Das
Bistum Munster
(
lat.
Dioecesis Monasteriensis
) ist eine flachenmaßig nicht zusammenhangende
romisch-katholische
Diozese
im
Munsterland
, im nordlichen Ruhrgebiet und am
Niederrhein
(
Nordrhein-Westfalen
) sowie im
Oldenburger Land
(
Niedersachsen
). Es ist als
Suffraganbistum
Teil der
Kirchenprovinz Koln
.
Das Bistum Munster umfasst heute:
- in
Westfalen
die kreisfreien Stadte
Munster
sowie
Hamm
nordlich der
Lippe
, die Kreise
Borken
,
Coesfeld
,
Recklinghausen
(einschließlich der ehemals eigenstandigen Gemeinden
Kirchhellen
und
Henrichenburg
, jedoch ohne die Stadte
Gladbeck
und
Castrop-Rauxel
),
Steinfurt
und
Warendorf
, den nordlich der Lippe gelegenen Teil des
Kreises Unna
(Stadte
Selm
,
Werne
, nordliches
Lunen
) und aus dem
Kreis Gutersloh
die Stadt
Harsewinkel
, die Ortschaft
Benteler
(Ortsteil von
Langenberg
) und die Ortschaft
Mohler
(Gemeinde
Herzebrock-Clarholz
) sowie im
Kreis Soest
die Ortschaften
Bad Waldliesborn
(zu
Lippstadt
gehorig),
Herzfeld
und
Lippborg
.
- am
Niederrhein
die Kreise
Kleve
(einschließlich des Ortsteils
Tonisberg
der Stadt
Kempen
) und
Wesel
,
Walsum
und die linksrheinischen Stadtteile
Duisburgs
.
- in
Niedersachsen
den Offizialatsbezirk Oldenburg (verwaltet durch das
Bischoflich Munstersche Offizialat
), der dem ehemaligen
Freistaat Oldenburg
(zuvor
Großherzogtum Oldenburg
) entspricht. Zum Offizialatsbezirk gehoren die kreisfreien Stadte
Delmenhorst
,
Oldenburg
und
Wilhelmshaven
sowie die Landkreise
Ammerland
,
Cloppenburg
, jedoch ohne die Ortsteile Gehlenberg und
Neuvrees
der Stadt
Friesoythe
und ohne den Ortsteil Wachtum der Stadt Loningen,
Friesland
einschließlich der ostfriesischen Insel
Wangerooge
,
Oldenburg
(einschließlich der Ortsteile Stuhr, Moordeich und Varrel
[4]
[5]
[6]
der
Einheitsgemeinde
Stuhr
, jedoch ohne die
Samtgemeinde
Harpstedt
),
Vechta
, jedoch ohne den Ortsteil Vorden der Gemeinde
Neuenkirchen-Vorden
und
Wesermarsch
(einschließlich
Dedesdorf
, Gemeinde
Loxstedt
).
Mit dem Bischoflichen Stuhl von Munster war bis 1803 auch eine weltliche Herrschaft verbunden, das
Hochstift Munster
. Es teilte sich in das Oberstift, welches etwa dem heutigen
Munsterland
entsprach, und das
Niederstift
, identisch mit dem heutigen
Oldenburger Munsterland
sowie dem
Landkreis Emsland
auf. Dabei war das Gebiet des weltlichen Bistums bis 1666 großer als das des geistlichen, da das Niederstift kirchlich zum
Bistum Osnabruck
gehorte.
Seit 1815 gehort der heutige Landkreis Emsland wieder zum Bistum Osnabruck, wahrend das Oldenburger Munsterland Teil des Bistums Munster blieb.
Das Bistum Munster gliedert sich in NRW in drei Regionen, die aus insgesamt sieben Kreis- und einem Stadt
dekanat
bestehen, sowie in Niedersachsen in acht Dekanate, die den Offizialatsbezirk Vechta bilden.
