Im Jahr 2006 wurde das denkmalgeschutzte Ensemble
Altstadt
Regensburg
mit
Stadtamhof
zum
UNESCO-Welterbe
erhoben, weil nachgewiesen werden konnte, dass der mittelalterliche Gebaudebestand von Regensburg und die zugehorige Stadtarchitektur noch weitgehend erhalten sind. In der Regensburger Altstadt finden sich rund 960 Baudenkmaler auf 1,8 km².
[1]
Auch heute ist an den Gebauden, Platzen und Gassen der Altstadt die historische Doppelrolle als mittelalterliches Handelszentrum und als fruhneuzeitlicher Treffpunkt europaischer Diplomaten erkennbar: Hier tagte von 1663 bis 1803 der
Immerwahrende Reichstag
und befand uber eine europaische Politik mit Einfluss auf den gesamten Raum nordlich der Alpen. Somit ist die Altstadt von Regensburg zusammen mit der uber die Steinerne Brucke angeschlossenen ehemals bayerischen, nicht zur Stadt gehorigen und erst spat eingemeindeten katholischen Landstadt Stadtamhof ein außergewohnliches Zeugnis der kulturellen Traditionen, aber auch der Bruche im Heiligen Romischen Reich. Seine Entwicklungsstufen und Abfolge in den gut erhaltenen weltlichen und kirchlichen Bauwerken sind in der ehemals protestantischen
Reichsstadt
erkennbar. Dieser Artikel soll sowohl die Entwicklung und die Muhen der Erhaltung des Gebaudebestandes, als auch die Verluste an Gebauden schildern.
[2]
[3]
Die folgende Ubersicht gibt Einblick in die 2000-jahrige Geschichte der Stadt Regensburg und betont dabei die Baugeschichte. Sie fuhrt die Stadtentwicklung vor Augen, von den romischen Anfangen im 2. Jahrhundert uber die Zeit der Bajuwaren im 5.?8. Jahrhundert uber die
karolingische Zeit
im 9. Jahrhundert bis zur Konsolidierung von Regensburg als Stadt am Beginn des 10. Jahrhunderts durch den Bau der
Arnulfinischen Stadtmauer
unter Herzog
Arnulf I.
Danach begann die wirtschaftliche Blutezeit von Regensburg als europaweit agierende Handels- und Burgerstadt. Das hatte den Bau der
Steinernen Brucke
zur Folge und die Fortsetzung der Blutezeit mit den Stadterweiterungen und dem Bau der
mittelalterlichen Stadtmauern
im 12. und 13. Jahrhundert.
Der wirtschaftliche Niedergang der Stadt begann im 14. Jahrhundert und fuhrte am Ende des 15. Jahrhunderts zur kurzzeitigen Ubernahme der Stadt durch den bayerischen Herzog, die vom Kaiser wieder aufgehoben wurde. Am Beginn des 16. Jahrhunderts folgte die Vertreibung der Juden, verbunden mit der baulichen Zerstorung des Judenviertels und der baulichen Neugestaltung des Platzes nach Erbauung der
Neupfarrkirche
, die nach dem Religionswechsel der Stadt als protestantische Kirche genutzt wurde. Am Beginn des 17. Jahrhunderts fuhrten starke Zuwanderungen von Protestanten nach Regensburg nicht nur zum Neubau der protestantischen
Dreieinigkeitskirche
, sondern auch dazu, dass viele Wohnungen oder Hauser vermietet und dadurch erhalten werden konnten. Im Verlauf des Dreißigjahrigen Krieges blieb mit Ausnahme der stark beschadigten Steinernen Brucke der Baubestand der Altstadt erhalten, wahrend die bayerische Vorstadt Stadtamhof bei den
Kampfen um Regensburg
vollig zerstort wurde.
Nach dem Dreißigjahrigen Krieg war die Wahl von Regensburg als Standort fur den
Immerwahrenden Reichstag
eine Stutze fur die wirtschaftliche Konsolidierung der Stadt und starkte ihre politische Stellung gegenuber dem bayerischen Herzog, dem es im Verlauf des Dreißigjahrigen Krieges nicht gelungen war, die Stadt unter seinen Einfluss zu bringen. Die nun einsetzende Nutzung von vielen der alten, großen Gebaude als Gesandtschaften und als vermietbare Unterkunfte fur Familien von Gesandten verhinderte Umbauten und Abbruche der Hauser.
Nach dem Zusammenbruch des Heiligen Romischen Reichs und der Auflosung des Reichstages 1803 am Beginn des 19. Jahrhunderts begann fur die Stadt erneut eine schwierige Phase. Zwar erlebte die Stadt am Beginn einer 10-jahrigen Regierungszeit von Furstbischof
Dalberg
organisatorische und bauliche Innovationen, geriet dann aber mit dem Beginn der
Napoleonischen Kriege
in eine isolierte Sonderstellung. Am Ende dieser kurzen Periode wurde die sudliche Altstadt von Regensburg 1809 im
Funften Koalitionskrieg
im Laufe der
Schlacht bei Regensburg
stark, und die bayerische Vorstadt Stadtamhof sogar vollig zerstort.
Die Ubersicht soll zeigen, wie es in den folgenden zwei Jahrhunderten moglich wurde, dass 200 Jahre spater am Beginn des 21. Jahrhunderts die Ernennung der Stadt zum UNESCO-Welterbe erreicht werden konnte. Am Beginn dieser Phase stand der Wiederaufbau, der auch mit der muhsamen Eingliederung der stark protestantisch gepragten ehemaligen Reichsstadt in das katholisch gepragte
Konigreich Bayern
verbunden war. Die isolierte Lage in der Provinz fuhrte im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zu einer nur langsam ablaufenden industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung. Die zeitweise große Armut der Stadt trug genauso zur Erhaltung des denkmalgeschutzten Ensembles bei, wie die glucklicherweise nicht erfolgten großflachigen Zerstorungen im Laufe des Zweiten Weltkriegs.
In der Nachkriegszeit kam es in Regensburg wie auch in anderen Stadten zu Verlusten im Denkmalbestand und zu bedrohlichen Entwicklungen im innerstadtischen Verkehr. Jedoch wuchs in den 1970er Jahren in der Bevolkerung ein neues Bewusstsein fur Denkmalschutz und Denkmalpflege, initiiert durch Burgervereine wie die
Altstadtfreunde Regensburg
. Durch ihren Einsatz konnte das Regensburger und Stadtamhofer Kulturerbe vor vielen verhangnisvollen negativen Eingriffen bewahrt werden. Die damals neu gegrundete
Universitat Regensburg
konnte diesen Prozess fachlich begleiten und auch personell unterstutzen. Die vielen zugezogenen Studierenden, lernten den Denkmalbestand in der Altstadt kennen oder fanden sogar in renovierten und als Studentenheimen ausgebauten Altbauten Unterkunft in der Altstadt.
Vom romischen Legionslager zur bayerischen Hauptstadt
[
Bearbeiten
|
Quelltext bearbeiten
]
Die Geschichte Regensburgs begann weit vor unserer Zeitrechnung. Seit der Ausdehnung des
Romischen Reichs
war die romische Grundung fast zwei Jahrtausende lang von pragender Bedeutung fur den bayrischen Donauraum. Die Romer erkannten die topographische Besonderheit der Lage am nordlichen Donaubogen und bauten hier ein besonders gut befestigtes
Legionslager
. Im Straßengrundriss der Altstadt und in vielen Bauresten zeigt sich heute noch die Lage des Legionslagers.
- Schon in der Steinzeit wurde der Regensburger Donaubogen besiedelt, denn in der Nahe des nordlichsten Donauteils munden die Flusse
Altmuhl
,
Naab
und
Regen
, die von Norden her einmunden. Als altester Name einer vorgeschichtlichen Ansiedlung ist der keltische Name
Radasbona
uberliefert.
- Gegen 90 n. Chr.: Nach der Ausdehnung des romischen Reichs bis zur Donau Errichtung eines romischen
Kohorten
-
Kastells
im Bereich des heutigen Stadtteils
Kumpfmuhl
.
- 179 n. Chr.: Eigentliche Grundung der Stadt als romisches
Legionslager
Castra Regina
(Lager am Regen) der
III. Italischen Legion
in der Regierungszeit des Kaisers
Mark Aurel
, nachgewiesen durch eine steinerne Platte mit Bauinschrift, ausgestellt im Stadtmuseum. Uberreste von Bauten aus romischer Zeit, wie die
Porta Praetoria
in der Gasse Unter den
Schwibbogen
und ein 60 m langer Abschnitt der Romermauer in der Altstadt am
Dachauplatz
sowie am
Ernst-Reuter-Platz
sind erhalten, konserviert und heute auch zuganglich. In den folgend±en Jahrhunderten bildeten sich besonders westlich des Legionslagers Vorortsiedlungen und im weiteren Umfeld des Legionslagers auch Landguter.
