Curt Bernhard Ottomar Bluher
(*
11. April
1864
in
Freiberg
; †
12. Juli
1938
in
Dresden
) war ein deutscher Jurist und Politiker (
NLP
,
DVP
). Er war von 1899 bis 1909 Burgermeister von Freiberg, von 1915 bis 1930 Mitglied des Sachsischen Landtages und vom 1. Oktober 1915 bis zum 31. Marz 1931
Oberburgermeister der Stadt Dresden
.
Bluher war der Sohn des Freiberger Rechtsanwalts und Notars
Ottomar Bluher
; der Philosoph
Hans Bluher
(1888?1955) war ein entfernter Verwandter.
[1]
Bernhard Bluher besuchte die
Meißener Furstenschule
(St. Afra) und studierte in
Leipzig
und
Berlin
Rechtswissenschaft
. Nach dem
Referendariat
ubernahm er 1892 die Rechtsanwaltspraxis seines Vaters in Freiberg. 1898 wurde Bluher zum Stadtverordneten und im Jahr darauf fur 10 Jahre zum
Burgermeister
von Freiberg gewahlt. Im Jahr 1909 nahm er den Ruf an das
Sachsische Oberverwaltungsgericht
in Dresden an.
Als Vertreter des 3. stadtischen Wahlkreises (Dresden) wurde er 1915 auf Vorschlag der Nationalliberalen Partei in die II. Kammer des
Sachsischen Landtags
gewahlt. Vom 1. Oktober 1915 bis zum 31. Marz 1931 war er Oberburgermeister der Stadt Dresden. Mit diesem Amt verbunden war die Berufung in die I. Kammer des Landtags, so dass er sein Mandat in der II. Kammer am 30. September 1915 niederlegte. Aufgrund seiner Verdienste um die Stadt wahlte ihn das
Stadtverordnetenkollegium
im Juni 1918 zum Oberburgermeister auf Lebenszeit. Infolge der
Novemberrevolution
blieb ihm dies aber verwehrt.
Wahrend Bluhers Amtszeit wurde Dresden durch zahlreiche Eingemeindungen (u. a.
Blasewitz
,
Gorbitz
,
Loschwitz
,
Weißer Hirsch
) erheblich vergroßert; die Einwohnerzahl stieg von ca. 530.000 (1916) auf 633.000 (1930). Bluher bemuhte sich um eine leistungsfahige Verwaltung der Stadt (Stadthaus-Neubau an der Theaterstraße 1923) und nahm Einfluss auf eine geordnete Stadtentwicklung. In seine Amtszeit fallen zahlreiche Bauvorhaben von Wohnungsgenossenschaften. Die Beendigung seines Amtes als Oberburgermeister erfolgte auf eigenen Wunsch mit der Bitte um Versetzung in den Ruhestand.
[2]
Von 1919 bis 1930 war er Abgeordneter und Fraktionsvorsitzender der nationalliberalen
DVP
in der
Sachsischen Volkskammer
bzw. im
Sachsischen Landtag
. Er legte sein Amt infolge von innerparteilichen Auseinandersetzungen uber die Stellung zur Sozialdemokratie nieder: Bluher hatte fur eine Neuauflage der
Großen Koalition
?von
Bochel
bis Bluher“, also von SPD bis DVP pladiert, seine eigene Partei lehnte das aber ab. Diese war außerdem dafur, einen
Nationalsozialisten
zum Landtagsprasidenten zu wahlen, was Bluher mit seiner Fraktion jedoch verhinderte.
[3]
Er schied am 20. November 1930 auch aus dem Landtag aus. Bluher verstarb 1938 in Dresden und wurde auf dem
Johannisfriedhof
beigesetzt.
Im Jahr 1926 wurde Bluher von der
Technischen Hochschule Dresden
?in Anerkennung seiner weitschauenden erfolgreichen Bemuhungen um die Forderung von Wissenschaft und Technik in Dresden“ ehrenpromoviert.
[4]
Bereits zwei Jahre zuvor war er Ehrensenator der TH Dresden geworden. Er ist
Ehrenburger
von Freiberg/Sachsen.
Nach ihm benannt sind in Dresden der
Bluherpark
(1931), die
Bluherwiese
und die Bluherstraße (1931, Bluher-Allee).
- Josef Matzerath
:
Aspekte sachsischer Landtagsgeschichte. Prasidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952.
Sachsischer Landtag, Dresden 2001, S. 92.
- Elvira Doscher,
Wolfgang Schroder
:
Sachsische Parlamentarier 1869?1918. Die Abgeordneten der II. Kammer des Konigreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien. Ein biographisches Handbuch
(=
Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien.
Band 5). Droste, Dusseldorf 2001,
ISBN 3-7700-5236-6
, S. 350.
- Janosch Pastewka:
Koalitionen statt Klassenkampf. Der sachsische Landtag in der Weimarer Republik (1918?1933)
. Thorbecke, Ostfildern 2018,
ISBN 978-3-799-58462-3
.
- ↑
Bernhard Bluher:
Zur Geschichte der Familie Bluher
. Dresden 1936, S. 20.
- ↑
Statistisches Amt der Stadt Dresden (Hrsg.):
Die Verwaltung der Stadt Dresden 1930
. Dresden 1931, S. 4
- ↑
Janosch Pastewka:
≫Der Regierung in Ruhe und Sicherheit vertrauen≪ ? Koalitionen und parlamentarische Kultur im sachsischen Landtag 1918?1933.
In:
Dresdner Gesprachskreise im Standehaus. Graduiertenkolleg ≫Geschichte sachsischer Landtage≪ vom 28. bis 30. Oktober 2015.
Sachsischer Landtag, S. 54?59, hier S. 57, 59.
- ↑
Verzeichnis der Ehrenpromovenden der TH/TU Dresden