Brindisi
ist eine
italienische Gemeinde
und
Hafenstadt
in
Apulien
mit 83.317 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022). Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen italienischen
Provinz Brindisi
.
Die Nachbargemeinden sind
Carovigno
,
Cellino San Marco
,
Latiano
,
Mesagne
,
San Donaci
,
San Pietro Vernotico
und
San Vito dei Normanni
.
Im Hafengebiet Brindisis, am sogenannten
Punta Le Terrare
, wurde eine bedeutende Siedlung der mittleren und spaten
italischen Bronzezeit
entdeckt.
[2]
Diese hatte offenbar bereits fruh Handelskontakte zu Griechenland, wie Fragmente
mykenischer Gefaße
aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. belegen (die fruhesten
mykenischen
Funde datieren in die Periode
SH
II oder SH III A1
[3]
).
In jungeren Schichten fanden sich ? auch fur die Datierung der Siedlung wichtige ? Fragmente mykenischer Keramik aus dem 14. und 13. Jahrhundert v. Chr., wahrend Importe aus der mykenischen
nachpalatialen
Phase (SH III C, ca. 1190?1050 v. Chr.) ? im Gegensatz zu einigen anderen Fundorten Apuliens ? fehlen.
[4]
Einer Sagenvariante zufolge soll Brindisi (griechisch
Brentesion
) von fluchtigen
Atolern
unter Fuhrung des
Diomedes
gegrundet worden sein;
[5]
aber auch anderen griechischen Heroen wie etwa
Theseus
wird diese Grundung zugeschrieben. Der Name der Stadt ist jedoch
messapischen
Ursprungs. Er kommt von
Brention
, was auf Messapisch so viel wie Hirschkopf bedeutet. Es ist eine Anspielung auf die Ahnlichkeit der in der Antike vielfach verzweigten Hafenbucht der Stadt mit den Stangen eines Hirschgeweihs.
[6]
Durch seinen naturlichen, bereits von
Herodot
[7]
erwahnten
Hafen
wurde Brindisi schon sehr fruh ein wichtiger Umschlagplatz.
Die Stadt stand unter der Herrschaft eigener Fursten, bis die
Romer
sie 266 v. Chr. eroberten.
[8]
Die neuen Herren nannten die Stadt
Brundisium
. 244 v. Chr. wurde sie zur
Colonia
latinischen Rechts gemacht.
[9]
Diese hatte das Recht, Munzen zu schlagen, deren Embleme das von
Victoria
gekronte Haupt des
Neptun
und ein Heros auf dem Delphin waren.
Schon bald nutzten die Romer den vortrefflichen Hafen als Flottenstutzpunkt. Im
Krieg
gegen
Hannibal
stand Brundisium auf Seite der Romer.
[10]
Seither hob sich der Wohlstand der Stadt, insbesondere da die Uberfahrt von Italien nach Griechenland gewohnlich von hier aus erfolgte. Die
Via Appia
,
Roms
wichtigste Staatsstraße (Via publica), wurde deshalb im 2. Jahrhundert v. Chr. von
Capua
nach Brundisium verlangert und fuhrte direkt zum dortigen Hafen. Mit der Zeit bluhte Brundisium zu einer der großten Stadte Unteritaliens auf. Beruhmt waren der Honig und die Wolle, die hier hergestellt wurden.
[11]
Nach dem
Bundesgenossenkrieg
wurde Brundisium 89 v. Chr.
Municipium
. 83 v. Chr. gewahrte
Sulla
der Stadt Steuerfreiheit, weil ihre Bewohner ihm, als er von Griechenland zum Kampf gegen die
Marianer
nach Italien zuruckgekehrt war, den Hafen geoffnet hatten.
[12]
Als
Pompeius
am Beginn des
Burgerkriegs
49 v. Chr. im Hafen von Brundisium eine Flotte sammelte, suchte
Caesar
ihn hier einzuschließen, doch Pompeius konnte mit der Flotte nach Griechenland entkommen.
[13]
Octavian
nahm in Brundisium den Namen Caesar an und schloss hier 40 v. Chr. einen, freilich sehr kurzen,
Frieden
mit seinem Triumviratskollegen
Marcus Antonius
.