Den Seelsorgeregionen in NRW steht jeweils ein
Weihbischof
als
Regionalbischof
ohne eigene Verwaltung und Jurisdiktion vor:
- Munster
-
Warendorf
-
Coesfeld
:
Stefan Zekorn
- Borken
-
Steinfurt
:
Christoph Hegge
- Niederrhein
,
Recklinghausen
:
Rolf Lohmann
Ein weiterer Weihbischof steht als
bischoflicher Offizial
dem Offizialatsbezirk Oldenburg vor und hat in dieser Funktion dort weitgehende Autonomie vom
Generalvikariat
in Munster.
- Wilfried Theising
.
Bis zur Emeritierung von Weihbischof
Dieter Geerlings
im November 2017 bildeten die Kreisdekanate
Coesfeld
und
Recklinghausen
eine eigene Region, die wurde aufgelost.
[9]
Wappen des Bistums
Georgskommende 19
48143 Munster
Uberwasserkirchplatz 2
48143 Munster
Kooperationsprojekt zwischen dem Bistum Munster und der
Westfalischen Wilhelms-Universitat Munster
.
[10]
Domplatz 23
48143 Munster
Kooperationsprojekt zwischen dem Bistum Munster und der Universitat Munster.
[11]
Domplatz 23
48143 Munster
Neben dem regularen Etat, uber den Rechenschaft abgelegt werden muss, braucht das Bistum Munster uber den ?Bischoflichen Stuhl“ keine Rechenschaft abzulegen, solange keine offentlichen Gelder darin verwendet werden. Die Hohe des Geldvermogens des Bischoflichen Stuhls betrug zum 31. Dezember 2017 rund 0,5 Millionen Euro. Darin nicht enthalten ist das Immobilienvermogen der Diozese, das in erster Linie dienstlichen Zwecken dient.
[12]
Erstmals veroffentlichte das Bistum Munster seit seinem Bestehen seine Vermogensverhaltnisse.
[13]
Der
Haushaltsplan
2020 fur den nordrhein-westfalischen Teil des Bistums Munster belief sich bei den Ausgaben auf 676,9 Millionen Euro.
[14]
Fur 2025 rechnet das Bistum mit einem Defizit von 32,7 Millionen Euro, danach werde das Haushaltsdefizit wegen des
demographischen Wandels
eher noch wachsen. Das Bistum kundigte im Januar 2020 Personalabbau und personelle Veranderungen im
Bischoflichen Generalvikariat
und angeschlossenen Dienststellen sowie einen kurzfristig einsetzenden Spar- und Strategieprozess an.
[15]
Kirche+Leben
ist die wochentlich erscheinende
Kirchenzeitung
im Bistum Munster.
Die Buchereien im Bistum Munster stehen allen offen ? unabhangig von Alter, Nationalitat oder Konfession.
Im Bistum Munster gibt es derzeit (Stand: Oktober 2020) etwa 400 Buchereien:
[16]
- Katholische Offentliche Buchereien in den Pfarrgemeinden,
- Katholische Buchereien in Krankenhausern,
- Katholische Buchereien in Altenheimen und Heimen.
Hier halten uber 5300 zumeist ehrenamtliche Mitarbeiter ein breitgefachertes Angebot bereit:
- 2,3 Millionen Medien ? vom Buch bis hin zur DVD,
- 6000 Veranstaltungen fur Kinder, Jugendliche und Erwachsene,
- Zeit und ein angenehmes Umfeld fur Gesprache uber Literatur und andere Themen.
Der St.-Paulus-Dom in Munster
Die Mutterkirche ist der St.-Paulus-Dom im Herzen Munsters. Er ist bereits der dritte Dom an dieser Stelle. 1225 war die Grundsteinlegung fur den heutigen Dom, welcher
1264
geweiht werden konnte. Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde er stark zerstort, besonders betroffen war das ehemalige Hauptportal, welches nicht wieder aufgebaut wurde, sondern durch eine neue Wand mit runden in einem Kreis angeordnete Fenster ersetzt wurde. Die Weihe fur den wiederaufgebauten Dom fand 1956 statt.
