Chabur
Khabur, Habur
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Maandernder Unterlauf etwa 60 km vor der Einmundung in den Euphrat bei
Tell Schech Hamad
Maandernder Unterlauf etwa 60 km vor der Einmundung in den Euphrat bei
Tell Schech Hamad
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Daten
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Lage
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Turkei
,
Syrien
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Flusssystem
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Schatt al-Arab
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Abfluss uber
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Euphrat
→
Schatt al-Arab
→
Persischer Golf
|
Mundung
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bei
Busayra
(Gouvernement
Deir ez-Zor
) in den
Euphrat
35.130298278024
40.427284240723
Koordinaten:
35° 7′ 49″
N
,
40° 25′ 38″
O
35° 7′ 49″
N
,
40° 25′ 38″
O
35.130298278024
40.427284240723
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Lange
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320 km
[1]
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Einzugsgebiet
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33.200 km²
[1]
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Abfluss
[1]
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MQ
|
70 m³/s
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Großstadte
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al-Hasaka
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Verlauf des Chabur
Verlauf des Chabur
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Der
Chabur
(auch
Khabur
,
arabisch
??? ???????
Nahr al-Ch?b?r
,
DMG
Nahr al-??b?r
,
turkisch
Habur
,
kurdisch
Xabur
,
reichsaramaisch
???????
?abur
) ist der langste Nebenfluss des
Euphrat
in
Syrien
. Er erhalt seine Hauptwassermenge aus der
turkischen Grenzregion
bei
Ra?s al-?Ain
und ermoglicht seit Jahrtausenden bewasserten Feldbau auf seinem 320 Kilometer langen Weg nach Suden durch das ostsyrische Steppengebiet.
Im romischen Altertum trug der Fluss den Namen
Chaboras
.
Xenophon
meinte mit dem Namen
Araxes
vermutlich nicht den Chabur, sondern den Fluss
Aras
. Der einzige andere großere Nebenfluss des Euphrats in Syrien ist der parallel weiter westlich fließende
Belich
, der bei
ar-Raqqa
einmundet.
Einige Zuflusse des Chabur entspringen im Kalksteingebirge in der Nahe des
Tur Abdin
, gespeist wird er jedoch uberwiegend von mehreren Karstquellen im Bereich der turkisch-syrischen Grenze bei Ra?s al-?Ain. Von einigen
Wadis
abgesehen, die nur wahrend der winterlichen Regenzeit Wasser fuhren, ist der einzige Nebenfluss in Syrien der bei
al-Hasaka
einmundende
Dschaghdschagh
. Die Stadt liegt im Zentrum des syrischen Teils der
Dschazira
-Region zwischen Euphrat und
Tigris
, in deren Norden ausreichend Niederschlage und fruchtbare Boden eine relativ dichte dorfliche Besiedelung zulassen. Die Grenze mit 250 Millimeter Jahresniederschlag, bei der Regenfeldbau noch moglich ist, verlauft am Chabur wenige Kilometer sudlich von al-Hasaka. Geringere oder ausbleibende Niederschlage konnen auch weiter nordlich Ernteausfalle verursachen. So kommen auch nordlich von al-Hasaka durchschnittlich alle drei Jahre Missernten bei Regenfeldbau vor. Bei der Grenzuberquerung aus der Turkei werden 300 Millimeter uberschritten, im Gebiet seiner Einmundung in den Euphrat beim Dorf Bu?ayra (B??ra, ostlich von
Deir ez-Zor
) liegen die durchschnittlichen Jahresniederschlage unter 150 Millimeter.
In dieser trockenen Steppenregion ist Landwirtschaft nur mit kunstlicher Bewasserung moglich. Das Flussbett des Unteren Chabur ist bis 60 Meter breit und verlauft in einer ein bis drei Kilometer breiten Talebene. In den Sommermonaten bleibt das Vieh in Pferchen bei den Siedlungen und weidet die Stoppelfelder ab, zur Regenzeit im Winter werden die Herden aus der Flussoase heraus in die Steppe gefuhrt.
Die Analyse von Pflanzenspuren (
Pollen
) ergab, dass am Chabur bereits vor 6000 Jahren ahnliche klimatische Bedingungen geherrscht haben mussen wie heute.
[2]
Archaologische Funde verweisen auf Siedlungen aus dieser Zeit. Vom 16. bis 14. Jahrhundert v. Chr. bildete der Chabur das Kernland des
Mitanni
-Reiches, dessen noch nicht eindeutig identifizierte Hauptstadt
Wa??ukanni
sich im Quellgebiet des Flusses befunden haben soll. Wichtigster Fundort fur die Mitanni-Zeit ist der am Dschaghdschagh gelegene
Tell Brak
. Das Chabur-Gebiet ist der Hauptfundort der sogenannten
Chabur-Keramik
(flaschenformige große Gefaße, die mit geometrischen Mustern oder Streifen bemalt sind) wie sie in Tell Brak,
Mari
,
Assur
und
Hasanlu
(Schicht VI) und Dinkha Tepe (Schicht IV)
[3]
gefunden wurde.
Seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts war das Gebiet zeitweise von den
Assyrern
abhangig. Wahrend dieser mittelassyrischen Zeit (bis zum 11. Jahrhundert) gab es am unteren Chabur Bewasserungsfeldbau, der durch einen an der Ostseite des Flusses entlang fuhrenden Kanal ermoglicht wurde. In einigen Gegenden konnte durch kleinere Dammbauten der Fluss aufgestaut und das Wasser direkt auf die Felder geleitet werden.
[4]
Die Moglichkeit zur kunstlichen Feldbewasserung war die Lebensgrundlage fur zahlreiche Siedlungen auch am unteren Chabur, von denen die heute sichtbaren
Tells
bisher nur teilweise ausgegraben wurden. Nach dem Untergang Assyriens 612 v. Chr. kam das Chabur-Tal unter
babylonische
Herrschaft.
?ab?r?tum
wurde hier als
Flussgottin
verehrt.
Ab der romischen Zeit wurden die Felder vermutlich auch durch Wasserrader bewassert, die Flussregion war wahrend der
byzantinischen
und bis in die islamische Zeit dicht besiedelt. Die Romer pflanzten
Baumwolle
an, die viel Wasser benotigt. Der Chabur lag im nordlichen Bereich der romischen Verteidigungslinie
Limes Arabicus
, mit deren Bau im 2. Jahrhundert n. Chr. begonnen wurde. Hierzu gehorte an der Mundung des Chabur die Festung
Circesium
(arabisch ?ar??siy?), die Ende des 3. Jahrhunderts
Diokletian
einrichten oder erweitern ließ. Die Siedlungskontinuitat wurde erst im Mittelalter durch das Vordringen von Beduinen aus den Wustengebieten unterbrochen. Ihr großter Stamm in der Dschazira sind die westlichen Shammar, die Schafnomadismus zwischen den Weideregionen im Sommer am oberen Chabur und im Winter bis sudlich des Euphrat betrieben.
Ende des 19. Jahrhunderts begann das
Osmanische Reich
, die Wiederansiedlung und Fruchtbarmachung der antiken Anbauflachen zu fordern. Die Entwicklung der abgelegenen Region wurde wahrend der franzosischen Mandatszeit in Syrien nach dem
Ersten Weltkrieg
(1920?1945) fortgefuhrt, indem Halbnomaden aus der Wustensteppe in zunachst kleinen Dorfern angesiedelt wurden. Zuvor war diese Region in den Jahren 1915?1916 im Rahmen des
Volkermordes an den Armeniern
Zielpunkt zahlloser Todesmarsche, mit denen die damals regierenden
Jungturken
die Vernichtung von bis zu anderthalb Millionen
Armeniern
bewerkstelligten. Allein zwischen Juli und August 1915 wurden nach Schilderungen des Augenzeugen
Armin T. Wegner
an den Ufern des Chabur mindestens 150.000 Armenier ermordet.
[5]
Nach
Wolfgang Gust
sollen dort insgesamt 300.000 Armenier den Tod gefunden haben.
[6]
1922 wurde
al-Hasaka
gegrundet. In den folgenden Jahren kamen Kurden,
Armenier
und
christliche
Handler aus
Aleppo
hinzu.
[7]
In den 1930er Jahren wurden zwischen
Ra?s al-?Ain
und al-Hasaka am Chabur etwa 10.000 aus der
Provinz Hakkari
stammende, vor dem
Volkermord an den syrischen Christen
geflohene christliche
Assyrer
angesiedelt, die hier als
Chabur-Assyrer
in 36 Dorfern lebten und eine
aramaische
Sprachinsel
bildeten.
[8]
Dies anderte sich erst mit dem
Burgerkrieg in Syrien seit 2011
, als ein Großteil der Assyrer vor der Terrorherrschaft des
Daesch (IS)
ins Ausland floh.
[9]
Oberlauf bei
Tell Halaf
, nahe Ras al-Ain, unmittelbar an der turkischen Grenze. In der Trockenzeit kommt aus der Turkei praktisch kein Wasser.
