Anna Maria Luisa de’ Medici

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Kurfurstin Anna Maria Luisa im Jagdkostum , um 1695, Jan Frans van Douven
Anna Maria Luisa de’ Medici , 1690/91
Portrat von Antonio Franchi
Doppelbildnis des Kurfursten Johann Wilhelm von der Pfalz und seiner Gemahlin Anna Maria Luisa de’ Medici von Jan Frans van Douven (1708)
Anna Maria Luisa de’ Medici trauert um ihren Gatten, Kurfurst Johann Wilhelm (1716)

Anna Maria Luisa de’ Medici (* 11. August 1667 in Florenz ; † 18. Februar 1743 ebenda) war die letzte Angehorige der regierenden Florentiner Linie des Hauses Medici und Schwester des letzten Medici- Großherzogs der Toskana Gian Gastone de’ Medici . Sie war Ehefrau von Johann Wilhelm (?Jan Wellem“) und damit von 1691 bis 1716 Kurfurstin von der Pfalz . Sie hinterließ die Palaste und Kunstschatze des Hauses Medici der Stadt Florenz.

Herkunft und Kindheit

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Anna Maria Luisa de’ Medici war die Tochter von Cosimo III. de’ Medici und Marguerite Louise d’Orleans . Sie hatte zwei Bruder, Ferdinando de’ Medici (1663?1713) und Gian Gastone de’ Medici (1671?1737). Ihre Mutter verließ die ungluckliche Ehe und ging 1675 zuruck nach Paris. Die Achtjahrige wurde daraufhin von der Großmutter Vittoria della Rovere erzogen.

Trauung und Dusseldorfer Jahre

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Cosimo zog verschiedene mogliche Heiratskandidaten fur seine Tochter in Erwagung, u. a. Viktor Amadeus II. , Peter II. , Jakob II. sowie Karl II. Schließlich wurde eine Heirat mit Johann Wilhelm von der Pfalz arrangiert.

Bei ihrer Vermahlung mit dem Kurfursten am 29. April 1691 im Florentiner Dom handelte es sich um eine Trauung per Stellvertreter , bei der ihr Brautigam nicht selbst anwesend war, sondern durch den Bruder Anna Maria Luisas, Ferdinando de’ Medici vertreten wurde. Die Bindung entsprach vor allem den politischen Ambitionen des habsburgischen Kaisers Leopold I. [1] Abgeschlossen wurde der Ehevertrag am 21. April 1691, nachdem Großherzog Cosimo vom Kaiser im Marz des Jahres der Titel einer ?Koniglichen Hoheit“ verliehen worden war. [2] Solche arrangierten Herrscherehen aus Staatsraison waren zumeist mit wenig Sympathie und Liebe verbunden. Die Ehe von Anna Maria Luisa bildete in dieser Hinsicht jedoch eine bemerkenswerte Ausnahme. Sie erlebte bis zum Tod von Johann Wilhelm im Jahr 1716 eine zwar kinderlose, aber trotz allem gluckliche Ehe.

Beide liebten die Musik, die Malerei und die Jagd. Der Kurfurst und seine Gemahlin entwickelten als Forderer der Kunste ihre Residenzstadt Dusseldorf zeitweise zu einer europaischen Kunstmetropole. Ein Hohepunkt dieser Aktivitaten war der Bau der Gemaldegalerie Dusseldorf , einer der ?fruhesten, selbstandigen Museumsbauten Europas“. Der Kernbestand der Gemaldesammlung befindet sich heute allerdings in der Alten Pinakothek in Munchen. 1696 wurde ein imposantes barockes Opernhaus eroffnet. Georg Friedrich Handel gastierte des Ofteren am kurfurstlichen Hof. Arcangelo Corelli widmete dem Furstenpaar seine Concerti Grossi op. 6 . Auch der Bau des Jagdschlosses Bensberg sowie Renovierung und Ausbau des Dusseldorfer Schlosses fallen in diese Zeit.

