Die
Berner Alpen
sind eine
Gebirgsgruppe
der
Westalpen
in der
Schweiz
in den Kantonen
Bern
,
Wallis
und
Waadt
. Sie bilden eines der ausgedehntesten und herausragendsten Gebirgsmassive der Alpen zwischen dem
Berner Oberland
im Norden und dem
Rhonetal
im Suden. Die Berner Alpen sind stark vergletschert. Die beiden langsten Eisstrome der Alpen, der
Aletsch-
und der
Fieschergletscher
, fliessen auf der Sudseite der Berner Alpen ins Wallis ab. Der hochste Berg ist das
Finsteraarhorn
mit einer Hohe von 4274 m. Am bekanntesten und am weitesten sichtbar ist das Dreigestirn aus
Eiger
,
Monch
und
Jungfrau
.
Im Osten bilden das Haslital und der
Grimselpass
den Ubergang in die
Urner Alpen
, die gemass der
SOIUSA
-Gebirgsklassifikation auch zu den ≪
Berner Alpen im weiteren Sinne
≫ gerechnet werden konnen. Im Suden begrenzt der Lauf der
Rhone
im
Kanton Wallis
die Berner Alpen. Die Grenze nach Norden und Nordwesten bildet nach weitgehend einheitlicher Auffassung die
Hintere Gasse
, die markante Furche, die das vergletscherte Berner Hochgebirge von den im Sommer schneefreien Bergen und ihren besiedelten Talern trennt. Unsicher ist lediglich die Zuordnung der Lohnergruppe, in deren Bereich die Furche nicht vorhanden ist. Die der Furche nordlich vorgelagerten Berge werden in der Regel als
Berner Voralpen
bezeichnet, im Westen auch als
Freiburger Voralpen
und
Waadtlander Voralpen
. Kontrovers ist die Begrenzung im Sudwesten. Hier reichen die Berner Alpen als einheitliches Bergmassiv bis an das untere
Rhonetal
bei
Saint-Maurice
. Weil die letzten Berggruppen allerdings auf keiner Seite mehr zum Kanton Bern gehoren, nimmt man diese haufig vom Begriff der Berner Alpen aus und bezeichnet sie als
Waadtlander Alpen
[1]
. Das gilt verbreitet fur die Gruppen des
Grand Muveran
und des
Dent de Morcles
, vielfach aber auch fur die Gruppe der
Diablerets
, die die Grenze zwischen den Kantonen
Bern
,
Waadt
und
Wallis
bilden. Der Einteilungsvorschlag SOIUSA tragt dem Rechnung und fasst Waadtlander Alpen und Berner Alpen (im engeren Sinne) in einer ubergeordneten Ebene als
Berner Alpen im weiteren Sinne
zusammen.
Die Berner Alpen zerfallen in zwei geologisch wie landschaftlich unterschiedliche Zonen: die westlichen Berner Alpen und die (ostlichen) Berner Hochalpen. Die westlichen Berner Alpen bestehen aus mehreren deutlich begrenzten Kalkmassiven, die maximal 3250 m hoch und nur massig vergletschert sind. Diese Region ist von Karsthochflachen, Plateaugletschern und starken Karstquellen gepragt. Mehrere Passubergange trennen diese Kalkstocke, die zwar keine Fahrstrassen, aber gute Fusswege und
Saumpfade
aufweisen: Der
Sanetschpass
liegt zwischen dem
Sanetschhore
und dem
Arpelistock
, der
Rawilpass
zwischen dem
Wildhornmassiv
und dem
Wisshore
, der
Gemmipass
zwischen dem
Wildstrubel
und dem
Rinderhorn
und der
Lotschbergpass
zwischen dem
Balmhorn
und dem
Hockenhorn
.
Die Berner Hochalpen ostlich davon bestehen aus stark vergletscherten langen Bergketten mit zahlreichen Gipfeln im Bereich um 4000 m Hohe. Es gibt zwischen den Talern kaum Passubergange, sondern eher hochgelegene Bergsattel, die zudem alle vergletschert sind.
