Reichstagsgebaude
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Ansicht von der Westseite
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Daten
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Ort
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Berlin
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Baumeister
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Paul Wallot
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Baujahr
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1884?1894
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Hohe
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47 m
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Grundflache
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13.290 m²
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Koordinaten
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52° 31′ 7″
N
,
13° 22′ 34″
O
52.518611111111
13.376111111111
Koordinaten:
52° 31′ 7″
N
,
13° 22′ 34″
O
|
Besonderheiten
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Sitz des
Deutschen Bundestages
|
Das
Reichstagsgebaude
(umgangssprachlich kurz:
Reichstag
; offiziell:
Plenarbereich
Reichstagsgebaude
;
[1]
inoffiziell auch
Bundestag
oder
Wallot-Bau
) am
Platz der Republik
in
Berlin
ist seit 1999
[2]
Sitz des
Deutschen Bundestages
. Seit 1994 tritt hier auch die
Bundesversammlung
zur Wahl des deutschen
Bundesprasidenten
zusammen.
Der Bau, ein
Nationalsymbol Deutschlands
, wurde nach Planen des
Architekten
Paul Wallot
zwischen 1884 und 1894 im Stil der
Neorenaissance
im Ortsteil
Tiergarten
am linken Ufer der
Spree
errichtet. Er beherbergte sowohl den
Reichstag des Deutschen Kaiserreiches
als auch
den der Weimarer Republik
. Zunachst tagte dort auch der
Bundesrat des Kaiserreichs
. Nach schweren Beschadigungen durch den
Reichstagsbrand
von 1933 und den
Zweiten Weltkrieg
wurde das Gebaude in den 1960er Jahren in modernisierter Form wiederhergestellt und diente Ausstellungen und Sonderveranstaltungen. Von 1995 bis 1999 wurde der Reichstag fur die 1991 beschlossene dauerhafte Nutzung als Parlamentsgebaude von
Norman Foster
grundlegend umgestaltet. Am 19. April 1999 fand die Schlusselubergabe an Bundestagsprasident
Wolfgang Thierse
statt. Seither tagt dort der Deutsche Bundestag. Eine
Landmarke
im Stadtbild ist die begehbare
Glaskuppel
uber dem Plenarsaal nach einer Idee von
Gottfried Bohm
.
[3]
Der Reichstag gilt mit jahrlich fast drei Millionen Besuchern als das weltweit meistbesuchte Parlamentsgebaude.
[4]
Erster Sitz eines
Reichstages
in Berlin war das Gebaude des
Preußischen Herrenhauses
in der
Leipziger Straße
3. Hier tagte ab 1867 der Reichstag des von
Preußen
dominierten
Norddeutschen Bundes
. Nach der
Grundung
des
Deutschen Reiches
1871 kamen die Abgeordneten der suddeutschen Staaten hinzu, sodass ein großeres Gebaude benotigt wurde. Man zog zunachst in das
Preußische Abgeordnetenhaus
(
Leipziger Straße
75).
[5]
Bald erwies sich auch dieses als zu klein. Der Reichstag verabschiedete am 19. April 1871 einen Antrag, in dem es hieß: ?Die Errichtung eines den Aufgaben des deutschen Reichstags entsprechenden und der Vertretung des deutschen Volkes wurdigen
Parlamentshauses
ist ein dringendes Bedurfnis.“ Ein anderer, mit Blick auf den kurz zuvor errungenen
Sieg uber Frankreich
und die Reichsgrundung stark
nationalistisch
formulierter Antrag fur den Neubau fand auch keine Mehrheit.
Eine
Reichstagsbaucommission
sollte die Vorbereitungen fur einen ?wurdigen“ Neubau treffen.
[6]
Es galt, den Bauplatz festzulegen, das Bauprogramm zu entwickeln, einen
Architektenwettbewerb
auszuschreiben und fur eine geeignete Ubergangslosung zu sorgen. Ein Provisorium war schnell gefunden: In nur 70 Tagen wurde das Gebaude Leipziger Straße 4, zuvor Sitz der
Koniglichen Porzellanmanufaktur
, fur den Parlamentsbetrieb tauglich gemacht. Man rechnete mit einer Ubergangszeit von funf bis sechs Jahren. Tatsachlich wurden es 23 Jahre.
Die Probleme begannen mit der Wahl eines passenden Grundstucks fur den Neubau. Nach kurzer Suche bestimmte die Parlamentsbaukommission einen Bauplatz auf der Ostseite des damaligen
Konigsplatzes
(heute:
Platz der Republik
). Allerdings stand dort noch das
Palais Raczy?ski
des
polnischen
Grafen
Atanazy Raczy?ski
, eines
preußischen
Diplomaten
und Kunstsammlers. Die Kommissionsmitglieder glaubten jedoch, mit der Unterstutzung des
Kaisers
Wilhelm I.
und damit letztlich auch mit der Zustimmung des Grafen rechnen zu konnen, und schrieben einen internationalen Wettbewerb fur dieses Grundstuck aus.
Den Wettbewerb, an dem uber hundert Architekten teilnahmen, entschied im Juni 1872
Ludwig Bohnstedt
aus
Gotha
fur sich. Sein Entwurf fand große offentliche Zustimmung, konnte aber nicht realisiert werden, weil sich Graf Raczy?ski weigerte, sein Grundstuck zur Verfugung zu stellen. Und Wilhelm I. zeigte wenig Neigung, ein Enteignungsverfahren zu betreiben, obwohl auch er den Standort passend fand.
Nach und nach verstandigte sich die Kommission auf einen alternativen Standort weiter ostlich naher zur
Stadtmitte
.
Bismarck
, Wilhelm I. und die konservativen Abgeordneten lehnten diesen Bauplatz allerdings vehement ab, da der Reichstag damit in die Nahe des
Stadtschlosses
ruckte, was als politische Aufwertung des Parlamentes gedeutet wurde.
[7]
Im Jahr 1881 konnte auf die erste Standort-Wahl zuruckgegriffen werden, da der Graf 1874 verstorben war. Sein Sohn hatte das Raczy?ski-Palais noch im selben Jahr an den Preußischen Staat verkauft.
[8]
Im Dezember 1881 beschloss der Reichstag, das Baugelande zu erwerben. Eine lebhafte offentliche Diskussion entstand um die Frage, ob Ludwig Bohnstedt außer Konkurrenz beauftragt werden sollte, seinen siegreichen Entwurf von 1872 umzuarbeiten und auszufuhren.
Im Februar 1882 wurde dann aber ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem diesmal nur Architekten ?deutscher Zunge“ zugelassen waren ? eine Forderung des Verbandes deutscher Architekten- und
Ingenieur
vereine. Hohe Preisgelder luden zur Teilnahme ein. Auch Bohnstedt beteiligte sich wieder, blieb aber ebenso chancenlos wie auch zum Beispiel
Heinrich von Ferstel
.
