Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
(Weitergeleitet von Bundesverdienstkreuz )
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Großes Verdienstkreuz

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland , umgangssprachlich meist Bundesverdienstkreuz genannt, ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland . Er wird fur besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verliehen. Der Verdienstorden kommt regular in acht Stufen zur Verleihung, ferner gibt oder gab es das Großkreuz in besonderer Ausfuhrung und das Verdienstkreuz am Bande fur Arbeitsjubilare . Alle deutschen Lander außer Bremen und Hamburg verleihen zudem eigene Landesauszeichnungen .

Die Verleihung ist dem Bundesprasidenten vorbehalten. Die Uberreichung wird in aller Regel an zustandige Amtsinhaber delegiert.

Elisabeth II. mit der Son­der­stufe des Großkreuzes (1992). Rechts im Bild: Richard von Weizsacker

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wurde am 7. September 1951 durch den damaligen Bundesprasidenten Theodor Heuss per Erlass gestiftet. Im Erlaß uber die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland , den Heuss mit Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem Bundesinnenminister Robert Lehr unterzeichnete, heißt es:

?In dem Wunsche, verdienten Mannern und Frauen des deutschen Volkes und des Auslandes Anerkennung und Dank sichtbar zum Ausdruck zu bringen, stifte ich am 2. Jahrestag der Bundesrepublik Deutschland den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Der Orden wird verliehen fur Leistungen, die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit dem Wiederaufbau des Vaterlandes dienten, und soll eine Auszeichnung all derer bedeuten, deren Wirken zum friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland beitragt.“

? Stiftungserlass

Der Verdienstorden wird nach internationaler Norm in drei Klassen (Verdienstkreuz, Großes Verdienstkreuz, Großkreuz ) verliehen, die wiederum in mehrere Stufen unterteilt sind.

Im Statut des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 7. September 1951 war zunachst folgende Ordnung geplant:

  1. Verdienstkreuz am Bande
  2. Verdienstkreuz (ohne weitere Bezeichnung als Steckkreuz ausgefuhrt, spater umbenannt in 1. Klasse)
  3. Großes Verdienstkreuz
  4. Großes Verdienstkreuz mit Stern
  5. Großkreuz
  6. Großkreuz in besonderer Ausfuhrung.

Das erste Verdienstkreuz (in der Auspragung am Bande) erhielt der Bergmann Franz Brandl aus Nentershausen (Hessen) am 19. September 1951 von Theodor Heuss . [1]

Im Jahr 1952 kam es zu einigen Neuerungen. Es wurde eine besondere Ausfuhrung des Verdienstkreuzes fur Arbeiter und Angestellte, die 50 Jahre lang fur denselben Dienstherrn gearbeitet hatten, eingefuhrt. Die Verleihung dieser als Verdienstkreuz am Bande fur Arbeitsjubilare bezeichneten Ausfuhrung wurde 1966 wieder eingestellt. Zudem wurde das Große Verdienstkreuz mit Stern in zwei Stufen aufgeteilt: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband .

Schließlich kam 1955 als unterste Stufe die Verdienstmedaille hinzu und als oberste Stufe die Sonderstufe des Großkreuzes , die jedoch schon 1953 verliehen worden war. [2]

Die hochste Stufe, die Sonderstufe des Großkreuzes , ist Staatsoberhauptern und ihren Familienangehorigen sowie mit Amtsantritt dem deutschen Bundesprasidenten vorbehalten.

Verleihungszahlen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Verleihungen der Verdienstorden in der Bundesrepublik Deutschland

Anfang der 1980er Jahre wurden jahrlich etwa 6000 Verdienstorden hauptsachlich an Manner verliehen. Der Anteil der Frauen lag mit rund 14 Prozent deutlich unter dem tatsachlichen Bevolkerungsanteil. Dieser Umstand veranlasste den damaligen Bundesprasident Karl Carstens (1979?1984) im Jahre 1983 in die Neufassung der Ausfuhrungsbestimmungen zum Statut des Verdienstordens hineinzuschreiben, dass ?Verdiensten bei Tatigkeiten, die nach der Lebenserfahrung vor allem von Frauen ausgeubt werden, besondere Beachtung zu schenken ist“.

