Strukturformel
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Allgemeines
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Name
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Adenosintriphosphat
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Andere Namen
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- Adenosin-5′-(trihydrogentriphosphat)
- Adenosin-5′-triphosphorsaure
- ATP
- ADENOSINE TRIPHOSPHATE
(
INCI
)
[1]
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Summenformel
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C
10
H
16
N
5
O
13
P
3
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Kurzbeschreibung
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farbloser Feststoff
[2]
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Externe Identifikatoren/Datenbanken
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Eigenschaften
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Molare Masse
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507,18 g·
mol
?1
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Aggregatzustand
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fest
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Sicherheitshinweise
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Soweit moglich und gebrauchlich, werden
SI-Einheiten
verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei
Standardbedingungen
(0 °C, 1000 hPa).
|
Adenosintriphosphat
, kurz
ATP
, ist ein
Nukleotid
, namlich das
Triphosphat
des
Nucleosids
Adenosin
.
Adenosintriphosphat ist der universelle und unmittelbar verfugbare
Energietrager
in
Zellen
und wichtiger Regulator energieliefernder Prozesse. Das
Molekul
besteht aus einem
Adeninrest
, dem Zucker
Ribose
und drei
Phosphaten
(α bis γ) in
Ester
- (α) bzw.
Anhydridbindung
(β und γ).
[4]
Adenosintriphosphat wurde 1929 von dem deutschen Biochemiker
Karl Lohmann
entdeckt.
[5]
Eine chemische Synthese von ATP wurde erstmals 1949 von
James Baddiley
und
Alexander Robertus Todd
veroffentlicht. Die Rolle als Hauptenergiequelle in Zellen wurde 1939 bis 1941 von
Fritz Lipmann
aufgeklart,
[6]
nachdem schon
Wladimir Alexandrowitsch Engelhardt
1935 gezeigt hatte, dass ATP fur Muskelkontraktionen notwendig ist und
Herman Moritz Kalckar
1937 die Kopplung der Zellatmung mit der Biosynthese von ATP nachgewiesen hatte.
[7]
Untereinheiten der dafur zustandigen
ATP-Synthase
wurden erstmals von
Efraim Racker
ab 1960 isoliert.
[8]
Auch Prozesse in
Zellen
benotigen
Energie
, um chemische Arbeit wie
Synthese
organischer Molekule,
osmotische
Arbeit wie aktiven Stofftransport durch
Biomembranen
und mechanische
Arbeit
wie bei der
Muskelkontraktion
zu leisten. Als Ubertrager von Energie wird vornehmlich ATP genutzt. Die
Phosphatreste
dieses
Nukleosidtriphosphats
sind uber Phosphor
anhydrid
-Bindungen (
Saureanhydrid
-Bindungen) miteinander verbunden. Durch
enzymkatalysierte
Hydrolyse
konnen eine oder zwei Phosphatgruppen abgespalten werden und es entsteht
Adenosindiphosphat
(ADP) und
Monophosphat
oder
Adenosinmonophosphat
(AMP) und
Pyrophosphat
. Bei der Spaltung der Phosphatbindungen wird unter
Standardbedingungen
jeweils 32,3 kJ/mol bei Spaltung einer Bindung oder 64,6 kJ/mol bei Spaltung beider Bindungen fur Arbeitsleistungen nutzbar.
ATP ist ein
Cosubstrat
der
Kinasen
, einer Gruppe von phosphatubertragenden Enzymen, die im
Metabolismus
und bei der
Stoffwechselregulation
eine Schlusselrolle spielen. Bedeutende Mitglieder der letzteren Gruppe sind die
Proteinkinasen
, die je nach ihrem Aktivierungsmechanismus als
Proteinkinase A
(PKA,
cAMP
-abhangig),
Proteinkinase C
(PKC,
Calcium
-abhangig),
Calmodulin
-abhangige Kinase, oder
Insulin-stimulierte Proteinkinase
(ISPK, ein Vertreter der
Proteinkinase B
) bezeichnet werden, um nur einige Beispiele zu nennen. In Zusammenhang mit dem Begriff
Blutzucker
wird beispielhaft gezeigt, wie eine Serie von Kinasen zu einer
Enzymkaskade
zusammengeschaltet sein kann.
ATP (wie auch ADP und Adenosin) ist Agonist
purinerger Rezeptoren
, die sowohl im
zentralen
als auch im
peripheren Nervensystem
eine Rolle spielen. Somit ist es beteiligt an Prozessen wie der Durchblutungsregulation oder der Vermittlung von
Entzundungsreaktionen
. Es wird nach neuronalen Verletzungen ausgeschuttet und kann die
Proliferation
von
Astrozyten
und
Neuronen
stimulieren.
Aus dem bei der Energieabgabe aus ATP entstandenen
AMP
bzw.
