Charles Andre van Loo

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Portrait von Carle van Loo 1764 , von Louis-Michel van Loo , Versailles .

Charles Andre van Loo , genannt Carle van Loo oder auch Carle Vanloo , (* 15. Februar 1705 in Nizza ; † 15. Juli 1765 in Paris ) war ein franzosischer Maler.

Er war der Sohn des Malers Louis Abraham van Loo (1656?1712) und stammte aus einer ursprunglich flandrischen Kunstlerfamilie: sein Großvater Jacob van Loo (1614?1670) und sein (um 21 Jahre) alterer Bruder Jean-Baptiste van Loo (1684?1745) waren ebenfalls Maler. Carle machte zu seiner Zeit eine steile Karriere und war der bekannteste Maler der Dynastie der van Loo im 17. und 18. Jahrhundert.

Halte de chasse (Rast bei der Jagd) , 1737.

Da er seinen Vater mit 7 Jahren verlor, wurde er von seinem Bruder Jean-Baptiste in dessen Familie aufgezogen, dem er bei zwei Reisen nach Italien (1712?1715 und 1716?1718) nach Turin und Rom folgte. Auf der zweiten dieser Reisen erhielt er Zeichenunterricht vom Maler Benedetto Luti und studierte beim Bildhauer Pierre Legros . Verschiedene galante und sonstige Abenteuer hinderten ihn nicht am erfolgreichen Studium der Malerei, ließen ihn aber ansonsten ziemlich ungebildet. Er soll auch ein Schuler Pierre Goberts , eines Hofmalers von Ludwig XIV. gewesen sein. [1]

1720 ging er nach Paris, wo sein erstes Olgemalde Der gute Samariter (1723) entstand. Er assistierte seinem Bruder bei mehreren Auftragen, insbesondere der Restaurierung der Galerie von Franz I. im Schloss von Fontainebleau (1724). Er erhielt seinen ersten Auftrag 1725 mit Der Darstellung Jesu im Tempel fur den Kapitelsaal von Saint-Martin-des-Champs. Fur Jakob reinigt sein Haus vor der Abfahrt nach Bethel erhielt er 1724 den Prix de Rome der Akademie.

Mit dem Preis war eigentlich ein Rom-Aufenthalt an der dortigen franzosischen Akademie verbunden, die Akademie hielt aber das Geld zuruck und so musste er die Reise nach Italien durch Portratzeichnungen und Dekorationsmalereien fur die Pariser Oper selbst verdienen, so dass er erst im Mai 1728 in Rom ankam, zur gleichen Zeit wie sein kunftiger Rivale Francois Boucher und seine Neffen Louis-Michel van Loo (1707?1771) und Francois van Loo (die Sohne seines Bruders Jean-Baptiste). In Italien wurde er fur seine Trompe-l’œil -Malerei von Deckengemalden mythologischer und religioser Szenen bekannt (z. B. La Glorification de saint Isidore , 1729), was ihm die Aufmerksamkeit des Papstes Benedikt XIII. verschaffte. Sein in dieser Zeit wichtigstes Werk ist sein Aneas tragt Anchises (1729).

Uber Florenz reiste er 1732 nach Turin , wo er fur den Konig Karl Emmanuel III. von Sardinien Diana und ihre Nymphen ruhen sich aus in der Decke der Raume der Konigin im Jagdschloss Stupinigi und eine Reihe von Olgemalden fur den Palazzo Reale in Turin malte.

1733 kehrte er aufgrund des Polnischen Erbfolgekrieges nach Paris zuruck, wo er 1734 eintraf. Dort wurde er im August 1734 in die Konigliche Kunstakademie ( Academie royale de peinture et de sculpture ) zugelassen und 1735 ihr Mitglied, nicht zuletzt wegen seines Gemaldes Apoll schindet Marsyas . Seine Karriere machte nun rasche Fortschritte. 1737 wurde er Professor an der Academie und war mit einer Reihe mythologischer Gemalde (sogenannte Supraporten bzw. dessus-de-porte , in die Wandvertafelung eingelassene Leinwandgemalde) der furstlichen Wohnraume des Hotel de Soubise beauftragt. 1747 malte er eine allegorische Komposition Asien fur den Salon der Stadtwohnung von Samuel-Jacques Bernard (1686?1753) in der Rue du Bac in Paris. Gleichzeitig malte er eine Reihe religioser Gemalde wie Der Heilige Karl Borromaus gibt den Leprakranken die Kommunion von 1743 fur die Kapelle von Saint-Marcel der Kathedrale von Notre Dame de Paris , Die Anbetung der Engel (1751) fur die Maria-Himmelfahrt Kapelle der Kirche Saint-Sulpice oder sechs Tafelgemalde mit Szenen aus dem Leben des heiligen Augustinus fur den Chor der Kirche Petits-Peres (1746?1755). Fur die Pariser Gesellschaft war er außerdem mit seinen Portrats von Personen in damals popularen turkischen Gewandern sehr in Mode.

Van Loo wurde gleichermaßen vom Hof als auch von Madame de Pompadour unterstutzt. 1736 malte er exotische Jagdszenen fur die Galerie der Petits Appartements du Roi im Schloss von Versailles ( Barenjagd und die Straußenjagd ), die gleichzeitig auch Boucher ausmalte. 1744 malte er Szenen fur das Kabinett des Dauphin in Versailles. 1747?1748 malte er zwei große Portrats des Konigs und der Konigin. Ebenso arbeitete er regelmaßig fur die Pompadour und malte 1764: Les Arts implorant la Destinee d’epargner la vie de Md. de Pompadour (Die Kunste flehen das Schicksal an, das Leben von Md.de Pompadour zu schonen).

Im April 1749 wurde er der erste Leiter der Ecole royale des eleves proteges . 1754 wurde er zum Rektor und im Juni 1763 zum Direktor der Akademie gewahlt. Er wurde 1750 geadelt und 1751 zum Chevalier de l’ordre de Saint-Michel ernannt. Im Juni 1762 wurde er Premier peintre du Roi (Erster Maler des Konigs). 1764 unternahm er eine kurze Reise nach London und starb ein Jahr spater auf dem Hohepunkt seines Ruhms. Sein beruhmtester Schuler war Jean-Honore Fragonard . Weitere Schuler waren Jean-Baptiste Deshays (1729?1765), der Schwiegersohn von Boucher, Francois-Hubert Drouais (1727?1775), gleichzeitig Schuler von Boucher, Louis Jean Francois Lagrenee (1724?1805), Nicolas-Bernard Lepicie (1735?1784) und Johann Heinrich Tischbein der Altere (1722?1789).

Er war mit der Sopranistin Antonia Christina van Loo (1704?1785), [2] der Schwester des italo-franzosischen Violinisten und Komponisten Giovanni Battista Somis , verheiratet. [3] [4] Beide lernten sich 1733 wahrend seines Aufenthaltes in Turin kennen. [5] Das Paar hatte vier Kinder, die das Erwachsenenalter erreichten: Marie-Rosalie van Loo (1737?1762) und Jules Cesar Denis van Loo (1749?1821), Jean Francois van Loo und Charles van Loo.

Anne Antonia Christina Somis (1704?1785) [6]
Aneas tragt Anchises , 1729.
Die drei Grazien , um 1763, Vorstudie fur das am Salon gezeigte und spater vom Maler zerstorte Werk Les Graces enchainees par l’Amour [7]

Carle van Loo arbeitete fur den Hof, die Gobelin-Manufaktur , die Kirche und fur reiche Privatleute in fast allen Genres: religiosen, historischen, mythologischen und allegorischen Gemalden, Genreszenen (insbesondere turkische Sujets). Friedrich Melchior Grimm hielt ihn fur den ersten Maler Europas und Voltaire stellte ihn auf eine Stufe mit Raffael. Am Ende des 18. Jahrhunderts verlosch sein Stern, und die Schuler von Jacques-Louis David erfanden das Schimpfwort ?vanlotter“.

Carle van Loo war ein Maler von meisterhafter Technik. In den ?leichteren“ Sujets kam er zwar in der Beliebtheit seiner Zeitgenossen nicht an seinen großen Rivalen Boucher heran, aber seine Genreszenen wie der Halt bei der Jagd von 1737 im Louvre liefern heute ein authentisches Bild des hofischen Lebens der Zeit Ludwigs XV. Von herausragender Bedeutung sind die subtilen Zeichnungen und Gemalde aus seinem Familienleben, die zum Teil fur die Offentlichkeit gedacht waren.

