Calvinismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
(Weitergeleitet von Calvinistisch )
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Jean Calvin

Der Begriff Calvinismus wird uneinheitlich gebraucht. Er ist einerseits eine Fremdbezeichnung fur die aus der Schweizer Reformation hervorgegangene reformierte Kirchenfamilie , zu der auch Presbyterianische Kirchen und Kongregationalisten gehoren. Als Calvinismus werden andererseits das theologische System Johannes Calvins und vor allem dessen Weiterentwicklungen bis in die Gegenwart bezeichnet.

Begriff [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Begriff ?Calvinismus“ wurde 1552 von dem Gnesiolutheraner Joachim Westphal gepragt. Calvin selbst lehnte diese Bezeichnung entschieden ab. [1] Die Selbstbezeichnung als ?reformierte Kirchen“ verdeutlicht, dass diese Kirchen sich nicht als Neugrundung einer Person des 16. Jahrhunderts, namlich Calvins, verstehen, sondern als Teile der einen, seit der Zeit der Apostel bestehenden Kirche. Diese Selbstbezeichnung wurde im Friedensvertrag von Osnabruck 1648 reichsrechtlich als Name einer Konfessionskirche anerkannt. [2] Calvinistae und Calviner waren demgegenuber polemische Fremdbezeichnungen seitens der beiden anderen reichsrechtlich anerkannten Konfessionskirchen (Katholizismus und Luthertum). [3]

??Calvinismus‘ ist, wenigstens im deutschsprachigen Bereich, fur Reformierte eine ? oft polemische ? Fremdbezeichnung, die sie mit Grund von sich weisen und nicht als Selbstbezeichnung gebrauchen.“ [4] ( Eberhard Busch )

Lehre [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Calvins Hauptwerk: Institutio Christianae Religionis

Die Theologie Calvins betont die unbedingte Heiligkeit Gottes . Alles Menschenwerk, sogar die Glaubensentscheidung und nicht zuletzt der Kultus der katholischen Kirche mit Sakramenten , Reliquien oder Ablass galten ihm als Versuche, die Souveranitat Gottes einzuschranken und an Irdisches zu binden. Die zum Teil schroffen Zuge von Calvins Offenbarungs -, Gnaden - und Erlosungslehre wurden in der Auseinandersetzung der Calvinisten mit den ? Arminianern “ im 17. Jahrhundert durch die Beschlusse der Dordrechter Synode und durch das Bekenntnis von Westminster noch verscharft; das gilt insbesondere fur Calvins Lehre von der doppelten Pradestination , wonach Gott ein fur alle Mal vorherbestimmt habe, ob ein bestimmter Mensch auf dem Weg zur ewigen Seligkeit oder zur ewigen Verdammnis sei.

Die vier reformatorischen ?Soli“ als Basis [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wie bei fast allen Richtungen, die aus der Reformation hervorgingen, gehoren die vier Soli zur Basis des Calvinismus:

  • sola scriptura ? allein die Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens (nicht die Tradition),
  • solus Christus ? allein Christus (nicht die Kirche) hat Autoritat uber Glaubige,
  • sola fide ? allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt (nicht durch gute Werke),
  • sola gratia ? allein durch die Gnade wird der Mensch gerettet.

Die funf Punkte des Calvinismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im fruhen 20. Jahrhundert entstand in den Vereinigten Staaten eine populare Darstellung von ?Funf Punkten des Calvinismus“ unter dem Akronym TULIP ( T otal depravity, U nconditional election, L imited atonement, I rresistible grace, P erseverance of the saints ). Inhaltlich handelt es sich um eine Simplifizierung der Lehrregeln von Dordrecht bei geanderter Reihenfolge der Themen. Weder kann der klassische Calvinismus auf funf Punkte reduziert werden, noch stammen alle funf Formulierungen von Calvin. [5]

Vollige Verdorbenheit/Unfahigkeit ( Total depravity ) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Aufgrund des Sundenfalls beherrscht die Sunde den ganzen Menschen, sein Denken, seine Gefuhle und seinen Willen. Daher ist der naturliche Mensch nicht fahig, die Botschaft des Evangeliums zu verstehen, er ist geistlich vollig hilflos und verloren. Der Mensch kann Gottes rettende Botschaft erst verstehen, nachdem er durch den Heiligen Geist dazu befahigt wurde ( Rom 5,12  LUT , Mk 4,11  LUT ).

Die Formulierung ist missverstandlich: Die Canones von Dordrecht lehren nicht, dass der Mensch gar nichts Gutes tun konne, sondern, dass der Mensch nicht imstande sei, seine Erlosung durch eigene Anstrengung zu erreichen.

Bedingungslose Erwahlung ( Unconditional election ) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Calvins Lehre der doppelten Pradestination wurde von der Dordrechter Synode in Auseinandersetzung mit dem Arminianismus modifiziert (Calvin: supralapsarisch , Dordrecht: infralapsarisch ). Gott in seiner Barmherzigkeit hat aus seinem ewigen Ratschluss, nicht aus dem Vorherwissen ihres zukunftigen Glaubens einige Menschen erwahlt und zum Glauben bestimmt. Die ubrigen Menschen uberlasst er ihrer eigenen Bosheit. Die Grunde, warum Gott einige erwahlt hat, sind unbekannt. Es ist aber offensichtlich, dass das nicht aufgrund irgendwelcher guten Werke von Seiten des Erwahlten geschehen ist. Die Erwahlung ist insofern nicht an irgendwelche in der Person des Erwahlten liegende Bedingungen geknupft ( Rom 9,15  LUT .21 LUT ).

Begrenzte Versohnung/Suhne ( Limited atonement ) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das ist der Glaube, dass Jesus Christus nicht gestorben ist, um alle Menschen zu retten. Sein Erlosungswerk ist nur an die auserwahlten Sunder, die durch ihn gerettet sind, gerichtet ( Mt 26,28  LUT , Eph 5,25  LUT ).

Die Formulierung ist missverstandlich: Die Canones von Dordrecht betonen die universale Dimension des Kreuzes Christi.

