8. Jahrhundert

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Globale territoriale Situation um 750

Das 8. Jahrhundert begann am 1. Januar 701 und endete am 31. Dezember 800 . Die Weltbevolkerung in diesem Jahrhundert wird auf 200 bis 300 Millionen Menschen geschatzt. In Europa ubernahmen die Karolinger die Macht im Frankenreich und beherrschten am Ende des Jahrhunderts große Teile des Kontinents. Das byzantinische Reich blieb trotz zahlreicher Angriffe stabil. Im Zuge der im vorherigen Jahrhundert begonnenen islamischen Expansion fielen weitere Gebiete, wie die Iberische Halbinsel und große Teile Zentralasiens, unter muslimische Herrschaft. Zur Jahrhundertmitte ubernahm die Abbasiden-Dynastie , die die Dominanz der Araber in der muslimischen Welt beendete, das Amt des Kalifen . China erreichte unter den Tang eine große wirtschaftliche und kulturelle Blute, bis Mitte des Jahrhunderts eine Periode des Umbruchs begann.

In Europa ist dieses Jahrhundert Teil des Fruhmittelalters (ca. 500?1050).

Die Ausdehnung des Frankenreichs 481 bis 814

Politische Entwicklung

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Typische Ausstattung eines karolingischen Panzerreiters des 8. Jahrhunderts.

Europa wurde im 8. Jahrhundert durch den Aufstieg des Frankischen Reiches und der Karolinger gepragt. Bis zum Jahr 714 regierte Pippin der Mittlere als Hausmeier das Frankenreich. Er unterstand weitgehend nur noch formal den merowingischen Konigen , die einen großen Teil ihrer faktischen Macht eingebußt hatten. Nach seinem Tod setzte sich sein Sohn Karl Martell als sein Nachfolger durch, der den Karolingern die Fuhrungsposition endgultig sicherte. Im Gegensatz zu ihm strebte dessen Sohn und Nachfolger, Pippin der Jungere , die Konigswurde an. Nach der Absetzung des letzten merowingischen Konigs, ließ er sich selbst als Konig ausrufen. Pippins Erbe, Karl der Große , dehnte die Grenzen des Frankenreiches durch regelmaßig durchgefuhrte Kriegszuge, gegen die Langobarden , die Awaren und die Sachsen , stark aus und beherrschte schließlich West- und Zentraleuropa und einen großen Teil der Italienischen Halbinsel .

Zu Beginn des Jahrhunderts hatten lokale Herrscher im Frankenreich einen hohen Grad an Selbstandigkeit. So regierten Herzoge uber einige Reichsteile mit weitreichenden Befugnissen. Die Karolinger waren bestrebt, die Macht der lokalen Regenten zu ihren Gunsten zu verringern. Dazu entmachteten sie schrittweise alle Herzoge. Ferner etablierte insbesondere Karl der Große eine auf ihn ausgerichtete lokale Herrschaftsstruktur, die Grafschaftsverfassung genannt wird. Grafen waren vom Konig eingesetzte und ihm rechenschaftspflichtige Amtstrager. Teilweise gehorte ihnen das Land, uber das sie Herrschaftsrechte hatten, teilweise bekamen sie es vom Konig zur Verfugung gestellt. In den von ihm eroberten Gebieten setzte Karl Grafen ein, die sowohl ihm gewogene Adelige der eroberten Volker, als auch Adelige aus den frankischen Kerngebieten waren. Neben den weltlichen Adeligen waren auch Bischofe und Abte , auf deren Einsetzung die Karolinger wesentlichen Einfluss hatten, in das System der Grafschaftsverfassung eingebunden. Diese nahmen sowohl geistliche als auch weltliche Aufgaben wahr. Ihre weltlichen Aufgaben hatten einen ahnlichen Umfang wie die der Grafen, was bei Karl dem Großen auch die aktive Teilnahme an Kriegszugen einschloss. Zur Kontrolle reiste Karl regelmaßig durch sein Reich ( Reisekonigtum ). Zusatzlich setzte er Konigsboten ein.

Die Ernennung zum Konig war bei den Karolingern an das Einverstandnis der Machtigen des Volkes gebunden. Dennoch spielte auch der Gedanke der Erblichkeit des Konigtums eine große Rolle. Um den Wechsel der Konigsdynastie von der Familie der Merowinger zur Familie der Karolinger zu rechtfertigen, ließ Pippin der Jungere die Zustimmung des Papstes zu diesem Schritt einholen. Die Konigssalbung Pippins war ein weiterer Schritt zur Legitimation seiner Konigswurde und sollte dieser einen religiosen Charakter verleihen. Die Karolinger verstanden das Konigtum als ein im Auftrag Gottes gefuhrtes Amt. Ihr Reich sollte deshalb ein christliches Reich sein. Schon Karl Martell forderte die christliche Missionierung, was seine Nachfolger vor dem Hintergrund der Idee eines christlichen Reiches fortsetzten. Die Karolinger setzten dabei auf angelsachsische Missionare, die eng mit dem Papst verbunden waren. Wahrend Karl Martell eine militarische Unterstutzung des Papstes ablehnte, unterstutzte Pippin den Papst militarisch, nachdem dieser sein Konigtum legitimiert hatte. Fortan sahen sich die frankischen Konige als Schutzmacht des Papsttums, was auch die Papste so sahen. Im Jahr 800 wurde Karl der Große dann durch den Papst zum west-romischen Kaiser gekront. Die Kaiserkrone gewahrte ihm einen hoheren Rang, aber keinen Zuwachs an Rechten. [1] Die Kronung begrundete das (west)-europaische Kaisertum des Mittelalters. Es verstand sich als ideeller Nachfolger des Kaisertums des romischen Reiches und war damit ein Konkurrent des byzantinischen Kaisertums. Im 9. Jahrhundert losten die beiden Kaiser dieses Zweikaiserproblem , indem sie sich gegenseitig das tragen unterschiedlicher Kaisertitel einraumten.

Eine Institution der Karolinger war die Erbteilung, wobei das Erbe nach dem Tod des Konigs unter den Sohnen geteilt wurde. So teilte sich Pippin die Herrschaft zunachst mit seinem Bruder Karlmann , der nach einigen Jahren ins Kloster ging. Karl der Große teilte sich die Herrschaft zunachst mit seinem ebenfalls Karlmann genannten Bruder, der drei Jahre nach Herrschaftsantritt starb.

