Christian IV.
(*
12. April
1577
auf
Schloss Frederiksborg
; †
28. Februar
1648
auf
Schloss Rosenborg
,
Kopenhagen
) war
Konig von Danemark
und
Norwegen
von 1588 bis 1648.
Wahrend seiner langen Regierungszeit versuchte er wiederholt erfolglos, durch kriegerische Mittel ? vor allem im
Dreißigjahrigen Krieg
? den
danisch-norwegischen Staat
zu einer
Großmacht
zu formen. Als innenpolitischer Reformer legte er als ?volkstumlicher“ Landesvater den Grundstein zur Etablierung des
Absolutismus
und hinterließ durch seine rege Bautatigkeit die Stadte
Kristiansand
,
Kristianstad
und
Gluckstadt
sowie
Christianshavn
, heute ein Stadtteil von
Kopenhagen
. Nachdem
Oslo
durch Brand zerstort worden war, hatte er 1624 die Stadt an anderer Stelle wieder aufbauen lassen, die von da an fur 300 Jahre
Christiania
hieß.
Konig Christian IV. von Danemark und Norwegen
Christian IV. war der alteste Sohn von Konig
Friedrich II. von Danemark und Norwegen
und dessen Gemahlin
Sophie von Mecklenburg
, einer Nachfahrin
Friedrichs I. von Danemark
.
Nach dem Tod seines Vaters wurde er elfjahrig 1588 nominell Konig. Seine Mutter fuhrte wahrend seiner Unmundigkeit gemeinsam mit Vertretern des
Reichsrats
die Regierungsgeschafte. Sie war Vormund in den Herzogtumern
Schleswig
und
Holstein
, der Regierungsrat mit dem Reichsrat Vormund in Danemark. Das Verhaltnis zwischen den beiden Vormundern war gespannt bis feindselig.
[1]
Mit Ubernahme der Regierung zum Datum seiner Volljahrigkeit am 17. August 1596 und seiner feierlichen
Kronung
am 29. August 1596 leitete er eine Ara der Reformen ein. So betrieb er, stets die zukunftige Ausrichtung Danemarks als Militarmacht im Blick, eine nationale Aufrustung und ließ im gesamten Reich neue Festungen erbauen. Zudem richtete er einen reprasentativen
Hof
ein und forderte die Seefahrt. Symbol fur letzteres wurde eine Seereise des jungen Konigs 1599, bei der er das
Nordkap
umrundete und in
Lappland
an Land ging. Auch finanzierte er in den Jahren 1605 bis 1607
drei Expeditionen
zur Klarung des Schicksals der skandinavischen Siedler auf
Gronland
.
1611 brach der
Kalmarkrieg
zwischen Danemark und
Schweden
aus. Christian gelang es, die Schwache des schwedischen Konigs
Karl IX.
zu nutzen, um Schweden große Gebiete abzunehmen und im Januar 1613 im
Frieden von Knared
die gesamte
Finnmark
zu erhalten. Das innenpolitische Ziel, im Verlauf dieses Krieges ein
stehendes Heer
aufzustellen, scheiterte am Widerstand des danischen Adels.
Nach dem Kalmarkrieg wandte sich Christian Norddeutschland zu. Er versuchte, an der
Elbe
Gebiete zu gewinnen und zwei seiner Sohne die sakularisierten Bistumer
Bremen
und
Verden
zu verschaffen. Weil seine Versuche, sich
Hamburg
zu unterwerfen, missgluckten, grundete er 1617
Gluckstadt
, um auf diese Weise die Kontrolle uber den Elbhandel und zugleich einen Nordseehafen und Basis fur militarische Operationen im Suden seines Reiches zu gewinnen. Um fahige, wohlhabende Kaufleute anzuwerben, gab er niederlandischen
Remonstranten
und
Mennoniten
sowie
portugiesischen Juden
Religionsfreiheit
. Schon 1617 erhielt Gluckstadt
Stadtrechte
.
Neben der Grundung von Gluckstadt und den Versuchen, die Oberherrschaft uber Hamburg oder wenigstens den
Elbzoll
an sich zu bringen, forderte Christian IV. auch die Kaufleute. 1616 erteilte er der ersten
Danischen Ostindien-Kompanie
die Privilegien.
1617 erließ der Konig Regulative gegen
Hexerei
und schwarze
Magie
, die in der Folge zu verstarkten
Hexenverfolgungen
in Danemark, Schleswig-Holstein, Norwegen (insbesondere unter der
samischen
Bevolkerung in der
Finnmark
) und Island fuhrten.
Im Jahr 1618 fuhrte Christians einen neuen Munztyp, die
Corona Danica
ein, weil aus der bisherigen Mark ohne Abwertung kein Gewinn erzielt werden konnte.
