Colin Grant Clark
(*
2. November
1905
in
London
; †
4. September
1989
in
Brisbane
) war ein britisch-australischer
Okonom
.
Nach seinem Abschluss in Chemie im Jahre 1928 arbeitete er bis 1929 als Forschungsassistent von
William Henry Beveridge
an der
London School of Economics and Political Science
. 1930 ging er als Forschungsassistent zum
National Economic Advisory Council
, das die britische Regierung in volkswirtschaftlichen Fragen beriet. In seiner Zeit als Lektor fur Statistik an der
University of Cambridge
(1931?1938) verfasste er drei Bucher.
[1]
Im Jahre 1931 heiratete er Marjorine Tattersall, mit der er 8 Kinder großzog.
Wahrend eines Aufenthalts in Australien und Neuseeland (1937?1938) entschloss er sich, in
Queensland
zu bleiben. Am 6. Mai 1938 ernannte ihn die Regionalregierung Queenslands zum Regierungsstatistiker, Direktor des Industrieburos und Finanzberater des Finanzministers. Trotz seiner vielen Amter fand er Zeit fur weitere Bucher. So schrieb er 1940 ein Buch uber die drei
Wirtschaftssektoren
, namlich
Landwirtschaft
/
Fischerei
/
Forstwirtschaft
mit abnehmenden Ertragen (
primarer Sektor
; im weiteren Sinne auch der
Bergbau
:
bodenintensiv
),
Industrie
mit zunehmenden Ertragen (
sekundarer Sektor
;
kapitalintensiv
) und
Dienstleistungen
(
tertiarer Sektor
,
Residualsektor
;
arbeits-
oder
wissensintensiv
).
[2]
Darin stellte Clark ein auf Allan G. B. Fisher aus 1935 beruhendes Konzept zur
Drei-Sektoren-Hypothese
vor, wonach der Dienstleistungssektor in unterentwickelten Landern (
Agrarstaaten
) weniger Bedeutung habe als in
Industriestaaten
.
[3]
Die Drei-Sektoren-Hypothese beruhte auf der Beobachtung, dass das
Pro-Kopf-Einkommen
ansteigt, sobald die
Beschaftigung
in der Landwirtschaft sinkt und sich in der Industrie erhoht. Clark bezeichnete 1957 in der letzten Auflage dieses Buchs die verbleibende Gruppe wirtschaftlicher Aktivitaten (
Residualsektor
) nicht mehr als tertiare Produktion, sondern als ?Dienstleistungsindustrie“ (
englisch
service industries
)
[4]
und zahlte hierzu auch das
Baugewerbe
,
Transport
und
Verkehr
,
Handel
und
Finanzierung
,
offentliche Verwaltung
und private Dienste.
[5]
Am 28. Februar 1947 ubernahm er den Posten als Untersekretar des Ministeriums fur Arbeit und Industrie. 1951 verließ er Queensland und ubernahm im Wege der Abordnung eine Position in Rom und 1952 an der
University of Chicago
, bevor er noch im selben Jahr zur
Oxford University
wechselte. Hier verbrachte er 17 Jahre und kehrte 1969 als Direktor des
Instituts fur den wirtschaftlichen Fortschritt
an der
Monash University
(
Melbourne
) nach Australien zuruck. Im Jahre 1978 wechselte er an die
University of Queensland
, wo er bis zu seinem Tod 1989 blieb. 1978 wurde er korrespondierendes Mitglied der
British Academy
.
[6]
Neben zahlreichen Aufsatzen in Fachzeitschriften verfasste er eine Vielzahl von Buchern. Sein erstes erschien 1932 (?The National Income“,
deutsch
Das Nationaleinkommen
), es folgten unter anderem (zusammen mit
Pigou
) 1936 ?The Economic Position of Great Britain“ (
deutsch
Die wirtschaftliche Position Großbritanniens
), 1937 ?National Income and Outlay“ (
deutsch
Volkseinkommen und Kosten
), 1939 ?A Critique of Russian Statistics“ (
deutsch
Eine Kritik uber die Statistiken in Russland
), 1958 ?Australian Hopes and Fears“ (
deutsch
Australische Hoffnungen und Angste
); sein letztes Buch 1982 hieß ?Regional and Urban Location“ (
deutsch
Regionale und stadtische Standorte
).
Clark gehort zwar nicht zu den beruhmtesten Okonomen des 20. Jahrhunderts,
[7]
doch unternahm er als erster nach
William Petty
Berechnungen des
Volkseinkommens
(1932) und schaffte Grundlagen und Elemente der Erfassung des
Bruttoinlandsprodukts
(1945), die noch heute angewandt werden. Clark sah das Volkseinkommen wie Petty als eine politisch relevante
volkswirtschaftliche Kennzahl
fur internationale Vergleiche. Trotz zahlreicher Publikationen sah die britische Regierung jedoch lange keine Notwendigkeit, das Volkseinkommen berechnen zu lassen. Außerdem entwickelte er das Konzept des
Wirtschaftswachstums
, gemessen an der
Wachstumsrate
des Volkseinkommens.
- ↑
Julio A Gonzalo/Manuel Alfonseca/Felix-Fernando Munoz,
World Population: Past, Present, & Future
, 2016, S. 63 f.
- ↑
Colin Clark,
The conditions of economic progress
, 1940, S. 492
- ↑
Roger Skurski,
Soviet Marketing and Economic Development
, 1983, S. 26
- ↑
Colin Clark,
The conditions of economic progress
, 1957, S. 375
- ↑
Wolfgang van Dawen,
Gleichgewicht und Ungleichgewicht als Begriffe in der Diskussion uber das Wirtschaftswachstum in den unterentwickelten Landern
, 1966, S. 96
- ↑
Deceased Fellows.
British Academy,
abgerufen am 14. Mai 2020
.
- ↑
Daniel Speich-Chasse,
Die Erfindung des Bruttosozialprodukts
, 2013, S. 41 ff.