Burg Sayn

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Burg Sayn
Kehrberg mit Burgruine, im Vordergrund barocker Turm und Kapelle des Schlosses Sayn

Kehrberg mit Burgruine, im Vordergrund barocker Turm und Kapelle des Schlosses Sayn

Staat Deutschland
Ort Bendorf
Entstehungszeit ab 1152 / 1192
Burgentyp Hohenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Ruine
Standische Stellung Grafen
Bauweise Quader, Bruchstein
Geographische Lage 50° 26′  N , 7° 35′  O Koordinaten: 50° 26′ 20,4″  N , 7° 34′ 45,5″  O
Hohenlage 110  m u.  NHN
Burg Sayn (Rheinland-Pfalz)
Burg Sayn (Rheinland-Pfalz)
Burgruine Sayn um 1832, Stich nach Tombleson
Burgruine Sayn
Burgruine Sayn

Die Ruine der Burg Sayn , der im 12. Jahrhundert erbauten Stammburg der Grafen von Sayn bzw. Sayn-Wittgenstein , liegt im Stadtteil Sayn von Bendorf am Rhein zwischen Koblenz und Neuwied im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz .

Die Ruine der Spornburg erhebt sich auf dem etwa 110 Meter langen und 40 Meter breiten Bergrucken des Kehrbergs, eines Auslaufers des Westerwalds , zwischen den Taleinschnitten von Brexbach und Saynbach . Unterhalb der Ruine erstreckt sich nach Suden und Westen hin der Ort Sayn mit dem am Fuß des Burgbergs gelegenen Schloss Sayn , einem ehemaligen Barockbau aus dem Jahr 1757, der im neunzehnten Jahrhundert im Stile der Neugotik verandert wurde.

Zwischen Schloss und Burg Sayn gibt es zwei ehemalige Burgmannensitze, das mit der Burg durch eine Mauer verbundene Mittlere Burghaus aus dem 15. Jahrhundert und den Von Steinschen Sitz ( Burg Stein ) der Herren von Stein aus Nassau aus dem 14. Jahrhundert. Ungefahr 600 m weiter ostlich stand auf dem Bergkamm ein Vorgangerbau der Burg Sayn, die Alte Burg aus dem 10. oder 11. Jahrhundert, von der noch sparliche Fundamentreste erhalten sind.

Burg Sayn ist uber die Bundesstraße 413 und die in Sayn abbiegende Landesstraße 306 zu erreichen. An der Burg befindet sich ein großerer Parkplatz, ein weiterer unmittelbar vor der Burgmauer.

Direkt uber das Gelande verlaufen die Wanderwege Rheinsteig und Saynsteig.

Erstmals im 10. Jahrhundert wurden die Grafen von Sayn im Zusammenhang mit dem Pfalzgrafen im Auelgau , dessen Untergrafen sie vermutlich waren, urkundlich erwahnt. Heinrich I. und sein Bruder Eberhard I. von Sayn, die auf der Alten Burg , auch Eselsburg genannt, residierten, sollen zwischen 1139 und 1150 die Grafschaft Bonn durch Heirat erworben haben. Dies fuhrte zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Erzbistum Koln , in deren Verlauf 1152 ihre Burg zumindest teilweise zerstort wurde, sodass sie sich auf die Burg Blankenberg (Sieg) zuruckzogen.

Mit dem Bau einer neuen Burg auf dem Westsporn des Kehrbergs begann man unmittelbar danach. Graf Heinrich III. (der Große) von Sayn und seine Gemahlin Mechthild von Meißen-Landsberg regierten in der ersten Halfte des 13. Jahrhunderts von der neuen Burg aus eine sich von der Lahn bis in den Koln-Bonner Raum erstreckende Grafschaft mit Besitzungen an der mittleren Mosel und im Westerwald . Heinrich III. starb 1247 kinderlos.

Burg Sayn mitsamt Grafschaft fielen an den Grafen Johann I. von Sponheim , den Sohn seiner Schwester Adelheid, dessen Nachfahren sich wiederum Grafen von Sayn nannten. Diese regierten die Grafschaft von ihren Westerwald-Residenzen in Sayn , Hachenburg , Altenkirchen und Friedewald aus. 1345 gelangte durch Einheirat die Grafschaft Wittgenstein ebenfalls zu Sayn. Diese Linie nannte sich dann ab 1361 Sayn-Wittgenstein .

1606 starb Heinrich IV. von Sayn, ohne einen mannlichen Nachfolger zu hinterlassen. Die Burg Sayn wurde nur wenige Jahre spater 1632 wahrend des Dreißigjahrigen Kriegs von den Schweden zerstort. Die nunmehr unbewohnbare Ruine kam 1652 zusammen mit dem Amt Sayn , zu dem die Orte Sayn , Mulhofen und Stromberg gehorten, an das Kurfurstentum Trier , bei dem es bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts blieb. [1]

Furst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg, der mit der Erbgrafin Luise Isabella von Sayn-Hachenburg verheiratet war, gelangte 1803 in den Besitz der Burgruine, um sie durch die Beschlusse des Wiener Kongresses 1815 dann als Teil der Rheinprovinz an Preußen abtreten zu mussen.

