Schmetterling und Taucherglocke
(Originaltitel:
Le scaphandre et le papillon
) ist eine franzosische
Filmbiografie
aus dem Jahr 2007 von Regisseur
Julian Schnabel
. Das Drehbuch schrieb
Ronald Harwood
nach dem gleichnamigen, autobiografischen Roman von
Jean-Dominique Bauby
.
Der 43-jahrige
Jean-Dominique Bauby
, Chefredakteur der franzosischen Ausgabe der Zeitschrift
Elle
und von Freunden nur Jean-Do genannt, erleidet am 8. Dezember 1995 einen
Schlaganfall
im Bereich des Hirnstamms und fallt in ein
Koma
. Als er nach 20 Tagen erwacht, ist er am ganzen Korper gelahmt und kann nur noch das linke
Augenlid
bewegen, ist jedoch geistig ohne Einschrankungen und bekommt alles um sich herum mit. Die Arzte stellen an ihm das sogenannte
Locked-in-Syndrom
fest. Die
Logopadin
Henriette Durand erarbeitet mit ihm eine Kommunikationsmoglichkeit uber eine Tafel, auf der die
Buchstaben nach deren Haufigkeit
in der franzosischen Sprache aufgereiht sind. Sie liest ihm die Buchstaben vor und sobald der richtige Buchstabe genannt ist, zwinkert er mit dem Auge. Zunachst will Jean-Do jedoch nicht kommunizieren, er fuhlt sich in seinem Korper eingeschlossen und will nur moglichst schnell sterben. Die
Physiotherapeutin
Marie Lopez trainiert mit ihm besonders die Lippen und die Zunge, um ihn zur Sprache zuruckzufuhren. Mehr als das Bilden von Grunzlauten gelingt ihm jedoch nicht. Die Therapeutinnen bewirken aber, dass er mit seiner Situation einen neuen Lebensweg beschreitet.
Bauby begreift, dass er geistig aktiv und frei ist wie ein Schmetterling. Auch seine Kreativitat und seine Erinnerungen sind ihm geblieben. So beschließt er, mit Hilfe seiner neuen Kommunikationsmethode ein Buch zu diktieren. Buchstabe fur Buchstabe diktiert er und reflektiert sein Leben und seine Beziehungen zu den Menschen, die ihm nahestehen. Da ist die Mutter seiner drei Kinder, Celine Desmoulins, die er vor kurzem erst verlassen hat und die ihn zunachst allein, dann mit den Kindern im Krankenhaus besucht. Sein 92-jahriger Vater kann ihn nicht mehr besuchen kommen, da der alte Mann nicht mehr selbst Treppen steigen und seine Wohnung verlassen kann. Seine aktuelle Geliebte kommt ihn auch nicht besuchen ? sie lasst ausrichten, dass sie ihn lieber so in Erinnerung behalten mochte, wie er vor dem Gehirnschlag war. Bauby muss erkennen, dass er zwar ein erfolgreiches Leben gefuhrt hat, doch kein liebenswerter Mensch war, der nun die Zuwendung seiner Nachsten erwarten kann. Sein Buch bringt er schließlich zu Ende. Der Film endet mit der Texteinblendung: ?
Jean-Dominique Bauby starb am 9. Marz 1997, 10 Tage nach Erscheinen seines Buches
“. Im Abspann lasst Schnabel Aufnahmen von ins Wasser sturzendem
Gletschereis
ruckwartslaufen, untermalt mit Songs von
Joe Strummer
und
Tom Waits
.
[3]
- Das franzosische Wort
scaphandre
im Originaltitel bedeutet eigentlich
Tauchanzug
bzw.
Helmtauchgerat
(deutsch veraltet: Skaphander). Im Film wird auch ein entsprechendes Helmtauchgerat dargestellt und keine
Taucherglocke
wie es der deutsche Titel vorgibt.
- Lenny Kravitz
hat im Film einen kurzen Gastauftritt und spielt sich darin selbst.
- Olatz Lopez Garmendia, welche im Film Marie Lopez spielt, ist die Ehefrau von Regisseur Julian Schnabel.
- Die Dreharbeiten begannen im Oktober 2006. Gedreht wurde in
Berck
(die Krankenhaus-Szenen wurden dort im tatsachlichen Krankenhaus
Hopital Maritime
gefilmt, in dem Jean-Dominique Bauby behandelt wurde), sowie in
Lourdes
.