Unwiderstehliche Gnade ( Irresistible grace ) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gemeint ist, dass man die Gnade der Erwahlung nicht ausschlagen kann. Der Mensch hat in dieser Hinsicht also keinen freien Willen, da er tot ist in seinen Vergehungen und deswegen keinerlei Macht hat, sich fur Gott zu entscheiden ( Eph 2,1  LUT ). Nur durch den Ruf Gottes kann der Mensch geistlich wieder zum Leben erweckt werden ( Eph 2,5  LUT ), und somit zu Gott kommen. Jeder Mensch, den Gott erwahlt hat, werde Gott erkennen. Die Erwahlten konnen dem Ruf Gottes nicht widerstehen ( Joh 6,44  LUT , Rom 8,14  LUT ).

Die Formulierung ist missverstandlich: Die Canones von Dordrecht lehren nicht, dass die Gnade ?unwiderstehlich“ sei, sondern dass Gottes Gnade trotz menschlicher Widerstande ihr Ziel erreiche.

Die Beharrlichkeit der Heiligen ( Perseverance of the saints ) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die einmal Geretteten werden gerettet bleiben. Es sei unmoglich, Gottes Gnade wieder zu verlieren ( Rom 8,28  LUT , Joh 6,39  LUT ). Diese ?Beharrlichkeit“ wird mit dem Fachbegriff ?Perseveranz“ bezeichnet.

Die Formulierung ist missverstandlich: Die Canones von Dordrecht betonen mehr Gottes gnadige Bewahrung als das menschliche ?Ausharren.“

Historische Einordnung von TULIP [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Funf Punkte des Calvinismus stehen in keiner historischen Beziehung zu den Lehrregeln von Dordrecht und geben diese auch nicht unverkurzt wieder (was besonders bei den Formulierungen Total depravement und Limited Atonement kritisiert wird). [6] Das schwerwiegendste Problem ist aber folgendes: Die Lehrregeln stehen als Bekenntnisschrift nicht fur sich, sondern stellen eine Erganzung zu den beiden alteren Bekenntnisschriften der niederlandischen reformierten Kirche dar, der Confessio Belgica und dem Heidelberger Katechismus . Wahrend die Confessio Belgica und der Heidelberger Katechismus jeweils das ganze Spektrum der Glaubensinhalte darstellen, haben die Lehrregeln nur den Anspruch, einige aktuelle Streitfragen zur Pradestination verbindlich zu klaren. [7]

Diese Lehrregeln von Dordrecht wurden 1619 den beiden bisherigen niederlandischen Bekenntnisschriften hinzugefugt. Ihre Bedeutung besteht darin, die konfessionelle Identitatsbildung des Reformiertentums in Abgrenzung zum Luthertum gefestigt zu haben. Neben der Christologie und der Abendmahlslehre war die Pradestinationslehre das dritte Feld innerprotestantischer Differenzen, und hierfur boten die Lehrregeln im Reformiertentum konsensfahige Formulierungen. [8]

Nach Margit Ernst-Habib sind die Funf Punkte des Calvinismus der Versuch einer retrospektiven Identitatsbestimmung durch Auflisten von Lehrpunkten ( essential tenets ), die angeblich die Essenz des klassischen Calvinismus beinhalten. Eine beanspruchte unveranderliche Gultigkeit stehe aber in Spannung zu dem hermeneutischen Grundsatz reformierter Kirchen, dass die Heilige Schrift dem Bekenntnis vorgeordnet ist und Bekenntnissatze nach besserer Belehrung durch die Heilige Schrift revidierbar sind. [9]

Weitere Merkmale des Calvinismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Daruber hinaus ist der Calvinismus gekennzeichnet durch:

Kontroversen um die Pradestination [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Calvin sah in seiner Vorherbestimmungslehre einen dreifachen Nutzen: Sie fuhre zu Gewissheit, Demut und Dankbarkeit. [10] In Bezug auf die Gewissheit wird dagegen eingewandt, dass auch der an die Pradestination Glaubende sich seiner Rettung nicht gewiss sein konne, denn menschliches Erkennen ist immer fehleranfallig, und der Gerettete sollte ja ?die Zeichen seiner Erwahlung“ an seinem Leben erkennen konnen. Schon Calvin selbst wies darauf hin, dass man sich bei solchem ?Erkennen von Zeichen“ leicht tauschen konne. [11] Was die Demut betrifft, so wird dagegen eingewandt, dass Gott den Menschen ?zu seinem Bild“ schuf, d. h. als entscheidungsfahige Personlichkeit, im Unterschied zu willenlosen Gegenstanden. Wenn diese dem Menschen von Gott eingeraumte Fahigkeit, selbst zu entscheiden, (mit Calvin) bestritten wird, dann habe das nichts mit Demut zu tun (eventuell liege es an Angstlichkeit?). Und in Bezug auf die von Calvin erwahnte Dankbarkeit wird eingewandt, dass es sich dabei um die Dankbarkeit eines Egoisten handeln wurde, dem es egal ist, dass andere Menschen, die Gott hatte ebenso retten konnen, und die ? so die Sichtweise von Calvinisten ? auch nicht schlechter oder ablehnender sind, alleine aufgrund von Gottes Entscheidung auf ein furchtbares Schicksal zugehen.