[9]
[10]
Aus 189 anonymen Einsendungen gingen die Entwurfe von
Paul Wallot
aus
Frankfurt am Main
und
Friedrich von Thiersch
aus
Munchen
als Sieger hervor; beide erhielten am 24. Juni 1882
[11]
erste Preise. Da aber Wallot eindeutig mehr Stimmen auf seiner Seite hatte (19 von 21), bekam er den begehrten Auftrag. Am 9. Juni 1883 wurde der dazugehorige Haushalt genehmigt. Vorangegangen war ein Rededuell von
August Reichensperger
, der einen
neugotischen
Entwurf (als ?germanische Architektur“) Wallots Renaissancebau vorzog, und dessen Befurworter
Robert Gerwig
.
[12]
Fur den Architekten begann ein langwieriger und muhevoller Arbeitsprozess, eine standige Auseinandersetzung mit mehreren zustandigen Instanzen. Nach einem Beschluss von 1880 sollte die Akademie des Bauwesens beim zukunftigen Neubau eines Reichstagsgebaudes unbedingt als Berater eingeschaltet werden ? eine ungluckliche Regelung, weil viele Akademiemitglieder am vorhergehenden Wettbewerb mit eigenen Entwurfen beteiligt waren. Unkorrektes Verhalten ließ sich der Akademie nicht nachweisen, aber ihre haufige, ungewohnlich
pedantische
Kritik an Wallots Arbeit rief Zweifel an ihrer
Objektivitat
hervor, die in der Offentlichkeit auch geaußert wurden.
Die Bauabteilung im preußischen
Ministerium der offentlichen Arbeiten
als zweite
Gutachter
instanz verlangte ebenfalls weitreichende Anderungen. Wallot selbst blieb nach außen hin geduldig und beklagte sich nur in personlichen Briefen. Er musste in Abstanden von wenigen Monaten immer neue Entwurfe fur die Anordnung der Innenraume und die Gestaltung der
Fassaden
liefern. Unabhangige Beobachter glaubten am Ende, den pramierten Entwurf nicht mehr wiederzuerkennen.
Schließlich konnte am 9. Juni 1884
[14]
der
Grundstein
gelegt werden.
[13]
Viel Militar und nur wenige Parlamentarier nahmen an der verregneten Zeremonie teil. Drei
Hohenzollern
hatten die Hauptrollen: Kaiser
Wilhelm I.
sowie sein Sohn und sein Enkel ? die spateren Kaiser
Friedrich III.
und
Wilhelm II.
Beim
Hammerschlag
Wilhelms I. zersprang das symbolische Werkzeug.
Wahrend der Bauarbeiten entwickelte sich die
Kuppel
zum besonderen Problem. Verschiedene Einspruche hatten Wallot gezwungen, sie von ihrer zentralen Position uber dem
Plenarsaal
zur westlichen Eingangshalle zu verlegen. Nach diesem Plan wurde das Bauwerk nun von der Berliner Steinmetzfirma
Zeidler & Wimmel
errichtet. Der
plastische Schmuck
stammte vom Bildhauer
Friedrich Volke
.
[15]
Je weiter der Bau vorankam, desto mehr kam der Architekt zu der Uberzeugung, dass die erzwungene Anderung ruckgangig gemacht werden musse. In zahen Verhandlungen erreichte er die Zustimmung dafur. Inzwischen waren die tragenden Wande um das Plenum schon errichtet; Berechnungen ergaben aber, dass sie fur die geplante steinerne Kuppel zu schwach waren:
[16]
Der aus einzelnen gemauerten Wanden gebildete
Tambour
, auf dem das Widerlager der Kuppel ruhen sollte, konnte die rechtwinklig zu den Wanden wirkende horizontale Schubkomponente nicht aufnehmen. Im Jahr 1889 fand der im Berliner
Reichseisenbahnamt
beschaftigte Bauingenieur
Hermann Zimmermann
außerhalb seiner dienstlichen Tatigkeit eine Losung: Er reduzierte die Kuppelhohe von 85 m auf knapp 75 m und schlug eine relativ leichte, technisch anspruchsvolle Konstruktion aus Stahl und Glas vor. Zimmermann entwarf ein stahlernes
Raumfachwerk
, dessen unterer achteckiger Ring durch ein raffiniertes Auflagersystem so konstruiert wurde, dass die vier Wande nur in ihren Ebenen belastet wurden, d. h. jede Wand statisch als
Scheibe
wirkte. Zimmermanns Raumfachwerk war außerlich und innerlich
statisch bestimmt
und konnte somit allein mit Hilfe der
Gleichgewichtsbedingungen
berechnet werden. Dies ergab, dass die
Lagerung
(außere statische Bestimmtheit) der Kuppel ein zwangsfreies Ausdehnen bzw. Zusammenziehen z. B. infolge Temperaturanderung erlaubte. Dieses Kuppelsystem ging als Zimmermann-Kuppel ? als ?geniale Tragwerksmaschine“
[17]
? in die Geschichte der Bautechnik ein. Zimmermann selbst publizierte die baustatische Analyse seiner Kuppel in verallgemeinerter Form erst 1901.
[18]
Die Zimmermann-Kuppel versorgte den Plenarsaal mit naturlichem Licht und gab dem Parlamentsgebaude den gewunschten wurdigen Abschluss. Daruber hinaus galt sie als Wahrzeichen fur die Innovationskraft und Leistungsfahigkeit deutscher Bauingenieure auf Basis der
Baustatik
in ihrer Vollendungsphase (1875?1900). So ist Zimmermanns Reichstagskuppel auch ein Triumph der klassischen Baustatik.
- Kuppel
-
Langsschnitt
der Kuppel von Norden nach Suden
-
Axonometrische
Darstellung des statischen Systems (oben) und Draufsicht der Auflager- und Stabkrafte (unten) nach Zimmermann (1901)
Wilhelm II., seit 1888 als Kaiser im Amt, hatte anfangs noch eine recht positive Einstellung zum Reichstagsgebaude. Er unterstutzte Wallot auch in der Frage, wo die Kuppel zu platzieren sei, obwohl er sie prinzipiell als Argernis empfand ? weil er darin ein Symbol fur die Anspruche des ungeliebten Parlaments sah und weil sie hoher war als die Kuppel des
Berliner Stadtschlosses
mit ihren 67 m. Seit etwa 1892 wurde eine zunehmende Abneigung des Kaisers gegenuber dem Gebaude deutlich; er bezeichnete es als ?Gipfel der Geschmacklosigkeit“ und ?vollig verungluckte Schopfung“ und schmahte es inoffiziell als ?Reichsaffenhaus“. Gegen Wallot entwickelte er eine deutliche personliche
Aversion
, vermutlich weil der seinen Anderungswunsch spontan abgelehnt hatte. Er verweigerte dem Architekten mehrere Auszeichnungen, fur die er vorgesehen war. Seinem Vertrauten
Philipp zu Eulenburg
teilte er brieflich mit, es sei ihm gelungen, Wallot im personlichen Gesprach mehrfach zu beleidigen.
