Die
Deutsche Babcock AG
ubernahm nach der Neugrundung als
Borsig AG
1970 das inzwischen in eine GmbH umgewandelte (West-)Berliner Unternehmen und fugte 1999 den traditionsreichen Namen ?Borsig“ in seine Firmierung ein, um auf den internationalen Markten die Eigenstandigkeit zu unterstreichen.
Durch
Verschmelzung
des Maschinen- und Anlagenbauers
Babcock-Borsig AG
mit der BDAG
Balcke-Durr
AG
, handelt es sich nunmehr um eine gesellschaftsrechtliche Hulle, die im Rahmen des zum 1. September 2002 eroffneten
Insolvenzverfahrens
ubrig geblieben ist.
Der Wandel im Konzern wurde mit der Namensanderung von
Deutsche Babcock Aktiengesellschaft
in
Babcock-Borsig AG
im Jahr 1999 vollzogen und war nur ein letzter Akt in der bewegten Geschichte dieses Unternehmens. Firmensitz war durchgehend
Oberhausen
.
Aktie uber 1000 Mark der Deutsche Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke AG vom 30. September 1916
Der Name Babcock stammt von der in
London
im Jahr 1891 gegrundeten
Babcock und Wilcox
Ltd.
, einer Tochterfirma der US-amerikanischen Firma
Babcock, Wilcox & Company
, die 1898 die
Deutsche Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke Aktien-Gesellschaft
mit einem
Stammkapital
von 2 Mio.
Reichsmark
grundete und hieran 51 % der Anteile hielt. Erstmals 1909 wurden
Aktien
der
Deutschen Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke
an der Berliner Borse gehandelt. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten zeichnete sich Babcock durch verschiedene Innovationen auf dem Gebiet des
Kesselbaus
aus, etwa der ersten Staubfeuerung der Welt fur einen Kessel und den Bau des ersten
Benson-Kessels
.
1939 wurden die
Deutschen Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke
aufgrund der britischen Mehrheitsbeteiligung dem
Reichskommissar
fur die Behandlung feindlichen Vermogens unterstellt. Am 25. Marz 1945 stellten die Babcock-Werke ihre Arbeit ein, blieben jedoch aufgrund der britischen Mehrheitsbeteiligung von der
Demontage
verschont. Noch im selben Jahr wurde die Produktion wieder aufgenommen.
Konnte diese Mehrheitsbeteiligung zu einer schnellen Wiederaufnahme der Produktion in
Oberhausen
beitragen, so war sie in den nachsten Jahrzehnten eher hinderlich: Trotz weitgehenden Wegfalls der mit der britischen Gesellschaft vereinbarten Gebietsgrenzen im Nachgang zur Einfuhrung der
Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft
behielt sich die britische Muttergesellschaft die wesentlichen Weltmarkte außerhalb Europas vor. Abhilfe konnte erst 1975 erreicht werden, als der
Iran
den Briten eine Beteiligung von 25,02 % an der
Deutschen Babcock AG
abkaufte. Hierdurch wurde der Weg auch auf bedeutende Markte außerhalb Europas frei. Aufgrund des anhaltenden Wachstums wurde schon 1966 begonnen, den Konzern nach den Geschaftsbereichen Maschinenbau, Verfahrens- und Umwelttechnik und energietechnischem Anlagenbau zu strukturieren. 1970 erwarb Babcock die West-Berliner Firma
Borsig
.
