Burgstall Kugelburg

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Kugelberg
Blick vom Vorburg -Bereich auf den Turmhugel , davor der Halsgraben

Blick vom Vorburg -Bereich auf den Turmhugel , davor der Halsgraben

Alternativname(n) Kugelnberg, Colenberg, alt : Kugelinberch
Staat Deutschland
Ort Goldbach
Entstehungszeit 12. Jahrhundert
Burgentyp Hohenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Burgstall mit Wallresten, Halsgraben , ergrabene und als Grundmauern aufgemauerte Ruinenreste
Bauweise Grundmauern aus anstehendem lokalen Gneis
Geographische Lage 49° 59′  N , 9° 12′  O Koordinaten: 49° 59′ 25,5″  N , 9° 11′ 32,4″  O
Hohenlage 234  m u.  NN
Burgstall Kugelburg (Bayern)
Burgstall Kugelburg (Bayern)
Blick von Suden auf Vorplateau und Turmhugel (links)
Blick in den zentralen Burghugel
Mauerreste an der nordlichen Hangkante, bei der Ausgrabung nachgewiesener Eckbereich der Ringmauer (Schnitt 1A [1] )
Burgmauerreste am nordwestlichen Wall

Der Burgstall Kugelburg , nach ihren Stammherren auch Kugelnberg oder Kugelinberch genannt, war eine Hohenburg auf dem Kugelberg sudlich des Marktes Goldbach im Landkreis Aschaffenburg im bayerischen Spessart . Der Burgstall ist ein Bodendenkmal nach der Bayerischen Denkmalliste , die auf Basis des bayerischen Denkmalschutzgesetzes vom 1. Oktober 1973 erstellt wurde. [2]

Lage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die auf einem ins Tal der Aschaff vorgeschobenen Bergkegel ( 234  m u.  NN ) gegenuber von Goldbach gelegene Burg lag topografisch in gunstiger Position im unteren Aschafftal und kontrollierte damit den naturlichen Zugang Aschaffenburgs in den Spessart. Nur etwa drei Kilometer von der damals kurmainzischen Stadt entfernt, stand die einst bis weit in links mainisches Gebiet sichtbare Burg direkt im Blickfeld der Aschaffenburger, besonders ihrer weltlichen und geistlichen Herren. Die Situation musste dem 1183 auf seinen Bischofsstuhl zuruckgekehrten Erzbischof Konrad von Wittelsbach wahrscheinlich eine deutliche Parallele zur Burg Weisenau vor Mainz gewesen sein.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Funde der Ausgrabungen von 2018 lassen eine Datierung ins fruhe 12. Jahrhundert als wahrscheinlich erscheinen. Vermutlich wurde die Burg mit dem Ausbau von Aschaffenburg als Sicherungsburg erbaut. Ab etwa 1187 sind die Kugelnberger nachweisbar, waren im Dienst von Kurmainz und des Bistums Wurzburg , lavierten zwischen den Grafen von Rieneck und waren wohl Gefolgsleute der Staufer -Konige. [3] Die Herkunft der Kugelnberger ist unsicher, auch das verwendete Siegel und Wappenrekonstruktionen sind nicht mit lokalen Adelsschichten oder Ministerialen in Verbindung zu bringen. Kittel sieht die Kugelnberger als einen Zweig der Edlen von Hostebach , die wohl im (heutigen) Nachbarort neben der Kirche ihren Stammsitz hatten, als Strubo de Hostebach weiter diesen Namen fuhrten und fast zeitgleich mit den Kugelnberger urkundlich nach 1295 nicht mehr auftauchen. [4] Vermutlich wurden die Kugelnberger mit der Verwaltung der Burg und deren Ausbau betraut und benannten sich in der Folge nach der Burg selbst. Sie waren die Stifter des nahegelegenen Klosters Schmerlenbach (1218 durch den Wurzburger Domherr Gottfried von Kugelnberg ) und besaßen viele Guter rund um ihre Burg. Die Pfarrkirche zu Goldbach war ihre Eigenkirche . Schon um etwa 1254 wieder ausgestorben bzw. nicht mehr urkundlich erwahnt, werden sie mit dem wohl verwandten Geschlecht der Waldenberger in Verbindung gebracht. [3] Ihr Verschwinden fand in der Zeit der Spitze des Konfliktes zwischen Kurmainz und Rieneck im Raum Aschaffenburg- Untermain statt. Die Burg lag fast im Zentrum der Auseinandersetzungen, zu denen die sich nordlich befindlichen und nur einen Kilometer gegenuberliegenden Burgen Landesehre (vermutlich auf dem Grafenberg ) und der Burgstall Klosterberg (wohl die Burg Waldenberg auf dem Klosterberg ) gehoren, sowie die Burg Waleberg sudlich und mainaufwarts und die damalige mainzische Talburg Castrum Vivarium nur wenige Meter ostlich der Kugelberger Burg. Nach dem Verschwinden ihrer Besitzer und mitten im Konflikt Mainz-Rieneck wird heute angenommen, dass die Burg wohl noch gegen Ende des 13., spatestens im 14. Jahrhundert, durch Kurmainz wieder zerstort wurde, um eine mogliche Bedrohung Aschaffenburgs zu verhindern und freien Zugang in den Spessart zu haben.