Im Oktober 2006 fuhrte der damalige Bundesprasident Horst Kohler zusatzlich eine Quotenregelung fur Frauen von mindestens 30 Prozent ein. Dieses Minimum wurde 2007 mit 30,3 Prozent erstmals erreicht und in den folgenden Jahren (2008: 31,2 Prozent; 2009: 30,5 Prozent) eingehalten. Die Vorschlagslisten der Ministerprasidenten der Lander , uber die die Ordensantrage vorwiegend beim Bundesprasidialamt eingereicht werden, werden nur noch angenommen, wenn von zehn Personen, die mit dem Verdienstorden ausgezeichnet werden sollen, mindestens drei Frauen sind. Wenn den Landern nicht genugend Frauen vorgeschlagen werden, um diese Quote zu erfullen, fuhrte dies beispielsweise in Sachsen-Anhalt (Stand 2014) dazu, dass Manner dem Bundesprasidialamt nicht zeitnah zur Ehrung vorgeschlagen, sondern auf eine wachsende Warteliste gesetzt wurden und erst nach langerer Wartezeit ihre Auszeichnung erhalten konnen. [3] Im Jahr 2022 erweiterte Bundesprasident Frank-Walter Steinmeier die Quotenregelung fur Frauen auf mindestens 40 Prozent. [4]

Seit 1991 sind die Verleihungszahlen stark rucklaufig. [5] Von uber 5000 Verleihungen im Jahre 1991 und knapp 2500 Verleihungen im Jahre 2007 fiel die Zahl auf 1064 Verleihungen im Jahre 2017. Dies entspricht etwa dem Stand des Einfuhrungsjahres 1951, wobei jedoch damals die Bevolkerung der Bundesrepublik und insbesondere die Zahl alterer Personen deutlich geringer waren. Danach stieg die Zahl der Verleihungen wieder auf 1354 im Jahr 2019 und sank darauf erneut auf 1111 im Jahr 2021. [6]

Ende 2010 wurde bekannt, dass seit Mitte der 1990er Jahre eine nicht offentlich gemachte Abmachung zwischen den Bundestagsfraktionen besteht, nach der pro Legislaturperiode 30 Orden unabhangig von tatsachlichen Verdiensten fur Abgeordnete des Bundestages entsprechend den Fraktionsstarken reserviert sind. Der Verfassungsrechtler Herbert von Arnim bezeichnete dies als ?absolute Anmaßung“ und ?ganz neue Form der Selbstbedienung“. [7] In der 19. Legislaturperiode (2017 bis 2022) wurden 25 Orden an Abgeordnete verliehen. [8] Im Februar 2022 wurde offentlich, dass maximal 5 % der Bundestagsabgeordneten pro Legislaturperiode mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden durfen. Hierfur mussen sie mindestens zwei Legislaturperioden im Bundestag vertreten sein. [9]

Stufen des Verdienstordens [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wird regular in acht Stufen verliehen, wobei als Erstauszeichnung im Allgemeinen die Verdienstmedaille oder das Verdienstkreuz am Bande vergeben wird (Stand 2019). [10] Als Sonderform gibt es das bisher nur dreimal ( Adenauer , Kohl , Merkel ) verliehene Großkreuz in besonderer Ausfuhrung , zudem existierte von 1952 bis 1966 das Verdienstkreuz am Bande fur Arbeitsjubilare , das als eine Variante des Verdienstkreuzes am Bande galt.