Gesellschaft, Wirtschaft und Recht

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Nach dem Bevolkerungsruckgang der vergangenen Jahrhunderte stieg die Bevolkerung in West- und Mitteleuropa wieder an. [2] Dennoch beeinflussten Kriege, durch Unwetter verursachte Hungersnote und Seuchen immer noch die Lebenserwartung der Menschen, doch die justinianische Pest verschwand Mitte des Jahrhunderts endgultig. Die Kindersterblichkeit war hoch und die Lebenserwartung lag nach uberstandener Kindheit bei 44 bis 47 Jahren. Die Menschen ernahrten sich uberwiegend von Getreideprodukten, ferner von Milchprodukten und Gemuse. [3]

Die Gesellschaft war stark agrarisch gepragt. Der weitaus großte Teil der Menschen wohnte in kleinen Dorfern auf dem Land. Die meisten Stadte, die auf romische Grundungen zuruckgingen, lagen in West- und Sudeuropa. Im Zuge der frankischen Expansion entwickelten sich auch ostlich des Rheins um Klostergrundungen und Bischofssitze Vorlaufer stadtischer Siedlungen.

Die Gesellschaft gliederte sich in Freie und Unfreie, wobei der jeweilige Status erblich war. Aus den Freien hob sich der Adel heraus, der durch Amter privilegiert war. Freie waren rechtlich unabhangig, schuldeten dem Konig jedoch Kriegsdienste. Die Unfreien waren von einem Herren abhangig, der ihnen Schutz zu gewahren hatte, jedoch in vielen Lebensbereichen uber sie bestimmen konnte. Die Rechte und Pflichten des Unfreien und seines Herren waren jedoch im Einzelfall sehr verschieden. [4]

Reichtum begrundete sich im Wesentlichen auf Landbesitz. Der Grund und Boden gehorte meistens Großgrundbesitzern, wie Konigen, Adeligen, Bischofen oder Klostern. Diesen bewirtschafteten sie zum Teil mit Hilfe ihrer Unfreien selbst, andere Teile verpachteten sie an unfreie und freie Pachter. Schuldeten die freien Bauern dem Grundherren lediglich Abgaben, mussten die unfreien Pachter zusatzlich Dienstleistungen fur den Herren, die Frondienste , erbringen.

Viele Kriegsdienste und immer aufwendigere Waffen und Rustungen, die sie selber stellen mussten, waren fur die Freien eine zunehmende Belastung. So hielten es zahlreiche Freie fur wirtschaftlich gunstiger unfreie Pachter eines Grundherrn zu werden, um von den Kriegslasten befreit zu werden. [5] So ist eine Abnahme der nicht adeligen Freien in diesem Jahrhundert festzustellen.

Die wirtschaftlichen Quellen des Konigs grundeten sich auf den Besitz der Krone, der nur einen Teil des Reichsgebietes ausmachte, und den Konigsschatz.

Das frankische Reich umfasste viele unterschiedliche Volksgruppen. Fur die Angehorigen vieler Volker, wie der Sachsen, der Thuringer und der Alemannen, galt das eigene Volksrecht. Die Volksrechte ließ Karl der Große aufschreiben und teilweise anpassen.

Der Vereinheitlichung der Verhaltnisse im Frankenreich und die erleichterten Herrschaftsausubung diente die Munzreform Karls des Großen. Hatte Pippin der Jungere schon das Recht zur Ausgabe von Munzen, das Munzregal , als alleiniges Konigsrecht durchgesetzt, so fuhrte Karl den Denar als einheitliche Silbermunze im Frankenreich ein und legte fest, wie viele Munzen aus einem Pfund Silber gepragt werden durften. [6] Geld wurde vor allem im Fernhandel eingesetzt, wahrend auf lokaler Ebene der Tauschhandel dominierte.

Italienische Halbinsel

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In den vorherigen Jahrhunderten hatten die Langobarden große Teile der Italienischen Halbinsel vom byzantinischen Reich erobert, das zu Beginn des Jahrhunderts noch einen Landstreifen quer durch Mittelitalien, einschließlich Rom, und Gebiete im Suden der Italienischen Halbinsel beherrschte. Die Langobarden wurden durch Konige regiert, wobei Herzoge unter dem Konig die Herrschaft uber Teilreiche ausubten. Im Laufe des Jahrhunderts brachten die Konige auch das selbstandige langobardische Herzogtum Benevent unter ihre Kontrolle. Durch die Ausdehnung der Macht der Langobarden fuhlten sich die Papste, die die weltliche Herrschaft uber Rom ausubten, zusatzlich bedrangt. Byzanz konnte und wollte ihnen keine Hilfe gewahren, zumal seit dem vorherigen Jahrhundert religiose Meinungsverschiedenheiten bestanden. [7] Nach weiteren Eroberungen byzantinischen Gebietes durch die Langobarden zur Jahrhundertmitte, rief der Papst den Frankenkonig, Pippin den Jungeren, der sich als Schutzherr des Papsttums verstand, zu Hilfe. Dieser eroberte wesentliche Gebiete zuruck und ubertrug diese dem Papst. Diese Pippinsche Schenkung machte den Papst, der schon zu Beginn des Jahrhunderts eine Landzuweisung bekam, endgultig zum weltlichen Herrscher uber einen großeren Flachenstaat. Dieser Kirchenstaat umfasste bis ins 19. Jahrhundert großere Territorien Mittelitaliens. Als der Papst in den 770er Jahren seine weltliche Herrschaft wiederum durch die Langobarden bedroht sah, rief er Karl den Großen zur Hilfe. Karl eroberte das ganze Langobardenreich und setzte sich als dessen Konig ein. Nur das sudlich von Rom gelegene langobardische Herzogtum Benevent blieb selbstandig.

Iberische Halbinsel

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Vormalige Moschee von Cordoba

Anfang des Jahrhunderts kampften mehrere Parteien der Westgoten auf der iberischen Halbinsel um die Macht. Ein Hilfegesuch einer der Konfliktparteien nahmen Berber und Araber zum Anlass einen großen Teil der Halbinsel zu erobern. Die Eroberung des Landes, das sie Al-Andalus nannten, erfolgte durch relativ autonom agierende muslimische Gruppen. Die Herrschaft errangen diese Gruppen neben militarischer Gewalt auch durch Verhandlungen und Bundnisse, in denen die Eroberer den regionalen Machthabern oder fuhrenden Gruppen die Wahrung vieler ihrer angestammten Rechtspositionen zusicherten. Die Gebirge im Norden der iberischen Halbinsel blieben jedoch frei von muslimischer Herrschaft. Sie dienten gotischen Migranten als Ruckzugsgebiet. In der zweiten Halfte des Jahrhunderts konnten diese großere Gebiete im Norden der Halbinsel von den muslimischen Eroberern zuruckerobern und dort das christliche Konigreich Asturien zu grunden. Dieses diente als Ausgangspunkt fur die Reconquista genannte Ruckeroberung der muslimisch beherrschten Gebiete durch die Nachfahren der Westgoten, die im Jahr 1492 abgeschlossen wurde. Alle Gebiete, die die Muslime nordlich der Pyrenaen eroberten, wie Septimanien , wurden im selben Jahrhundert von den Franken zuruckerobert. Den ersten großen militarischen Sieg gegen die muslimischen Truppen errangen die Franken unter Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers . Ob es sich hierbei um die Vereitelung eines Eroberungsversuches oder bloß um die eines Raubzuges handelte ist umstritten. [7]