- Der Film spielte in den Kinos weltweit rund 20 Millionen US-Dollar ein, davon rund 2 Millionen US-Dollar in Deutschland.
- Die Erstauffuhrung fand am 22. Mai 2007 im Rahmen des Wettbewerbs der
Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2007
statt. Kinostart in Frankreich war am 23. Mai 2007, in Deutschland am 27. Marz 2008.
Bei
Rotten Tomatoes
sind 94 % der Kritiken positiv bei insgesamt 164 Kritiken. Der Konsens der Kritiken lautet: ?Atemberaubende Bilder und dynamische Darstellungen machen den Film zu einer beeindruckenden Filmbiografie“ (?Breathtaking visuals and dynamic performances make The Diving Bell and the Butterfly a powerful biopic.“)
[4]
Die deutschsprachige Filmkritik war sich in ihrem uneingeschrankten Lob fur
Schmetterling und Taucherglocke
weitgehend einig. Es hieß, Bauby erzahle in seinem Buch mit Leichtigkeit und Witz,
[6]
und der Film sei eine geniale Visualisierung der Vorlage.
[7]
Er meide kitschiges oder falsches Pathos,
[6]
[8]
ebenso wie Moral und religiose Transzendenz.
[9]
Regisseur Schnabel verliere nie die humane Dimension aus den Augen.
[10]
Der Tonfall, in dem die Hauptfigur zum Publikum spricht, sei ironisch, melancholisch, frei von Selbstmitleid, ?unspekulativ wie unspektakular“
[7]
und ?atemberaubend unsentimental“.
[11]
Man entdecke einen fast schwerelosen Film,
[12]
der heiter sei,
[11]
immer wieder befreiende Komik
[10]
und Galgenhumor
[12]
biete. Er finde Positives im Ungluck
[8]
und verstarke die im Buch angelegte Selbstironie weiter.
[13]
Er sei ?kein Film uber ein schreckliches Schicksal, sondern uber die Große des menschlichen Geistes.“ Dank Erinnerungen und der Phantasie finde die Erzahlung zu großer Leichtigkeit.
[13]
Kameramann
Janusz Kami?ski
versetze uns auf atemberaubende Weise ins Innere Baubys,
[7]
[8]
lasse uns seinen Zustand miterleiden, fuhre danach aber aus diesem Zustand heraus.
[13]
So gerate die Geschichte zu einer Allegorie auf das Medium Kino, da die Zuschauer beim Betrachten ahnlich eingeschlossen sind wie Bauby.
[9]
Der Bildersog schaffe ein ?uberwaltigendes Mitgefuhl“.
[14]
Poetisch und grandios seien die Bilder
[12]
dieses ?uberaus sinnlichen“ Films,
[8]
der uberwaltigend schon und reich an visuellen Ideen sei.
[10]
Der Kameramann sei ?ingenios“
[14]
?brillant“
[8]
und hatte hohe Auszeichnungen verdient.
[10]
Seine originellen Kameraeffekte seien nicht Selbstzweck, sie stunden ganz im Dienst der Geschichte, fur die sie eine eigene Semiotik entwickeln.
[8]
[12]
[10]
Baubys Darsteller
Mathieu Amalric
, der zum Schauspielen wenig Spielraum hat, sei ?famos“
[6]
oder ?tadellos“,
[10]
nutze mitreißend seine Stimme,
[13]
und spiele klugerweise zuruckgenommen.
[7]
[10]
Es war auch von einem ?erlesen zusammengestellten Ensemble“
[6]
und einem ?meisterlichen“ Max von Sydow die Rede.
[10]
Der Film gewann insgesamt 68 Filmpreise und wurde fur 187 weitere nominiert.
- Zur
Oscarverleihung 2008
war der Film in vier Kategorien nominiert: Julian Schnabel fur
Beste Regie
, Ronald Harwood fur
Bestes adaptiertes Drehbuch
, Janusz Kaminski fur
Beste Kamera
und Juliette Welfling fur
Bester Schnitt
.
- Golden Globe Awards 2008
: Julian Schnabel gewann in der Kategorie
Beste Regie
und der Film als
Bester fremdsprachiger Film
. Daruber hinaus war Ronald Harwood in der Kategorie
Bestes Filmdrehbuch
nominiert.