[2]
Nachdem 1618 der
Dreißigjahrige Krieg
ausgebrochen war, lud der danische Konig die protestantischen Herzoge von Luneburg, Lauenburg und Braunschweig, die Gesandten von England, Holland, Schweden, Brandenburg und Pommern sowie den vertriebenen
Winterkonig
Anfang 1621 auf das
Segeberger Schloss
, um die
Protestantische Union
wiederzubeleben. 1625 bemuhte er sich dann erfolgreich um die Wahl zum
Kreisobristen
des
Niedersachsischen Reichskreises
. Nach Niederlagen gegen
Tilly
in der
Schlacht bei Lutter
am 27. August 1626 und
Wallenstein
konnte Christian im
Lubecker Frieden
von 1629 seine Gebiete im Reich sichern. In den folgenden Jahren bemuhte der danische Konig sich vor allem, den unter
Gustav Adolf
wachsenden schwedischen Einfluss einzudammen. Dies fuhrte 1643 zum
Torstenssonkrieg
. 1644 verlor er in der
Seeschlacht auf der Kolberger Heide
ein Auge. Dieser endete 1645 mit dem
Frieden von Bromsebro
, in dem Danemark große Gebiete an Schweden abgeben musste.
Christians letzte Regierungs- und Lebensjahre waren vom Ubergang der Herrschaft im Ostseeraum an Schweden und vom wachsenden Einfluss des Adels im Inneren Danemarks bestimmt. Vor allem die Ehemanner seiner Tochter aus der Ehe mit Kirsten Munk, die sogenannte Schwiegersohnpartei, gelangten zu großer Macht.
Sein Grab befindet sich in der Kapelle Christians IV. im
Dom zu Roskilde
. Dort steht auch eine lebensgroße Statue Christians, geschaffen von
Bertel Thorvaldsen
.
Schloss Rosenborg in Kopenhagen, eines der zahlreichen Bauwerke Christians IV.
Christian IV. hinterließ durch seine rege Bautatigkeit ein reiches kulturelles Erbe. Neben den Stadtgrundungen von
Kristiansand
,
Kristianstad
,
Kristianopel
,
Christianshavn
sowie
Gluckstadt
regte er unter anderem auch den Neubau der Schlosser von
Frederiksborg
,
Rosenborg
und
Halmstad
an. Den Bauplatz seines
Gluckstadter Schlosses
steckte er selber ab, nachdem er dort zunachst den
Konigshof
hatte errichten lassen.
Auch der Bau der nachmaligen
Festung Christianspries
im heutigen Kiel ab 1632 geht auf seine Veranlassung zuruck. Dafur kaufte Christian IV. die umliegenden Guter
Bulk
,
Seekamp
und
Knoop
an, und auch das Kirchspiel
Danischenhagen
, das daher einige Jahre Christianshagen genannt wurde.
[3]
Er heiratete am 27. November 1597
Anna Katharina von Brandenburg
(1575?1612), Tochter von Kurfurst
Joachim Friedrich von Brandenburg
, mit welcher er sechs Kinder zeugte:
- Friedrich (* 15. August 1599; † 9. September 1599)
- Christian
(* 10. April 1603; † 2. Juni 1647), Kronprinz von Danemark
- Sophie (* 4. Januar 1605; † 7. September 1605)
- Elisabeth (* 13. Marz 1606; † 24. Oktober 1608)
- Friedrich III.
(* 18. Marz 1609; † 9. Februar 1670), Konig von Danemark
- Ulrich III.
(* 2. Februar 1611; † 11. August 1633), Administrator des
Hochstifts Schwerin
Noch vor dem Tod der Konigin hatte er von 1610 bis 1613 eine Beziehung zu
Kirsten Madsdatter
(† 1613), die ihm einen Sohn gebar:
- Christian Ulrich Gyldenløve, (* 3. Februar 1611; † 6. Oktober 1640 in einem Gefecht in
Meinerzhagen
), Hofmarschall, danischer Gesandter in Frankreich, Spanien und den Niederlanden, Oberst im Dienste des Konigs von Spanien
Von 1613 bis 1616 hatte er ein Verhaltnis zu
Karen Andersdatter
(† 1673 in Kopenhagen), aus dem mindestens zwei Kinder hervorgingen:
- Dorothea Elisabeth Gyldenløve (* 1613; † 1615)
- Hans Ulrich Gyldenløve, (* 10. Marz 1615
Kronborg
; † 31. Januar 1645 ebenda) heiratete am 10. Oktober 1641 Regitze Grubbe
In einer
Ehe zur linken Hand
heiratete er am 31. Dezember 1615 in
Lundegaard
Kirsten Munk
(* 6. Juli 1598; † 19. April 1658), Tochter des
Ludvig Munk
und der
Ellen Marsvin von Landskrona
, die ihm weitere 10 Kinder schenkte:
- Anna Cathrine (* 10. August 1618 Frederiksborg; † 20. August 1633) war verlobt mit
Frants Rantzau
- Sophie Elisabeth (* 20. September 1619 Skanderborg; † 29. April 1657) heiratete am 10. Oktober 1634
Christian von Pentz
- Leonora Christina
(* 8. Juli 1621 Frederiksborg; † 16. Marz 1698 Kloster
Maribo
) heiratete am 9. Oktober 1636 in Kopenhagen
Corfitz Ulfeldt
- Waldemar Christian
(* 26. Juni 1622 Frederiksborg; † 26. Februar 1656 Lubin), Graf von Schleswig-Holstein
- Elisabeth Augusta (* 28. Dezember 1623 Kronborg; † 9. August 1677) heiratete am 27. Oktober 1639 in Kopenhagen Hans Lindenov
- Friedrich Christian (* 26. April 1625; † 17. Juli 1627)
- Christiane (* 15. Juli 1626 Haderslevhus (
Hansborg
); † 6. Mai 1670) heiratete am 6. November 1642 in Kopenhagen
Hannibal Sehested
- Hedwig (* 15. Juli 1626 Haderslevhus (Hansborg); † 5. Oktober 1678
Kristianstad
) heiratete am 6. November 1642 in Kopenhagen Ebbe Ulfeldt
- Marie Cathrine (* 29. Mai 1628; † 1. September 1628)
- Dorothea Elisabeth (* 1. September 1629 Kronborg; † 18. Marz 1687 Augustinerkloster in Koln), seit 1646 Nonne
Christians Vaterschaft beim letzten Kind muss bezweifelt werden, da Kirsten Munk zu jener Zeit bereits ein Verhaltnis mit dem in Diensten Christians stehenden
Rheingrafen
Otto von Salm
hatte, fur das sie zur Strafe auf ihre Guter verbannt wurde.
