Doppelstern
Alpha Centauri
|
|
Große und Farbe der Sonne, verglichen mit den Sternen Alpha Centauri A, Alpha Centauri B und Proxima Centauri
|
|
Beobachtungsdaten
Aquinoktium
:
J2000.0
,
Epoche
: J2000.0
|
AladinLite
|
Sternbild
|
Zentaur
|
Scheinbare Helligkeit
[2]
|
?0,27
[1]
mag
|
Bekannte
Exoplaneten
|
1
|
Astrometrie
|
Radialgeschwindigkeit
|
?22,3 km/s
[3]
|
Parallaxe
|
737
mas
|
Entfernung
[4]
|
4,34
± 0,03
Lj
(1,33
± 0,01
pc
)
|
Absolute visuelle Helligkeit
M
vis
|
4,13 mag
|
Eigenbewegung
:
|
Rek.-Anteil:
|
?3678,19
[5]
mas
/
a
|
Dekl.-Anteil:
|
+481,84
[5]
mas
/
a
|
Orbit
|
Periode
|
79,9 a
[6]
|
Große Halbachse
|
17,59″ / 23,9 AE
|
Exzentrizitat
|
0,519
[6]
|
Periastron
|
11,5 AE
[A 1]
|
Apastron
|
36,3 AE
[A 1]
|
Bahnneigung
|
79,205°
|
Argument des Knotens
|
204,85°
|
Epoche des Periastrons
|
1875,66
|
Argument der Periapsis
|
231,65°
|
Einzeldaten
|
Namen
|
A
;
B
|
Beobachtungsdaten:
|
Rektaszension
[7]
|
A
|
14
h
39
m
36,5
s
|
B
|
14
h
39
m
35,08
s
|
Deklination
[7]
|
A
|
1394997.69
?60° 50′ 02.31″
|
B
|
1394986.24
?60° 50′ 13.76″
|
Scheinbare Helligkeit
[2]
|
A
|
?0,003
± 0,006
mag
|
B
|
1,333
± 0,014
mag
|
Typisierung:
|
Spektralklasse
[7]
|
A
|
G2 V
|
B
|
K1 V
|
B?V-
Farbindex
[4]
|
A
|
0,65
|
B
|
0,85
|
U?B-Farbindex
[4]
|
A
|
0,24
|
B
|
0,64
|
Physikalische Eigenschaften:
|
Absolute vis.
Helligkeit
M
vis
[4]
|
A
|
4,40 mag
|
B
|
5,74 mag
|
Masse
[2]
|
A
|
1,105
± 0,0070
M
☉
|
B
|
0,934
± 0,0061
M
☉
|
Radius
[2]
|
A
|
1,224
± 0,003
R
☉
|
B
|
0,863
± 0,005
R
☉
|
Leuchtkraft
[2]
|
A
|
1,522
± 0,030
L
☉
|
B
|
0,503
± 0,020
L
☉
|
Effektive Temperatur
[2]
|
A
|
5810
± 50
K
|
B
|
5260
± 50
K
|
Metallizitat
[Fe/H]
[2]
|
A
|
0,22
± 0,05
|
B
|
0,24
± 0,05
|
Rotationsdauer
[8]
|
A
|
22
d
|
B
|
41
d
|
Alter
|
6,52
± 0,3
Mrd. a
[2]
|
Andere Bezeichnungen
und
Katalogeintrage
|
|
Vorlage:Infobox Doppelstern/Wartung/Einzelkoordinaten
Alpha Centauri
[
?alfa t?s?n?ta???i
] (
α Centauri,
abgekurzt
α Cen,
aber auch
Rigil Kentaurus, Rigilkent, Toliman
oder
Bungula
genannt) ist im
Sternbild
des
Zentauren
am
Sudhimmel
ein etwa 4,34
Lichtjahre
entferntes
Doppelsternsystem
. Es bildet zusammen mit dem ihn umkreisenden, 0,21
Lj
von Alpha Centauri entfernten
sonnen
nachsten
Roten Zwerg
Proxima Centauri
(etwa 4,2465 Lj Abstand zur Sonne) ein hierarchisches Dreifachsternsystem.
[9]
Alpha Centauri besteht aus dem helleren gelben Stern Alpha Centauri A und dem orangefarbenen Alpha Centauri B in derzeit 6″ Abstand. Zusammen mit der Sonne befindet es sich in der sogenannten
Lokalen Flocke
. Nur 4,4° westlich steht mit
Beta Centauri
ein weiterer
Stern 1. Große
.
