Christliche Mitte

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Verein Christliche Mitte
(CM)
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Grundung 27. August 1988
Sitz Ahlkener Str. 1
59329 Wadersloh
Zweck ?Ermutigung zur Freude an GOTT“ [1]
Vorsitz Klaus Gunter Annen
Mitglieder ca. 5000 [2]
Website christliche-mitte.de

Die Christliche Mitte (Kurzbezeichnung: CM ) ist ein christlich-fundamentalistischer Verein , der nach seinem Selbstverstandnis christliche Werte vertritt. Zwischen 1988 und 2016 war der Verein als Partei aktiv und trat bei einigen Wahlen an. Aufgrund der schlechten Wahlergebnisse wandelte sich die CM im Februar 2016 in einen politischen Verein um, der nicht mehr bei Wahlen antritt und seinen Arbeitsschwerpunkt auf gesellschaftspolitische Offentlichkeitsarbeit legt. [3]

Inhaltliches Profil und Parteiprogramm

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Der christlich-fundamentalistische Verein [4] fordert eine Ausrichtung aller gesellschaftlichen Bereiche ?unter dem christlichen Sittengesetz nach Gottes Geboten“. Der Verein stellt sich als uberkonfessionell dar, hat aber katholische Bezuge insbesondere in seinen Publikationen. [5]

Im Oktober 2005 verabschiedete die CM auf ihrem ordentlichen Bundesparteitag in Fulda ein uberarbeitetes Grundsatzprogramm, das sich nach ihrem eigenen Verstandnis auf die wesentlichen Punkte einer christlichen und sozialen Politik konzentriert. Insbesondere nehmen die Zehn Gebote eine besondere Stellung ein, die ?gottgewolltes Naturrecht und christliches Sittengesetz“ seien. ?Christliche Ehe“ und Familie seien ?wichtigste Lebens- und Erziehungsgemeinschaft im Staat“. ?Ungeordnete“ Sexualitat und Homosexualitat werden dagegen verurteilt und abgelehnt. Eine ?Wiederherstellung der christlichen Gesinnung“ wird angestrebt.

Die CM befurchtet eine ? Islamisierung Europas“ und betreibt eine massive Anti-Islam-Kampagne. Interreligioser Unterricht oder Islamunterricht werden abgelehnt. [6] Weiterhin spricht sich die CM eindeutig fur die Judenmission aus. Die 2013 verstorbene Vorsitzende Mertensacker schrieb zudem von ?Angriffen von Juden auf Christen“ in Israel . [7] Die wissenschaftliche Evolutionstheorie hielt sie fur nicht vereinbar mit den Richtlinien des Glaubens und bezeichnete sie als ? atheistische Ideologie“. Frauen sollen laut CM zu ?einem gesunden Selbstwertgefuhl, zu einer bewußten Gestaltung ihres Lebens als Frau und Mutter, zur Pflege fraulicher und mutterlicher Eigenschaften“ ermutigt werden. Weitere Ziele des Vereins sind unter anderem die strafrechtliche Verfolgung von Schwangerschaftsabbruchen , das Verbot von Pornografie und der ?Strafrechtsschutz vor der Homosexualitat“. Eine Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare wird abgelehnt. Ebenso wird ein Verbot des Sexualkunde -Unterrichts, von ? Esoterik “ sowie von ? Gotteslasterung “ befurwortet. [6] Auch nationalistische Tendenzen sind erkennbar, z. B. sprach die CM im Zusammenhang mit der Wehrmachtsausstellung uber die Verbrechen der Wehrmacht im Osten von einer ?Schandausstellung“ und ?Falschungen“ und forderte zur Strafanzeige auf. [8] Zudem spricht sich die CM im Bereich der Arbeitsmarktpolitik dafur aus, dass deutsche Arbeitnehmer bevorzugt bei der Vergabe von Arbeitsplatzen berucksichtigt werden. [6]

Struktur und politische Betatigung

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Adelgunde Mertensacker aus Wadersloh , die von 1986 bis 1987 ein Jahr lang Bundesvorsitzende der Zentrumspartei war, veroffentlichte mit dem katholischen Priester Winfried Pietrek aus Lippstadt , der Prases der CM-Jugendorganisation Junge Mitte war, ab den 1970er Jahren vor allem antiislamische Schriften und Flugblatter. Auch im Internet verbreiten Sympathisanten und Mitglieder des Vereins antiislamische Schriften. Die monatlich erscheinende Zeitung des Vereins, der Kurier der Christlichen Mitte , hat eigenen Angaben zufolge 19.000 Abonnenten.

Die CM wurde am 27. August 1988 gegrundet. Sie war eine Abspaltung der Deutschen Zentrumspartei. Der Name ?Christliche Mitte“ wurde gewahlt, weil sich die CM als Nachfolgerin der Zentrumspartei betrachtet und diese sich nach ihrem im Grundsatzprogramm zum Ausdruck kommenden Selbstverstandnis ausdrucklich als ?die Partei der christlichen Mitte“ bezeichnete.