Stufe
(und Varianten)
Bandschnalle Tragweise Merkmale Internationale
Entsprechung
Anmerkung
Verdienstmedaille
Verdienstmedaille linke Brust,
am Bande
  affiliierte Verdienstmedaille
Liste von Tragern
Verdienstkreuz
Verdienstkreuz
am Bande
linke Brust,
am Bande
  Ritter Liste von Tragern
Verdienstkreuz
am Bande
fur Arbeitsjubilare
linke Brust,
am Bande mit goldener Spange
goldene Spange
mit der Zahl 50
Ritter Verleihung nur von 1952 bis 1966
Verdienstkreuz
1. Klasse
linke Brust, Steckkreuz   Offizier Liste von Tragern
Großes Verdienstkreuz
Großes Verdienstkreuz am Halsband   Komtur Liste von Tragern
Großes Verdienstkreuz mit Stern am Halsband, Bruststern links vierspitziger Bruststern,
flach
Großoffizier Liste von Tragern
Großes Verdienstkreuz
mit Stern und Schulterband
am Schulter­band, Bruststern links vierspitziger Bruststern, gewolbt Großkreuz 2. Klasse Liste von Tragern
Großkreuz
Großkreuz am Schulter­band, Adler maschinen­gestickt, Bruststern links sechsspitziger Bruststern Großkreuz 1. Klasse Liste von Tragern
Großkreuz
in besonderer Ausfuhrung
am Schulter­band, rot gefuttert, Adler maschinen­gestickt, Bruststern links sechsspitziger Bruststern, Lorbeerkranz um das
 Medaillon
Sonderform des Großkreuzes 1. Klasse Liste von Tragern
Sonderstufe des
Großkreuzes
am Schulter­band, Adler handgestickt, Bruststern links achtspitziger Bruststern Liste von Tragern (Verleihung nur an Staatsoberhaupter und ihre Ehepartner, Amts insigne des Bundesprasidenten als Ordensherr, hochste Form des Ordens)

Verleihung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Verleihungsurkunde fur die Verdienstmedaille mit Großem Bundessiegel und Unterschrift des Bundesprasidenten Karl Carstens (1984)
Uberreichung an Heiko Braak (2018)

Jedes Jahr werden auf Vorschlag mehr als tausend Menschen ausgezeichnet. Bis einschließlich 2022 wurde die Auszeichnung 262.532 Mal verliehen. [11] Im Jahr 2018 wurden 1282 Personen ausgezeichnet. [6] Bei einer Erstverleihung wird in der Regel hochstens die zweite Stufe (Verdienstkreuz am Bande) und an Personen, die junger als 40 Jahre sind, hochstens die erste Stufe (Verdienstmedaille) verliehen. Nur in Ausnahmefallen wird eine hohere Stufe gewahlt.

Prinzipien [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Verdienstkreuz 1. Klasse. Seltene Ausfuhrung von Junker Berlin um 1959

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland kann nach den ordensrechtlichen Bestimmungen nicht postum verliehen werden. Trotzdem erhielten beispielsweise Jurgen Schumann , Alois Altekoster , Raimund Discher oder Dominik Brunner die Auszeichnungen postum. In diesen Fallen sind meistens die Todesumstande der Grund fur die Verleihung.

Als Erstauszeichnung werden im Allgemeinen die Verdienstmedaille oder das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Die Verleihung der Verdienstmedaille ist an kein Mindestalter gebunden. Fur das Verdienstkreuz am Bande sollte die zu ehrende Person ein Mindestalter von 40 Jahren erreicht haben. [12] Die Verleihung der nachsthoheren Ordensstufe erfordert neue auszeichnungswurdige Leistungen und eine entsprechende Interkalarfrist . Bei besonders herausragenden Leistungen ist eine Ausnahme von diesen Bestimmungen moglich.

