Der
Bofors-Skandal
war ein großer
Korruptions
skandal
, der die
indische
und in geringerem Maße auch die
schwedische
Innenpolitik ab 1987 beschaftigte.
In der Amtszeit von Premierminister
Rajiv Gandhi
, dem Sohn der fruheren indischen Ministerprasidentin
Indira Gandhi
, plante das indische Verteidigungsministerium 1986 den Kauf von 410 155-mm-
Feldhaubitzen
vom Typ
Haubits FH-77B
des schwedischen
Rustungsherstellers
Bofors AB
im Wert von insgesamt 1,4 Milliarden US-Dollar.
Mit einer Radiosendung in Schweden kam der Skandal am 16. April 1987
[1]
ins Rollen. Berichten der schwedischen Tageszeitung
Dagens Nyheter
zufolge soll Bofors dabei 40 Millionen US-Dollar als ?
Kickback
-
Provisionen
“ (
Schmiergelder
) uber Schweizer Bankkonten an indische Personlichkeiten gezahlt haben, um seinen franzosischen
Wettbewerber
zu ubertreffen.
Der Skandal ubertraf alle vorangegangenen indischen Korruptionsskandale bei weitem und fuhrte 1989 unmittelbar zur Wahlniederlage der regierenden
Indischen Kongress-Partei
, in der die Familie Nehru/Gandhi seit der indischen Unabhangigkeit die Geschicke des Landes dominierte. Nachdem Rajiv Gandhi aus der Regierung ausgeschieden war, wurde sein
personlicher Schutz
reduziert. Am 21. Mai 1991 wurde er ermordet.
1993 ubermittelten die Schweizer Behorden das Ergebnis ihrer Untersuchungen bei Schweizer Banken an die indische Regierung. Am 5. Februar 2004 sprach der
Delhi High Court
Rajiv Gandhi
post mortem
von jeder Beteiligung am Skandal frei.
Der Skandal ist mit dem Namen des
italienischen
Reprasentanten
des Ingenieur- und
Baukonzerns
Snamprogetti
aus
Mailand
,
Ottavio Quattrocchi
, verbunden, der mit der
Familie Gandhi
befreundet war. Rajiv Gandhis Witwe
Sonia
ist geburtige Italienerin. Am 29. Juli 1993 verließ Quattrocchi Indien, um sich in
Malaysia
niederzulassen. Das Gericht in Delhi wollte ihn bezuglich des Bofors-Skandals befragen. Deshalb setzte ihn Indien auf die
Fahndungsliste
von
Interpol
und forderte von Malaysia seine
Auslieferung
. Quattrocchi wurde beschuldigt, seine Nahe zu Regierungsmitgliedern einschließlich Premierminister Rajiv Gandhi genutzt zu haben, um ein Rustungsgeschaft mit
Flugabwehrgeschutzen
zugunsten von Bofors eingefadelt zu haben.
Am 31. Mai 2005 ließ das
Oberste Indische Gericht
alle zuvor erhobenen Anschuldigungen gegen die aus Indien stammenden Bruder Shrichand, Gopichand und
Prakash Hinduja
mit britischem Pass fallen. Der britische
High Court
ordnete die Freigabe der Konten von Quattrocchi bei zwei britischen Banken wegen Mangels an Beweisen fur eine Verbindung dieser Konten mit den Bofors-Schmiergeldzahlungen an. Die Konten im Wert von drei Millionen Euro bzw. einer Million US-Dollar waren auf Anordnung des High Court seit 2003 eingefroren gewesen. Das Oberste Indische Gericht forderte die Indische Regierung am 16. Januar 2006 auf, sicherzustellen, dass Quattrocchi sein Geld nicht von den beiden britischen Konten abziehen konne. Aber das in Indien fur Korruptionsermittlungen und Wirtschaftskriminalitat zustandige
Central Bureau of Investigation
(CBI) musste am 23. Januar einraumen, dass bereits 210 Millionen
Rupien
von den Konten abgehoben worden waren.
Der Bofors-Skandal hatte weitreichende politische Konsequenzen. Der bei Amtsantritt sehr populare Premierminister Rajiv Gandhi verlor in der indischen Offentlichkeit rapide an Ansehen. Zu einem Hauptkritiker in der eigenen Partei wurde der ehemalige Finanzminister
Vishwanath Pratap Singh
, der schließlich aus der Kongresspartei ausschied und zusammen mit anderen Oppositionsgruppen eine neue Partei, die
Janata Dal
grundete. Die Kongresspartei erlitt bei der
Parlamentswahl 1989
schwere Verluste. Rajiv Gandhi verlor sein Amt als Premierminister und V. P. Singh wurde sein Nachfolger.
- ↑
ndtv.com:
Timeline of Bofors scandal
(englisch), abgefragt am 15. Marz 2011