Berner Alpen

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Berner Alpen
Hauptgipfel der Berner Alpen rund ums Finsteraarhorn
Hauptgipfel der Berner Alpen rund ums Finsteraarhorn

Hauptgipfel der Berner Alpen rund ums Finsteraarhorn

Hochster Gipfel Finsteraarhorn ( 4274  m u. M. )
Lage Kanton Bern   Bern Kanton Wallis   Wallis Kanton Waadt   Waadt
Schweiz   Schweiz
Teil der Westalpen
Koordinaten 646902  /  153742 Koordinaten: 46° 32′  N , 8° 3′  O ; CH1903:  646902  /  153742
Dreigestirn aus Eiger , Monch und Jungfrau , von links nach rechts

Die Berner Alpen sind eine Gebirgsgruppe der Westalpen in der Schweiz in den Kantonen Bern , Wallis und Waadt . Sie bilden eines der ausgedehntesten und herausragendsten Gebirgsmassive der Alpen zwischen dem Berner Oberland im Norden und dem Rhonetal im Suden. Die Berner Alpen sind stark vergletschert. Die beiden langsten Eisstrome der Alpen, der Aletsch- und der Fieschergletscher , fliessen auf der Sudseite der Berner Alpen ins Wallis ab. Der hochste Berg ist das Finsteraarhorn mit einer Hohe von 4274 m. Am bekanntesten und am weitesten sichtbar ist das Dreigestirn aus Eiger , Monch und Jungfrau .

Geografie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Abgrenzung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Berner Alpenkette vom Berner Jura aus gesehen
Blick vom Faulhorn

Im Osten bilden das Haslital und der Grimselpass den Ubergang in die Urner Alpen , die gemass der SOIUSA -Gebirgsklassifikation auch zu den ≪ Berner Alpen im weiteren Sinne ≫ gerechnet werden konnen. Im Suden begrenzt der Lauf der Rhone im Kanton Wallis die Berner Alpen. Die Grenze nach Norden und Nordwesten bildet nach weitgehend einheitlicher Auffassung die Hintere Gasse , die markante Furche, die das vergletscherte Berner Hochgebirge von den im Sommer schneefreien Bergen und ihren besiedelten Talern trennt. Unsicher ist lediglich die Zuordnung der Lohnergruppe, in deren Bereich die Furche nicht vorhanden ist. Die der Furche nordlich vorgelagerten Berge werden in der Regel als Berner Voralpen bezeichnet, im Westen auch als Freiburger Voralpen und Waadtlander Voralpen . Kontrovers ist die Begrenzung im Sudwesten. Hier reichen die Berner Alpen als einheitliches Bergmassiv bis an das untere Rhonetal bei Saint-Maurice . Weil die letzten Berggruppen allerdings auf keiner Seite mehr zum Kanton Bern gehoren, nimmt man diese haufig vom Begriff der Berner Alpen aus und bezeichnet sie als Waadtlander Alpen [1] . Das gilt verbreitet fur die Gruppen des Grand Muveran und des Dent de Morcles , vielfach aber auch fur die Gruppe der Diablerets , die die Grenze zwischen den Kantonen Bern , Waadt und Wallis bilden. Der Einteilungsvorschlag SOIUSA tragt dem Rechnung und fasst Waadtlander Alpen und Berner Alpen (im engeren Sinne) in einer ubergeordneten Ebene als Berner Alpen im weiteren Sinne zusammen.

Gliederung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Berner Alpen zerfallen in zwei geologisch wie landschaftlich unterschiedliche Zonen: die westlichen Berner Alpen und die (ostlichen) Berner Hochalpen. Die westlichen Berner Alpen bestehen aus mehreren deutlich begrenzten Kalkmassiven, die maximal 3250 m hoch und nur massig vergletschert sind. Diese Region ist von Karsthochflachen, Plateaugletschern und starken Karstquellen gepragt. Mehrere Passubergange trennen diese Kalkstocke, die zwar keine Fahrstrassen, aber gute Fusswege und Saumpfade aufweisen: Der Sanetschpass liegt zwischen dem Sanetschhore und dem Arpelistock , der Rawilpass zwischen dem Wildhornmassiv und dem Wisshore , der Gemmipass zwischen dem Wildstrubel und dem Rinderhorn und der Lotschbergpass zwischen dem Balmhorn und dem Hockenhorn .