Ein solches Gottesbild, wonach Gott willkurlich bestimmte Menschen fur das Heil auswahlt und andere verwirft, wird von vielen Christen abgelehnt. Die Kritiker verweisen auf den im Neuen Testament mehrmals ausgedruckten universalen Retterwillen Gottes, zum Beispiel:

?Der Herr … will nicht, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren.“

? 2 Petr 3,9  EU

Außerdem: ?Gott … will, dass alle Menschen gerettet werden“ ( 1 Tim 2,4  EU ), ?die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten“ ( Tit 2,11  EU ) oder ?Machet zu Jungern alle Volker“ ( Mt 28,19  LUT ). [12] Aufgrund solcher Bibelstellen ergibt sich die Anfrage an den Calvinismus: Warum sollte Gott ?willkurlich einem Teil der Menschheit vorenthalten, was er anderen Menschen ? die es sich ebenso wenig verdient haben ? gibt?“ [13]

Die einzelnen Konfessionen haben jeweils eigene Grunde fur ihre Ablehnung des Calvinismus:

  • Liberale Christen verschiedener Konfessionen halten die streng calvinistische Lehre fur antiliberal und intolerant.
  • Die Katholiken lehnen entschieden alle funf Punkte ab (siehe oben), dazu kommen etliche andere wichtige Lehrpunkte, unter anderem bezuglich der Ekklesiologie und der Sakramente.
  • Fur die Orthodoxen ist der Freie Wille , den Calvin ablehnt, eine Grundlehre der Bibel. Erlosung sei kein einmaliger, rein passiv zu empfangender Gnadenakt und keine Frage des Sich-gerettet-Wissens, sondern eine andauernde aktive Zusammenarbeit des Heiligen Geistes mit den Glaubigen.
  • Die Methodisten : Bereits John Wesley akzeptierte die doppelte Pradestination nicht, die der Calvinist George Whitefield vertrat, was zur Trennung der beiden fuhrte.
  • Die Lutheraner lehnen eine doppelte Pradestination ab und halten an der leiblichen Gegenwart Christi im Abendmahl fest.
  • Die Quaker lehnen ebenfalls die Pradestination ab. Siehe: Quakertheologie .

Der Arminianismus , die Lehre der sogenannten Remonstranten , stellt eine ausdruckliche theologische Gegenposition zum Calvinismus innerhalb der calvinistisch gepragten Gebiete Nordwesteuropas und der englischsprachigen Staaten im 17. Jahrhundert dar.

Der Calvinismus entfaltete ab dem 17. Jahrhundert, vor allem unter dem Einfluss des Arminianismus, eine große theologische Bandbreite, die bis heute anhalt, vor allem in den Vereinigten Staaten. Beispielsweise gingen dort im 18. Jahrhundert aus einer Reihe kongregationalistischer und presbyterianischer Gemeinden universalistische und unitarische Kirchen hervor. [14] Auch die Entwicklung einer liberalen Theologie im Protestantismus ist teilweise der Arbeit reformierter Theologen geschuldet. Beispielsweise stammte Friedrich Schleiermacher aus einer reformierten Familie.

Im 20. Jahrhundert betonten reformierte Theologen (z. B. Otto Weber ), dass Calvin ? trotz der von ihm immer wieder geaußerten Warnung vor Spekulationen uber Gottes Willen ? dieser doch erlag, indem er der Erwahlung das logische Gegenstuck, die Verwerfung, entgegenstellte und so zur doppelten Pradestination kam. [15] Besonders die Schweizer Reformierten Eduard Thurneysen sowie Karl Barth und seine Schuler fassten die Pradestinationslehre starker christologisch als Calvin: In Jesus Christus ist nach Eph 1,4?14  LUT die Erwahlung geschehen und wird in der Verkundigung des Evangeliums den Menschen zugesprochen. Dass es dennoch Menschen gibt, die das Heil zuruckweisen, ist ein ratselhaftes, aus Sicht des Glaubens bedruckendes Geheimnis, das gedanklich nicht aufgelost werden kann und darf. [15] [16]

Die moderne Evangelisch-Reformierte Kirche der Schweiz sieht sich als bekenntnisfreie Kirche nicht an die Glaubensauffassung ihrer Grunder gebunden. Es steht jedem Theologen und Mitglied frei, sich auf der Grundlage der Bibel und der Lebenserfahrung ein eigenes Bild zu machen.

Calvinistische Arbeitsethik [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Da die Absichten Gottes den Menschen verborgen bleiben, musse jeder im Sinne einer tugendhaften Lebensfuhrung handeln, also so, als ob er von Gott auserwahlt sei. Unbandiger Fleiß, individueller und wirtschaftlicher Erfolg konnen in der Folge als Zeichen fur den Gnadenstand gewertet werden. Jedoch hat der Mensch keinerlei Einfluss auf die gottliche Entscheidung. Ob jemand nach dem Tod in der Holle landet oder zum Himmel auffahrt, wurde bereits zu Anbeginn der Zeit festgelegt. Was der Mensch nun versucht, ist, sich selbst durch seine Tugendhaftigkeit Gewissheit daruber zu verschaffen, dass er auserwahlt sein musse.

Durch die Testakte von 1673 wurden schließlich in England neben Katholiken auch die calvinistischen Puritaner (Kongregationalisten), Baptisten, Quaker und ab Ende des 18. Jahrhunderts die Methodisten aus allen Staatsamtern und dem Parlament ausgeschlossen, wodurch sie in privatwirtschaftliche Bereiche gedrangt wurden. Im 18. Jahrhundert waren beinahe die Halfte der englischen Erfinder, Kaufleute und Unternehmer Calvinisten, obwohl diese in der britischen Gesamtbevolkerung eine Minderheit darstellten.

Der ? Protestantismusthese “ des deutschen Soziologen Max Weber zufolge hat der Calvinismus im Verlauf des 18. Jahrhunderts die Arbeitsmoral und -ethik in England, Holland, der Schweiz und einigen Gegenden Deutschlands, besonders in den von den seit 1613 reformierten Hohenzollern regierten Staaten, maßgeblich beeinflusst und legitimiert. Er setzt einen Maßstab bei der Nutzlichkeit menschlichen Handelns an, wobei der wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund steht: Zeitvergeudung sei die schlimmste Sunde , wozu auch ubermaßig langer Schlaf oder Luxus zahlen. Arbeit sei der von Gott vorgeschriebene Selbstzweck des Lebens. Mit seiner spezifischen Arbeits- und Wirtschaftsethik habe der Calvinismus eine wesentliche Grundlage fur die Industrielle Revolution und den modernen Kapitalismus geschaffen.

