Apollo 15

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Missionsemblem
Missionsemblem Apollo 15
Missionsdaten
Mission Apollo 15
NSSDCA ID 1971-063A
Kommandomodul CM-112
Servicemodul SM-112
Mondlandefahre LM-10
Rufzeichen CM: Endeavour
LM: Falcon
Tragerrakete Saturn V ,
Seriennummer SA-510
Besatzung 3
Start 26. Juli 1971, 13:34:00  UTC
JD  2441159.0652778
Startplatz Kennedy Space Center , LC-39A
Anzahl EVA 4
Mondlandung 30. Juli 1971, 22:16:29 UTC
JD  2441163.4281134
Landeplatz Mond Hadley-Rille
26° 7′ 55,99″  N , 3° 38′ 1,9″  O
Dauer der Mond-EVAs 18h 33m
Dauer auf dem Mond 2d 18h 54min 54s
Start vom Mond 2. August 1971, 17:11:23 UTC
JD  2441166.2162384
Mondumkreisungen 74
Landung 7. August 1971, 20:45:53 UTC
JD  2441171.3651968
Landeplatz Pazifik
26° 8′  N , 158° 8′  W
Flugdauer 12d 7h 11min 53s
Bergungsschiff USS Okinawa
Mannschaftsfoto
Apollo 15 – v. l. n. r. David Scott, Alfred Worden, James Irwin
Apollo 15 ? v. l. n. r. David Scott , Alfred Worden , James Irwin
?  Vorher / nachher  ?
Apollo 14
(bemannt)
Apollo 16
(bemannt)

Apollo 15 , in der ursprunglichen Planung Apollo 16 oder J-1 benannt, war der neunte bemannte Flug im Rahmen des US-amerikanischen Apollo-Programms . Es handelte sich gleichzeitig um den siebten bemannten Mondflug und die vierte bemannte Mondlandung. Es war die erste erweiterte Mission mit verlangertem Mondaufenthalt und großerem wissenschaftlichen Programm sowie die erste Mission mit dem Mondauto Lunar Roving Vehicle .

Besatzung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 26. Marz 1970, kurz vor dem Start von Apollo 13 , gab die NASA die Besatzung der Mission Apollo 15 bekannt. Kommandant wurde David Scott , der damit nach Gemini 8 und Apollo 9 seinen dritten Raumflug durchfuhrte. Als Pilot der Kommandokapsel wurde Alfred Worden eingeteilt, fur die Mondlandefahre wurde James Irwin nominiert. Beide waren Weltraumneulinge. Alle drei Astronauten gehorten der US-Luftwaffe an.

Ersatzkommandant wurde Richard Gordon , der mit Gemini 11 und Apollo 12 bereits im All war. Als Ersatzpilot der Kommandokapsel und der Mondlandefahre wurden Vance Brand und Jack Schmitt eingeteilt. Es war ublich, dass die Ersatzmannschaft eines Apolloflugs drei Fluge spater Hauptmannschaft wurde. Da aber Apollo 18 im September 1970 abgesagt wurde, bestand damit fur Gordon, Brand und Schmitt wenig Hoffnung, zum Mond zu fliegen.

Die Unterstutzungsmannschaft ( Support-Crew ) bestand aus Joseph Allen , Karl Henize und Robert Parker , alle drei waren Wissenschaftsastronauten aus der sechsten Auswahlgruppe der NASA.

Vorbereitung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Anfang Januar 1970, noch vor Bekanntgabe der Besatzung von Apollo 15, wurde der letzte geplante Mondflug, Apollo 20 , aus finanziellen Grunden abgesagt. Im September wurden zwei weitere Fluge, die ursprungliche Apollo-15-Mission sowie Apollo 19, gestrichen. Die drei verbliebenen Fluge 16 bis 18 wurden mit 15 bis 17 neu nummeriert.