Paul Wallot entwickelte den Bau in dem fur Regierungsbauten ublichen zeitgenossischen Reichsstil, einer architektonischen Spielart des
Historismus
:
[19]
Fur die Außenform verwendete er hauptsachlich Formen der
italienischen
Hochrenaissance
(
Neorenaissance
) und verband sie mit einigen Elementen der deutschen Renaissance, mit etwas
Neobarock
und einer damals hochmodernen Stahl- und Glaskonstruktion der Kuppel. Das Ergebnis empfanden viele Zeitgenossen nicht als gelungene Synthese, sondern als wenig uberzeugendes Neben- und Durcheinander. Traditionalisten lehnten die technische Modernitat der Kuppel ab; jungere Kritiker konnten sich nicht mit dem massiven Quaderbau im Stil der Renaissance anfreunden. Besonders drastisch urteilte der einflussreiche Berliner Stadtbaurat und erfolgreiche Architekt
Ludwig Hoffmann
: Er nannte das Gebaude einen ?Leichenwagen erster Klasse“. Andere Quellen berichten aber, dass die Mehrheit der deutschen Architekten den Bau nachdrucklich gelobt habe.
Am 5. Dezember 1894 fand die
Schlussstein
-Setzung statt. Wieder war es eine vorwiegend militarische Veranstaltung. Wallot fuhrte den Kaiser durch das Gebaude; Wilhelm II. ließ offentlich nur anerkennende Worte horen. In seiner Thronrede zur Reichstagseroffnung sagte der Kaiser:
?Moge Gottes Segen auf dem Hause ruhen, moge die Große und Wohlfahrt des Reiches das Ziel sein, das alle zur Arbeit in seinen Raumen Berufenen in selbstverleugnender Treue anstreben!“
Die Baukosten betrugen 24 Millionen
Goldmark
.
[20]
Sie wurden aus den
Reparationen
beglichen, die Frankreich nach dem verlorenen
Krieg von 1870/1871
zu zahlen hatte. Es wurden 30.000 m³
Sandstein
und uber 32 Mio. Ziegelsteine verbaut.
[21]
- Grundrisse
-
Erdgeschoss
-
Hauptgeschoss
-
Obergeschoss
-
Zwischengeschoss
Das Reichstagsgebaude war fur seine Aufgaben im Allgemeinen gut vorbereitet. Die Haustechnik war ganz auf der Hohe der Zeit. Ein eigenes Kraftwerk versorgte das Gebaude mit elektrischem Strom. Es gab eine zentrale Heizungssteuerung mit Temperaturfuhlern, elektrische
Ventilatoren
, Doppelfenster, Telefone, Toiletten mit
Wasserspulung
und dergleichen. Außer den Sitzungssalen fur Reichstag und
Bundesrat
waren vorhanden: ein Lesesaal, diverse Sprechzimmer, ein Erfrischungsraum, Garderoben, Wasch- und Umkleideraume usw. Die
Bibliothek
umfasste 90.000 Bande, als sie eingerichtet wurde, und war auf 320.000 Bande ausgelegt. Das Reichstags
archiv
enthielt schon bald Millionen von Schriftstucken, die mit einem sinnreichen
pneumatischen
Aufzugssystem in den Lesesaal geschickt werden konnten.
Ein Mangel allerdings war bald zu erkennen ? es fehlte an ausreichenden Arbeitsraumen fur alle Abgeordneten. Im Vergleich zu anderen europaischen Parlamentsbauten war das Gebaude mit seiner Grundflache von 138 m × 96 m relativ klein. Die Note eines fiktiven Abgeordneten wurden so beschrieben: ?Was nutzten ihm […] die feingeschnitzten
Holzpaneele
, die einzig schone Aussicht auf den Konigsplatz […], wenn er keinen leeren Stuhl fand und keinen freien Arbeitstisch zum ruhigen Lesen und Schreiben?“ Auch Umbauten in den folgenden Jahren konnten das Problem nicht beseitigen. Das
Verhaltniswahlrecht
der
Weimarer Republik
ließ die Zahl der Abgeordneten dann sogar von 397 auf uber 600 ansteigen. Gegen Ende der 1920er Jahre wurden Erweiterungsbauten nordlich des Reichstags geplant, fur die ein Architektenwettbewerb veranstaltet wurde.
[22]
Die Planungen wurden allerdings nicht mehr ausgefuhrt.
Fur die Innenraume wurde ein beschrankter Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem u. a.
Gustav Schonleber
,
[23]
Eugen Bracht
und
Franz Stuck
eingeladen wurden.
[24]
Schmuckformen ? Giebel mit Facherrosetten uber den Turen,
Obelisken
, gedrechselte Saulen, Girlanden und allegorische Figuren ? waren in reprasentativen Renaissancegebauden, zum Beispiel in den Rathausern wohlhabender Stadte, oft in großer Fulle angebracht und schmuckten nun ganz ahnlich auch das Reichstagsgebaude. Diese aufwendige Gestaltung wurde von Betrachtern als typisch deutsch aufgefasst und war auch so gemeint ? als Gegengewicht und Erganzung zu einer Außenansicht, die trotz anderer Zutaten vor allem den Eindruck der damals weitverbreiteten ?internationalen
Neorenaissance
“ vermittelte. Die meisten Raume, auch der große Sitzungssaal, waren in gangiger historistischer Formensprache mit Holz ausgekleidet ? mit Eiche, Esche, gebeizter Kiefer und Tropenholzern. Zum Teil sprachen
raumakustische
Grunde dafur; jedenfalls war Holz preiswerter als Stein. Ganz wesentlich ging es aber auch um Stilfragen; denn Wallot entwarf die Innenraume, einschließlich des Mobiliars, großenteils im Stil der deutschen Renaissance des 16. und 17. Jahrhunderts.
Zahlreiche Glasfenster entwarf und produzierte der Frankfurter Glasmaler
Alexander Linnemann
, der mit Wallot befreundet war.
Die kunstlerische Ausgestaltung war mit der
Schlussstein
legung 1894 noch nicht abgeschlossen. Sie war vor allem darauf angelegt, die 1871 hergestellte Einheit des Reiches auszudrucken. Das
Reichswappen
im Giebel uber dem Haupteingang und die
Kaiserkrone
, umrahmt von einem
Hermelin
auf der Kuppelspitze, symbolisierten das erreichte Ziel, ebenso eine
Germaniagruppe
von
Reinhold Begas
uber der Spitze des Hauptportals. Auf beiden Seiten des Wappens stehen
Figuren
, die
Nord-
und
Suddeutschland
reprasentieren.
