Alfons Goppel
(*
1. Oktober
1905
in
Reinhausen
,
Bezirksamt Stadtamhof
(heute
Regensburg
); †
24. Dezember
1991
in
Johannesberg
,
Landkreis Aschaffenburg
) war ein deutscher
Politiker
(
CSU
). Von 1962 bis 1978 war er
Ministerprasident
von Bayern
.
Alfons Goppel war das vierte von neun Kindern einer einfachen Handwerkerfamilie, aus
Reinhausen
bei
Regensburg
stammend. Seine altere Schwester Elisabeth ist die Mutter des emeritierten
Bischofs von Augsburg
,
Konrad Zdarsa
.
Mit seiner Frau
Gertrud
(geborene Wittenbrink) hatte er sechs Sohne, darunter den Politiker
Thomas Goppel
, den ehemaligen Director-General der
Euratom Supply Agency
Michael Goppel, den ehemaligen Chefarzt der inneren Medizin und arztlichen Direktor der Klinik Muhldorf am Inn Ludger Goppel und den ehemaligen Direktor der
Akademie fur Naturschutz und Landschaftspflege
Christoph Goppel.
Christoph, Thomas, Alfons und Gertrud Goppel (beide Kinder von Ludger Goppel) sind bis heute (2020) in der von Alfons Goppel gegrundeten
Alfons Goppel Stiftung
aktiv; Gerhard Hess ist Vorstandsvorsitzender.
[1]
Von 1916 bis 1925 besuchte er das
Alte Gymnasium
am
Agidienplatz
, die Vorlauferschule des
Albertus-Magnus-Gymnasiums
. Nach dem Abitur studierte Goppel von 1925 bis 1929 Rechtswissenschaften in
Munchen
. Hier wurde er aktives Mitglied der katholischen Studentenverbindung K. St. V. Erwinia, spater auch der K. St. V. Agilolfia Regensburg, der
KSStV Alemannia Munchen
und der K. St. V. Ottonia Munchen, alle im
Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV)
. Nach Beendigung seiner juristischen Ausbildung ließ Goppel sich zunachst als Anwalt in
Regensburg
nieder, wo er 1933 die Kanzlei des nach Palastina geflohenen judischen Anwalts Isaak Meyer (1890?1940) ubernahm.
[2]
Im Jahr 1934 wechselte er in den Staatsdienst: Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren zunachst die Stelle eines Gerichtsassessors am Amtsgericht
Mainburg
, dann Staatsanwalt am Landesgericht
Kaiserslautern
und 1938 Amtsgerichtsrat in
Aschaffenburg
.
[3]
Seine politische Karriere begann 1930 mit dem Eintritt in die
Bayerische Volkspartei
. Er wurde im November 1933 Mitglied der
SA
und trat zum 1. Mai 1937 der
NSDAP
bei (Mitgliedsnummer 5.495.933).
[4]
[5]
[6]
1937 meldete er sich freiwillig zur
Wehrmacht
. Im
Zweiten Weltkrieg
war Goppel an der Westfront und an der
Ostfront
eingesetzt. Zuletzt war er
Oberleutnant
d. R. und Waffen- und Taktiklehrer an der
Infanterieschule Doberitz
.
Nach dem
Zweiten Weltkrieg
schloss Goppel sich der 1945 gegrundeten Christlich-Sozialen Union an. 1947 wurde er zum
Landrat
des
Landkreises Aschaffenburg
gewahlt, vom
Innenministerium
allerdings mit Hinweis auf seine NSDAP-Mitgliedschaft nicht bestatigt.
[5]
1952 wurde er zweiter
Burgermeister
der Stadt
Aschaffenburg
. Nach der
Landtagswahl in Bayern 1954
wurde er Abgeordneter des
Bayerischen Landtags
. Er zog nach den Landtagswahlen 1958, 1962, 1966, 1970 und 1974 wieder in den Landtag ein.
Von 1957 bis 1958 war Goppel
Staatssekretar
im
Bayerischen Justizministerium
(
Kabinett Seidel I
).
Im
Kabinett Seidel II
war er
Innenminister
; ebenso im
Kabinett Ehard IV
unter Ministerprasident
Hans Ehard
.
