Bengasi

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Bengasi
Bengasi (Libyen)
Bengasi (Libyen)
Bengasi
Koordinaten 32° 7′  N , 20° 4′  O Koordinaten: 32° 7′  N , 20° 4′  O
Basisdaten
Staat Libyen
Scha?biyya Bengasi
Einwohner 631.555 (2011)
Satellitenfoto von Bengasi
Satellitenfoto von Bengasi
Satellitenfoto von Bengasi

Bengasi (auch in den Schreibweisen Benghasi oder Benghazi , arabisch ??????   Banghazi , DMG Ban??z? , turkisch Bingazi ) ist eine libysche Hafenstadt im Nordosten des Landes und liegt an der Großen Syrte . Bengasi ist mit 631.555 Einwohnern (Stand: 2011) nach Tripolis die zweitgroßte Stadt Libyens und das politische und wirtschaftliche Zentrum der Kyrenaika . Weite Teile der Stadt wurden zerstort und ein großer Teil der Bewohner befindet sich auf der Flucht oder ist laut Angaben der Vereinten Nationen durch Hunger bedroht.

Die Stadt wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. von Griechen als Kolonie mit dem Namen Euhesperides gegrundet. Dieser Name bezieht sich auf die Garten der Hesperiden . Dem Mythos nach war es eine der Aufgaben des Herakles , aus diesen Garten die goldenen Apfel zu holen. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde die Stadt unter dem Namen Berenike erneut gegrundet. Im 2. Jahrhundert n. Chr. kam es aufgrund sozialer Missstande zu Unruhen.

Unter arabischer und turkischer Herrschaft

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Nach der arabischen Eroberung ab 643 n. Chr. und nach dem Ende des Widerstandes der Berber in der zweiten Halfte des 7. Jahrhunderts versank Bengasi in Bedeutungslosigkeit.

Die Turken besetzten Bengasi im Jahr 1578. Von 1711 bis 1835 wurde die Stadt von der Familie der Qaramanli von Tripolis aus regiert. Danach kam sie bis 1911 unter osmanische Herrschaft .

20. Jahrhundert

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Wahrend der italienischen Kolonialzeit (seit 1911) war Bengasi das Verwaltungszentrum der Kyrenaika. 1931 wurde der libysche Freiheitskampfer Umar Muchtar in Bengasi zum Tode verurteilt und im Konzentrationslager nahe der Stadt Soluk offentlich gehangt . Trotzdem fand eine gewisse Assimilation an die Italiener statt. So sprachen 1931 in Bengasi unter den Muslimen 35 % [1] der Manner und 2 % [1] der Frauen Italienisch. Unter der judischen Minderheit sprachen 67 % [1] der Manner und 41 % [1] der Frauen die Sprache des Kolonisators.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt durch Bombardierungen schwer beschadigt und wechselte ebenso wie die gesamte Kyrenaika funfmal den Besitzer: Am sechsten Februar 1941 wurde sie durch die 6. australische Division erobert und am 3. April von Erwin Rommel zuruckerobert. Am 24. Dezember 1941 eroberten sie die Briten und am 29. Januar 1942 eroberten sie die Deutschen zuruck. Nach der Niederlage von El Alamein drangten die Alliierten die Achsenmachte zuruck und am 20. November 1942 eroberten die Briten schließlich die Stadt ( siehe auch Afrikafeldzug ).

In den 1950er Jahren beherbergte die Stadt eine Residenz des libyschen Konigs und war damit neben Tripolis offizielle Hauptstadt des Konigreichs. Das Konigreich Libyen endete mit der Machtergreifung Gaddafis im Jahre 1969 und damit auch Bengazis Status. Die historische Kathedrale von Bengasi wurde dem Verfall preisgegeben.