Zwischen den beiden Gruppen der Eroberer, den Berbern und den Arabern, kam es nach der Eroberung zu Spannungen und Kampfen. Mitte des Jahrhunderts eroberte Abd ar-Rahman I. aus der Umayyaden -Dynastie die Macht in Al-Andalus und baute eine zentrale Herrschaft auf. Das von ihm gegrundete Emirat von Cordoba war das erste muslimische Reich, das vom Kalifat in Bagdad formell politisch unabhangig war. In seiner Hauptstadt Cordoba wurde im Auftrag des Emirs mit dem Bau der Moschee von Cordoba begonnen.

Das im Karpatenbecken gelegene Awarenreich geriet ab dem Jahr 788 in kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Frankenreich. Die militarischen Erfolge der Franken in den 790er Jahren fuhrten zur Destabilisierung der Awarenreiches, der im folgenden Jahrhundert der Untergang folgte.

In Sudosteuropa lag sudlich der transsilvanischen Alpen das Bulgarische Reich , das sich weiter entlang der Schwarzmeerkuste bis zur Mundung des Dnepr erstreckte. Anfang des Jahrhunderts war es mit dem byzantinischen Reich verbundet, geriet aber in der Folgezeit in kriegerische Auseinandersetzungen mit diesem. In den Jahren 750 bis 775 nutzten die Byzantiner das Abflauen der arabischen Angriffe, um große Teile des bulgarischen Reiches zu erobern. Das Ende byzantinischer Angriffe nach dem Tod des Kaisers, nutzten die Bulgaren, um wesentliche Teile ihres Reiches zuruckzuerobern. Wahrend des Jahrhunderts begann ein Prozess, in dem sich die bulgarische Fuhrungsschicht an die slawische Mehrheit assimilierte.

Das Reich der Chasaren lag nordlich des Kaukasus und reichte von der Krim bis zum Norden des Kaspischen Meeres . Das chasarische Khanat , das mit Byzanz verbundet war, fuhrte zahlreiche Kriege gegen das Kalifat mit wechselndem Erfolg. Nach der Ubernahme des Kalifenamtes durch die Abbasiden wurde das Verhaltnis friedlich. An der Spitze des Reiches standen ein Khagan und ein Bek , wobei letzterer alle militarischen und Verwaltungsaufgaben wahrnahm. Zumindest die Elite nahm im 8. Jahrhundert die judische Religion an. Fur die Chasaren, die an einer geografisch wichtigen Stelle fur den Welthandel lagen, war dieser von zentraler wirtschaftlicher Bedeutung.

Religion, Kultur und Bildung in Europa

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Zu Beginn des 8. Jahrhunderts war in Gallien, auf den Iberischen und Italienischen Halbinseln, sowie auf den irischen und britischen Inseln das Christentum etabliert. Gefordert von den Karolingern breitete sich das Christentum durch die angelsachsische Mission in den frankischen Gebieten nordlich und ostlich des Rheins aus. Beruhte die Bekehrung im Wesentlichen auf Freiwilligkeit, kam es wahrend der Sachsenkriege Karls des Großen zu zahlreichen Zwangstaufen im Zuge der Etablierung der Herrschaft der Franken. Mit der Konversion großer Gruppen von Langobarden zum katholischen Bekenntnis, war dieses das vorherrschende Bekenntnis Europas. Nach der muslimischen Eroberung der iberischen Halbinsel, durfte die dort lebende Bevolkerung ihren christlichen Glauben beibehalten, doch konvertierten große Bevolkerungsteile im Suden der Halbinsel zum Islam. [8] Die Konvertiten als auch der christliche Teil der ursprunglichen Bevolkerung ubernahmen arabische Gebrauche und Sitten. Dennoch blieben die Christen eine klar abgegrenzte Gruppe. [9]

In diesem Jahrhundert wandte sich der Papst von Byzanz als Schutzmacht ab und dem Frankenreich als Schutzmacht zu. Dieses und die Kaiserkronung Karls des Großen durch den Papst fuhrten zu einer weiteren Entfremdung zwischen romischer Kirche und griechisch-orthodoxer Kirche . Auf religiosem Gebiet konnte jedoch der Streit um die Rechtmaßigkeit der Verehrung religioser Bilder im zweiten Konzil von Nicaa nochmals beigelegt werden.

Alteste datierbare Handschrift in karolingischer Minuskel

Insbesondere die frankischen Konige begrundeten ihr Konigtum religios. Sie verstarkten die Einbindung der Kirche in ihre Herrschaftsausubung. Bischofe und Abte hatten neben den religiosen auch weltliche Funktionen, was unter Karl dem Großen auch die Kriegsfuhrung einschloss. Vor dem Hintergrund nahmen sie nicht nur maßgeblichen Einfluss auf die Besetzung der Kirchenamter, sondern auch auf die Entscheidung religioser Fragen. Kloster spielten sowohl im politischen als auch religiosen Bereich eine tragende Rolle. Neu gegrundete Kloster, wie das Kloster Fulda , waren Ausgangspunkte fur die Missionsarbeit ostlich des Rheins. Die angelsachsischen Missionare propagierten die Ordensregel des Benedikt von Nursia , die im Laufe des Jahrhunderts zunehmend Grundlage fur das Leben in den Klostern wurde. [10]