[21]
Andererseits wurde an vielen Stellen darauf Bezug genommen, dass das Deutsche Reich sich aus mehreren Staaten zusammensetzte ? etwa mit den
Wappen
der deutschen Staaten (einschließlich der
Hansestadte
)
[21]
und mit den personifizierten Flussen
Rhein
und
Weichsel
, die links und rechts des Hauptportals zu sehen sind, sowie weiteren (heute nicht mehr vorhandenen) deutschen Stadtewappen und Flusssymbolen in den Fenstern der Westfassade. Dazu kamen zeitgemaß bevorzugte Motive wie die 16 Figuren an den Eckturmen.
[25]
Die Figuren sind
allegorische
Darstellungen, die sowohl fur
kulturelle
und
wissenschaftliche
Errungenschaften als auch fur die
Handwerkskunst
und das
Militar
stehen.
[26]
[27]
- Am Nordwestturm finden sich
- Handel und Schifffahrt
- Großindustrie
- Klein- und Hausindustrie
- Elektrotechnik
- am Nordostturm
- Erziehung
- Unterricht
- Kunst
- Literatur
- am Sudostturm
- Wehrkraft zu Lande
- Wehrkraft zur See
- Rechtspflege
- Staatskunst
- am Sudwestturm
- Ackerbau
- Viehzucht
- Weinbau
- Bierbrauerei
Sie stehen teils in Bezug zu den damaligen Raumen im Inneren (Bibliothek unter dem Nordostturm, Erfrischungsraum unter dem Sudwestturm), lassen aber auch Bezuge zu den Himmelsrichtungen erkennen (Schifffahrt und Großindustrie im Nordwesten Deutschlands, Weinbau im Sudwesten u. a.). Dabei standen die vier Eckturme zugleich fur die vier Konigreiche innerhalb des
Kaiserreiches
,
[28]
Bayern
,
Preußen
,
Sachsen
und
Wurttemberg
. Um auch selbst dem Gedanken der Reichseinheit Rechnung zu tragen ? und um regionale Eifersuchteleien moglichst zu vermeiden ?, war der Architekt bei der Auswahl der Kunstler fur das Dekorationsprogramm darauf bedacht, Mitarbeiter aus allen Landesteilen Deutschlands heranzuziehen.
Im Fruhjahr 1896 wurden an der Ostseite des Gebaudes zwei von dem Munchener Bildhauer
Rudolf Maison
aus Kupfer geschaffene Reiterstatuen von
Reichsherolden
aufgestellt.
[29]
Wallot, von den standigen, oft unsachlichen Auseinandersetzungen nun doch zermurbt, nahm 1899 eine Professur in
Dresden
an, wurde aber bis zu seinem Tode im Jahr 1912 wegen der kunstlerischen Ausschmuckung des Reichstags immer wieder konsultiert.
Wallot hatte als Widmung des Gebaudes bestimmt, dass der
Architrav
des Westportals die Inschrift ?Dem deutschen Volke“ erhalten solle ? was auf eine lebhafte publizistische Debatte, mutmaßliche Ablehnung beim Kaiser und eine Reihe von Gegenvorschlagen stieß. Deshalb blieb die vorgesehene Stelle uber 20 Jahre lang leer. Wahrend des
Ersten Weltkriegs
gab der Unterstaatssekretar im Reichskanzleramt,
Arnold Wahnschaffe
, den Anstoß, die Inschrift jetzt anzubringen, um dem Ansehensverlust des Kaisers in der Bevolkerung entgegenzuwirken. Der Kaiser ließ mitteilen, eine ausdruckliche Genehmigung der Inschrift werde er nicht erteilen; er habe aber keine Bedenken, wenn die Reichstagsausschmuckungs-Kommission eine solche beschließe. Einen Tag spater gab der Prasident des Reichstags,
Johannes Kaempf
, bekannt, dass die Inschrift nun angebracht werden solle.
[30]
Architekt und
Industriedesigner
Peter Behrens
legte im Herbst 1915 den Gestaltungsentwurf des Schriftzuges vor. Er wurde aus zwei erbeuteten und eingeschmolzenen Geschutzrohren aus den
Befreiungskriegen
1813?1815 mit 60 cm hohen Buchstaben in der Gießerei
S. A. Loevy
hergestellt und zwischen dem 20. und dem 24. Dezember 1916 angebracht.
Nach dem Totalumbau des Gebaudes im beginnenden 21. Jahrhundert wurde in der Offentlichkeit noch einmal um das Zitat gestritten: Kritiker brachten zum Ausdruck, dass mit ?Dem deutschen Volke“ lediglich die deutsche (Ur-)Bevolkerung angesprochen wurde. Die inzwischen zahlreichen Zuwanderer aus anderen Landern seien ausgeschlossen. So entstand im Rahmen der
Kunst am Bau
eine Art Gegenprojekt: In einem der Innenhofe des Gebaudes legte der Konzeptkunstler
Hans Haacke
einen langsrechteckigen Garten an, in den die aus allen Teilen Deutschlands kommenden Abgeordneten Erde und Pflanzen aus ihrem Herkunftsgebiet mitbrachten und einpflanzten. Dieser Garten tragt die aus großen weißen Versalien gebildete und von oben deutlich sichtbare Inschrift ?
Der Bevolkerung
“.
[31]
Um architektonisch und
stadtebaulich
geeignete Moglichkeiten zur Erweiterung der Burokapazitaten fur Abgeordnete und Reichstagsverwaltung zu sondieren, wurde die Hochbauabteilung des preußischen Finanzministeriums unter Leitung
Martin Kießlings
Ende der 1920er Jahre damit beauftragt,
Architektenwettbewerbe
durchzufuhren. Diese knupften an einen 1912 durchgefuhrten Wettbewerb zur Neugestaltung des
Konigsplatzes
an, den der Architekt
Otto March
gewonnen hatte. Die Aufgabenstellung der Wettbewerbe und die abgegebenen Entwurfe wurden 1930 in der Zeitschrift
Stadtebau
von ihrem Herausgeber
Werner Hegemann
leidenschaftlich kommentiert. Hegemann ubte an dem bestehenden Reichstagsgebaude, dessen Abriss er wegen seiner ?maßstabslosen“, ?plumpen“ und ?zuchtlosen Bauformen“ befurwortete, massive Kritik und sprach sich fur einen Buroturm nordlich des Reichstages als vorzugswurdige Losung aus.