Somit wurde Apollo 15 eine Mission vom Typ J mit erweitertem wissenschaftlichen Profil. Die Mondlandefahre LM-10 war gegenuber Apollo 14 stark verbessert worden und erlaubte eine langere Aufenthaltsdauer auf dem Mond. Außerdem konnte ein Mondauto (LRV ? Lunar Roving Vehicle) mitgefuhrt werden. Das Fahrzeug fand zusammengeklappt an der Außenseite der Landefahre Platz. Zusammen mit den verbesserten Lebenserhaltungssystemen (PLSS) der Raumanzuge konnten sich die Astronauten langer im Vakuum aufhalten und große Strecken auf dem Mond zurucklegen. Das Servicemodul war ebenfalls um eine wissenschaftliche Ausrustung erweitert worden und enthielt zwei Kameras, Magnetometer, Gravimeter sowie Gerate zur Rontgenfluoreszenzanalyse der Oberflache.

Die Mondlandefahre LM-10 erhielt den Namen Falcon (Falke), das Apollo-Raumschiff CSM-112 wurde nach dem Schiff des Entdeckers James Cook Endeavour benannt. Selbst innerhalb der NASA wurde neben der britischen auch die amerikanische Schreibweise Endeavor verwendet.

Die Mondfahre LM-9 und das Raumschiff CSM-111, die fur den gestrichenen Raumflug vorgesehen waren, wurden nicht fur Mondfluge eingesetzt. LM-9 wurde spater im Kennedy Space Center ausgestellt, wahrend CSM-111 im Jahre 1975 fur das Apollo-Sojus-Projekt verwendet wurde.

Die geologische Ausbildung der Astronauten war gegenuber fruheren Apolloflugen viel intensiver, um den wissenschaftlichen Anforderungen der Mission Rechnung zu tragen. Der Geologe Lee Silver fuhrte mit den Astronauten zahlreiche Trainingsexkursionen durch. [1]

Die einzelnen Stufen der Saturn-V-Rakete AS-510 wurden zwischen Mai und Juli 1970 im Kennedy Space Center angeliefert. Am 11. Mai 1971 konnte die Rakete zur Startrampe 39A gerollt werden.

Als Verbindungssprecher ( Capcom ) wahrend des Fluges dienten die Ersatzleute Gordon, Brand und Schmitt, die Mitglieder der Unterstutzungsmannschaft (Allen, Henize und Parker), die Apollo-14 -Astronauten Alan Shepard und Edgar Mitchell sowie Gordon Fullerton aus der siebten Astronautengruppe.

Wie auch schon ihre Vorganger mussten Scott, Irwin und Worden eine Vorflugquarantane durchlaufen.

Flugverlauf [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

David Scotts A7L -Raumanzug

Start und Hinflug [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Saturn V mit der Nummer AS-510 startete am 26. Juli 1971 , 13:34 UTC vom Kennedy Space Center, Florida und erreichte nach 12 Minuten die Erdumlaufbahn. Wahrend des Aufstiegs kam es unmittelbar nach der ersten Stufentrennung zum Ausfall der Systeme der ausgebrannten S-IC, was sich auf den Abgasstrahl der S-II zuruckfuhren ließ. Fur diesen Flug hatte man zur Gewichtsersparnis die Zahl der Bremstriebwerke an der S-IC von 8 auf 4 reduziert. Um eine Wiederholung dieser gefahrlichen Annaherung zu vermeiden, wurde diese Anderung fur die nachsten Fluge wieder ruckgangig gemacht.

Nach zwei Erdumkreisungen wurde die dritte Stufe ein zweites Mal gezundet und brachte Apollo 15 auf den Weg zum Mond.