- 6. Jahrhundert n. Chr.: Nach dem Ende der Romerherrschaft wurde
Castra Regina
als
Reganespurc
Herzogsresidenz
der
Agilolfinger
und erste bayerische Hauptstadt. Die starken Mauern des Legionslagers boten sich als Schutz fur die Stammesherzoge der Agilolfinger an, die ihre Residenz im nordostlichen Teilbereich des Legionslagers errichteten.
- 739 n. Chr.: Der hl.
Bonifatius
stiftete das
Bistum Regensburg
. Gegen Ende des Jahrhunderts entstand das Kloster
St Emmeram
. Regensburg wurde Bischofssitz und zog weitere Kloster und Stifte an, die sich hier niederließen, wie z. B. das
Stift Niedermunster
und das
Stift zur Alten Kapelle
.
- 10. Jahrhundert: Unter dem bayerischen Herzog
Arnulf I.
erfolgte die Stadterweiterung nach Westen: Abbruch der westlichen Mauer des Romerlagers und Bau der
Arnulfinischen Stadtmauer
unter Einbezug von
Kloster Sankt Emmeram
.
Wirtschaftliche Blutezeit und Aufstieg zur Reichsstadt
[
Bearbeiten
|
Quelltext bearbeiten
]
Diese hochmittelalterliche Epoche der Stauferzeit war die Blutezeit der Stadt, die sich damals zur einzigen ?Großstadt“ im altbayerischen Raum entwickelte.
- 11. und 12. Jahrhundert: Durch einen florierenden
Fernhandel
, bis nach
Paris
,
Venedig
und
Kiew
erlebte Regensburg eine wirtschaftliche Blute und wurde eine der wohlhabendsten und einwohnerstarksten Stadte im Reich. Dreimal sammelte sich in diesen Jahren ein
Kreuzfahrerheer
in Regensburg zum Zug ins
Heilige Land
.
- 12. Jahrhundert: Der Bau der
Steinernen Brucke
von 1135 bis 1146, mit der die Altstadt von Regensburg mit dem 1050 erstmals urkundlich erwahnten Ort
Stadtamhof
verbunden wurde, kronte die Zeit der wirtschaftlichen Blute. Die Brucke war Ausdruck der Bedeutung und des Reichtums der Burgerschaft und wurde als ?mittelalterliches Bauwunder“ Vorbild fur andere Bruckenbauten, wie fur die
Karlsbrucke
in
Prag
. In dieser Zeit entstanden die ersten romanischen und gotischen Bauten des Mittelalters die heute das Gesicht der Altstadt pragen. 1180 wird
Heinrich der Lowe
von
Kaiser Barbarossa
auf einem Reichstag zu Regensburg als Herzog von Bayern abgesetzt und die
Wittelsbacher
wurden zur Herrscherfamilie Bayerns. Sie konnten aber die Entwicklung von Regensburg zu einer unabhangigen Stadt nicht aufhalten. 1259 gaben sie ihre Residenz am Kornmarkt auf und verließen Regensburg, blieben aber nordlich der Brucke in Stadtamhof prasent, um den so wichtigen Flussubergang kontrollieren zu konnen. Die Rivalitat zwischen den Wittelsbachern und der Reichsstadt bestimmte dann jahrhundertelang die Geschichte Regensburgs.
- 13. Jahrhundert: Nach dem Bau der Brucke setzte sich die Zeit der wirtschaftlichen Blute fort. 1245 erhielt Regensburg den Status einer
freien Reichsstadt
, verliehen von Kaiser
Friedrich II.
Die Stadt mit ca. 20.000 Einwohnern und ca. 2.000 Personen, die eine politische Rolle spielten, blieb weiterhin eine Drehscheibe im Ost-West- und im Nord-Sud-Handel. Die Oberhaupter von ca. 60 Familien bildeten das
Regensburger Patriziat
. Aus ihnen setzte sich die Stadtregierung zusammen, sie waren die Bauherren der heutigen Denkmaler, der Patrizier-
Geschlechterturme
und sie waren der Anreiz dafur, dass in dieser Zeit der reichen Patrizier auch die
Bettelordenskirchen
und -kloster entstanden, wie die
Minoritenkirche
und die
Dominikanerkirche St. Blasius
.
Wirtschaftlicher Niedergang, Reformation, Dreißigjahriger Krieg bis 1653
[
Bearbeiten
|
Quelltext bearbeiten
]
Mit dem Anbruch der
Neuzeit
und dem
Zeitalter der Erkundung der Welt
waren durch Veranderungen der weltpolitischen Situationen auch die Fernhandelswege in Europa stark betroffen. Das hatte auch Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Verhaltnisse in den miteinander konkurrierenden Stadten des
Reiches
.
- 14. Jahrhundert: Regensburg war von der Verlagerung der Handelswege besonders stark betroffen und geriet gegenuber Augsburg, Nurnberg und Wien ins Hintertreffen. Eine europaweite schwere Pestepidemie verstarkte die Handelseinbußen. Den sinkenden Einnahmen standen hohe Kosten gegenuber, denn in dieser Zeit entstanden die
Stadtbefestigungsanlagen
. In der Stadt forderten Zunfte und Handwerker von den Patriziern die Beteiligung an der Stadtregierung. Es kam zu Aufstanden, die von den bayerischen Herzogen der Wittelsbacher im
Stadtekrieg
militarisch genutzt wurden, um Regensburg unter ihren Einfluss zu bringen, was aber nicht gelang.
- 15. Jahrhundert: Der wirtschaftliche Niedergang von Regensburg setzte sich fort, fuhrte zum wirtschaftlichen Zusammenbruch und zur Ubernahme der Stadt durch den bayerischen Herzog
Albrecht IV.
, der 1486 in Regensburg einzog. Vom Kaiser unter Druck gesetzt, musste der Herzog 1492 die Stadt wieder hergeben und erhielt als Ausgleich die Siedlung ?Am Hof“, die zur bayerischen Landstadt
Stadtamhof
erhoben wurde. Regensburg geriet in die Abhangigkeit vom Kaiser und wurde von einer freien Reichsstadt zu einer Reichsstadt unter Aufsicht von kaiserlichen Kommissaren.
- 16. Jahrhundert: Als sich die wirtschaftliche Situation von Regensburg nicht verbesserte, folgte eine mehrjahrige Phase mit sozialen Unruhen, ausgelost durch Anhanger des Bayerischen Herzogs. 1514 stellte der Kaiser Regensburg unter eine neue Stadtverfassung, die sog. Regimentsordnung, die bis 1803 Bestand hatte. Die weiterhin angespannte Lage fuhrte 1519 zur Vertreibung der Regensburger Juden und dem Abriss aller Hauser des Judenviertels. Es entstand der
Neupfarrplatz
zunachst mit einem provisorischen Kirchbau, der spater zur heutigen
Neupfarrkirche
vollendet wurde. 1542 nahm der Rat der Stadt die
Evangelische Konfession
an und nur Burger dieser Konfession erhielten das Burgerrecht. Das bayerische Stadtamhof, blieb uberwiegend katholisch.
- 17. Jahrhundert: In den ersten 14 Jahren des
Dreißigjahrigen Krieges
war Regensburg von militarischen Ereignissen nicht betroffen. Die Stadt wurde im April 1632 von bayerischen Truppen uberfallartig besetzt und zu einer Festung ausgebaut. Anlasslich eines Reichstages war der Astronom
Johannes Kepler
1630 in der Stadt, um vom Kaiser Geld einzufordern. Er starb und wurde auf dem Petersfriedhof vor den Stadtmauern begraben. Dieser Friedhof wurde 1632 mit allen kunstvollen Denkmalern von bayerischen Besatzungstruppen zerstort. Im November 1633 wurde Regensburg von den Schweden unter
Bernhard von Weimar
erobert und im Juli 1634 nach mehrmonatiger Belagerung und Beschießung von kaiserlichen und bayerischen Truppen wieder zuruckerobert. Bei diesen Kampfen wurde Stadtamhof vollig zerstort, wahrend in Regensburg nur die Stadtbefestigungsanlagen, die Wehrturme und die Turme der Steinernen Brucke betroffen waren., die bald wieder hergerichtet wurden. Der Wiederaufbau von Stadtamhof dauerte Jahrzehnte.