Gegen Ende des 19. Jh. stand ein durch den Besitzer des Untergartenhofes auf dem Kugelberg errichteter Aussichtsturm , der heute langst nicht mehr vorhanden ist. [5]

Anlage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

?Der Turmhugel liegt auf dem Kugelberg, der ein nach NW vorgeschobener Auslaufer der Hochflache ist. Das Gelande fallt nach N und W steil in die Taler der Aschaff und des Roder-Baches ab. Der Turmhugel hat einen Durchmesser von 20 m. Im S und W fallt sein Hang etwa 5 m steil ab und geht in einen 6 m breiten seichten Graben uber. Im O ist der Turmhugel durch eine Senke vom Hohenzug getrennt. Die Anlage wurde im 12. Jh. errichtet und war im 14. Jh. bereits Ruine.“

? Bjorn-Uwe Abels: Die vor- und fruhgeschichtlichen Gelandedenkmaler Unterfrankens . S. 62

Heute ist noch im Norden am steil abfallenden Hang ins Aschafftal ein ca. 15 Meter hoher, leicht quadratischer Turmhugel sichtbar, der mittig eine tiefe Mulde aufweist, die vermutlich auf Raubgrabungen der 1930er Jahre zuruckgeht, wobei der Burghugel erheblich zerstort wurde. Von Westen uber Suden nach Osten ist er umlaufend von einem Burggraben umgeben, dem ein noch 0,6 bis 1,5 Meter hoher Wall, die fruhere Burgmauer, vorgelagert ist. Sudlich fuhrt ein neuzeitlicher Weg zum Turmhugel. Die Burg war auf Goldbacher Gneis ( Orthogneis ) des Kugelberges aufgebaut. Steine und Mauerreste am Turmhugel, sowie die erfolgten Ausgrabungen zeigen, dass zumindest die Fundamente aus demselben Material erbaut wurden. Zur Hangseite im Suden liegt nach dem Graben und Wall ein vorgelagertes Plateau, dessen Senken als Gebaudereste (Keller) angesprochen werden konnen. Nur noch schwach ist die Umwallung zu bemerken. Moglicherweise war hier eine Vorburg . Der funfzig Meter weiter sudlich verlaufende Weg teilt auf dem Sattel den Burgberg des Kugelberges vom dann auf 309 Meter NHN ansteigenden Gartenberg .

Bevor die Raubgrabung von 1930/32 große Teile der Burg verwustete, stellte der 1932 bestellte Hauptkonservator des Landesamtes fur Bayerische Denkmalpflege Georg Hock , der wohl die Ausgrabungen besichtigte, fest: ?Der Zug der Ringmauer zeigt wiederholt Knickungen, der Grundriss durfte also ein vielfach gebrochenes Polygon ergeben, ahnlich wie der Burgstall bei Kleinwallstadt .“ [6]

Die digitalen Gelandemodelle, die fur die Ausgrabungen 2018 angelegt wurden, zeigen, dass die Hauptburg mit der Ringmauer ein nahezu kreisformiges Gipfelplateau von etwa 60 Metern Durchmesser einschließt.

Archaologie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

2018 fanden auf dem Kugelberg abschnittsweise archaologische Ausgrabungen des Archaologischen Spessartprojekts in Gemeinschaftsarbeit mit dem Markt Goldbach und dem Geschichts- und Heimatverein Goldbach mit Forderung der Kulturstiftung des Bezirkes Unterfranken statt. [7] Neben einem bis zu vier Meter hohen ergrabenen Abschnitt der Ringmauer , die zur Hangkante leicht getreppt war und aus teils uberbreiten Steinen in der Grundmauer und fest vermortelten Steinen in der aufgesetzten Mauer gebaut ist, wurden funf Munzen gefunden, die dem Mainzer Erzbischof Adalbert I. von Saarbrucken (1111?1137) zugeordnet werden. Ein sechstes Fundstuck aus der Zeit des Erzbischofs Philipp von Heinsberg um 1170 kommt wohl aus der Munzstatte aus Koln . Diese Munzfunde erlaubten eine archaologische Neudatierung der Entstehungszeit der Burg. [8]

Grabungsfunde eines steinernen Gebaudes an der Westseite der Ringmauer, sowie Funde von Ofenkacheln, Tierknochen und Keramiken, einige als lokale Kopien der Pingsdorfer Keramik eingeordnet, belegen, entgegen Meinungen des 20. Jahrhunderts ? die nur eine Fluchtburg zuordneten, eine Existenz als Wohnburg . [9] [10] Einschatzungen der Archaologen sehen einen zweistufigen Ausbau der Burg.