Auf dem Mond [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Landegebiet wurde die Hadley-Rille im Apenninen-Gebirge des Mondes ausgewahlt. Die Landung erfolgte am 30. Juli um 22:16:29 UTC. Es war die harteste Landung des gesamten Programmes auf Grund einer relativ hohen Sinkgeschwindigkeit von 2,0 m/s wegen des geanderten Raketentriebwerks und erhohten Gewichts des Landers. Trotz schwierigen Anflugs im bergigen Terrain wurde eine Landung im Zielgebiet nur 550 m entfernt von der geplanten Landestelle erreicht. [2]

Von Scott wurde eine erste Extra-vehicular Activity (EVA) fur 33 min durchgefuhrt, bei der er stehend aus der Kopplungsluke ( Stand-up EVA) einen ersten Uberblick uber die bergige Region gab. Dabei beschrieb er das umliegende Terrain und nahm Bilder mit dem erstmals mitgefuhrten 500-mm-Teleobjektiv auf.

Um wahrend des verlangerten Mondaufenthalts den circadianen Rhythmus einzuhalten, wurde nach der Landung eine funfstundige Schlafpause eingeplant, wahrend deren die beiden Astronauten erstmals ihre Druckanzuge ablegen durften.

Im Anschluss begannen Scott und Irwin ihren ersten Mondspaziergang als siebte und achte Menschen auf dem Mond. [3]

Als Scott den Mond betrat, sagte er:

“As I stand out here in the wonders of the unknown at Hadley, I sort of realize there’s a fundamental truth to our nature: Man must explore. And this is exploration at its greatest.”

?Wahrend ich hier in den Wundern des Unbekannten an der Hadley-Basis stehe, wird mir klar, dass es fur das Wesen des Menschen eine Grundwahrheit gibt: Der Mensch muss erforschen. Und dies ist die großte Entdeckungsreise von allen.“

? David Scott [4]

Beim Aufbau des Mondautos musste Scott feststellen, dass die Vorderradlenkung defekt war. Da das Fahrzeug aber auch uber eine Hinterradlenkung verfugte, konnte es doch noch verwendet werden. Sie fuhren zu der Ellbogen genannten Krummung der Hadley-Rille, einer rund 1 km breiten und bis zu 300 m tiefen Schlucht vulkanischen Ursprungs. Die Fahrt dorthin war ausgesprochen unruhig, so dass bei einem Sechstel der Erdanziehungskraft das Fahrzeug heftige Sprunge zeigte und teilweise nur ein Rad auf dem Boden war. Nach der Ruckkehr wurden die Messgerate des ALSEP (Apollo Lunar Surface Experiments Package) etwa 200 m westnordwestlich der Landefahre aufgestellt. Außerdem wurde wie bei Apollo 11 und Apollo 14 ein Laserreflektor ( LRRR ) auf der Oberflache des Mondes aufgestellt. Dieser ermoglicht bis heute prazise die Entfernung zwischen Mond und Erde bis auf wenige Zentimeter genau zu messen. Die Entwicklung des fur dessen Tripelprismen verwendeten hochtemperaturfesten Quarzglases mit besonders niedrigem Brechungsindex und die Herstellung der Prismen wurde von der Firma Heraeus in Hanau [5] [6] unter anderem von den Ingenieuren Heinrich Mohn und Peter Hitzschke durchgefuhrt. Die Dauer der EVA an diesem Tage war 6 h 32 min. Die EVA 2 war mit 7 h 12 min die langste und fuhrte die Astronauten zum ca. 5 km entfernten Mons Hadley Delta . Ein Hauptziel der Mission war die Suche nach einer Gesteinsprobe aus der ursprunglichen Mondkruste. Bei einem Stopp am Spur Crater fanden sie den sogenannten Genesis Rock (Mondprobe 15415), einen eisenhaltigen Anorthosit , der sich fruh nach Erstarren der Mondkruste gebildet hatte und ca. 4,1 Milliarden Jahre alt ist. [7] Die US-Flagge wurde erst am Ende dieser EVA errichtet.

EVA 3 ging ein zweites Mal zur Hadley-Rille . Hier wurden Bodenproben aus uber 2 Metern Tiefe entnommen, was sich auch mit dem verbesserten Bohrgerat wegen des kompakten Untergrundes als muhsam erwies. Die Crew beendete die EVA nach 4 h 49 min und ließ den Rover so geparkt, dass die Fernsehkamera die Landefahre filmen konnte.