Die Berner Hochalpen ostlich davon bestehen aus stark vergletscherten langen Bergketten mit zahlreichen Gipfeln im Bereich um 4000 m Hohe. Es gibt zwischen den Talern kaum Passubergange, sondern eher hochgelegene Bergsattel, die zudem alle vergletschert sind.

Der flachenmassig grosste Teil der Berner Alpen befindet sich im Kanton Wallis. Das gilt fur die ganze Sudabdachung der Berner Alpen, aber auch fur das Leukertal, das Lotschental sowie den Aletsch- und den Fieschergletscher. Lediglich die Nordabdachung, die Aargletscher und das Gaulibecken samt dem Urbachtal gehoren zum Kanton Bern. Die Grenze zwischen Wallis und Bern verlauft im Wesentlichen uber die Wasserscheide zwischen Aare und Rhone . Ausnahmen sind allein die Passregionen von Sanetschpass und Gemmipass, die auch nordlich der Wasserscheide zum Wallis gehoren. Zahlt man auch die westlichen Gruppen zu den Berner Alpen, so hat auch der Kanton Waadt einen kleinen Anteil an den Berner Alpen (Nordabdachung der Dent-de-Morcles -Gruppe, der Muveran -Gruppe und der Diablerets ).

Gipfel [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Viertausender [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bild Gipfel Hohe [m] Lage (Kanton) Dominanz [2] Scharten­hohe [3] Bemerkungen [4]
Finsteraarhorn und Finsteraarjoch (links) von Nordnordwesten (2007) Finsteraarhorn 4274 Grenze Bern / Wallis
46° 32′  N , 8° 8′  O
51,65 km
→  Nadelhorn
2279 m
↓ Westl. Simplonpass
Nordwestlich schliesst das Agassizhorn an. Die beiden bedeutenden Nebengipfel liegen im Sudostgrat: der Turm Pt. 3694 m und der breite Felsklotz Pt. 3603 m (vgl. Liste der Dreitausender in den Berner Alpen ).
Aletschhorn und Grosser Aletschfirn von Nordosten, vom Grünegghorn aus gesehen (2013) Aletschhorn 4194 Wallis
46° 28′  N , 8° 0′  O
13,5 km
→ Finsteraarhorn
1043 m
↓  Lotschenlucke
Im Westen vorgelagert liegt das Kleine Aletschhorn (3745 m). Im Sudgrat auffallig sind der Sudgratgendarm Pt. 3948 m, ein markanter Doppelturm (ca. 3730 m), und die vier Turme des Pt. 3716 m.
Jungfrau von Norden (2008) Jungfrau 4158 Bern / Wallis
46° 32′  N , 7° 58′  O
8,5 km
→ Aletschhorn
694 m
↓  Jungfraujoch
Nordlich des Hauptgipfels, oberhalb der Nordwand, liegt die Wengen-Jungfrau (4085 m). Die unterste Erhebung im NO-Grat, direkt westlich uber dem Jungfraujoch, ist die Mathildespitze (3554 m).
Mönch von Westnordwesten, vom Stockhorn aus gesehen (2014). Rechts im Hintergrund der Zackengrat des Trugbergs. Weiter rechts die Sphinx. Links der lange Grat zum Nördlichen Eigerjoch, darüber die Spitze des Grossen Fiescherhorns. Monch 4110 Bern / Wallis
46° 34′  N , 8° 0′  O
3,55 km
→ Jungfrau
591 m
↓ Unteres Monchsjoch
Bemerkenswert ist der lange untere Nordostgrat zum Nordlichen Eigerjoch (3606 m), der von einer Firn- in eine Felsschneide ubergeht, die mehrere Gipfelturme aufweist.
Schreckhorn (links) von Nordwesten, vom unteren Bachalpsee aus gesehen (2017). Im Hintergrund das Finsteraarhorn. Schreckhorn 4078 Bern
46° 35′  N , 8° 7′  O
5,48 km
→ Finsteraarhorn
795 m
↓ Finsteraarjoch
Der Ostgipfel hat eine Hohe von ca. 4060 m. [5] Im Nordwestgrat liegen die zwei Gratgipfel des Nassihorns (3743 m, 3741 m).
Kleines (links) und Grosses Fiescherhorn von Norden, in der Mitte hinter dem Grat das Hintere Fiescherhorn (2014) Grosses Fiescherhorn 4049 Bern / Wallis
46° 33′  N , 8° 4′  O
4,8 km
→ Monch
396 m
↓ Fieschergrat
Hauptgipfel im Zentrum des Dreiecks aus Walcherhorn , Kleinem und Hinterem Fiescherhorn. Die ausgepragte Nordwestschulter erreicht eine Hohe von 3799 m.
Kleines und Grosses Grünhorn (Mitte) von Norden, rechts das Grünegghorn, links Grosses und Hinteres Fiescherhorn (2008) Grosses Grunhorn 4043 Wallis
46° 32′  N , 8° 5′  O
2,5 km
→ Grosses Fiescherhorn
303 m
↓ Kleine Grunhornlucke
Das Grosse Grunhorn wird eingerahmt von den Nebengipfeln Kleines Grunhorn (3912 m) im Norden und Grunegghorn (3863 m) im Suden. Im Sudostgrat liegt die scharfe Firnschneide Pt. 3584 m (vgl. Liste der Dreitausender in den Berner Alpen ).
Schreckhorn (links) und Lauteraarhorn (Mitte, mit Nord-, Mittel- und Hauptgipfel) von Süden (2007) Lauteraarhorn 4042 Bern
46° 35′  N , 8° 8′  O
0,95 km
→ Schreckhorn
128 m
↓ Schrecksattel
Im Nordgrat liegen zwei markante Nebengipfel: Der Mittelgipfel misst 4014 m, der Nordgipfel 4015 m. Auffallig ist auch noch der untere Sudostgratgendarm (3864 m).
Hinteres und Grosses Fiescherhorn von Osten, dazwischen im Hintergrund der Mönch (2010). Links der dunkle Turm Pt. 3981. Hinteres Fiescherhorn 4025 Wallis
46° 33′  N , 8° 4′  O
0,7 km
→ Grosses Fiescherhorn
102 m
↓ Fieschersattel
Das Hintere Fiescherhorn bildet zusammen mit dem Grossen Fiescherhorn einen Zwillingsgipfel. Im Sudgrat steht der markante Turm Pt. 3981 m.