Der flachenmassig grosste Teil der Berner Alpen befindet sich im Kanton Wallis. Das gilt fur die ganze Sudabdachung der Berner Alpen, aber auch fur das Leukertal, das
Lotschental
sowie den Aletsch- und den Fieschergletscher. Lediglich die Nordabdachung, die
Aargletscher
und das Gaulibecken samt dem
Urbachtal
gehoren zum Kanton Bern. Die Grenze zwischen Wallis und Bern verlauft im Wesentlichen uber die Wasserscheide zwischen
Aare
und
Rhone
. Ausnahmen sind allein die Passregionen von Sanetschpass und Gemmipass, die auch nordlich der Wasserscheide zum Wallis gehoren. Zahlt man auch die westlichen Gruppen zu den Berner Alpen, so hat auch der Kanton Waadt einen kleinen Anteil an den Berner Alpen (Nordabdachung der
Dent-de-Morcles
-Gruppe, der
Muveran
-Gruppe und der
Diablerets
).
Bild
|
Gipfel
|
Hohe [m]
|
Lage (Kanton)
|
Dominanz
[2]
|
Schartenhohe
[3]
|
Bemerkungen
[4]
|
|
Finsteraarhorn
|
4274
|
Grenze Bern / Wallis
46° 32′
N
,
8° 8′
O
46.537222
8.126111
|
51,65 km
→
Nadelhorn
|
2279 m
↓ Westl.
Simplonpass
|
Nordwestlich schliesst das
Agassizhorn
an. Die beiden bedeutenden Nebengipfel liegen im Sudostgrat: der Turm Pt. 3694 m und der breite Felsklotz Pt. 3603 m (vgl.
Liste der Dreitausender in den Berner Alpen
).
|
|
Aletschhorn
|
4194
|
Wallis
46° 28′
N
,
8° 0′
O
46.4651
7.993661
|
13,5 km
→ Finsteraarhorn
|
1043 m
↓
Lotschenlucke
|
Im Westen vorgelagert liegt das
Kleine Aletschhorn
(3745 m). Im Sudgrat auffallig sind der Sudgratgendarm Pt. 3948 m, ein markanter Doppelturm (ca. 3730 m), und die vier Turme des Pt. 3716 m.
|
|
Jungfrau
|
4158
|
Bern / Wallis
46° 32′
N
,
7° 58′
O
46.53678
7.96257
|
8,5 km
→ Aletschhorn
|
694 m
↓
Jungfraujoch
|
Nordlich des Hauptgipfels, oberhalb der Nordwand, liegt die
Wengen-Jungfrau
(4085 m). Die unterste Erhebung im NO-Grat, direkt westlich uber dem Jungfraujoch, ist die
Mathildespitze
(3554 m).
|
|
Monch
|
4110
|
Bern / Wallis
46° 34′
N
,
8° 0′
O
46.5585
7.99727
|
3,55 km
→ Jungfrau
|
591 m
↓ Unteres Monchsjoch
|
Bemerkenswert ist der lange untere Nordostgrat zum
Nordlichen Eigerjoch
(3606 m), der von einer Firn- in eine Felsschneide ubergeht, die mehrere Gipfelturme aufweist.
|
|
Schreckhorn
|
4078
|
Bern
46° 35′
N
,
8° 7′
O
46.589139
8.118536
|
5,48 km
→ Finsteraarhorn
|
795 m
↓ Finsteraarjoch
|
Der Ostgipfel hat eine Hohe von ca. 4060 m.
[5]
Im Nordwestgrat liegen die zwei Gratgipfel des
Nassihorns
(3743 m, 3741 m).
|
|
Grosses Fiescherhorn
|
4049
|
Bern / Wallis
46° 33′
N
,
8° 4′
O
46.551355
8.061494
|
4,8 km
→ Monch
|
396 m
↓ Fieschergrat
|
Hauptgipfel im Zentrum des Dreiecks aus
Walcherhorn
,
Kleinem
und Hinterem Fiescherhorn. Die ausgepragte Nordwestschulter erreicht eine Hohe von 3799 m.
|
|
Grosses Grunhorn
|
4043
|
Wallis
46° 32′
N
,
8° 5′
O
46.531944
8.0775
|
2,5 km
→ Grosses Fiescherhorn
|
303 m
↓ Kleine Grunhornlucke
|
Das Grosse Grunhorn wird eingerahmt von den Nebengipfeln
Kleines Grunhorn
(3912 m) im Norden und
Grunegghorn
(3863 m) im Suden. Im Sudostgrat liegt die scharfe Firnschneide Pt. 3584 m (vgl.