Das Frankenreich pragte uber die erste Halfte des Jahrhunderts hinaus ein geringer Bildungsstand der Bevolkerung einschließlich der Eliten. Dem setzte Karl der Große am Ende des Jahrhunderts die Karolingische Renaissance , auch Bildungsreform genannt, entgegen. Akteure der Reform waren zum einen bedeutende Gelehrte, die er an den Hof einlud, zum anderen die Kloster. Unter dem Motto ?correctio“, Korrektur, fand eine Uberarbeitung und Vereinheitlichung der politischen und religiosen Regeln im Frankenreich statt. So wurden liturgische Texte und der Bibeltext redigiert. Ferner wurde die lateinische Sprache als Verkehrssprache im Frankenreich eingefuhrt und eine einheitliche Schriftart , die karolingische Minuskel , entwickelt. Die Bildung und der Wissenstransfer wurde vor allem Klostern aber auch Bistumern ubertragen. In den Klostern wurden zahlreiche Schriften der Antike kopiert und getauscht. Es wurden Dom- und Klosterschulen eingerichtet, wo sowohl kunftige Kleriker als auch Laien unterrichtet wurden. Die karolingische Bildungsreform beforderte einen kulturellen Austausch zwischen den europaischen Regionen. [11] Als herausragendes Bauobjekt wurde in den letzten Jahren des Jahrhunderts die Pfalzkapelle begonnen, bei deren Bau Anleihen von byzantinischen Bauten in Italien genommen wurden. [12]

In Britannien und Irland wurde zu Beginn des Jahrhunderts die Entwicklung einer vorwiegend religiosen Schriftkultur fortgesetzt. Trager waren besonders die Kloster, in die Evangelien der insularen Buchmalerei geschrieben und gemalt wurden. Besonders bekannter Vertreter klosterlichen Gelehrsamkeit war Beda Venerabilis .

Byzanz und die muslimische Welt

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Byzantinisches Reich

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Byzantinisches Reich im Jahre 717

Nach dem Verlust von zwei Dritteln seines Territoriums im 7. Jahrhundert erstreckte sich das byzantinische Reich in diesem Jahrhundert auf Kleinasien , Teile der Italienischen Halbinsel, Teile der Sudauslaufer des Balkans und mehrere Mittelmeerinseln. In der ersten Jahrhunderthalfte griffen die Araber das Reich durch wiederkehrende Angriffe in Kleinasien an. Nach der erfolgreichen Abwehr ihrer Belagerung Konstantinopels in den Jahren 717/18 konnte sich Byzanz jedoch zunehmend besser verteidigen. Wahrend des Abwehrkampfes von Konstantinopel vernichteten die Byzantiner die arabische Flotte weitgehend und brachen damit die arabische Seeherrschaft auf dem Mittelmeer. Der Burgerkrieg um das Kalifat ermoglichte Byzanz in den Jahren 750 bis 775 große Gebiete, die es im vorherigen Jahrhundert an die Bulgaren verloren hatte, von diesen zuruckzuerobern. Aufgrund erneuter Angriffe des Kalifats stellte es die Eroberungen ein und verlor in den 790er Jahren einen Teil der zuruckeroberten Gebiete auf dem Balkan wieder an die Bulgaren. [13]

Die Gesellschaft spiegelte die standigen Angriffe und Kriegszuge, indem sie sich im Wesentlichen an militarischen Belangen orientierte. Der im 7. Jahrhundert begonnene Ausbau der Gliederung des Reiches nach Militarbezirken, den Themen , in denen die Militarfuhrer auch zivile Aufgaben wahrnahmen, wurde fortgesetzt. Einem bedeutenden Teil der Soldaten gehorte gleichzeitig Landbesitz. Vom 726 bis in die 780er Jahre beherrschte eine religiose Auseinandersetzung uber den richtigen Gebrauch und die Verehrung von religiosen Ikonen, byzantinischer Bilderstreit . Die religiose Streitfrage, die auch in anderen Teilen der Christenheit diskutiert wurde, wurde im Byzanz zu einer innenpolitischen Auseinandersetzung.

Islamische Expansion und Kalifenreich

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Die islamische Expansion:
  •  Ausbreitung unter dem Propheten Mohammed, 622?632
  •  Ausbreitung unter den vier ?rechtgeleiteten Kalifen“, 632?661
  •  Ausbreitung unter den Umayyaden, 661?750
  • Seit Mitte des 7. Jahrhunderts wurde das Kalifenreich von Kalifen der Umayyaden -Dynastie regiert. Die Fortfuhrung der islamischen Expansion brachte den großten Teil der iberischen Halbinsel, Transoxanien und das Indusgebiet unter ihre Kontrolle. Diese Eroberungen trugen dazu bei, dass Kalif Hischam (724?742) uber das flachenmaßig großte Reich herrschte, das es bis dahin auf der Welt gab. [14] Nach den Erfolgen mehrten sich die militarischen Niederlagen an mehreren Fronten. Der starken Belastung der Staatskasse, die durch diese militarischen Aktivitaten verursacht wurde, begegneten die Kalifen mit deutlichen Steuererhohungen.

    Innenpolitisch stutzten sich die Umayyaden auf wechselnde Mehrheiten arabischer Clans, schafften es jedoch nicht, der insbesondere ab den 740er Jahren aufkommenden Unzufriedenheit daruber, wie die Beute aus den Eroberungen und das Steueraufkommen verteilt wurden, zu begegnen. Die Unzufriedenen stellten im Jahre 747 eine vorwiegend arabische Rebellenarmee auf, die im Jahr 750 die Umayyaden sturzte . [15] Die Rebellion wurde von zahlreichen Muslimen unterstutzt, die die Legitimitat der Umayyaden anzweifelten, da sie nicht von Mitgliedern der Familie Mohammeds abstammten. Ferner spielten persische Konvertiten, Maw?l? , die sich von den Machthabern gegenuber den arabischen Muslimen zuruckgesetzt fuhlten, eine große Rolle beim Sturz der Dynastie. An die Spitze der Rebellion stellte sich die arabische Familie der Abbasiden , die als Nachkommen eines Onkels Mohameds nach Ansicht der Rebellen eine großere Legitimitat hatten. [15] Mit der Machtubernahme der Abbasiden stoppte die islamische Expansion. Durch einen Sieg in der Schlacht am Talas gegen die Chinesen wurde im Jahr 751 die arabische Vormachtstellung in Zentralasien abgesichert. In der folgenden Zeit regionalisierte sich die islamische Herrschaft. Diesen Prozess leitete Abd ar-Rahman I. ein, einer der wenigen Umayyaden, der das Blutbad, das die Abbasiden unter seiner Dynastie anrichteten, uberlebte. Er entzog kurz nach deren Machtubernahme die iberische Halbinsel der politischen Kontrolle der Abbasiden und errichtete dort das Emirat von Cordoba . Zum Ende des Jahrhunderts verloren dann die Abbasiden die Kontrolle uber den Maghreb an eine lokale Dynastie.

