Albrecht I. von Bayern
[1]
Albrecht I. von Bayern
(*
25. Juli
1336
in
Munchen
; †
16. Dezember
1404
[2]
in
Den Haag
) war ein Mitglied der Herrscherfamilie der
Wittelsbacher
. Er war Herzog von
Bayern-Straubing
, Graf von
Holland
,
Zeeland
und
Hennegau
sowie Herr von
Friesland
. Albrecht organisierte 1385 die
Doppelhochzeit von Cambrai
, an der mehr als 20.000 Gaste teilnahmen.
Mit Albrechts Vater
Ludwig IV. dem Bayern
stellten die Wittelsbacher 1314 erstmals den romisch-deutschen Konig. Ludwig, der sich erst nach langem Ringen gegen seinen Konkurrenten
Friedrich den Schonen
aus dem Hause
Habsburg
durchgesetzt hatte, baute die
Hausmacht
seiner Familie planvoll aus: Zusatzlich zu den angestammten Besitzungen in
Bayern
und der
Pfalz
erwarb er
Brandenburg
und
Tirol
sowie Holland, Seeland und den Hennegau. Nach seinem Tod 1347 fielen diese Gebiete an seine sechs Sohne
Ludwig den Brandenburger
,
Stephan II.
,
Ludwig den Romer
,
Wilhelm I.
, Albrecht I. und
Otto V.
Das Todesjahr Ludwigs IV., 1347, stellt einen Einschnitt in der Geschichte Europas dar. Der
Schwarze Tod
, eine Pestepidemie ungeahnten Ausmaßes, verbreitete sich auf dem ganzen Kontinent. Zu den verheerenden okonomischen und demografischen Auswirkungen der Pest trat der 1337 ausgebrochene
Hundertjahrige Krieg
zwischen
England
und
Frankreich
. Auch der Einfluss der Kirche, die sich 1378 im
Avignonesischen Schisma
fur vier Jahrzehnte spaltete, ging zuruck. Wegen dieser Entwicklungen spricht man fur die Zeit, in die Albrecht geboren wurde, auch von der Krise des
Spatmittelalters
.
Zunachst setzten Albrechts altere Bruder die Reichspolitik ihres verstorbenen Vaters fort. Erst im Februar 1350 erkannten auch die Wittelsbacher
Karl IV.
als neuen Konig an und verpflichteten sich ihm die
Reichskleinodien
auszuliefern.
Das Herzogtum Straubing-Holland
Die vier bayerischen Teilherzogtumer nach der Landesteilung von 1392
Albrecht I. war der dritte gemeinsame Sohn Kaiser Ludwigs IV. und seiner zweiten Ehefrau Grafin
Margarethe
von Hennegau und Holland.
1345 war die Familie der Mutter im Mannesstamm ausgestorben. Am 7. September 1346 ordnete Ludwig der Bayer an, dass Margarethes zweiter Sohn
Wilhelm I.
seiner Mutter in den Niederlanden im Fall von deren Ableben nachfolgen solle, und dass nach Wilhelm, falls er kinderlos sturbe, Margarethes dritter Sohn Albrecht an die Reihe kame. Dafur verzichtete Ludwig VI. der Romer als altester Sohn Margarethes auf das Erbe seiner Mutter, die
niederlandischen Grafschaften
, wobei die Hintergrunde nicht geklart sind.
Nach dem Tod seines Vaters war Albrecht, noch minderjahrig, 1347 bis 1349 gemeinsam mit seinen Brudern Herzog in ganz Bayern. Von der Teilung des Herzogtums im
Landsberger Vertrag
1349 bis 1353 regierte er gemeinsam mit Stephan II. und Wilhelm I. das niederbayerische Teilherzogtum. 1353 heiratete er
Margarete von Liegnitz-Brieg
(† 1386), eine Tochter des Herzogs
Ludwig I. von Liegnitz
und Urenkelin des bohmischen Konigs
Wenzel II
. Im selben Jahr wurde er im
Regensburger Vertrag
gemeinsam mit Wilhelm I. Herzog von Bayern-Straubing-Holland. Wilhelm verwaltete die Grafschaften im Norden, wahrend Albrecht zunachst in Straubing blieb. Von bleibender Bedeutung war, dass Albrecht bereits 1355 alle
Rugungen
abschaffte, also die gegenseitigen Anzeigen der Gerichtsinsassen, die neben Hass zu einem bedenklichen System des Loskaufs gefuhrt hatten.