Unbestreitbar an diesen Thesen ist, dass wie alle Reformatoren auch Calvin der Auffassung war, dass aus der in Christus geschehenen Erlosung ein Leben folgt, das aus Gehorsam und Dankbarkeit durch Fleiß, (Selbst-)Disziplin, Sparsamkeit und Genugsamkeit gekennzeichnet ist (Max Weber: ?innerweltliche Askese“). Indem Calvin den uberkommenen Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Erfolg und einem Leben in Luxus zerbrach, wurden die dadurch eingesparten finanziellen Mittel frei fur neue Investitionen. Dies fuhrt zu weiterem wirtschaftlichen Erfolg, zumal die jeweils neuesten und effektivsten Methoden, Gerate und Maschinen zum Einsatz kommen. An diesem Punkt hangen Wirtschaftsleben einerseits und Naturwissenschaft und Technik andererseits zusammen und verstarken sich gegenseitig. Letztere nahmen ebenso wie die Geisteswissenschaften im protestantischen Bereich einen großen Aufschwung, da die Reformatoren das Bildungswesen stark gefordert hatten. Sie waren der Ansicht, dass jedes Gemeindeglied lesen und schreiben lernen sollte, um die Bibel selbstandig studieren zu konnen. [17] Schwerpunkt dieser Entwicklung war die von Calvins Denken durchdrungene angloamerikanische Welt.

Staat und Gesellschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bartholomausnacht , massacre de la Saint-Barthelemy (1572) von Francois Dubois (1529?1584) gemalt zwischen 1572 und 1584.
Das Massaker bei der Michelade in Nimes am 29. September 1567, ca. hundert katholische Monche und Kleriker fielen den protestantischen Randalierern zum Opfer. [18]

Calvins Gottes- und Menschenbild enthalt strenge Zuge , aber auch starke Elemente der Freiheit , die ab dem 17. Jahrhundert zunehmend entfaltet wurden. Sie betrafen hauptsachlich Staat und Gesellschaft .

Die strikte Trennung von Kirche und Staat war von den Hugenotten und den ebenfalls verfolgten Taufern , die trotz ihrer Leiden geduldig Religionsfreiheit forderten, [19] bereits seit ihrem Entstehen im 16. Jahrhundert praktiziert worden. Aber auch die Hugenotten ihrerseits fuhrten einen gewalttatigen Krieg und schonten ihre Gegner nicht, genauer waren es aber nicht so sehr Kriege der oder gegen die Hugenotten, sondern eher waren es Kriege des konservativen Katholizismus und der sich fur ihn einsetzenden Herrscher gegen die Hugenotten und deren adelige Anfuhrer.

In den Niederlanden , wo sich keine Staatskirche etablieren konnte, zeigte sich in starkerer Auspragung der Wunsch nach Religionsfreiheit. Neben orthodoxen Calvinisten gab es die kleine Kirche der Arminianer , die Calvins Pradestinationslehre ablehnten, außerdem kleinere katholische und tauferische Gemeinden.

?Die kirchliche Vielfalt wirkte auflockernd auf den Calvinismus.“

? Heinrich Bornkamm [20]

Seit der Losreißung von Spanien (1579) waren die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen unter Fuhrung der Calvinisten neben England in bestimmten staatsrechtlichen Aspekten ein freiheitliches Land. Der Arminianer Hugo Grotius konnte hier seine naturliche Theologie , sein Naturrecht und seine historisch-grammatische Bibelauslegung lehren.

Noch geschichtsmachtiger als die freiheitliche Entwicklung in den Niederlanden war das Entstehen der englischen und insbesondere der amerikanischen Demokratie. Im Mittelalter bildeten Staat und Kirche eine Einheit. Beide waren streng hierarchisch gegliedert. Martin Luther vollzog durch seine Zwei-Reiche-Lehre die grundsatzliche Trennung von Geistlichem und Weltlichem. [21] Calvin ubernahm diese Lehre und schuf, davon ausgehend, in zweifacher Hinsicht die geistigen Voraussetzungen fur die Entwicklung demokratischer Strukturen.

Demgegenuber aber stand etwa auch die ausgepragte Intoleranz der calvinistisch-orientierten Administration und Fuhrungseliten in der Genfer Republik . [22]

Die erste Voraussetzung war die außerordentlich starke Aufwertung der Laien in der Kirche durch Calvins Vieramterlehre . Die erwachsenen mannlichen Gemeindeglieder wahlten aus ihrer Mitte auf Zeit Alteste ( Presbyter , Kirchengemeinderat ), die zusammen mit den Geistlichen die Kirchengemeinden leiteten. (Im 20. Jahrhundert erhielten Frauen ebenfalls das aktive und passive kirchliche Wahlrecht.) In Genf waren die Altesten zugleich gewahlte Mitglieder des Rats der Stadt. Die Hugenotten , die sich als verfolgte Minderheitskirche nicht auf weltliche Instanzen stutzen konnten, erganzten dieses Presbyterialsystem auf regionaler und nationaler Ebene durch gewahlte Synoden , in denen Laien und Geistliche ebenfalls gleichberechtigte Mitglieder waren. Die anderen reformierten Kirchen ubernahmen diese Kirchenordnung, teils mit einigen kleineren Veranderungen. [23] Quaker, Baptisten und Methodisten sind in ahnlicher Weise organisiert. Somit praktizierten die von Calvin gepragten oder beeinflussten reformatorischen Christen eine kirchliche Selbstregierung, die eine reprasentative Demokratie darstellte.