[14]
In der
Kaiserzeit
blieb Brundisium Municipium sowie wichtiger Handelshafen Suditaliens und Ausgangspunkt der Uberfahrt nach Griechenland. Am 21. September 19 v. Chr. soll der beruhmte romische Dichter
Vergil
bei der Ruckkehr aus Griechenland in Brundisium verstorben sein.
[15]
19/20 n. Chr. traf
Agrippina die Altere
mit der Asche des
Germanicus
ein, ?wo vertrauteste Freunde und sehr viele alte Krieger, soweit sie unter Germanicus gedient hatten, auch zahlreiche Leute, die ihn gar nicht gekannt hatten, aus den benachbarten Landstadten, teils in der Meinung, es sei ihre Pflicht gegenuber dem
Princeps
, die Mehrzahl als bloße Mitlaufer“ ihre Ankunft erwarteten.
[16]
Die Stadt florierte in der
Spatantike
weiterhin. Seit der Herrschaft
Justinians
(6. Jahrhundert) gehorte die Stadt zum
Byzantinischen Reich
.
Im
Mittelalter
behielt der Hafen von Brindisi noch lange seine Bedeutung. 675 wurde sie vom
langobardischen
Herzog
Romuald
von Benevent erobert. 836 fiel Brindisi in die Hande der
Sarazenen
, denen es 868 Kaiser
Ludwig II.
entriss. Wieder unter die Herrschaft der Byzantiner gelangt, wurde es 1071 von den
Normannen
unter
Robert Guiskard
erobert
. Unter den
Staufer
-Kaisern erlebte Brindisi im 12. beziehungsweise 13. Jahrhundert eine Blutezeit und wurde auch wichtiger Hafen der
Kreuzzuge
nach
Palastina
. So schiffte sich hier 1228 Kaiser
Friedrich II.
zu seinem
Kreuzzug
ein und ließ die Stadt, die seine besondere Gunst genoss, 1238 neu befestigen.
Karl I.
von Anjou sammelte 1284 in Brindisi eine starke Flotte und
Karl II.
verbesserte 1301 den Hafen. Seit der
Pest
von 1348, der Plunderung durch die Ungarn Konig
Ludwigs I.
im gleichen Jahr und der Verwustung durch
Ludwig von Anjou
1383 verfielen der Hafen und die Stadt, die durch das
Erdbeben
von 1456 ganzlich zerstort wurde. Im Besitz
Venedigs
befand sich Brindisi von 1496 bis 1509, dann fiel es an das lange Zeit von Spanien beherrschte
Konigreich Neapel
.
Ferdinand I.
ordnete 1775 an, den Hafen und die Stadt wieder aufzubauen. Die etliche Jahre andauernden Arbeiten unter der Leitung des Ingenieurs Pigonati machten den inneren Hafen fur die kommerzielle und militarische Schifffahrt wieder zuganglich. Brindisi wurde im Mai 1845 zum Freihafen erklart und kam 1860 an Italien. Die Fertigstellung der Adria-Eisenbahnstrecke von
Ancona
nach
Otranto
und die Eroffnung des
Suezkanals
brachten der Hafenstadt einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Wegen der strategisch bedeutenden und relativ geschutzten Lage des Hafens nahe der
Straße von Otranto
plante man ab 1905 den Bau eines neuen, befestigten Marinestutzpunktes und eines kleinen
Marinearsenals
. Die Arbeiten an dem neuen Arsenal und am Stutzpunkt begannen 1913. Daruber hinaus baute man an der Hafeneinfahrt Befestigungsanlagen, baggerte das
Hafenbecken
nochmals aus und legte einen Wasserflugplatz an. Im
Ersten Weltkrieg
wurden fast alle Hafenanlagen Brindisis militarisch genutzt. 1933 wurde am Hafen das
Marine
-
Ehrenmal
Monumento al Marinaio d’Italia
eingeweiht. Brindisi ist bis heute Stutzpunkt der
italienischen Marine
.
1994 wurde in Brindisi die
UN-Logistics-Base
errichtet, die vor allem fur die Koordinierung und Unterstutzung der
Blauhelm-Missionen
der
Vereinten Nationen
zustandig ist. Daruber hinaus befindet sich in Brindisi ein Logistikzentrum des
Welternahrungsprogramms der Vereinten Nationen
.