Nach der Trennung begann der Konig eine Verbindung mit
Wiebke Kruse
(* ca. 1605 in Holstein?; † 28. April 1648 Kopenhagen; umgebettet nach Kølstrup, Funen), die als Kindermadchen am Hofe der
Kirsten Munk
und
Ellen Marsvin
diente und deren Herkunft bislang nicht nachgewiesen ist.
[4]
Wahrscheinlich stammt sie aus Holstein, da ihr nachweisbarer Bruder Hinrich Kruse als Hausvogt in
Krempe
und
Segeberg
tatig war und u. a. 1637 den Altar der Kirche in
Schenefeld
stiftete. Sie hatte zwei Kinder mit Christian:
Durch innerfamiliare Heiraten ist Konig Friedrich I. ? mit Frauen aus zwei verschiedenen Ehen ? gleich zweifacher Urgroßvater Christians.
- Carl Frederik Bricka
/ J.A. Fridericia (Hrsg.):
Kong Christian den fjerdes egenhaendige breve.
7 Bande, Kopenhagen 1878?1891 [ND Kopenhagen 1969?1970].
- Theodor Christiansen:
Die Stellung Konigs Christian IV. von Danemark zu den Kriegsereignissen im deutschen Reich und zu den Planen einer evangelischen Allianz 1618?1625.
[Phil. Diss.] Kiel 1937.
- Karl-Erik Frandsen:
Christian IVs Undenrigspolitik i Nyt Lys [Die Außenpolitik Christians IV. in einem neuen Licht].
In:
Historik Tidsskrift.
98/1 (1998), S. 99?108.
- John A. Gade:
Christian IV, king of Denmark and Norway. A picture of the 17th century.
Boston 1928.
- Steffen Heiberg (Hrsg.):
Christian IV and Europe. The 19th Art Exhibition of the Council of Europe Denmark 1988.
Kopenhagen 1988.
- Hermann Kellenbenz
:
Christian IV..
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957,
ISBN 3-428-00184-2
, S. 234 f. (
Digitalisat
).
- Paul Douglas Lockhart:
Denmark in the Thirty Years’ War 1618?1648. King Christian IV and the Decline of the Oldenburg State.
London 1996.
- Julius Otto Opel
:
Der niedersachsisch-danische Krieg.
Halle/Magdeburg 1872?94.
- Klauspeter Reumann:
Kirchenregiment und Großmachtpolitik. Das Eingreifen Christian IV. als Herzog von Holstein und Konig von Danemark in den Dreißigjahrigen Krieg.
In:
Bernd Hey
(Hrsg.):
Der Westfalische Frieden 1648 und der deutsche Protestantismus.
Bielefeld 1998, S. 41?63.
- Bodil Wamberg:
Christian IV. En mand under indflydelse.
Kopenhagen 1997,
ISBN 87-12-02563-1
.
- Robert Bohn
:
Danische Geschichte.
C. H. Beck, Munchen 2001,
ISBN 3-406-44762-7
.
- Jorg Ulrich
:
CHRISTIAN IV. von Danemark.
In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 17, Bautz, Herzberg 2000,
ISBN 3-88309-080-8
, Sp. 236?239
(
Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
)
.
- ↑
Julius Wilcke:
Møntvæsenet under Christian IV og Frederik III 1625?1670
(
Memento
vom 26. Dezember 2008 im
Internet Archive
)
- ↑
Helmut Kahnt:
Das große Munzlexikon von A bis Z.
Regenstauf 2005, S. 78.
- ↑
Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abteilung 65.1, Nr. 513.
- ↑
Antje Erdmann-Degenhardt:
Wiebeke Kruse, die ?Amasia“ Christians IV., eine Frauengestalt des 17. Jahrhunderts