Im weiteren Verlauf dieses Jahrhunderts spielten in England besonders John Milton und John Locke eine gewichtige Rolle in den zeitweise dramatischen religiosen, kulturellen und politischen Auseinandersetzungen. Beide standen unter der Einwirkung des baptistischen Eintretens fur die Religionsfreiheit. [24] In dem Presbyterianer Milton, einem engagierten Mitarbeiter Cromwells, ?verkorpern sich alle Toleranzmotive der Zeit in großartiger Einheit. Gewissensfreiheit war ihm christliches und protestantisches Urprinzip und Grundlage aller burgerlichen Freiheiten. Darum forderte er uber Cromwell hinaus vollige Trennung von Staat und Kirche.“ [25] Milton pladierte fur das Recht auf Ehescheidung, fur Redefreiheit und Pressefreiheit . [26] Die Pressefreiheit wurde in England und seinen Kolonien schließlich als eine Frucht der Glorious Revolution 1694 eingefuhrt. [27]

Locke, der aus einer puritanischen Familie stammte, war zeitlebens fest in einem stark calvinistisch beeinflussten Protestantismus verwurzelt. Er war uberzeugt, dass der christliche Glaube vernunftgemaß (engl. reasonable ) sei. Er leitete die Gleichheit der Menschen, einschließlich der Gleichheit von Mann und Frau, nicht von philosophischen Pramissen ab, sondern von 1. Mose 1, 27f, der theologischen Imago-Dei-Lehre . Die Gleichheit der Menschen ist Grundbedingung jedes demokratischen Rechtsstaats. Aus ihr folgte fur Locke, dass eine Regierung Macht nur mit Zustimmung der Regierten ausuben darf. [28]

Der Einfluss des Calvinismus in der angelsachsischen und der Neuen Welt [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Schreiben Calvins an Eduard VI. von England

Die zweite Voraussetzung fur das Entstehen demokratischer Strukturen im angloamerikanischen Raum war, dass Calvin als beste Regierungsform eine Mischung aus Demokratie und Aristokratie favorisierte. Die Monarchie kam fur ihn nicht in Frage, weil nach der geschichtlichen Erfahrung Konige dazu neigten, alle Macht an sich zu reißen ? zum Schaden ihrer Untertanen. Das Wohlergehen der einfachen Menschen war aber Calvins Kriterium fur eine gute Staatsform. Um politischen Machtmissbrauch zu verhindern, schlug er deshalb ein System von weltlichen Instanzen vor, die sich gegenseitig eingrenzen und kontrollieren ( Gewaltenteilung ). [29]

Er war sich der Vorzuge der Demokratie bewusst:

?Es ist ein unschatzbares Geschenk, wenn Gott es erlaubt, dass ein Volk die Freiheit hat, Oberhaupter und Obrigkeiten zu wahlen.“ [30]

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Calvins Staatstheorie war seine Auffassung vom Recht auf Widerstand gegen einen tyrannischen Herrscher. Dieses Widerstandsrecht steht nach Calvin zwar dem einzelnen Untertan nicht zu, wohl aber den Standen, dem Adel, ?mittleren Magistraten“ oder Ephoren. Diese haben das Recht ? und die Pflicht ?, gegen einen Gewaltherrscher vorzugehen, vor allem wenn er den Gehorsam gegen Gott bedroht oder unmoglich macht.

Calvin habe

?durch seine vorsichtige Widerstandspolitik im Kampf um die Glaubensfreiheit der franzosischen Protestanten die Widerstandstheorien der spateren Monarchomachen und die politische Entwicklung in Schottland vorbereitet.“ [31]

In Schottland zwang der puritanische Adel 1567 die katholische Konigin Maria Stuart , zugunsten ihres protestantischen Sohns Jakobs VI. abzudanken. Das machte den Weg frei fur die Reformation im Land. Er war von 1603 bis 1625 in Personalunion als Jakob I. auch Konig von England. Unter ihm und seinem Nachfolger Karl I. wurden die Dissenters , großtenteils puritanische oder separatistische Kongregationalisten (Independenten) hart verfolgt.

Im englischen Burgerkrieg ubernahmen sie unter Oliver Cromwell die Macht im Land und inaugurierten zeitweise ein autoritares Regime . Wegen seiner absolutistischen Machtanspruche und der Begunstigung der Katholiken wurde Karl I. 1649 hingerichtet und das Land zu einer Republik ( Commonwealth of England ) erklart. Aus denselben Grunden setzte das Parlament in der Glorious Revolution 1688 Jakob II. ab und ubertrug die Konigswurde ? allerdings mit eingeschrankten Vollmachten ? seiner Tochter Maria und ihrem Gemahl Wilhelm III. von Oranien . Beide waren Protestanten. Damit waren die Grundzuge der englischen bzw. britischen Demokratie geschaffen. 1776 machten sich die amerikanischen Kolonien von Großbritannien unter Georg III. unabhangig. In allen diesen Revolutionen, die Meilensteine auf dem Weg zur neuzeitlichen Demokratie waren, spielte Calvins Staats- und Widerstandstheorie eine herausragende Rolle; jedes Mal handelten die Revolutionare mit der Unterstutzung der großen Mehrheit der jeweiligen Bevolkerung. [32]

Calvinistisches Glauben und Denken trugen auch zum Entstehen der amerikanischen Demokratie ? und der Menschenrechte ? bei, und zwar durch die reformierte Bundestheologie ( Foderaltheologie ). Durch seine Erwahlung schließt Gott einen Bund oder Vertrag (engl. covenant ) mit den Glaubenden, die dadurch zugleich miteinander zu einer Gemeinde zusammengefuhrt werden. Bei den Kongregationalisten verdichteten sich diese theokratischen Gedanken zur politischen Form der Demokratie, die aber in England nicht zu verwirklichen war. Die dort verfolgten separatistischen bzw. puritanischen Kongregationalisten, die ab 1620 in das spatere Massachusetts auswanderten, waren uberzeugt, dass die Demokratie die ?gottgemaße Staatsform“ ist ( Pilgervater , Mayflower-Vertrag ). [33]