Liste der Dreitausender in den Berner Alpen
).
|
|
Lauteraarhorn
|
4042
|
Bern
46° 35′
N
,
8° 8′
O
46.583333
8.128056
|
0,95 km
→ Schreckhorn
|
128 m
↓ Schrecksattel
|
Im Nordgrat liegen zwei markante Nebengipfel: Der Mittelgipfel misst 4014 m, der Nordgipfel 4015 m. Auffallig ist auch noch der untere Sudostgratgendarm (3864 m).
|
|
Hinteres Fiescherhorn
|
4025
|
Wallis
46° 33′
N
,
8° 4′
O
46.546346
8.067708
|
0,7 km
→ Grosses Fiescherhorn
|
102 m
↓ Fieschersattel
|
Das Hintere Fiescherhorn bildet zusammen mit dem Grossen Fiescherhorn einen Zwillingsgipfel. Im Sudgrat steht der markante Turm Pt. 3981 m.
|
- Gletscherhorn
, 3982 m
- Eiger
, 3967 m
- Abni Flue
(Ebnefluh), 3961 m
- Agassizhorn
, 3947 m
- Bietschhorn
, 3934 m (
Schartenhohe
: 807 m)
- Trugberg
, 3932 m
- Grosses Wannenhorn
, 3906 m
- Mittaghorn
, 3893 m
- Nesthorn
, 3820 m
- Schinhorn
, 3796 m
- Lotschentaler Breithorn
, 3784 m
- Lauterbrunner Breithorn
, 3780 m
- Wetterhorner:
Mittelhorn
, 3702 m;
Wetterhorn
, 3690 m; Rosenhorn, 3689 m
- Balmhorn
, 3697 m (Schartenhohe: 1020 m)
- Bluemlisalp
, 3660 m (Schartenhohe: 896 m)
- Doldenhorn
, 3638 m
- Altels
, 3630 m
- Tschingelhorn
, 3555 m
- Rinderhorn
, 3449 m
- Gspaltenhorn
, 3436 m
- Wildhorn
, 3250 m (Schartenhohe: 981 m)
- Wildstrubel
, 3244 m (Schartenhohe: 816 m)
In den hohen Talabschnnitten der Berner Alpen liegen zahlreiche Gletscher. Darunter befindet sich mit dem
Grossen Aletschgletscher
der grosste Eisstrom der Alpen.
Die Berner Hochalpen sind im Wesentlichen ein Teil des
Aarmassivs
, bestehen also aus mehr oder minder ortsansassigem (autochthonem)
Kristallin
, und zwar weitgehend aus
Zentralem Aaregranit
,
Lauterbrunner Granit
,
Amphibolit
,
Gneisen
und
Schiefern
. Mitten durch die Berner Alpen erstreckt sich in Langsrichtung das
Alpine Langstal
, von der Grimsel uber den
Konkordiaplatz
ins
Lotschental
und weiter nach
Leukerbad
. Im Nordwesten ist dem Aarmassiv ein Mantel von
Jura
-Kalk vorgelagert, der durch Druck von Suden steil aufgestellt ist und auf den zum Teil das Kristallin sogar uberschoben ist. Der aufgestellte Kalk ist am markantesten am
Wetterhorn
und am
Eiger
zu sehen, die
Uberschiebung
des Kristallins an der
Jungfrau
.