Am 11. Dezember 1962 wurde Goppel
Bayerischer Ministerprasident
; sein Vorganger Ehard wechselte als Justizminister in das
Kabinett Goppel I
.
Goppel war 16 Jahre
bayerischer Ministerprasident
und damit der bisher am langsten amtierende. Die unter seiner
Spitzenkandidatur
erreichten 62,1 % der Wahlerstimmen bei der
Landtagswahl 1974
sind bis heute das beste Ergebnis fur die CSU und das zweitbeste Ergebnis, das eine Partei bei einer Landtagswahl in Deutschland je erzielte. Ubertroffen wurde dies lediglich
1948
, als die
(West-)Berliner
SPD
unter
Ernst Reuter
64,5 % der Stimmen
erzielte. Goppels großtes Verdienst wahrend seiner 16-jahrigen Amtszeit ist ein tiefgreifender Strukturwandel Bayerns, der in den 1960- und 1970er-Jahren Bildung, Infrastruktur und Industrie modernisierte. Neue Gymnasien und Universitaten wurden eroffnet; auf dem Land wurden viele Straßen asphaltiert, zukunftstrachtig erscheinende Branchen wie der Fahrzeug- und Maschinenbau, die Luft- und Raumfahrtindustrie und die Atomindustrie wurden gefordert. Damit wurde das von der
Landwirtschaft
gepragte Bayern zu einem fuhrenden Industriestandort innerhalb der Bundesrepublik Deutschland; es wurde im
Landerfinanzausgleich
vom Empfangerland zum Geberland.
[7]
Unter Goppel begann 1971 auch die
Gebietsreform in Bayern
. Von 1967 bis 1968 war er zudem
Bevollmachtigter der Bundesrepublik Deutschland fur kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags uber die deutsch-franzosische Zusammenarbeit
.
1978 kandidierte der CSU-Vorsitzende
Franz Josef Strauß
als Nachfolger des aus Altersgrunden nicht mehr antretenden Goppel bei den
Landtagswahlen
und wurde zum Ministerprasidenten gewahlt.
Goppel zog nach der
Europawahl 1979
ins Europaische Parlament ein und war bis 1984
Mitglied des Europaischen Parlaments
. Am 8. Januar 1980 genehmigte das Bayerische Staatsministerium des Inneren die
Alfons Goppel Stiftung
als offentliche Stiftung des burgerlichen Rechts mit dem Sitz in Munchen (gemaß § 80 des Burgerlichen Gesetzbuches und Art. 3, 5 und 6 des Stiftungsgesetzes). Sie wurde am 15. Januar 1980 mit einem Festakt in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften der Offentlichkeit vorgestellt. In der Grundungsversammlung der Stiftung trug der damalige Landwirtschaftsminister
Hans Eisenmann
Goppel an, die Idee der Jugend- und Bildungsforderung in Entwicklungslandern mit seinem Namen zu verbinden.
Goppel stimmte zu und gab fur seine Familie das Versprechen, sie werde sein Erbe vertrauens- und respektvoll weiterfuhren.
Alfons Goppel starb an
Heiligabend
1991 im Wohnhaus seines Sohnes Michael in
Johannesberg
und wurde auf dem
Waldfriedhof in Munchen
beigesetzt.
Goppel wurde 1961 mit dem
Bayerischen Verdienstorden
und 1963 mit dem
Großkreuz
der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 1965 wurde Goppel
Ehrenburger
der Landeshauptstadt
Munchen
, 1975 der Stadt
Regensburg
und 1981 der Stadt
Hof
. 1975 erhielt er das
Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
sowie den
Schlesierschild
und 1977 die
Verdienstmedaille des Landes Baden-Wurttemberg
. 1981 wurde er mit der
Lucius D. Clay Medaille
fur Verdienste um die deutsch-amerikanische Freundschaft geehrt. 1987 verlieh ihm der
KV
(ein
Studentenverbindungs
-Verband) die
Georg-von-Hertling-Medaille
.
