einem
kirgisischen
Dorf.
Tee im Harem des Archimedes
(1985) und
Hass
(1999) handeln dagegen vom Leben in franzosischen Vororten.
Die Erlebnisse und Verwirrungen junger Leute aus verschiedenen europaischen Landern wahrend ihres Auslandsjahres in Spanien stehen im Zentrum von
Cedric Klapischs
L’auberge espagnole
(2002).
Eine moderne Variante des Klassikers La Boum ist die franzosisch-deutsche Koproduktion
Franzosisch fur Anfanger
(2006). Sie schildert, als romantische Komodie konzipiert, die Erlebnisse des 16-jahrigen Hendrik, deutscher Teilnehmer eines Schuleraustauschs, bei seinem Erste-Liebe-Trip ins Nachbarland Frankreich.
Das Leben beliebter 17-jahriger Jugendlicher in Paris zeigt die Jugendkomodie
LOL (Laughing Out Loud)
, in der die hubsche Hauptfigur Lola, von allen Lol genannt gegen ihre Eltern und fur die ?Liebe“ kampft. Nicht tiefgrundig aber amusant.
Ein ernsthafter und erschutternder Film ist
Leila ? Die Tochter des Harki
(2006) uber eine algerische Familie, die infolge des
Algerienkrieges
nach Frankreich flieht und unter entwurdigenden Verhaltnissen in einem Aufnahmelager leben muss. Einzig die titelgebende Tochter begehrt gegen die Situation auf.
Water Lilies
(2007) und
Tomboy
(2011) von
Celine Sciamma
setzen sich mit der Suche des pubertierenden Menschen nach seiner sexuellen Identitat auseinander. Fur Water Lilies gewann Sciamma den Prix Louis Delluc fur das beste Erstlingswerk; Tomboy wurde auf verschiedenen internationalen Filmfesten ausgezeichnet.
Angesichts der großen Menge britischer Jugendbucher, wie zum Beispiel von
Roald Dahl
, ist die Zahl ihrer Verfilmungen eher gering, da die meisten
Adaptionen
durch Hollywood vorgenommen werden. Trotzdem gab es einige ausgezeichnete Literaturverfilmungen, wie zum Beispiel
David Leans
Dickensadaptionen
Geheimnisvolle Erbschaft
(1946) und
Oliver Twist
(1948). Auch die
Oliver-Twist-Version
des Jahres 2005 von
Roman Pola?ski
erhielt viel Lob. 1947 und 2002 entstanden Kinofilme uber
Nicholas Nickleby
. 1963 drehte
Peter Brooks
eine Fassung von
William Goldings
Roman
Herr der Fliegen
(1963). Uberaus großen kommerziellen Erfolg hatten und haben die Verfilmungen der ersten vier
Harry-Potter-Romane
. Harry ist zum Beginn des ersten Romans 11 Jahre alt und durchlebt in den weiteren Geschichten mit seinen gleichaltrigen Freunden seine Jugend, bis aus ihm am Ende der Reihe ein selbstbewusster, junger Erwachsener geworden ist.
Aus
Großbritannien
kamen Ende der 1960er und Anfang der 1970er zwei der umstrittensten sozialkritischen Jugendfilme:
if…
(1968) ist eine bitterbose Abhandlung uber damalige britische Internatsstrukturen und
Uhrwerk Orange
(1971) eine brillante
Satire
uber die
Therapie
des Anfuhrers einer gewalttatigen Jugendbande. Eines der bedeutendsten britischen Jugenddramen ist
Ken Loachs
Kes
von 1969, das ein realistisches Bild der sozialen und familiaren Verhaltnisse in den Arbeitervierteln zeigt. Eine ganz andere Sichtweise der 1960er Jahre zeigt der Film
Quadrophenia
(1979). Darin wird die Geschichte eines jungen Burschen erzahlt, der in die Machtkampfe zwischen
Mods
und
Rockern
gerat. Dagegen erzielte die 1985er Musicalverfilmung des schon 1959 erschienenen Zeitportrats
Absolute Beginners
eher mythologisierende Wirkung. Im autobiografisch orientierten Werk
Hope and Glory
(1987) von
John Boorman
geht es um die Geschichte eines Jungen, der wahrend des
Zweiten Weltkrieges
in London heranwachst. Zuruck in die 1950er fuhrt die Tragikomodie
Wish You Were Here
von 1987, in der eine 16-Jahrige mit ihrer Sprache, ihren Gesten und offen zur Schau gestellter Sexualitat die Mitmenschen provoziert.
Der wohl erfolgreichste Jugendfilm der 1990er war
Trainspotting
, ein Bericht uber eine Gruppe von Drogensuchtigen in
Schottland
, deren Lebensweise er nie verurteilt, sondern in einer neuartigen Filmasthetik schildert. Der Film gilt aus Ausloser eines erneuten Filmbooms im Vereinigten Konigreich.
Das heikle Thema
Inzest
verarbeiteten 1991
Neil Jordan
in
Miracle ? Ein geheimnisvoller Sommer
und zehn Jahre spater
Tim Roth
in
The War Zone
.
Auch in den 2000ern werden weiterhin engagierte Jugendfilme in Großbritannien produziert, wie beispielsweise
Die Wunder des Taliesin Jones
(2000). Darin geht es um einen Jungen, der zum Glauben findet.
Nur Mut, Jimmy Grimble
(2000) erzahlt die Geschichte eines Außenseiters, der schließlich zu einer festen Stutze seiner Fußballmannschaft wird. In
Danny Boyles
Verfilmung des mit dem
LUCHS
ausgezeichneten Jugendbuchs
Millions
(2005) mussen zwei Bruder kurz vor einer Wahrungsumstellung innerhalb von nur einer Woche eine Million gefundene
Pfund Sterling
ausgeben.
Das auf verbrieften Geschehnissen aufbauende Drama
Die unbarmherzigen Schwestern
(Irland/GB 2002) schildert die Leidensgeschichten von so genannten ?gefallenen Madchen“, die im
Irland
zur Mitte des 20. Jahrhunderts meist mit dem Einverstandnis ihrer ?besudelten“ Eltern in den
Klostern
der
Magdalene Sisters
zum Teil lebenslang eingesperrt, gedemutigt und durch unbezahlte Arbeit ausgebeutet wurden.
Hallam Foe ? This Is My Story
stellt 2007 einen jungen Mann an der Schwelle des Erwachsenseins vor, der sich seiner Angebeteten nicht zu nahern traut und beginnt ihr nachzuspionieren.
