Alexander-von-Humboldt-Stiftung
(AvH)
|
Rechtsform
|
Stiftung des burgerlichen Rechts
|
Grundung
|
1953
|
Sitz
|
Bonn
|
|
Zweck
|
Wissenschaftlicher Austausch
|
|
Vorsitz
|
Robert Schlogl
[1]
|
Geschaftsfuhrung
|
Thomas Hesse (ad interim)
[2]
|
|
Umsatz
|
158.639.000 Euro
(2021)
|
Stiftungskapital
|
28.160.100 Euro
(2021)
|
|
Beschaftigte
|
254
(2021)
|
|
Website
|
www.humboldt-foundation.de
|
Die
Alexander-von-Humboldt-Stiftung
(AvH, in eigener Schreibung
Alexander von Humboldt-Stiftung
) ist eine
gemeinnutzige
Stiftung
der
Bundesrepublik Deutschland
zur Forderung der internationalen Zusammenarbeit in der
Forschung
. Sie fordert Wissenschaftskooperationen zwischen auslandischen und deutschen Forschern und unterstutzt die sich daraus ergebenden wissenschaftlichen und
kulturellen
Verbindungen. Im Jahr 2015 umfasste der Haushalt Ausgaben von uber 100 Millionen Euro.
[3]
Im Jahre 2018 war die Alexander-von-Humboldt-Stiftung unter allen Stiftungen burgerlichen Rechts in Deutschland diejenige mit den hochsten ausgewiesenen Zweckausgaben (113 Mio. Euro).
[4]
Hauptgeschaftsstelle der Stiftung (Luftaufnahme 2014)
Die erste nach
Alexander von Humboldt
benannte Stiftung, die
Alexander von Humboldt-Stiftung fur Naturforschung und Reisen
, wurde bald nach dem Tod des Naturforschers 1860 in
Berlin
gegrundet.
Die Initiative ging von
Gustav Magnus
aus, der auch die Finanzierung sicherstellte.
[5]
Als Schatzmeister wirkte
Alexander Mendelssohn
. Die Stiftung war der
Koniglich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
beigeordnet, unterstutzte Forschungsreisen deutscher Wissenschaftler ins Ausland, verlor jedoch in der
Inflation Anfang der 1920er Jahre
ihr Kapital.
1925 wurde die Stiftung auf Betreiben des
Auswartigen Amtes
neu gegrundet und unterstutzte fortan auslandische Wissenschaftler und Doktoranden wahrend ihres Studiums in Deutschland. Ab 1931 war sie in den
Deutschen Akademischen Austauschdienst
(DAAD) eingebunden und seit 1941 Teil des neu gegrundeten
Deutschen Studienwerks fur Auslander
.
[6]
Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches musste sie ihre Tatigkeit 1945 erneut einstellen.
Auch auf Anregung ehemaliger Humboldt-Gastwissenschaftler wurde die heutige Alexander-von-Humboldt-Stiftung am 10. Dezember 1953 von der Bundesrepublik Deutschland errichtet.
[7]
Seitdem hat die Stiftung uber 28.000 Wissenschaftler aus rund 140 Landern gefordert, darunter 55 Nobelpreistrager.
[8]
Sie betreut die auslandischen, zumeist jungen Gastwissenschaftler aller Fachgebiete wahrend ihrer Forschungsaufenthalte in Deutschland und wird dabei vom Auswartigen Amt, dem
Bundesministerium fur Bildung und Forschung
, dem
Bundesministerium fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
, dem
Bundesministerium fur Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
sowie von weiteren nationalen und internationalen Partnern gefordert.
[9]
Besonderes Augenmerk wird auf die Forderung von Kontakten zwischen ehemaligen Stipendiaten und den deutschen Wissenschaftlern gelegt. Durch die Arbeit der Stiftung entsteht ein aktives Netzwerk von Wissenschaftlern in der ganzen Welt.
Die Stiftung ist Mitglied in der
Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen
, einem formlosen Zusammenschluss von deutschen Wissenschaftsorganisationen. Das Berliner Buro befindet sich im
WissenschaftsForum Berlin
.
Die Stiftung verfugt uber ein Leitbild, das jeweils im Jahresbericht der Stiftung veroffentlicht wird. Das Leitbild betont etwa, dass Personen und keine Projekte gefordert werden, es keine Quoten gibt, und die Stipendiaten und Preistrager ihre Forschungsthemen und Kooperationspartner frei wahlen konnen. Es lautet in Auszugen:
?Die Alexander von Humboldt-Stiftung fordert Spitzenleistungen in der Forschung: Wichtigstes Auswahlkriterium ist der Nachweis hoher individueller Qualifikation. [...]