Als Wilhelm 1357 dauerhaft geistig erkrankte, blieb dieser noch bis zu seinem Tode formell Herzog, die Herrschaft ubte seither Albrecht jedoch alleine aus. Im Februar 1358 kam Herzog Albrecht nach Holland und am 7. Marz 1358 nahm er die Regentschaft in den Grafschaften an. Im Juni verzichtete dann sein Bruder Ludwig der Romer endgultig auf die Grafschaften. Erst nach Wilhelms Tod 1389 ubernahm Albrecht auch den Grafentitel, zuvor wurde er als
Ruwaard
(Statthalter, Regent) bezeichnet.
1357 ging Albrecht gegen seinen Straubinger Ministerialen Peter Ecker vor, der sich gegen ihn erhoben hatte. Obwohl Albrecht in
Straubing
ein reprasentatives
Herzogsschloss
errichten ließ, residierte er ab 1358 uberwiegend in Den Haag, im
Binnenhof
. Ihm gelang es zunachst den letzten
kabeljauschen
Widerstand in
Delft
(1359) und
Middelburg
(1361) zu brechen, letzter wurde auch von England unterstutzt. Als Konig
Eduard III. von England
uber seine Frau
Philippa von Hennegau
, Albrechts Tante, neue Erbanspruche in den Niederlanden stellte, reiste Albrecht 1367 nach England und erreichte dessen Verzicht. Angesichts der Anspruche Englands und der Gegnerschaft Kaiser
Karls IV.
schloss er sich eng an Frankreich an mit dem Erfolg, dass auch Karl IV. sich bald genotigt fand, ihn auch in seinem neuen Besitz in den Niederlanden anzuerkennen.
Im Kampf um Tirol (1363?1369) stand Albrecht auf Seiten seines Bruders Stephan II. Im
Frieden von Scharding
konnte Albrecht 1369 sein Straubinger Herzogtum mit dem Ruckfall von Scharding nach Osten konsolidieren. Im Jahre 1356 hatte Albrecht Geldmittel benotigt, um gegen Einfalle aus Bohmen eine Streitmacht aufstellen zu konnen, und hatte daher 1357 die Stadt Scharding samt Gebiet und Maut fur 20.000 Goldgulden an die Herzoge von Osterreich verpfandet.
Außenpolitisch bemuhte sich Albrecht in spateren Jahren um Neutralitat und moglichst vielseitige Bundnisse mit den Nachbarn seiner Territorien.
[3]
Seine Herrschaft war durch seine ehrgeizige Heiratspolitik abgesichert und mit den politischen Ehen seiner Kinder schloss er sich starker an das
Haus Burgund
an, mit dem er nun verwandtschaftlich verbunden war. Im Jahre 1385 organisierte er die
Doppelhochzeit von Cambrai
. Als Nachfolger standen drei Sohne bereit:
Wilhelm II.
, der die niederlandischen Grafschaften ubernehmen sollte,
Albrecht II.
, der fur die Herrschaft in
Straubing
vorgesehen war, und
Johann III.
, der als
Furstelekt
dem
Bistum Luttich
vorstand.
Albrecht (vorn) und sein Bruder
Wilhelm
(hinten), Stich von 1518
Die Beziehung Herzog Albrechts zur hollandischen Adligen
Aleida von Poelgeest
sorgte allerdings innenpolitisch fur Unruhe. Die stadtische Partei der
Kabeljauwen
versuchte, mit Aleidas Hilfe ihren Einfluss an Albrechts Hof auszubauen, wahrend die altadligen
Hoeken
mit seinem Sohn Wilhelm paktierten, der zu dieser Zeit mit der Verwaltung des Hennegaus betraut war (fur die Hintergrunde siehe
Haken-und-Kabeljau-Krieg
). Der Konflikt zwischen Vater und Sohn gipfelte 1392 in der wohl von den
Hoeken
veranlassten Ermordung Aleidas und des herzoglichen
Hofmeisters
Willem Cuser. Albrecht konnte sich schließlich durchsetzen, Wilhelm musste nach England fliehen. Bereits 1394 kam es aber zur Versohnung der beiden und Wilhelm erhielt seine Statthalterrechte zuruck.