Mehr noch als in anderen Landern greift gerade die britische Filmindustrie bestimmte Themen immer wieder auf, die die gesellschaftliche Wirklichkeit Großbritannien bis heute pragen. Seit Mitte der 1980er widmeten sich vermehrt Filme den vielfachen Problemen der Integration von Einwanderern in die britische Gesellschaft, in denen haufig gerade die Generationsprobleme beleuchtet werden. Ausgelost wurde dieser Trend durch die Filme
Mein wunderbarer Waschsalon
(1985) und
Sammy und Rosie tun es
(1987) (beide von
Stephen Frears
und
Hanif Kureishi
). 1999 entstand die Kulturkonfliktkomodie
East is East
, die das knallbunte Bild einer binationalen Familie (der Vater der sieben Khan-Kids ist
Pakistaner
und die Mutter Britin) im England der fruhen 1970er Jahre zeichnete.
Kick It Like Beckham
(2002) wahlt ebenfalls die
Komodienform
, um ahnliche Probleme in einer indischstammigen Familie anzusprechen.
Ein weiteres klassisches Thema englischer Filme sind die Beschreibungen gesellschaftlicher Probleme in einem Land, in dem wirtschaftliche Schwierigkeiten immer noch mit dem Begriff
Thatcherismus
assoziiert werden. So handelt
Billy Elliot ? I Will Dance
(2000) von einem 11-Jahrigen, der gegen den Willen seines strengen Vaters
Balletttanzer
werden will und dies auch als ein Mittel sieht, dem vorgezeichneten Weg in die Arbeitslosigkeit zu entkommen. Von den Problemen einer gestorten, durch die Arbeitslosigkeit der Eltern gepragten Familie handelt
Sweet Sixteen
(2000), von dem fur seine kraftvollen Sozialdramen bekannten Regisseur
Ken Loach
.
Daneben handeln viele Filme von den Auswirkungen des
Nordirlandkonfliktes
, die nicht ausdrucklich als Jugendfilme anzusehen sind. Dennoch werden gerade Jugendliche in diese Auseinandersetzungen mit hineingezogen und sind deshalb auch handelnde Figuren.
Cal
(1984) etwa handelt von der unglucklichen Beziehung eines jugendlichen Mitlaufers mit der Mutter eines ermordeten protestantischen Polizisten. Das mit dem
Europaischen Filmpreis
als ?Bester junger Film“ ausgezeichnete Drama
Mutter & Sohne
(1996) beschreibt den Kampf von Muttern um das Leben ihrer im Hungerstreik befindlichen inhaftierten Sohne.
Auch Italien hat Jugendfilme betreffend eine lange Tradition. In dem Episodenfilm
Kinder unserer Zeit
(1952) geht es um Delikte halbwuchsiger Krimineller in drei verschiedenen europaischen Landern. In der feinfuhligen Inszenierung
Freunde furs Leben
(1955) geht es um Jugendfreundschaften.
Im Zuge der Paukerfilmwelle entstanden in Italien solche Filme wie
Jetzt treibt sie′s auch noch mit dem Pauker
(1978). Ein besonders in der
DDR
sehr erfolgreicher Jugendfilm war der Liebesfilm
Cinderella ′80
(1984). Unter dem Titel
Cinderella ′87
wurde dieser Film auch in der BRD (allerdings mit einer anderen deutschen Synchronisation) veroffentlicht.
Ein etwas neuerer italienischer Jugendfilm ist
Karate Rock
(1990), in dem es um Konflikte an einer Schule geht. Der Film
Der Riesenkurbis
(1993) handelt von einem 13-jahrigen Madchen, das unter epileptischen Anfallen leidet. In dem Entfuhrungsthriller
Ich habe keine Angst
(2002) entdeckt ein Junge ein in einem Erdloch angekettetes Kind, wodurch ein boses Erwachen aus unbeschwerten Kindertagen seinen Lauf nimmt.
Die erwachende Sexualitat von Jugendlichen beschreibt
Der Zauber von Malena
(2000), in dem sich ein 13-jahriger Junge wahrend des
Zweiten Weltkrieges
in die schone Ehefrau (
Monica Bellucci
) eines in Nordafrika kampfenden Soldaten verliebt, die fur ihn unerreichbar scheint.
Ein besonders anruhrender Film ist das vielfach ausgezeichnete Drama
Das Zimmer meines Sohnes
(2001), in dem der Sohn einer Familie durch einen Unfall stirbt und die Angehorigen seinen Tod verarbeiten mussen.
Die geistige und seelische Verarbeitung der
Atombombenabwurfe
spielt im japanischen Film eine große Rolle. Zu diesem Thema sind auch einige Jugendfilme entstanden. Zum Beispiel
Kinder von Hiroshima
(1952/53),
Das Madchen Toshiko
(1979),
Lehrerin
(1982) oder
Kinder von Nagasaki
(1983).
Aber auch anderen Themen widmet sich der japanische Jugendfilm. Von der Komodie
Junge Maherin
(1953) ? darin geht es um junge Liebende bei der Heuernte ? bis hin zum Filmdrama
Junge
(1969). Dieser Film erzahlt die Geschichte eines Jungen, der aus seiner Kindheit vertrieben wird.
In den 1980er Jahren kamen weitere japanische Jugendfilme nach Deutschland, wie zum Beispiel
Frei wie ein Vogel
(1980). Darin geht es um Spatzen, die in Japan geschossen werden.
Der Barenfanger
(1987) wiederum erzahlt die Beziehung zwischen einem Jungen und seinem Großvater.
Sekai no Ch?shin de, Ai wo Sakebu
(2004) schildert nach einem Bestseller von
Ky?ichi Katayama
eine Liebesgeschichte zwischen einem Jungen und einem an
Leukamie
leidenden Madchen. Ebenfalls eine Literaturverfilmung ist
Deep Love
? Ayu no Monogatari
(2004), das unter anderem die
Prostitution
von Jugendlichen in Japan behandelt. In dem im Dokumentarstil gedrehten Drama
Nobody Knows
(2004) geht es um den
urbanen
Uberlebenskampf von vier auf sich allein gestellten Kindern, die von ihrer
Rabenmutter
in einem Apartment sitzen gelassen wurden. Die Verfilmung der
Mangaserie
Nana
war 2005 an den japanischen Kinokassen erfolgreich.
Lost and Delirious
(2001) ist ein Filmdrama der Regisseurin
Lea Pool
uber Liebe und Verlust.
In
Saint Ralph
(2004) versucht 1954 ein 14-jahriger Schuler einer katholischen Schule, den
Boston-Marathon
zu gewinnen, da er glaubt, durch einen Sieg, der ein ?Wunder“ ware, seine im Koma liegende Mutter zu retten.
Der mit elf
Genie Awards
ausgezeichnete Film
C.R.A.Z.Y. ? Verrucktes Leben
(2005) ist eine
kanadische
Tragikomodie, die sich um die funf Sohne, deren Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen den Filmtitel ausmachen, der Familie Beaulieu und ihr chaotisches Verhaltnis zu den Eltern dreht. Pubertat,
Sex
,
Drugs
,
Rock ’n’ Roll
und
Rebellion
? die 1970er fordern ihren Tribut von allen Beteiligten.
