Alfons Goppel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Alfons Goppel, 1963

Alfons Goppel (* 1. Oktober 1905 in Reinhausen , Bezirksamt Stadtamhof (heute Regensburg ); † 24. Dezember 1991 in Johannesberg , Landkreis Aschaffenburg ) war ein deutscher Politiker ( CSU ). Von 1962 bis 1978 war er Ministerprasident von Bayern .

Leben und Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Herkunft und Familie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Alfons Goppel, 1975

Alfons Goppel war das vierte von neun Kindern einer einfachen Handwerkerfamilie, aus Reinhausen bei Regensburg stammend. Seine altere Schwester Elisabeth ist die Mutter des emeritierten Bischofs von Augsburg , Konrad Zdarsa .

Mit seiner Frau Gertrud (geborene Wittenbrink) hatte er sechs Sohne, darunter den Politiker Thomas Goppel , den ehemaligen Director-General der Euratom Supply Agency Michael Goppel, den ehemaligen Chefarzt der inneren Medizin und arztlichen Direktor der Klinik Muhldorf am Inn Ludger Goppel und den ehemaligen Direktor der Akademie fur Naturschutz und Landschaftspflege Christoph Goppel.

Christoph, Thomas, Alfons und Gertrud Goppel (beide Kinder von Ludger Goppel) sind bis heute (2020) in der von Alfons Goppel gegrundeten Alfons Goppel Stiftung aktiv; Gerhard Hess ist Vorstandsvorsitzender. [1]

Berufliche und politische Laufbahn [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Von 1916 bis 1925 besuchte er das Alte Gymnasium am Agidienplatz , die Vorlauferschule des Albertus-Magnus-Gymnasiums . Nach dem Abitur studierte Goppel von 1925 bis 1929 Rechtswissenschaften in Munchen . Hier wurde er aktives Mitglied der katholischen Studentenverbindung K. St. V. Erwinia, spater auch der K. St. V. Agilolfia Regensburg, der KSStV Alemannia Munchen und der K. St. V. Ottonia Munchen, alle im Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV) . Nach Beendigung seiner juristischen Ausbildung ließ Goppel sich zunachst als Anwalt in Regensburg nieder, wo er 1933 die Kanzlei des nach Palastina geflohenen judischen Anwalts Isaak Meyer (1890?1940) ubernahm. [2] Im Jahr 1934 wechselte er in den Staatsdienst: Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren zunachst die Stelle eines Gerichtsassessors am Amtsgericht Mainburg , dann Staatsanwalt am Landesgericht Kaiserslautern und 1938 Amtsgerichtsrat in Aschaffenburg . [3]

Seine politische Karriere begann 1930 mit dem Eintritt in die Bayerische Volkspartei . Er wurde im November 1933 Mitglied der SA und trat zum 1. Mai 1937 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 5.495.933). [4] [5] [6] 1937 meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht . Im Zweiten Weltkrieg war Goppel an der Westfront und an der Ostfront eingesetzt. Zuletzt war er Oberleutnant d. R. und Waffen- und Taktiklehrer an der Infanterieschule Doberitz .

Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss Goppel sich der 1945 gegrundeten Christlich-Sozialen Union an. 1947 wurde er zum Landrat des Landkreises Aschaffenburg gewahlt, vom Innenministerium allerdings mit Hinweis auf seine NSDAP-Mitgliedschaft nicht bestatigt. [5] 1952 wurde er zweiter Burgermeister der Stadt Aschaffenburg . Nach der Landtagswahl in Bayern 1954 wurde er Abgeordneter des Bayerischen Landtags . Er zog nach den Landtagswahlen 1958, 1962, 1966, 1970 und 1974 wieder in den Landtag ein.

Von 1957 bis 1958 war Goppel Staatssekretar im Bayerischen Justizministerium ( Kabinett Seidel I ). Im Kabinett Seidel II war er Innenminister ; ebenso im Kabinett Ehard IV unter Ministerprasident Hans Ehard .

Goppel als Bayerischer Ministerprasident [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 11. Dezember 1962 wurde Goppel Bayerischer Ministerprasident ; sein Vorganger Ehard wechselte als Justizminister in das Kabinett Goppel I .