Die Grunderin der CM, Adelgunde Mertensacker, war 1987 nach starken Auseinandersetzungen als Vorsitzende der Deutschen Zentrumspartei abgewahlt worden und grundete mit ihren Anhangern ? darunter die meisten Lebensrechtler und die ?katholische Fraktion“ des damaligen Zentrums ? die CM. [9] Sie verstarb am 12. Oktober 2013, wenige Stunden nachdem sie auf dem Europa-Parteitag der Christlichen Mitte in Lippstadt als Partei-Vorsitzende wiedergewahlt worden war. Im Anschluss wurde kein neuer Vorsitzender gewahlt.

Uber ihren Facebook-Account gab die Partei im Februar 2016 bekannt, dass sie nicht mehr an Wahlen teilnehmen wolle, da die begrenzten Mittel nicht zum Erhalt parlamentarischer Mandate reichen. Man wolle aber als politische Vereinigung weiter wie bisher an politischer Meinungsbildung mitwirken. [3] Nachdem zwischenzeitlich die Parteihomepage offline war, tritt sie seit August 2016 als Verein an die Offentlichkeit. Zu dessen Vizevorsitzenden wurde Klaus Gunter Annen gewahlt. [10]

Bei Wahlen konnte die CM keinerlei Erfolge erzielen. Auch auf kommunaler Ebene verfugte sie uber keine Mandate. Den geringen Zuspruch bei Wahlern erklarte die CM mit dem ?Sittenverfall in Europa “ und damit, dass ihr Programm ?sehr anspruchsvoll“ sei. Zur Bundestagswahl 2013 und zur Bundestagswahl 2017 wurde die Christliche Mitte jeweils zwar zugelassen, stellte aber weder eine Landesliste noch Wahlkreiskandidaten auf. [11]

Bundestagswahlen

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Bundestagswahlergebnisse [12]
Jahr Stimmenanzahl Stimmenanteil
1990 36.446 0,08 %
1994 19.887 0,04 %
1998 23.619 0,05 %
2002 15.440 0,03 %
2005 nur Direktkandidaten (1.011 Stimmen; 0,0 %)
2009 6.826 0,02 %
Europawahlergebnisse [13]
Jahr Stimmenanzahl Stimmenanteil
1989 43.580 0,2 %
1994 66.766 0,2 %
1999 30.746 0,1 %
2004 46.037 0,2 %
2009 39.953 0,2 %
2014 30.124 0,1 %
Wahljahr Baden-Wurttemberg Hamburg Saarland
1991 0,1 %
1992 0,0 %
1996 0,0 %
1999 0,1 %
2001 0,1 %
  • Internetseite der Christlichen Mitte (Hauptdomain leitet auf die Vereinsseite weiter)
  • Gott in den Bundestag? Zielsetzung und Programmatik der Parteien Christlichen Mitte (CM) und Partei Bibeltreuer Christen ? Eine Dokumentation. Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V. (remid.de)

Einzelnachweise

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  1. Archivierte Kopie ( Memento vom 14. September 2016 im Internet Archive )
  2. Niederschrift der 1. BWA Sitzung ( Memento vom 18. April 2015 im Internet Archive ) (PDF; 423 kB)
  3. a b Facebook-Meldung des Partei-Hauptaccounts vom 20. Februar 2016
  4. Ulli Jentsch: Die ?Lebensschutz“-Bewegung und die AfD. In: Alexander Hausler (Hrsg.): Die Alternative fur Deutschland: Programmatik, Entwicklung und politische Verortung. Springer-Verlag, 2016, S. 102
  5. Benjamin Hohne: Partei-Profil CM. Bundeszentrale fur politische Bildung , 1. September 2009, archiviert vom Original am 1. August 2013 ; abgerufen am 13. April 2018 .
  6. a b c Carsten Paals: Christlich motivierte Kleinparteien in Deutschland und ihr Verhaltnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Eine Fallstudie anhand der ?Christlichen Mitte“ und der ?Partei Bibeltreuer Christen“. ( Memento des Originals vom 17. Oktober 2021 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.zvr-online.com ZVR-Online Dok. Nr. 45/2012
  7. Wolfgang Benz : Vom Vorurteil zur Gewalt. Politische und soziale Feindbilder in Geschichte und Gegenwart. Herder, Freiburg 2020, S. 366
  8. Die Partei ?Christliche Mitte“ bei religion-online.info
  9. REMID-Dokumentation, Punkt B (Entstehungshintergrund der CM) Gott in den Bundestag? Religionswissenschaftlicher Medien- und Informationsdienst e. V. REMID-Dokumentation
  10. Gunter Annen siegt in Straßburg. (PDF) In: Kurier der Christlichen Mitte , 2016/1, S. 4
  11. Pressemitteilung des Bundeswahlleiters
  12. Ergebnisse der Bundestagswahlen ( Memento vom 9. Juli 2013 im Internet Archive )
  13. Ergebnisse der Europawahlen ( Memento vom 11. Juli 2013 im Internet Archive )