Anonym
ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zu dem Rapper, der bis 2020 als
Anonym
auftrat, siehe
Ano (Rapper)
.
Anonymitat
(von
altgriechisch
?ν?νυμο?
an?nymos
, deutsch
‚ohne Namen, unbenannt‘
)
[1]
bedeutet, dass eine Person oder eine Gruppe nicht
identifiziert
werden kann. Von der Bedeutung her zum Teil synonym zu
anonym
ist
inkognito
(
incognito
; von
lateinisch
incognitus
‚[hier:] nicht erkannt, unbekannt‘
),
[2]
sonst spricht man im Deutschen von
unbekannt
,
verdeckt
und
namenlos
oder
ohne Namen
.
Anonymitat bezeichnet das Fehlen der Zuordnung einer Person zu einer von ihr ausgeubten Handlung bis hin zur absichtlichen
Geheimhaltung
. Sie kann zum Schutz der Freiheit des Einzelnen dienen. Der Gesetzgeber hat sie deswegen in verschiedenen Bereichen vorgesehen. So werden beispielsweise das
Wahlgeheimnis
verpflichtend, die anonyme Information, Meinungsaußerung und Versammlung als Rechte verfassungsrechtlich garantiert.
Incognito
kommt aus dem
Italienischen
und dieses seinerseits von
lateinisch
incognitus
(?unbekannt‘, zu
cognoscere
?kennen, wissen‘). Es bezeichnet das gewollt unerkannte Auftreten einer Person, sei sie prominent oder nicht.
Im
Dokumentationswesen
wird eine Fulle von Begriffen verwendet, um die Unbekanntheit der Person zu beschreiben:
- Nomen nominandum
(lat. fur: ?der Name ist noch zu nennen‘, Abk.: ?N. N.‘) in Quellenangaben, im Organisationswesen, in Vorlesungsverzeichnissen, Programmankundigungen und ahnlichen Kontexten
- Anonymus
, oder anonym, fur unbekannte Autorenschaft. Lassen sich Zuschreibungen zu einer noch unbekannten Person festmachen, vergibt man
Notnamen
, etwa in der Form
Meister von ≫Ort≪
oder
Meister des ≫Werks≪
, oder es wird von
Werkstatt
oder
Schuler des ≫Meisters≪
gesprochen
- bei Literaturangaben setzt man
o. A.
?ohne Autor‘ (d. h. ohne namentlich bekannten
Autor
)
- sine nomine
oder s. n. fur ohne Namen, ohne
Herausgeber
, ohne
Verlag
,
sine loco
, s. l. fur ohne Ort, meist in Literaturverzeichnissen und Bibliothekskatalogen
- Storer
, nicht zu nennende und im Zusammenhang mit der offentlichen Sicherheit oder terroristischen Akten in Verbindung stehende Person(en); ahnliche Bezeichnung:
Gefahrder
- Tater
unbekannt
bzw.
Anzeige gegen Unbekannt
in der Kriminalistik und im Rechtswesen
- Adressat
unbekannt
im Postwesen
- im Militarwesen spricht man vom
Grabmal des unbekannten Soldaten
(stellvertretend fur viele getotete Soldaten)
- in der franzosischen
Fremdenlegion
erhalten Legionare bei Vertragsunterzeichnung eine neue Identitat, das sogenannte
Anonymat
, das vor Anfragen und Auskunftsersuchen schutzen soll und nach Ablauf von sechs Monaten in einem Verwaltungsakt (
Regularisation de situation militaire
) wieder ruckgangig gemacht werden kann
- im amerikanischen Sprachraum wird
John Doe
verwendet
Verwandt damit ist das
Pseudonym
, ein selbst gewahlter Kunstname, der dazu dienen soll, die Anonymitat zu wahren. Fur
Leserbriefe
gilt z. B. in der deutschen
Presse
der Grundsatz, dass anonyme Zuschriften gar nicht oder nur in begrundeten Ausnahmefallen abgedruckt werden. Wenn ein Werk dagegen den Namen seines Autors tragt, wird dies als
Onymitat
bezeichnet.
Im Alltag ist
Anonymitat
innerhalb einer begrenzten sozialen Struktur oft nicht moglich. Beim Grad der Anonymitat spielt es eine zentrale Rolle, wieweit es dennoch moglich ist, auf eine
Identitat
zu schließen.
Das Internet wird vielfach als Plattform anonymer Kommunikation beschrieben. Das ist in der Praxis ? ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen ? jedoch nicht unbedingt der Fall. Subjektiv fuhlen sich die meisten Nutzer beim
Surfen
und
Posten
anonym und unbeobachtet. Sie ahnen dabei oft nicht, wie viele Spuren sie hinterlassen, die zum Teil auf ihre Person zuruckfuhrbar (Identifizierung) sind. Die sogenannte
IP-Adresse
des Nutzers wird von unzahligen Rechnern (zum Beispiel bei Zugriffen auf Internetseiten im Web) protokolliert; hinzu kommt der ?
Browser-Fingerabdruck
“. Außerdem sind unverschlusselte Informationen im Netz nicht geschutzt, weil unkalkulierbar viele Personen und Protokollmechanismen der Rechner die Inhalte mitlesen, speichern, kopieren und weitergeben konnen.
Im Bereich der Statistik werden folgende Stufen der
Anonymisierung
von Datensatzen unterschieden
[3]
- formal anonym: Die
Namen
und / oder
Initialen
etc. sind entfernt, die Daten ansonsten unverandert (das heißt theoretisch leicht zuzuordnen)
- faktisch
anonym: nur mit unverhaltnismaßigem Zeit- und Arbeitsaufwand zuzuordnen
- komplett anonym: die Zuordnung der Einheiten ist ausgeschlossen.
- ↑
Wilhelm Pape
, Max Sengebusch (Bearb.):
Handworterbuch der griechischen Sprache
. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (
zeno.org
[abgerufen am 28. Februar 2022]).
- ↑
Karl Ernst Georges
:
incognitus
. In:
Ausfuhrliches lateinisch-deutsches Handworterbuch
. 8., verbesserte und vermehrte Auflage.
Band
2
. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918,
Sp.
158
(
Digitalisat.
zeno.org
).
- ↑
Statistisches Bundesamt Deutschland und Gerd Ronning und Roland Gnoss (Hrsg.):
Anonymisierung wirtschaftsstatistischer Einzeldaten. Beitrage zum Workshop am 20./21. Marz 2003 in Tubingen
. Metzler-Poeschel, Stuttgart 2003,
ISBN 978-3-8246-0699-3
, ebenso: Josep Domingo-Ferrer (Hrsg.):
Inference control in statistical databases ? from theory to practice
. Springer, Berlin / Heidelberg u. a. 2002,
ISBN 3-540-43614-6
.