Als kluge Komodie uber einen bisher von seinen Hippieeltern unterrichteten altklugen 13-Jahrigen, der erstmals auf eine Schule gehen soll und seine gesamte Umgebung in große Unruhe stoßt, erweist sich
Whole New Thing
(2005).
Kinderfilme wurden in den
Niederlanden
relativ haufig produziert, wahrend Jugendfilme von dort eher selten waren. Dennoch gab es einige engagierte Jugendfilme wie zum Beispiel das Filmdrama
Messer
(1960), in dem es um die Pubertatskrise eines 13-jahrigen Jungen geht.
Spetters
(1980) erzahlt recht freizugig die Geschichte von drei Jugendlichen, die versuchen, mit ihren Motorradern einem Idol nachzueifern. Im Film
Taschendieb
(1995) geht es um einen 12-jahrigen Jungen, der von zwei starkeren Jungs dazu gezwungen wird, alteren Frauen die Handtaschen zu klauen.
Die
flamisch-belgische
Satire
Jeder ist ein Star!
(2000) war 2001 fur den
Oscar
in der Kategorie
Bester fremdsprachiger Film
nominiert. Darin glaubt ein fanatischer Vater, dass sein minderjahriges Pummelchen von Tochter unbedingt ein gefeierter Schlagerstar werden sollte ? die Entfuhrung einer popularen Sangerin soll ihnen dabei weiterhelfen.
Eine Abenteuergeschichte rund um den historisch verburgten
Kreuzzug der Kinder
stellt die Zeitreisenkomodie
Kreuzzug in Jeans
(2006) dar.
Da in der DDR moglichst wenig Filme aus kapitalistischen Landern in den Kinos laufen sollten, wurden vor allem aus ?sozialistischen Bruderlandern“ Filme in Deutsch synchronisiert. Der uberwiegende Teil davon war aus der UdSSR, weil diese eine große Kinofilmproduktion hatte.
Anfangs gab es einige politisch motivierte russische Filme, wie zum Beispiel
Freundschaft
(1948),
Ihr großer Tag
(1958) oder
Flagi na baschnjach
(1958). Den uberwiegenden Teil stellten allerdings unpolitische Unterhaltungsfilme wie zum Beispiel
Die Kratzburste
(1957) oder
Gefahrliche Mission
(1959). Zudem gab es zahlreiche Literaturverfilmungen wie beispielsweise
Funfzehnjahrige Kapitan
(1945),
Dem Leben entgegen
(1952),
Geheimnis des Bergsees
(1954) oder
Geschichte einer ersten Liebe
(1957).
Der Trend in der russischen Jugendfilmproduktion setzte sich in den 1960er Jahren weiter fort. Es entstanden weitere Filme, die politischen Einfluss auf Jugendliche nehmen sollten. Wie zum Beispiel
Armee der Bachstelzen
(1964) oder
Es geschah in der Aufklarung
(1968).
Die Anzahl der unpolitischen Unterhaltungsfilme stieg in den 1960ern im Verhaltnis zu davor wesentlich starker an. Beispiele dafur sind
Abenteuer des Krosch
(1961),
Kommen Sie morgen
(1963),
Fußballkapitan
(1963),
Begegnung mit der Zartlichkeit
(1967),
Dubrawika
(1967) oder
Kleine Ausreißer
(1967). Letztgenannter war eine russisch-japanische Koproduktion.
Die russischen Jugendfilme der 1970er Jahre enthielten sich jeder politischen
Indoktrination
, ohne jedoch die Auswirkungen des politischen Systems zu verleugnen. Zudem begannen sie ein realistisches Jugendbild zu zeigen. Zum Beispiel in Coming-of-Age-Filmen wie
Hierher fliegen die Schwane
(1973),
Der furchtlose Ataman
(1973) oder
Ich bin doch schon erwachsen
(1974).
Zahlreiche russische Jugendfilme der 1970er Jahre waren Historienfilme, wie zum Beispiel
Begegnung an der alten Moschee
(1970),
Die verschollene Expedition
,
Goldener Fluß
(1976),
Bewegte Kindheit
(1976),
Auf Wolfsspur
(1977),
Alles wegen Kusmin
(1978) oder
Geschichte eines Jungen aus Abchasien
(1978).
Aber auch andere Filmgenres wurden im russischen Jugendfilm gezeigt. Wie zum Beispiel die Filmdramen
Bedenkzeit fur die Liebe
(1971) oder
Jirka laßt die Puppen tanzen
(1974). Liebesfilme waren beispielsweise
Hurra, wir haben Ferien!
(1972),
Hundert Tage nach der Kindheit
(1975),
Kuhne Traume
(1975) oder
An meinem Tod ist Klawa K. schuld
(1979).
In den 1980er Jahren wurden nicht mehr so viele russische Filme in Deutsch synchronisiert. Dennoch gab es aus den verschiedensten Filmgenres russische Jugendfilme. Zum Beispiel
Alarm an der Kuste
(1981),
Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn
(1982),
Alle rufen mich Talisman
(1983),
Bote
(1987),
Brandstifter
(1988) oder
Kleine Vera
(1988).
Ein lakonisch erzahltes russisches
Roadmovie
neueren Datums, das auf dem ?goEast“-Festival preisgekront wurde, ist der Film
Der Weg nach Koktebel
(2003). Ein 11-Jahriger folgt seinem Vater zu Fuß von
Moskau
bis ans
Schwarze Meer
, wo beide bei der Tante in Koktebel ein neues Leben beginnen wollen.
Skandinavien
bzw. die
Nordischen Lander
allgemein haben eine lange Tradition, was Kinder- und Jugendfilme betrifft. Filme wie
Mein Leben als Hund
(Schweden 1985) und
Pelle, der Eroberer
(Danemark 1987) erhielten
Oscars
als
Bester auslandischer Film
. Der Schwede
Lukas Moodysson
gilt als einer der bekanntesten Nachwuchsregisseure und drehte mit
Raus aus Amal
und
Lilja 4-ever
moderne Jugendstudien. 2003 wurde die Verfilmung
Evil
des
autobiografischen
Romans des schwedischen Krimiautoren
Jan Guillou
uber seine Schuljahre fur den Oscar nominiert.
Der skandinavische Film kann auf eine große Anzahl von Jugendbuchern zuruckgreifen, von denen viele als Literaturverfilmung umgesetzt wurden. Wie zum Beispiel
Die Zeit mit Monika
(1953),
Madchen im gefahrlichen Alter
(1956),
Ich bin Maria
(1979),
Geschichte von Kalle und Reinert
(1979),
Junge im Baum
(1981) oder
Unter dem Nordlicht
(1985). Kommerziell sehr erfolgreich war
Sofies Welt
(1999), in der eine 14-jahrige Schulerin von einem vaterlichen Freund in die Welt der
Philosophie
eingefuhrt wird.