Die Humboldt-Stiftung fordert Personen: Fortschritte in der Wissenschaft hangen auch heute von der Qualifikation und vor allem dem Pioniergeist einzelner Personlichkeiten ab. Die Alexander von Humboldt-Stiftung fordert deshalb Personen und keine Projekte. [...]
Die Alexander von Humboldt-Stiftung fordert Kreativitat durch Eigenstandigkeit und Freizugigkeit: Die von der Humboldt-Stiftung Geforderten sind in der Wahl ihrer Forschungsthemen, ihrer wissenschaftlichen Gastgeber sowie ihrer wissenschaftlichen Vorgehensweise frei.
Die Alexander von Humboldt-Stiftung fordert ein (wissenschaftliches) Leben lang: Mit vielfaltigen Forderinstrumenten ermoglicht sie es den Humboldtianern, nach der Ruckkehr in ihr Heimatland den Kontakt zu Deutschland und die Zusammenarbeit mit ihren Fachkollegen aufrecht zu erhalten.
Die Alexander von Humboldt-Stiftung ist neutral: Die Auswahl der Geforderten erfolgt unabhangig von Religion, ethnischer und sozialer Herkunft, nationaler Zugehorigkeit oder Geschlecht. Die Stiftung ist frei von weltanschaulichen oder kommerziell definierten Vorgaben. [...]“
[10]
Sitz der Stiftung ist
Bonn
-
Bad Godesberg
. Die Hauptgeschaftsstelle umfasst einen Gebaudekomplex aus einer
denkmalgeschutzten Villa von 1905
(Jean-Paul-Straße 12) und einem 1975?76 als Erweiterungsbau fur die Stiftung errichteten Burogebaude mit Buros, Reprasentationsraum und Wohnungen (Mirbachstraße 3?5). In Bad Godesberg ließ die Stiftung 1965/66 nach einem Entwurf von
Erich Schneider-Wessling
auch ein Gastehaus (Herderstraße 57) erbauen, das heute unter
Denkmalschutz
steht.
[11]
[12]
[13]
?Gleich an doppelter Stelle hat sich die Alexander-von-Humboldt-Stiftung in der Godesberger Villengegend durch Bauwerke hochsten kunstlerischen Ranges ein bleibendes Verdienst erworben. (…) Neben dem Gebaude der Geschaftsstelle ragt das allseits mit Lob bedachte Gastehaus der Stiftung hervor. (…) Das Gebaude wirkt leicht und schwerelos; Durchlassigkeit und Transparenz, Offenheit und Vermittlung ? das sind die leitenden Formeln und Gesetze, denen die architektonische Gestalt des Gastehauses verpflichtet ist.“
Die Humboldt-Stiftung verleiht eine Reihe von Preisen und Stipendien:
- Alexander-von-Humboldt-Professur
(seit 2018), den mit 3,5 bzw. 5 Mio. Euro hochstdotierten Preis fur Forschung in Deutschland.
- Humboldt-Forschungsstipendium
fur Postdoktoranden (seit 1953
[15]
), mit dem Aufenthalte von Gastwissenschaftlern in Deutschland gefordert werden.
[16]
Von 1953 bis 2018 wurden insgesamt uber 25000 Humboldt-Stipendien vergeben.
- Feodor Lynen-Forschungsstipendium
(seit 1979) fur Gastaufenthalte von Wissenschaftlern aus Deutschland bei einem Mitglied des Humboldt-Netzwerks im Ausland.
[17]
Von 1953 bis 2018 wurden knapp 4000 Feodor-Lynen-Stipendien vergeben
[18]
- Humboldt-Forschungspreis
an verdiente auslandische Wissenschaftler fur das Lebenswerk.
- Sofja Kovalevskaja-Preis
(seit 2002)
- Anneliese Maier-Forschungspreis fur Geistes- und Sozialwissenschaftler aus dem Ausland
- Georg Forster-Forschungspreis fur Wissenschaftler aller Fachrichtungen aus Schwellen- und Entwicklungslandern.