    Kennzeichnend fur das 8. Jahrhundert war eine zunehmend konkrete Ausgestaltung islamischer Herrschaft. Der Prozess der Arabisierung und der Islamisierung der Gesellschaft entfalteten zunehmend ihre Wirkung. Anfang des Jahrhunderts fuhrten die Ubertritte nicht arabischer Burger des Kalifenreiches zum Islam zu einem Ruckgang der Einnahmen aus der Grundsteuer und der Kopfsteuer, Dschizya , von denen alle Muslime befreit waren. Dem begegneten die Kalifen zumindest im Irak, indem sie die Grundsteuer unabhangig von der Religionszugehorigkeit erhoben. Da die Konvertiten wie alle Muslime statt der Kopfsteuer eine Abgabe, Zak?t , entrichten mussten, wurden die fiskalischen Hindernisse einer zunehmenden Islamisierung ausgeraumt. [16] Die Islamisierung erfolgte regional unterschiedlich, so waren die persischen Eliten schnell zum Islam ubergetreten, wahrend in Agypten die Islamisierung sehr verhalten erfolgte. Insgesamt waren große Teile der Bevolkerung des Kalifenreiches im 8. Jahrhundert Nicht-Muslime. Die Arabisierung war mit der Islamisierung nicht identisch. Mit der Einfuhrung als Verwaltungssprache zum Ende des 7. Jahrhunderts wurde die arabische Sprache zur allgemeinen Verkehrssprache im Kalifenreich sowie zur Sprache der Wissenschaft. So war Arabisch zunachst die Sprache der gebildeten Eliten, einzig in Persien konnte sich das Arabische dauerhaft nicht durchsetzen.

    Umayyaden-Moschee in Damaskus

    Die Herrschaft der Umayyaden baute auf wechselnde arabische Clans und Gruppen. Die hochsten Posten wurden fast nur an Mitglieder arabischer Abstammung vergeben. Um den Kontakt zur arabisch beduinischen Kultur zu pflegen, bauten die Kalifen Wustenschlosser in die syrische Wuste. Dennoch wohnte die uberwiegende Zahl der arabischen Auswanderer in den Stadten des Reiches. Hier errichteten die Umayyaden große Bauten, wie die Umayyaden-Moschee in Damaskus, die die neue islamische Kultur reprasentieren sollten.

    Mit dem Machtwechsel zu den Abbasiden wandelte sich dieses ?arabische Reich“ zu einem ?islamischen Reich“. Diese Kalifendynastie strebte eine Gleichbehandlung der Muslime arabischer und nicht-arabischer Herkunft an. [17] War Syrien die Machtbasis der Umayyaden, lag die Machtbasis der Abbasiden vornehmlich auf dem Gebiet des ehemaligen persischen Sassanidenreichs . Zunachst errichteten die neuen Kalifen einen Palast und eine Moschee nahe der Ortschaft Bagdad. Um den Palast siedelten sie kreisformig Behorden und Armee an. Schnell bildeten sich an den Randern der Stadt Markte und Vorstadte, sodass Bagdad zum Ende des Jahrhunderts eine der großten Stadte der Welt war. Mit den Abbasiden wies das Hofzeremoniell der Kalifen erstmals große Ahnlichkeiten mit dem der persischen Konige auf. Die Reichsverwaltung legten sie in die Hande eines Wesirs , ein Amt von großer Macht, das uber einen langen Zeitraum in der Hand der persischen Familie der Barmarkiden lag. Wie dieses Amt wurden viele Amter des zentralistisch gefuhrten Reiches von Persen bekleidet. [17]

    Es folgte ein starker wirtschaftlicher Aufschwung. Begunstigt durch das Arabische als Verkehrssprache entwickelte sich ein ausgedehntes, muslimisches Handlernetz im Kalifat und uber seine Grenzen hinaus. Auch uber dieses Handlernetz erlangten die Kalifen Wissen aus den Nachbarstaaten, das sie zusammentragen ließen. Zum Ende des Jahrhunderts begannen sie, bedeutende griechische Schriften der Antike ins Arabische ubersetzen zu lassen. [18] Die griechischen Schriften und das zusammengetragene Wissen bildeten in den folgenden Jahrhunderten die Basis fur die islamische Wissenschaft und Kultur . Ein bedeutender Universalgelehrter war Dsch?bir ibn Hayy?n , der grundlegende Werke zur Chemie schrieb. [19] In diesem Jahrhundert entstanden die meisten fur die Auslegung des islamischen Rechts, Scharia , bis heute bedeutenden Rechtsschulen . Ferner wurde das Leben Mohammeds zum ersten Mal aufgeschrieben und ein Werk uber vorislamische Kulte Arabiens verfasst. [20]

    Am Horn von Afrika brach die konigliche Zentralgewalt im aksumitischen Reich zusammen. Die Araber errangen die Seeherrschaft im Roten Meer und eroberten große Gebiete des heutigen Eritreas , Dschibutis und Somalias . Damit schnitten sie Aksum den Zugang zum Meer ab. Im athiopischen Hochland blieb jedoch die christliche Kultur erhalten und vom Islam unabhangig. Die athiopisch-orthodoxe Kirche spielte in den nachsten Jahrhunderten eine bedeutende Rolle durch den Schutz fur die Bauern. Ferner ubernahm sie die Erhaltung der Schriften, die in die lokale Sprache ubersetzt wurden. Die Bildung der Aristokraten erfolgte in Klostern. Die Kirche hielt auch Verbindungen zu den Christen Agyptens und Nubiens aufrecht.

    Die im vorherigen Jahrhundert begonnene Vereinigung der nubischen Reiche Nobatia und Makuria wurde abgeschlossen. Das nun Makuria genannte Reich genoss aufgrund eines Friedensvertrags mit dem muslimisch beherrschten Agypten seine Unabhangigkeit. Als Tribut mussten jedoch jahrlich Sklaven an Agypten ubergeben werden. Am Ende des Jahrhunderts erlebten die nubischen Reiche Makuria und Alwa einen wirtschaftlichen Aufschwung, der sich in der Entwicklung der Stadte widerspiegelte.