Alle wichtigen Gottesdienste (z. B. Priesterweihen) finden in dem Dom statt.
1987 betete
Johannes Paul II.
an dem Grab des ehemaligen Bischofs von Munster
Clemens August Kardinal von Galen
. Von Galen liegt in der Ludgerus-Kapelle des Doms begraben. Sein Grab ist Anlaufstelle fur viele Glaubige.
Das Bistum Munster um 1500
Fur das
mittelalterliche
und
fruhneuzeitliche
Munster in Westfalen sind zwei Entwicklungen, das Bistum und die Stadt betreffend, zu unterscheiden.
Monasteriensis Episcopatus
, 1645
Das durch Ludgerus, auch
Liudger
genannt, geordnete und von
Karl dem Großen
begrundete Bistum blieb zunachst in der Verfugung der liudgeridischen, mit
Werden
verbundenen Bischofe
Gerfried
(809?839) und
Altfried
(839?849). Der Ausbildung einer umfassenden Pfarrorganisation bis zum 10. Jahrhundert standen adlige und konigliche (Frauen-)Stifte wie die in
Vreden
(ab etwa 839) und
Freckenhorst
(ab etwa 856) gegenuber. Das
Hochmittelalter
sah die munsterischen Bischofe weitgehend auf der Seite des deutschen Konigtums.
Munster ist in den Wirren des
Investiturstreits
(1075?1122) Opfer eines Angriffs des sachsischen Herzogs (und spateren romischen Kaisers und deutschen Konigs)
Lothar von Supplinburg
(1106?1137) geworden (1121). Als Wiedergutmachung uberschrieb Lothars Mitstreiter
Gottfried von Cappenberg
, Graf des
Dreingau
, in dem darauf folgenden Jahr seine Besitzungen dem Bistum. 1252 erwarb das Bistum ravensbergische Gebiete um Meppen und Vechta.
[17]
Im spateren Mittelalter und der fruhen Neuzeit wurden die Bischofe zu Landesherren eines Territoriums zwischen
Ems
und
Hunte
, des (Hoch- und Nieder-)Stifts Munster, das mit der Unterordnung des stiftischen Adels und der Ausbildung der drei Landstande von
Domkapitel
, Rittern und Stadten zunehmend fester organisiert war.
Erschutterungen blieben dennoch nicht aus, wie die
Munsterische Stiftsfehde
(1450?1457), bei der sich zwei Kandidaten und deren Parteien im Kampf um den Bischofsstuhl gegenuberstanden, die Einfuhrung der Reformation (1524) oder das Tauferreich von Munster (1533/1534?1535) zeigen.
In der fruhen Neuzeit, nach
Reformation
und
Gegenreformation
, nach
Dreißigjahrigem Krieg
(1618?1648) und
Westfalischem Frieden
(1648), ist der Bischofssitz Munster als Haupt-, Festungs- und Garnisonsstadt Zentrum eines Hochstifts, eines katholischen
Konfessionsstaates
der absolutistisch regierenden
Furstbischofe
, etwa eines
Christoph Bernhard von Galen
(1650?1678), der unter anderem am
Feldzug gegen Bremen-Verden
im
Schwedisch-Brandenburgischen Krieg
als Oberbefehlshaber teilnahm, oder eines
Ferdinand II. von Furstenberg
(1678?1683).
Nach der
Franzosischen Revolution
nahm das Bistum Munster zahlreiche von dort vertriebene Priester und Ordensschwestern auf.
[18]
Nachdem in der Stadt Munster so viele Zuflucht gefunden hatten, dass dort, wie es damals hieß, ?mehr Geistliche gewesen sein sollen als in Rom“, wurden sie, wie die beeindruckende
Liste des ecclesiastiques francais qui ont recu l’hospitalite dans les villes et pays de Munster pendant les annees 1794?1795
(Liste der franzosischen Geistlichen, die wahrend der Jahre 1794?1795 in der Stadt und im Land Munster Gastfreundschaft erfuhren) zeigt, auch im weiten Umland auf Bauernhofen beherbergt.