Am 19. Mai 2012 explodierte eine Bombe in einer Berufsschule. Dabei kam eine Schulerin ums Leben und mehrere Personen wurden verletzt.
[17]
Der Bahnhof Brindisi liegt an der
Adriabahn Ancona?Lecce
und ist Endpunkt der
Bahnstrecke Taranto?Brindisi
.
Der Hafen von Brindisi gliedert sich in drei Teile: den außeren, den mittleren und den inneren Hafen. Der außere und der mittlere Hafen dienen als Handelshafen und zusammen mit Teilen des inneren Hafens auch als Fahrhafen. Fahrverbindungen bestehen unter anderem nach
Durres
in
Albanien
sowie nach
Igoumenitsa
und
Patras
in
Griechenland
und in die
Turkei
. Der Pigonati-Kanal verbindet den mittleren Hafen mit dem inneren Hafen. Letzterer gliedert sich in zwei Arme, zwischen denen sich die Altstadt Brindisis befindet: der
seno di levante
im Suden und der
seno di ponente
im Osten.
Ein Marinestutzpunkt
[18]
befindet sich im
seno di ponente
am Fuß der
Stauferburg
, in der sich das ortliche Marinekommando befindet.
Der drei Kilometer nordlich der Altstadt gelegene
Flughafen Brindisi
hat einen zivilen und einen militarischen Teil. Letzterer ist durch eine Rollbahn noch immer mit den Anlagen des ehemaligen Wasserflugplatzes am Hafen verbunden und dient zusammen mit dem ehemaligen
Militarflugplatz San Vito dei Normanni
heute vorwiegend den Vereinten Nationen. Auf dem zivilen Teil werden kommerzielle Fluge zu Zielen in Italien, in Europa und im Mittelmeerraum abgewickelt.
Von besonderer Bedeutung sind die Adria-Autobahn
A14
, mit der Brindisi durch eine
Superstrada
verbunden ist, sowie die genannte Adria-Eisenbahn und die
Bahnstrecke nach Tarent
.
Die
Weine
aus den Gemeinden Brindisi und
Mesagne
haben den Status eines
italienischen
DOC
-Weins. Der Rotwein wird aus der
Rebsorte
Negroamaro
gekeltert.
Mischsatze
mit
Sangiovese
(maximal 10 %) oder
Malvasia Nera
(maximal 20 %) sind erlaubt. 38 Winzer bearbeiten die 585 ha der zugelassenen Rebflachen. Der Rotwein lagert zwei bis drei Jahre in verschiedenen Gebinden wie Stahltanks oder Holzfassern.
- Farbe: kraftiges rubinrot
- Duft: herzhaft mit Nuancen von
Tabak
,
Sauerkirsche
- Alkoholgehalt: 14?15°
- Gesamtsaure: 5,5?6,5 Promille
- Trinktemperatur: 17?18 °C
- Roger de Flor
(1266?1305), militarischer Abenteurer
- Laurentius von Brindisi
(1559?1619), Theologe
- Giuseppe Satriano
(* 1960), Erzbischof von Bari-Bitonto
- Antonio Putignano
(* 1961), Schauspieler
- Antonio Benarrivo
(* 1968), Fußballspieler
- Cristian Brandi
(* 1970), Tennisspieler
- Elio Aggiano
(* 1972), Radrennfahrer
- Stefano Miceli
(* 1975), Pianist und Dirigent
- Marco di Bello
(* 1981), Fußballschiedsrichter
- Flavia Pennetta
(* 1982), Tennisspielerin
- Cosimo Aldo Cannone
(* 1984), Rennbootfahrer
- Claudia Giovine
(* 1990), Tennisspielerin
- ↑
Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022.
ISTAT.
Abgerufen am 14. Mai 2023
(Bevolkerungsstatistiken des
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ΧΡΟΝΟΛΟΓΙΑ COMPARATA. Vergleichende Chronologie von Sudgriechenland und Suditalien von ca. 1700/1600 bis 1000 v. u. Z.
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www.marina.difesa.it