Anonymitat

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Masken und Anzuge zur Anonymisierung bei einer Demonstration

Anonymitat (von altgriechisch ?ν?νυμο? an?nymos , deutsch ‚ohne Namen, unbenannt‘ ) [1] bedeutet, dass eine Person oder eine Gruppe nicht identifiziert werden kann. Von der Bedeutung her zum Teil synonym zu anonym ist inkognito ( incognito ; von lateinisch incognitus ‚[hier:] nicht erkannt, unbekannt‘ ), [2] sonst spricht man im Deutschen von unbekannt , verdeckt und namenlos oder ohne Namen .

Bedeutungsinhalte

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Zeichnung von Wenzel Hollar , um 1643. Die Maskierung der Augenpartie wird als Cachenez bezeichnet

Anonymitat bezeichnet das Fehlen der Zuordnung einer Person zu einer von ihr ausgeubten Handlung bis hin zur absichtlichen Geheimhaltung . Sie kann zum Schutz der Freiheit des Einzelnen dienen. Der Gesetzgeber hat sie deswegen in verschiedenen Bereichen vorgesehen. So werden beispielsweise das Wahlgeheimnis verpflichtend, die anonyme Information, Meinungsaußerung und Versammlung als Rechte verfassungsrechtlich garantiert.

Incognito kommt aus dem Italienischen und dieses seinerseits von lateinisch incognitus (?unbekannt‘, zu cognoscere ?kennen, wissen‘). Es bezeichnet das gewollt unerkannte Auftreten einer Person, sei sie prominent oder nicht.

Im Dokumentationswesen wird eine Fulle von Begriffen verwendet, um die Unbekanntheit der Person zu beschreiben:

  • Nomen nominandum (lat. fur: ?der Name ist noch zu nennen‘, Abk.: ?N. N.‘) in Quellenangaben, im Organisationswesen, in Vorlesungsverzeichnissen, Programmankundigungen und ahnlichen Kontexten
  • Anonymus , oder anonym, fur unbekannte Autorenschaft. Lassen sich Zuschreibungen zu einer noch unbekannten Person festmachen, vergibt man Notnamen , etwa in der Form Meister von ≫Ort≪ oder Meister des ≫Werks≪ , oder es wird von Werkstatt oder Schuler des ≫Meisters≪ gesprochen
  • bei Literaturangaben setzt man o. A. ?ohne Autor‘ (d. h. ohne namentlich bekannten Autor )
  • sine nomine oder s. n. fur ohne Namen, ohne Herausgeber , ohne Verlag , sine loco , s. l. fur ohne Ort, meist in Literaturverzeichnissen und Bibliothekskatalogen
  • Storer , nicht zu nennende und im Zusammenhang mit der offentlichen Sicherheit oder terroristischen Akten in Verbindung stehende Person(en); ahnliche Bezeichnung: Gefahrder
  • Tater unbekannt bzw. Anzeige gegen Unbekannt in der Kriminalistik und im Rechtswesen
  • Adressat unbekannt im Postwesen
  • im Militarwesen spricht man vom Grabmal des unbekannten Soldaten (stellvertretend fur viele getotete Soldaten)
  • in der franzosischen Fremdenlegion erhalten Legionare bei Vertragsunterzeichnung eine neue Identitat, das sogenannte Anonymat , das vor Anfragen und Auskunftsersuchen schutzen soll und nach Ablauf von sechs Monaten in einem Verwaltungsakt ( Regularisation de situation militaire ) wieder ruckgangig gemacht werden kann
  • im amerikanischen Sprachraum wird John Doe verwendet

Verwandt damit ist das Pseudonym , ein selbst gewahlter Kunstname, der dazu dienen soll, die Anonymitat zu wahren. Fur Leserbriefe gilt z. B. in der deutschen Presse der Grundsatz, dass anonyme Zuschriften gar nicht oder nur in begrundeten Ausnahmefallen abgedruckt werden. Wenn ein Werk dagegen den Namen seines Autors tragt, wird dies als Onymitat bezeichnet.

Abstufungen von Anonymitat

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Im Alltag ist Anonymitat innerhalb einer begrenzten sozialen Struktur oft nicht moglich. Beim Grad der Anonymitat spielt es eine zentrale Rolle, wieweit es dennoch moglich ist, auf eine Identitat zu schließen.

Anonymitat im Internet

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Das Internet wird vielfach als Plattform anonymer Kommunikation beschrieben. Das ist in der Praxis ? ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen ? jedoch nicht unbedingt der Fall. Subjektiv fuhlen sich die meisten Nutzer beim Surfen und Posten anonym und unbeobachtet. Sie ahnen dabei oft nicht, wie viele Spuren sie hinterlassen, die zum Teil auf ihre Person zuruckfuhrbar (Identifizierung) sind. Die sogenannte IP-Adresse des Nutzers wird von unzahligen Rechnern (zum Beispiel bei Zugriffen auf Internetseiten im Web) protokolliert; hinzu kommt der ? Browser-Fingerabdruck “. Außerdem sind unverschlusselte Informationen im Netz nicht geschutzt, weil unkalkulierbar viele Personen und Protokollmechanismen der Rechner die Inhalte mitlesen, speichern, kopieren und weitergeben konnen.

Anonymitatsstufen in der Statistik

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Im Bereich der Statistik werden folgende Stufen der Anonymisierung von Datensatzen unterschieden [3]

  1. formal anonym: Die Namen und / oder Initialen etc. sind entfernt, die Daten ansonsten unverandert (das heißt theoretisch leicht zuzuordnen)
  2. faktisch anonym: nur mit unverhaltnismaßigem Zeit- und Arbeitsaufwand zuzuordnen
  3. komplett anonym: die Zuordnung der Einheiten ist ausgeschlossen.
Wiktionary: anonym  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wiktionary: Anonymitat  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Wilhelm Pape , Max Sengebusch (Bearb.): Handworterbuch der griechischen Sprache . 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 ( zeno.org [abgerufen am 28. Februar 2022]).
  2. Karl Ernst Georges : incognitus . In: Ausfuhrliches lateinisch-deutsches Handworterbuch . 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Band   2 . Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918, Sp.   158 ( Digitalisat. zeno.org ).
  3. Statistisches Bundesamt Deutschland und Gerd Ronning und Roland Gnoss (Hrsg.): Anonymisierung wirtschaftsstatistischer Einzeldaten. Beitrage zum Workshop am 20./21. Marz 2003 in Tubingen . Metzler-Poeschel, Stuttgart 2003, ISBN 978-3-8246-0699-3 , ebenso: Josep Domingo-Ferrer (Hrsg.): Inference control in statistical databases ? from theory to practice . Springer, Berlin / Heidelberg u. a. 2002, ISBN 3-540-43614-6 .