Auguste Piccard

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Auguste Piccard vor einer Kapsel zur Stratospharenforschung, 1932
Auguste Piccard mit Kapsel in Brussel, 1932

Auguste Antoine Piccard (* 28. Januar 1884 in Basel ; † 24. Marz 1962 in Lausanne ) war ein Schweizer Wissenschaftler, Physiker ( Experimentalphysik ) und Erfinder . Er ist der Zwillingsbruder des Chemikers Jean Felix Piccard und Vater von Jacques Piccard . Der Psychiater und Ballonfahrer Bertrand Piccard ist sein Enkel.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Auguste Piccard (im Trapez rechts) mit seinem Bruder Jean (links) als HD-Soldaten der Schweizer Ballontruppe, 1914?1918

Piccard und sein Zwillingsbruder Jean Felix Piccard wurden am 28. Januar 1884 in Basel geboren. Ihr Vater war der Chemiker Jules Piccard , ihre Mutter Helene Haltenhoff.

Piccard legte 1910 sein Diplom als Maschinenbauingenieur am Polytechnikum in Zurich (der spateren ETH) ab, 1913 folgte die Promotion . 1915 wurde Piccard Privatdozent, 1917 erhielt er eine Professur fur Mechanik und ab 1920 fur Physik an der ETH. 1922 erfolgte der Ruf an die Universitat Brussel , wo Piccard bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1954 lehrte.

Neben seinen bahnbrechenden Stratospharenexperimenten beschaftigte sich Piccard auch mit Atomphysik . Er sagte 1917 die Existenz eines dritten Uran-Isotops voraus, welches er Actinuran nannte. [1] Dieses wurde 1937 von Arthur Jeffrey Dempster entdeckt und als Uran-235 identifiziert. [2] Unter anderem konstruierte Piccard den damals genauesten Seismographen .

Stratospharenforschung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

≪Piccards Tauchkugel≫, Illustration von Theo Matejko , 1937

Vom Gelande der Augsburger Ballonfabrik aus gestartet, stellten Piccard und sein Assistent Paul Kipfer am 27. Mai 1931 an Bord des Ballons FNRS-1 in einer mit Sauerstoff versorgten Kapsel einen Hohenrekord von 15.781 m auf. [3] Damit war zum ersten Mal ein Mensch in die Stratosphare aufgestiegen. Die Notlandung erfolgte am Gurgler Ferner , ein 1989 in Obergurgl errichtetes Denkmal erinnert daran. Solche Fluge galten zuvor als unmoglich, niemand hatte den Ballon versichern wollen. Es fand sich auch niemand, der die Kapsel bauen wollte. [4]

Eine wichtige Motivation fur Piccards Aufstiege in die obere Atmosphare war die Moglichkeit, dort kosmische Hohenstrahlung zu messen. Piccard wollte damit experimentelle Beweise fur die Theorien seines Freundes Albert Einstein sammeln. Einstein hatte wie Piccard an der ETH studiert. Sie trafen sich auf der legendaren 5. Solvay-Konferenz 1927, die die damals bedeutendsten Physiker der Relativitatstheorie sowie der Atom- und Quantenphysik vereinte. Piccards Ballonaufstiege wurden theoretisch in Zusammenarbeit mit Albert Einstein vorbereitet und konnten tatsachlich einen Teil der speziellen Relativitatstheorie erfolgreich experimentell beweisen. [5] [6]

Am 18. August 1932 stieg Auguste Piccard mit dem belgischen Physiker Max Cosyns (1906?1998) zum zweiten Mal mit einem Gasballon auf, diesmal von Dubendorf in der Schweiz aus. Sie stellten mit 16.940 Metern ( geometrische Messung , barometrisch 16.201 Meter) einen neuen Weltrekord auf, der spater auf 23.000 m erhoht wurde. [7]

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte er den Bathyskaph ( FNRS-2 und Trieste ), einen Typ des Unterseeboots zur Erforschung der Tiefsee. Am 30. September 1953 stellte Piccard mit der Trieste einen neuen Rekord auf, als er im Tyrrhenischen Meer , begleitet von seinem Sohn Jacques Piccard, auf eine Tiefe von 3150 Metern tauchte. Das Ziel dieses Tauchgangs war die Erforschung des Tiefseelebens.

Eponyme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Piccard ist das Mesoskaph Auguste Piccard (PX-8) benannt, das bei der Schweizerischen Landesausstellung 1964 in Lausanne mit Touristen im Genfersee tauchte.

Im Jahr 1960 erhielt die Bucht Piccard Cove in der Antarktis seinen Namen, ebenso 2002 der Asteroid (43806) Augustepiccard .

Piccard als literarische Figur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Auguste Piccard ist die Inspiration fur die Figur Professor Bienlein (franz. Prof. Tournesol , engl. Prof. Calculus ) in der Comicserie Tim und Struppi . Deren Schopfer Herge hatte als Schuler Piccard in Brussel kennengelernt, wo den Schweizer Professor mit seiner eindrucksvollen Korpergroße und seinem auffalligen Aussehen (wirres Haar, steifer Kragen) jedes Kind kannte. Wahrend der fiktive Professor Bienlein mit einer selbstgebauten Nuklearrakete zum Mond flog, bezeichnete der echte Piccard noch kurz vor seinem Tode Wernher von Brauns Plane zum Mondflug als ?gefahrliche Utopie“. [6]

Moglicherweise geht auch Adrian Leverkuhns Erzahlung uber eine Unterwasserexpedition in Thomas Manns Doktor Faustus auf Berichte uber Piccards Experimente zuruck. Piccards Stratospharenflug von 1931, der mit einer Notlandung am Gurgler Ferner endete, ist das Thema von Norbert Gstreins Novelle O 2 aus dem Jahr 1993. An der Stelle dieser Notlandung errichtete man 2017 die Piccard-Brucke .

Schriften [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Uber den Wolken, unter den Wellen. Brockhaus, 1954.
  • Neue Augsburger Zeitung (Hrsg.): Prof. Piccards Forschungsflug in die Stratosphare . Verlag Literar. Institut von Haas & Grabherr, Augsburg 1931. Mit Beitragen von Professor Dr. A. Piccard, Ingenieur P. Kipfer und anderen Sachverstandigen.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Auguste Piccard  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. A. Hermann: Das Mutterisotop der Kernspaltung 235 U ? 50 Jahre . In: Isotopenpraxis Isotopes in Environmental and Health Studies . Band   21 , Nr.   7 , 1985, S.   237?240 , doi : 10.1080/10256018508623501 .
  2. The Explorer Gene: How Three Generations of One Family Went Higher, Deeper … ? Tom Cheshire ? Google Books. In: books.google.c. Abgerufen am 3. April 2014 .
  3. FAI celebrates 90th anniversary of Auguste Piccard breaking the stratospheric barrier auf der Website der Federation Aeronautique Internationale vom 27. Mai 2021, abgerufen am 31. Juli 2021 (englisch).
  4. Bertrand Piccard ? Von Hohenflugen und vom Scheitern Minute 9
  5. Hansruedi Voelkle: Die kosmische Hohenstrahlung. Bull. Soc. Frib. Sc. Nat. Vol. 100 (2010) S. 1 (PDF; 3,4 MB)
  6. a b Nachruf Piccard: DER SPIEGEL, 14/1962
  7. Erich Tilgenkamp: Reisen in ungewohnliche Raume. Eine autorisierte Biographie. Verlag neues Leben, Berlin 1956.