Cecilie Auguste Marie Herzogin zu Mecklenburg
(-Schwerin) (*
20. September
1886
im
Schweriner Schloss
; †
6. Mai
1954
in
Bad Kissingen
,
Bayern
) war von 1905 bis 1918 als Ehefrau des
Prinzen Wilhelm
die letzte
Kronprinzessin
Preußens
und des
deutschen Kaiserreichs
. Sie entstammte der Ehe des Großherzogs
Friedrich Franz III. von Mecklenburg
und der Großherzogin
Anastasia
.
Cecilie, die Enkelin der
Cacilie von Baden
, war das dritte und jungste Kind aus der Ehe des Großherzogs von
Mecklenburg-Schwerin
mit der aus der
russischen
Romanow
-Dynastie stammenden Großfurstin Anastasia Michailowna. Sie verlebte ihre Kindheit in Cannes und im
Schweriner Schloss
. Am 3. Juli 1903 wurde sie in der
Schlosskirche zu Schwerin
von Pastor
Wolrad Wolff
konfirmiert. Am 4. September 1904 verlobte sie sich im
Jagdschloss Gelbensande
. Ein dreiviertel Jahr spater, am 6. Juni 1905 heiratete sie in Berlin den deutschen Kronprinzen
Wilhelm von Preußen
. Die Eheschließung war eines der spektakularsten Ereignisse des Jahres, das mit einem aufwendig geschmuckten Festzug vom
Brandenburger Tor
entlang des
Boulevards
Unter den Linden
bis zum
Berliner Stadtschloss
gefeiert wurde.
[1]
Cecilie lebte sich sehr schnell in ihrer neuen Umgebung ein und wurde durch ihre offene, aber ruhige Art sowohl am Hof wie auch beim Volk außergewohnlich beliebt. In zeitgenossischen Quellen betonte man vor allem ihre naturliche Schonheit und ihr modisches, elegantes Auftreten. Tatsachlich war sie sehr modebewusst, hatte eine Schwache fur Hute und wurde rasch zum Vorbild fur tausende Frauen und Madchen in Deutschland. Die von Zeitzeugen als intelligente und wortgewandte Frau beschriebene Kronprinzessin beschrankte ihre Außenwirkung jedoch nicht auf gutes Aussehen, sondern engagierte sich innerhalb der mit ihrer Stellung verbundenen Konventionen auch stark im sozialen Bereich. Dabei setzte sich Cecilie beispielsweise fur die
Frauenbildung
ein, weshalb viele Schulen und Straßen (teils bis heute) nach ihr benannt wurden. In Gesprachen im engeren Kreis befasste sie sich auch mit tagespolitischen Themen. Im Sommer wohnte die Kronprinzenfamilie im
Marmorpalais
im
Neuen Garten Potsdam
; in den Wintermonaten bezog sie das
Kronprinzenpalais
,
Unter den Linden
.
Durch den
Ersten Weltkrieg
verzogerte sich der Bau des Schlosses
Cecilienhof
in
Potsdam
, das auf Wunsch Cecilies der Sommerresidenz ihrer Eltern, dem Jagdschloss Gelbensande, nachempfunden war. Erst im August 1917 konnte Kronprinzessin Cecilie dort einziehen und brachte am 5. September ihr sechstes Kind, Prinzessin
Cecilie
, zur Welt.
Cecilies Leben anderte sich mit Kriegsende 1918. Bei Ausbruch der
Novemberrevolution
ubersiedelte sie aus Sorge vor Ubergriffen der Revolutionare mit ihren Kindern von Schloss Cecilienhof ins
Neue Palais
zu ihrer Schwiegermutter Auguste Viktoria und ihrem Schwager
Eitel Friedrich
, der dieses Schloss militarisch sicherte.
[2]
Sie weigerte sich, mit dem abgetretenen Kaiser
Wilhelm II.
, dessen Frau sowie ihrem Ehemann ins Exil zu gehen. So blieb sie mit ihren sechs Kindern als einzige in der deutschen Hauptstadt, wo sie sich weiter fur karitative Zwecke einsetzte und die Stellung hielt, besuchte aber im Juli 1918
[3]
auch Verwundete im Wurzburger
Juliusspital
. Daneben bewohnte sie
Schloss Oels
in Schlesien. Zwar durfte ihr Mann, der ehemalige Kronprinz Wilhelm von Preußen, Ende 1923 nach Deutschland zuruckkehren, doch hatten sich die Eheleute inzwischen endgultig getrennt, zumal der playboyhafte Wilhelm neben seiner Ehe viele Liebschaften hatte, unter anderen mit
Gladys Marie Deacon
. Offiziell wohnte das Kronprinzenpaar bis 1945 im Cecilienhof.
Cecilie wirkte weiterhin in monarchistisch orientierten Vereinen. Ab 1924 war sie Schirmherrin der großen antidemokratischen,
antisemitischen
Frauenorganisation
Bund Konigin Luise
, einer Schwesterorganisation des
Stahlhelms
.
[4]
Unter den Monarchisten war umstritten, wer auf einen deutschen Thron zuruckkehren konnte: der alte Kaiser oder der ehemalige Kronprinz. Cecilie agierte hier zielgerichtet gegen die zweite Frau
Hermine
des Kaisers fur ihren Gatten oder wenigstens fur ihre Sohne. In diesem Sinne trat sie 1932 auch offentlich auf.
[5]
Nach der ?