Der Jugendfilm war in der skandinavischen Filmgeschichte stets ein wichtiger Faktor. So entstand in den 1950er Jahren beispielsweise
Wenn die Liebe erwacht
(1952). In dieser Komodie geht es um Primaner-Liebe auf einer gemischten Oberschule. Im Drama
Es geschah aus heißer Jugendliebe
(1952) wird von einer Schulerliebe berichtet, die durch die uneheliche Geburt eines Kindes gefahrdet wird.
Gewalt gegen Gewalt
(1954) berichtet uber Jugendkriminalitat im Schweden der 1950er Jahre.
Auch hier fanden viele Filmgenres ihre Umsetzung in Jugendfilmen. Zum Beispiel in Filmdramen wie
Neue
(1955),
Kinderwagen
(1963),
Lenk oder Das Ende einer Kindheit
(1975),
Such′ nicht nach mir
(1982),
Schwarze Panther ? Rebellen des Zorns
(1992) oder
Wild Angel
(1997). Leichte Unterhaltung boten dagegen Liebesfilme wie beispielsweise
Es war einmal ein Krieg
(1966),
Eine schwedische Liebesgeschichte
(1969) oder
Keine Liebe wie die unsere
(1988). Im Genre Semi-Dokumentarfilm entstanden Jugendfilme wie zum Beispiel
Mein Heim ist Copacabana
(1965). Darin geht es um das Schicksal elternloser Straßenkinder in
Rio de Janeiro
.
Ein ganz wichtiges Thema im skandinavischen Jugendfilm sind Coming-of-Age-Filme. Im Rahmen der Personlichkeitsentwicklung von Jugendlichen wird von ihnen ein realistisches Bild der Lebenssituation vermittelt. Daher sind solche Filme sehr zahlreich ? wie unter anderem
Abseits
(1979),
So bin ich auch
(1980),
Baum der Erkenntnis
(1981),
Twist and Shout ? Rock’n’Roll und erste Liebe
(1984),
Straße der Kindheit
(1986),
Hoher als der Himmel
(1994) oder
Traume wachsen nicht auf Baumen
(1996). In
Frida ? mit dem Herzen in der Hand
(1991) lernt eine 13-Jahrige einige Lektionen in Sachen Liebe.
Das Auge des Adlers
(Danemark 1996) ist dagegen ein lupenreines Jugendabenteuer, das einen Konigssohn des
Mittelalters
im Kampf gegen gefahrliche Feinde seines Vaters zeigt.
Schon ist die Jugendzeit
(1995) erzahlt von der Liebesbeziehung eines Schulers zu seiner Lehrerin und gewann mit dem
Guldbagge
den wichtigsten schwedischen Filmpreis.
Auch in den 2000ern entstehen weiterhin Jugendfilme. Zum Beispiel
Kinder des Sturms
(2000), ein Dokumentarfilm uber das Leben von 14-jahrigen Schulern. In
Liebe in Blechdosen
(2000) wird die Geschichte von zwei schwedischen Waisenkindern in den 1950er Jahren erzahlt. Die preisgekronte Außenseiterballade
Noi Albinoi
(Island 2002) schildert das ziellose Leben des hochintelligenten 17-jahrigen Einzelgangers Noi in der
islandischen
Provinz.
In der Coming-of-Age-Komodie
Popularmusik aus Vittula
(Schweden/Finnland 2004) geht es um die beiden Freunde Matti und Niila in den
Roaring 60s
und den Einzug des
Rock ’n’ Roll
in ihr bis dahin langweiliges Dorf an der schwedisch-finnischen Grenze.
2004 lief der Film
Die Farbe der Milch
in den deutschen Kinos, in dessen Fokus das Gefuhlschaos dreier 12-jahriger norwegischer Madchen steht, die sich entschließen, sich von nun an fur Jungs zu interessieren.
Aus
Spanien
kommend wurden vor allem in den 1980er Jahren einige Jugendfilme ins Deutsche synchronisiert, wie zum Beispiel
Bertas Motive
(1983). Darin geht es um die Erlebnisse eines Madchens in der oden Landschaft
Kastiliens
. Das Drama
Rothaarige Teo
(1985) erzahlt die Erlebnisse des Sohns eines
Madrider
Richters und seines sterbenden Großvaters. In
27 Stunden
(1986) werden 27 Stunden aus dem Leben eines 18-jahrigen
baskischen
Jugendlichen und seiner Freunde aufgezeigt. Ebenfalls ein Portrat jugendlichen Lebens ist
Schonsten Jahre des Lebens
(1989). Zudem entstanden Literaturverfilmungen wie zum Beispiel
Dickkopf
(1982) oder
Liebe Valentina
(1982).
Ein verschachteltes Drama, ausgelost durch ein
Coming-out
in einem katholischen Internat der 1960er, beschreibt
Pedro Almodovar
in
La mala educacion ? Schlechte Erziehung
(2003).
Aber auch in den 2000ern entstehen weiterhin Jugendfilme im weiteren Sinne, wie zum Beispiel
The Devil’s Backbone
(2001). In diesem Thriller geht es um ein dusteres Geheimnis in einem vollig entlegenen
Waisenhaus
zur Zeit des
Spanischen Burgerkrieges
.
Planta 4ª
(2003) berichtet von krebskranken Jugendlichen, die versuchen, aus einem Krankenhaus auszubuxen.
Der amerikanische Jugendfilm spiegelt, mehr noch als andere Filme, die gesellschaftlichen Entwicklungen und die Krise des
Hollywood
-Kinos wider. Ursprunglich existierte der Begriff ?Jugendfilm“ gar nicht, da Filme in der Anfangszeit der Filmindustrie als Unterhaltung fur alle Altersgruppen galten und Unterscheidungen nach Zielgruppen beziehungsweise Altersfreigaben erst spater eingefuhrt wurden.
Ein fruher Jugendfilm ist die Literaturverfilmung
Kinder auf den Straßen
(1933). Dort geht es um Jugendliche wahrend der amerikanischen Wirtschaftskrise.
Beispielhaft fur den damaligen Umgang mit Jugendlichen in Spielfilmen ist
Teufelskerle
von 1938. In ihm wird die wahre Geschichte eines Pfarrers (
Oscar
fur
Spencer Tracy
), erzahlt, der ein Heim fur sozial benachteiligte Jugendliche einrichtet, um sie vor dem Gefangnis zu bewahren. Der Erwachsene steht im Zentrum der Handlung, seine Schutzlinge sind lediglich Nebendarsteller.