Der Kalkmantel bildet eine einheitliche Kolonne von markanten Gipfeln, vom
Wetterhorn
uber den
Eiger
zur
Bluemlisalp
und weiter uber das
Doldenhorn
und das
Balmhorn
bis zum Gemmipass. Er ist (zusammen mit den aufgeschobenen Kristallinstucken) das eigentliche Schaustuck der Berner Alpen, eine riesige Mauer von 2 bis 3 km Hohe und knapp 50 km Lange, mit Eiger, Monch und Jungfrau als Kernstuck, die bei gunstigen Sichtbedingungen sogar aus den
Vogesen
in 200 Kilometer Entfernung gesehen werden konnen.
[6]
Das Kristallin ist im Bereich der Jungfrau eng mit dem Kalkmantel verflochten, weiter westlich ist es aber davon getrennt durch die Furche des Kanderfirns, des Lotschenpasses und der oberen Dala (Leukerbad). Hier taucht das Kristallin nach und nach ab und verschwindet samt dem Kalkmantel unter dem Rhonetal.
Die westlichen Berner Alpen bestehen im Wesentlichen aus Kalken der
Unterkreide
, nur in der Sudabdachung uber
Sion
auch aus Jurakalken.
Im
Mittelalter
dienten die Passe der westlichen Berner Alpen als Ubergange vom Berner Oberland ins Wallis. Uber den
Gemmipass
wurde ein Fahrweg angelegt, der allerdings nie zu verkehrsmassiger Bedeutung gelangte und bis heute fur Autos unpassierbar ist. Die Passregionen wurden schon fruhzeitig fur die Alpwirtschaft genutzt, und zwar insbesondere von den deutschsprachigen
Alemannen
, weshalb noch heute einige Gipfel dort, in sonst franzosischsprachiger Umgebung, deutsche Namen tragen (Rawilhorn, Wetzsteinhorn).
Die ins Rhonetal fuhrenden Taler wurden gegen Ende des Mittelalters mit Wasserleitungen ausgerustet, die der Bewasserung der trockenen Sudhange uber dem Rhonetal dienten und dienen (sog. Bisse oder
Suonen
).
Besiedelt wurden auf der Nordseite nur die Taler entlang der Rander der Berner Alpen (
Lauterbrunnental
,
Kandertal
,
Engstligental
,
Simmental
und das
Saanenland
, kleine Ausnahmen im
Urbachtal
und
Stechelberg
), auf der Sudseite auch die Abhange der Berge sowie die Gegend rund um
Leuk
, das
Lotschental
und das untere
Fieschertal
. Der grosste Teil des Gebirges blieb nicht nur unbewohnt und ungenutzt, sondern auch unzuganglich und vollig unbekannt.
Die Karte der Schweiz von
Konrad Turst
(ca. 1496) zeigt in den Berner Alpen einige Dorfer auf der Nord- und auf der Sudseite, insbesondere Grindelwald, im Ubrigen aber nur den Weg uber die
Gemmi
und noch keinen einzigen Berggipfel. Die Karte des Bernischen von
Thomas Schopf
(1578) zeigt bereits sehr detailliert die Taler des Berner Oberlandes, im Suden Brigerbad und Leukerbad und den Kontrast der Vorberge zu den schroffen Hochgipfeln, von denen bereits Wetterhorn und
Schreck(s)horn
,
Mettelberg
, Eiger und
Junckfrau(u)
zutreffend bezeichnet sind, ferner die Gemmi mit dem Daubensee, die sieben Quellen des Retzlibergs und die Passe der westlichen Berner Alpen. Der mit Abstand grosste Berg ist das
Schreckshorn
. Die Quelle der
Aare
wird darauf korrekt jenseits der Grindelwalder Berge verortet, jedoch fehlt jeder Hinweis auf die Existenz eines Aaregletschers wie auch auf die aller ubrigen Gletscher.
Spatere Karten zeigten erstmals die Region der Berner Alpen senkrecht von oben, zeigen aber keine neuen Details des Gebirges. Es fehlen ihnen auch jegliche vermessungstechnischen Grundlagen, so dass der Hauptkamm der Berner Alpen in Ost-West-Richtung erscheint und der Brienzer See in NW-SO-Richtung.