Ruckkehr nach Florenz

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Nach dem Tod des Kurfursten reiste Anna Maria Luisa am 10. September 1717 aus Dusseldorf ab und kehrte nach Florenz zuruck, wo sie mit Bollerschussen und Glockengelaut empfangen wurde, zumal sich abzeichnete ? was bei ihrer Geburt ganz unwahrscheinlich gewesen war ?, dass sie die Herrschaft uber die Toskana antreten konnte. Ihr Vater hatte eine entsprechende Erbfolgeregelung nach dem Tod seines alteren Sohnes vom Senat beschließen lassen. Die europaischen Machte ignorierten diesen Beschluss allerdings und verstandigten sich vorerst auf den spateren Konig Karl III. von Spanien als Nachfolger.

Anna Maria Luisa ubernahm ab 1731 die Rolle der ersten Dame des Staates unter ihrem kinderlosen Bruder Gian Gastone de’ Medici , der nach seinem Regierungsantritt 1723 zunachst seine verwitwete Schwagerin Violante Beatrix von Bayern fur diese Rolle vorgezogen hatte, da seine getrennt lebende Gattin sich ? zu seiner Erleichterung ? geweigert hatte, nach Florenz zu ziehen. Zu diesem Zeitpunkt war unter den Machten Europas die Nachfolge aber wieder strittig, da Kaiser Karl VI. eine spanisch-bourbonische Nachfolge nicht akzeptieren wollte. Als Lehnsherr des Großherzogtums (das ein Fahnlehen des Reiches in Reichsitalien war) hatte er staatsrechtlich die Entscheidungsgewalt inne, falls das Lehen durch Erloschen der Medici im Mannesstamm an das Reich heimfallen sollte. Allerdings hatte Karl von Spanien 1732 uber 30.000 Soldaten in seinem benachbarten Herzogtum Parma (sowie auch in der Toskana) stationiert. Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733?1738) kam es zu wechselnden Besatzungen.

Nach Gian Gastones Tod am 9. Juli 1737 wurde im Frieden von Wien 1738 beschlossen, dass die Toskana ? zusammen mit dem Herzogtum Parma ? an den Schwiegersohn des Habsburger Kaisers, Franz III. von Lothringen, fallen sollte, den Mann von Maria Theresia und nachmaligen Kaiser des Heiligen Romischen Reiches . Dies sollte der Ausgleich fur den Verlust seiner Herrschaft uber Lothringen sein, die er auf Betreiben Frankreichs an Konig Stanislaus I. Leszczy?ski von Polen hatte abtreten mussen. Der Spanier erhielt im Gegenzug die Konigreiche Neapel und Sizilien. Fur den neuen Großherzog ubernahm der Furst von Craon, Marc de Beauvau (1679?1754), vor Ort die Regentschaft; Franz von Lothringen bot Anna Maria Luisa bald danach zwar die Regentschaft im Großherzogtum (nicht dessen Krone) hoflich an, aber sie lehnte ab und zog sich stattdessen ins Privatleben zuruck. Jedoch hatte sie von ihrem Bruder das gesamte Privatvermogen der Familie Medici geerbt, das dieser zuvor vom Staatsvermogen hatte separieren lassen, einschließlich des Palazzos Pitti , des Palazzos Medici Riccardi und der großen Kunstsammlung.

