Die
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(
BBAW
) ist eine Institution zur Forderung der
Wissenschaft
mit Sitz in
Berlin
und
Potsdam
, die 1992 durch Vertrag zwischen den Landern Berlin und
Brandenburg
gegrundet wurde. Sie ist Traditionsnachfolgerin der
Preußischen Akademie der Wissenschaften
,
[1]
zu deren Mitgliedern unter anderem die
Bruder Grimm
,
Wilhelm
und
Alexander von Humboldt
,
Lise Meitner
,
Theodor Mommsen
,
Albert Einstein
und
Max Planck
gehorten.
[2]
Die Berliner Akademie der Wissenschaften hieß seit:
[3]
Die Akademie fuhrt ihre Tradition auf die im Jahr 1700 vom
brandenburgischen
Kurfursten
Friedrich III.
nach einem Plan von
Gottfried Wilhelm Leibniz
gegrundete
Kurfurstlich Brandenburgische Societat der Wissenschaften
zuruck. Als
Preußische Akademie der Wissenschaften
gelangte sie zu Weltruhm.
[2]
Am 1. Juli 1946 wurde sie durch die
Sowjetische Militaradministration in Deutschland
als
Deutsche Akademie der Wissenschaften
in
Ost-Berlin
im fruheren Gebaude der
Preußischen Staatsbank
in der Jagerstraße 21?23 wiedereroffnet. In der
DDR
fungierte sie sowohl als Gelehrtengesellschaft als auch, vergleichbar beispielsweise mit der
Max-Planck-Gesellschaft
in
Westdeutschland
, als Tragerorganisation einer Forschungsgemeinschaft von außeruniversitaren Forschungsinstituten. Im Jahr 1972 erfolgte ihre Umbenennung in
Akademie der Wissenschaften der DDR
.
Im Zuge der
Wiedervereinigung Deutschlands
kam es zum Jahresende 1991 zur Auflosung der DDR-Akademie sowie zur nachfolgenden
Neukonstituierung
der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
(BBAW) gemaß
Staatsvertrag
der Bundeslander Berlin und Brandenburg vom 21. Mai 1992 als rechtsfahige
Korperschaft des offentlichen Rechts
mit dem Recht der Selbstverwaltung. 1993 nahm sie unter der Leitung des Grundungsprasidenten
Hubert Markl
ihre Tatigkeit auf. Akademieprasident ist seit 2020
Christoph Markschies
. Die Institution hat ihren Hauptsitz in Berlin in der Jagerstraße 22?23, einem ehemaligen Bankgebaude, das bis 1945 die
Preußische Seehandlung
beherbergte.
80
Nobelpreistrager
pragen die Geschichte der Akademie und ihrer Vorgangerinstitutionen. Heute ist sie mit rund 400 gewahlten Mitgliedern eine Fach- und Landergrenzen uberschreitende Wissenschaftlervereinigung und tragt eine besondere Verantwortung fur den Wissenschaftsstandort in der Hauptstadtregion. In interdisziplinaren Arbeitsgruppen befassen sich die Akademiemitglieder mit Zukunftsfragen unserer Gesellschaft. Zudem werden derzeit 25 Akademienvorhaben Erschließung und Sicherung des kulturellen Erbes sowie zahlreiche Drittmittelprojekte gefordert. Mit rund 400 Mitarbeitern ist die Akademie die großte außeruniversitare Forschungseinrichtung in Berlin-Brandenburg. International ist sie vertraglich mit rund 20 Akademien auf vier Kontinenten vernetzt.
[2]
Sie hat mit der
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
die
Junge Akademie
gegrundet, eine international singulare Form der Forderung des exzellenten Nachwuchses. Seit 2008 nimmt die BBAW unter Leitung der Leopoldina mit acatech (Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) sowie den anderen mit ihr in der
Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
zusammengeschlossenen Akademien Aufgaben der Nationalakademie wahr, insbesondere im Bereich der Politikberatung. 2010 wurde mit Unterstutzung der BBAW die Global Young Academy
[4]
gegrundet, die sich als Akademie fur junge Wissenschaftler aus der ganzen Welt versteht. Die Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA)
[5]
wurde auf Initiative der Jungen Akademie an der BBAW 2013 gegrundet und dient dem Austausch von Wissenschaftlern mit der arabischen Welt.