Goppel war 16 Jahre bayerischer Ministerprasident und damit der bisher am langsten amtierende. Die unter seiner Spitzenkandidatur erreichten 62,1 % der Wahlerstimmen bei der Landtagswahl 1974 sind bis heute das beste Ergebnis fur die CSU und das zweitbeste Ergebnis, das eine Partei bei einer Landtagswahl in Deutschland je erzielte. Ubertroffen wurde dies lediglich 1948 , als die (West-)Berliner SPD unter Ernst Reuter 64,5 % der Stimmen erzielte. Goppels großtes Verdienst wahrend seiner 16-jahrigen Amtszeit ist ein tiefgreifender Strukturwandel Bayerns, der in den 1960- und 1970er-Jahren Bildung, Infrastruktur und Industrie modernisierte. Neue Gymnasien und Universitaten wurden eroffnet; auf dem Land wurden viele Straßen asphaltiert, zukunftstrachtig erscheinende Branchen wie der Fahrzeug- und Maschinenbau, die Luft- und Raumfahrtindustrie und die Atomindustrie wurden gefordert. Damit wurde das von der Landwirtschaft gepragte Bayern zu einem fuhrenden Industriestandort innerhalb der Bundesrepublik Deutschland; es wurde im Landerfinanzausgleich vom Empfangerland zum Geberland. [7] Unter Goppel begann 1971 auch die Gebietsreform in Bayern . Von 1967 bis 1968 war er zudem Bevollmachtigter der Bundesrepublik Deutschland fur kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags uber die deutsch-franzosische Zusammenarbeit .

1978 kandidierte der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß als Nachfolger des aus Altersgrunden nicht mehr antretenden Goppel bei den Landtagswahlen und wurde zum Ministerprasidenten gewahlt.

Spate Jahre [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Goppel zog nach der Europawahl 1979 ins Europaische Parlament ein und war bis 1984 Mitglied des Europaischen Parlaments . Am 8. Januar 1980 genehmigte das Bayerische Staatsministerium des Inneren die Alfons Goppel Stiftung als offentliche Stiftung des burgerlichen Rechts mit dem Sitz in Munchen (gemaß § 80 des Burgerlichen Gesetzbuches und Art. 3, 5 und 6 des Stiftungsgesetzes). Sie wurde am 15. Januar 1980 mit einem Festakt in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften der Offentlichkeit vorgestellt. In der Grundungsversammlung der Stiftung trug der damalige Landwirtschaftsminister Hans Eisenmann Goppel an, die Idee der Jugend- und Bildungsforderung in Entwicklungslandern mit seinem Namen zu verbinden. Goppel stimmte zu und gab fur seine Familie das Versprechen, sie werde sein Erbe vertrauens- und respektvoll weiterfuhren.

Grabdenkmal von Joseph Michael Neustifter .

Alfons Goppel starb an Heiligabend 1991 im Wohnhaus seines Sohnes Michael in Johannesberg und wurde auf dem Waldfriedhof in Munchen beigesetzt.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Straßenbenennung, in Anwesenheit von Edmund Stoiber und Christian Ude

Goppel wurde 1961 mit dem Bayerischen Verdienstorden und 1963 mit dem Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 1965 wurde Goppel Ehrenburger der Landeshauptstadt Munchen , 1975 der Stadt Regensburg und 1981 der Stadt Hof . 1975 erhielt er das Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik sowie den Schlesierschild und 1977 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Wurttemberg . 1981 wurde er mit der Lucius D. Clay Medaille fur Verdienste um die deutsch-amerikanische Freundschaft geehrt. 1987 verlieh ihm der KV (ein Studentenverbindungs -Verband) die Georg-von-Hertling-Medaille .

In Schweinfurt ist ein Berufsschulzentrum nach ihm benannt. Aus Anlass seines 100. Geburtstages wurde am 1. Oktober 2005 in Munchen die 283 Meter lange Alfons-Goppel-Straße , die in der Altstadt Maximilianstraße und Hofgartenstraße miteinander verbindet, nach ihm benannt. Weitere Straßen sind nach ihm bspw. auch in Nurnberg, Regensburg und Schweinfurt benannt. Zudem findet sich eine Alfons Goppel Straße in Loma Plata in Paraguay . 2008 folgte ein Platz in Aschaffenburg. Auch in Hof gibt es einen Alfons-Goppel-Platz .

Veroffentlichungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Reden. Ausgewahlte Manuskripte aus den Jahren 1958?1965 . Echter-Verlag, Wurzburg 1965.
  • Bayern, Deutschland, Europa. Festschrift fur Alfons Goppel . Hrsg. v. Ludwig Huber. Passavia-Verlag, Passau 1975.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Andreas Bitterhof, Renate Hopfinger : Ministerprasident Alfons Goppel. 11. Dezember 1962 bis 7. November 1978. In: Generaldirektion der Staatlichen Archive (Hrsg.): Das schonste Amt der Welt. Munchen 1999, S. 116?146.
  • Claudia Friemberger:  Alfons Goppel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 30, Bautz, Nordhausen 2009, ISBN 978-3-88309-478-6 , Sp. 509?518 .
  • Claudia Friemberger: Alfons Goppel. Vom Kommunalpolitiker zum Bayerischen Ministerprasidenten. Munchen 2001.
  • Claudia Friemberger, Ferdinand Kramer (Hrsg.): Ruckblicke 1957-1984 des bayerischen Ministerprasidenten Alfons Goppel. St. Ottilien 2005.
  • Hanns-Seidel-Stiftung (Hrsg.): Bayern im Wandel. Alfons Goppel 15 Jahre Ministerprasident. (= Politische Studien 1977,4). Munchen 1977.
  • Karl-Ulrich Gelberg: Alfons Goppel (1905?1991). In: Jurgen Aretz , Rudolf Morsey , Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts , Band 10, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Munster 2001, ISBN 978-3-402-06112-1 , S. 261?280. (Digitalisat )
  • Karl-Ulrich Gelberg: Dynamischer Wandel und Kontinuitat. Die Ara Goppel (1962?1978). In: Ders.: Vom Kriegsende bis zum Ausgang der Ara Goppel (1945?1978). In: Alois Schmid (Hrsg.): Handbuch der Bayerischen Geschichte. Band 4: Das neue Bayern von 1800 bis zur Gegenwart. Teilband 1: Staat und Politik. 2., vollstandig uberarbeitete Auflage. Beck, Munchen 2003, ISBN 3-406-50451-5 , S. 857?957.
  • Ludwig Huber (Hrsg.): Bayern, Deutschland, Europa. Festschrift fur Alfons Goppel. Passau 1975.
  • Margret Kopp (Hrsg.): Festschrift zum 90. Geburtstag von Dr. h.c. Alfons Goppel. 1. Oktober 1995. Munchen 1995.
  • Stefan Marz : Alfons Goppel. Landesvater zwischen Tradition und Moderne (kleine bayerische biografien). Regensburg 2016, ISBN 978-3-7917-2788-2 .
  • Stefanie Siebers-Gfaller: Von Utopia nach Europa. Alfons Goppel, 1.10.1905 bis 24.12.1991; biographische Notizen. Munchen 1996.
  • Hans Zehetmair (Hrsg.): Bilanz eines erfullten Lebens. Alfons Goppel zum 100. Geburtstag. Munchen 2005.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Alfons Goppel  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Stiftungsleitung , auf alfons-goppel-stiftung.de
  2. Waltraud Bierwirth: ?Die Firma ist entjudet“. Schandzeit in Regensburg 1933?1945. Regensburg 2017, S. 27.
  3. Hanns-Seidel-Stiftung 2016: Alfons Goppel ? Landesvater
  4. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11500249
  5. a b Max Spindler, Dieter Albrecht, Alois Schmid: Handbuch der bayerischen Geschichte. Band IV, C. H. Beck, Munchen 2003, 1, S. 860.
  6. Bayerische Staatskanzlei : Die bayerischen Ministerprasidenten: Dr. h.c. Alfons Goppel. ( Memento vom 9. Oktober 2014 im Internet Archive ) Quelle: Andreas Bitterhof und Renate Hopfinger. Auszug aus: Das schonste Amt der Welt. 1999.
  7. Goppel als ?Vater aller Reformen“ laut SZ vom 19. Dezember 2016, abgerufen am 3. Dezember 2017.