Aslan Alijewitsch Maschadow
[
m??sxad?f
] (Nachname im Deutschen auch
Maßchadow
oder
Masschadow
,
tschetschenisch
Масхадан Али к?ант Аслан
,
russisch
Аслан Алиевич Масхадов
; *
21. September
1951
in Schakai,
Kasachische SSR
; †
8. Marz
2005
in
Tolstoi-Jurt
,
Tschetschenien
) war ab 1997 Prasident der international nicht anerkannten
Tschetschenischen Republik Itschkerien
und nach der gewaltsamen Wiedereingliederung des Landes in die Russische Foderation eine der Fuhrungsfiguren des tschetschenischen Widerstandes.
Maschadow wurde 1951 in der
Sowjetrepublik Kasachstan
im Dorf Schakai geboren. Das tschetschenische Volk war am 23. Februar 1944 unter
Josef Stalin
aus seiner Heimat nach Mittelasien vertrieben worden. 1957 wurde Maschadows Familie erlaubt, in den
Kaukasus
zuruckzukehren. Maschadow trat in die
Sowjetarmee
ein und wurde in
Tiflis
zum Berufsoffizier der Artillerie ausgebildet. 1981 absolvierte er die Militarakademie in
Leningrad
. Danach wurde er zu einem Artillerieregiment nach Ungarn versetzt. Seit 1990 fungierte er als Befehlshaber der Artillerie- und Raketentruppen in
Vilnius
, der Hauptstadt der damaligen litauischen Sowjetrepublik. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1992 zog er sich aus der Armee zuruck und kehrte im Rang eines Obersten nach Tschetschenien zuruck.
Nach dem Ende der Sowjetunion wurde Maschadow Stabschef der tschetschenischen Armee unter dem ersten tschetschenischen Prasidenten,
Dschochar Dudajew
. Durch den Sieg gegen die
russischen Truppen
im
Ersten Tschetschenienkrieg
von 1994 bis 1996 erwarb sich Maschadow politisches Ansehen.
Nach dem Tod von Dschochar Dudajew im April 1996 wurde
Selimchan Jandarbijew
Interims-Prasident, wahrend Maschadow zum Interims-Ministerprasidenten bestimmt wurde. In dieser Funktion handelte Maschadow im August 1996 mit der russischen Regierung ein Waffenstillstandsabkommen aus. Jandarbijew und Maschadow kandidierten beide fur die Prasidentschaftswahl vom 27. Januar 1997. Die Wahl, die auch von
OSZE
-Beobachtern als frei und fair eingestuft wurde, gewann Maschadow.
Im Mai 1997 unterzeichneten Maschadow und der russische Prasident
Boris Jelzin
einen Friedensvertrag, in dem die Konfrontation zwischen Russland und Tschetschenien fur beendet erklart wurde. Gegen den wachsenden Einfluss fundamentalistischer Gruppen unter ihrer Leitfigur
Schamil Bassajew
kam Maschadow indes nicht an, und der Aufbau staatlicher Strukturen scheiterte. So nahmen in der Region die Kriminalitat, terroristische Aktionen und die Islamisierung des offentlichen Lebens zu.
Der Versuch Bassajews, durch einen
Angriff
auf die Nachbarrepublik
Dagestan
im September 1999 den Widerstand gegen Russland uber Tschetschenien hinauszutragen, diente als Anlass fur den
Zweiten Tschetschenienkrieg
. Der neue russische Staatschef
Wladimir Putin
ordnete bereits einen Monat spater den erneuten Einmarsch der russischen Armee in Tschetschenien an.