Es besteht eine anhaltende Kontroverse, ob die
Leibniz-Sozietat der Wissenschaften
oder die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften als die legitime Nachfolge-Organisation der im Jahre 1700 gegrundeten Societat der Wissenschaften zu betrachten ist.
[6]
Die Leibniz-Sozietat beruft sich auf die personelle Kontinuitat, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften auf den politischen Auftrag.
Das Haus Jagerstraße 22/23 ist das alteste erhaltene Gebaude der Randbebauung am Berliner
Gendarmenmarkt
. Es entstand in den Jahren 1901?1903 im Auftrag der
Seehandlungsgesellschaft
und spateren Preußischen Staatsbank nach Planen und unter Leitung des Architekten
Paul Kieschke
. Das dreigeschossige Bauwerk im Stil des
Neobarock
an der Jagerstraße ist mit einer
Sandsteinfassade
ausgestattet. Die
Schmuckwerke
am Haus wurden 1936?1940 reduziert. Im Inneren gab es in diesen Jahren dadurch Veranderungen, dass ein viergeschossiger Verwaltungsbau angegliedert wurde (Nummer 23). Dieser besitzt eine
Muschelkalkstein
-Verkleidung und entstand nach Entwurf von
Hubert Lutcke
.
[7]
Im großen Bankraum wurden anlasslich der Umnutzung fur die Akademie (nach dem Zweiten Weltkrieg) die fruheren Wande samt Saulen baulich verkleidet. Darauf kamen dann Schmuckwerke im zeitgenossischen Verstandnis, beispielsweise im Jahr 1984 ein Steinrelief von
Jurgen Karnopp
.
[8]
Weitere Standorte sind die ehemalige Preußische Staatsbibliothek
Unter den Linden
8 in Berlin-Mitte und das ehemalige Haus Stichnote
Am Neuen Markt
8 in Potsdam.
25 Akademienvorhaben
[9]
und eine Vielzahl von Drittmittelprojekten machen die Akademie zur großten außeruniversitaren Forschungseinrichtung mit geisteswissenschaftlichem Profil in der Region. Zu ihren Projekten gehoren große deutsche und fremdsprachige Worterbucher, die Edition von Texten und Quellen aus Antike, Mittelalter und Neuzeit, der Werke von ?Klassikern“ unterschiedlicher Wissenschaftsbereiche sowie Dokumentationen.
Die Akademie bundelt inhaltlich verwandte kurz- und langfristige Forschungsvorhaben in Zentren, die zur intensiveren Kooperation zwischen den Vorhaben und mit universitaren und außeruniversitaren Einrichtungen beitragen und die Sichtbarkeit der Akademieforschung erhohen sollen.
[10]
Zu den Zentren gehoren das Zentrum Sprache, dem das Vorhaben
Digitales Worterbuch der deutschen Sprache
zugeordnet ist oder das Mittelalterzentrum, das u. a. an dem Vorhaben
Monumenta Germaniae Historica
beteiligt ist.
In interdisziplinaren Arbeitsgruppen und Initiativen befassen sich Akademiemitglieder gemeinsam mit externen Fachkollegen und Nachwuchswissenschaftlern mit Zukunftsfragen unserer Gesellschaft.
[11]
Mit den als Forschungsberichte, Memoranden und Empfehlungen vorgelegten Ergebnissen und deren offentlicher Diskussion leistet die Akademie einen aktiven Beitrag zur Politik- und Gesellschaftsberatung.
Die Akademienvorhaben sind Teil des von Bund und Landern geforderten Akademienprogramms, das der Erhaltung, Sicherung und Vergegenwartigung unseres kulturellen Erbes dient. Koordiniert wird das Programm von der
Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften
. Zu den laufenden und abgeschlossenen Vorhaben gehoren
Zu den zahlreichen laufenden Drittmittelprojekten
[14]
gehoren unter anderem das
Corpus Nummorum Thracorum
.
