Belagerung von Metz

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Belagerung von Metz
Teil von: Deutsch-Franzosischer Krieg

Ubergabe von Metz an den Prinzen Friedrich Karl
Datum 20. August bis 27. Oktober 1870
Ort Metz
Ausgang Deutscher Sieg
Konfliktparteien

Norddeutscher Bund   Norddeutscher Bund

Frankreich Frankreich Frankreich

Befehlshaber

Norddeutscher Bund Prinz Friedrich Karl

Frankreich Frankreich Francois Bazaine

Truppenstarke

168.000

180.000 [1]

Verluste

5.700 Tote und Verwundete

178.000?187.000 Gefangene 42.000 Tote, Verwundete und Kranke

Die Belagerung von Metz wahrend des Deutsch-Franzosischen Krieges dauerte vom 20. August bis zum 27. Oktober 1870 und endete mit der Kapitulation der eingeschlossenen franzosischen Armee.

Marschall Bazaine

Nach der Niederlage in der Schlacht bei Gravelotte zog Marschall Bazaine die franzosische Rheinarmee am 18. August hinter den Festungsgurtel von Metz zuruck. Der Festungskommandant General Coffinieres erklarte, die Festung ohne Verstarkungen nur noch 14 Tage halten zu konnen, besonders die Ostfront zwischen den Dorfern Malroy ? Rupigny ? Noisseville ? Montoy und Colombey wurde stark befestigt. Das franzosische II. Korps wurde im Vorort St. Quentin untergebracht, Teile des V. Korps wurden an der Sudfront bei Longeville, das III. westlich Plappeville, das IV. auf den Hohen bei Le Coupillon etabliert. Das VI. Korps ruckte in die nordlichen Moselforts ein, die Garde wurde am Westufer ostlich von Plappeville konzentriert. Bazaine nahm seinen Sitz unter dem Schutz der Garde in Ban St. Martin . [2]

MacMahons Marsch

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Obwohl Marschall Bazaine kein Hilfsgesuch nach Paris sandte, wurde die Chalon-Armee unter dem Kommando von Marschall Patrice de Mac-Mahon aus der Gegend von Chalons zur Verstarkung nach Metz beordert. Am 21. August begann Mac-Mahon seinen Marsch durch Reims auf der Straße nach Rethel nordostwarts zur belgischen Grenze. Am 24. August erhielt Helmuth von Moltke die Nachricht, dass die franzosischen Lager bei Chalons aufgegeben worden waren. In seinem Hauptquartier in Ligny fuhrte er eine Besprechung mit Heinrich von Blumenthal und Friedrich Wilhelm, um sich uber seine Position und daruber zu informieren, ob MacMahon tatsachlich Bazaine bei Metz ablosen sollte. Moltke war immer noch davon uberzeugt, dass MacMahon die Absicht hatte, Paris zu decken. Am Nachmittag wurde Moltke informiert, dass MacMahon mit einer Armee von etwa 150.000 Mann bei Reims stand.

Wahrend die Maas-Armee nach Westen vorrucken sollte, wurde der Dritten Armee befohlen, sich leicht in Richtung Givry bzw. Changy zu bewegen. Wahrend des gesamten 25. August stieß die deutsche Kavallerie nach Westen und Nordwesten vor, konnte MacMahon jedoch nicht ausfindig machen. Obwohl es ihm immer noch schwer fiel zu glauben, dass MacMahon wirklich nach Nordosten in Richtung Metz marschierte, arbeitete er den Befehl aus, die drei Korps der Maasarmee zusammen mit zwei bayerischen Korps nach Damvillers zu bringen, um sich MacMahon dort entgegenzustellen, falls er wirklich den Fluss uberquert hatte. [3] Moltke gelang es schließlich die feindlichen Krafte von der Linie Stenay-Varennes in den engen Raum zwischen der Eisenbahnlinie Mezieres-Sedan und der Grenze von Belgien zudrangen. Infolge der anschließenden Niederlage am 30. August bei Beaumont , war MacMahon gezwungen, sich sofort um Sedan zu konzentrieren, was eine Entlastung von Bazaine in Metz unmoglich machte. [4]