- 1653: Nach dem
Westfalischen Frieden
tagte der erste Reichstag in Regensburg und vertagte viele Probleme auf den nachsten Reichstag.
- 1663: Beginn des folgenden Reichstags, der zum
Immerwahrenden Reichstag
wurde, weil sich die zu losenden Probleme als dauerhaft herausstellten. Die
Reichsstande
ließen sich durch standige Gesandte vertreten, die zum Teil mit Familien in der Stadt lebten und auch ganze Hauser (Gesandtschaften) anmieteten. Wenn protestantische Gesandte verstarben, wurden sie auf dem
Gesandtenfriedhof
begraben. Katholische Gesandte wurden in verschiedenen Klosterkirchen ? haufig in St. Emmeram begraben. Viele der Grabdenkmaler sind erhalten, allein auf dem Gesandtenfriedhof finden sich 20 prunkvolle Epitaphien.
- 1713: Wahrend der letzten großen Pestepidemie, die ca. 8.000 Tote zur Folge hatte, verließen die Gesandten am Immerwahrenden Reichstag mit ihren Bediensteten die Stadt und zogen nach Augsburg. Auf der Donauinsel
Unterer Wohrd
wurden Gebaude fur ein Pestlazarett auf einem Areal errichtet, das heute knapp ostlich außerhalb des Welterbebereiches liegt.
- 1748: Der kaiserliche
Generalpostmeister
Furst
Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis
wurde zum
Prinzipalkommissar
, dem Stellvertreter des Kaisers beim Reichstag, ernannt. Neben der Unterkunft in den Gebauden des benachbarten Klosters St. Emmeram wurden fur ihn und seine Nachfolger am
Emmeramplatz
zusatzliche Residenzgebaude errichtet.
- 1779: Der Nachfolger
Karl Anselm von Thurn und Taxis
ergriff 1779 die Initiative zur Errichtung einer die Altstadt von Regensburg umfassenden Baumallee nach Entfernung der maroden Befestigungsanlagen vor den Stadtmauern. Die heute
Furst-Anselm-Allee
genannte Baumallee wurde in den Folgejahren ausgebaut und bildet heute die Grenze des Weltkulturerbegebietes im Westen, Suden und Osten.
- 1806: Das Heilige Romische Reich wurde in Regensburg aufgelost. Als einzigem der geistlichen Kurfursten wurde dem
Kurerzkanzler Dalberg
das eigens fur ihn neu geschaffene
Furstentum Regensburg
ubereignet. In seiner kurzen Regierungszeit entstanden durch seinen Hofbaumeister
Emanuel Herigoyen
viele klassizistische Gebaude, darunter die ehemalige Franzosische Gesandtschaft am
Bismarckplatz
(1804/05), ab 1810
Prasidialpalais
und das am Ende des Zweiten Weltkrieges teilzerstorte Gartenschlosschen
Theresens Ruh
, das Ende 1945 abgerissen wurde.
- 1807:
Joseph von Eichendorff
beschreibt bei einem Besuch die Stadt als ?Eine merkwurdige Stadt, die mit ihren hohen schwarzen Hausern und engen krummen Gaßen wie eine eintzige alte Ritterburg dasteht“ und ?Schone Aussicht auf Regensburg, das von Ferne mit seinen alten Thurmen wie eine ungeheure Ruine daliegt“
- 1809: Im April wurden Regensburg, die Steinerne Brucke und Stadtamhof zu Orten einer Schlacht im
Funften Koalitionskrieg
.
- Im Verlauf dieser Schlacht wurden neben 150 Wohnhausern im sudostlichen Stadtbereich auch das
Peterstor
, das ehemalige
Jesuitenkloster
und das
Klarissenkloster St. Magdalena
vollig zerstort. Auch in Stadtamhof wurden fast alle Hauser zerstort. Im Zuge des jahrelangen Wiederaufbaus entstand nach 1810 die heutige
Maximilianstraße
mit einer die Straße sudlich abschließenden klassizistischen torahnlichen Anlage, genannt
Maximiliantor
(Maxtor)
.
[Anm. 1]
[4]
an Stelle der dort weggerissenen Stadtmauer. Die Maxstraße verlief ohne Berucksichtigung von Vorbebauung und alten Gassenverlaufen geradlinig vom
Alten Kornmarkt
nach Suden zunachst mit dem optischen Fixpunkt des dort 1808 erbauten
Kepler-Monuments
, das 1859 nach Westen versetzt wurde, um einen direkten Zugang zum
Bahnhof
moglich zu machen.
- 1810: Kurerzkanzler Dalberg muss das geistliche Furstentum Regensburg an das neugebildete
Konigreich Bayern
abtreten. Regensburg wurde Provinzhauptstadt des neu gebildeten bayerischen
Regenkreises
.
Regensburg als bayerische Provinzstadt, Zeit der Industrialisierung bis 1933
[
Bearbeiten
|
Quelltext bearbeiten
]
Die Epoche der Industrialisierung mit den nach 1860 beginnenden Stadterweiterungen und mit den nach dem Abriss der Stadtmauern neu zu planenden Erschließungen neuer Baugebiete und Anbindungen neuer Einrichtungen, wie Bahnhof, Hafen, Gas-, Wasser- und Elektrizitatswerk sowie der Zuckerfabrik mit dem
Langen Heinrich
, durch neue Straßenfuhrungen war entscheidend fur den Erhalt der Baudenkmaler und des gesamten Altstadtensembles von Regensburg. Auftretende Probleme, den Erhalt von Baudenkmalern betreffend wurden vom damaligen Stadtbaumeister
Adolf Schmetzer
, der unter den Burgermeistern
Oscar von Stobaus
,
Hermann Geib
,
Alfons Auer
und
Otto Geßler
fur mehrere Jahrzehnte im Amt blieb, nicht immer so zufriedenstellend gelost, wie im Fall der Straßenbahnauffahrt auf die Steinerne Brucke.
Zwar blieben viele Baudenkmaler ? einschließlich der um 1900 vom Abriss bedrohten Steinernen Brucke ? erhalten, jedoch ging kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert auch wertvoller Baubestand verloren, wie z. B. im Zuge der sog.
Domfreilegung
bei der Verbreiterung des sudlichen
Domplatzes
. Insgesamt aber verliefen die Entwicklungen in der von katholischen Bauten und Einflussen und vom bauerlichen Umland stark gepragten Provinzstadt Regensburg nicht so sturmisch wie in anderen bayerischen Großstadten und wurden nicht bestimmt von der Ansiedlung großer Industrieunternehmen am Stadtrand, oder vom Bau von Wohnsiedlungen im Außenbereich der Stadt.
Besonders gefahrlich fur den Baubestand in der Altstadt waren Planungen von neuen, breiten, geradlinigen Straßenzugen durch gewachsene Bauquartiere von den Randern der Altstadt in Richtung des Domes. Sehr gravierende, flachendeckende Auswirkungen auf den Baubestand der engeren Altstadt hatte die Verwirklichung der sog. Baulinienplane gehabt. Alle Straßen und Gassen sollten beidseitig verbreitert werden, was einen Verlust vieler Gebaudefassaden bedeutet hatte. Viele Hauseigentumer waren zum Neubau der alten Hauser bereit gewesen, waren aber nicht bereit, Baugrund zur Verbreiterung der Straßen an die Stadt abzutreten. Sie entschieden sich deshalb mehrheitlich fur Sanierungsmaßnahmen ihrer alten Gebaude.
[5]
Die Folge war, dass noch 1917 der politische Schriftsteller
Viktor Klemperer
nach einem Besuch von Regensburg die Stadt wie folgt beschrieb:
?Regensburg, die zeitfernste aller deutschen Stadte. Eine wunderbare, absolut zeitlose Steinmasse ohne alle Verbindung mit der Gegenwart. Nirgends moderne Statteile oder auch nur einzelne Hauser, nirgends Wachstum, Verkehr Fremdenzustrom. Um Alt-Braunschweig zieht sich eine moderne Stadt, um Alt-Regensburg gar nichts“
- 1810 / 1827: Dem Furstenhaus Thurn und Taxis werden die Gebaude des
Klosters Sankt Emmeram
ubereignet.
- 1832?1848 war
Gottlieb von Thon-Dittmer
Burgermeister. Als Anhanger einer liberalen Politikausrichtung wurde er Sprecher der protestantischen Opposition in der
Kammer der Abgeordneten
und 1848 fur einige Monate bayerischer Innenminister.