Dreitausender (kleine Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bietschhorn und Nesthorn
Wetterhorner: Wetterhorn , Mittelhorn und Rosenhorn, von oberhalb Grindelwald aus gesehen (rechts: Mattenberg )

Gletscher [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den hohen Talabschnnitten der Berner Alpen liegen zahlreiche Gletscher. Darunter befindet sich mit dem Grossen Aletschgletscher der grosste Eisstrom der Alpen.

Gletscher (kleine Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Topographischer Atlas der Schweiz, 1884–1900. Östlich des Aletschgletschers ist der Fieschergletscher zu erkennen, am linken Kartenrand der Kanderfirn.
Topographischer Atlas der Schweiz , 1884?1900. Ostlich des Aletschgletschers ist der Fieschergletscher zu erkennen, am linken Kartenrand der Kanderfirn .
Im Osten der Berner Alpen liegen u. a. der Gauligletscher, der Unteraar- und der Oberaargletscher. Am weitesten nach Norden dringt der Rosenlauigletscher vor.
Im Osten der Berner Alpen liegen u. a. der Gauligletscher , der Unteraar- und der Oberaargletscher . Am weitesten nach Norden dringt der Rosenlauigletscher vor.

Geologie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Berner Hochalpen sind im Wesentlichen ein Teil des Aarmassivs , bestehen also aus mehr oder minder ortsansassigem (autochthonem) Kristallin , und zwar weitgehend aus Zentralem Aaregranit , Lauterbrunner Granit , Amphibolit , Gneisen und Schiefern . Mitten durch die Berner Alpen erstreckt sich in Langsrichtung das Alpine Langstal , von der Grimsel uber den Konkordiaplatz ins Lotschental und weiter nach Leukerbad . Im Nordwesten ist dem Aarmassiv ein Mantel von Jura -Kalk vorgelagert, der durch Druck von Suden steil aufgestellt ist und auf den zum Teil das Kristallin sogar uberschoben ist. Der aufgestellte Kalk ist am markantesten am Wetterhorn und am Eiger zu sehen, die Uberschiebung des Kristallins an der Jungfrau .