[19]
- Gay-Lussac-Humboldt-Preis
an franzosische Wissenschaftler (seit 1982), gemeinsam mit dem franzosischen Hochschul- und Forschungsministerium
- Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis
, gemeinsam mit der
Max-Planck-Gesellschaft
(MPG) (bis 2016
Max-Planck-Forschungspreis
) jahrlich an einen Forscher aus dem Ausland.
[20]
- Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis
, (seit 2001) jahrlich
- Reimar Lust-Preis
fur internationale Wissenschafts- und Kulturvermittlung (seit 2007)
Mit dem ?Preis fur die freundlichste Auslanderbehorde“ begann 2003 das Engagement der Stiftung fur eine Willkommenskultur: Auslandische Wissenschaftler sollen sich in Deutschland gut aufgenommen fuhlen. Weitere Initiativen zur Starkung des Forschungsstandorts machten in den Folgejahren in Deutschland Schule, darunter der 2006 erstmals ausgelobte Wettbewerb ?Welcome Centres fur international mobile Forscher“, ein Ideenwettbewerb fur weltoffene Universitaten. Bundesweit entstanden mit den Welcome Centres hervorragende Serviceangebote fur international mobile Gastwissenschaftler.
Im Jahr 2015 startete die Philipp Schwartz-Initiative. Mit dem Programm fur gefahrdete Forscher unterstutzt die Stiftung Wissenschaftler, die Schutz in Deutschland suchen, weil ihnen in ihren Heimatlandern Krieg oder Verfolgung drohen. Namensgeber des Programms ist
Philipp Schwartz
, der 1933 die ?
Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland
“ grundete.
- Rudi van Eldik
, Chemiker
- Emil Cioran
, Philosoph
- Laszlo Solyom
, ungarischer Staatsprasident 2005?2010
- Steven Chu
, Energieminister der USA, Nobelpreis fur Physik 1997
- Subra Suresh
, Direktor der
National Science Foundation
- Alice P. Gast
, Prasidentin des
Imperial College London
- Chi-Huey Wong
, Prasident der
Academia Sinica
, Taiwan
- Alvaro Rojas Marin, ehemaliger chilenischer Botschafter in Deutschland
- Lado Tschanturia
, ehemaliger Justizminister von Georgien und ehemaliger Prasident des Obersten Gerichts von Georgien
- Claudio Magris
,
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
2009
- Giulio Angioni
, Schriftsteller und Ethnologe
- Ahmed Zewail
, Nobelpreis fur Chemie 1999, Science Envoy der US-Regierung
- Wolfgang Ketterle
, Nobelpreis fur Physik 2001
- Theodor Hansch
, Nobelpreis fur Physik 2005
- Elinor Ostrom
, Alfred-Nobel-Gedachtnispreis fur Wirtschaftswissenschaften 2009
[23]
- Kazimira Danut? Prunskien?
, litauische Politikerin, ehemalige Premierministerin von Litauen
- Oliver Williamson
, Alfred-Nobel-Gedachtnispreis fur Wirtschaftswissenschaften 2009
[23]
- Ei-ichi Negishi
, Nobelpreis fur Chemie 2010
- Theresia Degener
, eine Aktivistin der bundesdeutschen
Behindertenbewegung
und 1981 maßgeblich an der Durchfuhrung des
Kruppeltribunals
beteiligt.
- Emmanuelle Charpentier
, eine der Entdeckerinnen der
CRISPR/Cas-Methode
, Nobelpreis fur Chemie 2020
- Robert Grubbs
, Nobelpreis fur Chemie 2005
Seit 2001 gibt die Stiftung die Zeitschrift
Humboldt-Kosmos : Forschung, Diplomatie, Internationalitat
heraus.
[24]
Vorganger dieser Zeitschrift waren die
Mitteilungen der Alexander-von-Humboldt-Stiftung
, die seit 1966 erschienen sind.
[25]
- Holger Impekoven:
Die Alexander von Humboldt-Stiftung und das Auslanderstudium in Deutschland 1925?1945: Von der ?gerauschlosen Propaganda“ zur Ausbildung der ?geistigen Wehr“ des "Neuen Europa"
. V&R unipress GmbH, 2013,
ISBN 978-3-89971-869-0
- Christian Jansen:
Exzellenz weltweit : die Alexander-von-Humboldt-Stiftung zwischen Wissenschaftsforderung und auswartiger Kulturpolitik ; (1953?2003)
, unter Mitarb. von Christoph Nensa, Koln : DuMont-Literatur-und-Kunst-Verlag 2004,
ISBN 978-3-8321-7423-1
.