[19]
Der
Reichsdeputationshauptschluss
(1803) beendete die Existenz des bischoflichen Staates. Ein Großteil fiel als
Erbfurstentum Munster
an
Preußen
, das bereits 1802 dessen Territorium und Hauptstadt in Besitz nahm. Die Große des Bistums blieb dennoch bis 1821 unverandert. Bei der deutschlandweiten Neugliederung durch die Bulle
De salute animarum
1821 kam das
Großherzogtum Oldenburg
vollstandig an das Bistum, wahrend die nun
hannoverischen
Anteile an das
Bistum Osnabruck
fielen. Diese Gliederung hat bis heute Bestand, obwohl Oldenburg seit 1946 als Land nicht mehr existiert. Auch kam der
julichsch-klevisch-bergische
Regierungsbezirk Kleve
hinzu, der vorher diozesan zu Koln gehort hatte.
Im preußischen
Kulturkampf
musste Bischof
Johannes Bernhard Brinkmann
1871 ins niederlandische Exil und wurde 1875 fur abgesetzt erklart. Erst 1880 kehrte er zuruck. Danach wurde der politische Katholizismus zunehmend reichsloyaler. Es gab eine intensive Missionstatigkeit katholischer Orden in den deutschen Kolonien, in
Hiltrup
saßen die
Hiltruper Missionare
.
[20]
Nach dem
Preußenkonkordat
erfolgte 1930 durch die Bulle
Pastoralis officii nostri
eine Abtretung des
Landkreises Kempen-Krefeld
sowie von
Leuth
, wo der Bischof im Kulturkampf noch gewohnt hatte, an das neue
Bistum Aachen
.
Die bekannteste historische Gestalt war in der
Zeit des Nationalsozialismus
Kardinal von Galen
. An der Rolle der deutschen Bischofe im Nationalsozialismus bemangeln Kritiker, die Klagen der katholischen Kirche in Deutschland hatten stets der Verletzung katholischer Interessen, nicht dem System des Nationalsozialismus als solches gegolten.
[21]
Die deutschen Bischofe haben sich wahrend der 1930er-Jahre und im Zweiten Weltkrieg lange darauf beschrankt, lediglich durch Eingaben an die Reichsregierung gegen Missstande zu protestieren, da es unter den Bischofen einen langer dauernden Konflikt und eine Fuhrungskrise sowie unterschiedliche Auffassungen uber das Vorgehen gab. Proteste der deutschen Bischofe gegen Justizmorde an ihren Gegnern, gegen die Verfolgung von Liberalen, Demokraten und Kommunisten fanden nicht statt.
[21]
Ein Protest der Bischofe gegen Hitlers Uberfall auf Osterreich, die Tschechoslowakei, Polen, Danemark, Norwegen, Belgien, Holland, Frankreich oder die Sowjetunion blieb ebenso aus wie ein Aufbegehren gegen Judenpogrome, die Zerstorung von Synagogen, die Verschleppung und Vergasung der Juden.
[21]
Das Bistum Munster war dabei keine Ausnahme. Der damalige Bischof von Munster (1933?1946), Clemens August Graf von Galen, bezeichnete die nationalsozialistische Regierung als rechtmaßig eingesetzte Obrigkeit und unterstutzte das deutsche Großmachtstreben.
[22]
Abgesehen von dem ? allerdings nur Ausnahme gebliebenen ? Engagement von Galens gegen die Vernichtung sog. unwerten Lebens und die Entrechtung katholischer Einrichtungen zeugen zahlreiche bischofliche und kirchliche Verlautbarungen aus dem Bistum Munster von einer Zustimmung zu Hitler und dessen Zielen. In einem ? noch vor Kriegsbeginn mit Imprimatur des Bischoflichen Ordinariats (8. November 1938) versehenen ?