Der Kalkmantel bildet eine einheitliche Kolonne von markanten Gipfeln, vom Wetterhorn uber den Eiger zur Bluemlisalp und weiter uber das Doldenhorn und das Balmhorn bis zum Gemmipass. Er ist (zusammen mit den aufgeschobenen Kristallinstucken) das eigentliche Schaustuck der Berner Alpen, eine riesige Mauer von 2 bis 3 km Hohe und knapp 50 km Lange, mit Eiger, Monch und Jungfrau als Kernstuck, die bei gunstigen Sichtbedingungen sogar aus den Vogesen in 200 Kilometer Entfernung gesehen werden konnen. [6]

Das Kristallin ist im Bereich der Jungfrau eng mit dem Kalkmantel verflochten, weiter westlich ist es aber davon getrennt durch die Furche des Kanderfirns, des Lotschenpasses und der oberen Dala (Leukerbad). Hier taucht das Kristallin nach und nach ab und verschwindet samt dem Kalkmantel unter dem Rhonetal.

Die westlichen Berner Alpen bestehen im Wesentlichen aus Kalken der Unterkreide , nur in der Sudabdachung uber Sion auch aus Jurakalken.

Erschliessung und Tourismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sesselbahn bei Grindelwald mit Eiger im Hintergrund

Im Mittelalter dienten die Passe der westlichen Berner Alpen als Ubergange vom Berner Oberland ins Wallis. Uber den Gemmipass wurde ein Fahrweg angelegt, der allerdings nie zu verkehrsmassiger Bedeutung gelangte und bis heute fur Autos unpassierbar ist. Die Passregionen wurden schon fruhzeitig fur die Alpwirtschaft genutzt, und zwar insbesondere von den deutschsprachigen Alemannen , weshalb noch heute einige Gipfel dort, in sonst franzosischsprachiger Umgebung, deutsche Namen tragen (Rawilhorn, Wetzsteinhorn).

Die ins Rhonetal fuhrenden Taler wurden gegen Ende des Mittelalters mit Wasserleitungen ausgerustet, die der Bewasserung der trockenen Sudhange uber dem Rhonetal dienten und dienen (sog. Bisse oder Suonen ).

Besiedelt wurden auf der Nordseite nur die Taler entlang der Rander der Berner Alpen ( Lauterbrunnental , Kandertal , Engstligental , Simmental und das Saanenland , kleine Ausnahmen im Urbachtal und Stechelberg ), auf der Sudseite auch die Abhange der Berge sowie die Gegend rund um Leuk , das Lotschental und das untere Fieschertal . Der grosste Teil des Gebirges blieb nicht nur unbewohnt und ungenutzt, sondern auch unzuganglich und vollig unbekannt.

Die Karte der Schweiz von Konrad Turst (ca. 1496) zeigt in den Berner Alpen einige Dorfer auf der Nord- und auf der Sudseite, insbesondere Grindelwald, im Ubrigen aber nur den Weg uber die Gemmi und noch keinen einzigen Berggipfel. Die Karte des Bernischen von Thomas Schopf (1578) zeigt bereits sehr detailliert die Taler des Berner Oberlandes, im Suden Brigerbad und Leukerbad und den Kontrast der Vorberge zu den schroffen Hochgipfeln, von denen bereits Wetterhorn und Schreck(s)horn , Mettelberg , Eiger und Junckfrau(u) zutreffend bezeichnet sind, ferner die Gemmi mit dem Daubensee, die sieben Quellen des Retzlibergs und die Passe der westlichen Berner Alpen. Der mit Abstand grosste Berg ist das Schreckshorn . Die Quelle der Aare wird darauf korrekt jenseits der Grindelwalder Berge verortet, jedoch fehlt jeder Hinweis auf die Existenz eines Aaregletschers wie auch auf die aller ubrigen Gletscher.