Die Festung Metz

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Die Festung befand sich auf beiden Seiten der Mosel , die im Suden die Inseln St. Symphorien und Saidey und im Norden die Insel Chambiere bildete. Der Hauptteil der Stadt lag am rechten Moselufer und war von einem Gurtel aus Befestigungsanlagen umgeben. Die Linien begannen an der Insel Sauley, wechselten vom linken auf das rechte Ufer des Flusses und setzten sich auf dieser Seite bis zur Insel Chambiere fort. Hier befanden sich zwei vorgeschobene Werke , die Lunetten Chambiere und Miollis, deren Feuer auf die beiden Flussarme gerichtet war. Zwischen den Verteidigungsanlagen von Sauley und der Lunette von Chambiere befand sich auf dem linken Moselufer das große Fort La Moselle, das aus zwei ganzen und zwei halben Bastionen bestand. Dieses Werk beherrschte die Straßen nach Thionville und Verdun sowie die Eisenbahnlinie von Thionville nach Metz.

Die zusammenhangenden Linien des Ortes wandten sich auf der Insel Chambiere nach Osten und bildeten die ostliche und sudliche Verteidigungslinie der Stadt, die aus elf unregelmaßigen Bastionen mit Ravelins außerhalb bestand. Die Graben konnten durch Schleusen alle unter Wasser gesetzt werden. Die Enceinte der Stadt war durch mehrere vorgeschobene Werke in unmittelbarer Nahe abgedeckt. Dazu gehorten im Suden die Zitadelle , die aus einem Kronenwerk mit einem Ravelin bestand, sowie die vorgeschobenen Lunetten d'Arpon und Rogniat. Diese beherrschten die Insel St. Symphorien und das Gelande im Suden mit den Eisenbahnanlagen sowie die Straße nach Nancy . Die Redoute du Pate lag ostlich der Zitadelle und beherrschte das flache Gelande der Seille , das fur eine ausgedehnte Uberschwemmung genutzt werden konnte. Die Seille fließt zwischen dieser Schanze und dem vorgeschobenen Fort Gisors in die Stadt. Im Nordosten der Stadt, zwischen den Straßen, die nach Saarlouis und Bouzonville fuhren, befand sich das Fort Bellecroix, das aus drei bastionierten Fronten mit Ravelins bestand. Die linke Halbbastion und die angrenzende Bastion flankierten auch die Insel Chambiere und das linke Moselufer in Richtung St. Eloy. Vor diesen inneren Werken, in einer Entfernung von 4 bis 5 Kilometern von der Enceinte, entfernt, befanden sich auf den umliegenden Hohen eine Reihe von freistehenden Forts. Diese Festungen waren, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz fertiggestellt, durch Telegrafenleitungen mit dem Hauptwerk und teilweise auch untereinander verbunden. [5]

Die Einschließung

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Prinz Friedrich Karl von Preußen
Die von der Mosel durchzogene Festung Metz
Verteidigung von Metz, von Alphonse de Neuville

Die franzosische Rheinarmee wurde ab 20. August von der preußischen 2. Armee unter Fuhrung von Prinz Friedrich Karl nordlicher Abschnitt und linkes Moselufer und der 1. Armee , anfangs unter Karl Friedrich von Steinmetz , spater unter Edwin von Manteuffel sudlicher Abschnitt und rechtes Moselufer eingeschlossen. Die dazu notigen Belagerungsarbeiten leitete der durch seine technische Bildung versierte Generalstabschef der 2. Armee, Generalmajor von Stiehle .