- ↑
Alexander von Humboldt-Stiftung - Der Prasident
. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 14. Februar 2023.
- ↑
Alexander von Humboldt-Stiftung - Generalsekretar ad interim
. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 29. Mai 2024.
- ↑
N. N.:
Jahresbericht 2015 (PDF).
(PDF) 2016, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
28. Juni 2018
;
abgerufen am 28. Juni 2018
.
- ↑
Liste der großten gemeinwohlorientierten Stiftungen.
In:
Bundesverband Deutscher Stiftungen.
Abgerufen am 11. November 2020
.
- ↑
August Wilhelm von Hofmann:
Heinrich Gustav Magnus
in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 77?90
- ↑
SEHEPUNKTE - Rezension von: Die Alexander von Humboldt-Stiftung und das Auslanderstudium in Deutschland 1925?1945 - Ausgabe 13 (2013), Nr. 10.
Abgerufen am 25. Marz 2022
.
- ↑
G
eschichte
. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 22. Juli 2021.
- ↑
Humboldt-Netzwerk.
In:
Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Abgerufen am 15. November 2017
.
- ↑
Partner, Forderer und Finanzen.
In:
Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Abgerufen am 15. November 2017
.
- ↑
siehe
Jahresbericht 2016 der Humboldt-Stiftung, PDF, Download, Zugriff am 15. November 2017
(
Memento
vom 3. September 2017 im
Internet Archive
)
- ↑
Ingeborg Flagge:
Architektur in Bonn nach 1945: Bauten in der Bundeshauptstadt und ihrer Umgebung
. Verlag Ludwig Rohrscheid, Bonn 1984,
ISBN 3-7928-0479-4
, S. 94, 114.
- ↑
Andreas Denk
,
Ingeborg Flagge
:
Architekturfuhrer Bonn
. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997,
ISBN 3-496-01150-5
, S. 123.
- ↑
Ursel und Jurgen Zanker:
Bauen im Bonner Raum 49?69. Versuch einer Bestandsaufnahme
(=
Landschaftsverband Rheinland
[Hrsg.]:
Kunst und Altertum am Rhein. Fuhrer des
Rheinischen Landesmuseums in Bonn
.
Nr.
21
). Rheinland-Verlag, Dusseldorf 1969,
S.
83?85
.
- ↑
Frank-Lothar Kroll:
Bundeshauptstadt Bonn. Ein Danaergeschenk?
In:
Bundesministerium fur Bauwesen, Raumordnung und Stadtebau
(Hrsg.):
Vierzig Jahre Bundeshauptstadt Bonn 1949?1989
. C. F. Muller, Karlsruhe 1989,
ISBN 3-7880-9780-9
, S. 92?115 (hier: S. 112).
- ↑
Geschichte.
Alexander-von-Humboldt-Stiftung,
abgerufen am 22. Juli 2021
.
- ↑
Humboldt-Forschungsstipendium fur Postdoktoranden.
Alexander-von-Humboldt-Stiftung,
abgerufen am 5. Februar 2020
.
- ↑
Feodor Lynen-Forschungsstipendium.
Alexander-von-Humboldt-Stiftung,
abgerufen am 5. Februar 2020
.
- ↑
Vergebene Stipendien und Preise 1953 bis 2018.
Alexander-von-Humboldt-Stiftung,
abgerufen am 5. Februar 2020
.
- ↑
Alle Programme von A-Z.
In:
Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Abgerufen am 15. November 2017
.
- ↑
Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis.
Alexander-von-Humboldt-Stiftung,
abgerufen am 5. Februar 2020
.
- ↑
Nachruf Ruth Ziervogel-Tamm. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 3. August 2015.
Archivierte Kopie
(
Memento
vom 23. September 2015 im
Internet Archive
)
- ↑
Heinrich Pfeiffer im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar),
http://www.munzinger.de/search/go/document.jsp?id=00000017556
- ↑
a
b
Nobelpreis fur Wirtschaftswissenschaften an zwei Humboldtianer
(
Memento
vom 21. April 2015 im
Internet Archive
). Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 19. Marz 2010.
- ↑
siehe Normdaten der Zeitschrift in der Deutschen Nationalbibliothek unter
http://d-nb.info/022117326
- ↑
siehe Normdaten unter
http://d-nb.info/01261842X
50.6876
7.1655
Koordinaten:
50° 41′ 15,4″
N
,
7° 9′ 55,8″
O