Burg am Grazer Schloßberg

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Burg am Grazer Schloßberg (Kupferstich von Matthaus Merian, Ansicht ungefahr von Sudosten, erschienen 1679)
Ansicht der Schlossbergfestung vom westlichen Murufer. Lithographie um 1825, also erst nach Zerstorung der Festung (anhand einer alteren Vorlage?) gefertigt
Der Uhrturm und die Burgerbastei, einer der wenigen erhalten gebliebenen Teile der Burg

Die Burg am Grazer Schloßberg war eine der wichtigsten Befestigungsanlagen der Steiermark und die Hauptfestung von Graz . Sie wurde auf dem Grazer Schloßberg errichtet und war zuerst der Sitz des Landesfursten, wenn dieser in Graz verweilte, und spater dessen Ruckzugsort bei Angriffen. Die Geschichte der Hohenburg reicht bis in das 12. Jahrhundert zuruck. Die Franzosen zerstorten die Anlage zum Jahreswechsel 1809/10. Nur der Glockenturm und der Uhrturm sind heute noch vollstandig erhalten.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Entstehung im 12. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Bergfried war wahrscheinlich das erste Bauwerk und wurde an der hochsten Stelle des Schloßberges erbaut. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde eine Reihe von Wohn- und Wirtschaftsgebauden um ihn herum errichtet. Im 12. Jahrhundert wurden die Stadtmauern mit der Burg verbunden. In dieselbe Zeit fallt auch die Errichtung des Grazer Uhrturms vor der Festung und der Bau der Thomaskapelle . An der Ausgestaltung der Burg wurde seit dem 12. Jahrhundert ununterbrochen gearbeitet. Wahrend des Adelsaufstandes im Jahre 1292 hatte sich die Burg als wichtiger Stutzpunkt des Landesfursten bewahrt.

Ausbauten und Modernisierungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Unter Kaiser Friedrich III. wurde der Residenzsitz in die Grazer Burg verlegt. Die beiden Burgen waren durch einen verdeckten Gang miteinander verbunden. Vor allem zwischen 1466 und 1486 wurden die Befestigungen am Schloßberg weiter ausgebaut, da er ein sicherer Ruckzugsort in Kriegszeiten war. Im Jahr 1480 uberstand die Burg einen Angriff der Turken. Aufgrund der großer werdenden Gefahr von Turkenangriffen wurden die Befestigungen wahrend des 15. Jahrhunderts immer weiter ausgebaut. 1531 wurde ein Teil der Bergfeste von drei Blitzschlagen zerstort. Am 12. September 1532 zog das Turkenheer von Sultan Suleyman I. nach einem erfolglosen Angriff auf die Vorstadt an Graz vorbei, ohne einen Angriff auf die Burg selbst zu vollziehen. Ungefahr zur selben Zeit wurde bemangelt, dass die Festung nicht mehr den Anforderungen der Zeit genuge. Im Jahr 1543 begann unter der Leitung des Baumeisters Domenico dell’Allio die Modernisierung der Feste. Bis auf die Kapelle und ein paar Mauerreste blieb von den alten Befestigungen nichts ubrig. An der Stelle, wo sich heute die Schloßbergbahn befindet, wurde ein Aufzug zur Materialzufuhr errichtet. Das restliche Material wurde uber noch heute erhaltene Straßen mithilfe von Wagen und Tragtieren, darunter sollen auch Elefanten und Kamele aus der Kriegsbeute gewesen sein, nach oben geschafft. Der alte Bergfried wurde abgerissen und mit dem Bau von Basteien begonnen. Von den Basteien ist heute noch die Stallbastei erhalten. Auf dem Gipfelplateau wurde eine Zisterne errichtet, nachdem 25 Meter abgetragen wurden. Bei der Stallbastei wurde in der Zeit vom 2. April 1554 bis zum 11. Janner 1558 der 94 Meter tiefe Turkenbrunnen gegraben. Im Jahr 1561 war der Ausbau und die Modernisierung der Festung großteils abgeschlossen. Der aus dem Mittelalter stammende Palas wurde 1577 abgetragen und an seiner Stelle wurden Soldatenhauser errichtet. Aufgrund von Geldmangel wurde diese jedoch erst 1608 fertiggestellt. 1588 wurde der Glockenturm errichtet, der noch heute erhalten ist. 1683 wurden aufgrund der steigenden Gefahr von Turkenangriffen erneut Arbeiten an der Festung durchgefuhrt, nachdem diese fast 80 Jahre lang vernachlassigt worden war.

Belagerung und Zerstorung durch die Franzosen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als im Jahr 1809 die Franzosen Graz besetzten, verteidigte der Genieoberst Franz Xaver Hackher zu Hart den Schloßberg. Den Franzosen gelang es erst durch den Friedensschluss nach der Schlacht bei Wagram die Burg zu erobern. Sie zerstorten zur Jahreswende 1809/10 alle Anlagen bis auf den Glocken- und den Uhrturm, welche von der Grazer Bevolkerung freigekauft worden waren. 1839 wurde an der Stelle der zerstorten Wehranlagen eine Parkanlage errichtet.

Besitz und Verwaltung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bis in das 19. Jahrhundert war die Burg im landesfurstlichen Besitz und wurde von einem Burggrafen verwaltet. Der erste Burggraf ist fur das Jahr 1136 belegt. Er entstammte einem vollfreien Geschlecht aus dem Gebiet von Trofaiach . 1167 nahm dessen Sohn oder Enkel den Platz des Burggrafen ein. Dieser war jedoch nicht mehr hochfrei , sondern ein landesfurstlicher Ministeriale . 1189 gab es zwei Burggrafen aus verschiedenen Geschlechtern. Ab 1229 dienten kleine Rittergeschlechter als Burggrafen. Wahrend der Ungarnherrschaft saß Graf Amput auf der Burg. Seit der Herrschaft von Ottokar II. P?emysl waren die Landeshauptleute mit der Burgverwaltung betraut. Nur wahrend der Herrschaft Kaiser Friedrich III. und wahrend der Ungarnbesatzung 1480 bis 1490 waren die Burggrafen nicht vom Landeshauptmann abhangig. 1583 wurde die Abhangigkeit vom Landeshauptmann vollstandig gelost und Hans Fernberger wurde zum ersten Schlosshauptmann ernannt. Er und seine Nachfolger waren von der landesfurstlichen Regierung abhangig. Neben dem Amt des Schlosshauptmannes existierte das Amt des Burggrafen noch bis 1650, ehe es aus Kostengrunden abgeschafft wurde.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Koordinaten: 47° 4′ 36,3″  N , 15° 26′ 14,2″  O