In einigen nordamerikanischen Kolonien verbanden sich die demokratische Regierungsform und ihre burgerlichen Freiheitsrechte mit dem zentralen Menschenrecht der Religionsfreiheit . Luther hatte das mittelalterliche Inquisitionsverfahren und die staatliche Verfolgung von Andersglaubigen verworfen. Der Glaube, so Luther, konne nicht erzwungen werden. Er sei ein Werk des Heiligen Geistes. [34] Dieselbe Auffassung vertrat der Theologe Roger Williams , der 1636 die Kolonie Rhode Island schuf, die nach demokratischen Grundsatzen regiert wurde und uneingeschrankte Religionsfreiheit gewahrte. Williams war zunachst Kongregationalist, spater schloss er sich den Baptisten an. Auch die Kolonie Connecticut unter der Fuhrung von Thomas Hooker , einem ebenfalls kongregationalistischen Theologen, verlangte von ihren Burgern keine Glaubensprufung. Zusammen mit Pennsylvania , einer Grundung des Quakers William Penn (1682), wurden diese Kolonien Zufluchtsstatten fur in Europa verfolgte religiose Minderheiten, einschließlich Juden. [35]

Anfang des 17. Jahrhunderts waren aus dem englischen Taufertum die baptistischen Kirchen entstanden (siehe oben). Baptisten wie John Smyth und Thomas Helwys forderten in Streitschriften vehement Glaubens- und Gewissensfreiheit. [36]

Die amerikanische Revolution nahrte sich auch aus Traditionen die auf Calvin zuruckgingen. Daneben sind insbesondere die Ideen der Freimaurer oder der Aufklarung wiederzufinden.

Die erste war die ?kirchengemeindliche Demokratie“ (engl. congregational democracy ). Da es in den englischen Kolonien viel zu wenige Geistliche gab, ubernahmen Laien die Grundung und Erhaltung von Kirchengemeinden, die sie nach demokratischen Grundsatzen leiteten. Das geschah nicht nur in den von Calvin gepragten oder stark beeinflussten Kirchen, sondern auch weithin in den anglikanischen Gemeinden. Die Revolution erfolgte zeitlich etwa eine Generation nach der (ersten) Großen Erweckungsbewegung (Great Awakening; Jonathan Edwards , George Whitefield u. a.), die starke Nachwirkungen hatte.

Die zweite Quelle fur die gedankliche Rechtfertigung der amerikanischen Revolution sowie die wirtschaftlich-okonomische, politische und rechtliche Ausgestaltung der neuen Verfassung war die Ideologie der radikalen Whigs ( Commonwealthmen ), einer englischen Partei, die sich auf ihre Vordenker im 17. Jahrhundert, insbesondere Milton und Locke, berief. Die Kolonisten fuhlten sich durch die Maßnahmen von George III., seines Ministeriums und des britischen Parlaments ?versklavt“. ?Die Staatstheorie der radikalen Whigs fand weitverbreiteten Anklang in Amerika, weil sie die traditionellen Anliegen einer protestantischen Kultur wieder zum Leben erweckte, die stets dem Puritanismus sehr nahe gestanden hatte.“ [37]

Entsprechend der religios-geistigen Haltung der Kolonisten begrundet die amerikanische Unabhangigkeitserklarung die Menschenrechte nicht philosophisch-naturrechtlich, sondern biblisch-theologisch. Der ?Schopfer“ verleiht den Menschen diese unveraußerlichen Rechte, zu denen unter anderem ?Leben, Freiheit und das Streben nach Gluck“ gehoren. Die Unabhangigkeitserklarung, die amerikanische Verfassung und die (amerikanische) Bill of Rights mit ihren elementaren Burgerrechten und Menschenrechten wurden Vorbild fur viele andere Staaten in allen Teilen der Welt, z. B. Lateinamerika. Sie hatten starken Einfluss auf die Franzosische Revolution . Ein wichtiges Bindeglied zwischen beiden Umwalzungen war der freimaurerisch-orientierte Marquis de la Fayette , der als franzosischer Offizier einen Teil der siegreichen amerikanischen Revolutionsarmee kommandiert hatte. Er wurde in beiden Landern als großer Kriegsheld gefeiert. Als begeisterter Anhanger der amerikanischen Verfassungsgrundsatze rief er alle Staaten auf, diesem Beispiel zu folgen. Er war einer der Fuhrer in der ersten Phase der Franzosischen Revolution und verfasste den uberzeugendsten Entwurf fur die Declaration des droits de l’homme et du citoyen ( Erklarung der Menschen- und Burgerrechte ). [38]

Im 19. Jahrhundert engagierten sich die von Calvin gepragten oder stark beeinflussten Kirchen bei vielen sozialen und politischen Reformen in der angloamerikanischen Welt, beispielsweise bei der Abschaffung der Sklaverei ( William Wilberforce , Harriet Beecher Stowe u. a.), Einfuhrung des Frauenwahlrechts , Grundung von Gewerkschaften und der britischen Labour Party . [39]

Schottische Calvinisten, die den Schmerz von Frauen bei der Geburt als Gottes Wille ansahen, sahen in James Young Simpson , dem ersten Anwender von Chloroform in der Geburtshilfe 1847 einen Ketzer und Satansgehilfen. [40]

Die reformierten Kirchen betreiben seit jeher eine Fulle diakonischer und humanitarer Einrichtungen (Krankenhauser, Seniorenheime, Einrichtungen fur behinderte Menschen, Schulen, Hochschulen usw.) im In- und Ausland (z. B. Entwicklungslander). Beispielsweise grundeten Kongregationalisten in Massachusetts bereits 1636 Harvard College. [14] Im 18. Jahrhundert folgten Yale und etwa ein Dutzend weiterer Hochschulen. Sie sind heute meistenteils unabhangige Einrichtungen.

