Ein
Baldachin
, auch
Himmel
genannt, ist entweder ein
Traghimmel
? ein schirmartiges
Sonnen-
und Zierdach, das bei kirchlichen
Prozessionen
uber der
Monstranz
getragen wird (
lateinisch
caelum gestatorium
)
[1]
? oder ein fest montiertes Prunk- und Zierdach fur
Throne
,
Bischofssitze
,
Altare
,
Betten
und anderes.
[2]
[3]
Baldachine konnen auch an einer Raumdecke aufgehangt sein. In der Architektur bezeichnet der Begriff steinerne Zierdacher, etwa uber Denkmalern oder Kanzeln, oder schmuckvolle Giebel.
[3]
Daruber hinaus gibt es ubertragene Wortbedeutungen.
Im kirchlichen Bereich werden verschiedene Formen des Baldachins auch als
Conopeum
bezeichnet.
Baldachine wurden ursprunglich aus
Brokatstoff
gefertigt. Das Wort Baldachin leitet sich von
italienisch
baldacchino
,
mittelhochdeutsch
baldekin
ab und bezeichnete ursprunglich einen in
Baldach
(mittellateinisch fur
Bagdad
) gefertigten Goldbrokatstoff.
Als Bezeichnung fur den Thronhimmel ist das Wort
Baldachin
im Deutschen seit dem Jahr 1667 belegt.
Orientalische Herrscher erschienen in fruheren Zeiten als Zeichen der Wurde unter einem von Dienern getragenen Baldachin. Diese Baldachine dienten einerseits als
Sonnenschutz
? sie waren damit Vorlaufer moderner
Sonnenschirme
?, andererseits aber auch zur Betonung ihrer Wurde. Als Geschenke gelangten Baldachine dann im fruhen Mittelalter in das Abendland. Spater wurden sie durch die
Kreuzzuge
und den Handel orientalischer Staaten mit
Venedig
in Europa weiter verbreitet.
In der
romisch-katholischen Kirche
wird ein Baldachin, auch als ?Himmel“ oder ?Traghimmel“ bezeichnet, bei
Sakramentsprozessionen
so gehalten, dass er sich uber dem
Allerheiligsten
befindet. Dies ist bereits seit dem 14. Jahrhundert ublich. Die Trager der Stangen des Himmels werden auch ?Himmeltrager“ genannt. Im Mittelalter wurde auch der Bischof bei einem feierlichen Empfang unter einem Baldachin geleitet, der Papst schritt an bestimmten Tagen unter einem Baldachin zum Altar.
[4]
Er entstammt dem orientalischen
Hofzeremoniell
und bietet Schutz gegen ungunstige Witterung, aber war gleichzeitig ein Attribut der Herrschaft.
[2]
Ein zusammenklappbarer Schirm, der bei einem
Versehgang
uber dem Priester gehalten wird, wird ?Umbella“
(
Umbraculum
)
genannt.
[4]
Baldachine treten auch als Elemente der Architektur auf, etwa als Uberdachung eines
Denkmals
. In diesem Fall sind sie aus Stein gefertigt.
Eine auf Saulen ruhende Uberdachung eines
Altars
wird als Baldachin bezeichnet oder genauer, insbesondere bei
fruhchristlichen
Kirchen, als
Ziborium
. Fur derartige Konstruktionen wurden außer Stein auch andere feste Materialien verwendet, wie Holz oder Metall. Das von dem Bildhauer
Gian Lorenzo Bernini
geschaffene
Ziborium im Petersdom
besteht fast vollstandig aus Bronze, nur die
Postamente
der vier Saulen sind aus Marmor. Berninis Werk gilt als innovative Kombination aus Ziborium und Baldachin, da er die Uberdachung des Altars auf Saulen (das Ziborium) mit dem fur einen Baldachin typischen herabhangenden Tuch verzierte, das er jedoch samt den
Quasten
aus Bronze nachbildete.
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit
Belegen
(beispielsweise
Einzelnachweisen
) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und
gute Belege einfugst.
Im weltlichen und privaten Bereich burgert sich im Mittelalter der von der Decke hangende, in einen Rahmen gespannte textile
Betthimmel
ein. Der holzerne Bettbaldachin der Renaissance ruht auf einem vierpfostigen Bettgestell (Saulenbett) und wird in der Regel nachts mit Vorhangen verschlossen. Haufig wurden auf Betthimmeln Geheimfacher angebracht, in denen das Ersparte auf die ?