Als
teleskopischer
(nur im Fernrohr trennbarer) Doppelstern ist Alpha Centauri mit einer
scheinbaren Gesamthelligkeit
von ?0,27 mag das hellste Objekt im Sternbild und der dritthellste Stern am Nachthimmel. Der hellere Alpha Centauri A alleine hat eine scheinbare Helligkeit von ?0,01 mag und ist damit der
vierthellste Stern
am Himmel.
[10]
Alpha Centauri und der 4,4° entfernte
Beta Centauri
sowie die drei hellsten Sterne aus dem Sternbild
Kreuz des Sudens
, das westlich des Zentauren liegt, bilden zusammen die deutlichste Haufung von
Sternen der 1. Große
innerhalb einer
Handspanne
am gesamten Sternenhimmel.
Die Linie durch Alpha und Beta Centauri zeigt auf das Sternbild
Kreuz des Sudens.
Die ?Zeiger“ wurden so genannt, um auf einfache Weise zwischen dem Kreuz des Sudens und dem oft damit verwechselten ostlichen
Asterismus
(Sternansammlung, die falschlicherweise fur ein Sternbild gehalten wird), dem ?Falschen Kreuz“ (dem Sternbild
Segel des Schiffs
oder Vela), unterscheiden zu konnen. Das ?Falsche Kreuz“ umfasst die mit freiem Auge sichtbaren Sterne
ε Car
,
Aspidiske
,
κ Vel
und
δ Vel
.
Alpha und Beta Centauri liegen zu weit sudlich, als dass man sie von den mittleren nordlichen Breitengraden (z. B. Europa) sehen konnte. Ab 33° sudlicher Breite sind die beiden Sterne
zirkumpolar
und bleiben damit immer uber dem Horizont.
Der Doppelstern hat eine
absolute Helligkeit
von 4,1
mag
. Mit bloßem Auge sind die beiden Komponenten A und B von der Erde aus nicht zu trennen. Erst in einem
Fernrohr
mit 5 cm
Offnung
sind die einzelnen Sterne erkennbar.
Einmal in 79,9 Jahren umrunden sich die beiden Sterne auf stark elliptischen Bahnen mit einer
Exzentrizitat
von 0,519,
[6]
wobei der Abstand zwischen 11,5 und 36,3
AE
liegt. Die große Halbachse betragt rund 23,9 AE.
[A 1]
Im Mai 1995 war die großte Distanz (
Apastron
) erreicht. Zur großten Annaherung (Periastron) kommt es im Mai 2035.
[11]
Aus den Werten der Halbachsen und der Umlaufdauer lasst sich die Gesamtmasse des Doppelsternsystems auf 2,08 Sonnenmassen berechnen.
[A 2]
Der
Winkelabstand
und der
Positionswinkel
verandern sich wegen der relativ kurzen Umlaufdauer innerhalb weniger Jahre merklich (siehe Tabelle). Wahrend eines Umlaufs variiert der
scheinbare
Abstand zwischen etwa 2″ und 22″.
[12]
Die Lage von B relativ zu A
Jahr
|
Winkelabstand
|
Positionswinkel
|
1990
|
19,7″
|
215°
|
1995
|
17,3″
|
218°
|
2000
|
14,1″
|
222°
|
2005
|
10,5″
|
230°
|
2010
|
6,8″
|
245°
|
Die meisten der aktuell ermittelten Distanzen der drei Sterne, die in der Literatur erwahnt werden, beruhen auf den Werten der Parallaxen des
Hipparcos-Sternenkatalogs
(HIP) von 1997.
Alpha Centauri A und B sind als gemeinsam entstandenes Sternenpaar etwa 6,5 ± 0,3 Milliarden Jahre alt.
[2]
Beide sind gewohnliche
Hauptreihensterne
und befinden sich somit in einer stabilen Phase des
Wasserstoffbrennens
(
Fusion
von
Wasserstoff
zu
Helium
). Da Alpha Centauri A massereicher ist als Alpha Centauri B, verbleibt er kurzer in der Hauptreihe, bevor er sich zu einem
roten Riesen
entwickelt. Damit hat Alpha Centauri A im Gegensatz zum kleineren und damit langlebigeren Alpha Centauri B schon mehr als die Halfte seines Lebens hinter sich.
Proxima Centauri
dagegen ist nur rund 4,85 Milliarden Jahre alt.
Uber Alpha Centauri A und B, die zusammen oft auch α Cen AB genannt werden, liegen detaillierte Beobachtungen der Oberflachenschwingungen vor, aus denen die
Asteroseismologie
Ruckschlusse auf die innere Struktur der Sterne ziehen kann. Kombiniert man dies mit den traditionellen Beobachtungsmethoden, so erhalt man prazisere Werte uber die Eigenschaften der Sterne, als mit den einzelnen Methoden moglich ware.