[32]
[33]
Unter den 17 Wettbewerbsteilnehmern befanden sich
Karl Wach
aus
Dusseldorf
, Georg Holzbauer und Franz Stamm aus Munchen,
Hans Heinrich Grotjahn
aus
Leipzig
,
Wilhelm Kreis
aus
Dresden
,
Heinrich Straumer
aus Berlin, Paul Meißner aus Dresden,
German Bestelmeyer
aus
Munchen
,
Adolf Abel
aus
Koln
,
Gottlob Schaupp
aus
Frankfurt am Main
sowie
Rudolf Klophaus
, August Schoch und
Erich zu Putlitz
aus
Hamburg
. Wegen Geldmangels ? Deutschland war von der
Weltwirtschaftskrise
stark betroffen ? kam keiner der Entwurfe zur Ausfuhrung. Allein die im Rahmen der Wettbewerbe angeregte Versetzung der
Berliner Siegessaule
wurde 1938/1939 verwirklicht.
Am 30. Januar 1933 ernannte der
Reichsprasident
Paul von Hindenburg
den
NSDAP-Fuhrer
Adolf Hitler
zum
Reichskanzler
; am 1. Februar loste er den Reichstag auf. In der Nacht zum 28. Februar 1933 schlugen Flammen aus der Kuppel des Reichstagsgebaudes. Der Plenarsaal und einige umliegende Raume brannten aus. Es handelte sich eindeutig um Brandstiftung; die Schuldfrage ist bis heute nicht zweifelsfrei geklart. Die
Nationalsozialisten
waren Nutznießer des Brandes. Noch in derselben Nacht gingen sie mit massivem Terror gegen politische Gegner vor. Sie veranlassten den Reichsprasidenten, am folgenden Tag die
Reichstagsbrandverordnung
zum Schutz von Volk und Staat
zu unterzeichnen. § 1 setzte die wesentlichen
Grundrechte
zeitweilig außer Kraft, § 5 ermoglichte die Todesstrafe fur das politische Delikt ?
Hochverrat
“.
Die konstituierende Sitzung des neuen Parlaments am 21. Marz 1933, dem ?
Tag von Potsdam
“, fand nach dem Reichstagsbrand statt. Entgegen einer weitverbreiteten Meinung hat Hitler niemals eine Rede im Reichstagsgebaude gehalten.
[34]
Hitler hielt alle seine Reichstagsreden in der zum Parlamentsgebaude umfunktionierten
Krolloper
.
Im Mai 1933 wurde der niederlandische
Kommunist
Marinus van der Lubbe
zusammen mit prominenten Mitgliedern der
KPD
vor dem
Reichsgericht
in Leipzig wegen der Brandstiftung angeklagt. Die Anklage versuchte, den Brand als Signal fur einen bewaffneten Staatsstreich darzustellen. In dem politischen
Schauprozess
erhielt van der Lubbe aufgrund eines zweifelhaften Gestandnisses und der eigens gegen ihn gerichteten
Lex van der Lubbe
die Todesstrafe und wurde im Januar 1934 hingerichtet. Die Mitangeklagten
Georgi Dimitroff
und
Ernst Torgler
mussten aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden. Der
Reichstagsbrandprozess
wurde fur die Veranstalter zu einem Desaster, vor allem wegen der rhetorischen Uberlegenheit Dimitroffs in seinen Rededuellen mit
Joseph Goebbels
und
Hermann Goring
.
Wahrend der Reichstag, in dem seit Juli 1933 nur noch nationalsozialistische Abgeordnete saßen, gegenuber in der Krolloper tagte, wurde die Kuppel des Reichstagsgebaudes notdurftig instand gesetzt, der zerstorte Plenarbereich jedoch nicht. Im Haus wurden Propaganda-Ausstellungen wie ?
Der ewige Jude
“ und ?
Bolschewismus
ohne Maske“ gezeigt. Zeitweilig waren hier auch Modelle der geplanten ?
Welthauptstadt Germania
“ untergebracht, einer stadtebaulichen Großmachtphantasie, die
Albert Speer
in engem Kontakt mit Hitler entworfen hatte. Die ?
Halle des Volkes
“ mit ihrer Kuppelhohe von 290 m, die unmittelbar neben dem Reichstagsgebaude entstehen sollte, hatte dieses nach dem Urteil eines heutigen Autors ?auf die relative Große einer Außentoilette“ schrumpfen lassen.
Im Jahre 1938 wurde im Rahmen der Planung fur die
Nord-Sud-Achse
entschieden, das Gebaude zu erhalten und durch
Woldemar Brinkmann
umbauen zu lassen, wobei der Plenarsaal vergroßert werden sollte. Man beabsichtigte, das Reichstagsgebaude nach dem Umbau ?wieder seiner Bestimmung als Versammlungsstatte des Reichstages“ zuzufuhren.
[35]
Im
Zweiten Weltkrieg
diente das Gebaude mit vermauerten Fenstern als
Luftschutzbunker
. Die
AEG
produzierte dort
Elektronenrohren
, ein
Lazarett
wurde eingerichtet, und von 1943 bis 1945 war hier die
gynakologische
Station der nahegelegenen
Charite
untergebracht. Etwa 60?100 Kinder wurden im Reichstagsgebaude geboren.
[36]
Außerdem wurden auf zwei Plattformen neben der Kuppel gemaß einer Festlegung des Fuhrungsstabes beim
Reichsminister der Luftfahrt
vom September 1940
Flakbatterien
installiert.
[37]
Die
Rote Armee
sah im Reichstagsgebaude eines der Schlusselsymbole des
nationalsozialistischen Deutschlands
. Wahrend der
Schlacht um Berlin
wurde der Reichstag nach heftigen Kampfen, die vom 28. April bis zum spaten Abend des 1. Mai 1945 andauerten, von der
150.
, 171. und 207. Infanteriedivision des 79. Infanteriekorps der
3. Stoßarmee
der
1. Weißrussischen Front
und anderen Kampfverbanden eingenommen. Neun rote
Sowjetfahnen
waren aus
Moskau
eingeflogen worden. Am 30. April 1945 wurde die Fahne der 150. Schutzendivision als ?
Banner des Sieges
“ zunachst uber dem Eingangsportal und dann gegen 22:40 Uhr auf dem Dach des Gebaudes aufgepflanzt. Politoffiziere verbreiteten spater, die Fahne habe bereits gegen 14:25 Uhr uber Berlin geweht. Gegen 15 Uhr hatte der Befehlshaber der 3. Stoßarmee, General Kusnezow, im Gefechtsstand bei
Marschall Schukow
angerufen und diesem gemeldet: ?Unser rotes Banner weht auf dem Reichstag!“ Er teilte Schukow aber auch mit: ?An einigen Stellen der oberen Stockwerke und in den Kellern wird immer noch gekampft.“
[38]
Das spater zur
Medienikone
gewordene Foto
Auf dem Berliner Reichstag, 2. Mai 1945
des Militarfotografen
Jewgeni Chaldej
zu diesem Ereignis musste wegen der damals anhaltenden Kampfe kurz danach nachgestellt werden; erst am Abend des 1. Mai kapitulierten die letzten Verteidiger im Keller des Hauses. Das Foto symbolisiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, gleichzeitig das Ende von Hitler-Deutschland und damit den Sieg uber den deutschen
Faschismus
.