Auch im Nachkriegskino umfasst ein bedeutender Teil des amerikanischen Nachkriegskinos lediglich vermeintliche Kinder- bzw. Jugendfilme wie beispielsweise
Black Beauty
(1946),
Black Gold
(1947) und
In 80 Tagen um die Welt
(1956). Diese gewannen zwar haufig
Oscar
-Nominierungen oder -Auszeichnungen, Jugendliche und deren Probleme wurden kaum oder uberhaupt nicht thematisiert.
Als Resultat wurden realistische Filme jugendlichen Verhaltens und ihrer Empfindungen haufig als
Provokation
angesehen, zumal in ihnen haufig die Heranwachsenden mit Gewalt auf das elterliche Unverstandnis reagierten:
Der Wilde
(1953);
… denn sie wissen nicht, was sie tun
und
Die Saat der Gewalt
(1955) gehoren hierzu. Ihre Hauptdarsteller
Marlon Brando
und
James Dean
wurden zu
Idolen
der jungen Zuschauer, die sich in ihnen wiedererkannten. Versuche, Jugendliche durch gefallige Gesangsfilme mit
Elvis Presley
an
Hollywood
zu binden, scheiterten, da das Publikum andere Helden wie
Brando
,
Steve McQueen
oder
Paul Newman
suchte.
Zu den in den 1950ern entstandenen Literaturverfilmungen von Jugendbuchern zahlen
Junges Gluck im April
(1957) oder
Das Geheimnis der verwunschenen Hohle
(1959).
In den 1960ern ruckte eine neue Generation Jugendlicher nach, die unter anderem
Die Reifeprufung
(1967) oder
Easy Rider
(1969) sahen. Erstgenannter Film gilt auch als Ausloser der
Popkultur
und zeigte die Heranwachsenden eher als verwirrt, unsicher und desinteressiert denn als rebellisch und zornig.
Spater entwickelte sich das ?
New Hollywood
“, ein von jungen Filmemachern begrundetes realistisches Kino, an dem das Studiosystem des alten
Hollywood
zerbrach. Beispiele dieser Entwicklung waren
Die letzte Vorstellung
(1971) und
American Graffiti
(1973), in der
George Lucas
als erster Regisseur die Handlung eines Jugendfilms in seine eigene Kindheit verlegte und somit neben den Jugendlichen des Jahres 1973 auch jene als Zuschauer gewann, die zur Zeit der Handlung (1960er Jahre) selbst Jugendliche waren.
Ansonsten waren Jugendfilme eher selten: 1973 entstand mit
Jeremy
einer der wenigen Liebesfilme, der unter Jugendlichen spielt.
Ich hab’ dir nie einen Rosengarten versprochen
beschrieb 1977 ? basierend auf einem wahren Fall ? einen 2-jahrigen Klinikaufenthalt einer 16-Jahrigen nach ihrem
Suizid
-Versuch.
1977 loste
Saturday Night Fever
das Disco-Fieber aus, bevor
Der weiße Hai
und
Krieg der Sterne
das
Blockbuster
-
Kino
etablierten, welches das Kinoprogramm fur Jugendliche uber die nachsten Jahrzehnte bestimmte.
Die erfolgreichsten Jugendfilme der 1980er Jahre erzeugten kaum gesellschaftliche Impulse. Sie waren im Wesentlichen von den Erfolgen
Steven Spielbergs
,
George Lucas
’ und
John Hughes
’ gepragt. Wahrend die ersten beiden Regisseure vor allem den
Actionfilm
fur Jugendliche etablierten (
Zuruck in die Zukunft
,
Gremlins ? Kleine Monster
,
Die Goonies
,
Willow
usw.), drehte Hughes Komodien uber Schuler, in denen zwar auch Probleme wie die Entwicklung von Individualitat, Gruppenzwangen oder Einsamkeit thematisiert wurden (
The Breakfast Club
,
Ferris macht blau
,
Pretty in Pink
), diese aber stets mit einem Happy End gelost wurden. In diese Kategorie gehoren auch
St. Elmo’s Fire
und
Das Geheimnis meines Erfolges
.
Ich glaub’, ich steh’ im Wald
(1982) war Vorbild vieler US-Schulerkomodien.
Tanz- und Musikfilme konnten wieder vermehrt Zuschauer anziehen (
Flashdance
,
Footloose
,
Fame ? Der Weg zum Ruhm
,
Dirty Dancing
). Hierzu gehort auch die in den 1960ern angesiedelte Komodie
Hairspray
(1988) und
Cry-Baby
(1990), eine in den 1950ern spielende Parodie auf
West Side Story
(mit
Johnny Depp
), beide von
John Waters
.
Daneben gab es aber auch eine Reihe von Filmen, die aus der
Independent
-Szene heraus entstanden und sich dem inhaltlichen und formalen
Konservatismus
Hollywoods
entgegenstellten:
Baby It’s You
(1984) von
John Sayles
,
Nola Darling
(
Spike Lee
) und
Jim Jarmuschs
Stranger than Paradise
zeigten, dass es noch immer eine Gegenbewegung zum
Mainstream
-Standard gab.
Zwei Cheyenne auf dem Highway
setzt sich 1989 mit der aktuellen Situation von Indianern im modernen Amerika auseinander.
Reise zur Insel der Geister
(1988) behandelt die Auseinandersetzung von Jugendlichen zwischen Tradition und Moderne.
Das Messer am Ufer
(1986) mit
Keanu Reeves
setzt sich mit den Folgen eines Mordes unter Jugendlichen auseinander.
Stand and Deliever
uber die Probleme eines Lehrers an einer Schule im
Latino
-
Milieu
war 1988 einer der ersten ernsthaften Filme, der in dieser Umgebung angesiedelt war.
Maßstabe in Hinblick auf die Protektion junger Akteure setzte
Francis Ford Coppola
mit den beiden Auftragswerken
Die Outsider
und
Rumble Fish
.
Alan Parkers
Film
Birdy
(1984) beschreibt die Freundschaft zweier Jugendlicher angesichts traumatischer Erfahrungen im Vietnam-Krieg.
Sergio Leone
widmet in
Es war einmal in Amerika
(1984) der Adoleszenz der spateren Widersacher mehr als eine Stunde.
Steven Spielberg
verfilmte 1987 in seinem zweiten ?ernsthaften“ Film
Das Reich der Sonne
den
semi-autobiophischen
Roman von
J. G. Ballard
uber die Erlebnisse eines 11-Jahrigen wahrend des
Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges
ab 1941.
Die Kadetten von Bunker Hill
(1981) handelt von der Verfuhrbarkeit junger Menschen angesichts einer scheinbaren Ordnung und von falsch verstandenen Ehrbegriffen. Neben
Timothy Hutton
, der 1980 als jungster Darsteller einen
Oscar
fur
Eine ganz normale Familie
erhalten hatte, spielten
Sean Penn
und
Tom Cruise
, dessen 1986 gedrehter Film
Top Gun
als ein speziell fur jugendliche Manner gedachter Werbefilm furs Militar konzipiert worden war.
