Das
Arbeitsobjekt
(
englisch
work object
) ist in der
Organisationslehre
der
Gegenstand
, der durch
Aufgabentrager
bearbeitet
wird und durch den
Produktionsprozess
eine
Zustandsanderung
erfahrt.
Aufgabentrager kann eine
Arbeitskraft
oder eine
Maschine
sein. Durch ihre
Aufgabe
und den
Arbeitsplatz
erhalten beide mindestens eine raumliche Beziehung zum Arbeitsobjekt. Dabei mussen die Aufgabentrager das Arbeitsobjekt mit Hilfe von
Arbeitsmitteln
bearbeiten oder
weiterverarbeiten
, wodurch am Arbeitsobjekt eine Zustandsanderung eintritt. Als Arbeitsobjekte kommen
reale
(
Auto
beim
Automobilhersteller
) oder
abstrakte
(
Kredit
in einem
Kreditinstitut
)
Guter
und
Dienstleistungen
in Frage. Unter Arbeitsobjekt verstehen wir die ?gegenstandliche oder abstrakte Form von Gegenstanden, auf die sich die Arbeitsaufgabe (…) bei Beginn des Arbeitsvollzuges bezieht und die nach Maßgabe seiner Funktion zu verandern sein wird“.
[1]
Diese Zustandsveranderung verwandelt das Arbeitsobjekt in ein
Produkt
(
Endprodukt
,
Halbfabrikat
,
Zwischenprodukt
) oder eine Dienstleistung.
Das Verhaltnis der
Arbeit
zum Arbeitsobjekt ist
Erkenntnisobjekt
der
Arbeitswissenschaft
, wahrend sich die
Betriebswirtschaftslehre
um den Transformationsprozess der Arbeitsobjekte ? die
Produktion
? und die
Organisation
kummert.
Arbeitsobjekte sind so alt wie die menschliche
Arbeit
. Bereits
Karl Marx
beschrieb im Mai 1857 die Funktion des Arbeitsobjekts bei der Bearbeitung der Natur wie folgt: ?Die Erde an sich ? so sehr sie Hindernisse darbieten mag, um sie zu bearbeiten, sich wirklich anzueignen ? bietet kein Hindernis dar, sich zu ihr als der unorganischen Natur des lebendigen Individuums, seiner Werkstatte, dem Arbeitsmittel, Arbeitsobjekt und Lebensmittel des Subjekts zu verhalten“.
[2]
Er ging in seiner
Entfremdungstheorie
davon aus, dass sich der
Arbeiter
vom Arbeitsobjekt durch
Arbeitsteilung
und
Monotonie
geistig entferne, wodurch seine
Arbeitsleistung
sinke. Die Bereitschaft zur Arbeit wird stark vom Arbeitsobjekt und der Arbeitsverrichtung bestimmt. Der Mensch ist durch die Arbeitsteilung und Arbeitszerlegung von seiner Arbeit entfremdet, was sich durch mangelnde Bindung an das Arbeitsobjekt zeigt.
[3]
Die Arbeit ist in der Betriebswirtschaftslehre stets objektbezogen, sie ist Arbeit ?an etwas“, sie bildet das Arbeitsobjekt um. Das Ergebnis dieser Umbildung ist die Arbeitsleistung.
[4]
Die Arbeit verleiht dem Arbeitsobjekt einen
Wert
oder erhoht ihn.
[5]
Der
Betriebswirt
Erich Gutenberg
ging 1955 davon aus, dass zwischen der
Arbeitskraft
(die er ?Arbeitssubjekt“ nannte) und dem Arbeitsobjekt ein ?inneres Verhaltnis“ derart besteht, dass die
Arbeitsperson
ein ? mehr oder weniger starkes ? Interesse am Arbeitsobjekt entwickelt wie dies bei
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten
der Fall sei.
[6]
Diese Beziehung ist ein Teil der
Arbeitsmotivation
.
Erich Kosiol
untersuchte 1962 die Arbeitsobjekte ausfuhrlich und nannte sie im Rahmen des Arbeitsprozesses ?alle moglichen Bezugsobjekte der Arbeit“.
[7]
Fur ihn ist der
Arbeitsgang
der Arbeitsteil einer Arbeitskraft, ?der bei gegebener Arbeitsteilung an einem Arbeitsobjekt vollzogen wird“.
[8]
Dabei sind bei gegebener Arbeitsfolge verschiedenartiger Arbeitsgange am selben Arbeitsobjekt die
Arbeitsplatze
?raumlich derart anzuordnen, dass der
Arbeitsprozess
bei geringsten Transportwegen reibungslos abgewickelt werden kann“.
[9]
Horst Albach
schrieb im Jahre 2000 den motivierten Arbeitskraften ein enges Verhaltnis zum Arbeitsobjekt zu.
