Banteay Srei

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Angkor
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Gesamtansicht
Innerer Bereich des Tempelareals von Nordosten
Vertragsstaat(en): Kambodscha   Kambodscha
Typ: Kultur
Kriterien : i, ii, iii, iv
Referenz-Nr.: 668
UNESCO-Region : Asien und Pazifik
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1992  (Sitzung 16)

Banteay Srei ( Khmer ????????????????? ) ist eine hinduistische Tempelruine in der Region Angkor der kambodschanischen Provinz Siem Reap . Der auf Grund seiner Ornamentik als einer der kunstvollsten geltende Tempel wurde Mitte des 10. Jahrhunderts erbaut. Banteay Srei liegt rund 23 Kilometer nordostlich des Angkor Wat und 28 Kilometer nordostlich des Zentrums der Stadt Siem Reap am oberen Siem-Reap-Fluss.

Die Gesamtausdehnung der Tempelanlage betragt vom Gopuram im Osten, dem Eingangspavillon, bis zum westlichen Gopuram im dritten, außeren Mauerring 200 Meter. Da der ostliche Gopuram am Eingang uneingefasst ist und es keine Hinweise auf einen vierten Mauerring gibt, gehen einige Forscher von einer ehemaligen holzernen Palisade aus, andere von einem freistehenden Propylaum .

Lageplan
Tempelruine von Sudwesten

Vom Eingang fuhrt ein 67 Meter langer Prozessionsweg, der von Arkaden und Querpavillons beidseitig flankiert war, zum Gopuram der Ostseite des außeren von drei Mauerringen, die den Tempel rechteckig umschließen. Der außere Mauerring aus Laterit , der den Tempelteich einfasst, ist in Ost-West-Richtung 100 Meter und von Nord nach Sud 95 Meter lang. [1]

Der mittlere Mauerring am Ufer der kunstlichen Insel, ebenfalls aus Laterit, umgibt einen 42 × 38 Meter großen Hof. Wie der außere Mauerring, besitzt er im Osten und im Westen je einen Gopuram als Durchgang, wobei vom westlichen, einem einfacheren Ziegelbauwerk, nur wenig erhalten ist. Auch vom inneren Mauerring aus Ziegelsteinen, mit einer Seitenlange von 24 Metern, sind nur noch die Fundamente zu erkennen. [1] Der fur die inneren Bauten verwendete hochwertige rosa Sandstein lasst besonders detaillierte Ornamentik zu. Fast alle Wande der Gebaude im Tempelareal sind mit einem außergewohnlich feinen Reliefdekor verziert. Plastisch herausgearbeitete Girlanden und Laubornamente wechseln mit kachelartigen skulptierten Platten ab.

Mandapa vor dem zentralen Prasat und angrenzender sudlicher Prasat
Wachterfiguren vor der Mandapa und dem sudlichen Prasat

Im Zentrum der Anlage von Banteay Srei stehen drei Tempelturme, Prasat genannt, nebeneinander auf einer T-formigen, mit Friesen geschmuckten Plattform, wobei dem zentralen, etwa 10 Meter hohen Turm eine Mandapa , ein pavillonartiger Vorbau mit Ziegeldach, vorgesetzt ist. Die den zentralen Prasat nordlich und sudlich flankierenden Turme haben eine Hohe von etwas uber 8 Metern. [1] In zahlreichen Nischen stehen etwa 70 Zentimeter kleine Figuren: Devatas , Apsaras und Dvarapalas . Diese Kunstwerke sind so fein herausgearbeitet, dass sie eher wie geschnitzt anmuten als in Stein gemeißelt.