- 1838: Regensburg wurde Hauptstadt des Kreises Oberpfalz und Regensburg, der im Wesentlichen den Abgrenzungen des heutigen
Regierungsbezirks Oberpfalz
entspricht.
- 1910: Eroffnung des Winterhafens auf dem
Unteren Wohrd
in der Altstadt und des Luitpoldhafens im Westen vor der Stadt unter Burgermeister
Hermann Geib
, dessen Amtszeit (1903?1910) auch durch die Schaffung kommunaler Einrichtungen im Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens und der Hausmullabfuhr gepragt wurde.
- Grundung Kollegiatstift zur
Alten Kapelle
unter Konig
Ludwig der Deutsche
- Grundung
Stift Niedermunster
- Grundung
Stift Obermunster
- Baubeginn des romanischen
Doms
, Erweiterung um 1000 (Verlust durch Brand 1273)
- Entstehung des
Romerturms
- 1002 Wieder-Grundung Kollegiatstift zur
Alten Kapelle
unter
Ostfrankenkonig
Heinrich II.
- 1021 Haus Roter Herzfleck am Rathausplatz Nr. 2, 1021 erstmals erwahnt als Hofstatt des Sifts Obermunster. Saniert 2001
[7]
- 1111 / 1120 Baubeginn der Schottenkirche
St. Jakob (Regensburg)
, bzw.
Schottenkloster St. Jakob (Regensburg)
- 1138 Bau des Stifts der
Augustiner-Chorherren
St. Mang
und St.
Andreas
Stadtamhof
- 1200 Baubeginn
Runtingerhaus
Keplerstraße 1.
- 1210 Ubergabe einer romanischen Kirche (Entstehung unbekannt) auf dem
Agidienplatz
an die
Deutschordenskommende St. Agid (Regensburg)
. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts mehrmals umgebaut und erweitert zur heutigen
Aegidienkirche
.
- 1225 Bau der Kirche
St. Ulrich
als Pfalzkapelle der bayerischen Herzoge
- ab 1229 Bau der
Dominikanerkirche St. Blasius
- 1250
Altes Rathaus
, mit Rathausturm. Erweiterungsbauten Reichssaal und Portalbau spater errichtet
- 1250
Goldener Turm
in der Wahlenstraße, erweitert nach 1300 und 1400
- 1260
Goliathhaus
, Umbau 1570
- 1275
Regensburger Dom
Baubeginn des gotischen Doms, liturgisch nutzbar ab 1443, Nordturm um 1500
- 1300
Baumburger Turm
, erweitert im 15. Jhd.
- um 1300 Bau der
Oswaldkirche
als katholische Spitalkirche des zugehorigen Armenspitals, ab 1542 genutzt als protestantische Spital-Kirche
- 1320 / 1330 Reichssaalgebaude beim
Alten Rathaus
.
- 1340
Marktturm
beim Alten Rathaus am Kohlenmarkt, abgebrannt 1706.
- 1355
Heuporthaus
, barockisiert, Fassade verandert nach 1933.
- 1381 Neubau der gotischen
Stiftskirche St Johann
nach Vorgangerbauten ab 845, die dem Dombau weichen mussten.
- 1408 Portalbau als Verbindung von Reichssaalgebaude mit dem Alten Rathaus. 1564 verandert
- 1519 Nach Abbruch des Judenviertels Beginn Neubau der
Neupfarrkirche
als katholische Wallfahrtskirche. Provisorische Beendigung des Baus 1540 und Nutzung als erste protestantische Kirche. 1860 Aufstockung Sudturm, Bau eines die Westfassade abschließenden Chors.
- 1597 Neubau des
Andreasstadels in Stadtamhof
- 1627?1631 Neubau der protestantischen
Dreieinigkeitskirche
- 1650
Kloster St. Kassian (Stadtamhof)
und Kirche, auf Anregung von Bischof Kardinal Wilhelm von Wartenberg.
- 1697 Kirchbau
St. Mang
auf den Fundamenten des 1634 zerstorten Altbaus
Stadtamhof
- 1713 / 1715 Kirchbau
Dreifaltigkeitskirche (Regensburg)
- 1804?1806 Bau des Dornbergpalais (Kumpfmuhler Straße Nr. 2)
- 1804 ließ der Thurn und Taxische Hofrat
Georg Friedrich von Muller
das
Wurttembergische Palais
errichten und die Gartenanlage aus der sich der heutige
Herzogspark
entwickelte.
- 1808 in der Furst-Anselm-Allee errichtet Kepler?Monument
- 1827 Bau des Marstalles bei Schloss Emmeram.
- 1833 Bau des Wirtschaftsgebaudes fur die Herstellung von Seide in der
Seidenplantage
auf den Winzerer Hohen
- 1854?1856 Bau der
Koniglichen Villa
an der Donau mit Parkanlagen auf dem Gelande der ehemaligen Ostenbastei.
- 1859?1860: Bau des ersten
Regensburg Hauptbahnhofs
und Eroffnung der Bahnlinien nach
Munchen
,
Nurnberg
(uber
Amberg
) unter Burgermeister
Friedrich Schubarth
. Die weitere Stadtentwicklung stagniert.
- 1859 bis 1869 Ausbau der Domturme und Vollendung der
Turmhelme
, Architekt
Franz Josef von Denzinger
.
- Nach 1860 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Neubau von10 Villen Wittelsbacherstraße
- nach 1860 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als 10 Villen Albertstraße, Margaretenstraße, Kumpfmuhlerstraße
- 1873 wurde die direkte Bahnlinie nach Nurnberg und die Linie nach
Ingolstadt
eroffnet. 1888/92 Neubau des Bahnhofs 100 m nordlich vom ersten Bahnhof.
- 1868/9 Neubau der Gschwendtner-Villa am heutigen Standort des Verwaltungsgebaudes der Industrie- und Handelskammer. Spater verkauft und Schwarzhauptvilla, danach Enteignung und NSDAP-Parteizentrale. Abbruch nach dem 2. Weltkrieg,
- 1896 Erhaltung des
Goliathhauses
durch Abwehr des geplanten Abbruchs
- 1883?1888 erfolgte der Neubau des Sudflugels und der Umbau anderer Gebaude von
Schloss St. Emmeram
im Stil der
Neorenaissance
unter Leitung des furstlichen Baumeister
Max Schultze
zur heutigen Schlossanlage.
- 1889 Baubeginn des Parkhotels Maximilian mit prunkvoller Neurokokofassade, geplant von Julius Poeverlein am attraktiven Standort westliches Sudende der neuen Maximilianstraße. Der Bau erfolgte auf dem Zwingergelande der ehemaligen Stadtmauer, so dass die Reste der dort verlaufenden Romermauer als nordliches Fundament des Gebaudes und der aufgeschuttete ehemalige Stadtgraben als Hotelgarten dienen konnten.
[Anm. 2]
[8]
- 1891?1893 Bau des Gebaudes
Amtsgericht Stadtamhof
am Ort des ehemaligen Franziskanerklosters St. Kassian, dessen 1809 teilzerstorte Gebaude als Gefangnis genutzt und 1891 abgerissen wurden.
- 1897 Neubau des Jugendstilgebaudes
Alumneum
nach Planen von
German Bestelmeyer
- Ab 1900: Bebauung von der Tannstr. mit fast ausnahmslos herrschaftlichen, mehrgeschossigen Jugendstil-Mietshausern mit Großwohnungen
- Ab 1900: Ausbau der Infrastruktur (Gas-, Elektrizitats- und Wasserversorgung, Kanalisation). Stadterweiterungen im Osten und Westen mit Verkehrserschließungen, Schulneubauten. Ab 1903 nimmt die Straßenbahn ihren Betrieb auf. Alle Baumaßnahmen und auch die Einrichtung der Straßenbahnlinien erfolgte ? mit Ausnahme des Domplatzes, wo schon 10 Jahre zuvor ein Ausbau stattgefunden hatte ? ohne Verbreiterung von bestehenden Straßen und ohne Verlust von Baudenkmalern.
- 1903 Bau eines Schwibbogens zwischen dem Amberger Salzstadel und dem Bruckturm fur die stadtseitige Auffahrt zur Steinernen Brucke fur die neue Straßenbahn. Die
Brucktor
-Durchfahrt war zu schmal. Fur den Bau war der Abriss von zwei Hausern (darunter das Bruckenzollhaus) erforderlich.