Firmenlogo Deutsche Babcock seit 1975
Ein Schwerpunktprojekt war in dieser Phase die Lieferung des Reaktorsystems am in der Folge nur relativ kurz betriebenen
Kernkraftwerk Mulheim-Karlich
. Umstrukturierungen sollten in den nachsten Jahrzehnten zum Alltag gehoren: 1981 wurde die
Deutsche Babcock AG
(auch
Deutsche Babcock Anlagen AG
) zu einer reinen Holding, die zwischenzeitlich mehrere hundert Tochterfirmen zu verwalten hatte. Anfang der 1980er Jahre profitierte die Deutsche Babcock von dem aufkommenden Umweltbewusstsein; verscharfte Abgaswerte fur Industrieanlagen und erhohte
Wirkungsgrade
sorgten fur gefullte Auftragsbucher. 1987 verkaufte Iran seine Anteile, diese wurden breit gestreut. 1988 war die
Deutsche Babcock AG
Grundungsmitglied des von der
Deutschen Borse
eingefuhrten
Deutschen Aktienindex
, der die Kursentwicklung der 30 großten deutschen Unternehmen abbildet.
Die Aktie der
Deutschen Babcock AG
war am 15. September 1995 der erste Wert, der aus dem Dax ?abstieg“: Aufgrund zu geringer Marktkapitalisierung verdrangte die
SAP AG
die Aktie, die anschließend im
MDax
notiert wurde. 1997 kam es zu einer umfassenden Neuausrichtung der Konzernstruktur, es wurden sieben Bereiche nach den operativen Geschaftsfeldern geschaffen, in die die jeweiligen Konzerngesellschaften eingeordnet wurden.
Global-Inhaber-Aktie uber 500.000 Stammaktien der Babcock Borsig AG vom September 2000
1999 ubernahm die Babcock-Borsig AG das Industrie- und Werftengeschaft der
Preussag
, diese wurde hierdurch Großaktionar bei dem nun als
Babcock-Borsig AG
firmierenden Unternehmen. Im Jahr 2001 wurden diese Aktiengesellschaft und die hundertprozentige Tochter BDAG
Balcke-Durr
miteinander zur
Babcock-Borsig AG
verschmolzen.
Mitte 2002 gab die Babcock-Borsig AG akute finanzielle Schwierigkeiten bekannt. Neben dem damaligen
Ministerprasidenten
des Landes
Nordrhein-Westfalen
Wolfgang Clement
bemuhte sich auch der damalige
Bundeskanzler
Gerhard Schroder
um die Rettung des Konzerns. Am 4. Juli 2002 erklarte sich dieser fur zahlungsunfahig und stellte vor dem
Amtsgericht Duisburg
einen Antrag auf Eroffnung des
Insolvenzverfahrens
. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten rund 20.000 Menschen fur die durch Babcock-Borsig verwalteten Gesellschaften. Am 1. September 2002 wurde das Insolvenzverfahren uber das Vermogen von Babcock-Borsig eroffnet. Es handelte sich hierbei um das erste große Insolvenzverfahren in Deutschland, das in
Eigenverwaltung
nach der damals noch recht neuen
Insolvenzordnung
durchgefuhrt wurde. Geschaftsfuhrer der wesentlichen operativen Gesellschaften war
Hans-Gerd Jauch
.
Große Teile des Konzerns konnten verkauft und weiterbetrieben werden, ubrig blieb die Hulle der Holdinggesellschaft
Babcock-Borsig AG i.I.
, wobei seit 1. Marz 2004 im Insolvenzverfahren die Eigenverwaltung beendet wurde, so dass das Verfahren seither durch einen
Insolvenzverwalter
abgewickelt wird.
Der Bereich
Energietechnik
firmiert seit 2004 als
Hitachi Power Europe
mit Sitz in
Duisburg
.
Im Jahr 2005 wurden alle Anteile der
Babcock Borsig Service
von Bilfinger in Mannheim ubernommen. Aufgrund des Wachstums etablierte
Bilfinger
2006 ein eigenstandiges Geschaftsfeld mit der
Bilfinger Berger Power Services
als Fuhrungsgesellschaft.
In ihrer langen Geschichte war die Deutsche Babcock AG bzw. Babcock-Borsig AG unter anderem zu teilweise bedeutenden Anteilen an folgenden Unternehmen beteiligt: