Auguste zu Mecklenburg

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Auguste zu Mecklenburg. Portrat von Friedrich Georg Herzog (1752) im Schloss Gustrow

Auguste, Herzogin zu Mecklenburg [-Gustrow], auch Augusta , [1] genannt ?Prinzessin von Dargun“ (* 27. Dezember 1674 in Gustrow ; † 9. Mai 1756 in Dargun ) war die jungste Tochter des Herzogs Gustav Adolf zu Mecklenburg und dessen Frau Magdalene Sibylle , geb. Prinzessin von Schleswig-Holstein-Gottorf , Tochter von Friedrich III. , und die jungere Schwester von Herzogin Louise zu Mecklenburg .

Leben und Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Modell von Schloss Dargun im Zustand vor 1945

Herzogin Auguste entstammte der 18. Generation des mecklenburgischen Furstenhauses und war die letzte Prinzessin (Herzogin) des Hauses Mecklenburg-Gustrow . Sie blieb unverheiratet und lebte zunachst mit ihrer Mutter im Schloss Gustrow . Nachdem diese 1719 gestorben war, erhielt Auguste 1720 das Amt Dargun als Apanage . Schon fruh hatte sie ein lebhaftes religioses Interesse und entwickelte eine eigene, im Wesentlichen vom Pietismus gepragte Frommigkeit, die Zeitgenossen als alamodisches Kavalier-Christentum bezeichneten. [2] Ihren Hof auf Schloss Dargun , einem ehemaligen Kloster, wo sie mit einem ansehnlichen Hofstaat von etwa 150 Personen lebte, machte sie zu einem Zentrum des Pietismus im Lande. Sie nahm sich der Verwaltung ihres aus etwa 45 Ortschaften bestehenden Territoriums an und fuhrte eine Reihe von Reformen durch, insbesondere im Schul- und Gesundheitswesen. Alle Schulen erhielten neue Schulordnungen; in Dorfern, in denen es noch keine Schulen gab, wurden solche eingerichtet. Durch den Einsatz sogenannter ?Zugehfrauen“ schuf sie eine Vorstufe der spateren Gemeindeschwester.

Auguste zu Mecklenburg. Zeitgenossischer Kupferstich mit Allegorien der Rechtschaffenheit und des Glaubens

Unter dem Einfluss ihrer alteren Schwester Christine nahm ihre Frommigkeit an Radikalitat zu, und sie begann sich fur die Mystik Johann Wilhelm Petersens zu interessieren. Prediger, die sie durch Vermittlung ihres Neffen Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode , dem Sohn Christines, aus dessen Grafschaft erhalten hatte und mit denen sie unter ihrem Patronat stehenden Pfarrstellen in Levin, Groß-Methling und Rocknitz (alle heute Ortsteile von Dargun) besetzte, brachten die hallische Variante, den ?Bekehrungspietismus“, bei dem man nach einem ?Bußkampf“ zum ?Gnadendurchbruch“ kam, nach Mecklenburg. Mit 58 Jahren hatte die Herzogin selbst ein intensives Bekehrungserlebnis und war von da an voller Heilsgewissheit . Sie setzte alle ihre Energie darein, geistliches Leben in diesem Sinne in ihren Herrschaftsbereich zu bringen. Ihr Hof wurde zum Sammelpunkt einer Gemeinde von Bekehrten, aber auch zum Ausgangspunkt von Spaltungen und Geruchten. 1735 fuhrten die Auseinandersetzungen um den ?Enthusiasmus“ der Herzogin und ihrer Anhanger zur Entlassung des ihr kritisch gegenuberstehenden konservativen Hofpredigers Georg Friedrich Stieber und die Berufung des Wernigeroder Predigers Karl Heinrich Zachariae. [3] Der Streit zog Kreise: das herzogliche Konsistorium in Rostock ermittelte, und in etwa 60 Streitschriften wurde das Fur und Wider der Lehre vom ?Bußkampf“ in den Jahren 1736 bis 1739 offentlich erortert. Der Plan Augustes, 1736 die Pfarrstelle in Jordenstorf mit einem pietistischen Prediger besetzen zu lassen, fuhrte zu lange anhaltendem Widerstand des Geistlichen Ministeriums in Gustrow wie auch zu Tatlichkeiten der Ortsgemeinde selbst gegen die von ihnen als ?Darguner Ketzer “ und ? Quaker -Priester“ beschimpften Pietisten. Erst 1747 kam es zu einer Einigung. 1752 gelang es Auguste, mit Brudersdorf (heute ebenfalls Ortsteil von Dargun) auch die letzte der funf ihrem Patronat unterstehenden Kirchengemeinden mit einem pietistischen Pastor zu besetzen.