1986 war die Stadt Ziel von Luftangriffen der amerikanischen Luftwaffe, die die US-Regierung als Vergeltung fur die mutmaßliche Unterstutzung terroristischer Aktivitaten durch Libyen befohlen hatte ( Operation El Dorado Canyon ). Im Februar 2006 kam es im Rahmen islamischer Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen zu gewalttatigen Ausschreitungen, in deren Verlauf das italienische Generalkonsulat in Brand gesetzt wurde. Bei den Zusammenstoßen mit der Polizei kamen mehrere Menschen ums Leben.

Verteilung der libyschen Olfelder: Der Schwerpunkt im Osten ist sichtbar.

Am 31. August 2008 unterzeichnete der italienische Ministerprasident Silvio Berlusconi in Bengasi ein Abkommen, mit dem sich Italien verpflichtete, uber 20 Jahre hinweg 5 Milliarden Dollar als Wiedergutmachung in die ehemals italienische Kolonie Libyen zu investieren.

21. Jahrhundert

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Im Februar 2011 wurde die Stadt ein Zentrum des Aufstands in Libyen gegen das Gaddafi -Regime. [2] Zwischen dem 17. und dem 20. Februar wurden heftige Kampfe in und um Bengasi ausgetragen, in deren Zuge die dort stationierte Garnison unter General Fattah Junis sich dem Aufstand anschloss. Am 19. Marz wurde die Belagerung der Stadt und der Beschuss mit schwerer Artillerie durch Gaddafi-Truppen im Rahmen des Internationalen Militareinsatz in Libyen gestoppt und die Stadt von den Aufstandischen am 20. Marz als befreit erklart. [3] [4]

Am 19. Mai 2012 fanden die Wahlen zum Stadtrat von Bengasi statt. In den ersten Wahlen seit 1964 wurde die 41 Mitglieder des Rates gewahlt. Die Wahlsieger aus jedem der Wahlbezirke vertreten zudem seither die Stadt im nationalen Ubergangsrat . [5] [6]

Anschlag auf die US-Vertretung

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Am Abend des 11. September 2012 griffen mehr als 100 schwerbewaffnete Ansar-al-Scharia -Anhanger das US-Generalkonsulat ( Welt-Icon) an; dabei starben der US-Botschafter J. Christopher Stevens , der nach Bengasi gekommen war, um Plane fur ein neues Kulturzentrum und zur Modernisierung eines Krankenhauses zu prufen, und ein Mitarbeiter des Konsulats. [7] Am nachsten Morgen folgte ein weiterer Angriff auf ein von der CIA genutztes Gebaude ( Welt-Icon) in der Nahe, dabei kamen zwei Sicherheitsbeamte der CIA ums Leben. [8] Die Aufbereitung des Anschlags fuhrte in den USA zu innenpolitisch motivierten Vorwurfen. [9]

Zweiter libyscher Burgerkrieg

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Nach dem Sturz Gaddafis nistete sich die islamistische Miliz Ansar al-Scharia in Bengasi ein und machte sich zur maßgeblichen Kraft im Schura-Rat der Revolutionare von Bengasi , der die Stadt beherrschte. Im zweiten libyschen Burgerkrieg seit 2014 griffen konkurrierende Milizen unter dem Kommando von Chalifa Haftar in einem Vorstoß, den er als ?Operation Wurde“ bezeichnete, Bengasi an. [10] Im Juli 2017 gab er bekannt, Bengasi erobert zu haben. [10]

Nach einem Unwetter am 10. September 2023 kommt es zu Uberschwemmungen. [11]

Die Hafenstadt ist Ostlibyens wichtigstes Wirtschaftszentrum. Industrie und Handel sind vor allem auf das Verarbeiten von landwirtschaftlichen Produkten aus dem Umland und den Fischfang ausgerichtet sowie auf Textilien und Zement . [12] Bengasi ist ein Zentrum des Erdolgeschafts im Nordosten Libyens; wichtige Arbeitgeber sind die Brega Oil Marketing Company und die Arabian Gulf Oil Company .