Die tschetschenischen Widerstandskampfer zerstreuten sich daraufhin in den landlichen Gebieten und verließen die Hauptstadt
Grosny
. Maschadow ging in den Untergrund. Anstelle des gewahlten Prasidenten Maschadow setzte die russische Regierung im Juni 2000 den ihr genehmen
Achmat Kadyrow
als Verwaltungschef in Tschetschenien ein. Auf Maschadow schrieb sie ein Kopfgeld von rund zehn Millionen US-Dollar aus; sowohl in Tschetschenien als auch in Russland wurde er nach wie vor als politischer Fuhrer Tschetscheniens angesehen. Inwieweit er eine Kontrolle uber den fundamentalistischen Flugel seiner Truppen hatte, bleibt allerdings spekulativ. Maschadow arbeitete mit Bassajew immer wieder zusammen; zugleich gab es zwischen ihnen eine lange Geschichte von Konflikten.
[1]
Kurz vor seiner Ermordung bei einem Bombenanschlag 2004 sagte
Achmat Kadyrow
, Maschadow wurde sich den foderalen Sicherheitsbehorden ergeben. Doch ?er konne sich aus Angst vor Bassajew nicht zu diesem Schritt entschließen.“
[2]
Innerhalb des politischen Spektrums der Tschetschenen gehorte Maschadow zum gemaßigten Flugel; in seinen Verlautbarungen lehnte er Terrorakte gegen Zivilisten ab. Daher wurde er von vielen Beobachtern als einer der wenigen moglichen Gesprachspartner fur eine friedliche Losung des Konflikts genannt. Die russische Regierung lehnte diese Sichtweise kategorisch ab und beschuldigte ihn, in Wirklichkeit fur verschiedene Terrorakte mitverantwortlich zu sein. So wurde ihm u. a. vorgeworfen, die Geiselnahme in einem
Moskauer Theater im Oktober 2002
sowie die
Geiselnahme in einer Schule in Beslan
im September 2004 angeordnet zu haben. Geheimdienstkreise in Moskau verbreiteten den Vorwurf, er habe die Geiselnahme in Beslan geplant, um dann als Retter der Kinder aufzutauchen, zum Held von Beslan zu werden und den Kreml dazu zu zwingen, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen.
[1]
Beweise hierfur wurden bisher aber nicht vorgelegt. Maschadow selbst ließ durch seinen Sprecher
Achmed Sakajew
eine Beteiligung dementieren und beschuldigte die russische Regierung im Gegenzug, seine Vermittlungsangebote ignoriert zu haben. Die russische Regierung setzte nach der Geiselnahme von Beslan ein Kopfgeld von 10 Millionen US-Dollar auf Maschadow aus.
[3]
Am 8. Marz 2005 wurde Maschadow bei einer Spezialoperation des russischen Inlandgeheimdienstes
FSB
in der Ortschaft Tolstoi-Jurt getotet, nachdem er eine Woche zuvor dem russischen Prasidenten Putin eine Waffenruhe zur Beendigung des Krieges angeboten hatte. Seine Leiche wurde im russischen Fernsehen offentlich zur Schau gestellt. Seiner Familie wurde eine Beisetzung der Leiche nicht gestattet. In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur
Interfax
außerte sich
Ramsan Kadyrow
zur Liquidierung Maschadows, wonach ausgerechnet Bassajew seinen Unterschlupf an das Spezialeinheitskommando verraten haben soll.
[4]
Nachfolger von Maschadow als Anfuhrer der tschetschenischen Separatisten wurde Scheich
Abdul Halim Sadulajew
.
- ↑
a
b
Beslan: Aus Haß wurde Terror.
In:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
.
7. September 2004,
abgerufen am 1. Januar 2016
.
- ↑
Кадыров: Басаев не пускает Масхадова сдаваться
. (
lenta.ru
[abgerufen am 1. November 2017]).
- ↑
Kopfgeld auf Putin
Focus-Online vom 9. September 2004
- ↑
Кадыров рассказал о ликвидации Масхадова по наводке Басаева
. (
lenta.ru
[abgerufen am 1. November 2017]).
Tschetschenische
Separatistenfuhrer (Prasidenten der ?Tschetschenischen Republik Itschkerien“)