ADP
regeneriert die
Zelle
das ATP. Dafur gibt es zwei verschiedene Wege, die als
Substratkettenphosphorylierung
und
Elektronentransportphosphorylierung
(Atmungskette) bezeichnet werden.
Bei der
Substratkettenphosphorylierung
wird ein
Phosphatrest
an ein Zwischenprodukt des Abbaus von stofflichen Energiequellen gebunden und nach weiterem Umbau des Zwischenprodukts auf ADP ubertragen.
Bei der
Elektronentransportphosphorylierung
werden durch einen Transport von
Elektronen
entlang eines
Redox
gradienten
uber verschiedene Elektronen- und Wasserstoff-Ubertrager in einer
Membran
Protonen von einem durch die Membran umschlossenen Raum der Zelle in einen anderen transportiert. In Bakterien werden so Protonen nach außen gepumpt. In Eukaryoten finden diese Prozesse in den
Mitochondrien
statt. Dort werden aus der Matrix des Mitochondriums Protonen in den
Intermembranraum
exportiert. In beiden Fallen wird ein
Protonengradient
erzeugt und als
chemiosmotisches Potenzial ΔP
genutzt, das sich aus einem Protonenkonzentrationsunterschied ΔpH und einer elektrischen
Potentialdifferenz
ΔΨ zusammensetzt. Der Ruckfluss der Protonen durch das ebenfalls in der Membran lokalisierte Enzym
ATP-Synthase
treibt die von diesem Enzym katalysierte energieverbrauchende Bindung anorganischer Phosphatreste an das ADP an. In manchen Organismen werden anstatt Protonen Natriumionen verwendet, sie verfugen analog uber eine Na
+
-abhangige ATP-Synthase.
Bei
chemotrophen
Organismen werden die Elektronen in Form der
Reduktionsmittel
NADH
,
NADPH
,
FADH
2
oder reduziertes
Ferredoxin
in die Atmungskette eingespeist. Diese stammen aus dem oxidativen Abbau energiereicher Verbindungen, wie beispielsweise Kohlenhydraten oder Fettsauren. Die Elektronen werden bei aeroben Organismen auf Sauerstoff ubertragen, dabei entsteht Wasser. In der
anaeroben Atmung
werden andere Elektronenakzeptoren verwendet, beispielsweise Schwefel oder Eisen(II). In beiden Fallen entsteht eine elektrochemische Differenz, die zur ATP-Bildung genutzt wird. Bei
Eukaryoten
findet der Vorgang in den
Mitochondrien
, bei Prokaryoten im Cytoplasma statt.
Bei
phototrophen
Organismen werden nach Absorption von Licht durch Chlorophylle von diesen Elektronen auf einem hohen Energieniveau abgegeben. Die Lichtenergie wird damit genutzt, um eine elektrochemische Differenz zu erzeugen. Bei grunen Pflanzen findet dies in den
Chloroplasten
, bei Bakterien im
Cytoplasma
statt. Wegen der Nutzung des Lichts spricht man in diesem Fall von
Photophosphorylierung
.
Da die oxidative Phosphorylierung in der Atmungskette ein relativ langsamer Prozess ist, muss der ATP-Vorrat in stark beanspruchten Zellen (Muskelzellen) auch kurzfristig wieder aufgefullt werden. Der ATP-Vorrat (in der Muskelzelle ca. 6 mmol/kg Muskel) reicht bei maximaler Kontraktion nur etwa 2?3 Sekunden. Eine Reserve stellen hier Molekule mit hoherem
Gruppenubertragungspotenzial
als ATP dar. Saugetiermuskelzellen halten einen Vorrat an
Kreatinphosphat
(21 mmol/kg Muskel; 0,08 % pro Korpergewicht
[9]
) bereit. Die
Creatin-Kinase
katalysiert die Ubertragung der Phosphorylgruppe vom Kreatinphosphat an das ADP. Ist dieser Vorrat nach 6?10 Sekunden verbraucht, mussen die oben genannten Mechanismen die ATP-Regeneration allein tragen.
Wahrend starker Muskelbeanspruchung bauen Muskelzellen Glucose zu
Lactat
in der
Milchsauregarung
ab, um schnell ATP zu erzeugen. Lactat selbst wird in der
Leber
wieder zu Pyruvat und dann zu Glucose unter ATP-Verbrauch aufgebaut (
Gluconeogenese
). Diese Glucose wird dann wieder dem Muskel als Energiequelle zur Verfugung gestellt. Dieser Kreislauf wird auch als
Cori-Zyklus
bezeichnet.