Die Mondfahre verließ die Oberflache am 2. August um 17:11:23 UTC, die Ubertragung des Starts zur Erde mit der Kamera des Rovers gelang aber noch nicht wie gewunscht.

Ruckflug und Landung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kunstlerische Darstellung von Apollo 15 und dem ausgesetzten Subsatelliten PFS-1 .

Nach dem Rendezvousmanover traten wahrend des Umladens der Gesteinsproben und wissenschaftlichen Aufzeichnungen bei Irwin zwischenzeitlich Herzrhythmusstorungen ( Bigeminus ) auf. Wahrend des Ruckfluges vertierte sein Rhythmus spontan wieder zum normalen Sinusrhythmus .

Vor dem Verlassen des Orbits wurde noch PFS-1 (Particles and Fields Subsatellite), ein kleiner Satellit , aus der SIM Bay des Apollo-Raumschiffs ausgesetzt. Er sollte in der Mondumlaufbahn Daten von Gravitations - und Magnetfeldern ubermitteln. [8]

Der Ruckflug selbst ging ohne Probleme vonstatten. Alfred Worden verließ die Kommandokapsel Endeavour wahrend des Fluges noch fur eine weitere 38-minutige EVA , um Filmmaterial zu bergen, das von den Kameras am Servicemodul belichtet worden war. Dies war der erste Weltraumausstieg aus einer Apollo-Kommandokapsel seit Apollo 9 und der erste uberhaupt außerhalb einer Erdumlaufbahn.

Am 7. August 1971 um 20:45 UTC wasserte Apollo 15 sicher im Pazifik . Bei der Offnung der drei Hauptschirme entfalteten sich nur zwei. Die Redundanz im Fallschirmsystem der Kommandokapseln von Apollo war fur eine solche Storung ausreichend, da ein solcher Fall bei Planung und Konstruktion mit berucksichtigt worden war, weshalb trotzdem eine sichere Wasserung erfolgte. Die Bergung erfolgte durch die USS Okinawa . Die Mannschaft brachte bei dieser Mission 76,8 kg Mondgestein mit auf die Erde , darunter auch den Genesis-Stein .

Verbleib des Raumfahrzeugs [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Kommandokapsel befindet sich derzeit in der Ausstellung des National Museum of the United States Air Force auf der Wright-Patterson Air Force Base in Dayton , Ohio .

Trivia [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Andrew Chaikin: A Man on the Moon: The Voyages of the Apollo Astronauts. Penguin Books, 2009, ISBN 978-0-14-024146-4 .
  • David M. Harland: Exploring the Moon: The Apollo Expeditions. Chichester, UK: Springer-Praxis, 1999, ISBN 978-1-85233-099-6 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Apollo 15  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons : Apollo 15  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Chaikin 2009, p.398?410
  2. Chaikin 2009, p.412?414
  3. Harland 1999, p.89
  4. Deploying the Lunar Roving Vehicle. In: Apollo 15 Lunar Surface Journal. NASA, abgerufen am 15. April 2009 (englisch).
  5. Pamela Dorhofer: Hanauer Reflektoren auf dem Mond: ?Der beste Beweis, dass Astronauten oben waren“. In: Frankfurter Rundschau . 14. Juli 2019, abgerufen am 9. Februar 2023 .
  6. Christoph Seidler: Laserreflektoren auf dem Mond: Die Anti-Verschworungstheorie-Maschinen. Spiegel Online , 30. Juli 2019, abgerufen am 9. Februar 2023 .
  7. Lunar Sample Compendium: 15415 Ferroan Anorthosite. (PDF) 2011, abgerufen am 2. August 2021 .
  8. Apollo 15 Subsatellite im NSSDCA Master Catalog , abgerufen am 16. April 2014 (englisch).
  9. Chaikin 2009, p.442?443
  10. Apollo 15 Lunar Surface Journal: The Hammer and Feather. NASA, abgerufen am 3. August 2021 .
  11. The Fate of The Endeavour. Abgerufen am 3. August 2021 .