[39]
Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs stand das zuletzt heftig umkampfte Reichstagsgebaude als Teilruine in einer von Trummern gepragten Umgebung. Die Freiflachen ringsherum dienten der hungernden Bevolkerung zum Anbau von Kartoffeln und Gemuse. Am 22. November 1954 wurde die Kuppel gesprengt ? wegen angeblicher
statischer
Unsicherheit und um das beschadigte Gebaude zu entlasten. Diese Begrundung wird in kritischen Texten als ?fragwurdig“ bezeichnet. In den folgenden Jahren beschrankte sich die neu gegrundete Bundesbauverwaltung darauf, das Bauwerk zu sichern.
Im Jahr 1955 beschloss der Bundestag die vollige Wiederherstellung. Allerdings war die Art der Nutzung im
geteilten Deutschland
noch ungewiss. Der Architekt
Paul Baumgarten
erhielt 1961 als Gewinner eines zulassungsbeschrankten Wettbewerbs den Auftrag fur Planung und Leitung des Wiederaufbaus, der 1973 beendet war. Zahlreiche Schmuckelemente der
Fassade
fielen weg, die Eckturme wurden in der Hohe reduziert, auf eine neue Kuppel verzichtete man. Die beschadigte, aber in großen Teilen erhaltene, aufwendige Innenarchitektur wurde fast vollstandig entfernt. Die Uberreste verschwanden hinter Abdeckplatten; neue Zwischengeschosse vergroßerten die Nutzflache und veranderten dabei weitgehend die ursprungliche Raumstruktur. Der Plenarsaal wurde gut doppelt so groß und hatte alle Abgeordneten eines wiedervereinigten Deutschland aufnehmen konnen. Seit dem
Viermachte-Abkommen
von 1971 durften keine Plenarsitzungen des Bundestages in Berlin abgehalten werden. Nur Ausschuss- oder
Fraktions
sitzungen waren in den neu eingerichteten Raumen moglich.
Baumgartens Eingriffe (deren Kosten 110 Millionen
Mark
[40]
betrugen) ? von der Bundesbaudirektion unterstutzt oder vorgeschrieben ? erscheinen heute allzu rigoros, erklaren sich aber aus der historischen Situation. Er verwendete die Formensprache seiner Zeit, der Moderne der 1960er Jahre. Dekorative Gestaltung war tabu. Gerade Linien und glatte Flachen dominierten. Insbesondere die reprasentativen Bauten des ausgehenden 19. Jahrhunderts galten als schwulstig, uberladen, wenig erhaltenswert.
Denkmalpflegerische
Gesichtspunkte hatten kaum Gewicht. Dazu kam im Falle des Reichstagsgebaudes ein spezielles Motiv, jenseits
asthetischer
Erwagungen: das Haus war ursprunglich, trotz seiner parlamentarischen Bestimmung, das Symbol einer vordemokratischen Staatsform gewesen. Darauf folgten eine schwache
Demokratie
und eine brutale
Diktatur
. Gerade hatten die Deutschen zu einer noch jungen Demokratie zuruckgefunden. Es schien also nur folgerichtig, sich mit deutlichen Einschnitten, mit einer strikt zeitgenossischen Asthetik erkennbar von der Vergangenheit abzusetzen.
Wahrend der
Teilung Berlins
lag das Reichstagsgebaude im Britischen Sektor, aber die
Berliner Mauer
verlief unmittelbar an der Ostseite des Gebaudes. Der ?einsame, zerschossene Reichstag“ wurde zum Symbol ? als ?Sandsteinkoloß im Niemandsland zwischen den feindlichen Weltsystemen“.
[41]
Im Gebaude war ein Museum uber den Bundestag und die Geschichte des Reichstagsgebaudes eingerichtet. Fur auslandische Staatsgaste gehorte der Besuch der Außenterrassen mit Blick uber die Berliner Mauer zum ublichen Programm. Seit 1971 wurde im Gebaude die Ausstellung ?Fragen an die Deutsche Geschichte“ gezeigt und von mehreren Millionen Interessenten besucht.
Auf Initiative von Bundeskanzler Helmut Kohl und seinem Bundesbauminister
Oscar Schneider
wurde 1985 ein Gutachten bei
Gottfried Bohm
von der
RWTH Aachen
eingeholt, wie das Gebaude kunftig ? insbesondere im Fall einer Wiedervereinigung ? genutzt werden konnte und welche Umbauten dafur erforderlich waren. Das Gutachten wurde vertraulich behandelt. Bohm entwarf bis 1988 eine fur Besucher begehbare Glaskuppel, die Offenheit und demokratische Teilhabe symbolisieren sollte.
[42]
Nach der
deutschen Wiedervereinigung
am 3. Oktober 1990 fand am 4. Oktober die erste Sitzung des Deutschen Bundestags im wiedervereinigten Deutschland im Reichstagsgebaude statt; erstmals mit den 144 Abgeordneten, die von der frei gewahlten
Volkskammer
fur die Zeit bis zur ersten gesamtdeutschen Wahl in den Bundestag entsandt wurden.
[43]
In der Sitzung wurden die neuen Bundesminister vereidigt und Bundeskanzler
Helmut Kohl
gab seine Regierungserklarung ab.
?Sitz des Deutschen Bundestages ist Berlin“ ? dies bestimmte der Bundestag nach einer intensiven und
kontrovers
gefuhrten Debatte im
Hauptstadtbeschluss
am 20. Juni 1991 in Bonn mit einer knappen Mehrheit von 338 zu 320 Stimmen. Der Ort fur die Plenarsitzungen sollte das Reichstagsgebaude sein. Die Umsetzung dieses Beschlusses erforderte einen Umbau zu einem modernen Parlamentsgebaude. Dieser dauerte bis 1999. Der
14. Deutsche Bundestag
verabschiedete sich in Bonn in die parlamentarische Sommerpause und trat am 8. September 1999 erstmals im neuen Plenarsaal des Reichstagsgebaudes zusammen.
[44]
Fur den Umbau des Reichstagsgebaudes wurde 1993 ein
Realisierungswettbewerb
ausgeschrieben. Die wesentlichen Planungskriterien waren Transparenz, Ubersichtlichkeit und eine vorbildliche
Energietechnik
. Aus 80 eingereichten Entwurfen wurden drei Preistrager gleichrangig ausgewahlt:
Foster + Partners
(England), Pi de Bruijn (Niederlande) und
Santiago Calatrava
(Spanien).