Vademecum fur den katholischen Soldaten
heißt es: ?Der Fuhrer verkorpert die Einheit des Volkes und Reiches. Er ist der oberste Trager der staatlichen Gewalt. Ihm als solchen zu gehorchen, ist der christliche Deutsche auch ohne Eid im Gewissen gebunden […]. Ist dem deutschen Soldaten solche Treue seinem Fuhrer und obersten Befehlshaber zu geloben schon leicht gemacht, weil er in ihm das Vorbild wahrhaft soldatischen Wesens und soldatischer Treue erkennt, weil er seine Treue einem Manne schenkt, der den Sinn seines Lebens in der Mehrung der Große und Ehre seines Volkes sieht und Tag und Nacht selbst das Beispiel der Treue gibt, dann wird der christliche Soldat erst recht sein Gelobnis in Ernst und Freudigkeit des Herzens sprechen konnen, weil ihn sein Glaube lehrt, in der Person des Herrschers uber die rein menschlichen Fahigkeiten und Leistungen hinaus die ihm von Gott verliehene Herrlichkeit und Ehre zu erkennen und anzuerkennen.“
[23]
Ein Gebet, das die katholischen Geistlichen des Bistums anlasslich der deutschen Bombenangriffe auf Warschau im Herbst 1939 auf Anweisung des Bischofs Graf Galen zu sprechen hatten, lautete: ?Allmachtiger ewiger Gott! Wir bitten dich, nimm unser Vaterland in deinen bestandigen Schutz: Erleuchte seine Lenker mit dem Lichte deiner Weisheit, damit sie erkennen, was zur wahren Wohlfahrt des Volkes dient, und das, was recht ist, in deiner Kraft vollbringen. Schutze alle Angehorigen unserer Wehrmacht und erhalte sie in deiner Gnade, starke die Kampfenden […].“
[24]
Die Zeit nach 1945 war durch den Wiederaufbau der Gemeinden und Kirchen
[25]
gepragt sowie die Integration vieler Fluchtlinge und Vertriebener
[26]
, die auch vielfach die monokonfessionelle Struktur in der Bevolkerung verminderten. Hinzu kam ab den 1960er Jahren die Migration von Katholiken aus Sudeuropa und daruber hinaus.
[27]
In einem ?Wort zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren“ mit dem Titel ?
Deutsche Bischofe im Weltkrieg
“ nahmen die deutschen Bischofe am 29. April 2020 Stellung zum Verhaltnis der katholischen deutschen Bischofe zum Zweiten Weltkrieg. Sie kritisierten, dass sowohl beim Kriegsausbruch 1939 als auch danach offener Protest der deutschen Bischofe gegen den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg ausgeblieben sei, und bezeichneten das Verhalten ihrer Vorganger als ?schwer verstandlich, wenn nicht sogar falsch“. Weiter schrieben die Bischofe 2020: ?Auch gegen die ungeheuerlichen Verbrechen an den als ?rassenfremd‘ diskriminierten und verfolgten Anderen, insbesondere den Juden, erhob sich in der Kirche in Deutschland kaum eine Stimme.“ Erst nach einem Anstoß durch Patientenmorde und ?
Klostersturm
“ hatten einzelne Bischofe offenen Widerspruch gewagt.
[28]
?Letztlich fanden die Bischofe keinen Ausweg aus der Spannung, die sich aus der geteilten Vorstellung patriotischer Verpflichtung im Krieg, der Legitimitat staatlicher Obrigkeit, den daraus resultierenden Gehorsamspflichten sowie den offenkundigen Verbrechen ergab. [...] Indem die Bischofe dem Krieg kein eindeutiges ?Nein‘ entgegenstellten, sondern die meisten von ihnen den Willen zum Durchhalten starkten, machten sie sich mitschuldig am Krieg.“
?
Deutsche Bischofe im Weltkrieg
, S. 15
Zum großten Bestandssproblem wurde ab dem Ende des 20. Jahrhunderts der zunehmende
Priestermangel
durch zu wenige Priesterweihen fur den Bedarf des Bistums.