[2]
[13]
[14]
Vergleich der Elementverteilung in Massenprozent
[15]
Name
|
Wasserstoff
|
Helium
|
schwere Elemente
|
α Centauri A
|
71,5
|
25,8
|
2,74
|
α Centauri B
|
69,4
|
27,7
|
2,89
|
Sonne
|
73,3
|
24,5
|
1,81
|
Alpha Centauri A ist wie die Sonne ein
Gelber Zwerg
vom
Spektraltyp
G2 V. Damit gehort er wie die Sonne zu den heißeren G-Sternen (innerhalb der Spektralklasse G reicht die numerische Bezeichnung von 0 (heißester) bis 9 (kuhlster) Stern). Die
Leuchtkraftklasse
V gibt an, dass er zu den
Hauptreihensternen
gehort. Er ist mit einer
scheinbaren Helligkeit
von 0,00
mag
(Magnitude) nach
Sirius
(?1,46 mag),
Canopus
(?0,72 mag) und
Arktur
(?0,05 mag) vor
Wega
(0,03 mag) der vierthellste Stern am Nachthimmel.
Da Alpha Centauri A vom gleichen Spektraltyp ist und ahnliche Dimensionen wie die Sonne hat, gilt er als der erdnachste ?
Sonnenzwilling
“ (was aber nicht bedeutet, dass sie zusammen entstanden sind). Seine Oberflachentemperatur betragt etwa 5800
K
. Mit dem 1,22-fachen Sonnendurchmesser ist er großer als Alpha Centauri B. Er besitzt 1,1 Sonnenmassen und gibt 1,52-mal so viel
Strahlungsleistung
ab wie die Sonne. Die chemische Zusammensetzung ist jener der Sonne sehr ahnlich. Der Anteil an schweren
Elementen
(Elemente mit einer Ordnungszahl großer als Helium werden in der
Astrophysik
als Metalle bezeichnet) ist jedoch um knapp 70 % hoher (die
Metallizitat
betragt [Fe/H]
A
= 0,22 ± 0,05).
[2]
Seine
habitable Zone
liegt zwischen 1,2 und 1,3
astronomischen Einheiten
(AE).
[16]
Alpha Centauri B gehort dem Spektraltyp K1 mit der
Leuchtkraftklasse
V an. Er weist gegenuber dem helleren Stern Alpha Centauri A nur eine Helligkeit von 1,33 mag auf und ist damit die Nummer 21 in der
Liste der hellsten Sterne
am Himmel. Er besitzt 0,93 Sonnenmassen und hat einen 0,86-fachen Sonnendurchmesser. Auch er ist ahnlich wie die Sonne zusammengesetzt. Der Anteil an schweren Elementen liegt allerdings um gut 70 % hoher (die Metallizitat betragt [Fe/H]
B
= 0,24 ± 0,05).
[2]
Es wurde eine Rotationsdauer von 41 Tagen festgestellt. Zum Vergleich: Die Sonne rotiert in etwa 25 Tagen einmal um die eigene Achse.
[8]
Mit einer Oberflachentemperatur von etwa 5300 K ist er nur wenig kuhler als die Sonne. Er erreicht wegen der geringeren Temperatur und der kleineren Oberflache jedoch nur 50 % der Sonnenstrahlungsleistung. Somit betragt die Helligkeit des orange-gelb strahlenden K1-V-Sterns Alpha Centauri B nur ein Drittel des großeren Sterns Alpha Centauri A. Die
habitable Zone
liegt in einem Abstand von 0,73 bis 0,74 AE.
Obwohl er weniger hell als Alpha Centauri A ist, strahlt Alpha Centauri B im
Rontgenbereich
des Spektrums mehr Energie ab. Die Lichtkurve von B variiert in kurzen Zeitabstanden und es wurde zumindest ein
Flare
beobachtet.
[17]
Vergleich wichtiger Sternparameter
Name
|
Durchmesser
[Mio. km]
|
Radius
[R
Sonne
]
|
Masse
[M
Sonne
]
|
Leuchtkraft
[L
Sonne
]
|
Spektralklasse
|
α Centauri A
|
1,70
|
1,22
|
1,1
|
1,52
|
G2 V
|
α Centauri B
|
1,20
|
0,86
|
0,93
|
0,50
|
K1 V
|
Sonne
|
1,39
|
1
|
1
|
1
|
G2 V
|
Der Abstand von Proxima Centauri zum
Doppelsternsystem
Alpha Centauri A und B betragt etwa 13.000 AE
[9]
oder 0,21 Lichtjahre. Das entspricht etwa der 1000-fachen Distanz zwischen α Cen A und B selbst, oder der 500-fachen Distanz Neptuns zur Sonne. Der Winkelabstand von Proxima Centauri zu Alpha Centauri A und B am Himmel betragt etwa 2,2 Grad (vier Vollmondbreiten).