Norman Foster
hatte ein freistehendes, transparentes Dach uber dem eigentlichen Gebaude und Teilen der Umgebung geplant ? ein Vorschlag, der aus asthetischen Erwagungen (?Deutschlands großte Tankstelle“), aber auch wegen der zu erwartenden Kosten von 1,3 Milliarden
Mark
keine ausreichende offentliche Zustimmung fand. In einer Uberarbeitungsphase setzte er sich dann mit einem vollig neuen Entwurf gegen seine beiden Mitwettbewerber durch.
Auch in dem neuen Entwurf hatte Foster fur das Dach des Reichstags keine Kuppel vorgesehen. In seinen Erlauterungen distanzierte er sich sogar ausdrucklich von jeder Erhebung auf dem Dach, die ?aus rein symbolischen Grunden“ gebaut wurde; weder einen Schirm (ahnlich dem ursprunglichen Entwurf) noch eine Kuppel konne er empfehlen. Diese Position ließ sich nicht halten. In den Jahren 1994/1995 mussten auf Druck der politischen Entscheidungstrager die Vorschlage fur die Gestaltung des Daches mehrfach uberarbeitet werden. Am 8. Mai 1995 wurde Fosters endgultiger Entwurf fur eine glaserne, begehbare Kuppel vorgestellt, dem die Abgeordneten zustimmten. Der Architekt Calatrava erhob daraufhin den Vorwurf, dies sei ein
Plagiat
seines eigenen Wettbewerbsbeitrags, der eine transparente Kuppel ahnlicher Form vorsah. Nach Gutachten und Gegengutachten setzte sich die Ansicht der meisten Fachleute durch, wonach fur ein traditionelles architektonisches Gestaltungselement wie eine Kuppel kein besonderer
Rechtsschutz
beansprucht werden konne. Außerdem hatte schon anlasslich der Ausrichtung des Wettbewerbs 1992
Gottfried Bohm
seinen Entwurf fur eine Kuppel veroffentlicht, die er 1988 im Auftrag des Bundeskanzlers
Helmut Kohl
entworfen hatte. Dieser Entwurf zeigt bereits eine Glaskonstruktion mit spiralformig aufsteigenden Gehwegen fur Besucher und ist offensichtlich die Grundlage fur die schließlich von Norman Foster widerwillig realisierte Kuppel.
Der Auftrag an Foster fur den Umbau des Parlamentssitzes war mit der strikten Auflage verbunden, dass die Gesamtkosten 600 Millionen Mark nicht ubersteigen durften, einschließlich aller Aufwendungen fur die Kuppel sowie der Nebenkosten und
Honorare
.
Das Kunstlerpaar
Christo und Jeanne-Claude
hatte sein Projekt ?
Verhullter Reichstag
“ (
englisch
Wrapped Reichstag
) seit 1971 propagiert. Im Januar 1994 fand im Bonner Bundestag eine abschließende Plenardebatte daruber statt, ob ein nationales Symbol von der Bedeutung des Reichstags Objekt einer solchen Kunstaktion werden sollte. Die Mehrheit stimmte dafur. Vom 24. Juni bis zum 7. Juli 1995 war das Gebaude vollstandig mit silberglanzendem, feuerfestem Gewebe verhullt und mit blauen, gut drei Zentimeter starken Seilen verschnurt. Die sommerliche Aktion nahm rasch den Charakter eines Volksfestes an. Funf Millionen Besucher waren in den zwei Wochen anwesend. Die Resonanz in den internationalen Medien machte das Reichstagsgebaude weltweit bekannt.
Die letzte Veranstaltung im Reichstagsgebaude vor dem Umbau fand am 2. Dezember 1994 statt. Ende Mai 1995 waren die Vorbereitungen fur die Bauarbeiten abgeschlossen ? die
Asbestsanierung
und die Freilegung ursprunglicher Gebaudestrukturen. Zahlreiche Originalbestandteile wurden geborgen und spater in den fertigen Bau einbezogen. Respekt vor der historischen Gebaudesubstanz war eine der Forderungen, die an die Architekten gestellt worden waren. Spuren der Geschichte sollten auch nach dem Umbau sichtbar bleiben. Dazu gehoren auch Graffiti sowjetischer Soldaten in
kyrillischer Schrift
aus den Maitagen 1945, die nach der
Eroberung Berlins
angebracht wurden (?Hitler kaputt“, ?
Kaukasus
-Berlin“). Texte mit
rassistischen
oder
sexistischen
Aussagen wurden in Abstimmung mit
russischen
Diplomaten
entfernt, die Ubrigen werden im umgebauten Reichstag gezeigt.
Ende Juli 1995 ? unmittelbar nach dem ?
Verhullten Reichstag
“ ? begannen die eigentlichen Umbauarbeiten. Zunachst wurden die Um- und Einbauten Baumgartens aus den 1960er Jahren beseitigt; 45.000 Tonnen Schutt waren abzutransportieren. Um die Stabilitat des geanderten Gebaudes zu garantieren, kamen zu den 2300 Stutzpfahlen, die Paul Wallot einst im Untergrund des Gebaudes hatte versenken lassen, 90 neue hinzu.
Mit dem Rohbau konnte im Juni 1996 begonnen werden. Im Zentrum des Gebaudes entstand ein Neubau im Altbau. Er umfasst hauptsachlich den Plenarsaal, der sich uber alle drei Hauptgeschosse erstreckt. Er ist 1200 m² groß (bei Wallot waren es 640 m², bei Baumgarten 1375 m²) und wurde so verandert, dass das
Prasidium
jetzt wieder auf der Ostseite platziert ist, wie in der Anfangszeit des Gebaudes. Der Plenarsaal wird zusatzlich durch ein Spiegelsystem erhellt, das Tageslicht von der Kuppel in den Saal umleitet. Besucher erreichen die Tribunen im Plenum uber ein eigens eingebautes Zwischengeschoss. Im zweiten Stock befinden sich Buro- und Empfangsraume des
Bundestagsprasidenten
und der Sitzungssaal des
Altestenrates
; im dritten Obergeschoss sind die Buroraume der Abgeordneten und der Fraktionen sowie die zentrale Presselobby untergebracht. Eine Dachterrasse mit Restaurant fur die Abgeordneten ist nach vorheriger Sicherheitsuberprufung auch fur die Offentlichkeit zuganglich. Haustechnik, Kuche und Garderobe befinden sich im Erdgeschoss und im Keller.
[45]
[46]
Die Nord- und Sudflugel, etwa zwei Drittel des Gebaudes, verblieben als historischer Bestand und wurden lediglich saniert.
Im Neubau kamen zeitgemaße Materialien wie
Sichtbeton
, Glas und Stahl zum Einsatz, im Altbaubereich vorwiegend
Kalk-
und
Sandstein
in hellen, warmen Farbtonen. Ein neu entwickeltes Farbkonzept soll zur Ubersichtlichkeit im Gebaude beitragen. Insgesamt neun, zum Teil sehr kraftige Farben kennzeichnen verschiedene Bereiche. Die Raume erhielten umlaufende starkfarbige
Holzpaneele
? was in Bezug auf die dort gezeigten Kunstwerke zum Teil als problematisch empfunden wurde.