[29]
Auch im Bistum Munster gab es Falle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche
[30]
, die fur die Zeit zwischen 1945 und 2020 durch eine Historikerkommission aufgearbeitet wurde; das Gutachten wurde am 13. Juni 2022 veroffentlicht. Die Forscher ermittelten 610 Missbrauchsopfer großtenteils im Alter zwischen 10 und 14 Jahren sowie 196 beschuldigte Kleriker: 183 Priester, zwolf
Ordensbruder
und ein
Standiger Diakon
. Es sei jedoch aus vergleichbaren Fallen von einem ?Dunkelfeld“ auszugehen, das acht- bis zehnmal so groß ist. Bei 40 Prozent der Beschuldigten gebe es Hinweise auf Missbrauch von mehr als einer Person, 90 Prozent der Falle hatten keine strafrechtlichen Konsequenzen gehabt.
[31]
[32]
Die Forscher ermittelten, dass es in den Amtszeiten der Bischofe
Michael Keller
,
Joseph Hoffner
,
Heinrich Tenhumberg
und
Reinhard Lettmann
durchweg zu ?skandalvermeidendem und strafvereitelndem“ Verhalten gekommen sei, der Umgang mit Beschuldigten sei mangelhaft gewesen. In insgesamt 140 Fallen gebe es Belege, dass die Bischofe personlich Kenntnis der Vorgange hatten; allerdings habe es in der Bistumsleitung eine Praferenz fur mundliche Absprachen gegeben, so dass in vielen Fallen keine schriftlichen Belege fur die personliche Kenntnis des Bischofs vorlagen. Die Forscher hatten bereits 2020 in veroffentlichten Zwischenergebnissen darauf hingewiesen, dass bei fruheren Bischofe große Milde fur Missbrauchstater sowie ein ?massives Leitungs- und Kontrollversagen“ festzustellen sei. In der Amtszeit des derzeitigen Bischofs
Felix Genn
(seit 2009) seien wichtige Schritte zur Missbrauchsaufarbeitung gemaß kirchlicher und staatlicher Vorgaben unternommen worden, jedoch habe auch Genn zu Beginn nicht immer angemessen gehandelt.
[33]
[34]
Im Dezember 2018 forderte Bischof Genn, die Verjahrung sexuellen Missbrauchs abzuschaffen und Sexualstraftater harter zu bestrafen. Hintergrund war der Fall eines Priesters in der Diozese, der mehrmals Erwachsene sexuell bedrangt hatte und ruckfallig geworden war, obwohl Experteneinschatzungen das Gegenteil prognostiziert hatten. Im Januar 2021 beendeten zwei Betroffenengruppen die Zusammenarbeit mit dem Bistum. Dieses bot den Gruppen aus Munster und Rhede eine weitere Zusammenarbeit an.
Im Bistum Munster sind die folgenden Wallfahrtsstatten bekannt:
[35]
Im Bistum Munster wird der
Regionalkalender fur das deutsche Sprachgebiet
um die folgenden
Eigenfeiern
erganzt (dahinter jeweils der Rang und die
liturgische Farbe
).
Abkurzungen:
H =
Hochfest
, F =
Fest
, G =
gebotener Gedenktag
, g =
nichtgebotener Gedenktag
Datum
|
Eigenfeier
|
Beschreibung
|
Rang
|
lit. Farbe
|
Todestag
|
13. Januar
|
Gottfried von Cappenberg
|
Ordensmann, Stifter des
Stiftes Cappenberg
|
g
|
weiß
|
13. Jan. 1127
|
15. Januar
|
Arnold Janssen
|
Priester, Ordensgrunder der
Steyler Missionare
|
g
|
weiß
|
15. Jan. 1909
|
22. Januar
|
Vinzenz Pallotti
|
Priester
|
g
|
weiß
|
22. Jan. 1850
|
9. Februar
|
Sel.