- Bei der Verleihung des
Cesar 2008
gewann Mathieu Amalric als
Bester Hauptdarsteller
und Juliette Welfling in der Kategorie
Bester Schnitt
. In funf weiteren Kategorien war der Film nominiert:
Bester Film
,
Beste Regie
,
Beste Kamera
,
Bestes adaptiertes Drehbuch
,
Bester Ton
.
- Der Film gewann einen
Gilde-Filmpreis
2008 in der Kategorie
Auslandischer Film
.
- Mit Julian Schnabel im
Focus Magazin
, 17. Marz 2008, S. 110?111:
?Wir sind alle Gefangene!“
- Mit Julian Schnabel in der
Frankfurter Rundschau
, 26. Marz 2008, Magazin, S. 40:
Gegen die Todesangst
- Mit Julian Schnabel in der
Berliner Zeitung
, 27. Marz 2008, Kulturkalender, S. 2:
Im Kopf des Patienten
Die folgenden Kritiken sind alle positiv ausgefallen:
- Cinema
Nr. 4/2008, S. 54, von Ulrike Schroder:
Schmetterling und Taucherglocke
- epd Film
Nr. 4/ 2008, S. 39, von Barbara Schweizerhof:
Schmetterling und Taucherglocke
- film-dienst
Nr. 7/2008, S. 30, von Ulrich Kriest:
Schmetterling und Taucherglocke
- Frankfurter Allgemeine Zeitung
, 26. Marz 2008, S. 33, von Michael Althen:
Das Leben und nichts als das Leben
- Frankfurter Rundschau
, 27. Marz 2008, S. 35, von Michael Kohler:
Begraben im eigenen Leib
- Neue Zurcher Zeitung
, 28. Februar 2008, S. 47, von Christoph Egger:
Der Hirnschlag, das Verstummen, die Liebe, das Meer
- Der Tagesspiegel
, 26. Marz 2008, S. 21, von Jan Schulz-Ojala:
Leben, ein Flugelschlag
- taz
, 26. Marz 2008, S. 16, von Bert Rebhandel:
Weg vom Alltag
- Welt am Sonntag
, 23. Marz 2008, S. 68, von Sven von Reden:
Bilder, wie mit Licht gemalt
- ↑
Freigabebescheinigung
fur
Schmetterling und Taucherglocke
.
Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft
, Oktober 2008 (PDF; Prufnummer: 113 432 DVD).
- ↑
Alterskennzeichnung
fur
Schmetterling und Taucherglocke
.
Jugendmedienkommission
.
- ↑
Michael Althen:
Ode an die Freude: ?Schmetterling und Taucherglocke“
in
FAZ.net
, 27. Marz 2008, abgerufen am 15. Juni 2012
- ↑
a
b
Schmetterling und Taucherglocke.
In:
Rotten Tomatoes
.
Fandango,
abgerufen am 20. Januar 2024
(englisch, 177 erfasste Kritiken).
- ↑
Schmetterling und Taucherglocke.
In:
Metacritic
.
Abgerufen am 20. Januar 2024
(englisch, 36 erfasste Kritiken).
- ↑
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c
d
film-dienst Nr. 7/2008, S. 30, von Ulrich Kriest
- ↑
a
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Der Tagesspiegel, 26. Marz 2008, S. 21, von Jan Schulz-Ojala: Leben, ein Flugelschlag
- ↑
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f
Sven von Reden:
Bilder, wie mit Licht gemalt
. In:
Welt am Sonntag
, 23. Marz 2008, S. 68
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taz, 26. Marz 2008, S. 16, von Bert Rebhandel: Weg vom Alltag
- ↑
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g
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Christoph Egger:
Der Hirnschlag, das Verstummen, die Liebe, das Meer
. In:
Neue Zurcher Zeitung
, 28. Februar 2008, S. 47
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Cinema Nr. 4/2008, S. 54, von Ulrike Schroder
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Frankfurter Rundschau, 27. Marz 2008, S. 35, von Michael Kohler: Begraben im eigenen Leib
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epd Film Nr. 4/ 2008, S. 39, von Barbara Schweizerhof
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Der Spiegel, 22. Marz 2008, S. 161