Die 1. Armee am Sud- und Ostabschnitt der Festungsfront umfasste anfangs das I. , das VII. und das VIII. Armee-Korps sowie die 3. Reserve-Division unter General Rudolf Ferdinand von Kummer und die 1. und 3. Kavallerie-Division unter Generalleutnant von Hartmann bzw. von der Groben. Die 2. Armee bestand aus dem II. III., IX. und X. Armee-Korps und 3 Kavallerie-Divisionen. [6]

Vergebliche Ausbruchsversuche

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Bazaine ordnete am 26. August einen Ausfall an. Bazaine befahl zwei zusatzliche Brucken uber die Mosel zu bauen, um die drei Korps auf das rechte Flussufer bei Fort St Julien zu bringen. Von dort sollten sie durch die schwache Preußische Linie nordostlich von Metz stoßen und sich nach Thionville begeben. Der Ausbruchsversuch scheiterte jedoch. Schlechtes Wetter verzogerte den Vormarsch, so dass es den Preußen, gelang, genugend Verstarkungen heranzuziehen.

Ein zweiter Versuch folgte am 31. August. Marschall Bazaine plante, auf dem rechten Ufer der Mosel mit seiner ganzen Armee die feindliche Einschließung zu durchbrechen, die Mosel bei Thionville zu uberqueren und sich mit der Entsatzarmee unter Marschall MacMahon zu vereinigen. Die Franzosen versuchten ohne Erfolg, den Belagerungsring durch den Angriff bei Noisseville zu durchbrechen. Das VI. Korps unter Canrobert hielt entlang der Mosel den nordlichen Abschnitt gegen Malroy und Rupigny. Das 4. Korps unter Ladmirault und das 3. Korps unter Leboeuf hielt die verstarkte Front am Ostufer der Mosel. Das 2. Korps unter Frossard und das Gardekorps unter Bourbaki hielt die Stellungen am Westufer der Mosel und fungierte als Reserve. Der franzosische Angriff auf Failly und Rupigny wurde vollstandig abgewiesen, das Eingreifen der 18. Division unter General von Wrangel warf die Franzosen auch uber den Bach von Chieulles zuruck. Am folgenden Tag besetzten die Preußen das verlorene Noisseville wieder, die gesamte franzosische Armee ging unter dem Schutz der Kanonen von Metz im geordneten Ruckzug in die Festung zuruck. [7] Am 27. September, dem Tag, als die Festung Straßburg fiel, versuchte Bazaine erneut einen Ausfall. Die Truppen Friedrich Karls warfen die Franzosen bei Mercy le Haut bis Ars le Quenes mit großen Verlusten zuruck, die Dorfer La Grange und Colombey wurden dabei eingeaschert.

In der Nacht vom 1. zum 2. Oktober ließ Bazaine die Truppen das Korps unter Canrobert unter Deckung von 400 Wagen von Woippy aus nordwarts in die Felder zwischen den Linien vorrucken. Der Angriff der Franzosen auf Failly und Rupigny wurde nicht nur abgewiesen, sondern von den Deutschen sogar uber den Bach von Chieulles zuruckgeworfen. Ein weiterer Ausfall richtete sich gegen Ladonchamps, Ste.-Agathe, St.-Remy und Bellevue. Die Deutschen (Teile des III. Armeekorps ) mussten sich aus der außersten Linie, den Orten Ladonchamps und Ste.-Agathe, zuruckziehen, konnten aber die befestigte zweite Linie behaupten. Im Verlauf des Kampfes gelang es den Preußen, die Franzosen in ihre Ausgangsstellungen zuruckzutreiben. Das Ziel, zwei Bauernhofe mit großen Vorraten an Heu und Lebensmitteln, wurde nicht erreicht.

Der letzte Angriff der Rheinarmee begann am 7. Oktober 1870 in der Nahe der Ortschaften Bellevue, St.-Remy, Grandes Tapes und Petites Tapes. Ziel der Schlacht bei Bellevue war nicht mehr der Ausbruch mit der Vereinigung mit weiteren Verbanden, sondern die Beschaffung von Lebensmitteln. Der franzosische Hauptstoß, der von der kaiserlichen Garde unterstutzt wurde, richtete sich uber Woippy. Bei diesem Angriff musste die im Angriffsfeld stehende Division Kummer durch die 9. Infanterie-Brigade und andere Teile des X. Corps (General von Voigts-Rhetz ) unterstutzt werden. Das heftige Gefecht kostete die Deutschen 1.700, die Franzosen 1.250 Tote und Verwundete.