Die Jugendfilme der 1990er Jahre begannen verstarkt gesellschaftliche Impulse zu erzeugen. Das Thema
AIDS
dokumentiert das Drama
Kids
(1995). Darin geht es um die sexuelle Sorglosigkeit von Jugendlichen, die darin mundet, dass ein Madchen mit
HIV
infiziert wird und sich dadurch innerhalb ihrer Clique isoliert. In
Gilbert Grape ? Irgendwo in Iowa
(1993) sucht ein junger Amerikaner, neben der Fursorge fur seine Mutter und den behinderten Bruder, auch nach Raum fur sein eigenes Leben. Es folgten die Filme
The Mighty
(1998), in dem es um die magische Traumreise zweier ungleicher Freunde geht und in dem Themen wie Behinderung und soziale Ausgrenzung thematisiert werden, und
Rushmore
(1998), eine intelligente Tragikomodie im Highschool-Milieu. In dem vielgelobten
Independent-Film
Gas Food Lodging - Verlorene Herzen
(1992) leben zwei Schwestern mit ihrer Mutter in einem Wohnwagen-Park in der Wuste von
New Mexico
und traumen davon, aus ihrem langweiligen Dasein auszubrechen.
Jugenderinnerungen aus den 1960ern zeigten 1994
Unsere Welt war eine schone Luge
und 1995
This Boy’s Life
. Dabei steht jeweils der Konflikt mit (Stief-)Vatern im Zentrum, die ihre Kinder durch Manipulation und Gewalt an sich banden und deren Machtstellung erst gegen Ende einer unglucklichen Jugend gebrochen wurden. Die Verfilmung der von Drogenmissbrauch, Selbstzerstorung und Gewalt berichtenden Tagebucher von
Jim Carroll ? In den Straßen von New York
wurden in der Filmfassung von 1995 in die damalige Gegenwart verlegt. Dem Film wurde spater vorgeworfen, durch eine Traumsequenz der Hauptfigur, die Tater des
Amoklaufs an der Columbine High School
inspiriert zu haben.
Auch in den 1970ern waren verschiedene Filme angesiedelt. Wahrend etwa
Now and Then ? Damals und heute
(1995) und
My Girl
(1991) samt Fortsetzung eher als
nostalgische
(Tragi-)Komodien einzuordnen sind, beschreiben die ernsthafteren
The Virgin Suicides
(1999) ? basierend auf wahren Ereignissen ? und
Der Eissturm
(1997) Sittenbilder der
Vietnam
- und
Nixon
-Ara, in der die Eltern den Bedurfnissen der Kinder hilf- und verstandnislos gegenuberstehen und somit
Tragodien
heraufbeschworen.
Detroit Rock City
von 1999 und
Almost Famous ? Fast beruhmt
(2000) feiern dagegen die Rock-Euphorie dieser Zeit.
Im Gegensatz zu ambitionierteren Werken wurden Filme wie
Verruckt nach Mary
und
American Pie
als typische Beispiele einer wieder popular werdenden klamaukhaften Komodie angesehen, die gerne auch Ekel- und Fakalhumor unter anderem uber Sperma und Furze einsetzte. Zu den ?Feelgood movies“ dieses Jahrzehnts gehort zum Beispiel
Josh and S.A.M.
von 1993.
Eine wie keine
loste 1999 einen Boom von Teenager-Liebeskomodien aus.
Der Ubergang ins neue
Millennium
wurde von mehreren erfolgreichen
Adaptionen
Shakespeare’scher Werke
begleitet, nachdem zuvor
Clueless ? Was sonst!
(1995) sehr erfolgreich den
Jane-Austen
-Roman
Emma
modernisiert hatte. Der erste dieser Filme war 1997
Romeo & Julia
.
Julia Stiles
spielt in gleich drei weiteren Verfilmungen eine Hauptrolle:
10 Dinge, die ich an Dir hasse
(1999),
Hamlet
(2000) und
O
(2001). Etwa zur gleichen Zeit entstand mit
Eiskalte Engel
eine Modernisierung des Brief-Romans
Gefahrliche Liebschaften
von
Choderlos de Laclos
, der bereits zuvor schon mehrere
Verfilmungen
erfahren hatte.
Ein weiteres konstant erfolgreiches Filmgenre ist die
Fantasy
-
Adaption
. Fur aufwendige Reihen in der Tradition von
Harry Potter
und
Der Herr der Ringe
stehen
Die Chroniken von Narnia: Der Konig von Narnia
(2005),
Eragon ? Das Vermachtnis der Drachenreiter
(2006) und
Der Goldene Kompass
(2007). Nur ersterer erhielt allerdings bislang die Genehmigung fur eine Fortsetzung, wahrend etwa
Wintersonnenwende ? Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts
(2007) den Sprung ins Kino gar nicht erst schaffte.
Die Comic-Adaption
Ghost World
(2000) beschreibt hingegen den Tagesablauf einer selbstgewahlten Außenseiterin, die durch den Kontakt mit einem doppelt so alten Mann erkennt, dass ihre Einstellung viele Probleme schafft und sie sich zu weit vom realen Leben entfernt hat. Auch im Jugenddrama
The Dangerous Lives of Altar Boys
(2002), das im
repressiven
Milieu einer katholischen Schule der 1970er Jahre angesiedelt ist, versuchen die Hauptpersonen, sich dem Druck ihrer Umwelt zu entziehen. Ein weiterer Außenseiter in einer Schulwelt beherrscht von Cliquen, Sportlern und
Cheerleadern
ist
Napoleon Dynamite
, der 2004 alle Maßstabe von
Coolness
vollig ignorierte und seinem mexikanischen Schulfreund zu helfen versuchte, Schulsprecher zu werden.
Dass haufig auch die Familie wesentlich fur die Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden verantwortlich ist, beweisen ebenfalls diverse Filme.
Tart ? Jet Set Kids
(2001) zeigt Jugendliche aus zerrutteten Familienverhaltnissen, die zum Jetset gehoren wollen, aber scheitern. In der auf wahren Ereignissen beruhenden Tragikomodie
American Girl
(2002) hingegen erkennen die verschiedenen problembelasteten Familienmitglieder anlasslich eines Besuchstages bei ihrem wegen Mordes verurteilten Vater ihre diversen Probleme und werden dadurch in die Lage versetzt, sie zu uberwinden. Die Welt der Immigranten steht im Zentrum der Komodie
Echte Frauen haben Kurven
(2002): Eine junge Frau mexikanischer Abstammung bringt mit ihrem Wunsch zu studieren ihre traditionsbewusste Mutter gegen sich auf, die die kulturelle Identitatssuche ihrer Tochter nicht akzeptieren will.