Auf dem ersten wissenschaftlichen Gebirgspanorama der Alpen von
Jacques-Barthelemy Micheli du Crest
, dem
Prospect geometrique des montagnes neigees
von 1755, sind die Berner Alpen zwar eindeutig erkennbar, jedoch noch vollig unzureichend benannt. Nicht einmal
Albrecht von Haller
war in der Lage, Micheli du Crest die korrekten Namen der Berge mitzuteilen. Nur
Wetterhorn
und
Schreckhorn
sind dort richtig verortet. Es sind auch keine weiteren Bergnamen enthalten, die nicht schon in der Karte von Schopf 1578 enthalten gewesen sind.
Die Randbereiche der Berner Alpen, insbesondere auf der Berner Oberlander Seite, wurden in der Barockzeit und Romantik Reiseziel fur Dichter (
Goethe
) und Maler (
William Turner
,
Samuel Birmann
,
Caspar Wolf
). Insbesondere die
Grindelwaldgletscher
und der
Schmadribachfall
,
Rosenlauigletscher
und der
Unteraargletscher
galten als sehenswert.
Mit dem 1786?1802 entstandenen
Atlas Suisse
erschien 1812 das erste trigonometrisch fundierte Kartenwerk der Berner Alpen. Es zeigte zahlreiche Gipfel mit ? weitgehend korrekter ? Hohenangabe in Fuss. Zugleich war es das erste, das weitere, und zwar zahlreiche, Bergnamen enthielt, auch erstmals das Finsteraarhorn, und vor allem die Gletscher darstellte.
Die touristische Eroberung und damit die geografische Entdeckung der inneren Berner Alpen erfolgte vom Grimselpass her. Hier hatten schon in der Barockzeit Naturforscher ihren Stutzpunkt, und von hier starteten die Expeditionen zur Erstbesteigung von
Jungfrau
(1811) und
Finsteraarhorn
(1812 und 1829). Dabei verwechselte man zunachst einen sudlich vom Monch liegenden Berg mit der Jungfrau (sog. Trugberg).
1840 reisten
Louis Agassiz
und andere von der Grimsel auf den Unteraargletscher und erforschten erstmals die Fliessbewegung der Gletscher.
1894?1912 wurde die
Jungfraubahn
erbaut, die nun den Umweg uber den Grimselpass erspart, wenn man vom Berner Oberland zur Jungfrau oder auf den Monch will. 1913 wurde auch der
Lotschbergtunnel
fertiggestellt und mit ihm die bis heute einzige durchgangige Verkehrsverbindung uber die Berner Alpen zwischen Grimselpass und Saint-Maurice (heute mit Autoverlad). Seither ist auch das Lotschental von Norden her zuganglich.
Im Osten der Berner Hochalpen wurden nach und nach die Kraftwerksanlagen der KWO errichtet (
Raterichsbodensee
,
Grimselsee
,
Oberaarsee
).
In den 1960er- und 1970er-Jahren war eine Autobahn (Nationalstrasse) uber den
Rawilpass
geplant, die zwischenzeitlich wieder ad acta gelegt wurde.
Am Sudrand der westlichen Berner Alpen entstanden grossere Skigebiete, oberhalb von
Crans-Montana
, von
Anzere
und von
Les Diablerets
, wobei die Seilbahnen auf die Pointe de la Plaine Morte bzw. auf den
Sex Rouge
auch die Gipfelregionen erschliessen (Sommerskilauf). Auch am Sudrand der ostlichen Berner Alpen entstanden kleinere Skigebiete, so in Leukerbad, auf der
Belalp
und der
Bettmeralp
(mit
Eggishorn
).
Wildhorn
, Ebnefluh und Rosenegg wurden als Hubschrauberlandeplatze fur das
Heliskiing
ausgewiesen.