Die Zugehorigkeit von
Proxima Centauri
zu Alpha Centauri gilt seit November 2016 als gegeben. Basis ist die Untersuchung einer Forschergruppe um Pierre Kervella und Frederic Thevenin.
[9]
Demnach ist Proxima Centauri gravitativ an das Sternenpaar gebunden und umlauft es in etwa 600.000 Jahren mit einer Bahnexzentrizitat von etwa 0,5 und einer
großen Halbachse
von 8.700 AE (kurzeste Entfernung etwa 4.300 AE, langste etwa 13.000 AE, d. h., Proxima Centauri befindet sich derzeit nahe seinem
Apoastron
). Proxima Centauri kann somit auch als
Alpha Centauri C
bezeichnet werden.
Auf diese Zugehorigkeit wiesen bereits altere hochprazise
astrometrische Messungen
wie die des
Hipparcos
-Satelliten hin (die Angaben zur Umlaufzeit schwankten seinerzeit zwischen einigen 100.000 Jahren bis zu einigen
Jahrmillionen
). Altere Untersuchungen aus dem Jahr 1994 ließen noch die Moglichkeit offen, dass Proxima Centauri zusammen mit dem inneren Doppelsternsystem und neun weiteren Sternsystemen einen
Bewegungshaufen
bildet. Demzufolge wurde Proxima Centauri nicht in einer stabilen Bewegung das Paar Alpha Centauri umrunden, sondern seine Bahn ware durch das Doppelsternsystem hyperbolisch gestort, sodass Proxima Centauri nie einen vollen Umlauf um Alpha Centauri A und B vollfuhren wurde.
[15]
Ahnlich weichen auch gemaß einer 2006 veroffentlichten Arbeit einige Radialgeschwindigkeitsmessungen, z. B. im
Gliese
-Katalog, von den fur ein gravitativ gebundenes System erwarteten Werten ab, sodass nicht auszuschließen sei, dass es sich nur um eine
zufallige Sternbegegnung
handele. Diese Vermutung wurde durch Simulationsrechnungen weder bestatigt noch widerlegt, die ausgehend von der berechneten Bindungsenergie des Systems in 44 % der untersuchten Moglichkeiten ein gebundenes System ergaben.
[18]
Das Alpha-Centauri-System bewegt sich schrag auf das
Sonnensystem
zu und verringert die Distanz mit einer
Radialgeschwindigkeit
von rund 22 km/s. Proxima Centauri nahert sich hingegen nur mit 16 km/s der Sonne.
[10]
[19]
In tausend Jahren bewegt sich Alpha Centauri um etwa ein Grad (zwei Vollmondbreiten) am Himmel weiter. In 4000 Jahren wird er sich optisch so weit an
Beta Centauri
angenahert haben, dass sie einen scheinbaren Doppelstern bilden.
[A 3]
In Wirklichkeit ist aber Beta mit 520 Lj rund 120-mal weiter von der Sonne entfernt als Alpha Centauri, und seine Eigenbewegung betragt nur etwa 1 % jener von Alpha.
In etwa 28.000 Jahren wird das Alpha-Centauri-System mit einer Entfernung von 3 Lj zum
Sonnensystem
seine großte Annaherung erreichen und danach den Abstand wieder vergroßern. Es wird an der Grenze der Sternbilder
Wasserschlange
(Hydra) und
Segel des Schiffs
stehen und bis ?1,28 mag hell werden ? nur wenig schwacher als
Sirius
.
[20]
In ferner Zukunft wird das Gestirn langsam unter den Sternen der
Milchstraße
verschwinden. Dann wird der ehemals so dominante Stern im unscheinbaren Sternbild
Teleskop
unter die freiaugige Sichtbarkeit fallen. Diese ungewohnliche Position wird durch Alpha Centauris eigene unabhangige galaktische Bewegung erklart, die eine hohe Neigung in Bezug auf die Milchstraße aufweist.
Wahrend um
Proxima Centauri
bereits Planeten mittels der
Radialgeschwindigkeitsmethode
nachgewiesen werden konnten, steht bisher (Jahr 2021) ein Nachweis von
Exoplaneten
um Alpha Centauri A und auch B aus.