Die Stadt ist auf dem Landweg ( Kairo-Dakar-Highway ), auf dem Seeweg uber das Mittelmeer (Hafen von Bengasi) und auf dem Luftweg uber den Flughafen Bengasi ( IATA : BEN, ICAO : HLLB) zu erreichen.

Derzeit ist ein Neubau der Bahnstrecke Sirt?Bengasi als Teil einer panarabischen West-Ost-Achse im Bau. Von 1911 bis 1965 bestanden von Bengasi aus lokale Schmalspurbahnen ins Umland.

Die Universitat von Bengasi (Garyounis University) wurde 1955 gegrundet. [13] Die libysche International Medical University ist die erste akkreditierte private medizinische Universitat und wurde 2007 gegrundet.

Sohne und Tochter der Stadt

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  • Corrado Viciani (1929?2014), italienischer Fußballspieler und -trainer
  • Josef Romano (1940?1972), israelischer Gewichtheber, wahrend der Olympischen Spiele in Munchen ermordet
Bengasi
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Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschlage fur Bengasi
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Mittl. Tagesmax. (°C) 16,7 18,0 20,3 24,7 28,9 31,8 31,7 32,3 30,8 27,8 23,2 18,4 ? 25,4
Mittl. Tagesmin. (°C) 8,3 8,4 9,5 12,8 16,0 19,2 20,2 20,8 19,4 16,5 13,3 9,9 ? 14,6
Niederschlag ( mm ) 66 41 18 5 3 3 0 3 3 18 46 64 Σ 270
Sonnenstunden ( h/d ) 5,8 6,8 7,5 8,4 10,3 10,9 12,3 11,8 9,6 8,1 7,1 5,4 ? 8,7
Regentage ( d ) 12 10 3 1 0 0 0 0 0 3 6 10 Σ 45
Luftfeuchtigkeit ( % ) 76 73 67 58 55 55 65 67 65 64 70 74 ? 65,7
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Commons : Bengasi  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Georges Bensoussan : Juifs en pays arabes ? Le grand deracinement, 1850?1975 . In: Denis Maraval (Hrsg.): Collection Texto . 2. Auflage. Editions Tallandier, Paris 2021, ISBN 979-1-02105090-7 , S.   531 .
  2. Agenturen: Ghadhafi-Gegner und Polizei liefern sich Strassenschlachten ? 35 Tote. In: Tages-Anzeiger , 18. Februar 2011.
  3. Agenturen: Regimegegner gewinnen Boden. In: Die Zeit , 5. Marz 2011.
  4. Libya Live Blog - March 20 ( Memento vom 20. Januar 2012 im Internet Archive )
  5. Ibrahim Majbari: Cradle of Libyan revolution votes for local council . AFP vom 19. Marz 2012. Abgerufen am 19. Marz 2012. (englisch)
  6. George Grant: Bengha zi local election results announced? woman candidate wins most votes UPDATE . In: Libya Herald , 21. Mai 2012, abgerufen am 27. Mai 2012 (englisch).
  7. Remarks by the President to the UN General Assembly . Englisch. Prasident Obamas Rede vor der VN-Generalversammlung am 25. September 2012. Online auf whitehouse.gov.
  8. Associated Press: APNewsBreak: Different attackers in Benghazi? ( Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive ) 10. Juli 2014.
  9. Agenturen: Neue Vorwurfe gegen Clinton wegen des Attentats in Bengasi. In: Die Zeit . 11. Mai 2013, abgerufen am 27. Juni 2023 .
  10. a b Ulrich Schmid: Haftar feiert Eroberung Bengasis. Der Warlord im Osten Libyens verkundet einen Sieg uber die Islamisten . In: Neue Zurcher Zeitung , 7. Juli 2017, S. 7.
  11. Unwetter in Libyen : Verheerende Schaden, viele Tote befurchtet orf.at, 12. September 2023, abgerufen 12. September 2023.
  12. World and Its Peoples, North Africa in der Google-Buchsuche
  13. University of Benghazi ( Memento vom 10. Oktober 2012 im Internet Archive )