Die
Camargue
ist eine je nach Definition ca. 600, 930 oder 1500 Quadratkilometer große Schwemmlandebene (
Marschland
) in der
Provence
(genauer in der
Basse-Provence
) im Suden
Frankreichs
. Nach der engeren Definition ist sie nur das von den beiden Mundungsarmen der
Rhone
im Rhonedelta begrenzte Gebiet,
[1]
danach lage die Camargue im Rhonedelta, oder sie umfasst auch mehr oder weniger große Flachen westlich und ostlich davon, danach lage das Rhonedelta in der Camargue.
Die Camargue als Landschaftseinheit,
franzosisch
Plaine de la Camargue
, darf nicht mit dem
Regionalen Naturpark Camargue
(franzosisch
Parc naturel regional de Camargue
) verwechselt werden. Die
Plaine de la Camargue
oder
Grande Camargue
wird von den beiden Rhonearmen begrenzt. Von der Mitte nach Suden, wohin also wenig
Flusssedimente
gelangt sind, ist sie durch zahlreiche Lagunen, deren großte
Etang de Vaccares
heißt, in kleine Halbinseln und Inseln gegliedert.
In einer erweiterten Definition (etwa in der franzosischen Wikipedia) wird die
Kleine Camargue
westlich des Deltas mit hinzugerechnet und ein Landstreifen am Ostufer der Großen Rhone
(le
Grand Rhone
)
mit dem
Plan du Bourg
und dem Sumpfgebiet
Marais du Viguerat
. Zu den Rhonearmen hin ist die Camargue vollig eingedeicht, die fruher ublichen und zur Bildung der Landschaft beitragenden Uberschwemmungen finden somit nicht mehr statt. Daraus resultieren zum Teil Probleme mit der Versalzung der Boden. Die Flora in der sudlichen Camargue, wo keine landwirtschaftliche Nutzung mehr erfolgt, ist von Pflanzen bestimmt, die mit
Brackwasser
zurechtkommen, wie
Schilf
,
Tamarisken
und dem
Queller
(salicorne)
. Die Camargue gehort fast vollstandig zum Gemeindegebiet von
Arles
, wodurch Arles zur flachenmaßig großten
Gemeinde Frankreichs
geworden ist.
Die großten Orte in der Camargue (nach weitester Definition) sind
Der großte Teil der Camargue wird landwirtschaftlich zum
Gemuse
-,
Obst
- und
Reisanbau
sowie zur
Viehzucht
genutzt. Seit dem
Zweiten Weltkrieg
wird Reis auf Flachen, die fruher mit
Rohricht
bestanden waren, angebaut. Der hauptsachlich aus
Schwemmland
bestehende Boden bietet gunstige Bedingungen dafur. Sudlich von Salin-de-Giraud wird fast das gesamte Gebiet von
Meerwassersalinen
, die sich bereits im Jahr 1856 zum Verband der
Salins-du-Midi
zusammengeschlossen haben, belegt. Diese Saline wurde aus wirtschaftlichen Grunden stillgelegt, was aber die Wasserwirtschaft in diesem Bereich zerstorte. Deshalb wird heute mit einem Restbetrieb noch Salz gewonnen, um die Wasserwirtschaft in Takt zu halten. Bekannt ist diese auch fur die Gewinnung des
Fleur de Sel
. Nicht zu unterschatzen ist auch der
Tourismus
.
Bekannt ist die Camargue vor allem als
Naturschutzgebiet
. Wahrend fast die gesamte Camargue (im deutschen Sinn) Landschaftsschutzgebiet (1970:
Regionaler Naturpark Camargue
, 86.300 ha) ist, besteht das Naturschutzgebiet (1927:
reserve naturelle nationale
, 13.117 Hektar) nur aus dem
Etang de Vaccares
und dem sudlich davon liegenden Streifen zum Meer. Im Naturschutzgebiet lebt eine mit 400 Arten reiche
Wasservogelwelt
(z. B.
Rosaflamingo
). Der Etang de Vaccares ist der großte der zahlreichen sehr flachen Seen (franzosisch
etang
), die die fur die Camargue typische Landschaft pragen.
Touristische Attraktionen sind die wildlebenden Herden der weißen
Camargue-Pferde
, einer nur hier vorkommenden Pferderasse, sowie die teilweise sehr großen Herden der Camargue-Stiere. Diese werden bei den großtenteils unblutigen
Stierkampfen
in den Arenen der Provence eingesetzt. Ihr Fleisch (franzosisch
taureau
, auch
toro
) ist eine Spezialitat der provenzalischen Kuche. Pferde und Stiere leben im Freien, sie haben aber Besitzer und tragen entsprechende Brandzeichen; es sind also keine wilden Tiere.