Die vom Bundesprasidenten verliehene Auszeichnung wird gewohnlich durch den Ministerprasidenten , einen Minister des Bundes oder des Landes, den Regierungsprasidenten , den Landrat , den Oberburgermeister oder den Burgermeister uberreicht. Auslandsdeutsche und Auslander erhalten ihn oft durch den zustandigen deutschen Botschafter . In einigen Fallen nimmt der Bundesprasident die Aushandigung selbst vor, meist bei hoheren Stufen.

Bei einigen Beamten , Soldaten und Richtern erfolgt inzwischen eine ?automatische Verleihung“ bestimmter Ordensstufen, sobald diese aus ihrem Amt ausscheiden. Dies ist der Fall bei der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes an den jeweiligen Generalinspekteur der Bundeswehr oder bei der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband nach dem Ende der Amtszeit als Richter des Bundesverfassungsgerichts .

Diplomaten, die nach langerem Aufenthalt ihr Gastland verlassen, erhalten entsprechend internationaler Gepflogenheit das Verdienstkreuz, sofern eine bilaterale Gegenseitigkeitsvereinbarung vorliegt ( Reziprozitat ). So werden Botschafter und manche Militarattaches ohne das sonst bei Ordensverleihungen ubliche Prufungsverfahren ausgezeichnet. Auch der argentinische Oberst Juan Jose Masi , Militarattache an der argentinischen Botschaft in Bonn von 1977 bis 1980, dem schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, erhielt auf diese Weise im Marz 1981 das Große Verdienstkreuz. [13]

Das Prozedere der offentlichen Verleihung ist meist festlich gehalten, die hochsten Auszeichnungsstufen nimmt der amtierende Bundesprasident personlich vor. Jede geehrte Person wird mit einigen Angaben uber ihr Leben und Wirken vorgestellt. [14]

Vorschlagsrecht [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jeder kann die Auszeichnung eines anderen anregen. Dazu wendet er sich an die Staatskanzlei des Landes , in dem der Vorgeschlagene seinen Wohnsitz hat. Lebt die Person im Ausland oder ist sie Auslander, so ist das Auswartige Amt fur den Vorschlag zustandig. Die Auszeichnung eines Mitarbeiters einer Bundesbehorde kann beim zustandigen Bundesminister angeregt werden. Die jeweilige Protokollabteilung hat die Aufgabe, die Angaben zu prufen, bevor sie an die Ordenskanzlei im Bundesprasidialamt weitergeleitet werden. In der Praxis machen vor allem Behorden , Institutionen , Wirtschafts- und Sportverbande Vorschlage. Anregungen aus der Bevolkerung sind dagegen selten: In Nordrhein-Westfalen, dem bevolkerungsreichsten deutschen Land, wurden im Schnitt der Jahre 2003 bis 2012 jahrlich knapp 850 Verleihungen angeregt, von denen mehr als die Halfte tatsachlich vollzogen wurden. Die Ablehnungsquote lag in NRW im Durchschnitt bei 42,1 Prozent. Den wenigen zuganglichen Daten aus anderen Landern nach sind die Quoten dort ahnlich. [15]

Neben dem Vorschlagsrecht auf Verleihung des Verdienstordens gibt es auch die Anregung auf Aberkennung eines bereits verliehenen Verdienstordens.

Aberkennung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Trotz des vorherigen Prufverfahrens erhielten auch Personen die Auszeichnung, denen sie spater wieder aberkannt wurde. So wurde 1964 Heinrich Butefisch von Mitgliedern des Bundesverbands der Deutschen Industrie fur den Orden vorgeschlagen. Das Dusseldorfer Ordensreferat fand beim Verfassungsgericht und beim Justizministerium offenbar nichts gegen ihn Vorliegendes, Butefisch erhielt den Orden ? 16 Tage spater wurde er ihm aberkannt. Ein Burger hatte darauf hingewiesen, dass Butefisch 1948 im I.G.-Farben-Prozess wegen ?Ausbeutung der Arbeit von KZ-Insassen“ zu sechs Jahren Haft verurteilt worden war. [16] [17] [18]