Globale Einflusse [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Grundsatze der amerikanischen Verfassung fanden Eingang in die Charta und die Menschenrechtserklarung der Vereinten Nationen , die der demokratischen Staatsform und den Menschenrechten universelle Gultigkeit zuschreiben. [41]

Auch die preußische Verfassung von 1848/49 , die Verfassung der Weimarer Republik und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland orientierten sich an den amerikanischen Verfassungsprinzipien (z. B. republikanische und foderale Staatsform, Grundrechtekanon, Bundesverfassungsgericht). [42]

Als Reaktion auf die Verelendung großer Teile der landlichen und stadtischen Bevolkerung riefen ab 1844 in England Mitglieder der Kongregationalisten, Methodisten, anderer Freikirchen und Anglikaner Genossenschaften als Selbsthilfeorganisationen ins Leben. In Deutschland schuf der Reformierte Friedrich Wilhelm Raiffeisen aus christlicher Gesinnung ab 1846 ein dichtes Netz von Genossenschaften. [43] Henry Dunant , ein reformierter Pietist , leistete einen großen Beitrag zum humanitaren Volkerrecht . Das Rote Kreuz war seine Grundung. Zudem war er die treibende Kraft bei der Formulierung der Genfer Konventionen . [44]

Kunst [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den Anfangen der Reformation wurden durch das Bilderverbot in reformierten Kirchen und die Einschrankung der geistlichen Musik auf schlichte Einstimmigkeit und Bibeltreue weite Teile der Kunst aus der Kirche verdrangt. Die Malerei wandte sich weltlichen Motiven zu ( Rembrandt , Frans Hals ). Die mehrstimmige Musik und die Orgel wurden noch im 16. Jahrhundert wieder zugelassen; so wurden auch die polyphonen Vertonungen des Genfer Psalters von Claude Goudimel in reformierten Kirchen Frankreichs und der Schweiz gesungen, und Jan Pieterszoon Sweelinck blieb auch nach der Reformation in Amsterdam Kirchenorganist. Befruchtend wirkte der Calvinismus auf Teile der abendlandischen Literatur ( Nathaniel Hawthorne , John Milton , Jeremias Gotthelf , Conrad Ferdinand Meyer , Friedrich Durrenmatt , John Updike u. a.)

