Beatrix von Berg
(*
1360
in
Burg an der Wupper
; †
16. Mai
1395
in
Neustadt an der Weinstraße
) war die Tochter von Herzog
Wilhelm II. von Berg
und durch Heirat
Kurfurstin von der Pfalz
.
Beatrix war die Tochter von Herzog
Wilhelm II. von Berg
und dessen Ehefrau
Anna von Wittelsbach
, Tochter des Kurfursten
Ruprecht II. von der Pfalz
. Sie wurde vermutlich in Schloss
Burg an der Wupper
der damaligen Residenz ihrer Eltern geboren.
Ab 1380 residierte der Vater als
Herzog von Berg
in
Dusseldorf
, wo sich wohl auch die unverheiratete Tochter bei den Eltern aufhielt.
1385 heiratete Beatrix den seit 3 Jahren verwitweten Kurfursten
Ruprecht I. von der Pfalz
, der bereits 75 Jahre zahlte. Beatrix war die Enkeltochter seines Neffen und Nachfolgers
Ruprecht II. von der Pfalz
.
Kurfurst Ruprecht I. und seine zweite Frau Beatrix residierten sowohl in
Heidelberg
, dessen
Universitat
der Pfalzer Herrscher grundete, als auch in Neustadt an der Weinstraße, wo dieser 1390 verstarb.
In der
Allgemeinen Deutschen Biographie
heißt es uber den Gemahl von Beatrix:
?Schon bei seinen Zeitgenossen stand Rupprecht I. in hohem Ansehen, er war auch außerlich eine Achtung gebietende Gestalt, eine ritterliche Erscheinung. Bei rucksichtsloser Thatkraft galt er als milder, wohlwollender Herr, als ein Schirmherr der Kirche und der Priesterschaft, als ein Freund der Witwen und Waisen. Die Judenschaft, deren finanzielle Macht er vortrefflich auszunutzen verstand, verehrte in ihm einen gerechten, humanen Beschutzer.“
?
Jakob Wille in: Allgemeine Deutsche Biographie, 1889, Band 29, S. 731?737
Beatrix von Berg uberlebte ihren Ehemann Ruprecht I. nur um 5 Jahre und starb 1395 ebenfalls in Neustadt.
Aus der Ehe gingen keine Nachkommen hervor. Die Kurpfalz erbte ihr Großvater
Ruprecht II.
, der Neffe ihres verstorbenen Mannes.
Ihr Mann hinterließ Beatrix als Witwengut Burg und Stadt
Neuburg am Rhein
sowie das Dorf
Hagenbach
und Naturalgefalle in
Bergzabern
.
[1]
Kurfurstin Beatrix wurde neben ihrem Gatten im Altarbereich der von ihm als Wittelsbacher
Memoria
gegrundeten
Stiftskirche (Neustadt an der Weinstraße)
beigesetzt. Beide Graber und Epitaphien sind noch erhalten. Die Graber befinden sich im Mittelgang des heute katholischen Chors der Stiftskirche, durch neuzeitliche Bronze-Inschriften gekennzeichnet. Die alten Grabplatten entfernte man zur Schonung aus dem Fußboden und platzierte sie ? aufrecht stehend ? an der Ruckwand des katholischen Kirchenteils (Scheidewand zum protestantischen Bereich).
Um 1910 ließ Stadtpfarrer Dr. Michael Glaser (1863?1915) vier große Statuen der hier begrabenen Pfalzer Herrscher
Rudolf II.
und
Ruprecht I.
, sowie der an ihrer Seite bestatteten Ehefrauen Beatrix von Berg und
Margarete von Sizilien-Aragon
fertigen. Sie wurden von dem renommierten Munchner Bildhauerprofessor
Hubert Netzer
aus weißem
Kelheimer Kalkstein
geschaffen und befinden sich an der nordlichen und sudlichen Langhauswand des katholischen Kirchenteils. Die Skulpturen im Stil des
Historismus
sind alten Darstellungen nachempfunden; die beiden Frauenfiguren und die Statue von Pfalzgraf Rudolf II. orientieren sich an den Abbildern auf ihren Epitaphien in der Stiftskirche.
Testamentarisch stiftete Beatrix von Berg in der Stiftskirche Neustadt eine ewige Messe an ihrem Todestag, bei der auch Kerzen auf ihrem Grab brennen sollten. Uberdies dotierte sie eine Stiftung, dass beiden Neustadter Burgermeistern jedes Jahr eine bestimmte Summe ausgezahlt werde, von der sie zu diesem Tag ?acht Rocke sollen keiffen und geben rechten husearmen, die des yeglichen Jars allernotdorftigst sint“.
[2]
In der
Stiftskirche (Neustadt an der Weinstraße)
finden jahrlich 2 ?Wittelsbacher-Messen“ statt, mit denen die dort seit dem Mittelalter bestehenden ewigen Messen zu 2 Terminen zusammengefasst werden. Hierbei wird ? vertretungsweise fur alle anderen verstorbenen Fursten ? stets das im Mittelgang befindliche Grab von Kurfurst
Ruprecht I.
und seiner Gemahlin Beatrix von Berg gesegnet.
Die Eltern von Kurfurstin Beatrix stifteten im
Altenberger Dom
das beruhmte Westfenster, welches als großtes gotisches Buntglasfenster nordlich der Alpen gilt. Sie sind darin als Stifterfiguren verewigt.
Der Bruder von Prinzessin Beatrix war
Ruprecht von Berg
(1365?1394), Furstbischof von
Paderborn
und von
Passau
, ein hochgebildeter und tatkraftiger Oberhirte, der mit nur 29 Jahren an der
Pest
starb, zwar als Priester, aber noch ehe er wegen seiner Jugend die Bischofsweihe empfangen konnte.
Ein weiterer Bruder war
Wilhelm von Berg
(1382?1428). In der Zeit zwischen 1402 und 1414 amtierte auch er als Furstbischof von Paderborn, wobei er die Diozese zusammen mit seinem geistlichen Berater
Gobelin Person
(1358?1421) eifrig im Sinne der
Devotio moderna
reformierte. Wilhelm von Berg besaß keinerlei geistliche Weihen, trat schließlich von seinem Bischofsamt zuruck und heiratete 1416, um den Familienstamm zu erhalten.
- Lukas Grunenwald
:
Wittelbachische Denkmaler und Jahrgedachtnisse in der Stiftskirche zu Neustadt a. d. H.
In:
Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz.
Band 19, 1895, S. 129?169.
- Alban Haas
:
Die Aegidien-Stiftskirche in Neustadt an der Haardt.
In:
Festschrift zur Feier des 90jahrigen Bestehens des Pfarrcacilienvereins Neustadt an der Haardt.
Pfarrcacilienverein, Neustadt an der Haardt 1933.
- Werner Rosener
:
Tradition und Erinnerung in Adelsherrschaft und bauerlicher Gesellschaft
, Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, S. 95 f.
[3]
- ↑
Quelle zum Witwengut von Kurfurstin Beatrix
- ↑
Das Seelbuch des Liebfrauenstifts zu Neustadt, Historischer Verein der Pfalz, 1993, Seiten 147?149
- ↑
Tradition und Erinnerung in Adelsherrschaft und bauerlicher Gesellschaft, herausgegeben von Werner Rosener, Vandenbeck & Ruprecht Gottingen 2003
in der Google-Buchsuche
ISBN 3-525-35576-9