Einen Uberblick uber die
Fauna
der Camargue kann man sich im
Musee de la Camargue
an der Straße von Arles nach Les Saintes-Maries-de-la-Mer, oder aber in der Beobachtungsstation
La Capeliere
am Ostufer des Etang de Vaccares verschaffen. Dort kann man in verdeckten Unterstanden Vogel und andere Wildtiere beobachten, soweit die Jahreszeit und das Klima die flachen Weiher nicht ausgetrocknet haben.
Die Forschungsstation ?Station biologique de la Tour du Valat“, 1954 von
Luc Hoffmann
gegrundet, ist ein Forschungsinstitut fur Naturschutzgebiete im Mittelmeerraum mit ornithologischem Schwerpunkt.
[2]
Seit 2002 stehen das Naturreservat und angrenzende geschutzte Flachen auf der
Vorschlagsliste
Frankreichs zum
UNESCO-Welterbe
.
[3]
Das Sumpfgebiet der Camargue war in antiker und mittelalterlicher Zeit kaum besiedelt; Hirten weideten dort manchmal Schafe und Ziegen. Die Moglichkeiten zur agrarischen Nutzung der Boden wurden erst im 19. Jahrhundert erkannt; Kanale wurden ausgehoben und entwasserten das Flachland. Uber die teilweise sehr elenden Lebensbedingungen der Viehhirten in alten Zeiten und andere kulturelle Aspekte der Camargue kann man sich im Museon Arlaten in Arles informieren.
[4]
Die Hirten mussten in den
Cabanes
leben, kleinen, riedgedeckten Schuppen, die man vereinzelt heute noch sieht.
Neben der von
Ludwig dem Heiligen
anlasslich der Planungen fur den
6. Kreuzzug
in der Mitte des 13. Jahrhunderts ausgebauten Festungsstadt Aigues-Mortes ist der
Wallfahrtsort
Saintes-Maries-de-la-Mer sehenswert. Hier steht eine
alte Kirche
, deren Grundungsgeschichte bis ins 9. Jahrhundert zuruckreicht, die aber erst im 14. Jahrhundert gegen Ubergriffe
maurischer
Piraten
zu einer imposanten
Wehrkirche
umgebaut wurde; diese birgt angeblich die
Reliquien
der hl.
Maria Jakobaa
und der hl.
Maria Salome
. Auch die
Schwarze Sara
wird hier verehrt. Daneben gibt es ein Amphitheater und drei kleinere Museen.
- Vincent van Gogh
, der von Februar 1888 bis Mai 1889 in Arles lebte und arbeitete, hat im Jahr 1888 mehrere Bilder und Zeichnungen in Saintes-Maries-de-la-Mer angefertigt.
- Die Camargue ist die Heimat mehrerer Musikerfamilien, zum Beispiel die der
Reyes
und die der
Baliardo
. Am bekanntesten sind
Manitas de Plata
und die
Gipsy Kings
.
- Das Buch
Duell in Vaccares
von
Alistair MacLean
und die
gleichnamige Verfilmung
, in denen die Wallfahrt der
Roma
nach Saintes-Maries-de-la-Mer ein plottragendes Element ist, spielen teilweise in der Camargue.
- Die Zeichentrickserie
Lenas Ranch
spielt ebenfalls in der Camargue.
- Gregor Faller:
Die Camargue ? Rosa Flamingos, weiße Pferde, schwarze Stiere.
Wolf, Magdeburg 2015,
ISBN 978-3894322717
.
Wo die wilden Stiere wohnen. Eine Unterwegsgeschichte aus der Camargue
, ein Film von
Vera Botterbusch
, 45 Min., BR 1985
- ↑
Larousse:
Camargue ? Region de Provence (Bouches-du-Rhone), comprise entre les deux bras principaux du delta du Rhone.
- ↑
Tour du Valat.
Fondation Tour du Valat,
abgerufen am 29. Januar 2020
(englisch).
- ↑
La Camargue.
UNESCO World Heritage Centre, 1. Februar 2002,
abgerufen am 15. Januar 2018
(franzosisch).
- ↑
https://www.museonarlaten.fr/
43.618182
4.553146
Koordinaten:
43° 37′
N
,
4° 33′
O