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fachlexika [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Geschichte des Calvinismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelaspekte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Stefan Bildheim: Calvinistische Staatstheorien. Historische Fallstudien zur Prasenz monarchomachischer Denkstrukturen im Mitteleuropa der Fruhen Neuzeit (EHS; 3/904). Lang, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-37533-6 .
  • Ron Kubsch : Neuer Calvinismus: Einblicke in eine junge reformierte Bewegung . In: Ron Kubsch u. Matthias Lohmann (Hrsg.): Schatze der Gnade. Reformatorische Theologie im 21. Jahrhundert (MBS Jahrbuch), Verlag fur Kultur und Wissenschaft, Bonn 2013, ISBN 978-3-86269-087-9 , (S. 41?70).
  • Christian Muhling: Calvinismus oder Reformiertentum? Zur Selbst- und Fremdwahrnehmung einer Konfessionsgemeinschaft. In: Dorothea Klein , Frank Kleinehagenbrock, Joachim Hamm , Anuschka Tischer (Hrsg.): Reformation und katholische Reform zwischen Kontinuitat und Innovation (= Publikationen aus dem Kolleg ?Mittelalter und Fruhe Neuzeit“, 6). Konigshausen & Neumann, Wurzburg 2019, ISBN 978-3-8260-6913-0 , S. 183?212.
  • Jan Rohls: Zwischen Bildersturm und Kapitalismus. Der Beitrag des reformierten Protestantismus zur Kulturgeschichte Europas (Veroffentlichungen der Johannes-a-Lasco-Bibliothek; 3), Foedus-Verlag, Wuppertal 1999, ISBN 3-932735-34-X .
  • Dieter Schellong : Wie steht es um die ?These“ vom Zusammenhang von Calvinismus und ?Geist des Kapitalismus “? Paderborner Universitatsreden 47. Univ.-Gesamthochschule, Paderborn 1995.
  • Peter Streitenberger: Die funf Punkte des Calvinismus aus biblischer Perspektive. Verlag fur Theologie und Religionswissenschaft, Nurnberg 2011, ISBN 978-3-941750-42-5 (die fruhere umfangreichere Ausgabe von 2007 bei CMD, Hunfeld, behandelte zusatzlich ?Umkampfte Schriftstellen“).
  • Christoph Strohm : Ethik im fruhen Calvinismus. Humanistische Einflusse, philosophische, juristische und theologische Argumentationen sowie mentalitatsgeschichtliche Aspekte am Beispiel des Calvin-Schulers Lambertus Danaeus ( Arbeiten zur Kirchengeschichte ; 65), de Gruyter, Berlin u. a. 1996, ISBN 3-11-015061-1 .
  • Max Weber : Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus . In: Ders.: Gesammelte Aufsatze zur Religionssoziologie , Band 1. Tubingen 1988.
  • Stefan Zweig : Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt . 15. Auflage, Fischer Taschenbuch, Frankfurt 1983, ISBN 978-3-596-22295-7 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wiktionary: Calvinismus  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Alister McGrath : Johann Calvin. Eine Biografie. Benziger, Zurich 1991, ISBN 3-545-34095-3 , S. 259 f.
  2. Eberhard Busch:  Reformierte Kirchen I. geschichtlich und konfessionskundlich . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 7, Mohr-Siebeck, Tubingen 2004, Sp. 165?171., hier Sp. 165f.
  3. Eike Wolgast: Calvinismus und Reformiertentum im Heiligen Romischen Reich . In: Irene Dingel, Herman J. Selderhuis (Hrsg.): Calvin und Calvinismus: Europaische Perspektiven . Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2011, S. 23?46, hier S. 23.
  4. Eberhard Busch: Reformiert: Profil einer Konfession . TVZ, Zurich 2007, S. 12. Anm. 2.
  5. Lyle D. Bierma, Donald Sinnema: The Three Forms of Unity . In: Michael Allen, Scott R. Swain (Hrsg.): The Oxford Handbook of Reformed Theology . Oxford University Press, Oxford/New York 2020, S. 236?250, hier S. 248f.
  6. Lyle D. Bierma, Donald Sinnema: The Three Forms of Unity . In: Michael Allen, Scott R. Swain (Hrsg.): The Oxford Handbook of Reformed Theology , Oxford/New York 2020, S. 248f.
  7. Lyle D. Bierma, Donald Sinnema: The Three Forms of Unity . In: Michael Allen, Scott R. Swain (Hrsg.): The Oxford Handbook of Reformed Theology , Oxford/New York 2020, S. 246f.
  8. Thomas Kaufmann Dordrechter Synode . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tubingen 1999, Sp. 946?947.
  9. Margit Ernst-Habib: Reformierte Identitat weltweit: Eine Interpretation neuerer Bekenntnisse aus der reformierten Tradition , Gottingen 2017, S. 67?69.
  10. Calvin: Institutio Christianae Religionis III 21,1.
  11. Graf-Stuhlhofer im Vorwort ?Warum Christen verschiedener Meinung sind“ zu Streitenberger: Die funf Punkte , 2011, S. 5. Dort auch die Kritik an Calvins Hinweis auf Demut und Dankbarkeit.
  12. So zusammengestellt von Franz Graf-Stuhlhofer im Vorwort ?Warum Christen verschiedener Meinung sind“ zu Streitenberger: Die funf Punkte , 2011, S. 5f.
  13. Graf-Stuhlhofer im Vorwort ?Warum Christen verschiedener Meinung sind“ zu Streitenberger: Die funf Punkte , 2011, S. 6.
  14. a b Heussi: Kompendium. 1956, S. 505.
  15. a b Otto Weber Calvin . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tubingen 1957, Sp. 1596.
  16. Wolfhart Pannenberg Pradestination . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 5, Mohr-Siebeck, Tubingen 1961, Sp. 489.
  17. Eduard Heimann Kapitalismus . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 3, Mohr-Siebeck, Tubingen 1959, Sp. 1136?1141.
  18. Allan A. Tulchin: The Michelade in Nimes, 1567. French Historical Studies, 29, Nr. 1 (Winter 2006); S. 1?35.
  19. Heinrich Bornkamm:  Toleranz . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tubingen 1962, Sp. 943.
  20. Heinrich Bornkamm:  Toleranz . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tubingen 1962, Sp. 941.
  21. Heinrich Bornkamm:  Toleranz . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tubingen 1962, Sp. 937.
  22. Volker Reinhardt: Die Tyrannei der Tugend: Calvin und die Reformation in Genf. C. H. Beck, Munchen 2009, ISBN 3-406-57556-0 .
  23. Heussi: Kompendium ; S. 325
  24. Heussi: Kompendium ; S. 105
  25. Heinrich Bornkamm:  Toleranz . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tubingen 1962, Sp. 942.
  26. G. Muller-Schwefe:  Milton, John . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 4, Mohr-Siebeck, Tubingen 1960, Sp. 954?955.
  27. Heussi: Kompendium. S. 397.
  28. Jeremy Waldron: God, Locke, and Equality: Christian Foundations in Locke’s Political Thought. Cambridge University Press, New York 2002, ISBN 978-0-521-89057-1 ; S. 13, 22?43, 118, 136.
  29. Clifton E. Olmstead: History of Religion in the United States. Prentice-Hall, Englewood Cliffs, N.J. (USA) 1960; S. 9?10.
  30. Zitiert bei Jan Weerda: Art. Calvin. In: Evangelisches Soziallexikon, 3. Aufl. (1958), Kreuz-Verlag, Stuttgart, Spalte 210
  31. Ernst Wolf Widerstandsrecht . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tubingen 1962, Sp. 1687.
  32. Heussi: Kompendium ; S. 349, 381, 384, 426.
  33. M. Schmidt:  Pilgervater . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 5, Mohr-Siebeck, Tubingen 1961, Sp. 384. Allen Weinstein, David Rubel: The Story of America: Freedom and Crisis from Settlement to Superpower. DK Publishing, New York, N.Y. 2002; ISBN 0-7894-8903-1 ; S. 56?62
  34. Heinrich Bornkamm:  Toleranz . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tubingen 1962, Sp. 937?938.
  35. Heussi: Kompendium. S. 387. Clifton E. Olmstead: History of Religion in the United States. Prentice-Hall, Englewood Cliffs, N. J. (USA), 1960; S. 74?76, 99?117.
  36. H. Stahl:  Baptisten . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tubingen 1957, Sp. 862?863.
  37. Robert Middlekauff : The Glorious Cause: The American Revolution, 1763?1789 . Oxford University Press, New York, N.Y., 2005; ISBN 978-0-19-531588-2 ; S. 50?52, 135?137.
  38. R. Voeltzel:  Frankreich ? Kirchengeschichte . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tubingen 1958, Sp. 1039.
  39. M. Schmidt:  Kongregationalismus . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 3, Mohr-Siebeck, Tubingen 1959, Sp. 1769?1771.
  40. H. Orth, I. Kis: Schmerzbekampfung und Narkose. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang ? Entwicklung ? Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei Munchen 1973, ISBN 3-87185-021-7 , S. 1?32, hier: S. 12 f.
  41. G. Jasper:  Vereinte Nationen . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tubingen 1962, Sp. 1328?1329. G. Schwarzenberger:  Volkerrecht . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tubingen 1962, Sp. 1420?1423.
  42. W. Wertenbruch:  Menschenrechte . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 4, Mohr-Siebeck, Tubingen 1960, Sp. 869. Karl Kupisch:  Frankfurter Parlament . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tubingen 1958, Sp. 1024?1028.
  43. Wilhelm Dietrich: Art. Genossenschaften, Landwirtschaftliche. In: Evangelisches Soziallexikon, 3. Aufl. (1958), Kreuz-Verlag Stuttgart, Spalte 411?412. ? J. M. Back:  Genossenschaften im Wirtschaftsleben . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 2, Mohr-Siebeck, Tubingen 1958, Sp. 1387?1388.
  44. R. Pfister:  Schweiz ? Seit der Reformation . In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 3. Auflage. Band 5, Mohr-Siebeck, Tubingen 1961, Sp. 1614?1615. Ulrich Scheuner: Art. Genfer Konventionen. In: Evangelisches Soziallexikon. Spalte 407?408.