Moglichkeit der Planetenbildung um Alpha Centauri A/B
[
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Aktuelle Computermodelle zur Planetenformation errechneten, dass sich
terrestrische Planeten
nahe an Alpha Centauri A wie auch an Alpha Centauri B bilden konnten.
[21]
Diese Ergebnisse werden durch die Entdeckung von Planeten in einem Doppelsternsystem wie
Gamma Cephei
, die hohe
Metallizitat
des Alpha-Centauri-Systems und die Existenz zahlreicher Satelliten um
Jupiter
und
Saturn
gestutzt.
Gemaß einer im Dezember 2017 erschienenen Arbeit konnen den bisherigen Messungen Planeten bis zu 53 Erdmassen entgangen sein, die Alpha Centauri A in seiner habitablen Zone umrunden, bzw. solche bis zu 8,4 Erdmassen fur Alpha Centauri B.
[22]
[23]
Sicher auszuschließen sind jedoch Gasriesen wie
Jupiter
und
Saturn
, die sich wegen der gravitativen Storungen in einem Doppelsternsystem nicht bilden konnen.
[24]
Daher ist es nicht verwunderlich, dass bis heute keine Auffalligkeiten in der Radialgeschwindigkeit gefunden wurden, die auf solche hindeuten. Weil Gasriesen somit fehlen, gehen einige Astronomen davon aus, dass ein eventuell vorhandener terrestrischer Planet im Alpha-Centauri-System trocken sein konnte. Dies beruht auf der Annahme, dass Gasriesen wie Jupiter und Saturn entscheidend dafur sind, dass
Kometen
in das Innere eines Sternsystems gelenkt werden und durch Einschlage Wasser auf die Planeten bringen. Es kann sein, dass dieser Effekt trotz des Fehlens der Gasplaneten eintritt, vorausgesetzt, Alpha Centauri A wurde die Rolle des Jupiters fur Alpha Centauri B ubernehmen oder umgekehrt. Es ist ebenfalls vorstellbar, dass Proxima Centauri im
Periastron
eine Menge Kometen aus der
Oortschen Wolke
des Systems ablenken und somit mogliche terrestrische Planeten um die Sterne A und B mit Wasser versorgen konnte.
[25]
Da noch keine Oortsche Wolke nachgewiesen wurde, besteht auch die Moglichkeit, dass sie wahrend der Formation des Systems vollig zerstort wurde.
Bis zu welcher Distanz stabile Umlaufbahnen fur Planeten in einem Doppelsternsystem moglich sind, ist noch nicht ganz geklart. Fur Alpha Centauri A schwanken die Einschatzungen von 1,2 AE bis zur halben
Periheldistanz
von 6,5 AE.
[26]
Andernfalls konnten sie schon bei der Entstehung oder erst spater aufgrund von gravitativen Storungen durch Alpha Centauri B aus ihrer ursprunglichen Umlaufbahn herausgerissen werden.
Um erdahnliche Planeten in der bewohnbaren Zone von sonnenahnlichen Sternen mit der Methode der Messung der Radialgeschwindigkeit nachzuweisen, sind sehr genaue Messungen in der Großenordnung von Zentimetern pro Sekunde notwendig. Dabei wird das ?Wackeln“ (engl.
wobbling
) des Zentralsterns, verursacht durch die Schwerkraft von Planeten, gemessen. Alpha Centauri scheint fur diese Messungen gut geeignet, da seine Aktivitat (Schwingung des Sterns, Ausbruche in der
Chromosphare
) sehr klein ist. Es ist anzunehmen, dass einige Jahre lang Daten gesammelt werden mussen, um einen eventuellen Planeten nachzuweisen.
[27]
Im Februar 2021 wurde in einer
Nature-Communications
-Arbeit ein Exoplaneten-Kandidat vorgestellt.
[28]
Bei Alpha Centauri Ab (
auch Candidate 1, kurz: C1
) konnte es sich um einen Planeten handeln, welcher Alpha Centauri A in einer Entfernung von 1,1
AE
umkreist, womit er sich auch innerhalb der
habitablen Zone
des Sterns befinden wurde. Der Radius ware im Falle einer Bestatigung wohl mit 3,3 bis 7
Erdradien
deutlich großer als derjenige der Erde. Zum jetzigen Zeitpunkt handelt es sich beim Planeten jedoch nur um einen Kandidaten, da ein Artefakt nicht ausgeschlossen werden kann, wie die Studie betont.
[28]
Der Kandidat wurde mit einer neuartigen Messtechnik am
Very Large Telescope
aufgespurt. Es handelt sich beim Verfahren um eine Variante der
direkten Beobachtung
, das speziell mit dem Ziel entwickelt wurde, kleinere Gesteinsplaneten um nahe Sterne entdecken und abbilden zu konnen. Der Hauptzweck der Studie war, die Moglichkeiten dieses neuen Verfahrens zu demonstrieren.