- ab 1904 westlich außerhalb des Thurn und Taxis Schlossgelandes wurde das furstliche
Hofmarschallamt
errichtet, das mit dem neuen
Helenentor
an das Emmeramer Tor auf dem Schlossgelande angeschlossen wurde. Nordlich davon entstand als
Remise
fur Kutschen und Automobile (heuteFurstliches Brauhaus).
- 917 / 919 Im Zuge des Neubaus der
Arnulfinischen Stadtmauer
erfolgte der Abbruch der westlichen Mauer des Romerlagers
Castra Regina
, einschließlich des westlichen Tores, der Porta principalis sinistra. Die ubrigen Mauern des Romerlagers blieben zur weiteren Nutzung erhalten.
- 1273 Verlust des romanischen
Doms
durch Brand
- 1634 Zerstorung des Stifts der
Augustiner-Chorherren
St. Mang
und St.
Andreas
Stadtamhof
im Verlauf der
Kampfe um Regensburg (1632?1634)
- 1809 Zerstorung der Turme und Toranlagen des
Peterstors
endgultiger vollstandiger Abbruch ca. 1880
- 1809 Zerstorung des
Klarissenkloster St. Magdalena
im Verlauf der
Schlacht bei Regensburg
- 1809 Zerstorung des Jesuitenklosters
Mittelmunster
im Verlauf der
Schlacht bei Regensburg
- 1810 erfolgte der Abbruch des Nordturms der Steinernen Brucke des
Schwarzen Turms
in Stadtamhof einschließlich der vorgelagerten Stadtbefestigungsanlagen des nordlichen Bruckenkopfes, die im Verlauf der
Schlacht bei Regensburg
1809 zerstort worden waren.
[9]
- 1812 Beseitigung des 1809 beschadigten Schwarzen Burgtores, Nachfolgerbau des Osttores vom Romerlager, der Porta Principalis Dextra.
- 1830 Abbruch der Gebaudegruppe am Westende der Ludwigsstraße bestehend aus dem ehemaligen
Ruozanburgtor
mit Uhrturm ?Neue Uhr“ und einem alten Giebelhaus mit Durchgang zum
Arnulfsplatz
zu Gunsten des freien Blicks auf den Arnulfplatz.
- 1830 wurden alle Gebaude des im 13. Jahrhundert entstandenen und 1810 aufgelosten
Augustinerklosters
am
Neupfarrplatz
verkauft und teilweise abgerissen. 1836 wurde auch die zugehorige Augustinerkirche am westlichen Neupfarrplatz wegen Baufalligkeit abgebrochen.
- Ab 1868: begann der Abriss der Stadtmauern und fast aller Stadttore unter Burgermeister
Oskar von Stobaus
. Erhalten blieben nur das
Ostentor
, das
Emmeramer Tor
und die beiden kleinen Vorturme der
Jacobstoranlage
, die neugotisch uberformt wurden.
- Nach 1869 bis 1902 erfolgten drei Abbruche und eine Entkernung im Bereich der Goliathstraße / Watmarkt. Mit diesen Abbruchen bzw. Entkernungen erlitt ein aus Sicht des
Denkmalschutzes
einzigartiges Ensemble eines mittelalterlichen Kaufmannsviertels unersetzliche Verluste. An diesem Ort bestand damals die Gefahr einer beginnenden Eigendynamik in Hinsicht auf eine geplante Begradigung und Verbreiterung von
Bruckstraße
und
Goliathstraße
, als einem der reizvollsten und charakteristischsten Stadteingange in Deutschland. In den Auseinandersetzungen um die Baumaßnahmen ging es um die stadtebauliche Einbindung der vier Denkmalschutzobjekte in die historische Stadtstruktur. Dies wurde als Aufgabe der
Denkmalschutzes
gesehen. Jedoch fanden die Diskussionen unter einem Denkmalschutzrecht statt, das erst im Entstehen begriffen war und die Diskussionen entarteten die Diskussionen zu heftigen Streitereien, ausgetragen unter dem Motto ?Auf zum Rettungswerk: Kunstpflege altehrwurdiger Denkmaler oder Vandalismus und Barbarei“
[10]
- 1869 Abbruch des Barbingerhauses (Watmarkt 2 / F6), ein mittelalterliches Gebaude (1280/1300), ostliche Seite des Kohlenmarktes.
[Anm. 3]
Beim Abbruch entdeckt: eine Schatztruhe mit 39 silbernen Schmuckstucken und Urkunden von 1580?1627, versteckt im 30-jahrigen Krieg.
[Anm. 4]
- 1896 konnte der Abbruch des
Goliathhauses
(Watmarkt 5 / F20), abgewendet werden.
[Anm. 5]
Die Sud- und die Nord-Fassade, mit dem Goliathgemalde, blieben erhalten, jedoch erfolgte ab 1897 eine totale Entkernung des Gebaudes, als dem Erstlingswerk des jungen Architekten
Joseph Koch
.
- 1902 erfolgte der Abbruch des mittelalterlichen Betzingerhauses (Watmarkt 3 / F21), das dem
Goliathhaus
westlich benachbart war. Es entstand ein Neubau, wobei die Sud-Fassade am Watmarkt teilweise erhalten blieb. Dort entstand an Stelle eines Barockerkers ein zweigeschossiger Erker im Stil der Neurenaissance. An der Brustung im 1. OG zwei vollplastische Halbfiguren in Patrizierkleidung.
- 1903 erfolgte der Abbruch des Fabriziushauses (Watmarkt 1 / F22) in Ecklage von
Watmarkt
und
Goliathstraße
.
[11]
- 1873 stieß man nach Abbruchmaßnahmen zur Erweiterung der Karmelitenbrauerei bei der
Auskofferung
der Baustelle auf die Fundamente des Osttores des Romerlagers
Castra Regina
und fand dabei die beruhmt gewordenen Bauinschrift des romischen Legionslagers.
- 1875 Endgultiger Abbruch der Ruinen der Toranlage des
Peterstors
- 1888 / 1903 Verlust des westlichen Teils des
Maxtores
beim Bau des Parkhotels Maximilian in der
Maximilianstraße
- 1889 Verlust des
Dollingerhauses
mit dem Dollingersaal durch Abbruch
[12]
- 1893/5 wurden drei mittelalterliche Gebaude, im Osten der Sudseite der Domstraße abgebrochen: der
Salzburger Hof
, der
Dompfarrhof
und die
Alte Post
. Abgebrochen wurde auch der Turm der nordlich gegenuber liegenden Kirche
St. Ulrich
und geplant, aber nicht verwirklicht, war auch der Abbruch der dem Dom nordwestlich benachbarten, 1887 durch Brandschaden schwer betroffenen
Stiftskirche St. Johann
. Ziel der Abbruche war es, die damals noch schmale Domstraße zu verbreitern, um von allen Seiten einen besseren Blick auf die neuen Domturme zu ermoglichen. Außerdem musste Platz geschaffen werden fur einen nach Suden zuruckgesetzten Neubau der
Neuen Dompost
im Stil der Neurenaissance. Dieser Neubau war nach seiner Fertigstellung dem ostlich von ihm gelegenen, aus dem 6. Jahrhundert stammenden
Herzogshof
, der Residenz der fruhen bayerischen Herzoge, unmittelbar benachbart.
[13]
- 1902/03 Unter Verlust einiger Bausubstanz erfolgte der Bau eines Schwibbogens zwischen dem Amberger Salzstadel und dem Bruckturm als Durchfahrt fur die neue Straßenbahn.
- 1911 Abbruch der Franziskanerkirche am Franziskanerplatz und Neubau eines Wohnhauses Franziskanerplatz 10
- 1945 (Dezember) Abbruch der durch Bombentreffer beschadigten klassizistischen Villa
Theresens Ruh
oder Theresienruhe im ostlichen Furstenpark
- 1955 Abriss der Geschwendtner Villa zu Gunsten des Neubaus der IHK (Industrie- und Handelskammer)
- 2012 Abbruch des
Hotel Karmeliten
am Eingang zum
Dachauplatz
fur Neubau ?Palais Karmeliten am Dom“ mit Supermarkt und Wohnungen. (Fund eines romischen Bronzepferdchens).