Der zentrale Prasat ist Tribhuvanamaheshvara , Shiva als großen Herrscher der drei Welten, der nordliche Vishnu und der sudliche Shiva geweiht. Alle Tempelturme besitzen neben den nach Osten ausgerichteten Eingangen je drei Scheinturen . Vor den Eingangen zu den seitlichen und der Mandapa des zentralen Prasat kauern mythische Yaksha -Wachter mit Lowen-, Affen- und Geistergesichtern auf Menschleibern, auf den Treppenmauern hocken Garudas . Nord- und sudostlich der Tempelturme stehen zwei Gebaude aus Sandstein und einigen Laterit-Bauteilen, die als ?Bibliotheken“ bezeichnet werden. Uber ihren Tonnengewolben sind die Dacher mit Ziegelsteinen in Kragbauweise gedeckt. [1]

Außergewohnlich sind die Flachreliefs auf den Tursturzen und Portalgiebeln der Tempelturme, ?Bibliotheken“ und Gopura mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie, insbesondere dem Ramayana . Die Tympana an den Giebeln der ?Bibliotheken“ gelten als die schonsten der Khmerkunst. [1]

Der Tempel wurde wahrend der Regentschaft von Rajendravarman II. (944?968) zu Ehren des Gottes Shiva errichtet. Auftraggeber waren die Brahmanen Yajnavaraha, Guru des spateren Konigs Jayavarman V. (968?1001), und dessen jungerer Bruder Vishnukumara, beide Enkel von Harshavarman I. und reiche Landbesitzer in der zu dieser Zeit Ishanapura genannten Region. [1] Die Einweihung erfolgte am 22. April 967. Der ursprungliche Name des Tempels lautete Tribhuvanamahesvara (?Großer Gott der dreifaltigen Welt“) und bezog sich auf eine Manifestation Shivas in der hinduistischen Uberlieferung. Der heute gebrauchliche Name Banteay Srei bedeutet ?Zitadelle der Frauen“ bzw. ?Zitadelle der Schonheit“.

Im Jahr 1914 wurde der Tempel per Zufall von franzosischen Archaologen wiederentdeckt, die bereits seit langerem in der Region Angkor tatig waren. Fur Aufsehen sorgte 1923 Andre Malraux mit dem Versuch, aus dem Banteay Srei herausgebrochene Skulpturen und Reliefs nach Phnom Penh und von dort aus Kambodscha, das damals als Teil von Franzosisch-Indochina noch unter franzosischer Kolonialherrschaft stand, nach Paris zu schaffen. Er wurde wegen Kunstraub verhaftet, vor Gericht gestellt und verurteilt. Die Haftstrafe von drei Jahren musste er jedoch nie absitzen, weil einflussreiche Intellektuelle in Frankreich zu seinen Gunsten interveniert hatten. Andre Malraux wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Kulturminister in der Regierung von General Charles de Gaulle .

Von 1931 bis 1936 wurde der fast vollstandig zerfallene Tempel unter der Leitung von Henri Marchal von der Ecole francaise d’Extreme-Orient in aufwendiger Kleinarbeit mit den damals neuen Methoden der Anastilosis wiederaufgebaut. Seit 2004 wird der Banteay-Srei-Tempel mit finanzieller Unterstutzung der Schweiz restauriert.

  • Robert C. Arndt, Simon Hoffmann: Looking Beyond a Temple. Archaeological Diagnosis at Banteay Srei, Cambodia, 2007/2008. With Contribuitions by M. Buess, B. Gerber and T. Sonnemann. Zeitschrift fur Archaologie Aussereuropaischer Kulturen 4, 2012, 27?101.
  • Vittorio Roveda: Khmer Mythology ? Secrets Of Angkor . River Books, Bangkok 1997. ISBN 0834804247 .
  • Michael Freeman, Claude Jacques: Ancient Angkor . Asia Books, Bangkok 1999. ISBN 9748225275 .
  • Louis Finot, Henri Parmentier, Victor Goloubew: A Guide to the Temple of Banteay Srei . Paris 1926.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Marilia Albanese: Angkor . National Geographic Art Guide. White Star, Vercelli 2006, ISBN 978-3-937606-77-4 , Meisterwerke der Steinmetzkunst: Banteay Srei, S.   116?126 .
Commons : Banteay Srei  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 13° 35′ 56,1″  N , 103° 57′ 46,7″  O