    Die ostafrikanische Kuste war in diesem und im folgenden Jahrhundert Ziel arabischer Einwanderer, die in diesem Jahrhundert bis nach Sansibar kamen. An der Kuste entstanden die Swahili-Handelsstadte die vom Islam gepragt waren. Die Stadte wurden neben den eingewanderten Arabern hauptsachlich von Afrikanern der Bantu-Volkergruppe bewohnt. Die Handelskontakte dieser Stadte reichten uber den gesamten indischen Ozean, aber auch ins afrikanische Hinterland. [21]

    Indischer Subkontinent im 8./9. Jahrhundert

    Indischer Subkontinent

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    Den indischen Subkontinent teilten sich mehrere Regionalreiche. Ab der Jahrhundertmitte bauten die Dynastien der Pala im nordostlichen Bengalen , der Pratihara im Nordwesten und die der Rashtrakuta auf dem Dekkan -Plateau im Westen des Subkontinents großere konkurrierende Reiche auf. Diese fuhrten in den folgenden Jahrhunderten untereinander Kriege um die Vorherrschaft im Norden Indiens. Durch mehrere Schlachten konnten die Pratihara die Expansion des Kalifenreiches in die ostlich des Indus gelegenen Gebiete vereiteln. Die Rashtrakuta-Dynastie loste durch militarische Siege die Chalukya -Dynastie als Herrscher des Dekkan-Plateau ab. Auch wenn die Pala-Konige den Buddhismus in ihrem Herrschaftsgebiet forderten, so verlor er im Rest des Subkontinents zugunsten des Hinduismus zunehmend an Anhangern und Bedeutung. [22] Die meisten Herrscher nutzten den Hinduismus zur Legitimierung ihrer Herrschaft. Die Gesellschaft war in Gruppen, die Kasten , gegliedert, wobei Einwanderer flexibel in das Kastensystem eingeordnet wurden. Die Zugehorigkeit zu einer Kaste, die durch Geburt erworben wurde, bestimmte religiose und gesellschaftlichen Pflichten und Rechte. Ab dem 8. Jahrhundert wurden auch großere Gebiete außerhalb der Flusstaler durch Bewasserungsfeldbau fur die intensive landwirtschaftliche Nutzung erschlossen. [23]

    China im Jahre 742

    Politische Entwicklung

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    Nach der Entmachtung der Kaiserin Wu Zhao im Jahr 705 kam die Tang-Dynastie , die die chinesischen Kaiser bis zum Jahr 907 stellte, wieder an die Macht. Wahrend der Regentschaft von Kaiser Xuanzong in den Jahren 712 bis 756 erlebte China eine innenpolitisch stabile und friedliche Zeit, wirtschaftlicher Prosperitat und kultureller Blute, die oft auch goldenes Zeitalter genannt wird. Im Gegensatz dazu war das Reich an seinen Grenzen in haufige militarische Auseinandersetzungen verwickelt. Im Norden und Nordosten griffen die Kitan und das zweite turkische Reich regelmaßig an, im Sudosten gab es Auseinandersetzungen mit den Tibetern . Im Nordwesten expandierte China entlang der Seidenstraße und erlangte Einfluss auf Zentralasien. Nach der Niederlage in der Schlacht am Talas gegen das muslimische Kalifat verlor China jedoch seinen Einfluss auf Zentralasien wieder. Um die militarischen Herausforderungen zu bewaltigen, wurde die Armee von Milizsoldaten, die ihre eigenen Felder bestellten, auf eine Armee aus Berufssoldaten umgestellt. Die Grenztruppen wurden Militargouverneuren, den Jiedushi , unterstellt. Diese gewannen im Laufe der Zeit immer mehr Macht, wodurch sich Spannungen zwischen ihnen und der Zentrale aufbauten. Diese mundeten im Jahr 755 in einem vom Militargouverneur An Lushan gefuhrten Aufstand. Zwar konnte der Kaiser den Aufstand mit Hilfe der benachbarten Turkstamme, der Uiguren und der Tibeter, niederschlagen, doch die burgerkriegsartigen Auseinandersetzungen richteten erhebliche Zerstorungen in den Hauptstadten Luoyang und Chang’an sowie in großen Teilen des Landes an. Der Aufstand des An Lushan schwachte die Macht der nachfolgenden Tang-Kaiser erheblich zugunsten der Militargouverneure, die in ihren Machtbereichen mit einem hohen Grad an Autonomie herrschten. Von der Schwache der Kaiser profitierten auch die Nachbarreiche. Die Tibeter plunderten in den folgenden Jahren mehrmals Chang’an und verwusteten große Gebiete in China. Im Jahr 791 eroberten sie das Tarimbecken und die darin liegenden Abschnitte der Seidenstraße. China verlor dadurch seinen direkten Zugang nach Zentralasien. [24]

    Gesellschaft, Wirtschaft, Staat und Kultur

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    Zu Beginn des Jahrhunderts konzentrierte sich die Bevolkerung entlang der fruchtbaren Ufer des Gelben Flusses , wobei ein kleiner Teil in Stadten wohnte, die weit großer waren als die Europas zu dieser Zeit. Betrug die Bevolkerung in der ersten Jahrhunderthalfte rund 50 Mio. Menschen, so verursachten die mit den Unruhen in der Mitte des Jahrhunderts verbundenen Plunderungen und Zerstorungen eine Verringerung der Bevolkerung. Ferner begann eine bis zum 12. Jahrhundert anhaltende Migration vom Norden Chinas in den Suden. Uber die Jahrhunderte kam es dort zu einer massiven Ausweitung der Nutzung landwirtschaftlicher Flachen und die Wirtschaft des Sudens expandierte. [25]

    In der ersten Jahrhunderthalfte florierte in allen Teilen Chinas die Wirtschaft. Guter wurden in großen Mengen aus zahlreichen Gebieten Asiens ein- und ausgefuhrt. Dies erfolgte hauptsachlich uber die Seidenstraßen . Guangzhou , das heutige Kanton, war der wichtigste Hafen des Landes. Hier legten Schiffe aus Sudostasien, Ceylon , Indien, Persien und Arabien an. Durch ansassige Kaufleute aus diesen Landern war die Stadt multikulturell ausgerichtet. In der zweiten Jahrhunderthalfte wurden die chinesischen Handelsrouten zu den benachbarten Volkern durch die Eroberungen der Tibeter und durch Unruhen in China unterbrochen oder stark gestort.

    Zu Beginn des Jahrhunderts war das Land aufgrund des im vorherigen Jahrhundert eingefuhrten Systems der ?gleichmaßigen Landverteilung“ relativ gleichmaßig unter der Landbevolkerung verteilt. Diese pachtete das Land vom Kaiserhaus. Nach dem Aufstand von An Lushan entstanden im zunehmenden Maße privater Grundbesitz und große Landguter, auf denen abhangige Bauern, teilweise als Schuldsklaven, arbeiteten.