Auguste unterhielt enge Verbindungen mit ihren Schwestern und deren Familien, besonders mit den Hofen in Wernigerode und Danemark, die ihr auch glaubensmaßig nahestanden. Von der danischen Konigin Sophie Magdalene von Brandenburg-Kulmbach , der Frau ihres Neffen Christian VI. , wurde sie mit dem Ordre de l’union parfaite ausgezeichnet.

Augustes Hof war Anziehungspunkt fur Pietisten in ganz Mecklenburg, wie die Familie von Maltzan auf Teschow (heute Ortsteil von Teterow ) und von Zeppelin auf Wohrenstorf (heute Ortsteil von Cammin (bei Rostock) ), und hatte zugleich eine Ausstrahlungskraft, die weit uber das Land hinausreichte; auch Missionare der Danisch-Halleschen Mission kehrten hier ein und fanden Unterstutzung. Die Herzogin unterhielt eine reiche Korrespondenz mit ahnlich Denkenden in Ostfriesland , Gluckstadt , Kopenhagen und im Herzogtum Schweidnitz-Jauer . Ihr Einfluss auf die geistige und geistliche Entwicklung ihres Großneffen Herzog Friedrich von Mecklenburg , der als Kind und Jugendlicher haufig bei ihr zu Besuch war, war erheblich.

Auguste war die letzte standige herrschaftliche Bewohnerin des Schlosses zu Dargun. In ihre Zeit fallen noch einmal großere Um- und Ausbauten. West- und Sudflugel wahlte die Prinzessin fur sich aus. [4]

Beigesetzt wurde Auguste zu Mecklenburg in der Familiengruft im Gustrower Dom .

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Heinrich Wilhelmi: Augusta, Prinzessin von Meklenburg-Gustrow, und die Dargunschen Pietisten. In: Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 48, 1883, S. 89?284
  • Karl Schmaltz : Kirchengeschichte Mecklenburgs. Dritter Band. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1950, S. 151?165
  • Martin Brecht: Der Hallische Pietismus in der Mitte des 18. Jahrhunderts ? seine Ausstrahlung und sein Niedergang. In: Geschichte des Pietismus: Der Pietismus im achtzehnten Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 1995 (Geschichte des Pietismus, Band 2) ISBN 978-3-525-55347-3 , S. 319?357, hier S. 348
  • Gerhard Voß : Prinzessin Augusta von Mecklenburg-Gustrow und der Darguner Pietismus (Vortrag) , in: Jahrbuch fur Mecklenburgische Kirchengeschichte ? Mecklenburgia Sacra , Band 15, Wismar: Redaria 2012, S. 127?143.
  • Jonathan Strom: Conversion in Dargun. In: German Pietism and the Problem of Conversion. University Park, USA: Penn State University Press, 2021, S. 90?121, doi:10.1515/9780271080482-009 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Auguste zu Mecklenburg  ? Sammlung von Bildern

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Die Namensschreibung Auguste folgt Friedrich Wigger : Stammtafeln des Großherzoglichen Hauses von Meklenburg. In: Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 50, 1885, S. 111?326, hier S. 313 ( Digitalisat ( Memento vom 3. Juli 2012 im Internet Archive )); zur Titelfrage ? siehe hier .
  2. Nach Schwartz (Lit.), S. 151
  3. Eduard Jacobs:  Zachariae, Karl Heinrich . In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 641?646.
  4. Gerald Grafe: Augusta ? die Prinzessin von Dargun. In: Schweriner Volkszeitung vom 7. November 2011, Mecklenburg-Magazin, S. 27.