Machtergreifung
“ der
Nationalsozialisten
und ihrer Verbundeten im Jahr 1933 wurden trotz der Ergebenheitsadresse des
Luisenbunds
an Hitler, bei der Cecilie zu Mecklenburg als ?erste Frau des Landes“ am 14. Mai 1933 im
Berliner Sportpalast
eine Ansprache hielt, alle monarchistischen Verbande aufgelost und verboten. Die ehemalige Kronprinzessin zog sich daraufhin aus der Offentlichkeit zuruck und lebte von nun an vorwiegend auf dem Cecilienhof. Dort pflegte sie viele Kontakte im konservativen Adel, richtete private Konzerte aus und zahlte bald viele bekannte Dirigenten sowie Musiker wie
Bronisław Huberman
,
Wilhelm Kempff
,
Elly Ney
,
Wilhelm Furtwangler
und
Herbert von Karajan
zu ihren engsten Freunden.
Im Februar 1945 musste sich Cecilie vor der herannahenden
Roten Armee
mit nur wenigen Stucken ihres personlichen Besitzes aus ihrem Schloss in Sicherheit bringen. Sie floh mit der Familie ihres Sohnes
Louis Ferdinand
nach
Bad Kissingen
in
Bayern
, wo sie bis 1952 lebte, anfangs in einem Dachzimmer im ?Furstenhof“, dem Sanatorium des mit der Kaiserfamilie vertrauten Badearztes
Paul Sotier
, danach in eigener Wohnung. Von 1952 bis 1954 lebte sie im
Stuttgarter
Stadtteil
Frauenkopf
.
[6]
Ihr Mann wohnte nach einer Internierung bis zum Tod 1951 allein in
Hechingen
.
Nach dem
Zweiten Weltkrieg
geriet die ehemals populare Kronprinzessin weitgehend in Vergessenheit. Sie starb am 6. Mai 1954 bei einem Besuch im Hause Sotier in Bad Kissingen, vermutlich an einem
Schlaganfall
. Sie liegt auf dem kleinen Familienfriedhof im Offiziersgartchen der St. Michaels-Bastei innerhalb der
Burg Hohenzollern
begraben, wo sich auch die Grabstatten des Ehemanns Wilhelm und mehrerer ihrer Kinder befinden.
- ? 1933 Dorothea von
Salviati
(1907?1972)
- ? 1938
Kira Kirillowna Romanowa
(1909?1967), fruhere Großfurstin von Russland
- ? 1941?1943 Maria Anna Freiin von Humboldt-Dachroeden (1916?2003)
- ? 1943 Magdalene Pauline Prinzessin
Reuß
(1920?2009)
- ? 1945 Lady Brigid Katherine Rachel Guinness (1920?1995), Tochter des britischen Industriellen
Rupert Guinness, 2. Earl of Iveagh
- ? 1949 Clyde Kenneth Harris (1918?1958)
- Sommer an der See
. Insel-Verlag, Leipzig 1914,
DNB
572584849
.
- Erinnerungen
. Koehlers Verlagsgesellschaft, Leipzig 1930 (Neuauflage: Koehler & Amelang, Munchen/Berlin 2001,
ISBN 3-7338-0304-3
).
- Erinnerungen an den Deutschen Kronprinzen
. Koehlers Verlagsgesellschaft, Biberach an der Riss 1952 (Neuauflage: Koehler & Amelang, Munchen/Berlin 2001,
ISBN 3-7338-0315-9
).
- ↑
Furstin
Eleonora Fugger von Babenhausen
schreibt in ihren Memoiren: ?Die Ausschmuckung und Beleuchtung der Stadt Berlin am Abend vor der Hochzeit war geradezu feenhaft. In allen Straßen, von allen Hausern und Triumphbogen strahlten in allen Farben die Lichtbuchstaben W.C., die Anfangsbuchstaben der Namen des Brautpaars, herab, was zu naheliegenden, vielbelachten, aber recht unpassenden Witzen Anlaß gab.“ ? Nora Fugger:
Im Glanz der Kaiserzeit
. Amalthea, Wien 1932, Neuauflage Meistersprung Verlag 2016, S. 203
- ↑
Cecilie von Preußen:
Erinnerungen an den deutschen Kronprinzen
,
Koehlers Verlagsgesellschaft
, Koehler & Amelang, Munchen/Berlin 2001, Neuauflage von 1952,
ISBN 3-7338-0315-9
, S. 60?61
- ↑
Andreas Mettenleiter
:
Das Juliusspital in Wurzburg. Band III: Medizingeschichte.
Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Wurzburg anlasslich der 425jahrigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Wurzburg, Wurzburg 2001,
ISBN 3-933964-04-0
, S. 19.
- ↑
Ernst Klee
:
Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.
S. Fischer, Frankfurt am Main 2007,
ISBN 978-3-10-039326-5
, S. 465.
- ↑
Stephan Malinowski:
Die Hohenzollern und die Nazis Geschichte einer Kollaboration
. Bonn 2022,
ISBN 978-3-7425-0831-7
,
S.
308
f
.
- ↑
Jorg Kirschstein:
Kaiserkinder. Die Familie Wilhelms II. in Fotografien
, 2011, S. 32
- ↑
Archivierte Kopie
(
Memento
des
Originals
vom 8. Juni 2017 im
Internet Archive
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@1
@2
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- ↑
Cecilienstraße.
In:
Straßennamenlexikon des
Luisenstadtischen Bildungsvereins
(beim
Kaupert
)