    Die Finanzierung des Staates erfolgte zunachst allein uber ein Steuersystem. Vor dem Aufstand von An Lushan erzielte der Staat seine Einnahmen mittels einer Kopfsteuer, die auf dem System der gleichen Landverteilung basierte. Sie wurde meistens in Naturalien und Dienstleistungen geleistet. Nach dem Aufstand war das Land wieder sehr ungleich verteilt. So wurde im Jahr 780 eine Steuer auf Vermogen und Land eingefuhrt, die in Geld errichtet werden musste. Dies forderte die Ausweitung der Geldwirtschaft in China. [26]

    Bis zur Mitte des Jahrhunderts wurde China stark zentralistisch regiert, wobei der Kaiser an der Spitze stand. Dieser ubte seine Herrschaft mittels hierarchisch organisierter Beamten aus. Im 7. Jahrhundert auch im 8. Jahrhundert erhielten vorwiegend Menschen privilegierter Herkunft den Beamtenstatus meist auch ohne Zugangsprufungen aufgrund von Empfehlungen. Hohe Beamtenstellungen wurden von Adeligen bekleidet. Dennoch bußten wahrend und nach der Herrschaft Wu Zhao einige der alten Adelsfamilien ihre Stellung ein. Zunehmend nahmen Beamte, die ihren Status uber Zugangsprufungen bekamen, bedeutende Stellungen bei Hof ein. Nach dem Aufstand von An Lushan nahm das Prufungssystem weiter zu. Zentrale Bildungsinstitutionen, wie Akademien und Hochschulen, professionalisierten das Bildungswesen und gewannen an Einfluss.

    Hofdamen des Tang-Kaiserhofes, Kopie eines Bildes von Zhang Xuan

    In der ersten Jahrhunderthalfte entfaltete sich in den Stadten ein umfangreiches Kunstleben, das vom Kaiserhaus gefordert wurde. Dichter, wie Li Bai , Du Fu und Wang Wei , und Maler, wie Zhang Xuan und Zhou Fang , erschufen weit uber die Epoche hinaus beachtete Werke. Sie stellen die Verlorenheit des Individuums in der Welt dar. [27] Nach dem An Lushan Aufstand diskutierten die Literaten zunehmend kritischer. Sie setzten sich kritisch mit politischer Okonomie und dem Konfuzianismus auseinander. Eine rationale Weltanschauung gewann an Bedeutung. [28] Insgesamt wurde in China in diesem Jahrhundert eine große Zahl literarischer Werke erstellt. Die Maler malten neben religiosen Bildern bevorzugt die Damen des Hofes.

    Der Daoismus und der Buddhismus der Chan -Schule waren die vorherrschenden Religionen in China. Beide wurden von den Kaisern gefordert, aber auch reglementiert, um ihre Macht zu begrenzen. Neben diesen war der Konfuzianismus fur Gesellschaft und Staat ein fuhrendes Leitbild. Obgleich der Konfuzianismus eher eine philosophische und politische Lehre war, wurden Konfuzius und seinen Schulern Tempel errichtet, in denen sie rituell verehrt wurden.

    Zentral-, Ost- und Sudostasien

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    In Japan begann mit der Verlegung der Hauptstadt nach Heij?-ky? (heute Nara ), die Nara-Zeit . Die Hauptstadt war mit ungefahr 200.000 Bewohnern die bevolkerungsreichste Stadt des sonst landlichen Japans. Das herrschende Rechtssystem Ritsury? verlieh dem Tenn? zentrale Macht, die er mit Hilfe von ihm abhangiger Beamter ausubte. Die Oberschicht orientierte sich auf den meisten Gebieten am China der Tang-Dynastie . Stadtplanung, Mode, Recht und Schrift orientierten sich am chinesischen Vorbild. Nara wurde zu dieser Zeit an die Seidenstraße angeschlossen. Geschichtswerke entstanden, zahlreiche in den vergangenen Jahrhunderten entstandene Gedichte wurden in der Sammlung Man’y?sh? kompiliert und erste Vorlaufer der Manga entstanden. Mitte des Jahrhunderts forderte der Tenno die Missionierung seiner Untertanen zum Buddhismus , den er mit dem Shint?ismus , der traditionellen Religion der bauerlichen Bevolkerung, verband. Hohe Steuerlasten und Abwesenheiten fur den Wehrdienst schwachten die Bauern, so dass die Versorgung der Hauptstadt zur Jahrhundertmitte gefahrdet war. Die Versorgung wurde verbessert, in dem die Moglichkeiten, Land als Privatbesitz zu erwerben, erweitert wurden. Die zunehmende Aneignung von Land durch Provinzadelige fuhrte in den folgenden Jahrhunderten zu einer Schwachung der Tenno. [29] Gegen Ende des Jahrhunderts war dem Kaiser die Macht der buddhistischen Kloster in Nara zu groß geworden und er zog nach Heian-ky? , dem heutigen Ky?to , das bis ins 19. Jahrhundert japanische Hauptstadt und Sitz des kaiserlichen Hofes bleiben sollte.

    In den Steppen nordlich von China etablierte sich das im vorherigen Jahrhundert gegrundete zweite turkische Reich . Zur Jahrhundertmitte fuhrten innenpolitische Auseinandersetzungen in diesem Nomadenreich zu dessen Schwachung. Dies nutzten die Uighuren , eroberten das Reich und errichteten nordlich von Tibet und China ihr Großreich. [30]

    Großte Ausdehnung des Einflussbereiches des Konigreich Tibet in den 780er und 790er Jahren

    Das Konigreich Tibet war im 8. Jahrhundert eine bedeutende Regionalmacht, die mit China in Rivalitat stand. Haufige militarische Auseinandersetzungen waren die Folge. Zum Ende des Jahrhunderts nutzte es die Schwache Chinas und gewann die Kontrolle uber die Abschnitte der Seidenstraße im Tarimbecken . Mitte des Jahrhunderts kam der indische Mahayana - und Vajrayana - Buddhismus nach Tibet und die Nyingma -Schule des tibetischen Buddhismus entstand. Diese Richtungen des Buddhismus hatten Ahnlichkeiten mit der im tibetischen Volk verbreiteten Bo-Religion. So gelang es Monchen dieser Schule, gefordert vom tibetischen Konigshaus, den Buddhismus, der schon im vorherigen Jahrhundert die vorherrschende Religion der Hauptstadt geworden war, auch im Volk zu etablieren. Mitte des Jahrhunderts entstand sudostlich von Tibet das Konigreich Nanzhao .