Die Burg in der Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kunstliche Turmruine

Uber die Burg existiert eine Sage von einem benachbarten Ritter , der nach einer Teilnahme an einer Fehde bei seiner Heimkehr zum Burgfraulein auf der Kugelnburg vor dem Burgberg sturzte und noch vor der Vermahlung starb. Die Reste der Burg sollen im Bauernkrieg endgultig untergegangen sein. [11] Ein unter Denkmalschutz stehendes Suhnekreuz steht in Goldbach in der Osterreicher Straße , flankiert von mehreren Bildstocken und erinnert an die Sage.

Kugelburgruine [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

2012 wurde gut einen Kilometer entfernt am Ortseingang von Goldbach an der Osterreicher Straße eine fiktive Turmruine , die Kugelburgruine, errichtet und am 23. Oktober eingeweiht [12] . Sie soll an exponierter Stelle an die Kugelburg erinnern und wurde aus Steinen des abgebrochenen Untergartenhofes, angeblich Originalsteine der Kugelburg [13] , erbaut. Eine Tafel von Dieter Allig mit einem Ausdruck aus der Ortschronik erinnert an die Sage vom verungluckten Ritter.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Bjorn-Uwe Abels : Die vor- und fruhgeschichtlichen Gelandedenkmaler Unterfrankens . (Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Reihe B, Band 6). Verlag Michael Lassleben, Kallmunz 1979, ISBN 3-7847-5306-X , S. 60?61.
  • Wolfgang Hartmann: Zur Geschichte der Spessartburgen Waldenberg und Kugelberg und ihrer Herren ( Onlineausgabe ), In: Aschaffenburger Jahrbuch 19 (1997), S. 9?53
  • Martin Balduin Kittel: Die Letzten der Edlen von Kugelnberg bei Aschaffenburg , in: Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg Band 13/ 3. Heft , Wurzburg 1855, gedruckt bei Friedrich E. Thein. S. 92?115
  • J. Conrad Dahl: Geschichte und Beschreibung der Stadt Aschaffenburg, des vormaligen Klosters Schmerlenbach und des Spessarts, mit Beilagen , Darmstadt 1818, S. 90 ff.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Burgstall Kugelburg  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Die Burg auf dem Kugelberg ? Ausgrabungen , in: Die Burg auf dem Kugelberg bei Goldbach auf Spessartprojekt.de (Website des Archaologischen Spessartprojekts (ASP) e.V. ? Unterfrankisches Institut fur Kulturlandschaftsforschung an der Universitat Wurzburg); abgerufen am 2. Mai 2024
  2. Denkmalliste Goldbach des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege , Nr. D-6-6021-0018, Mittelalterlicher Burgstall "Kugelburg" , nachqualifiziert (Stand 28. August 2014)
  3. a b Wolfgang Hartmann: Zur Geschichte der Spessartburgen Waldenberg und Kugelberg und ihrer Herren
  4. Kittel: Die Letzten der Edlen von Kugelnberg bei Aschaffenburg , (AdHV AB/UFr. Bd. 13), S. 102
  5. Johann Schober: Aschaffenburg und seine Umgebung: Fuhrer durch die Stadt und Umgegend. Verlag der C. Krebs'schen Buchhandlung, Aschaffenburg 1886, S. 53
  6. Wolfgang Hartmann: Zur Geschichte der Spessartburgen Waldenberg und Kugelberg und ihrer Herren , Online-Artikel , abgerufen am 11. Februar 2016
  7. Die Burg auf dem Kugelberg bei Goldbach: Klein aber fein , Webseite des Archaologischen Spessartprojekts; abgerufen am 10. August 2018
  8. Maximilian Stimpert: Die Mainzer und Kolner Munzen vom Kugelberg , Flyer zum 13. Symposium zur Burgenforschung im Spessart: Funde. Reliquien der Vergangenheit? Zeitzeugen? Moglichkeiten und Grenzen. Burgentagung des ASP, Partenstein 15./16. Oktober 2021, S. 9
  9. Die Kugelburg , verschiedene Webseiten des Geschichts- und Heimatvereins Goldbach ; abgerufen am 16. August 2018
  10. Sendung des Bayerischen Fernsehens : Frankenschau aktuell vom 13. August 2018
  11. Siehe auch: J. H. Ludewig: Die Stadte und Gegenden zwischen Main, Rhein u. Neckar und deren Angranzungen mit ihren Sehenswurdigkeiten , Hanau 1853, Verlag J. G. Rittsteiner, S. 70 f.
  12. Umgestaltung der Osterreicher Straße abgeschlossen im Main Echo (Online-Ausgabe) vom 25. Oktober 2012
  13. Aufregung um Turm und Freibad im Main-Echo (Online-Ausgabe) vom 12. Januar 2013