Luigi Ciriaco De Mita
(*
2. Februar
1928
in
Nusco
,
Provinz Avellino
; †
26. Mai
2022
in
Avellino
[1]
) war ein
italienischer
Politiker
. Als
Nationaler Sekretar
(d. h. Vorsitzender) der
Democrazia Cristiana
(DC) war er vom April 1988 bis Juli 1989 italienischer
Ministerprasident
und damit einer der letzten seiner Partei vor ihrem Verfall und ihrer Spaltung. Zudem hatte er eine Vielzahl weiterer Regierungsamter inne. Von 1984 bis 1988, von 1999 bis 2004 sowie erneut von 2009 bis 2014 war er
Mitglied des Europaischen Parlaments
. Seit 2014 war er Burgermeister seiner Heimatgemeinde Nusco in
Kampanien
.
Ciriaco De Mita absolvierte ein Jurastudium an der
Katholischen Universitat vom Heiligen Herzen
in Mailand. Anschließend arbeitete er als Rechtsberater beim Mineralolkonzern
Eni
.
Auf der politischen Buhne trat er erstmals 1956 in Erscheinung, als er in den nationalen Rat (entspricht ungefahr Parteivorstand) der
Democrazia Cristiana
gewahlt wurde. Ab 1963 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses, dem er ununterbrochen bis 1994 angehorte. Von 1969 bis 1973 war er Vizesekretar der DC (entspricht einem stellvertretenden Vorsitzenden). In den 1970er-Jahren hatte er verschiedene Ministeramter in DC-gefuhrten Regierungen inne: 1973?74 war er Industrieminister, 1974?76 Minister fur Außenhandel, 1976?79 fur den
Mezzogiorno
.
Von 1982 bis 1989 war De Mita nationaler Sekretar (das ist das politische Spitzenamt) der DC und galt als Vertreter des linken Parteiflugels. Bei der
Europawahl 1984
wurde er ins
Europaische Parlament
gewahlt, dem er bis 1988 angehorte. In diesem Jahr wurde er italienischer Ministerprasident; er behielt den Posten bis zum 22. Juli 1989. De Mita stand einer Funf-Parteien-Koalition
(
Pentapartito
)
aus DC,
PSI
,
PRI
,
PSDI
und
PLI
vor.
1989 wurde er zum Prasidenten der DC gewahlt, was jedoch ein eher reprasentatives Amt war. Von 1992 bis 1993 stand De Mita dem gemeinsamen Ausschuss beider Parlamentskammern fur institutionelle Reformen vor. Nach dem Zusammenbruch der DC infolge des
Tangentopoli
-Skandals, in den er selbst jedoch nicht verwickelt war, trat er 1994 deren Nachfolgepartei
Partito Popolare Italiano
(PPI) bei.
1996 gehorte Ciriaco De Mita zu den Begrundern des Mitte-links-Bundnisses
L’Ulivo
, das
Romano Prodi
an die Regierung brachte. Nach zwei Jahren Unterbrechung wurde er in jenem Jahr wieder in die Abgeordnetenkammer gewahlt, der er als Vertreter des Wahlkreises Kampanien 2 bis 2008 angehorte. Bei der
Europawahl 1999
erzielte De Mita wiederum ein Mandat im Europaischen Parlament, das er bis 2004 innehatte. Er gehorte der christdemokratischen
EVP-ED-Fraktion
an und war Mitglied im
Ausschuss fur konstitutionelle Fragen
sowie der Delegation fur die Zusammenarbeit EU-
Russland
. 2002 beteiligte sich De Mita an der Fusion der PPI mit weiteren Gruppierungen der politischen Mitte und linken Mitte zur Partei
Democrazia e Liberta ? La Margherita
, die christdemokratische bzw. christlich-soziale und sozialliberale Elemente vereinte. La Margherita wiederum ging 2007 in der Mitte-links-Sammelpartei
Partito Democratico
(PD) auf.
Am 20. Februar 2008 verließ De Mita zusammen mit seinem Neffen
Giuseppe
die PD, da diese ihn ? gemaß ihren Parteistatuten ? nach mehr als drei Legislaturperioden im italienischen Parlament nicht mehr zur Kandidatur bei den
Parlamentswahlen 2008
vorschlug.
[2]
Daraufhin grundeten Ciriaco und Giuseppe De Mita ihre eigene Gruppierung, die
Popolari per la Costituente
, mit der sie sich der christdemokratischen
Unione di Centro
(UdC) von
Pier Ferdinando Casini
anschlossen. Fur diese kandidierte er vergeblich in der Region
Kampanien
fur den
Senat
.
[3]
Bei der
Europawahl in Italien 2009
wurde er schließlich zum dritten Mal ins Europaische Parlament gewahlt. Er war in dieser Legislaturperiode als Mitglied der
Fraktion der Europaischen Volkspartei
der alteste Abgeordnete des Parlaments und gehorte dem
Ausschuss fur auswartige Angelegenheiten
an. Ebenso war er Delegierter in der Paritatischen Parlamentarischen Versammlung
AKP
-EU,
[4]
bis 2014 sein Mandat endete.
Im Mai 2014 loste der mittlerweile 86-jahrige Ciriaco De Mita seinen Neffen Giuseppe als Burgermeister seiner Heimatgemeinde Nusco ab. Als sich die UdC 2017 wieder dem Mitte-rechts-Bundnis von
Silvio Berlusconi
annaherte, verließen die beiden De Mita (Onkel und Neffe) sowie
Marco Follini
die Partei und grundeten die Kleinstpartei
L’Italia e Popolare
, die zur
Parlamentswahl 2018
dem Mitte-links-Bundnis angehorte.
- ↑
Vinicio Marchetti:
Ciriaco De Mita e morto: il cordoglio dell’Irpinia e non solo.
In:
avellinotoday.it.
26. Mai 2022,
abgerufen am 26. Mai 2022
(italienisch).
- ↑
Ciriaco De Mita lascia il Partito Democratico
(
Memento
vom 31. Mai 2014 im
Internet Archive
) irpinianews.it, 20. Februar 2008.
- ↑
De Mita capolista al Senato con l’Unione di centro. Pionati verso la Camera
(
Memento
vom 8. Marz 2008 im
Internet Archive
) Ottopagine.it, 5. Marz 2008.
- ↑
Home | Abgeordnete | Europaisches Parlament.
Abgerufen am 28. Mai 2022
.
- ↑
AAS
82 (1990), Nr. 4, S. 408.
- ↑
De Mita Dott. Luigi Ciriaco.
In:
quirinale.it.
Abgerufen am 26. Mai 2022
(italienisch).