Davon abgesehen sind die Berner Hochalpen bis heute praktisch nur furs Wandern und Bergsteigen erschlossen; durch Wege und Pfade und durch Hutten der Alpenclubs (vor allem des SAC), von denen einige durch den Fruhjahrsskitourismus gross geworden, andere dagegen abgeschieden sind. Furs
Skibergsteigen
beliebt sind die Haute Route der Berner Alpen vom Grimselpass uber die Oberaarjochhutte, die Finsteraarhornhutte und
Konkordiahutte
ins Lotschental sowie die Verbindung vom Jungfraujoch (Jungfraubahn) ins Lotschental oder zur Konkordiahutte. Im Sommer sind ebenfalls die Bereiche gut besucht, die sich von der Jungfraubahn her erreichen lassen. Alle ubrigen Bereiche, insbesondere die gesamte
Nesthorn
-
Bietschhorn
-Gruppe samt ihren ins Rhonetal fuhrenden Talern sind noch sehr einsam. Vollig wild und unberuhrt ist bis heute das Tal des Fieschergletschers, durch das nur heikle Pfadspuren fuhren.
Ein wesentlicher Teil dieser Wildnis wurde 2001 als
UNESCO-Weltnaturerbe
Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn
ausgewiesen.
Die westlichen Berner Alpen sind intensiver erschlossen, insbesondere die Verdrahtung und Verbetonierung der Berge um Crans-Montana ist auffallig. Von den Skigebieten abgesehen sind sie aber, weil Fahrstrassen uber die Passe fehlen, ebenfalls noch recht naturbelassen und ein Wanderziel mit Ausblicken auf die gegenuberliegenden Walliser Alpen.
Sowohl am Nordrand der Berner Alpen ? durch die Hintere Gasse ? als auch an ihrem Sudrand ? zwischen Grimsel- und Gemmipass ? verlaufen ausgezeichnete Weitwanderwege. Die Nordroute gehort zur
Alpenpassroute
; beide Routen zahlen zum System der
Via Alpina
.
Gemass Artikel 5 des
Bundesgesetzes uber den Natur- und Heimatschutz
fuhrt die Schweiz ein
Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung
.
In den Berner Alpen gibt es acht in diesem Inventar aufgefuhrte
Landschaftsschutzgebiete
:
- Nr. 1501, Bezeichnung:
Gelten-Iffigen
, Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1977, Grosse: 4687 ha, Beschreibung: Wenig beruhrte Gebirgslandschaft mit mehreren imposanten Wasserfallen (Geltenschuss, Dungelschuss, Iffigenfalle) und anmutigen Seen (Lauenensee und Iffigensee). Auf dem Hohberg einzigartiges Beispiel fur eine vom Menschen wenig beeinflusste obere Waldgrenze mit besonders reicher Flora.
- Nr. 1507, Bezeichnung:
Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn-Gebiet (nordlicher Teil)
, Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1983, Revisionen: 1996, Grosse: 49'581 ha
- Nr. 1513, Bezeichnung:
Engstligenfalle mit Engstligenalp
, Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1996, Grosse: 2488 ha
- Nr. 1704, Bezeichnung:
Mont d’Orge pres de Sion
, Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1977, Grosse: 183 ha, Beschreibung: Freistehender Hugel mit an der Nordflanke eingebettetem See. Typische Landschaft des Mittelwallis. Stirn der Penninischen Decke mit Sandsteinen und Sandkalken. Auf der Sudseite Steppenrasen, Flaumeichen- und Fohrenbestande mit vielfaltiger warmeliebender Flora und Fauna. Nordhang bestockt mit Laubmischwald. Terrassenformig angelegte Rebkulturen. Schone Sicht auf die Stadt Sitten und die Rhone-Ebene.
- Nr. 1705, Bezeichnung:
Valere et Tourbillon
, Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1977, Grosse: 44 ha, Beschreibung: Zwei schroff aus dem Rhonetal aufsteigende, die Hauptstadt des Wallis dominierende Felshugel, gekront von historischen Baudenkmalern: Ruine des bischoflichen Schlosses auf Tourbillon, Kirche von Valeria, Allerheiligenkapelle. Xerische Pflanzengesellschaften mit seltenen Arten, u. a. subspontanes Vorkommen der Opuntia humifusa.