In der Zeit des Nationalsozialismus kam es auf dem sudlichen Domplatz zu schweren Verlusten an historischen Baudenkmalern. Große Bereiche der Altstadt zwischen
Bismarckplatz
und Domplatz waren kurzzeitig von geplanten Straßendurchbruchen bedroht. Erstmals fanden in einem Altstadtbereich westlich des Rathauses Hausabbruche statt. Beide Eingriffe in die Struktur der Altstadt wurden aber nicht verwirklicht bzw. eingestellt. Noch vor Ausbruch des Krieges wurden auch die bereits begonnene Baumaßnahmen zum Bau der
West-Ost-Autobahn A3
und der
Sud-Nord-Autobahn A93
eingestellt. Beim Bau mehrerer großer Siedlungen, entstanden in den nordlichen, sudlichen und ostlichen Vororten der Stadt die heute als
denkmalgeschutzte Ensembles
bezeichneten Wohnsiedlungen. Ansiedlungen einiger Industriebetriebe (z. B. im Westen die Werke der
Messerschmitt AG
) erfolgten außerhalb der Altstadt. Das hatte im Zweiten Weltkrieg zur Folge, dass die Altstadt von Regensburg von flachenhaften Zerstorungen verschont blieb. Die Zerstorungen beschrankten sich ? mit einigen schwerwiegenden Ausnahmen ? auf die Industriebetriebe in den Vororten, auf Bahnanlagen, Brucken und auf Hafengebiete, die aber teilweise im Bereich der ostlichen Altstadt lagen.
- 1900?1934 wurde erwogen, zur besseren Verkehrserschließung der Altstadt die vierflugelige, gotische Patrizierburg
Heuporthaus
fur einen Straßendurchbruch vom Bismarckplatz zum Domplatz abzureißen. Der Plan wurde nicht verwirklicht. Stattdessen wurde das Heuporthaus saniert und ? veranlasst vom Museumsdirektor und Denkmalpfleger
Walter Boll
? durch Einbau einer gotischen Fassade regotisiert. Damit sollte das Haus aufgewertet und vor weiteren Abbruchplanen geschutzt werden.
[14]
[15]
- Ab 1934 gab es den ersten Versuch einer Stadtsanierungsmaßnahme nordwestlich des Rathauses, deren Notwendigkeit seit der Jahrhundertwende bekannt war. Dort lag der am dichtesten bebaute Wohnbereich der Stadt, der durch Abbruchmaßnahmen aufgelockert werden sollte. Als sich zeigte, dass durch begonnene Hausabbruche der gesamte Resthausbestand statisch gefahrdet war, wurden die Sanierungsmaßnahmen abgebrochen.
[14]
- Ab 1936 nur 40 Jahre nach dem Neubau der Dompost wurde deren Neurenaissance-Dekor wieder entfernt. Auch ein Erweiterungsbau wurde beschlossen, weil man das Postgebaude vor 40 Jahren viel zu klein geplant hatte. Fur den Erweiterungsbau wurde der ostlich benachbarte
Herzogshof
auf Abbruch kauflich erworben. Der geplante Totalabbruch des Herzogshofs konnte durch Widerstand von Denkmalpfleger Walter Boll verhindert werden. Es kam jedoch zu einem Teilabbruch der westlichen Gebaudeteile des Herzogshofs und zu einer von Boll betriebenen Reromanisierung des Restgebaudes, in dem der Herzogssaal erhalten blieb.
[16]
- Im November 1938 wurde im Zuge der Reichspogromnacht die judische Synagoge am Brixner Hof zerstort
- Ab 1940 / 1960: Einstellung der Bauarbeiten fur die beiden Autobahnen A3 und A93, fur die außerhalb des Stadtgebietes bereits Bruckenbauwerke entstanden waren. Die Trasse der West-Ost-Autobahn sollte das Stadtgebiet nur tangieren und verlauft dementsprechend heute weit sudlich der Altstadt. Dagegen folgte die ursprunglich geplante Trasse der Sud-Nord-Autobahn A93 dem Verlauf der Galgenbergstraße und der Dr. Martin Luther-Straße. Damit verlief diese Trasse mitten durch die Altstadt, querte die Donau bei der
Eisernen Brucke
und tangierte im weiteren Verlauf durch Stadtamhof den
bayerischen Salzstadel
. Nach Wiederaufnahme der Bauplanungen um 1960 war diese Trasse somit eine große Bedrohung fur die Altstadt und fur Stadtamhof. Der Verlauf der Trasse wurde jedoch im Zusammenhang mit der damaligen Ansiedlung eines großen Industrieunternehmens außerhalb der Altstadt im Westen so geandert, dass die Trasse heute ca. 1,5 km westlich der Altstadt verlauft, aber auch dort um 2000 wegen unzumutbarer Larmbelastigung eingehaust werden musste. Der sudliche, altere Teil von Stadtamhof ist nur durch Larm, der nordliche Teil aber auch durch Zubringerverkehr betroffen.
- 1943: Im August erfolgte der erste schwere Luftangriff wahrend des Zweiten Weltkriegs, der 402 Todesopfer mit sich brachte und die Messerschmitt Werke in den westlichen Vororten zerstorte.
- 1944/5 Bei weiteren Luftangriffen wurde die Altstadt kaum in Mitleidenschaft gezogen. Durch zufallige Bombentreffer wurden folgende Gebaude schwer beschadigt, aber nach Ende des Krieges wiederhergestellt: das nordliche Querhaus der
Stiftskirche zur Alten Kapelle
am
Alten Kornmarkt
und die Renaissance-Hofarkaden der im Kern romanischen Patrizier-Hausburg
Neue Waag
auf dem
Haidplatz
. Teilweise zerstort und dann uberraschend schnell abgerissen wurde das Gartenschloss
Theresens Ruh
im
Schlosspark
von Schloss St. Emmeram. Fast vollstandig zerstort und heute nur noch als Ruine erhalten ist die
Stiftskirche Obermunster
. Der alleinstehende Glockenturm dieses bedeutenden Baudenkmals blieb erhalten.
[17]
- 1945: Die Sprengung der Donaubrucken durch die deutsche Wehrmacht verhinderte nicht die Besetzung der Stadt durch amerikanische Truppen.
- 1946?1955: Nach Kriegsende steigt die Einwohnerzahl in Regensburg im Laufe eines Jahres von 102.000 auf 130.000. Durch einen starken Zuzug von Fluchtlingen und Heimatvertriebenen wird Regensburg zur Großstadt. Die neuen Einwohner werden in aufgeteilten Wohnungen der großen Altstadthauser untergebracht. In der Altstadt herrschte eine Einwohnerdichte, wie sie anderswo im Bundesgebiet nicht zu finden war.
[18]
Die Wohnverhaltnisse in der Altstadt waren außerdem gekennzeichnet durch unzureichende sanitare und hygienische Verhaltnisse, einen schlechten Bauzustand der Gebaude, den Verfall historisch wertvoller Bausubstanz und eine hohe Brandgefahr.
[19]
- 1955?1960 Zehn Jahre nach Ende des Weltkriegs wurde klar, dass entscheidende Weichen fur die Erhaltung der Altstadt gestellt werden mussten. Eine Sanierung der Altstadt musste begonnen und eine Verkehrsplanung ins Auge gefasst werden, obwohl Moglichkeiten zur Finanzierung nicht absehbar waren. Ab 1955 bis 1960 begannen Planung und Durchfuhrung der ersten großraumigen Altstadt-Sanierungsmaßnahme sudlich der Keplerstraße, die mit dem Abriss von Nebengebauden und der Entkernung alter Hauser verbunden war.
- Zur Belebung und zur finanziellen Starkung der Stadt wurde die Grundung einer Universitat geplant und die Ansiedlung von Industrieunternehmen außerhalb der Innenstadt forciert. Wieder aufgegriffen wurden alte Verkehrsplanungen und 1936 bereits begonnene, aber 1940 eingestellte Baumaßnahmen zum Bau einer
West?Ost Autobahn
und einer
Nord?Sud Autobahn
, um die Stadt besser an die Großstadte Nurnberg und Munchen und an die Region anzuschließen.
[18]
Die West?Ost Autobahn erreichte 1971 Regensburg und 1984 Passau. Die Nord?Sud Autobahn erreichte 1987 Weiden und nach 2000 Hof.
- Die Nord?Sud Autobahn sollte ursprunglich die Altstadt von Regensburg auf Hohe der heutigen Universitat queren, dann in der Altstadt an Stelle der
Eisernen Brucke
uber die Donau fuhren und durch Stadtamhof hindurch im Tal des
Regen
nach Norden verlaufen. Der Trassenverlauf im Gebiet der Altstadt und der geplante Bruckenbau entwickelten sich nach Grundung der Universitat zu einer heftigen und lang andauernden innerstadtischen Kontroverse, obwohl der Trassenverlauf ? nicht aber der Bruckenbau ? bald aufgegeben wurde zu Gunsten der heutigen, weiter westlich außerhalb der Altstadt verlaufenden Trasse. In Vorbereitung der ursprunglich geplanten Trasse war es schon 1960 zu großflachigen Abrissmaßnahmen der Hauser im alten Hafengebiet am nordlichen Donauufer gekommen, wo außer der Nord?Sud Autobahn auch eine parallel zur Donau verlaufende, innerstadtische Ost-West-Verkehrsachse entstehen sollte.