[10]
Man unterscheidet
stoffliche Arbeitsobjekte
,
Informationen
und lebende Arbeitsobjekte. Zu den stofflichen Arbeitsobjekten gehoren alle
Werkstoffe
und Guter, die im
Arbeitssystem
der Arbeitsaufgabe entsprechend verandert werden.
Energiearten
konnen Arbeitsobjekte sein, wenn sie im
Produktionsprozess
umgewandelt werden (etwa
Wind
durch
Windkraftwerke
in
Windenergie
). Informationen sind Arbeitsobjekte, wenn sie in Form von
Arbeitsanweisungen
die Zustandsveranderung wahrend der
Produktion
vorschreiben. Als lebende Arbeitsobjekte kommen
Menschen
,
Tiere
und
Pflanzen
in Betracht. Der Mensch kann im Dienstleistungssektor Arbeitsobjekt sein (etwa der
Kunde
beim
Friseur
), das Tier beim
Tierarzt
und die Pflanze beim
Landwirt
.
Bei allen Arbeitsobjekten geht es insbesondere um die Veranderung von
Aggregatzustand
,
Oberflachenbeschaffenheit
,
Behandlungsempfindlichkeit
,
Form
,
Große
,
Gewicht
oder
Gefahrlichkeit
.
Das Arbeitsobjekt muss am
Arbeitsplatz
vorhanden sein. Dort befindet es sich entweder im Ruhezustand und kann dann bearbeitet werden oder wird zwecks Bearbeitung in eine Ruhelage gebracht oder kann in gewissen Grenzen in Bewegung bearbeitet werden (
Fließbandfertigung
). Der Arbeitsplatz kann aber auch mit dem Arbeitsobjekt wechseln, etwa beim
Straßen- und Wegebau
oder
Bruckenbau
.
[11]
Der
Arbeitstakt
richtet sich insbesondere nach der Art und Beschaffenheit des Arbeitsobjektes und danach, wie viel
Materialwiderstand
es beim Arbeitsvorgang leistet.
Ein neuer
Arbeitsvorgang
liegt dann vor, wenn
[12]
- der
Bearbeiter
wechselt,
- das Arbeitsobjekt wechselt
- das Arbeitsobjekt in mehrere Objekte zerlegt wird oder mehrere Arbeitsobjekte zu einem einzigen vereinigt werden
- das
Arbeitsmittel
wechselt oder
- ein bestimmter Aggregatzustand des Arbeitsobjekts erreicht wird.
Der Wechsel von Bearbeiter, Arbeitsobjekt oder Arbeitsmittel stellt die Ursache von neuen Arbeitsvorgangen am Arbeitsplatz dar.
Das Arbeitsobjekt benotigt im Arbeitsprozess eine bestimmte
Durchlaufzeit
, zu der auch die Zeitraume gehoren, an denen das Arbeitsobjekt auf die nachfolgende Verrichtung wartet.
[13]
Die Veranderung eines Arbeitsobjektes geschieht dabei am Arbeitsplatz durch
Einwirkung
oder
Forderung
(Lage- oder Ortsveranderung),
Prufen
(
Kontrolle
im Arbeitsprozess), Liegen (
ablaufbedingte
Unterbrechung oder
Betriebsstorung
) oder
Lagern
.
[14]
[15]
- ↑
Claus Oppelt/Gerd Schrick/Armin Bremmer:
Gelernte Maschinenschlosser im industriellen Produktionsprozess
, 1972, S. 71
- ↑
Karl Marx:
Grundrisse der Kritik der politischen Okonomie
, Oktober 1857 ? Mai 1958, S. 52
- ↑
Klaus Huffelmann:
Die Arbeitszeitverkurzung und ihre Wirkung auf den Betrieb
, 1963, S. 89
- ↑
Josef Loffelholz:
Repetitorium der Betriebswirtschaftslehre.
Band I, 1967, S. 250
- ↑
Durch die Bearbeitung erfahrt das Arbeitsobjekt eine Werterhohung.
- ↑
Erich Gutenberg:
Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre.
Band 1: Die Produktion
, 1957, S. 20
- ↑
Erich Kosiol:
Organisation der Unternehmung.
1962, S. 196
- ↑
Erich Kosiol:
Organisation der Unternehmung
, 1962, S. 198
- ↑
Erich Kosiol:
Organisation der Unternehmung
, 1962, S. 235
- ↑
Horst Albach (Hrsg.):
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre: Einfuhrung
, 2000, S. 181
- ↑
Erich Kosiol:
Organisation der Unternehmung
, 1962, S. 237
- ↑
Heinrich B. Acker:
Organisationsanalyse ? Verfahren und Techniken praktischer Organisationsarbeit
, 1973, S. 79
- ↑
Hanns Hub:
Betriebsorganisation.
1983, S. 73
- ↑
Manfred Schulte-Zurhausen
:
Organisation.
2014, S. 136
- ↑
REFA,
Methodenlehre des Arbeitsstudiums
,
Teil 2: Datenermittlung
, 1978, S. 33