Hohe Kante
gelegt“ wurde.
Die judische Hochzeit findet traditionell unter einem Stoffbaldachin, der sogenannten
Chuppa
, statt. Der Traubaldachin symbolisiert zum einen das Haus des neuen Ehemannes, zum anderen die Wirkstatte der Ehefrau. Der heute ubliche Stoffbaldachin ist seit circa dem 16. Jahrhundert in Gebrauch.
[5]
Der Begriff
Chuppa
ist so zum Synonym fur die judische Hochzeit schlechthin geworden.
In der
Heraldik
ist der sogenannte
Purpurbaldachin
Teil eines
Vollwappens
.
Bei Flugzeugen in
Hochdecker
- oder
Doppeldecker
-Bauweise wird das uber dem Rumpf liegende Mittelstuck der hochliegenden, oberen Tragflache sowie das Konstruktionselement, das diese mit dem
Rumpf
verbindet, als Baldachin bezeichnet.
[6]
Meist ist letzteres ein offenes
Fachwerk
aus Stielen und Streben, das die Rumpfoberseite mit dem oberen Tragflachenmittelstuck verbindet. Oftmals dient der Baldachin zur Aufnahme eines Kraftstoffbehalters.
Im Bereich der
Elektroinstallation
werden
Verteilerdosen
an der Decke fur Pendel- oder Hangeleuchten ebenfalls
Lampen-Baldachin
genannt.
[7]
Zumeist ist es ein Blech- oder Kunststoffhohlteil, das zur Kaschierung von elektrischen Anschlussen dient. Der Baldachin verdeckt dabei den Deckenauslass fur die Zuleitungskabel. Somit dient er neben dem sicherheitsrelevanten Schutz vor Beruhrungsspannung hauptsachlich der Asthetik, indem er undekorative Leitungsverbindungen und
Anschlussklemmen
versteckt.
Auch
Kinderwiegen
,
Stubenwagen
, Babybetten,
Kinderwagen
und
Hollywoodschaukeln
haben oft ein himmelartiges Dach aus Stoff. Jedoch wird dieses normalerweise nicht als Baldachin bezeichnet, außer wenn es sich um eine besonders aufwendige, uppig ornamentierte, zeltartige Konstruktion handelt.
Im Außenbereich (
Stadt-
, Garten- und Parkmoblierung) haben temporare
Partyzelte
ohne Seitenwande (sogenannte Garten- oder
Partypavillons
) den Charakter von Baldachinen.
In der Architektur sind Baldachine formal mit
Flugdachern
vergleichbar. Dies sind scheinbar schwebende Uberdachungen, haufig auf Stutzen. Als
Flugdach
werden jedoch eher großere, funktionelle Konstruktionen bezeichnet, wahrend die Bezeichnung
Baldachin
bei kleineren, reich verzierten und symbolischen Prunkhimmeln verwendet wird.
- Marga Weber:
Baldachine und Statuenschreine
(=
Archaeologica.
Bd. 87). Giorgio Bretschneider, Rom 1990,
ISBN 88-7689-036-X
(zugleich: Frankfurt am Main, Universitat, Dissertation, 1982).
- ↑
Vgl. Duden online:
Baldachin
(Bedeutung 2) und
Traghimmel
- ↑
a
b
Guido Fuchs
:
Fronleichnam. Ein Fest in Bewegung.
Pustet, Regensburg 2006,
ISBN 3-7917-1992-0
, S. 48f.
- ↑
a
b
Vgl. Duden online:
Baldachin
- ↑
a
b
Joseph Braun
:
Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit. Ein Handbuch der Paramentik.
2., verbesserte Auflage. Herder, Freiburg (Breisgau) 1924. (Reprographischer Nachdruck. Verlag Nova und Vetera, Bonn 2005,
ISBN 3-936741-07-7
, S. 240)
- ↑
Maurice Lamm:
Der Hochzeitsbaldachin (Chuppa)
chabad.org
- ↑
Wilfried Kopenhagen
:
Transpress Lexikon Luftfahrt
. 4., uberarbeitete Auflage.
Transpress
, Berlin 1979,
S.
67
(Stichwort: Baldachin).
- ↑
Baldachin.
In:
skapetze.com.
Abgerufen am 5. Mai 2024
.