Im Notfall werden zur Energieerzeugung auch korpereigene Proteine abgebaut. Proteine werden in
Aminosauren
zerlegt, und diese meistens zu Pyruvat abgebaut. In einem dem Cori-Zyklus ahnlichen Weg wird Pyruvat zunachst zu Alanin transaminiert und zur Leber transportiert. Dort kehren sich diese Schritte um und die Leber erzeugt aus Pyruvat wieder Glucose, die dem Muskel bereitgestellt wird. Dieser Zyklus wird auch als Glucose-Alanin-Zyklus bezeichnet.
Der Herzmuskel nutzt Fettsauren als Brennstoff, diese werden in der
β-Oxidation
in den zahlreichen Mitochondrien abgebaut. Des Weiteren konnen auch Glucose, Lactat (uber Reoxidation zu Pyruvat),
Ketonkorper
und Glykogen abgebaut werden. Bei hoher Belastung konnen bis zu 60 % der Energie aus der Oxidation von Lactat gewonnen werden.
In der Zelle ist die ATP-Konzentration eine
Regelgroße
: Das Absinken unter 4?5 mmol/l aktiviert energieliefernde Reaktionen (siehe
Phosphofructokinase
); das Ubersteigen des Schwellenwertes bewirkt Energiespeicherung, z. B. durch Bildung von Kreatinphosphat als schnell verfugbaren (ATP-liefernden) Speicher im Muskel oder Aufbau von
Glykogen
als ?Energiepolster“ in der Leber. Kohlenhydrat- und Proteinspeicher sind allerdings limitiert. Weiterer Energieuberschuss fuhrt (uber
Acetyl-CoA
) zur Speicherung von Fett.
Bei einem durchschnittlichen Erwachsenen entspricht die Menge ATP, die taglich in seinem Korper auf- und abgebaut wird, etwa seiner halben Korpermasse. So setzt ein 80 kg schwerer Mann etwa 40 kg ATP am Tag um, was etwa 78,8 mol oder 10
25
Molekulen entspricht, die wieder neu gebildet werden. Bei intensiver korperlicher Arbeit kann der ATP-Umsatz auf 0,5 kg pro Minute ansteigen.
- Joshua E. Goldford, Harrison B. Smith, Liam M. Longo, Boswell A. Wing, Shawn Erin McGlynn:
Primitive purine biosynthesis connects ancient geochemistry to modern metabolism.
In:
Nature
Ecology & Evolution
, Band 8, 22. Marz 2024, S. 999?1009;
doi:10.1038/s41559-024-02361-4
(
englisch
). ATP-freie ATP-Synthese mit
Polyphosphaten
. Dazu:
- Reginald H. Garrett, Charles M. Grisham:
Biochemistry.
4th edition, international edition. Brooks/Cole, Cengage Learning Services, Boston MA u. a. 2009,
ISBN 978-0-495-11464-2
.
- ↑
Eintrag zu
ADENOSINE TRIPHOSPHATE
in der
CosIng-Datenbank
der EU-Kommission, abgerufen am 27. Marz 2020.
- ↑
Eintrag zu
Adenosin-5′-triphosphat
. In:
Rompp Online
.
Georg Thieme Verlag, abgerufen am 30. Mai 2014.
- ↑
a
b
Datenblatt
Adenosintriphosphat
bei
Sigma-Aldrich
, abgerufen am 12. Juni 2011 (
PDF
).
Vorlage:Sigma-Aldrich/Name nicht angegeben
- ↑
J. R. Knowles:
Enzyme-catalyzed phosphoryl transfer reactions
. In:
Annual Review of Biochemistry
.
Band
49
, 1980,
S.
877?919
,
doi
:
10.1146/annurev.bi.49.070180.004305
,
PMID 6250450
(englisch).
- ↑
Uber die Pyrophosphatfraktion im Muskel
. In:
Naturwissenschaften
.
Band
17
,
Nr.
31
, 1. August 1929,
S.
624?625
,
doi
:
10.1007/BF01506215
.
- ↑
nobelprize.org:
The Nobel Prize in Chemistry 1997
, 15. Oktober 1997 (zur Geschichte des ATP).
- ↑
H. M. Kalckar:
Phosphorylation in Kidney Tissue
. In:
Enzymologia
.
Band
2
, 1937,
S.
47?53
(englisch).
- ↑
M. E. Pullman, H. S. Penefsky, A. Datta, E. Racker:
Partial resolution of the enzymes catalyzing oxidative phosphorylation. I. Purification and properties of soluble dinitrophenol-stimulated adenosine triphosphatase
. In:
The Journal of Biological Chemistry
.
Band
235
, November 1960,
S.
3322?3329
,
PMID 13738472
(englisch).
- ↑
Reginald H. Garrett, Charles M. Grisham:
Biochemistry.
4th edition, international edition. Brooks/Cole, Cengage Learning Services, Boston MA u. a. 2009,
ISBN 978-0-495-11464-2
, S. 849.