Zu den diversen gesellschaftspolitischen Themen, die realistische und ernsthaft behandelt werden gehoren
Padophilie
und
Homophilie
(
L.I.E.
? Long Island Expressway
2001),
Amoklaufe
(
Elephant
2003) und die Neigung der Gesellschaft, ihre Probleme nicht selber zu behandeln, sondern in die Hande von
Psychiatern
zu geben (
Thumbsucker
2005). Eine moderne Variante von
Madchen in Uniform
um die Liebe einer Lehrerin und ihre Schulerin stellt das
Independent
-Drama
Loving Annabelle
von 2006 dar.
In
Mean Creek
(2004) wollen sich einige Jugendliche an einem sie standig drangsalierenden Jungen rachen und schworen dabei Unheil herauf. In dem Psychothriller
Hard Candy
(2005) wechseln die Machtverhaltnisse von Opfers und Taters eines scheinbaren
sexuellen Missbrauchs
. 2005 zeigte
Brick
einen
Film noir
an einer
Highschool
: ein Schuler macht sich auf die Suche nach einer vermissten Ex-Freundin.
Der erste ernsthafte Film um die
Rapkultur
, in dem
Eminem
die mutmaßlich
autobiografisch
angelegte Hauptrolle ubernahm, war
8 Mile
(2002) von
Curtis Hanson
.
Ein so genanntes
Feelgood movie
ist das
Disney
-Remake
Freaky Friday
(2003), in dem Mutter und Tochter durch den Zauber einer alten Chinesin die Korper tauschen. Selbst in eher seichten Komodien konnen sich aber die Figuren tiefergehenden Problemen gegenuberstehen: In
The Girl Next Door
(2004) stell ein Schuler fest, dass seine Freundin
Pornofilme
drehte und gerat in einen Konflikten zwischen
Vorurteilen
und
Moralvorstellungen
, aber auch mit seiner engstirnigen Umgebung.
Der Abenteuerfilm
Das Geheimnis von Green Lake
(2003) hat, obwohl er in einem Erziehungs- und Arbeitslager angesiedelt ist, auch eine Menge lustiger Aspekte zu bieten. Einen unterhaltsamen Umweltkrimi stellt
Eulen ? Kleine Freunde in großer Gefahr
(2006) dar, der in Deutschland nur auf DVD erschien. Beides sind Verfilmungen sehr erfolgreicher Jugendromane.
2007 feierte das
Musical
-Genre erneut eine
Renaissance
(
Hairspray
,
High School Musical
) und zeigten die Erfolge von
Superbad
und
Beim ersten Mal
, dass das Prinzip von American Pie noch nicht ausgelaugt ist. Hingegen ist
Juno
, der vier
Oscar
-Nominierungen in Hauptkategorien gewann und fur das
beste Originaldrehbuch
ausgezeichnet wurde, ein Beleg dafur, dass intelligente Filme uber Jugendliche lange nachwirken und auch Erwachsene beeindrucken konnen.
Es gibt eine beachtliche Zahl nicht-westlicher Filme in Europa zu sehen. Diese unterscheiden sich jedoch haufig grundlegend von hier gangigen Jugendfilmen. Auf vertraute Stilmittel, wie den Einsatz von Popmusik, humorvolle Auflockerung der Handlung oder das Happy End wird bei ihnen haufig verzichtet. Aufgrund des fremdartigen kulturellen Hintergrundes und der beschriebenen ungewohnten Lebensumstande finden diese Filme bei uns allerdings eher ein erwachsenes Publikum.
Der Film
Geschenk Gottes
(Burkina Faso 1982) behandelt die Geschichte eines stummen Jungen in einem afrikanischen Dorf. In
Zwei Welten
(Simbabwe 1988) wird die authentische Geschichte einer 13-jahrigen Weißen im Sudafrika der
Apartheid
erzahlt. Das 1992 von Briten produzierte
Filmmusical
Sarafina!
spielt 1976, also ebenfalls zur Zeit der Apartheid, in Sudafrika und handelt von den aufmupfigen Schulern einer Schule der
South Western
Townships
(auch als
Soweto
bekannt) bei
Johannesburg
. Zwei afrikanische Jugenddramen neueren Datums sind
Moolaade ? Bann der Hoffnung
(Senegal 2004) und
Zulu Love Letter
(Sudafrika 2004). Im ersten Film wird gezeigt, wie eine beherzte Frau mit dem uralten Zauberspruch
Moolaade
vier junge Madchen, die sich in ihr Haus gefluchtet haben, vor der drohenden
Beschneidung
zu schutzen versucht. Der zweite Film schildert das problematische Verhaltnis einer gehorlosen Schulerin zu ihrer lebensmuden Mutter, die als
Journalistin
wahrend ihrer Schwangerschaft von Apartheids-Schergen gefoltert wurde.
Vielleicht der wichtigste Jugendfilm Asiens alteren Datums ist
Salaam Bombay!
(Indien 1988) der
indischen
Regisseurin
Mira Nair
. Der 1988 mit der
Goldenen Kamera
in
Cannes
ausgezeichnete und 1989 fur einen
Oscar
nominierte Film schildert uberaus eindrucksvoll die Erlebnisse eines Jungen vom Lande in der laut Einwohnerzahl großten Stadt der Welt,
Bombay
. In dem visuell herausragenden Jugenddrama
Memento Mori
(Sudkorea 1999) wird sehr
surreal
und uberaus
melancholisch
die Geschichte von zwei sich liebenden Schulerinnen erzahlt, die auch nach dem
Suizid
der einen geistig miteinander verbunden bleiben. Im Schuld-und-Suhne-Drama
Samaria
(Sudkorea 2004) prostituiert sich ein minderjahriges Madchen, um sich und ihrer anfanglich nur Schmiere stehenden Freundin eine Europareise zu finanzieren. Nach dem mitverschuldeten Unfalltod der
Amateurhure
agiert die Freundin als ?Wiedergutmacherin“, wahrend ihr Vater, ein Polizist, einen privaten Rachefeldzug gegen die
Freier
startet.
Beijing Bicycle
(Volksrepublik China 2001);
Xiaos Weg
(VR China 2002).
Filme aus moslemischen Landern konnen fur ein jugendliches Publikum durchaus sehenswert und interessant sein. Diese Filme vermitteln zum Teil einen authentischen Einblick in eine ganz andere Realitat.