[28]
Die
Europaische Sudsternwarte
teilte am 16. Oktober 2012 die Entdeckung eines Alpha Centauri B begleitenden Planeten
Alpha Centauri Bb
mit.
[29]
Im Jahre 2015 erschien eine Untersuchung, welche bereits existente Zweifel an der Existenz des Planeten bestarkten,
[30]
und im selben Jahr erkannte der Entdecker Xavier Dumusque an, dass das Signal des Planeten wohl falsch war.
[31]
Ausgehend von der Ahnlichkeit der beiden Sterne, was das Alter, den Sterntyp, den
Spektraltyp
und die Stabilitat der
Orbits
[16]
betrifft, wird vermutet, dass dieses Sternensystem gute Voraussetzungen fur
außerirdisches Leben
bieten konnte. Ein Planet um Alpha Centauri A musste einen Abstand von etwa 1,2 bis 1,3
AE
[16]
haben, um erdahnliche Temperaturen aufzuweisen. Dies wurde, auf das Sonnensystem bezogen, ungefahr einer Umlaufbahn zwischen Erde und
Mars
entsprechen. Fur den weniger hellen, kuhleren Alpha Centauri B musste diese Distanz etwa 0,73 bis 0,74 AE
[16]
(etwa der Abstand von der
Venus
zur Sonne) betragen.
Vom Alpha-Centauri-System aus gesehen prasentiert sich der Himmel einem Beobachter ahnlich wie von der Erde aus. Die meisten Sternbilder wie
Ursa Major
und
Orion
sehen beinahe unverandert aus. Im Sternbild Centaurus fehlt naturlich der hellste Stern. Dagegen erscheint die
Sonne
als 0,5 mag heller Stern im Sternbild
Kassiopeia
. Das \/\/ der Kassiopeia verwandelt sich in ein /\/\/, und die Sonne bildet anstelle von
Segin
(ε Cas) das neue ostliche Ende der Konstellation. Die Sonne steht
antipodal
(in der Gegenrichtung) zu der von der Erde aus gesehenen Position von Alpha Centauri, also an den Koordinaten
RA
23935
02
h
39
m
35
s
und
DE
2605007
+60° 50′ 7″ ±5″
.
Naher stehende helle Sterne wie
Sirius
,
Altair
und
Prokyon
sind in deutlich verschobenen Positionen zu erblicken. Sirius gehort nun zum Sternbild Orion und steht 2 Grad westlich von
Beteigeuze
,
[32]
wobei er nicht die gleiche Helligkeit von ?1,46 mag hat wie von der Erde aus gesehen, sondern nur ?1,2 mag. Auch die etwas weiter entfernten Sterne
Fomalhaut
und
Wega
erscheinen etwas versetzt.
Proxima Centauri
ist trotz seines geringen Abstands von 13.500 AE (ein Viertel-Lichtjahr) nur ein unauffalliger Stern mit einer Helligkeit von 4,5 mag. Dies verdeutlicht, wie lichtschwach dieser
Rote Zwerg
ist.
Die nachsten großeren Nachbarsterne des Alpha-Centauri-Systems sind nach der
Sonne
(Distanz 4,34 Lj) mit einer Entfernung von 6,47 Lj
Barnards Pfeilstern
, mit 9,5 Lj Sirius und mit 9,7 Lj
Epsilon Indi
. Barnards Stern ist auch von der Sonne mit einem Abstand von 5,96 Lj der zweitnachste Stern.
[33]
Ein Beobachter auf einem hypothetischen Planeten um Alpha Centauri A oder B sieht den jeweils anderen Stern als ein sehr helles Objekt. Ein erdgroßer Planet, der in einem Abstand von 1,25 AE (dies entspricht etwa der Mitte zwischen Erd- und
Marsumlaufbahn
) Alpha Centauri A umkreist (und dabei rund 1,34 Jahre benotigen wurde), empfangt von ihm etwa die Lichtmenge, die die Erde von der Sonne erhalt. Alpha Centauri B erscheint je nach Position in seiner Umlaufbahn zwischen 5,7 und 8,6 mag ?dunkler“ (?21 bis ?18,2 mag). Das ist 190- bis 2700-mal lichtschwacher als Alpha Centauri A, aber immer noch etwa um den gleichen Faktor heller als der Vollmond.