Spatere Karten zeigten erstmals die Region der Berner Alpen senkrecht von oben, zeigen aber keine neuen Details des Gebirges. Es fehlen ihnen auch jegliche vermessungstechnischen Grundlagen, so dass der Hauptkamm der Berner Alpen in Ost-West-Richtung erscheint und der Brienzer See in NW-SO-Richtung.

Prospect geometrique des montagnes neigees (1755)

Auf dem ersten wissenschaftlichen Gebirgspanorama der Alpen von Jacques-Barthelemy Micheli du Crest , dem Prospect geometrique des montagnes neigees von 1755, sind die Berner Alpen zwar eindeutig erkennbar, jedoch noch vollig unzureichend benannt. Nicht einmal Albrecht von Haller war in der Lage, Micheli du Crest die korrekten Namen der Berge mitzuteilen. Nur Wetterhorn und Schreckhorn sind dort richtig verortet. Es sind auch keine weiteren Bergnamen enthalten, die nicht schon in der Karte von Schopf 1578 enthalten gewesen sind.

Die Randbereiche der Berner Alpen, insbesondere auf der Berner Oberlander Seite, wurden in der Barockzeit und Romantik Reiseziel fur Dichter ( Goethe ) und Maler ( William Turner , Samuel Birmann , Caspar Wolf ). Insbesondere die Grindelwaldgletscher und der Schmadribachfall , Rosenlauigletscher und der Unteraargletscher galten als sehenswert.

Mit dem 1786?1802 entstandenen Atlas Suisse erschien 1812 das erste trigonometrisch fundierte Kartenwerk der Berner Alpen. Es zeigte zahlreiche Gipfel mit ? weitgehend korrekter ? Hohenangabe in Fuss. Zugleich war es das erste, das weitere, und zwar zahlreiche, Bergnamen enthielt, auch erstmals das Finsteraarhorn, und vor allem die Gletscher darstellte.

Baedeker’s Schweiz mit Karte der Berner Alpen in der Zentralbibliothek Zurich

Die touristische Eroberung und damit die geografische Entdeckung der inneren Berner Alpen erfolgte vom Grimselpass her. Hier hatten schon in der Barockzeit Naturforscher ihren Stutzpunkt, und von hier starteten die Expeditionen zur Erstbesteigung von Jungfrau (1811) und Finsteraarhorn (1812 und 1829). Dabei verwechselte man zunachst einen sudlich vom Monch liegenden Berg mit der Jungfrau (sog. Trugberg).

1840 reisten Louis Agassiz und andere von der Grimsel auf den Unteraargletscher und erforschten erstmals die Fliessbewegung der Gletscher.

Jungfraubahn auf der Kleinen Scheidegg

1894?1912 wurde die Jungfraubahn erbaut, die nun den Umweg uber den Grimselpass erspart, wenn man vom Berner Oberland zur Jungfrau oder auf den Monch will. 1913 wurde auch der Lotschbergtunnel fertiggestellt und mit ihm die bis heute einzige durchgangige Verkehrsverbindung uber die Berner Alpen zwischen Grimselpass und Saint-Maurice (heute mit Autoverlad). Seither ist auch das Lotschental von Norden her zuganglich.

Im Osten der Berner Hochalpen wurden nach und nach die Kraftwerksanlagen der KWO errichtet ( Raterichsbodensee , Grimselsee , Oberaarsee ).

In den 1960er- und 1970er-Jahren war eine Autobahn (Nationalstrasse) uber den Rawilpass geplant, die zwischenzeitlich wieder ad acta gelegt wurde.

Am Sudrand der westlichen Berner Alpen entstanden grossere Skigebiete, oberhalb von Crans-Montana , von Anzere und von Les Diablerets , wobei die Seilbahnen auf die Pointe de la Plaine Morte bzw. auf den Sex Rouge auch die Gipfelregionen erschliessen (Sommerskilauf). Auch am Sudrand der ostlichen Berner Alpen entstanden kleinere Skigebiete, so in Leukerbad, auf der Belalp und der Bettmeralp (mit Eggishorn ). Wildhorn , Ebnefluh und Rosenegg wurden als Hubschrauberlandeplatze fur das Heliskiing ausgewiesen.