In Schweinfurt ist ein Berufsschulzentrum nach ihm benannt. Aus Anlass seines 100. Geburtstages wurde am 1. Oktober 2005 in Munchen die 283 Meter lange
Alfons-Goppel-Straße
, die in der Altstadt
Maximilianstraße
und
Hofgartenstraße
miteinander verbindet, nach ihm benannt. Weitere Straßen sind nach ihm bspw. auch in Nurnberg, Regensburg und Schweinfurt benannt. Zudem findet sich eine Alfons Goppel Straße in
Loma Plata
in
Paraguay
. 2008 folgte ein Platz in Aschaffenburg. Auch in
Hof
gibt es einen
Alfons-Goppel-Platz
.
- Reden. Ausgewahlte Manuskripte aus den Jahren 1958?1965
. Echter-Verlag, Wurzburg 1965.
- Bayern, Deutschland, Europa. Festschrift fur Alfons Goppel
. Hrsg. v. Ludwig Huber. Passavia-Verlag, Passau 1975.
- Andreas Bitterhof,
Renate Hopfinger
:
Ministerprasident Alfons Goppel. 11. Dezember 1962 bis 7. November 1978.
In: Generaldirektion der Staatlichen Archive (Hrsg.):
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- Claudia Friemberger:
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In:
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
(BBKL). Band 30, Bautz, Nordhausen 2009,
ISBN 978-3-88309-478-6
, Sp. 509?518
(
Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive
)
.
- Claudia Friemberger:
Alfons Goppel. Vom Kommunalpolitiker zum Bayerischen Ministerprasidenten.
Munchen 2001.
- Claudia Friemberger,
Ferdinand Kramer
(Hrsg.):
Ruckblicke 1957-1984 des bayerischen Ministerprasidenten Alfons Goppel.
St. Ottilien 2005.
- Hanns-Seidel-Stiftung
(Hrsg.):
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(= Politische Studien 1977,4). Munchen 1977.
- Karl-Ulrich Gelberg:
Alfons Goppel (1905?1991).
In:
Jurgen Aretz
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Rudolf Morsey
,
Anton Rauscher
(Hrsg.):
Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts
, Band 10, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Munster 2001,
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, S. 261?280.
(Digitalisat
)
- Karl-Ulrich Gelberg:
Dynamischer Wandel und Kontinuitat. Die Ara Goppel (1962?1978).
In: Ders.:
Vom Kriegsende bis zum Ausgang der Ara Goppel (1945?1978).
In:
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(Hrsg.):
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Band 4:
Das neue Bayern von 1800 bis zur Gegenwart.
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2., vollstandig uberarbeitete Auflage. Beck, Munchen 2003,
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, S. 857?957.
- Ludwig Huber (Hrsg.):
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- Margret Kopp (Hrsg.):
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- Stefan Marz
:
Alfons Goppel. Landesvater zwischen Tradition und Moderne (kleine bayerische biografien).
Regensburg 2016,
ISBN 978-3-7917-2788-2
.
- Stefanie Siebers-Gfaller:
Von Utopia nach Europa. Alfons Goppel, 1.10.1905 bis 24.12.1991; biographische Notizen.
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- Hans Zehetmair
(Hrsg.):
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- ↑
Stiftungsleitung
, auf alfons-goppel-stiftung.de
- ↑
Waltraud Bierwirth:
?Die Firma ist entjudet“. Schandzeit in Regensburg 1933?1945.
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- ↑
Hanns-Seidel-Stiftung 2016: Alfons Goppel ? Landesvater
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Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11500249
- ↑
a
b
Max Spindler, Dieter Albrecht, Alois Schmid:
Handbuch der bayerischen Geschichte.
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Bayerische Staatskanzlei
:
Die bayerischen Ministerprasidenten: Dr. h.c. Alfons Goppel.
(
Memento
vom 9. Oktober 2014 im
Internet Archive
) Quelle: Andreas Bitterhof und Renate Hopfinger. Auszug aus:
Das schonste Amt der Welt.
1999.
- ↑
Goppel
als ?Vater aller Reformen“ laut
SZ
vom 19. Dezember 2016, abgerufen am 3. Dezember 2017.
Landrate des Landkreises Aschaffenburg