Bel Antonio

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Film
Titel Bel Antonio
Originaltitel Il bell’Antonio
Produktionsland Italien
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 1960
Lange 105 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Mauro Bolognini
Drehbuch Pier Paolo Pasolini
Gino Visentini
Produktion Alfredo Bini
Musik Piero Piccioni
Kamera Armando Nannuzzi
Schnitt Nino Baragli
Besetzung

Bel Antonio (Originaltitel: Il bell’Antonio ) ist ein Spielfilm mit Marcello Mastroianni und Claudia Cardinale . Er wurde 1960 von Mauro Bolognini inszeniert. Am Drehbuch hatte Pier Paolo Pasolini mitgeschrieben; es entstand nach dem Roman von Vitaliano Brancati , der sich in der faschistischen Ara abspielte und dessen Handlung man in die zeitgenossische Gegenwart verlegte.

Handlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der gutaussehende Antonio kehrt nach wenigen Jahren in Rom zu seinen Eltern im sizilianischen Catania zuruck. Aus der Hauptstadt eilt ihm der Ruf nach, enorm viele Frauen gehabt zu haben, sie hatten ?wie Katzen an seiner Ture gejault“. Seine wohlhabenden Eltern mochten ihn mit der ihm noch unbekannten Barbara vermahlen, was er zunachst zuruckweist. Als er ihr Foto sieht, verliebt er sich und erklart seine Heiratsbereitschaft, noch bevor er ihr begegnet ist.

Die pompose Hochzeit der beiden schonen jungen Leute ist ein Stadtereignis. Antonio zieht mit Barbara auf einen weitlaufigen Orangenhain, den ihm sein Vater uberlassen hat. Nach drei Monaten lasst sich Barbara vom Dienstmadchen erklaren, wie man eigentlich Kinder macht. Ein Jahr nach der Eheschließung sucht Barbaras Vater Antonios Vater auf und beschwert sich, dass Barbara noch immer unberuhrt ist. Ihre Familie erreicht die Zustimmung des Erzbischofs zu einer Annullierung der Ehe, weil sie nicht vollzogen worden ist. Weil Barbara unverzuglich einen steinreichen Herzog heiratet, hegt Antonios Familie den Verdacht, ihre Familie sei hinter dessen Geld her. Seinem Vetter vertraut Antonio an, dass er in Rom eifrig Huren besucht hatte, doch als er sich in ein Madchen ernsthaft verliebt habe, habe er korperliche Liebe nicht ertragen. Dasselbe sei ihm bei Barbara passiert, die er immer noch liebt. Das Dienstmadchen seiner Eltern erweist sich als schwanger ? dank, wie die Eltern annehmen, Antonio, was sie zur Rettung der Familienehre stolz in die Stadt hinausrufen. Antonio bleibt betrubt: Es bleibt ihm verwehrt, seine große Liebe Barbara nach seiner Fasson zu lieben.

Kritiken 1965 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zwar hatte der film-dienst fur die Romanvorlage viel Lob ubrig, die das ?in Sizilien ubersteigerte, aus vorchristlicher Zeit bis heute erhalten gebliebene Ehrgefuhl“ thematisiert. Doch schon Pasolinis Szenario gehe ?eine Stufe unter das Niveau des Romans, indem der Dialog ubersteigerte Zuge modernen Bauerntheaters bekam.“ Eine weitere Stufe tiefer agiere Bolognini, der gelegentlich ins Peinlich-Possenhafte entgleite. Zwar komme die Figur Antonio ?durch Mastroiannis hervorragendes Einfuhlungsvermogen trotzdem noch zur Wirkung,“ und Cardinale zeige eine große Begabung. Der Film des ?optisch verspielten“ Bolognini konne ? - vor allem durch die ansprechende Kameraleistung - als Regie-Talentprobe in allzu verschiedenen Stilen durchaus bestehen und wird gewiß auch manchen Filmfreund blenden.“ Doch die Form der ?komischen Tragodie“ lasse unzufrieden, die Erzahlung vermittle weder die psychischen und geistigen Zusammenhange noch die Beweggrunde der Protagonisten. ?Der Handlungsinhalt des Films betont zu stark das Komisch-Groteske der Wirklichkeit zur banalen Fatalitat und effektvollen Kolportage hin und trifft daher nicht mehr den uberlagerten melancholischen Ernst und die naturliche Ironie der Vorlage Brancatis.“ [1]

Die Filmkritik urteilte, das sei kein makelloser Film: ?Der Held aller seiner Filme ist der Mann, der die Frauen nur nach Muttern, Heiligen und Huren zu unterscheiden vermag (…) Bolognigis Versagen, wohl in seiner mangelnden Distanz zum eigenen Ich begrundet, ist es indes, seinen Helden imgrunde nie als geworden, sondern ? um diese prekare Vokabel hier einmal bewußt zu gebrauchen ? als geworfen anzusehn. (…) die soziale Landschaft und der historische Augenblick zahlen fur Bolognini nicht (…) Alles ist fur ihn nur optischer Beleg fur die seelische Verfassung des Helden, nie Teil einer uberprufbaren Realitat.“ Davon sei Bel Antonio insofern eine Ausnahme, weil Bolognini fur einmal immerhin die Bilder mit Sinn zu fullen verstehe, auch wenn er nach wie vor in keiner einzigen Einstellung aufs schon gestaltete Bild verzichte. Die Qualitat des Werks liege in seinem Angriff einer ?ganzen totalitar mannlichen Gesellschaft“. [2]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. film-dienst , Nr. 22/1965, gezeichnet von ?L.Sch.“
  2. Martin Ripkens: Bel Antonio . In: Filmkritik , Nr. 4/1965, S. 204?206