Davon abgesehen sind die Berner Hochalpen bis heute praktisch nur furs Wandern und Bergsteigen erschlossen; durch Wege und Pfade und durch Hutten der Alpenclubs (vor allem des SAC), von denen einige durch den Fruhjahrsskitourismus gross geworden, andere dagegen abgeschieden sind. Furs Skibergsteigen beliebt sind die Haute Route der Berner Alpen vom Grimselpass uber die Oberaarjochhutte, die Finsteraarhornhutte und Konkordiahutte ins Lotschental sowie die Verbindung vom Jungfraujoch (Jungfraubahn) ins Lotschental oder zur Konkordiahutte. Im Sommer sind ebenfalls die Bereiche gut besucht, die sich von der Jungfraubahn her erreichen lassen. Alle ubrigen Bereiche, insbesondere die gesamte Nesthorn - Bietschhorn -Gruppe samt ihren ins Rhonetal fuhrenden Talern sind noch sehr einsam. Vollig wild und unberuhrt ist bis heute das Tal des Fieschergletschers, durch das nur heikle Pfadspuren fuhren.

Ein wesentlicher Teil dieser Wildnis wurde 2001 als UNESCO-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn ausgewiesen.

Die westlichen Berner Alpen sind intensiver erschlossen, insbesondere die Verdrahtung und Verbetonierung der Berge um Crans-Montana ist auffallig. Von den Skigebieten abgesehen sind sie aber, weil Fahrstrassen uber die Passe fehlen, ebenfalls noch recht naturbelassen und ein Wanderziel mit Ausblicken auf die gegenuberliegenden Walliser Alpen.

Sowohl am Nordrand der Berner Alpen ? durch die Hintere Gasse ? als auch an ihrem Sudrand ? zwischen Grimsel- und Gemmipass ? verlaufen ausgezeichnete Weitwanderwege. Die Nordroute gehort zur Alpenpassroute ; beide Routen zahlen zum System der Via Alpina .

Schutzgebiete [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Landschaften von nationaler Bedeutung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gemass Artikel 5 des Bundesgesetzes uber den Natur- und Heimatschutz fuhrt die Schweiz ein Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung .

In den Berner Alpen gibt es acht in diesem Inventar aufgefuhrte Landschaftsschutzgebiete :

  • Nr. 1501, Bezeichnung: Gelten-Iffigen , Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1977, Grosse: 4687 ha, Beschreibung: Wenig beruhrte Gebirgslandschaft mit mehreren imposanten Wasserfallen (Geltenschuss, Dungelschuss, Iffigenfalle) und anmutigen Seen (Lauenensee und Iffigensee). Auf dem Hohberg einzigartiges Beispiel fur eine vom Menschen wenig beeinflusste obere Waldgrenze mit besonders reicher Flora.
  • Nr. 1507, Bezeichnung: Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn-Gebiet (nordlicher Teil) , Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1983, Revisionen: 1996, Grosse: 49'581 ha
  • Nr. 1513, Bezeichnung: Engstligenfalle mit Engstligenalp , Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1996, Grosse: 2488 ha
  • Nr. 1704, Bezeichnung: Mont d’Orge pres de Sion , Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1977, Grosse: 183 ha, Beschreibung: Freistehender Hugel mit an der Nordflanke eingebettetem See. Typische Landschaft des Mittelwallis. Stirn der Penninischen Decke mit Sandsteinen und Sandkalken. Auf der Sudseite Steppenrasen, Flaumeichen- und Fohrenbestande mit vielfaltiger warmeliebender Flora und Fauna. Nordhang bestockt mit Laubmischwald. Terrassenformig angelegte Rebkulturen. Schone Sicht auf die Stadt Sitten und die Rhone-Ebene.
  • Nr. 1705, Bezeichnung: Valere et Tourbillon , Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1977, Grosse: 44 ha, Beschreibung: Zwei schroff aus dem Rhonetal aufsteigende, die Hauptstadt des Wallis dominierende Felshugel, gekront von historischen Baudenkmalern: Ruine des bischoflichen Schlosses auf Tourbillon, Kirche von Valeria, Allerheiligenkapelle. Xerische Pflanzengesellschaften mit seltenen Arten, u. a. subspontanes Vorkommen der Opuntia humifusa.
  • Nr. 1706, Bezeichnung: Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn-Gebiet (sudlicher Teil), Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1983, Revisionen: 1998, Grosse: 47'306 ha
  • Nr. 1711, Bezeichnung: Raron-Heidnischbiel , Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1996, Revisionen: 1998, Grosse: 276 ha
  • Nr. 1714, Bezeichnung: Bergij-Platten , Jahr der Aufnahme in das Inventar: 1998, Grosse: 275 ha