[18]
Durch den Abriss entstand der sog. Donaumarkt, der heutige Standort des
Museums der Bayerischen Geschichte
. Auch in Stadtamhof entstand ein Teilstuck der geplanten Nord?Sud Autobahn mit dem unpassenden Namen Backergasse, die heut knapp außerhalb des Welterbegebietes liegt.
- 1960: Der Bau des Osthafens war ein wichtiger Faktor fur die Wirtschaftsentwicklung. Viele neue Betriebe siedelten sich an.
- 1965: Die Grundung der 4. Bayerischen Landesuniversitat war die Initialzundung zur Bewahrung des Ensembles der Altstadt und der Instandsetzung der Baudenkmaler. Nun konnte man viele Studentenunterkunfte in der Altstadt einrichten.
- 1978: Die Großschifffahrtsstraße Rhein-Main-Donau wurde im Abschnitt Regensburg-Kelheim eroffnet. Heute bringt sie viele Flusskreuzfahrt-Touristen in die Welterbe-Stadt.
- 1992: Die Eroffnung des Universitatsklinikums fur den ambulanten und stationaren Betrieb brachte einen Entwicklungsschub fur die Universitat.
- 2000: Die Weltausstellung ?Expo 2000“ hatte dezentrale Projekte im Programm, unter anderem die Altstadtsanierung und Domsanierung.
- 2006: Vom 11. bis 14. September besuchte Papst Benedikt XVI. Regensburg und lenkte die Aufmerksamkeit der Welt auf die Stadt.
- 2006: Am 13. Juli wurde das Altstadtensemble von Regensburg UNESCO-Welterbe.
Trotz der unten skizzierten wirtschaftlichen Entwicklung und der kulturellen Aufwertung als Stadt der Wissenschaft blieb die Altstadt vor wesentlichen Eingriffen verschont. Das lag daran, dass man die Plane fur eine autogerechte Stadt im Altstadtbereich aufgab und dadurch Eingriffe in die Substanz des Ensembles vermied.
1965 wurde der Grundstein der
Universitat
gelegt, 1992 das dazugehorige
Klinikum
eroffnet. Anfang der 1970er-Jahre kam die
Fachhochschule
hinzu. 1960 nahm der Osthafen seinen Betrieb auf, 1978 der
Main-Donau-Kanal
. Der
Siemens
-Konzern hat seinen Standort Regensburg permanent ausgebaut, unter anderem durch Errichtung einer Fabrik zur
Chipherstellung
(heute
Infineon
AG). 1986 nahm das
BMW-Werk
bei
Harting
die Produktion auf. Ab 1989 produzierte
Toshiba
in Regensburg Laptops und Notebooks, schloss aber 2009 seinen Regensburger Standort wieder. Dafur siedelte sich, u. a. auf dem ehemaligen Toshiba-Gelande, das Unternehmen
Osram
neu an, welches hier klassische und neuartige Lichtquellen produziert und erforscht.
Der historische Stadtkern Regensburgs mit engen Gassen, zahlreichen Patrizierhausern und Kapellen aus allen Kunstepochen des Mittelalters blieb weitgehend erhalten und wurde somit die großte mittelalterliche Altstadt Deutschlands. Außerdem besitzt sie die großte Anzahl an
Geschlechterturmen
nordlich der Alpen, was ihr den Beinamen ?Nordlichste Stadt
Italiens
“ eingetragen hat. Umsichtige und von der Bevolkerung mitgetragene Sanierungsmaßnahmen sicherten den Bestand von uber 1000 geschutzten Denkmalern bis heute.
2015 wurde Regensburg der Ehrentitel ?
Reformationsstadt Europas
“ durch die
Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa
verliehen.
[20]
Am 13. Juli 2006 nahm die UNESCO das Ensemble ?Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“ als Welterbestatte in die Welterbeliste auf. Das gesamte Ensemble ?Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“ entspricht der Ausdehnung Regensburgs nach der letzten mittelalterlichen Stadterweiterung um 1320.
[21]
Eingetragen sind die Einzelbaudenkmaler, angrenzende Ensembles sowie die Pufferzone. Die Pufferzone umfasst jenen Bereich, der optisch im Blickfeld des Betrachters der zur Nominierung vorgesehenen Zone liegt. Die Grenzen der Pufferzone sind durch die Hohen des Donautales im Norden und Suden der Stadt naturlich definiert, ansonsten durch den Verlauf von Eisenbahn und Hauptstraßen. Damit besitzt die Pufferzone eine eindeutige und einpragsame Ausdehnung.
2006 nahm das Welterbekomitee die ?Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof“ auf Grundlage der drei im Folgenden beschriebenen Kriterien (ii), (iii) und (iv) in die Liste der Welterbestatten auf.
- Kriterium (ii): Die Architektur der Altstadt von Regensburg spiegelt die Rolle der Stadt als mittelalterliches Handelszentrum und ihren Einfluss auf den Raum nordlich der Alpen wider. Regensburg war ein wichtiger Umschlagplatz auf den kontinentalen Handelsrouten nach Italien, Bohmen, Russland und Byzanz. Zudem hatte die Stadt vielfaltige Verbindungen zu den interkontinentalen Seidenstraßen. Dies ermoglichte den wichtigen Austausch kultureller und architektonischer Einflusse, die das Stadtbild bis heute pragen.
- Kriterium (iii): Die Altstadt von Regensburg stellt ein außergewohnliches Zeugnis kultureller Traditionen im Heiligen Romischen Reich dar. Im Hochmittelalter war Regensburg bevorzugter Tagungsort fur Reichsversammlungen, aber auch zur jungeren europaischen Geschichte leistete die Stadt als Sitz des Immerwahrenden Reichstags von 1663 bis 1806 ihren Beitrag. Die Uberreste von zwei Kaiserpfalzen aus dem 9. Jahrhundert sowie die zahlreichen gut erhaltenen historischen Gebaude legen Zeugnis ab vom einstigen Reichtum und der politischen Bedeutung der Stadt.
- Kriterium (iv) Die Altstadt von Regensburg ist ein herausragendes Beispiel fur eine binneneuropaische mittelalterliche Handelsstadt, deren historische Entwicklungsstufen gut erhalten sind. Vor allem die Entwicklung des Handels vom 11. bis zum 14. Jahrhundert wird dadurch außergewohnlich gut veranschaulicht.
2011 wurden die Altstadt von Regensburg und der Dom auf einer
0,75 €-Sondermarke
gewurdigt ? der Welterbestatus ist hier ebenso genannt. Es handelte sich um eine
Gemeinschaftsausgabe
mit der
japanischen Post
.
Nachdem am 13. Juli 2006 die Regensburger Altstadt mitsamt Stadtamthof von der
UNESCO
als
Weltkulturerbe
anerkannt wurde, richtete die Stadt 2007 ein Weltkulturerbezentrum ein, das im historischen
Salzstadel
neben dem
Eingangsturm
der
Steinernen Brucke
untergebracht ist. Die Bezeichnung lautet
Besucherzentrum Welterbe Regensburg
. Auf zwei Etagen wird eine Dauerausstellung zur etwa 2000-jahrigen Stadtgeschichte gezeigt. Im Untergeschoss finden regelmaßig wechselnde Sonderausstellungen statt.
[22]
Die Dauerausstellung informiert mit Exponaten, Medieninstallationen und interaktive Spielstationen uber Regensburg und seine Geschichte. Sie ist in funf Themenbereiche unterteilt, die einen Uberblick uber die Besonderheiten der Stadt und ihre Geschichte.geben: UNESCO-Welterbe, Vom Romerlager zur modernen Stadt, Stadt am Fluss ? Stadt im Fluss, Leben in der Stadt und Stadt der Reichstage.
[23]
- Karl Bauer:
Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte.
6. Auflage. MZ-Buchverlag, Regenstauf 2014,
ISBN 978-3-86646-300-4
.
- Peter Schmid (Hrsg.):
Geschichte der Stadt Regensburg.
2 Bande. Pustet, Regensburg 2000,
ISBN 3-7917-1682-4
.