Wieder in den Besitz der Sayner kamen Burgruine und Schloss 1848 durch eine Schenkung des preußischen Konigs Friedrich Wilhelm IV. an den soeben mit hohen Auszeichnungen aus Russland zuruckgekehrten Furst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg , der das Schloss umgehend neugotisch umbauen ließ, dort einzog und sich fortan zu Sayn-Wittgenstein-Sayn nannte. Die Burg Sayn bestand weiterhin als Ruine, deren Baubestand in den Jahren 1981 bis 1987 unter dem heutigen Besitzer Alexander Furst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn gesichert und teilausgebaut wurde.

Burg Sayn, Luftaufnahme 2013
Blick von Burg Sayn
Bergfried

Wahrend die sudliche, die westliche und die nordliche Flanke von Burg Sayn steil zum Tal hin abfallen, ist der flache Bergrucken auf der ostlichen Zugangsseite durch einen kunstlich angelegten tiefen und breiten Halsgraben gesichert. Aus Grunden des zusatzlichen Schutzes erhebt sich oberhalb des Grabens eine machtige Schildmauer , die mit einem Wehrgang versehen ist. Im nordostlichen Bereich der Anlage steht der gut erhaltene, etwa 20 Meter hohe Bergfried , der das Erscheinungsbild von Burg Sayn dominiert. Die Bauzeit des im Mittel 2,40 Meter starken Mauerwerks wird in das spate 12. Jahrhundert datiert. Eine vom Bergfried aus nach Suden verlaufende, ebenfalls durch einen Gang bewehrte Mauer teilt die Kernburg in zwei Hofe.

Ausgrabungen in neuerer Zeit lassen darauf schließen, dass an der Sudseite des kleineren ostlichen Hofes zunachst der Palas stand, der spater auf den westlichen Sporn der Anlage verlegt wurde, heute aber bis auf einen 25 Meter tiefen Brunnen und einen achteckigen Treppenturm nicht mehr besteht. Diese Ausgrabungen forderten auch an der sudwestlichen Ecke die Grundmauern der Burgkapelle in Form einer Doppelkirche mit drei Apsiden und ihren gut erhaltenen, sehr schonen Zierfußboden aus der Zeit um 1200 zu Tage.

Der sudlichen Ringmauer vorgelagert liegt ein 90 Meter langer und 20 Meter breiter Zwinger , der ostlich von einem Wehrturmchen und westlich von einem Vorwerk (Barbacane) eingefasst ist. Dort befindet sich auch ein kleinerer Torzwinger und weiter den Hang abwarts das Mittlere Burghaus , das in westlicher Richtung mit der Hauptburg durch eine Mauer verbunden ist. Die durch das Landesamt fur Bodendenkmalpflege erfolgten Ausgrabungen legten auch den ursprunglichen Zugangsweg zur Kernburg an der Sudflanke entlang durch den Torzwinger frei, der seitdem wieder begangen werden kann.

Im Rahmen der 1981?1987 durchgefuhrten Restaurierungsarbeiten wurde auch ein die gesamte Anlage umfassender Wildpark angelegt und mit Rot- , Dam- und Muffelwild bestuckt. Die Tiere sollten vor allem ein erneutes Zuwachsen der Anlage verhindern. Der Wildpark wurde nach einigen Jahren wieder aufgegeben, lediglich die Falknerei wird saisonal noch betrieben. Auf dem halben Weg zwischen dem Schloss und der oberhalb gelegenen Kernburg fanden bis 2009 Flugvorfuhrungen der Falknerei Burg Sayn statt.

Aus touristischen Grunden wurde 1986?1987 eine Burgschanke zwischen der Schildmauer und einer weiteren vorgelagerten Mauer errichtet. Ein alter Turdurchbruch und Konsolen fur Deckenbalken ließen erkennen, dass dort auch fruher ein Gebaude gestanden hat. Das Restaurant DieSayn Burg , ein Neubau mit Terrasse und einem darunter liegenden alten Gewolbekeller, versteckt sich weitgehend hinter den vorhandenen Ruinenteilen und dominiert dadurch nicht das Erscheinungsbild der Gesamtanlage.

Auch den Bergfried fuhrte man, nachdem er restauriert und mit einer neuen Dachhaube versehen war, 1987 einer neuen Nutzung zu. In den oberen Stockwerken wurden zwei Ferienwohnungen eingerichtet.

  • Dehio : Rheinland-Pfalz, Saarland . Munchen 1984, S. 92?93
  • Jens Friedhoff : Nichts als eine zusammengesturzte Ruinenmasse? Die Burgruine Sayn im Kontext der Wiederentdeckung mittelalterlicher Burgen des Mittelrheingebiets im 19. Jh. In: Jahrbuch fur westdeutsche Landesgeschichte . Bd. 48 (2022), S. 135?157.
  • Udo Liessem : Zur Baugeschichte von Burg Sayn. In: Alexander Furst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (Hrsg.): Sayn ? Ort und Furstenhaus. o. O., o. J. (Bendorf-Sayn 1979)
  • Alexander Thon, Stefan Ulrich: ?... wie ein Monarch mitten in seinem Hofstaate thront“. Burgen am unteren Mittelrhein . Schnell & Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2210-3 , S. 142?147.
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Einzelnachweise

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  1. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhaltnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der franzosischen Revolution bis in die neueste Zeit . Band   3 . Sauerlander, Frankfurt am Main 1832, S.   615 ( online bei Google Books ).