Alpine Auenlandschaften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den Berner Alpen liegen 26 geschutzte Auenlandschaften , die im Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung verzeichnet sind. Neben Auen an Flussen in den Alpentalern gehoren dazu auch mehrere hochalpine Gletschervorfelder und alpine Schwemmebenen .

Moorlandschaften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Sieben grosse Moorlandschaften der Berner Alpen sind im Bundesinventar der Moorlandschaften von besonderer Schonheit und von nationaler Bedeutung aufgefuhrt.

Jagdbanngebiete [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Berner Oberland sind zwei umfangreiche Jagdbanngebiete ausgeschieden: Schwarzhorn und Kiental . Im Walliser Teil der Berner Alpen bestehen die Jagdbanngebiete Aletschwald, Alpjuhorn, Bietschhorn, Wilerhorn und Leukerbad .

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Sergio Marazzi: Atlante Orografico delle Alpi. SOIUSA. Pavone Canavese (TO), Priuli & Verlucca editori, 2005, ISBN 978-88-8068-273-8 (ital.).
  • Sergio Marazzi: La “Suddivisione orografica internazionale unificata del Sistema Alpino” (SOIUSA) ? der komplette Artikel mit detaillierten Illustrationen (ital.; PDF; 1,6 MB).
  • Karl Hausmann, Bernd Rathmayr: Jungfrau Region: Tschingelhorn / Eiger / Fiescherhorner / Finsteraarhorn. Alpine Touren Berner Alpen. Schweizer Alpen-Club , 2010.
  • Ueli Mosimann: Alpine Touren Berner Alpen. Wildhorn / Wildstrubel / Bluemlisalp. Vom Sanetsch zum Petersgrat. Schweizer Alpen-Club, 2011 (Neuauflage der Clubfuhrer Berner Alpen , Bd. 1 und 2).
  • Christoph Blum: Clubfuhrer Berner Alpen. Bd. 3: Bietschhorn-, Breithorn-, Nesthorn- und Aletschhorngruppe. Schweizer Alpen-Club, 1994.
  • Karl Hausmann: Clubfuhrer Berner Alpen. Bd. 4: Tschingelhorn bis Finsteraarhorn. Schweizer Alpen-Club, 1997, ISBN 3-85902-162-1 .
  • Ueli Mosimann: Clubfuhrer Berner Alpen. Bd. 5: Von Grindelwald zur Grimsel. Schweizer Alpen-Club, 1996.
  • Ueli Mosimann: Hochtouren Berner Alpen: Vom Sanetschpass zur Grimsel. Schweizer Alpen-Club, 2013.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Berner Alpen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Berner Alpen ( Memento vom 1. August 2010 im Internet Archive ). Ubersicht uber den SAC-Fuhrer, auf stadler-markus.de .
  2. Die Dominanz beschreibt den Radius des Gebiets, welches der Berg uberragt.
  3. Die Schartenhohe ist die Hohendifferenz zwischen der Gipfelhohe und der hochstgelegenen Einschartung , bis zu der man mindestens absteigen muss, um einen hoheren Gipfel zu erreichen.
  4. Schweizer Landeskarte 1:10'000. Abgerufen am 19. April 2024 .
  5. Richard Goedeke: 4000er ? Die Normalrouten auf alle Viertausender der Alpen. Nochmals aktualisierte Neuauflage. Bruckmann, Munchen 2022, ISBN 978-3-7654-5761-6 .
  6. Eiger, Monch und Jungfrau aus 200 Kilometer Entfernung von Hohkonigsburg (Chateau du Haut-Kœnigsbourg) in den Vogesen aus gesehen , Wikimedia Commons