Eine Aberkennung nach dem Tod ist nach Auffassung des Bundesprasidenten Frank-Walter Steinmeier nicht moglich: Ein entsprechender Antrag des Kreises Herford und der Gedenkstatte Zellentrakt auf Aberkennung fur einen NS-Tater wurde 2019 von ihm abgelehnt, da der Orden nur zu Lebzeiten verliehen werde. [19]

Form, Material und Herstellung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Links: Großkreuz in besonderer Ausfuhrung, mit Lorbeerkranz. Mitte und rechts: Sonderstufe des Großkreuzes (Mitte: Damenausfuhrung).

Ab der Stufe am Bande gibt es die Ordensinsignien in einer jeweils unterschiedlichen Version fur Herren und Damen. Die Damenversionen zeichnen sich durch etwas kleinere Kreuze und Medaillons aus sowie durch ein (ab der Stufe Großes Verdienstkreuz ) schmaleres Band, das immer als Damenschleife ausgefuhrt wird. Am 22. Februar 2023 wurde die Absicht des Bundesprasidenten Frank-Walter Steinmeier bekannt, Mannern und Frauen zukunftig gleich große Kreuze zu verleihen. [20]

Stufe Herren-Version Damen-Version
Große Große Stern Band Große Große Stern Band
Verdienstmedaille 38 mm ? 30 mm 38 mm ? 30 mm
Verdienstkreuz am Bande 55 mm ? 30 mm 47 mm ? 30 mm
Verdienstkreuz 1. Klasse 55 mm ? ? 47 mm ? ?
Großes Verdienstkreuz 60 mm ? 44 mm 60 mm ? 40 mm
Großes Verdienstkreuz
mit Stern
60 mm 80 mm 44 mm 60 mm 80 mm 40 mm
Großes Verdienstkreuz
mit Stern und Schulterband
60 mm 85 mm 100 mm 60 mm 85 mm 60 mm
Großkreuz 70 mm 80 mm 100 mm 60 mm 80 mm 60 mm
Sonderstufe des Großkreuzes 70 mm 90 mm 100 mm 60 mm 80 mm 60 mm

Wegen der großen Stuckzahlen einerseits und des Kostenbewusstseins andererseits werden die Orden heute nur noch maschinell aus einer Kupfer legierung gepragt und mit einer Goldbeschichtung versehen; farbige Teile bestehen aus Kunstemaille . Hersteller der offiziellen Orden der Bundesrepublik Deutschland ist die Firma Steinhauer & Luck in Ludenscheid .

Bisherige Trager [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Tragweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Großkreuz und das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband werden an einem breiten, von der rechten Schulter zur linken Hufte fuhrenden Bande getragen. Der dazu gehorende goldene Stern wird auf der linken Brustseite getragen.

Das Große Verdienstkreuz und das Große Verdienstkreuz mit Stern werden an einem Bande um den Hals getragen, der Stern auf der linken Brustseite.

Das Verdienstkreuz 1. Klasse wird an der linken Brustseite angesteckt.

Das Verdienstkreuz am Bande und die Verdienstmedaille werden an einem schmalen Band bzw. in der Damenausfuhrung an einer Bandschleife auf der linken oberen Brustseite getragen. [21]

Hanseatische Ablehnung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als einziges Land stimmte die Freie Hansestadt Bremen gegen die Stiftung des Bundesverdienstordens. Bremen und Hamburg sind auch die einzigen Lander, die keinen eigenen Verdienstorden gestiftet haben.