- Nr. 1706, Bezeichnung:
Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn-Gebiet
(sudlicher Teil), Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1983, Revisionen: 1998, Grosse: 47'306 ha
- Nr. 1711, Bezeichnung:
Raron-Heidnischbiel
, Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1996, Revisionen: 1998, Grosse: 276 ha
- Nr. 1714, Bezeichnung:
Bergij-Platten
, Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1998, Grosse: 275 ha
In den Berner Alpen liegen 26 geschutzte
Auenlandschaften
, die im
Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung
verzeichnet sind. Neben Auen an Flussen in den Alpentalern gehoren dazu auch mehrere hochalpine
Gletschervorfelder
und
alpine Schwemmebenen
.
Sieben grosse
Moorlandschaften
der Berner Alpen sind im
Bundesinventar der Moorlandschaften von besonderer Schonheit und von nationaler Bedeutung
aufgefuhrt.
Im Berner Oberland sind zwei umfangreiche
Jagdbanngebiete
ausgeschieden:
Schwarzhorn
und
Kiental
. Im Walliser Teil der Berner Alpen bestehen die Jagdbanngebiete
Aletschwald, Alpjuhorn, Bietschhorn, Wilerhorn
und
Leukerbad
.
- Sergio Marazzi:
Atlante Orografico delle Alpi. SOIUSA.
Pavone Canavese (TO), Priuli & Verlucca editori, 2005,
ISBN 978-88-8068-273-8
(ital.).
- Sergio Marazzi:
La “Suddivisione orografica internazionale unificata del Sistema Alpino” (SOIUSA)
? der komplette Artikel mit detaillierten Illustrationen (ital.; PDF; 1,6 MB).
- Karl Hausmann, Bernd Rathmayr:
Jungfrau Region: Tschingelhorn / Eiger / Fiescherhorner / Finsteraarhorn. Alpine Touren Berner Alpen.
Schweizer Alpen-Club
, 2010.
- Ueli Mosimann:
Alpine Touren Berner Alpen. Wildhorn / Wildstrubel / Bluemlisalp. Vom Sanetsch zum Petersgrat.
Schweizer Alpen-Club, 2011 (Neuauflage der
Clubfuhrer Berner Alpen
, Bd. 1 und 2).
- Christoph Blum:
Clubfuhrer Berner Alpen.
Bd. 3:
Bietschhorn-, Breithorn-, Nesthorn- und Aletschhorngruppe.
Schweizer Alpen-Club, 1994.
- Karl Hausmann:
Clubfuhrer Berner Alpen.
Bd. 4:
Tschingelhorn bis Finsteraarhorn.
Schweizer Alpen-Club, 1997,
ISBN 3-85902-162-1
.
- Ueli Mosimann:
Clubfuhrer Berner Alpen.
Bd. 5:
Von Grindelwald zur Grimsel.
Schweizer Alpen-Club, 1996.
- Ueli Mosimann:
Hochtouren Berner Alpen: Vom Sanetschpass zur Grimsel.
Schweizer Alpen-Club, 2013.
- ↑
Berner Alpen
(
Memento
vom 1. August 2010 im
Internet Archive
). Ubersicht uber den SAC-Fuhrer, auf
stadler-markus.de
.
- ↑
Die
Dominanz
beschreibt den Radius des Gebiets, welches der Berg uberragt.
- ↑
Die
Schartenhohe
ist die Hohendifferenz zwischen der Gipfelhohe und der hochstgelegenen
Einschartung
, bis zu der man mindestens absteigen muss, um einen hoheren Gipfel zu erreichen.
- ↑
Schweizer Landeskarte 1:10'000.
Abgerufen am 19. April 2024
.
- ↑
Richard Goedeke:
4000er ? Die Normalrouten auf alle Viertausender der Alpen.
Nochmals aktualisierte Neuauflage. Bruckmann, Munchen 2022,
ISBN 978-3-7654-5761-6
.
- ↑
Eiger, Monch und Jungfrau aus 200 Kilometer Entfernung von Hohkonigsburg (Chateau du Haut-Kœnigsbourg) in den Vogesen aus gesehen
, Wikimedia Commons