Bei Alpha Centauri B musste ein erdgroßer Planet in einem Abstand von 0,7 AE (entspricht einer Umrundungsdauer von etwas uber 0,6 Jahren) den Stern umlaufen, um die gleiche Strahlenmenge wie die Erde von der Sonne zu erhalten. Alpha Centauri A strahlt dann je nach Position in der Umlaufbahn mit etwa 4,6 bis 7,3 mag (?22,1 bis ?19,4 mag) schwacher als der Hauptstern. Das ist 70- bis 840-mal lichtschwacher als Alpha Centauri B, aber immer noch 520- bis 6300-mal heller als der Vollmond.
In beiden Fallen hat man bei der Beobachtung den Eindruck, als ob die ?Zweitsonne“ im Laufe eines Planetenjahres den Himmel umkreist. Bei Annahme einer geringen Bahnneigung des Planetenorbits von Alpha Centauri A gegenuber Alpha Centauri B befinden sich die beiden Sterne im Laufe einer planetaren
Umlaufzeit
einmal eng beieinander und ein halbes "Jahr" spater ist der sekundare Stern dann als Mitternachtssonne zu sehen. Nach einem weiteren halben "Jahr" ist dieser Zyklus beendet und beide Sterne stehen ? in unterschiedlicher Entfernung ? wieder als Doppelstern gemeinsam am Himmel. Der Abstand beider Sterne verandert sich im Laufe ihres elliptischen Kreisens umeinander, d. h. innerhalb von 80 Jahren wandert der ferne Stern langsam weg (~36 AE) und kommt dann bis auf 11,5 AE wieder naher.
Fur einen hypothetischen erdahnlichen Planeten um einen der beiden Sterne ist die zweite Sonne nicht hell genug, um das Klima signifikant zu beeinflussen ? auch wenn er etwa so nahe kommen kann wie der Saturn der Sonne. Dennoch sorgt der weiter entfernte Stern dafur, dass er ein halbes Jahr den Nachthimmel so weit erhellt, dass er statt pechschwarz eher dunkelblau aussieht. Man konnte problemlos ohne zusatzliches Licht lesen.
?Alpha Centauri“ ist eine Bezeichnung nach der
Bayer-Klassifikation
.
Alpha
(α) ist der erste Buchstabe des griechischen Alphabets, und Centauri (der
Genitiv
zu lat.
Centaurus,
der
Kentaur
) zeigt die Zugehorigkeit zum Sternbild
Zentaur
an.
Der Eigenname
Rigil Kentaurus
[34]
(oft abgekurzt als
Rigil Kent.
[35]
), altere Schreibweise
Rigjl Kentaurus
,
[36]
ist von der
arabischen
Phrase
Rijl Qan
t
?ris
[35]
(oder
Rijl al-Qan
t
?ris;
??? ??????
,
DMG
ri?l qan??ris
)
[37]
abgeleitet und bedeutet ?Fuß des
Kentauren
“.
Der ebenfalls verwendete Name
Toliman
(auch falsch
Tolimann
) kommt entweder aus der arabischen (
???????
,
DMG
a?-?ulm?n
) oder der hebraischen Sprache. Auf Arabisch bedeutet er ?Strauße“
[35]
und auf Hebraisch so viel wie ?das Vordem und das Hernach“ oder auch ?Spross der Rebe“.
Der heutzutage nur noch selten verwendete Name
Bungula
wurde vermutlich von ?β“ und von
lat.
ungula
(?Huf“)
[35]
gebildet und bezeichnet ebenso wie
Rigil
das vordere Bein des
Kentauren
.
[38]
In der chinesischen Sprache wird Alpha Centauri Nanmen’er (南門二), ?Zweiter Stern des sudlichen Tors“, genannt (wie erwahnt bilden Alpha und Beta Centauri gemeinsam die ?sudlichen Zeiger“ zum Sternbild Kreuz des Sudens).
Meist wird der Doppelstern nach der Bayer-Bezeichnung
Alpha Centauri
genannt.
Laut der Nomenklatur der
IAU
wird der Name
Rigil Kentaurus
spezifisch fur Alpha Centauri A und der Name
Toliman
spezifisch fur Alpha Centauri B verwendet.
[39]
Schon die alten
Griechen
kannten Alpha Centauri.
Ptolemaus
nahm ihn im 2. Jahrhundert n. Chr. in seinen Sternkatalog (
Almagest
) auf. Doch infolge der fortdauernden
Prazession
der Erdachse wanderte der Stern unter den europaischen Horizont und wurde schließlich vergessen.
[40]
Die
Inka
verwendeten in
Kenko
zwei zylindrisch geformte, dicht nebeneinanderstehende Steine, die etwa 20 Zentimeter emporragten und als Visiersteine bei der Sternbeobachtung, insbesondere der
Plejaden
und des Alpha Centauri, dienten.