Anna Katharina Emmerick
|
Ordensfrau, Mystikerin
|
g
|
weiß
|
9. Feb. 1824
|
22. Marz
|
Sel.
Clemens August Graf von Galen
|
Kardinal,
Bischof von Munster
|
g
|
weiß
|
22. Marz 1946
|
26. Marz
|
Liudger
|
Glaubensbote, erster
Bischof von Munster
(seit 30.3.805)
|
H
|
weiß
|
26. Marz 809
|
8. Juni
|
Sel.
Maria Droste zu Vischering
|
Ordensfrau
|
g
|
weiß
|
8. Juni 1899
|
27. Juli
|
Sel.
Titus Brandsma
|
Ordenspriester und Martyrer
|
g
|
rot
|
26. Juli 1942
|
12. August
|
Sel.
Karl Leisner
|
Priester und Martyrer
|
g
|
rot
|
12. Aug. 1945
|
4. September
|
Ida von Herzfeld
|
Kirchengrunderin
|
g
|
weiß
|
4. Sep. 825
|
4. September
|
Irmgard von Aspel
|
Stiftsgrunderin
|
g
|
weiß
|
um 1080
|
9. September
|
Sel.
Maria Euthymia Uffing
|
Ordensfrau
|
g
|
weiß
|
9. Sep. 1955
|
30. September
|
Jahrestag der Weihe des
Doms zu Munster
|
(1264)
|
H/F
|
|
-
|
3. Oktober
|
Die beiden Ewalde,
Schwarzer Ewald
und
Weißer Ewald
|
Glaubensboten am Niederrhein und in Westfalen, Martyrer
|
g
|
rot
|
3. Okt. 695
|
10. Oktober
|
Viktor
und Gefahrten
|
Martyrer in
Xanten
im 3. Jahrhundert
|
g
|
rot
|
|
13. Oktober
|
Jahrestag der Weihe der Kirchen, die ihren Weihetag nicht kennen
|
|
H
|
weiß
|
?
|
7. November
|
Willibrord
|
Bischof von Utrecht, Glaubensbote bei den Friesen
|
G
|
weiß
|
7. Nov. 739
|
8. November
|
Willehad
|
Bischof von Bremen, Glaubensbote bei den Sachsen und Friesen
|
g
|
weiß
|
8. Nov. 789
|
25. November
|
Sel.
Niels Stensen
|
Bischof
|
g
|
weiß
|
25. Nov. 1686 (
jul.
)
|
4. Dezember
|
Sel.
Adolph Kolping
|
Priester
|
g
|
weiß
|
4. Dez. 1865
|
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Entwicklung der Mitgliederzahlen
Seit Jahren sind die Zahlen im kirchlichen Leben rucklaufig. Ein Vergleich der aktuellen Statistik mit fruheren Jahrzehnten verstarkt den Eindruck.
2008 gab es 2.008.322 Katholiken im Bistum Munster, 15.872 weniger als im Vorjahr. Stark gehen die Gottesdienstteilnehmer-Zahlen zuruck: 2008 feierten durchschnittlich 12,6 Prozent der Katholiken die Sonntagsmessen mit, 2004 waren es 14,5 Prozent. Im Zehn-Jahres-Vergleich wird deutlich, wie gravierend sich der Messbesuch verandert hat: 1995 lag der Prozentsatz bei 19,9 (416.406 Gottesdienstbesucher); 1985 waren es 29,3 Prozent (614.839); 1975 gingen 35,1 Prozent (787.582) sonntags zum Gottesdienst ? eine gute halbe Million Katholiken mehr als 2006.
[36]
[37]
Dramatisch rucklaufige
Kirchensteuermittel
und Katholikenzahlen sowie
Priestermangel
zwingen dazu, nicht nur Pfarreien zu fusionieren und
Seelsorgeeinheiten
zu bilden, sondern auch Kirchen zu schließen. Die Gebaude werden fur andere kirchliche Zwecke genutzt, evtl. auch als Wohnraum umgebaut, an andere christliche Glaubensgemeinschaften abgetreten oder abgerissen.
