Blucher (Schiff, 1909)

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Blucher
Die Blucher vor dem Umbau 1913 mit dem ursprunglichen Fockmast
Die Blucher vor dem Umbau 1913 mit dem ursprunglichen Fockmast
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich   Deutsches Reich
Schiffstyp Panzerkreuzer
Bauwerft Kaiserliche Werft , Kiel
Baunummer 33
Baukosten 28.532.000 Mark
Stapellauf 11. April 1908
Indienststellung 1. Oktober 1909
Verbleib Am 24. Januar 1915 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Lange 161,8 m ( Lua )
161,1 m ( KWL )
Breite 24,5 m
Tiefgang (max.) 8,84 m
Verdrangung Konstruktion: 15.842 t
Maximal: 17.500 t
 
Besatzung 853 Mann
Maschinenanlage
Maschine 18 × Wasserrohrkessel
3 × 4-Zyl.- Verbundmaschine
Maschinen­leistung 32.000 PS (23.536 kW)
Hochst­geschwindigkeit 24,5  kn (45  km/h )
Propeller 3 × vierflugelig ? 5,3?5,6 m
Bewaffnung
Panzerung
  • Gurtel: 80?180 mm auf 30 mm Teak
  • Zitadelle: 160 mm
  • Kasematte: 140 mm
  • Deck : 50?70 mm
  • Torpedoschott: 35 mm
  • vorderer Kommandoturm: 80?250 mm
  • achterer Kommandoturm: 30?140 mm
  • Turme : 80?180 mm
  • Schilde: 80 mm

Der Große Kreuzer Blucher war ein Kriegsschiff der deutschen Kaiserlichen Marine . Es war nach dem preußischen Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blucher benannt und wurde am 24. Januar 1915 im Gefecht auf der Doggerbank versenkt.

Entstehung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Bau des Schiffes stand im Zusammenhang mit dem maritimen Rustungswettlauf zwischen Deutschland und Großbritannien in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg . Das Schiff wurde nach ersten Berichten von einer neuen Klasse britischer Panzerkreuzer entworfen. Wahrend alle Welt mit einem weiteren Panzerkreuzertyp rechnete, hatten die Briten unbemerkt einen vollig neuen Typ geschaffen. Dieser war, wie die neue Dreadnought, mit dem Kaliber 30,5 cm als einziger schwerer Artillerie ausgestattet. Auf Vorschlag Lord Fishers sprach man vom ?Battle Cruiser“ ( Schlachtkreuzer ).

Die Blucher war, als Weiterentwicklung der deutschen Großen Kreuzer der Scharnhorst -Klasse , den Schiffen der Invincible -Klasse trotz eines besseren Panzerschutzes an Geschwindigkeit und Feuerkraft unterlegen. Ursprunglich glaubte man auf deutscher Seite, die neue Invincible -Klasse habe eine Bewaffnung von sechs bis acht 23,5-cm-Geschutzen. Um auf diese Bedrohung zu antworten, konstruierte man auf deutscher Seite die Blucher  ? die zwar nur mit 21-cm-Geschutzen bewaffnet war (die deutschen 21-cm-Geschutze erwiesen sich den britischen 23,5-cm-Geschutzen als uberlegen), dafur aber in einer großeren Anzahl.

Als spater die Schlachtkreuzer der Invincible -Klasse fertiggestellt waren und ihre wirklichen technischen Daten bekannt wurden, war es fur eine Umrustung der Blucher zu spat. Deutschland begann dann mit Von der Tann den Bau von Schlachtkreuzern. Allerdings wurden auch diese Schiffe bis zum Ende des Ersten Weltkrieges aus haushaltsrechtlichen Bestimmungen weiterhin als Große Kreuzer bezeichnet.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Blucher nach dem Umbau von 1913 mit Dreibein-Mast

Nach der Indienststellung fungierte der Kreuzer als Flaggschiff der I. Aufklarungsgruppe der Hochseeflotte. Mit der Erlangung der Einsatzbereitschaft des Großen Kreuzers Von der Tann schied Blucher 1911 aus dem Verband aus und wurde im September 1911 als Artillerie-Versuchsschiff der Inspektion der Schiffsartillerie zugewiesen. Wahrend einer Verbandsubung kam Blucher am 29. Mai 1913 vor der danischen Insel Romsø fest und musste vom Linienschiff Wettin freigeschleppt werden. Im Rahmen des folgenden Werftaufenthalts in Kiel wurden die Schaden beseitigt und gleichzeitig der Fockmast durch einen Dreibeinmast ersetzt. Letzteres anderte die Silhouette des Schiffes signifikant.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war die Blucher unter dem Kommando von Fregattenkapitan Alexander Erdmann zunachst in der Ostsee stationiert, wurde dann aber in die Nordsee verlegt. Zusammen mit den Schlachtkreuzern beschoss das Schiff am 3. November 1914 Yarmouth und am 16. Dezember 1914 Hartlepool . Beim Einsatz gegen Hartlepool wurde die Blucher von einer Kustenbatterie mit drei 15,2-cm-Granaten getroffen, die neun Mann der Besatzung toteten. Sie konnte aber trotz der Schaden mit eigenem Antrieb heimkehren.