Bremen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Orden zu verleihen oder zu tragen, ist nicht bremischer Brauch. Der Senat der Freien Hansestadt Bremen stellte 1893 einmal fest: ?Von altersher ist es Gebrauch, daß Decorationen von Senatsmitgliedern niemals angenommen werden, und so empfiehlt es sich auch ? abgesehen von anderen Grunden ? schon um deswillen hieran festzuhalten. Auch weil der Bremer Senat nicht in der Lage ist, derartige Hoflichkeiten zu erwidern.“ Burgermeister Theodor Spitta hat diesen Brauch 1952 gegenuber Bundesprasident Theodor Heuss nochmals bekraftigt. Es wurden und werden aber Ehrenmedaillen wie die Bremische Ehrenmedaille oder die Senatsmedaille fur Kunst und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen (wie auch in Hamburg) verliehen. Es existierte nur eine kriegsbedingte Ausnahme: Das Hanseatenkreuz war eine im Ersten Weltkrieg verliehene Auszeichnung und wurde 1915 gemeinsam von den drei Hansestadten Hamburg, Bremen und Lubeck fur Verdienste im Krieg gestiftet. [23]

Hamburg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach einem auf das 13. Jahrhundert zuruckgehenden und in einem Senatsbeschluss von 1963 bekraftigten Prinzip lehnen manche Hamburger ?Auszeichnungen fremder Herren“ ab (siehe Hanseaten und Auszeichnungen ). Die ehemalige Senatorin Emilie Kiep-Altenloh war fur das Große Verdienstkreuz vorgeschlagen worden. Daraufhin kam es zu einer Kleinen Anfrage der SPD in der Hamburgischen Burgerschaft im Mai 1963. Burgermeister Paul Nevermann erklarte, dass der Senat weiterhin an seiner traditionellen Devise festhalt: keine Orden fur Senatoren. Zu Vorschlagen von anderer Seite werde sich der Senat gegenuber der verleihenden Stelle dahingehend außern, dass von der Verleihung abgesehen werden moge. [24] Die Freie und Hansestadt Hamburg ehrte Emilie Kiep-Altenloh 1963 mit der Burgermeister-Stolten-Medaille .

Bekannte Ablehner der Auszeichnung waren Helmut Schmidt , Hans-Olaf Henkel , Inge Meysel , Jan Philipp Reemtsma , Gunter Grass , [25] Heidi Kabel , Siegfried Lenz [25] und Hans-Ulrich Klose .

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Alexander von Sallach: Die Orden und Ehrenzeichen unserer Republik. Phaleristischer Verlag Autengruber, Konstanz 2004, 2006, ISBN 3-937064-05-2 , ISBN 3-937064-04-4 ; Ausgabe 2011: Battenberg Verlag, ISBN 978-3-86646-079-9 .
  • Birgit Laitenberger, Dorothea Bickenbach, Maria Bassier: Deutsche Orden und Ehrenzeichen . 6. Auflage, Carl Heymanns Verlag, Koln 2005, ISBN 3-452-25954-4 .
  • Knut Bergmann : Wer hat, dem wird gegeben? Das Bundesverdienstkreuz als Teil offentlicher Anerkennungskultur . In: Merkur , 67. Jg., Heft 764, Heft 09, September 2013, ISSN   0026-0096 , S. 844?850.
  • Knut Bergmann: Nur die ublichen Verdachtigen? Orden und Ehrenzeichen als Anerkennung und Motivation fur burgerschaftliches Engagement . In: Wolfgang Lauterbach/Michael Hartmann/Miriam Stroing: (Hrsg.): Reichtum, Philanthropie und Zivilgesellschaft. Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-06012-1 , S. 133?152.
  • Norbert Frei : Im Namen der Deutschen. Die Bundesprasidenten und die NS-Vergangenheit 1949?1994 . Munchen : Beck, 2023