In
Halfaouine ? Zeit der Traume
(Tunesien 1990) werden die letzten ?Kindertage“ eines 12-jahrigen Jungen in
Tunis
in Szene gesetzt. In
Die Kinder von Beirut
(Libanon 1998) freuen sich drei Jugendliche uber den beginnenden Burgerkrieg 1975, weil die Schule geschlossen wird, horen lieber amerikanische Musik und drehen Super-8-Filme, wahrend langsam ihre Sexualitat erwacht. In
Zeit der trunkenen Pferde
(Iran 2000) versuchen junge
Kurden
geht ihren todkranken Bruder zu retten. Der preisgekronte Film
Osama
(Afghanistan 2003) erzahlt von einem Madchen, das sich im
Afghanistan
der
Taliban
als Junge verkleidet. In dem mit Festivalpreisen uberhauften Drama
Schildkroten konnen fliegen
(Iran/Irak 2004) wird die tragische Geschichte des 13-jahrigen Kurden ?Satellit“ erzahlt, der in einem
Fluchtlingslager
an der Grenze zum
Irak
wie ein kleiner General seine Kindertruppe zum Einsammeln von
Landminen
abkommandiert, damit er sie auf dem
Schwarzmarkt
verkaufen kann.
Mit europaischen Geldern wurde 2004 der in
Palastina
angesiedelte Film
Paradise Now
uber zwei junge
Selbstmordattentater
finanziert.
In dem Festivalerfolg
Y Tu Mama Tambien ? Lust for Life
(2001) aus
Mexiko
versuchen zwei befreundete und ziellose Pubertierer eine rund zehn Jahre altere Frau aufzureißen ? und kommen machtig ins Schleudern, als sich die Todgeweihte tatsachlich auf ein erotisches Dreiecksverhaltnis mit ihnen einlasst. Das ergreifend erzahlte chilenische Filmdrama
Machuca, mein Freund
(2004) berichtet von der Freundschaft zweier Jungs aus ganz unterschiedlichen sozialen Verhaltnissen im
Chile
des Jahres 1973 und wie ihr bis dahin unbeschwertes Leben durch einen
Militarputsch
vollig aus der Bahn geworfen wird. Die kolumbianisch-amerikanische Koproduktion
Maria voll der Gnade
(2004) schildert die Geschichte der 17-jahrigen schwangeren
Kolumbianerin
Maria, die sich mit 62 geschluckten nussgroßen
Kokainkapseln
in ihrem Magen als
Drogenkurierin
auf den Weg in die USA macht, weil sich die skrupellosen Auftraggeber sonst an ihrer Familie vergreifen wurden.
Filme uber
indigene Volker
handeln oft von der kulturellen Identitatssuche Jugendlicher.
Whale Rider
(Neuseeland 2002) beispielsweise erzahlt die Geschichte eines jungen
M?ori
-Madchens, das zur Anfuhrerin ihres Stammes heranwachsen mochte. Im Drama
Long Walk Home
(Australien 2002) wird die authentische Geschichte der strapaziosen Flucht dreier junger
Aborigine-Madchen
aus einem Um-Erziehungslager des Jahres 1931 gezeigt. Bereits 1971 strandeten zwei Geschwister in
Walkabout
im australischen
Outback
und mussten sich einem Ureinwohner anschließen, der an einem
Initiationsritus
teilnahm.
In dem Oscar-nominierten norwegischen Abenteuerfilm
Pathfinder
(1987) des Regisseurs
Nils Gaup
wird die Geschichte eines
Samen-Stammes
erzahlt, der etwa um das Jahr 1000 n. Chr. von einem trickreichen 16-jahrigen Helden vor der Vernichtung durch seine mutmaßlich ubermachtigen Feinde bewahrt wird.
Der Abenteuerfilm
Der Smaragdwald
(Großbritannien 1985) behandelt die zum Teil authentische Geschichte eines weißen Jungen, der von
Amazonas
-
Indianern
entfuhrt wird, bei ihnen aufwachst und sich Jahre spater trotz Wiederentdeckung durch den richtigen Vater gegen dessen Zivilisation und fur ?seinen Stamm“ entscheidet.
Jugendfilme haben in der Regel eine Altersfreigabe
FSK 12
bzw.
FSK 16
. Allerdings sind auch einige Jugendfilme mit
FSK 6
freigegeben. Denn die FSK pruft nur, ob es Inhalte im Film gibt, die fur Kinder ungeeignet sind.
Ob es sich bei einem FSK-6-Film wirklich um einen Kinderfilm oder doch eher um einen Jugendfilm handelt, wird von der FSK nicht uberpruft. Daher kann es gut sein, dass bei einem FSK-6-Film der komplette Sinn des Werkes erst von alteren Kindern bzw. Jugendlichen erfasst wird.
Wichtige Jugendfilmpreise sind zum Beispiel:
- der ?Wettbewerb um den Jugendfilmpreis“ in Stuttgart, organisiert vom
Filmburo Baden-Wurttemberg
e. V.
- der europaische Jugenddokumentarfilmpreis GROSSE KLAPPE des Kinder- und Jugenddokumentarfilmfestivals
doxs!
! und der
Bundeszentrale fur politische Bildung
- der Kasseler Jugendfilmpreis
- der Frankfurter Jugendfilmpreis (im Rahmen der Hessischen Jugendfilmtage von der Stadt Frankfurt verliehen)
- der Bayerische Jugendfilmpreis
- der Kinder- und Jugendpreis der Nordischen Filminstitute
- Kategorie ?Bester Kinder- und Jugendfilm“ des
Deutschen Filmpreises
- Deutscher Jugendvideopreis
- Berlinale, Generation 14+
[2]
- Jonathan Bernstein:
Pretty in Pink. The Golden Age of Teenage Cinema.
New York 1997,
ISBN 0-312-15194-2
.
- Vera Hutte,
Hauke Lange-Fuchs
:
Das Kinderbild im skandinavischen Film.
- Jurgen Lauffer, Renate Rollecke, Dieter Wiedemann:
Jugendfilm Spezial. Aufwachsen in getrennten Staaten: Deutsche Jugendfilme aus Ost und West. Empfehlungen und Hintergrunde.
Schriften zur Medienpadagogik / Gesellschaft fur Medienpadagogik und Kommunikationskultur (GMK), Bielefeld 1995,
ISBN 3-929685-09-4
.
- Marina Kuffner:
Auflehnung, Antriebslosigkeit, Antidepressiva und Apokalypse ? Existenzielle Rebellion im Film seit James Dean.
Muhlbeyer Verlag, Frankenthal 2015,
ISBN 978-3-945378-25-0
.
- ↑
Wolfgang Ruge:
Die Darstellung von Angst und Furcht im Kinderfilm
. Otto-von-Guericke-Universitat, Institut fur Erziehungswissenschaft, Fakultat fur Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Magdeburg Juli 2008, 3.4
Die Prufungen einer Heldenreise (Harry Potter)
,
S.
57?76
.
- ↑
Generation.
Abgerufen am 10. Marz 2024
.