Aland (Fisch)

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Aland

Aland ( Leuciscus idus )

Systematik
ohne Rang: Otophysa
Ordnung : Karpfenartige (Cypriniformes)
Unterordnung : Karpfenfischahnliche (Cyprinoidei)
Familie : Weißfische (Leuciscidae)
Gattung : Leuciscus
Art : Aland
Wissenschaftlicher Name
Leuciscus idus
( Linnaeus , 1758)
Jungfisch
Aland ? Kopfpartie
Kapitaler Aland

Der Aland ( Leuciscus idus ), auch Orfe oder Nerfling genannt, ist eine Fischart aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae).

Verbreitung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Aland ist in fast ganz Mittel- und Osteuropa nordlich der Alpen und auf dem Balkan heimisch. Die nordliche Grenze reicht bis an den finnischen Polarkreis in Skandinavien . [1] Er gehort zu den charakteristischen Leitfischarten im Unterlauf von langsam fließenden Tieflandsflussen und -stromen wie Rhein , Weser , Elbe , Oder und Weichsel , die in Nord- und Ostsee munden. Er ist nicht nur im Sußwasser , sondern auch im Brackwasser , beispielsweise in der Ostsee heimisch. Unter allen Weißfischen ist er am unempfindlichsten gegenuber Salzwasser. Alande finden sich aufgrund des nur leichten Salzwasseranteils sehr haufig in der Kustenzone der Ostsee (Wismarbucht, schwedische Scharen , um die Insel Aland und am Fehmarnsund ). [2] Alande kommen auch immer haufiger im Gewassernetz der Donau und in großen Stromen des europaischen Teils Russlands bis an die Lena [3] und nach Jakutsk in Sibirien vor. [4] Vor allem in Osteuropa hat der Aland eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung. [5] In Polen werden Alande zusammen mit Karpfen in großeren Teichwirtschaften gehalten. [6] Außerhalb ihrer naturlichen Verbreitung in Eurasien wurden Alande auch in der Neuen Welt vom nordlichen Kanada bis zum sudlichen Mexiko verbreitet. [7]

Biologie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der 30 bis 85 Zentimeter lange Aland hat einen gestreckten und seitlich abgeflachten Korper sowie ein endstandiges Maul. In seinem Habitus ahnelt er dem Dobel ( Leuciscus cephalus ), hat aber kleinere Schuppen und eine nach innen gebogene Afterflosse . Die Tiere sind auf dem Rucken grau-blaulich gefarbt, die Flanken sind silbern. Die Flossen haben einen rotlichen Schimmer. Daneben gibt es eine goldfarbene Zuchtform, die als Goldorfe bekannt ist und im Zoohandel erhaltlich ist. Ihre Lebensdauer kann in ihrem naturlichen Habitat bis zu 18 Jahre, in Gefangenschaft bis zu 22 Jahre betragen. [7]

Unterarten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der Literatur [8] wurden folgende meist lokale Unterarten von Leuciscus idus beschrieben:

  • Goldorfe ( Leuciscus idus auratus Bade 1901) s. u.
  • Leuciscus idus idus (Linnaeus, 1758)
  • Sibirischer Aland ( Leuciscus idus idus natio sibiricus Kirillov 1958 synonym)
  • Lapplandischer Aland ( Leuciscus idus lapponicus Gunther, 1868) [9]
  • Leuciscus idus oxianus (Kessler, 1877)

Heute gilt als Taxon allein die Bezeichnung Leuciscus idus .

Lebensweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Alande sind Schwarmfische in Flussen der Brachsenregion und werden meist im Mittelwasser gefangen. Sie bilden eine typische Fischart im Unterlauf norddeutscher Flusse. Der Aland lebt oberflachennah in Flussen und Seen, vor allem Jungfische kommen bei der Futtersuche auch in Ufernahe. Großere Exemplare halten sich ahnlich wie Dobel in kleineren Fließgewassern bevorzugt unter uberhangenden Baumen oder Strauchern auf und warten dort auf vorbeitreibende Nahrung. Als Jungfisch ernahrt er sich von Zooplankton , spater von Insektenlarven , Schnecken , Muscheln und kleineren Fischen. Der Aland zeichnet sich durch eine große Anpassungsfahigkeit an verschiedene Gewasserhabitate aus und zahlt zu den Nahrungsopportunisten.

Die Fische wandern im Fruhjahr (Marz bis Mai) in stromungsberuhigte Flussbereiche, um dort zu laichen. Dabei legen die Tiere, abhangig von der Wassertemperatur, in den Monaten April bis Juni bis zu 100.000 Eier. Danach wandern die meisten von ihnen wieder in den Unterlauf der Flusse zuruck. In den mit der Ostsee verbundenen Flussen laichen Alande im Flusssystem ab, verbringen dort ihr Jugendstadium und leben als adulte Tiere im kustennahen Bereich. Die Geschlechtsreife erreichen die Tiere mit funf bis sechs Jahren. Alande erreichen im Durchschnitt eine Lange von 30?50 cm; dabei bringen sie zwischen 0,25 und 2 kg auf die Waage. Maximal sind Gewichte von 6 kg und 80 cm Lange bekannt. Der deutsche Rekordfisch wurde im Jahr 2000 im Rhein auf Pistazien- Boilie gefangen und wog 4 kg. In der Schwinge konnen die als sehr scheu und vorsichtig geltenden Alande wahrend der warmen Sommermonate mit Weißbrotflocken gefangen werden.