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Lars Amelung: Virtuelle Ausstellung. Erste Verleihung des Bundesverdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland 1951. In: bundesarchiv.de , abgerufen am 6. Oktober 2019.
  2. Siehe den Erlass uber die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 7. September 1951 sowie den Erlass uber die Neufassung des Statuts des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 8. Dezember 1955 (S. 1 und 2): Erlaß von 1951 , S. 1 , 2 .
  3. Hagen Eichler: Bundesverdienstkreuz ? Frauenquote stoppt Ehrung von Mannern. In: volksstimme.de . 13. Juni 2014, abgerufen am 6. Januar 2022.
  4. Mehr sichtbare Anerkennung: Steinmeier fuhrt Frauenquote bei Verdienstorden ein . In: FAZ.NET . ISSN   0174-4909 ( faz.net [abgerufen am 26. November 2022]).
  5. Jost Muller-Neuhof: Zu wenig Frauen, falsche Verdienste ? warum der Bundesprasident immer weniger Orden verleiht. In: Der Tagesspiegel . 23. November 2016, abgerufen am 25. Dezember 2016.
  6. a b Statistik der Ordensverleihungen. In: bundespraesident.de, abgerufen am 20. Dezember 2022.
  7. Abgeordnete bedienen sich bei Verdienstkreuzen selbst. In: Welt.de . 10. Dezember 2010, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  8. Robert Roßmann: Bundesverdienstkreuz: "Ein bizarrer Brauch". In: sueddeutsche.de. 7. Februar 2022, abgerufen am 15. Dezember 2023 .
  9. Robert Roßmann: Bundestag: Der Proporzorden. In: sueddeutsche.de. 6. Februar 2022, abgerufen am 15. Dezember 2023 .
  10. Die acht Stufen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: bundespraesident.de , abgerufen am 3. April 2019.
  11. www.bundespraesident.de: Der Bundesprasident / Verdienstorden. Abgerufen am 27. Marz 2022 .
  12. Der Bundesprasident: Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland .
  13. Steffen Leidel: Vergabepraxis von Verdienstorden in der Kritik. In: Deutsche Welle . 14. April 2005.
  14. Arno Widmann: Die Inszenierung der Schonheit einer Gesellschaft. Der Bundesprasident ehrt 15 Manner und 17 Frauen mit dem Verdienstkreuz ? darunter Kunstler, Kirchenmanner und Burgerrechtler. In: Berliner Zeitung . 2./3./4. Oktober 2015, S. 7.
  15. Knut Bergmann: Wer hat, dem wird gegeben? Das Bundesverdienstkreuz als Teil offentlicher Anerkennungskultur. In: Merkur . 67. Jg., Heft 764, Heft 09, September 2013, S. 844?850, 847.
  16. Kerstin Artz: Das Bundesverdienstkreuz wird 60. In: rp-online.de. 7. September 2011, abgerufen am 28. Juli 2021 .
  17. Solveig Grothe: Peinliche Bundesverdienstkreuz-Trager: Die Blechlawine. In: spiegel.de. Der Spiegel , 2. September 2011, abgerufen am 28. Juli 2021 .
  18. Orden: Soll und Haben . In: Der Spiegel . Nr.   15 , 1964 ( online ).
  19. NS-Arzt: Seine Ehrung sorgt fur neue Verdienstkreuz-Regeln. In: nw.de. 5. September 2019, abgerufen am 28. Juli 2021 .
  20. Thomas Jansen: Steinmeiers Unisex-Version: Bundesverdienstkreuze fur Frauen sollen nicht mehr kleiner sein . In: FAZ.NET . ISSN   0174-4909 ( faz.net [abgerufen am 25. Februar 2023]).
  21. Artikel 4 des Statuts des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Abgerufen am 8. Januar 2017.
  22. Bundesverdienstkreuz Bandstege. In: ordenthw.de, Albrecht Bender GmbH u. Co, abgerufen am 6. Januar 2022.
  23. Herbert Schwarzwalder : Das Große Bremen-Lexikon . 2., aktualisierte, uberarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X , S. 223.
  24. Auch kunftig keine Orden fur Senatoren ( Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive ). (PDF; 1,5 MB) In: Hamburger Abendblatt . Nr. 119, 24. Mai 1963, S. 3.
  25. a b Lubecker Nachrichten. 8. Oktober 2014, S. 3.