Die Akademie organisiert eine Vielzahl von einmalig oder regelmaßig stattfindenden Veranstaltungen, darunter Vorlesungsreihen wie die
Akademievorlesungen
oder die
Ernst-Mayr-Lecture
, Thementage wie den Einsteintag oder den Leibniztag, die Berliner Religionsgesprache oder den
Salon Sophie Charlotte
.
[15]
Zur elektronischen Langzeitarchivierung der Publikationen von Mitarbeitern und fur Publikationen aus Akademievorhaben verfugt die BBAW uber eine elektronische Plattform, den edoc-Server.
[16]
Der Server wird von der Bibliothek der Akademie betrieben.
[17]
Gemeinsam mit der
Leopoldina
grundete die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften im Juni 2000 die
Junge Akademie
. Ihre Mitgliederzahl ist auf maximal 50 begrenzt. Zu Mitgliedern fur funf Jahre werden herausragende Vertreter aus dem promovierten wissenschaftlichen Nachwuchs gewahlt. Die Junge Akademie hat vorrangig die Aufgaben, den insbesondere interdisziplinar ausgerichteten wissenschaftlichen Diskurs unter herausragenden Nachwuchswissenschaftlern zu pflegen und Initiativen an den Schnittstellen von Wissenschaft und Gesellschaft zu fordern.
2010 wurde mit Unterstutzung der BBAW die Global Young Academy
[4]
gegrundet, die sich als Akademie fur junge Wissenschaftler aus der ganzen Welt versteht. Die Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA)
[5]
wurde auf Initiative der Jungen Akademie an der BBAW 2013 gegrundet und dient dem Austausch von Wissenschaftler mit der arabischen Welt.
Derzeit:
Fruher:
- Akademiestipendium der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (letztmals 2006)
- Eva und Klaus Grohe-Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (gestiftet vom Verlag de Gruyter) (letztmals 2006)
- Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (gestiftet von der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung) (letztmals 2005)
- Kant-Medaille (verliehen seit 2010) fur Personlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die Forderung von Bildung und Wissenschaft im internationalen Kontext verdient gemacht haben
[19]
- Sigrid und Heinz Hannse-Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften fur besondere Leistungen auf dem Gebiet der Gendermedizin
Mittelbar uber die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften vergibt deren Substruktur, der Interdisziplinare Forschungsverbund Digital Humanities in Berlin (if|DH|b), seit 2015 den
Berliner Digital Humanities Preis
.
[20]
- Jahresmagazin
(Fortsetzung von
Die Akademie am Gendarmenmarkt
)
- Jahrbuch
- Denkanstoße aus der Akademie
- Wissenschaftspolitik im Dialog
- Gentechnologiebericht
- #VerantwortungKI ? Kunstliche Intelligenz und gesellschaftliche Folgen
- Debatte
- Von 1998 bis 2015 gab die BBAW die vierteljahrlich erscheinende Zeitschrift
Gegenworte. Hefte fur den Disput uber Wissen
heraus,
[21]
die vom damaligen Prasidenten Dieter Simon gegrundet wurde.
[22]
- Christoph Markschies
,
Ernst Osterkamp
(Hrsg.):
Vademekum der Inspirationsmittel.
[Im Rahmen des Jahresthemas 2011/2012 ?ArteFakte ? Wissen ist Kunst, Kunst ist Wissen“.] Wallstein, Gottingen 2012,
ISBN 978-3-8353-1231-9
.
- Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
:
Vorlesungen zur Hermeneutik und Kritik. Kritische Gesamtausgabe, 2. Abt., Band 4.
Herausgegeben von Wolfgang Virmond. De Gruyter, Berlin/Boston 2012,
ISBN 978-3-11-025244-6
.
- Der Prasident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Gunter Stock
(Hrsg.):
Erbe und Zukunft / Heritage and the Future. Akademievorhaben, interdisziplinare Arbeitsgruppen und Forschungsprojekte der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Redaktion: Andreas Schmidt, Ubersetzung: Orla Mulholland. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin 2012,
ISBN 978-3-939818-33-5
.