Mythologische Szenen und Allegorien

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  • Aneas tragt Anchises , 1729, Paris, Louvre .
  • Theuseus zahmt den Stier von Marathon , um 1730, Los Angeles , Los Angeles County Museum of Art.
  • Bacchus und Ariadne , ca. 1732, Privatbesitz.
  • Apollo und Marsyas , 1735, Paris, Hochschule der Kunste (Ecole nationale superieure des beaux-arts)
  • Perseus und Andromeda , ca. 1735?1740, Sankt Petersburg , Eremitage .
  • Sieg Alexanders gegen Porus , 1738, Los Angeles, Los Angeles County Museum of Art.
  • Innendekoration des Hotel de Soubise , Rue des Francs-Bourgeois, Paris:
    • Mars und Venus ( in situ );
    • Merkur ubergibt den Holzfallern Axte (in situ);
    • Toilette der Venus (1738, in situ).
  • L'Asie , ca. 1747, Jerusalem , The Israel Museum .
  • Die Trunkenheit Silens , 1747, Nancy , Musee des Beaux-Arts de Nancy .
  • Neues Innendekor des Salle du Conseil in Fontainebleau 1751?1753:
    • Der Krieg
    • Die Erde
    • Die Tapferkeit (La Valeur) .
  • Jupiter und Antiope , 1753, St. Petersburg, Eremitage.
  • Die Malerei , Die Musik , Die Architektur 1753, San Francisco , Kunstmuseum.
  • Neptun und Amymone , ca. 1757, Nizza, Musee Cheret (Karton fur eine Tapete) und Paris, Musee du Louvre.
  • Die Drei Grazien , ca. 1763, Vorstudie fur Les Graces enchainees par l’Amour , Los Angeles, Los Angeles County Museum of Art. [7]
  • Die Kunste flehen das Schicksal an, das Leben von Md. de Pompadour zu schonen , 1764, Pittsburgh , The Frick Art Museum.
  • La Chasse a l’Ours (Barenjagd) , 1736, Amiens , Musee de Picardie.
  • Halte de chasse (Rast bei der Jagd) , 1737, Paris, Musee du Louvre.
  • Picknick im Grunen nach der Jagd , 1737, New York City , Metropolitan Museum of Art .
  • Der Pascha lasst seine Maitresse malen , 1737, Richmond, Virginia Museum of Fine Arts.
  • Der Sultan gibt ein Konzert fur seine Maitresse , 1737, London, The Wallace Collection.
  • Straußenjagd , 1738, Amiens, Musee de Picardie.
  • Die spanische Lekture , 1754, St. Petersburg, Eremitage.

Religiose Malerei

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Anbetung der heiligen drei Konige , v. 1760.
  • Der gute Samariter , 1723, Montpellier , Musee Fabre .
  • Jakob reinigt sein Haus vor seiner Abfahrt nach Bethel , 1724.
  • Die Prasentation von Christus im Tempel , 1725, Lyon , Kathedrale Saint-Jean.
  • Die Glorifizierung des Heiligen Isidor , 1729, Rom , Kirche San Isidoro.
  • Der Heilige Karl Borromaus gibt den Leprakranken die Kommunion , 1743, Paris, Notre-Dame.
  • Die Predigt des heiligen Antonius, 1746?55 Ol auf Leinwand, Notre-Dame-des-Victoires, Paris.
  • Anbetung der Engel , 1751, Brest , Musee des Beaux-Arts.
  • Bekehrung des Heiligen Hubertus , 1758, Rambouillet , Kirche Saint-Lubin-et-Saint-Jean.
  • Anbetung der heiligen drei Konige , ca. 1760, Los Angeles, Los Angeles County Museum of Art.
  • Blaue Jungfrau , 1765, Paris, Kirche Saint-Merry .
  • Martyrium des Heiligen Etienne , Valenciennes, Musee des Beaux-Arts.
Commons : Charles Andre van Loo  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ulrike von Hase-Schmundt: Joseph Stieler 1781?1858. Sein Leben und sein Werk. Kritisches Verzeichnis der Werke. Prestel, Munchen 1971, ISBN 3-7913-0340-6 , S. 94.
  2. Christina Antonia Somis. Essai de Genealogie. In: gw.geneanet.org. Abgerufen am 21. August 2015 .
  3. Glenn Burdette (Hrsg.): Giovanni Battista Somis. Sonatas for violin and basso continuo: opus 3. A?R Editions, Inc., Wisconsin, 1998, ISBN 0-89579-422-5 , S. IX.
  4. Tillman Seebass (Hrsg.): Annuario Internazionale Di Iconografia Musicale. Duke University Press, 1984, ISBN 0-8223-0461-9 , S. 106.
  5. The Wallace Collection: Treasure of the Month: January 2010. In: wallacecollection.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 25. Oktober 2015 ; abgerufen am 21. August 2015 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.wallacecollection.org
  6. Nach anderen Quellen war ihr Geburtsjahr ca. 1710.
  7. a b Michel Hilaire, Sylvie Wuhrmann, Olivier Zeder: Le Gout de Diderot: Greuze, Chardin, Falconet, David... Editions Hazan/ Fondation de l’Hermitage / Musee Fabre , Paris/Lausanne/Montpellier 2013, ISBN 978-2-7541-0733-4 , S.   220   f., 325 .