[41]
Der Entdecker
Amerigo Vespucci
kartierte nach der ersten Halfte seiner letzten Reise (1501 bis 1502) Alpha Centauri, Beta Centauri und das Sternbild
Kreuz des Sudens
.
Die Entdeckung der Doppelsternnatur wird dem jesuitischen Priester Jean Richaud zugeschrieben, der dies im Dezember 1689 in
Pondicherry
(Indien) festgestellt haben soll, wahrend er einen in der Nahe vorbeiziehenden Kometen mit einem Teleskop beobachtete.
[42]
Die scheinbare Eigenbewegung von Alpha Centauri wurde aufgrund der astrometrischen Beobachtungsdaten des franzosischen Astronomen
Abbe de La Caille
1751 bis 1752 festgestellt.
Thomas James Henderson
, ein schottischer Astronom, berechnete am
Cape Observatory
als Erster die Distanz zu Alpha Centauri. Er maß zwischen April 1832 und Mai 1833 die jahrliche trigonometrische
Parallaxe
beider Sterne. Er stellte die hohe Eigenbewegung des Sterns fest und folgerte daraus, dass Alpha Centauri ein besonders naher Stern sein musse. Nachdem er die Parallaxe von 1,16 ± 0,11 Bogensekunden gemessen hatte, kam er zum Ergebnis, dass Alpha Centauri etwas weniger als 1
Parsec
(3,26 Lj) entfernt sei.
[43]
Der Wert war 33,7 % zu niedrig, aber zu dieser Zeit schon relativ genau. Er publizierte die Ergebnisse aber noch nicht, weil er sie wegen der hohen Werte ernsthaft anzweifelte. Erst 1839, nachdem
Friedrich Wilhelm Bessel
1838 seine eigenen prazisen Messungen der Parallaxe von
61 Cygni
veroffentlicht hatte, publizierte er seine Resultate. Alpha Centauri ist daher offiziell der zweite Stern, dessen Abstand berechnet wurde.
1870 gab es die erste Flagge von Sudaustralien. Sie enthielt das Kreuz des Sudens, dabei dienten die zwei Sterne Alpha Centauri und Beta Centauri als Orientierungspunkte. Auch in der aktuellen
Flagge Australiens
ist das Kreuz des Sudens noch enthalten.
1926 veroffentlichte William Stephen Finsen die Parameter der
Bahnelemente
von Alpha Centauri A und B. Die zukunftigen Positionen konnten nun in
Ephemeriden
(Tabellen, die Positionen von sich bewegenden astronomischen Objekten auflisten) berechnet werden. Andere Astronomen wie D. Pourbaix im Jahr 2002 haben die Umlaufbahn und die Bahnelemente nur wenig korrigiert. Die achtzigjahrige Umlaufperiode fur α Centauri AB ist daher ziemlich genau.
[44]
Da Alpha Centauri das der Sonne nachstgelegene Sternsystem ist, ist es oft Thema in der
Science Fiction
? wie beispielsweise im Film
Avatar
, im Roman
Die drei Sonnen
? oder in Videospielen wie beispielsweise
Sid Meier’s Alpha Centauri
,
Civilization
oder die
Ego-Shooter
-Reihe
Killzone
. Dabei spielen
interstellare Reisen
, die Erforschung durch den Menschen und die Entdeckung und Kolonisierung moglicher Planeten eine Rolle. Auch in der Netflix-Serie
Lost in Space ? Verschollen zwischen fremden Welten
wird Alpha Centauri als Kolonie von ehemaligen Erdenburgern in die Handlung eingebaut.
In
alpha-Centauri
, einer Sendereihe des Bayerischen Rundfunks, beantwortete in 15-minutigen Folgen
Harald Lesch
einzelne Fragen aus der Physik ? insbesondere der Astronomie und Astrophysik ? in popularwissenschaftlicher Form.
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Die Parallaxe von α Cen betragt 0,737″ (Pourbaix 1999). Eine AE in dieser Entfernung erscheint also unter einem Winkel von 0,737″. Ein Winkel von 17,57″ (große Halbachse, Pourbaix 1999) entspricht daher einer Strecke von 17,59/0,737 = 23,9 AE. Kleinster Abstand = große Halbachse · (1 ? Exzentrizitat) = 11,5 AE, großter Abstand = große Halbachse · (1 + Exzentrizitat) = 36,3 AE.
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Da sich Alpha Centauri in Richtung Sonne bewegt und sich damit die Distanz zu ihr verkurzt, wird sich die scheinbare Eigenbewegung in Zukunft geringfugig erhohen.
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