Vater und Sohn fuhrten mit erheblichem finanziellen Aufwand, aber ohne eindeutiges Ergebnis eine Reihe von Feldzugen gegen die aufstandischen
Friesen
, die sich von Holland lossagen und direkt dem romisch-deutschen Kaiser unterstellen wollten.
Der englische Konig
Richard II.
nahm Albrecht 1397 als Ritter in den
Hosenbandorden
auf.
[4]
Albrecht I. starb am 16. Dezember 1404 nach uber 46-jahriger Regentschaft. Er hatte das erst 1353 neu gebildete Herzogtum wirtschaftlich und innenpolitisch gefestigt und durch seine Heiratspolitik zu europaischer Große gebracht. In seiner fast funfzigjahrigen Regierung entwickelte sich das Herzogtum Bayern-Straubing-Holland zu einem wichtigen Faktor in der europaischen Politik. Sein zweiter Sohn Albrecht II. verwaltete bis zu seinem Tode 1397 den Straubinger Landesteil, sein altester Sohn Wilhelm II. wurde 1404 sein Nachfolger. Mit dem Tode des dritten Sohnes Johann III., der sich mit der Tochter Wilhelms II.,
Jakobaa
, um die Herrschaft stritt, endete 1425 die wittelsbachische Linie Bayern-Straubing-Holland im Mannesstamm.
Albrecht wurde in der Hofkapelle in Den Haag neben seiner ersten Frau Margarete von Liegnitz-Brieg beigesetzt.
[5]
Aus seiner am 19. Juli 1353 in
Passau
geschlossenen Ehe mit Margarete von Liegnitz-Brieg, einer Tochter von
Herzog Ludwig I. von Liegnitz
hatte Albrecht I. sieben Kinder:
- Katharina
(1360?1402), ? Herzog
Wilhelm von Geldern und Julich
- Johanna
(1362?1386), ?
Wenzel von Luxemburg
, der spatere
bohmische Konig
und
romisch-deutsche Konig
,
- Margarete
(1363?1423), ?
Johann Ohnefurcht
, spaterer Herzog von Burgund, am 12. April 1385 auf der
Doppelhochzeit von Cambrai
- Wilhelm II.
(1365?1417), Herzog von Straubing-Holland
- Albrecht II.
(1368?1397), Statthalter von Bayern-Straubing
- Johann III.
(1374?1425), Herzog von Straubing-Holland
- Johanna Sophie
(1377?1410), ? Herzog
Albrecht IV. von Osterreich
Nachdem seine erste Ehefrau 1386 gestorben war, heiratete Albrecht am 30. Marz 1394 in
Koln
Margarete von Kleve
. Diese Verbindung blieb kinderlos.
Albrecht hat außerdem in Holland acht uneheliche Kinder mit verschiedenen Frauen gezeugt:
- Willem van Beieren van Schagen (ca. 1389?1473), auch
Bastard von Holland
genannt
[6]
, Sohn der
Jonkvrouw
Maria van
Bronckhorst
; erhielt 1427 die Herrschaft
Schagen
und wurde Admiral von Holland. Seine Nachfahren im Mannesstamm existierten in den Niederlanden noch uber viele Generationen, bis hin zu Albrecht Nicolaas van Beieren van Schagen (1666?1727). Name und Wappen gingen dann an die Familie
Van Aerssen
uber.
- Eduard van Beieren-Hoogwouderban-Aartswoud (ca. 1400?1458)
[7]
, Herr auf
Hoogwoud
und Aertswoud,
Baljuw
von Den Haag und Rat am Hof von Holland
- Lodewijk van Beieren van Vlissingen, Herr zu
Vlissingen
- Johanna van Beieren, ? Guido,
Bastard von Burgund
(ca. 1396?1436), unehelicher Sohn des Herzogs
Johann Ohnefurcht
- Margaretha van Beieren, ? 1405 Dirk van Santhorst
- Nathalia van Beieren, ? 1400 Berthold II. van Assendelft
- Dirk van Beieren, Dekan in Den Haag
- Adriaan van Beieren (ca. 1385?1418), Magistrat in
Dordrecht
, gefallen bei der Belagerung der Stadt 1418
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- ↑
Siehe niederlandischen Artikel:
Willem I van Beieren-Schagen
- ↑
Siehe niederlandischen Artikel:
Eduard van Hoogwoud