- Wolfgang Scholler:
Stadtplanung und Denkmalpflege in Regensburg 1950?1975
(Regensburger Studien, Band 15, hrsg. vom Archiv der Stadt Regensburg), Regensburg 2010,
ISBN 978-3-935052-84-9
.
- Eugen Trapp:
Welterbe Regensburg. Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Fuhrer zur Altstadt Regensburg mit Stadtamhof.
2., aktualisierte Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 2012,
ISBN 978-3-7954-2064-2
.
- Siegfried Wittmer:
Judisches Leben in Regensburg. Vom fruhen Mittelalter bis 1519.
Universitatsverlag, Regensburg 2001,
ISBN 3-930480-54-9
.
- ↑
Fur Straße und Quartier waren zunachst verschiedene Namen, wie
Neue Straße
und
Napoleonsquartier
, im Umlauf. Nachdem Regensburg 1810 an das Konigreich Bayern gefallen war, wurde die Straße nach dem ersten Konig
Maximilian
benannt. Der westliche Teil der 1820 errichteten zweiteiligen Maxtoranlage wurde 1889 wieder abgebrochen, weil er dem Bau des
Parkhotels Maximilian
im Wege stand. Der ostliche Teil diente lange als Unterstand der Straßenbahnhaltestelle und ging erst 1955 endgultig verloren, als dort damals moderne Nachkriegsneubauten entstanden.
- ↑
1970 wurde das restaurierungsbedurftige Hotel von der Stadt Regensburg gekauft, um nach Abbruch des Gebaudes auf dem gesamten Gelande ein Geschaftszentrum (City-Centrum) zu errichten. Das Vorhaben scheiterte am Widerstand der Bevolkerung und am Eingreifen des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege. Das Gebaude wurde 1977 privat aufgekauft, aufwandig restauriert und dient heute wieder als Hotel
- ↑
1597 war das Gebaude im Besitz des Eisenhandlers Roither (Ruder), nach dem der Brunnen vor dem Haus benannt war. Von der Bauplastik sind Stucke im Museum erhalten
- ↑
Der Inhalt der Truhe wurde 1889 in Leipzig versteigert.
- ↑
Die Stadt zahlte dafur 10.000 Mark an den Eigentumer und finanzierte das neue Goliathgemalde
- ↑
Regensburg in Zahlen (Ausgabe 2019).
(pdf) In:
regensburg.de.
1. Oktober 2019,
abgerufen am 8. Mai 2021
.
- ↑
Darstellung Regensburgs auf der deutschen UNESCO-Welterbe-Website
, abgerufen am 15. Juni 2018.
- ↑
Harriet Rudolph:
Reichsstadt, Reich, Europa. Der Reichstag in der historischen Forschung: Vergleichende Perspektiven, Prasenz europaischer Staaten
. Hrsg.: Harriet Rudolph, Astrid von Schlachta. Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2015,
ISBN 978-3-7954-2972-0
,
S.
11?37
.
- ↑
Dominik Weiß:
Vom Bahnhof zum Alten Kornmarkt.
In:
Bernhard Lubbers
,
Staatliche Bibliothek Regensburg
(Hrsg.):
Jahre des stillen Wandels, Regensburg um 1910
. 1. Auflage.
Band
3
. Universitatsverlag Regensburg, Regensburg 2010,
ISBN 978-3-86845-069-9
,
S.
25–48
.
- ↑
Hubert Schmid:
Stadtplanung in Regensburg in der Zeit von 1800 bis 1914
. In: M. Dallmeier, H. Reidel, Eugen Trapp (Hrsg.):
Denkmaler des Wandels, Produktion, Technik, Soziales
. Regensburger Herbstsymposium zur Kunst, Geschichte und Denkmalpflege, 2000. Scriptorium Verlag fur Kultur und Wissenschaft, Regensburg 2003,
ISBN 3-9806296-4-3
,
S.
8–13
.
- ↑
Georg Koglmeier, Bernhard Lubbers, Vorwort Jahre des Stillen Wandels, Regensburg um 1910, Universitatsverlag Regensburg 2010, Kataloge und Schriften der Staatlichen Bibliothek Regensburg, Band 3,
ISBN 978-3-86845-069-9
, S. 7.
- ↑
Michael Hermann:
Der Rote Herzfleck ? mustergultig saniert
. In:
40 Jahre Stadtebauforderung in Regensburg ? eine Erfolgsgeschichte
. Stadt Regensburg, Planungs und Baureferat, Amt fur Stadtentwicklung, Regensburg 2011,
ISBN 978-3-935052-96-2
,
S.
53
f
.
- ↑
Karl Bauer:
Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte
. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014,
ISBN 978-3-86646-300-4
,
S.
31
f
.
- ↑
Karl Bauer:
Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte
. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014,
ISBN 978-3-86646-300-4
,
S.
221
f
.
- ↑
Eugen Trapp:
Das vornehmste Wahrzeichen der Stadt. Denkmalpflegerische Anmerkungen zur Geschichte des Regensburger Goliath Freskos
. In: Stadt Regensburg, Amt fur Archiv und Denkmalpflege (Hrsg.):
Denkmalpflege in Regensburg
.
Band
12
. Friedrich Pustet, Regensburg 2011,
ISBN 978-3-7917-2371-6
,
S.
80–97
.
- ↑
Karl Bauer:
Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte
. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014,
ISBN 978-3-86646-300-4
,
S.
83?85
.
- ↑
Raffael Parzefall:
Platzfolge Kohlenmarkt, Rathausplatz, Haidplatz, Arnulfsplatz, Bismarckplatz.
In: Bernhard Lubbers, Staatliche Bibliothek Regensburg (Hrsg.):
Jahre des stillen Wandels, Regensburg um 1910
. 1. Auflage.
Band
3
. Universitatsverlag Regensburg, Regensburg 2010,
ISBN 978-3-86845-069-9
,
S.
103–126
.
- ↑
Karl Bauer:
Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte
. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014,
ISBN 978-3-86646-300-4
,
S.
58?60
.
- ↑
a
b
Harald Gieß:
Vierzig Jahre Stadtsanierung in Regensburg
. Hrsg.: Stadt Regensburg Planungs- und Baureferat. Erhardi Druck GmbH, Regensburg 1995,
ISBN 3-925753-45-1
,
S.
99–101
.
- ↑
Eugen Trapp:
Domplatz, Die Ruckkehr des Konigs
. In: Stadt Regensburg, Amt fur Archiv und Denkmalpflege (Hrsg.):
Denkmalpflege in Regensburg
.
Band
12
. Friedrich Pustet, Regensburg 2011,
ISBN 978-3-7917-2371-6
,
S.
134
.
- ↑
Karl Bauer:
Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte
. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014,
ISBN 978-3-86646-300-4
,
S.
58?60
.
- ↑
Rainer Ehm:
Bayern, im Speziellen Regensburg, im Fokus der franzosischen und britischen Luftstreitkrafte 1939?1941.
In:
Verhandlungen des Historischen Vereins fur Oberpfalz und Regensburg.
Band 155 (2015),
ISSN
0342-2518
, S. 268.
- ↑
a
b
c
Siegfried Kormer:
40 Jahre Altstadtsanierung Regensburg
. Hrsg.: Stadt Regensburg Planungs- und Baureferat. Erhardi Druck GmbH, Regensburg 1995,
ISBN 3-925753-45-1
,
S.
33?85
.
- ↑
Gunter Stoberl:
Die Sanierung der Regensburger Altstadt ? 40 Jahre in einer Stadt von 1800 Jahren
. Hrsg.: Stadt Regensburg Planungs- und Baureferat. Erhardi Druck GmbH, Regensburg 1995,
ISBN 3-925753-45-1
,
S.
11?18
.
- ↑
Zur Bedeutung Regensburgs in der Reformationsgeschichte siehe
Reformationsstadt Regensburg. Eine Stadt mit Ausstrahlung ? Reformation im Donauraum.
In:
reformation-cities.org/cities.
abgerufen am 16. Februar 2018.
- ↑
Erlauterung des Welterbes auf der Website der Stadt Regensburg
, abgerufen am 15. Juni 2018.
- ↑
Besucherzentrum Welterbe Regensburg.
In:
regensburg.de.
Stadt Regensburg,
abgerufen am 25. Juni 2023
.
- ↑
Besucherzentrum Welterbe Regensburg - Dauerausstellung.
Stadt Regensburg,
abgerufen am 25. Juni 2023
.
49.01956
12.09839
Koordinaten:
49° 1′ 10,4″
N
,
12° 5′ 54,2″
O