Um die Mitte des 20. Jahrhunderts begann in der syrischen Dschazira, neben der weiterhin bestehenden traditionellen Viehzucht und der dorflichen Landwirtschaft, eine beschleunigte Erschließung von neuem Ackerland auf großen Flachen durch den Einsatz moderner Maschinen. Durch die Bodenreform nach der Machtergreifung der
Baath-Partei
1963 wurden die großflachigen Felder an die vor kurzem ansassig gewordenen halbnomadischen Viehzuchter verteilt, die nun mit dem Anbau von Getreide und Baumwolle begannen. Im Rahmen des ?Chabur-Projektes“ wurden eine Reihe von
Staudammen
und Kanalen angelegt, um eine Felderflache von 16.000 Quadratkilometer fur die zu schaffende Kornkammer Syriens zu bewassern. Durch die steigende Bevolkerungszahl und die sich immer weiter in die Steppe ausdehnenden Felder kommt es seitdem zu einer zunehmenden Wasserknappheit.
1963 lieferten allein die Karstquellen bei Ra?s al-?Ain durchschnittlich etwa 38 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.
[10]
Sie bestehen aus 13 nahe beieinander liegenden Quelltopfen und gehoren zu den weltweit ergiebigsten Karstquellen. Die 1971 angegebenen Fließmengen des Chabur von durchschnittlich 50 Kubikmeter pro Sekunde, nach dem Winterregen maximal 300 Kubikmeter und minimal 35 Kubikmeter
[11]
sind deutlich geringer geworden. In den 1990er Jahren wurden zwei weitere Damme am Chabur gebaut. Der Einsatz von starkeren Dieselpumpen erlaubt das Vordringen in tiefere Grundwasserschichten, sowie diese praktisch uberall im Chabur-Becken anzuzapfen. Der mit den bisherigen Methoden bewasserbare Streifen von bis zu drei Kilometern Ackerland entlang des Flusses wurde damit betrachtlich erweitert und die
hydrologische
Situation des gesamten Gebietes grundlegend verandert.
[12]
Seit dieser Zeit fallt der
maandernde
Chabur im Unterlauf wahrend der Sommermonate bis auf im Flussbett stehende Tumpel trocken, ein in der Geschichte bislang nicht bekanntes Phanomen. Weitere Dammbauten und Absprachen mit der Turkei sollen Abhilfe schaffen.
- Frank Hole, Benjamin Zaitchik:
Policies, plans, practice, and prospects: Irrigation in northeastern Syria.
Land Degradation & Development 18 (2), 2007, S. 133?152.
- Eugen Wirth
:
Syrien, eine geographische Landeskunde.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971, S. 427?435.
- ↑
a
b
c
Artikel
Chabur
in der
Großen Sowjetischen Enzyklopadie
(BSE)
, 3. Auflage 1969?1978 (russisch)
http://vorlage_gse.test/1%3D118060~2a%3D~2b%3DChabur
- ↑
Willem van Zeist:
Third to first Millennium BC Plant Cultivation on the Khabur, North-Eastern Syria.
In:
Palaeohistoria: Acta Et Communicationes Instituti Archaeologici Universitatis Groninganae
. 41/42. Swets & Zeitlinger, Lisse 2002, S. 112.
- ↑
Erika Bleibtreu
:
Iran von prahistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte.
In:
Wilfried Seipel
(Hrsg.):
7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des
Iranischen Nationalmuseums
in Teheran.
Kunsthistorisches Museum, Wien 2001,
ISBN 3-85497-018-8
, S. 40?53, hier: S. 50.
- ↑
Willem van Zeist, S. 111.
- ↑
Armin T. Wegner
:
Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wuste. Ein Lichtbildvortrag
. Hrsg. von Andreas Meier, Gottingen 2011, S. 203f; sowie
Wolfgang Gust
:
Der Volkermord an den Armeniern. Die Tragodie des altesten Christenvolkes der Welt
. Munchen/Wien 1993, S. 57f
- ↑
Gust (1993), S. 58.
- ↑
Georg Gerster
, Ralf-B. Wartke:
Flugbilder aus Syrien. Von der Antike bis zur Moderne.
Philipp von Zabern, Mainz 2003, S. 184.
- ↑
Shabo Talay
:
Die neuaramaischen Dialekte der Khabur-Assyrer in Nordostsyrien: Einfuhrung, Phonologie und Morphologie.
Semitica Viva 40,
Harrassowitz Verlag
, Wiesbaden 2008, S. 10?21.
- ↑
Malte Henk, Henning Sußebach:
Der Exodus von Tel Goran.
Die Zeit
52/2015, 23. Dezember 2015.
- ↑
David J. Burdon, Chafic Safadi:
Ras-el-Ain: The great karst spring of Mesopotamia: An hydrogeological study.
Journal of Hydrology, Vol. 1/1, Marz 1963, S. 58?64
- ↑
Eugen Wirth:
Syrien, eine geographische Landeskunde.
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971, S. 110. Durchschnittlich 40 Kubikmeter Schuttung der Karstquellen
- ↑
Benjamin Zaitchik, Ronald Smith, Frank Hole:
Spatial Analysis of Agricultural Land Use Changes in the Khabour River Basin of Northeaster Syria.
(PDF; 429 kB) Yale University, 2002