Anna Maria Luisa residierte ab 1717 bis zu ihrem Tod 1743 jedes Jahr mehrere Monate in der nordlich von Florenz gelegenen Medici-Villa La Quiete , die in unmittelbarer Nahe zu den Medici-Villen Castello und La Petraia liegt. Hier ließ sie zwischen 1724 und 1727 den Garten neu gestalten. Im Inneren der Villa malte der italienische Kunstler Benedetto Fortini zwei Raume mit Fresken aus, den Saal der Medici-Villen und den Ruinensaal . [3]

In ihrem letzten Willen vermachte sie das personliche Eigentum der Medici der Stadt Florenz ? unter der Bedingung, dass es niemals aus der Stadt entfernt wurde. Dieser Besitz, der den großten Teil der bedeutenden Kunstsammlungen Florenz’ ausmacht ( Uffizien , Palazzo Pitti usw.), befindet sich weitestgehend heute noch dort. Ihr Grab befindet sich in der Krypta von San Lorenzo in Florenz. [4] Die Schenkungsakte wurde ?Familienpakt“ genannt und war ein kultur- und familienpolitischer Vertrag, der nach dem Tode des letzten Medici-Großherzogs Gian Gastone zwischen dem lothringischen Herzog und neuen toskanischen Großherzog Franz Stephan und Anna Maria Luisa am 31. Oktober 1737 unterzeichnet wurde. Das Abkommen legte die Grundlage fur die Sicherung des umfangreichen großherzoglichen Kunstschatzes am Standort Florenz und im Staate Toskana sowie dessen touristische Nutzung. [5] Franz Stephan erhielt dafur u. a. die verbliebenen Medici-Villen .

2020 strahlte Sky Arte eine Dokufiktion -Serie aus unter dem Titel L'ultima de’ Medici , die das Leben von Anna Maria Luisa zum Thema hat. Unter der Regie von Tobia Pescia spielt Piera Degli Esposti die Titelrolle. [6]

Einzelnachweise

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  1. Klaus Muller: Eine furstliche Heirat im Zeitalter Ludwig XIV. Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg und Anna Maria Luisa von Medici. In: Stadtmuseum Dusseldorf: Anna Maria Luisa Medici. Kurfurstin von der Pfalz. Aufsatz im Ausstellungskatalog, Verlag R. Meyer, Dusseldorf 1988, S. 35 ff.
  2. Bernd Dreher: Die Florentiner Heirat . In: Stadtmuseum Dusseldorf: Anna Maria Luisa Medici. Kurfurstin von der Pfalz. Aufsatz im Ausstellungskatalog, Verlag R. Meyer, Dusseldorf 1988, S. 158
  3. Corsani, Gabriele: Le trasformazioni architettoniche del complesso della Quiete . In: De Benedictis, Cristina (Hrsg.): Villa La Quiete: il patrimonio artistico del Conservatorio delle Montalve. Florenz 1997, S.   1–30 .
  4. dapd: Geschichte: Letzte Vertreterin der Medici-Dynastie wird im Herbst exhumiert. In: welt.de . 2. Juli 2012, abgerufen am 7. Oktober 2018 .
  5. Lorenzo De’ Medici: Die Medici. Geschichte meiner Familie . Hockebooks, 2016, ISBN 978-3-9575-1156-0
  6. L’Ultima De’ Medici: una serie che riporta la dinastia Medici nella contemporaneita Controradio, 14. September 2020, abgerufen am 20. Dezember 2022
  • Baumgartel, Bettina (Hrsg.): Himmlisch ? herrlich ? hofisch: Peter Paul Rubens, Johann Wilhelm von der Pfalz und Anna Maria Luisa de' Medici. Ausstellungskatalog, Museum Kunst-Palast, Dusseldorf 2008, ISBN 978-3-86502-192-2 .
  • Antje Kahnt: Dusseldorfs starke Frauen ? 30 Portraits Droste, Dusseldorf 2016, ISBN 978-3-7700-1577-1 , S. 27?34.
  • La principessa saggia. L’eredita di Anna Maria Luisa de’ Medici, Elettrice Palatina. Livorno 2006, ISBN 978-88-8347-359-3 .
  • Vossen, Carl: Anna Maria, die letzte Medici, Kurfurstin zu Dusseldorf. Dusseldorf 1989, ISBN 978-3-87784-032-0 .

Journalistische Artikel

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