- Der Prasident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.):
Vertrieben aus rassistischen Grunden: die Akademie der Wissenschaften 1933?1945. Ausstellung im Rahmen des Berliner Themenjahres 2013 ?Zerstorte Vielfalt. Berlin 1933 ? 1938 ? 1945“.
[Katalog; Recherche, Konzeption, Text: Peter Notzoldt. Red.: Andreas Schmidt.] Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin 2014,
ISBN 978-3-939818-48-9
.
- Constanze Breuer,
Barbel Holtz
, Paul Kahl (Hrsg.):
Die Musealisierung der Nation. Ein kulturpolitisches Gestaltungsmodell des 19. Jahrhunderts.
[Vortrage der Tagung ?Kultur ? Politik ? Museum. Musealisierung von Monarchie, (Vater-)Land und Nation im Deutschsprachigen Kulturraum des 19. Jahrhunderts“ (2013).] de Gruyter Oldenbourg, Berlin / Boston [2015],
ISBN 978-3-11-036242-8
.
(auszugsweises Digitalisat)
.
- Stephan Leibfried, Christoph Markschies, Ernst Osterkamp, Gunter Stock (Hrsg.):
Berlins wilde Energien. Portraits aus der Geschichte der Leibnizschen Wissenschaftsakademie.
De Gruyter, Berlin/Boston 2015,
ISBN 978-3-11-037598-5
.
- ↑
Akademiegeschichte.
In:
bbaw.de.
Abgerufen am 10. Mai 2024
.
- ↑
a
b
c
Die Akademie ? Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Abgerufen am 10. Mai 2024
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Home.
In:
Global Young Academy.
Abgerufen am 7. Juni 2016
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Josef Zens (2000).
Ein Streitfall fur Akademiker
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Berliner Zeitung
, 10. Mai 2000.
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Georg Dehio
:
Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler. Berlin.
Deutscher Kunstverlag, Berlin 2006,
ISBN 3-422-03111-1
, S. 123.
- ↑
Modell des Wandreliefs im Archiv der Brandenburgischen Wissenschaften, Sammlungsnummer P/BON-0693
(
Memento
vom 6. Oktober 2018 im
Internet Archive
), neu abgerufen am 11. Oktober 2017.
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Akademienvorhaben.
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Zentran.
In:
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Interdisziplinare Arbeitsgruppen und Initiativen.
In:
bbaw.de.
Abgerufen am 2. Februar 2022
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- ↑
Archivierte Webseite der Forschungsstelle
- ↑
Monumenta Germaniae Historica.
In:
bbaw.de.
Abgerufen am 9. Februar 2022
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- ↑
Alle Drittmittelprojekte.
In:
bbaw.de.
Abgerufen am 2. Februar 2022
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- ↑
Veranstaltungen.
In:
bbaw.de.
Abgerufen am 2. Februar 2022
.
- ↑
Homepage des Servers
- ↑
Homepage der Bibliothek der BBAW
- ↑
Erstmalige Verleihung des Technikwissenschaftlichen Preises der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
, Pressemeldung in
Informationsdienst Wissenschaft
vom 18. Februar 2010, abgerufen am 22. Februar 2010.
- ↑
Erstmalige Verleihung der Kant-Medaille An S. K. H. Prinz Salman bin Abdulaziz Al-Saud
, in
Informationsdienst Wissenschaft
vom 2. Juni 2010, abgerufen am 4. Juni 2010.
- ↑
Berliner Digital Humanities Preis 2015 verliehen
(
Memento
vom 27. Juni 2015 im
Internet Archive
), BBAW/PM-12/2015 vom 16. Juni 2015, abgerufen am 23. Juni 2015.
- ↑
Siehe
https://www.gegenworte.org/
siehe auch Eintrag der Zeitschrift in der Deutschen Nationalbibliothek unter
DNB
019227132
- ↑
Gegenworte: Hefte fur den Disput uber Wissen.
In:
webarchive.bbaw.de.
Abgerufen am 10. Mai 2024
.
52.5139
13.3942
Koordinaten:
52° 30′ 50″
N
,
13° 23′ 39,1″
O