Die kenternde Blucher auf der Doggerbank

Im Gefecht auf der Doggerbank gehorte die Blucher zu dem von Vizeadmiral Franz Hipper gefuhrten Flottenverband, der am Morgen des 24. Januars 1915 von uberlegenen britischen Seestreitkraften zum Kampf gestellt wurde.

Die Blucher , die langsamer als die anderen deutschen Schiffe war, bildete den Schluss des sich zuruckziehenden deutschen Verbandes und wurde als erstes deutsches Schiff von den britischen Schiffen beschossen. Als diese aufgeschlossen hatten und ihr Feuer verteilten, bekam sie den Schlachtkreuzer New Zealand zum Gegner. Um 11.30 Uhr erhielt die Blucher einen schweren Treffer, wodurch ihre Geschwindigkeit auf 17 Knoten sank.

Ein gegen 12 Uhr auf dem zuruckgebliebenen schwer beschadigten britischen Flaggschiff Lion gehisstes Signal wurde vom stellvertretenden Kommandeur Rear Admiral Moore an Bord der New Zealand so interpretiert, dass das Feuer auf das letzte Schiff konzentriert werden sollte. Tatsachlich hatte Admiral David Beatty signalisiert, die hinteren Feindschiffe anzugreifen. Die vier britischen Schlachtkreuzer konzentrierten aber ab 12.10 Uhr ihr Feuer ausschließlich auf die Blucher .

Die Blucher wurde von den vier britischen Schlachtkreuzern unter schweres Feuer genommen und erhielt 70 bis 100 Treffer. Britische Zerstorer und Leichte Kreuzer schlossen heran und griffen zweimal an. Sie erzielten dabei mindestens zwei Torpedotreffer . Schließlich kenterte die Blucher um 13.13 Uhr, trieb einige Minuten kieloben und sank auf Position 54° 20′  N , 5° 43′  O . 792 Besatzungsmitglieder starben, 260 wurden durch einen Zerstorer gerettet und kamen in britische Kriegsgefangenschaft . Der Kommandant der Blucher , Fregattenkapitan Alexander Erdmann, starb dort am 15. Februar 1915 an den Folgen einer Lungenentzundung .

Admiral Hipper musste die Blucher ihrem Schicksal uberlassen, da die Seydlitz schwer beschadigt war und fast ihre gesamte Munition verschossen hatte. Hilfeversuche hatten nur weitere Schiffe der Vernichtung ausgesetzt.

Das von einem britischen Schiff aus gemachte Foto zeigt das kenternde Schiff, von dem sich Besatzungsmitglieder zu retten versuchen. Es ist eine der beruhmtesten Kriegsfotografien des Ersten Weltkriegs.

Ehrenmal auf dem Nordfriedhof Kiel

Kommandanten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Oktober 1909 bis September 1910 Kapitan zur See Freiherr Kurt von Rossing
September 1910 bis April 1911 Kapitan zur See Georg Scheidt
7. April bis 29. September 1911 Kapitan zur See Heinrich Trendtel
September 1911 bis September 1913 Kapitan zur See Waldemar Pieper
September 1913 bis Januar 1915 Fregattenkapitan Alexander Erdmann

Erinnerung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ein Ehrenmal zum Andenken an die Blucher befindet sich auf dem Nordfriedhof Kiel .

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Kurt Gebeschus: Doggerbank. Kampf und Untergang des Panzerkreuzers ?Blucher“. Mit 12 Bildern, 8 Zeichnungen und 3 Gefechtskarten. Brunnen-Verlag. Berlin 1935.
  • Axel Grießmer: Große Kreuzer der Kaiserlichen Marine 1906?1918. Konstruktionen und Entwurfe im Zeichen des Tirpitz-Plans. Bernard & Graefe Verlag. Bonn 1996. ISBN 3-7637-5946-8 . [zur Blucher siehe S. 19?39].
  • Erich Groner , Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815?1945 . Band   1 : Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugtrager, Kreuzer, Kanonenboote . Bernard & Graefe Verlag, Munchen 1982, ISBN 3-7637-4800-8 , S.   80 .
  • Magnus von Levetzow : Die Seeschlacht an der Doggerbank. Norddeutsche Verlags- und Treuhand-Gesellschaft. Berlin 1927.
  • A. D. Lutzow: Marinearchiv. Einzeldarstellungen des Seekrieges 1914?1918. Band 1: Der Nordseekrieg. Doggerbank?Skagerrak. Gerhard Stalling. Oldenburg 1931. (Nachdruck: Melchior-Verlag, Wolfenbuttel 2006. ISBN 3-939102-24-5 ( Historische Bibliothek )).

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Blucher  ? Sammlung von Bildern