    Das Reich Balhae erstreckte sich uber die sudliche Mandschurei und den Norden der koreanischen Halbinsel. Den wesentlichen Teil der Halbinsel beanspruchte das Reich Silla . Die Gesellschaft dieses Reiches war in Stande gegliedert, an deren Spitze ein Konig stand, dessen Amt erblich war. Das Verwaltungssystem orientierte sich am chinesischen Vorbild, wobei der Zugang zu den Beamtenstellen vom Adelsrang, der sogenannten Knochen-Klasse abhangig war. Die Konige setzten ihre im vorherigen Jahrhundert begonnenen Versuche fort, die Macht des Hochadels zugunsten ihrer Macht zu schwachen. Nach einer Reihe von Verschworungen der alten Adelsclans wurde im Jahr 780 Konig Hyegong getotet. Der ihm folgende Konig Sondok gab den Adeligen die Rechte zuruck, die ihnen seit dem Jahr 689 genommen wurden. Die zentrale Religion in Korea war der Buddhismus. Uber buddhistische Lehren gab es einen intensiven Austausch mit China und Japan. [31]

    In Sudostasien fuhrte das Konigreich Srivijaya , das buddhistisch gepragt war, seine im 7. Jahrhundert begonnene Expansion fort. Durch Kriege und Handel dehnte es seinen Einflussbereich auf den Suden der Malaiischen Halbinsel und Teile Javas aus. Die Ausdehnung ging mit einer zunehmenden Seemacht uber die angrenzenden Seegebiete einher. Dazu gehorte auch die Straße von Malakka , die Teil der maritimen Seidenstraße war. In der zweiten Jahrhunderthalfte wurden jedoch bedeutende Teile Javas von der Sailendra -Dynastie, die zum Buddhismus ubergetreten war, beherrscht. Es wird geschatzt, dass sie zum Ende des Jahrhunderts begannen, die bedeutende buddhistische Tempelanlage Borobudur erstellen zu lassen.

    In Mittelamerika war das Reich der Maya in seiner spaten klassischen Epoche, bevor im 9. Jahrhundert sein Niedergang begann. Im Westen Sudamerikas stand die Tiahuanaco -Kultur, eine Pra-Inka-Kultur, in voller Blute. Auch die nordlich von dieser gelegene Wari-Kultur setzte ihren Aufstieg fort. Fur beide Anden-Kulturen spielten aufwendig hergestellte Textilien eine große Rolle.

    • 719 : Bonifatius erhalt von Papst Gregor den Auftrag zur Missionierung. Danach bekehrte er vor allem auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands zahlreiche Menschen zum Christentum.

    Byzanz und die muslimische Welt

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    • 751 : In der Schlacht am Talas siegte das Abbasiden -Kalifat uber ein Heer des chinesischen Tang Kaisers. Damit verloren die Chinesen die Herrschaft uber Zentralasien zugunsten muslimischer Herrscher.
    • 755 : Der Militargouverneur An Lushan fuhrte in China einen Aufstand an, dem eine Zeit innerer Unruhen folgte. Der Aufstand des An Lushan schwachte die Macht der nachfolgenden Tang-Kaiser erheblich.
    • 782 : Mit der ?Revolte der Vier Prinzen“ verschworen sich vier Gouverneure und bilden im Norden Chinas halbautonome Gebiete, die etwa 150 Jahre bestehen.

    Personlichkeiten

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    Byzanz und die muslimische Welt

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    Commons : 8. Jahrhundert  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

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    1. Goetz: Europa im fruhen Mittelalter 500?1050 . 2003, S.   25 .
    2. Andreas Weigl: Bevolkerungsgeschichte Europas . Bohlau Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3-8252-3756-1 , S.   36 .
    3. Goetz: Europa im fruhen Mittelalter 500?1050 . 2003, S.   161?165 .
    4. Buttinger: Das Mittelalter . 2012, S.   72?74 .
    5. Buttinger: Das Mittelalter . 2012, S.   99 .
    6. Die Munzreform Karls des Großen ( Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive ), Rainer Leng auf der Website des Instituts fur Geschichte der Universitat Wurzburg
    7. a b Gerhard Lubich : Das Mittelalter (=  Orientierung Geschichte ). Verlag Ferdinand Schoningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-76582-6 , S.   66 .
    8. Ingrid Heidrich: Einfuhrung in die Geschichte des Mittelalters ? 8. Jahrhundert ( Memento vom 27. Juni 2013 im Internet Archive )
    9. Alfred Schlicht: Die Araber und Europa . Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-17-019906-4 , S.   32 .
    10. Buttinger: Das Mittelalter . 2012, S.   104   f .
    11. Goetz: Europa im fruhen Mittelalter 500?1050 . 2003, S.   250?255 .
    12. Webseite des Aachener Doms
    13. Ralph-Johannes Lilie : Byzanz, Geschichte des ostromischen Reiches . 4. Auflage. Verlag C.H. Beck, Munchen 2005, ISBN 3-406-41885-6 , S.   53 .
    14. Kramer: Geschichte des Islam . 2005, S.   56 .
    15. a b Halm: Die Araber . 2010, S.   34   f .
    16. Kramer: Geschichte des Islam . 2005, S.   63 .
    17. a b Krieger: Geschichte Asiens: Eine Einfuhrung . 2003, S.   124 .
    18. Alfred Schlicht: Die Araber und Europa . Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-17-019906-4 , S.   53 .
    19. Ahmad Y. al-Hassan: The different aspects of Islamic culture ? Science and technology in Islam ? Part II . Band   4 . UNESCO Publishing, Paris 2001, ISBN 92-3103831-1 , S.   45 (englisch).
    20. Halm: Die Araber . 2010, S.   39 .
    21. Franz Ansprenger : Geschichte Afrikas . 3. Auflage. Verlag C.H. Beck, Munchen 2007, ISBN 978-3-406-47989-2 , S.   40?41 .
    22. David Arnold: Sudasien (=  Neue Fischer Weltgeschichte . Band   11 ). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-10-010841-8 , S.   177 .
    23. Krieger: Geschichte Asiens: Eine Einfuhrung . 2003, S.   43 .
    24. Helwig Schmidt-Glintzer : Das Alte China . 4. Auflage. Verlag C.H.Beck, Munchen 2005, ISBN 3-406-45115-2 , S.   84 .
    25. Krieger: Geschichte Asiens: Eine Einfuhrung . 2003, S.   40 .
    26. Vogelsang: Geschichte Chinas . 2013, S.   283 .
    27. Vogelsang: Geschichte Chinas . 2013, S.   269 .
    28. Vogelsang: Geschichte Chinas . 2013, S.   284 .
    29. Christine Liew : Geschichte Japans . Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8062-2542-6 , S.   26 bis 31 .
    30. Jurgen Paul: Zentralasien (=  Neue Fischer Weltgeschichte . Band   10 ). S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-10-010840-1 , S.   82 .
    31. Marion Eggert , Jorg Plassen: Kleine Geschichte Koreas . Verlag C. H. Beck, Munchen 2005, ISBN 978-3-406-52841-5 , S.   35–41 .
    32. Goetz: Europa im fruhen Mittelalter 500?1050 . 2003, S.   209 .