- Sammlung kirchlicher Erlasse, Verordnungen und Bekanntmachungen fur die Diozese Munster
. 2. Auflage. Verl. d. Westfalischen Vereinsdr., Munster 1925. (
Digitalisat
)
- Arnold Angenendt
(Hrsg.):
Geschichte des Bistums Munster.
5 Bande. Dialog, Munster 1998 ff.,
ISBN 3-933144-06-X
,
ISBN 3-933144-08-6
,
ISBN 3-933144-09-4
,
ISBN 3-933144-10-8
.
- Bischofliches Generalvikariat Munster (Hrsg.):
Direktorium fur das Bistum Munster 2006?2007.
Greven 2006.
- Wilhelm Damberg, Gisela Muschiol:
Das Bistum Munster. Eine illustrierte Geschichte 805?2005.
Aschendorff, Munster 2005,
ISBN 3-402-03414-X
.
- Johannes Loy, Jurgen Peperhowe:
Feste des Glaubens 2005. Munster ? Koln ? Rom. Bistumsjubilaum ? Papstwahl ? Weltjugendtag - Seligsprechung.
Aschendorff, Munster 2005,
ISBN 3-402-00407-0
.
- Dorothea Sattler:
Gedenken und gestalten? 1200 Jahre Bistum Munster.
Aschendorff, Munster,
ISBN 3-402-00213-2
.
- Werner Thissen
(Hrsg.):
Das Bistum Munster.
3 Bande. Regensberg, Munster 1993,
ISBN 3-7923-0646-8
.
- Norbert Kleyboldt
(Hrsg.):
Ein Jahr wie kein anderes. 805?2005: 1200 Jahre Bistum Munster. Die Dokumentation.
Dialogverlag, Munster 2005,
ISBN 3-937961-21-6
.
- Peter Veddeler
:
Die Wappen des Bistums Munster und des Domkapitels nach 1802
. In: Peter Veddeler:
Das munsterische Balkenwappen. Entstehung und Entwicklung eines regionalen Wappens
(
Westfalen. Hefte fur Geschichte, Kunst und Volkskunde
, 69. Band, 1991), S. 147?156,
ISSN
0043-4337
.
- Imagination des Unsichtbaren
, 1200 Jahre Bildende Kunst im Bistum Munster. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 1993, Druck: Satz und Druck Contzen, Lunen,
ISBN 3-88789-111-2
.
- Max Georg von Twickel
:
Die katholische Kirchenordnung in Oldenburg nach 1803. Entstehung und Entwicklung regionaler Eigenstandigkeit im Verbund mit dem Bistum Munster
. Aschendorff, Munster 2015,
ISBN 978-3-402-13055-1
.
- Bernhard Frings,
Thomas Großbolting
,
Klaus Große Kracht
, Natalie Powroznik, David Ruschenschmidt:
Macht und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche. Betroffene, Beschuldigte und Vertuscher im Bistum Munster seit 1945.
Herder, Freiburg/Basel/Wien 2022,
ISBN 978-3-451-38995-5
, S. 9f
[3]
- Peter Burger/Ron Hellfritzsch (Hg.):
Das Bistum Munster und Clemens August von Galen im Ersten Weltkrieg. Forschungen - Quellen
, Norderstedt (Books on Demand GmbH) 2022 (Schriftenreihe
Kirche & Weltkrieg
Band 13).
ISBN 978-3-7562-2428-9
.
ISBN 3-7562-2428-7
.
- ↑
Katholische Kirche in Deutschland.
(PDF; 1 MB) Statistische Daten 2021. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, 28. Juli 2022,
S. 79
,
abgerufen am 28. Juli 2022
.
- ↑
DBK Katholische Kirche in Deutschland: Bevolkerung, Flache, Katholiken nach (Erz-)Diozesen, Kirchenprovinzen 2022
- ↑
AP2019
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