Adolph Freiherr von Pfretzschner
(*
15. August
1820
in
Wurzburg
; †
27. April
1901
in
Munchen
) war ein
bayerischer
Politiker. Er war unter anderen Außenminister und Vorsitzender im Ministerrat des
Konigreiches Bayern
.
Pfretzschner war ein Sohn des bayerischen
Hauptmanns
Ludwig Carl Nikolaus Pfretzschner (1790?1843). Sein Cousin war der
Kronacher
Bankier und Mitglied des
Zollparlaments
Karl Pfretzschner
(1810?1878). Pfretzschner studierte in Munchen Rechtswissenschaften und war spater an den Regierungen von
Oberbayern
und
Mittelfranken
tatig. 1849 wechselte er in das
Bayerische Staatsministerium der Finanzen
.
1865 wurde Pfretzschner Staatsminister fur Handel und Offentliche Arbeiten, 1866 zusatzlich auch fur Finanzen. In dieser Eigenschaft erhielt er 1871 das
Großkreuz
des
Verdienstordens vom Heiligen Michael
. Pfretzschner galt als politisch gemaßigt liberal. Als Staatsminister der koniglichen Regierung fur den Handel und die Finanzen zustandig, warb er 1870 bei den Abgeordneten offensiv fur die wirtschaftlichen Moglichkeiten einer
Reichsmitgliedschaft
.
1872 erfolgte seine Ernennung zum
Staatsminister des Koniglichen Hauses und des Außeren
sowie zum
Vorsitzenden des Ministerrats
durch Konig
Ludwig II.
, nachdem sein Vorganger
Friedrich von Hegnenberg-Dux
gestorben war. Gegen die
katholische Mehrheit
im Parlament berief der Konig weiterhin nur liberale Minister.
Die bayerische
Kulturkampf-Politik
nach der Verkundung der Konzilsbeschlusse der Katholischen Kirche fuhrte 1873 zu einer Beschwerde des Papstes, der 1875 auch gegen die Einfuhrung der Zivilehe protestierte. Die bayerischen Bischofe brachten ihre Beschwerden 1875 offiziell vor (Plazet, Altkatholiken, Schul- und Ordenspolitik). All diese kirchlichen Initiativen prallten an der Haltung der bayerischen Regierung ab.
[1]
Zu einer direkten Unterstutzung der
Altkatholiken
kam es aber nicht. Spater brachte dann die Reichsratskammer die Beschlusse der Abgeordnetenkammer zur Beseitigung der Simultanschulen und der Zivilehe zu Fall.
1873 wurde Pfretzschner zusatzlich zum Ministerrat zum lebenslangen
Reichsrat der Krone Bayerns
erhoben. Im selben Jahr verhinderte Pfretzschner einen Besuch des Konigs in
Versailles
, um politische Verwicklungen mit Berlin zu vermeiden, aber im Folgejahr reiste Ludwig II. dennoch. Im Oktober 1875, als die katholische Kammermehrheit in einer Adresse das Ministerium Adolph von Pfretzschner offen anklagte und vom Konig die Erfullung ihrer Forderungen wunschte, trat Ludwig dem schroff entgegen und versicherte 1876 im Landtagsabschied dem Ministerium sein unerschuttertes Vertrauen. Dieser festen Haltung gegen die katholische Kammermehrheit blieb der Konig auch in den nachsten Jahren treu.
Im Marz 1880 fuhrte der anhaltende Ruckgang der Liberalen im Landtag zugunsten der Vereinigten Rechten sowie durch
Reichskanzler
Bismarck
ausgeubter Druck zum Rucktritt Pfretzschners als Außenminister und Vorsitzender des Ministerrates. Am Tage nach seinem Rucktritt wurde er in den
Freiherrenstand
erhoben. Neuer Vorsitzender im Ministerrat wurde
Johann von Lutz
, obwohl dieser, entgegen der Tradition, Pfretzschner nicht auch als Außenminister nachfolgte. Diesen Posten ubernahm
Friedrich Krafft von Crailsheim
.
- ↑
Dieter Albrecht:
Von der Reichsgrundung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1871?1918)
, in: Alois Schmid (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte Band IV, 1, Munchen 2003, S. 375?376.
Vorsitzende im Ministerrat des Konigreiches Bayern
Außenminister des Konigreichs Bayern und des Freistaates Bayern