Bazaine sah sich durch das Ausbleiben notiger Verstarkung und Versorgung und nach Ausbruch einer Ruhr -Epidemie, die mit 20.000 Kranken die Lazarette uberfullte, nicht mehr in der Lage, weiter durchzuhalten. Am 25. Oktober begab sich auf seine Anweisung der greise franzosische General Changarnier ins deutsche Hauptquartier nach Corny, um die Bedingungen der Waffenstreckung zu erfahren. Bazaine kapitulierte schließlich am 27. Oktober mit noch 150.000 waffenfahiger Mannschaft. Das deutsche Belagerungsheer zahlte nach Abgaben [A 1] und eigenen Verlusten am Tag der Kapitulation noch 4.050 Offiziere, 167.338 Mannschaften und 642 Geschutze.

Nach der Belagerung in Gefangenschaft wurden 173.000 Soldaten in Gefangenschaft uberfuhrt, [8] eine Zahl, die erst in den Kesselschlachten des Zweiten Weltkrieges ubertroffen wurde. Wahrend der Belagerung hatten die Franzosen 2140 Offiziere und 42.350 Mann an Toten und Verwundeten verloren. Die Deutschen erbeuteten 53 Regimentsadler , 102 Mitrailleusen , 541 Feldgeschutze, 800 Festungsgeschutze sowie 300.000 Gewehre. 60.000 der Gefangenen wurden mit Zugen nach Suddeutschland transportiert. Die Kapitulation markierte einen Wendepunkt im Deutsch-Franzosischen Krieg. In Paris und zahlreichen franzosischen Stadten kam es zu Volkserhebungen. Die freigewordenen preußischen Armeen konnten nun gegen die franzosischen Truppen im Loiretal und als Verstarkung fur die Belagerung von Paris eingesetzt werden.

  • Michael Clodfelter: Warfare and Armed Conflicts A Statistical Encyclopedia of Casualty and Other Figures, 1492?2015 . IV Auflage. McFarland, Incorporated, Publishers, Jefferson 2017, ISBN 978-1-4766-2585-0 (englisch).
  • Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German conquest of France in 1870-1871 . Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 978-0-521-61743-7 (englisch).
  • Quintin Barry: The Franco-Prussian War, 1870-71 . Band   I . Helion & Company, Solihull 2007, ISBN 978-1-874622-64-2 (englisch).
  • Benno von Tiedemann: The siege operations in the campaign against France, 1870-71 . Her majesty's stationery office, London 1877, OCLC 559339704 (englisch).
  • Francois Roth: La guerre de 70 . Fayard, Paris 1990, ISBN 2-213-02321-2 (franzosisch).
Commons : Siege of Metz (1870)  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Das preußische II. Korps und die Kavallerie-Divisionen waren der Belagerungsarmee schon vor der Kapitulation entzogen worden und in Richtung Paris und Somme abgegangen.

Einzelnachweise

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  1. Matthias Steinbach>: [file:///C:/Users/Elpapador/Downloads/10.1524_mgzs.1996.55.1.1.pdf Metz 1870 ? Zum Alltag einer Belagerung im Deutsch-Franzosischen Krieg .] Militargeschichtliche Mitteilungen Band 55 (1996), Seite 18. Abgerufen am 26. April 2024
  2. Scheibert: Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland , Paulis Nachfolger, Berlin, 1895, S. 150.
  3. Barry: The Franco-Prussian War, 1870-71 Vol. 1, Helion & Company, Solihull, 2007 S. 155?159.
  4. von Tiedemann: The siege operations in the campaign against France, 1870-71 ., Her majesty's stationery office, London 1877 S. 66.
  5. von Tiedemann: S. 70ff.
  6. Berry: S. 271?288.
  7. Wawro: The Franco-Prussian War , Cambridge University Press, Cambridge, 2003 S. 198ff.
  8. ?Die Franzosen haben ihren Frauenzimmern etwas Krieg gezeigt“ . Die Welt, 7. Februar 2024, abgerufen am 26. April 2024