Goldorfe [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Goldorfe

Bei der Goldorfe handelt sich um eine weißgolden bis orangerot glanzende Variation des Alands, die besonders zum Besatz von Teichen in Parks und Garten gezuchtet wird. Dieser beliebte Zierfisch ist ein Allesfresser und wird als Vertilger von Mucken und unerwunschten Jungfischen geschatzt. Die Goldorfe lebt gesellig meist knapp unter der Wasseroberflache, so dass sie gut zu beobachten ist. Sie benotigt sauerstoffreiches und sauberes Wasser. Im Winter zieht sie sich in tiefere Bereiche zuruck.

Die normalerweise scheuen Tiere gewohnen sich schnell an Zufutterung. Goldorfen sind beliebt, da sie ihre Nahrung hauptsachlich im Freiwasser oder an der Oberflache aufnehmen und anders als Karpfen , Karauschen oder Goldfische das Wasser weniger durch Grundeln truben. [10]

In einem Teich bei Dinkelsbuhl wurde die spontane Farbanderung von jungen Silberorfen in Goldorfen beobachtet. [11] Goldorfen konnen in Naturgewassern infolge der naturlichen Selektion durch Raubfische wieder ihre Farbe als Wildtyp annehmen. [12]

Außer Gold- und Silberorfen gibt es noch die auf dem Rucken blaulich gefarbte Farbvariation der Blauorfe. [13]

Goldorfen reagieren ahnlich empfindlich wie Zebrabarblinge auf Gewasserverschmutzung und werden in Laboratorien oft zur Messung der Toxizitat bestimmter Stoffe und zur Wassergutemessung per Fischtest verwendet. [14] Diese Versuche wurden seit 2005 abgesetzt und durch den Fischeitest ersetzt. [15]

Weiteres [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Aland wird in der Roten Liste gefahrdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN gefuhrt, aber als derzeit nicht gefahrdet ( Least Concern ) [16] beurteilt.

Der Aland war in Osterreich Fisch des Jahres 2004.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Gunther Sterba: Sußwasserfische der Welt . Weltbild Verlag, Augsburg 2002, ISBN 3-89350-991-7 , S. 309.
  • R. M. McDowall: The Reed field guide to New Zealand freshwater fishes . Reed FishBase, Auckland, Neuseeland 2004, ISBN 0-7900-0725-8 .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Aland  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. NatureGate / Fische / Aland ? Leuciscus idus (L.). Luontoportti.com, abgerufen am 19. Juni 2010 .
  2. BLINKER | Praxis | Zielfische. Blinker.de, 21. August 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 12. Marz 2016 ; abgerufen am 19. Juni 2010 .
  3. Aland auch Orfe oder Nerfling (Leuciscus idus). Fischlexikon.info, archiviert vom Original am 25. Februar 2015 ; abgerufen am 25. Februar 2015 .
  4. Leuciscus idus, Orfe : fisheries, gamefish, aquarium. Fishbase.org, abgerufen am 25. Februar 2015 .
  5. Andreas Hauffe: Leuciscus idus (Goldorfe). Familie-hauffe.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 5. Mai 2008 ; abgerufen am 19. Juni 2010 .
  6. M. Ciesla, R. Wojda: Effect of domestication on ide Leuciscus idus L. reproductive parameters. In: Journal of Fish Biology. Vol. 65, UK. (online)
  7. a b Leuciscus idus (Golden Orfe). Zipcodezoo.com, archiviert vom Original am 10. Februar 2013 ; abgerufen am 19. Juni 2010 .
  8. WoRMS ? World Register of Marine Species ? Leuciscus idus (Linnaeus, 1758). Marinespecies.org, abgerufen am 19. Juni 2010 .
  9. Leuciscus lapponicus ? Gunther 1868. Fishwise, archiviert vom Original am 30. Juli 2012 ; abgerufen am 25. Februar 2015 .
  10. Fische im Gartenteich: Fischteich ? Teich ? Fischarten ? Koi ? Goldorfe ? Moderlieschen. Gartenteich-Info.com, archiviert vom Original am 22. September 2014 ; abgerufen am 25. Februar 2015 .
  11. Gunther Sterba: Sußwasserfische der Welt. Weltbild Verlag, Augsburg 2002, S. 309.
  12. Ecology of Leuciscus idus in Archivierte Kopie ( Memento des Originals vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.issg.org
  13. Kaarster Fischbottich: Blauorfe. Fischbottich.de, abgerufen am 19. Juni 2010 .
  14. 030424 tierschutztag.PDF. (PDF; 83 kB) Archiviert vom Original am 23. September 2011 ; abgerufen am 19. Juni 2010 (Archivversion unvollstandig).
  15. Kaarster Fischbottich: Goldorfe. Fischbottich.de, abgerufen am 19. Juni 2010 .
  16. Leuciscus idus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: Freyhof, J. & Kottelat, M., 2008. Abgerufen am 7. Marz 2010.