Bestuhlung
Fur die Bestuhlung war zunachst Hellgrau vorgesehen, doch die Abgeordneten des Bundestages wehrten sich dagegen. Daraufhin beauftragte Foster den
danischen
Designer Per Arnoldi, einen anderen Farbton zu finden; heraus kam
Reichstag-Blue
. Die Form der Bestuhlung, auf der die Abgeordneten und Regierungsmitglieder Platz nehmen, heißt
Figura
.
[47]
Die nachtraglich konzipierte Kuppel, ohne Anlehnung an ihr historisches Vorbild, hat sich zur vielbesuchten Attraktion und zu einem
Wahrzeichen
Berlins entwickelt. Angemeldete Besucher konnen das Gebaude durch das Westportal betreten. Nach einer Sicherheitskontrolle konnen sie mittels eines Aufzuges zunachst auf das 24 Meter hoch gelegene begehbare Dach (im hinteren Bereich der Dachterrasse befindet sich das kleine Restaurant
Kafer
) gelangen. Die dort aufgelagerte Kuppel hat die Gestalt eines halben
Rotationsellipsoids
mit einem Durchmesser von 38 m und einer Hohe von 23,5 m.
[48]
Ihr Stahlskelett besteht aus 24 senkrechten Rippen in Abstanden von 15° und 17 waagerechten Ringen in Abstanden von 1,65 m
[49]
mit einer Masse von rund 800 Tonnen,
[50]
verkleidet mit 3000 m² Glas mit einer Masse von etwa 240 Tonnen.
[51]
An der Innenseite winden sich zwei rund 1,8 m breite und um 180° versetzte spiralformige Rampen von jeweils 230 m Lange zu einer Aussichtsplattform hinauf ? 40 m uber Bodenniveau ? beziehungsweise entgegengesetzt wieder hinunter zur Dachterrasse. Die Scheitelhohe der Kuppel liegt bei 47 m uber dem Boden ? deutlich niedriger als bei Paul Wallot.
[52]
Bis November 2010, solange die Kuppel frei zuganglich war, wurden taglich im Durchschnitt 8000 Besucher gezahlt. Die Zahl fiel stark, als der Zugang aus Sicherheitsgrunden beschrankt wurde,
[53]
liegt aber inzwischen bei durchschnittlich drei Millionen Besuchern pro Jahr. Zwischen 2002 und 2019 hat der Besucherdienst des Bundestages 42,3 Millionen Gaste betreut, die das Gebaude samt Kuppel besichtigt haben.
[54]
Die Besucher konnten auch Debatten verfolgen oder sich durch das Haus fuhren lassen.
Aufgrund von Terrorwarnungen (die
Berliner Morgenpost
sprach von einer ?Gefahr islamistischer Anschlage“) war die Kuppel vom 22. November bis zum 4. Dezember 2010 fur Besucher geschlossen. Danach war sie fur Einzelpersonen und Gruppen wieder geoffnet, allerdings nur nach vorheriger Online-Anmeldung. Seit Juli 2012 ist eine Anmeldung vor Ort mit einem Vorlauf von zwei Stunden moglich.
[53]
Beim Umbau des Reichstagsgebaudes in den 1990er Jahren entstand ein Bauwerk, das in seiner Berucksichtigung
okologischer
Faktoren fur Planer und Ingenieure vorbildlich sein sollte. Das Heiz- und Energiesystem besteht aus einer Kombination von
Solartechnik
und mechanischer Beluftung, der Nutzung des Untergrundes als saisonaler Kalte- und Warmespeicher (
Geothermie
),
Blockheizkrafttechnik
,
Kraft-Warme-Kopplung
und der Verwertung
nachwachsender Rohstoffe
.
Spezielle Verglasungen und Dammungen verringern Warmeverluste. Eine
Solarstromanlage
von mehr als 300 m² auf dem Dach des Reichstagsgebaudes und zwei Blockheizkraftwerke, die mit Bio-
Dieselkraftstoff
aus
Mecklenburg-Vorpommern
betrieben werden, konnen zusammen 82 Prozent des Strombedarfs des Reichstags und der umliegenden Parlamentsgebaude liefern. Im Sommer nutzen
Absorptionskaltemaschinen
einen Teil der
Abwarme
der Motoren, um die Gebaude zu kuhlen. Ein anderer Teil wird dazu verwendet, salzhaltiges Wasser, das aus einem Reservoir in rund 300 m Tiefe unter dem Gebaude hochgepumpt wird, auf etwa 70 °C zu erhitzen. Danach wird es wieder in den Untergrund geleitet und dort gespeichert; im Winter steht es zur Beheizung der Gebaude zur Verfugung. Ein anderes Wasservorkommen in 60 Metern Tiefe kann die winterliche Kalte speichern und bei besonders hohen Sommertemperaturen zur Klimatisierung der Bauwerke beitragen. Durch diese und einige weitere Faktoren werden die jahrlichen
CO
2
-Emissionen des Reichstagsgebaudes von rund 7000 auf 400?1000 Tonnen reduziert. Bei einer Nettogrundflache von 40.047 m² liegt der Energiebedarf bei 270,9 kWh/(m² × a), was deutlich unter dem EnEV-Anforderungswert fur modernisierte Altbauten und sogar fur Neubauten liegt.
[55]
Auch die Kuppel, die vor allem als pragnantes
architektonisches
Element wahrgenommen wird, ist in das Energiekonzept einbezogen. Sie dient zugleich der Belichtung und der Entluftung des darunter gelegenen Plenarsaals. Tageslicht wird uber 360 trichterformig angeordnete Spiegel in den Saal geleitet. Um blendfreies Licht zu gewahrleisten und bei starker Sonneneinstrahlung eine zu große Aufheizung zu verhindern, kann ein Teil der Spiegel durch einen beweglichen, computergesteuerten, je nach Sonnenstand wirksamen Schirm abgedeckt werden. Im Inneren des Spiegeltrichters wird verbrauchte Luft uber eine Abluftduse zum hochsten Punkt des Gebaudes geleitet und entweicht durch eine kreisrunde Offnung in der Kuppelmitte; auf diesem Weg passiert sie noch eine
Warmeruckgewinnungsanlage
, die ihr verwertbare Restenergie entziehen kann. Eine Vorrichtung unmittelbar unter der Kuppeloffnung fangt Regenwasser ab. Fur die Versorgung des Reichstags mit Frischluft hatte Wallot Beluftungsschachte einbauen lassen. Diese Schachte wurden jetzt wieder freigelegt und nutzbar gemacht.
Am 19. April 1999 fand die symbolische Schlusselubergabe an den Prasidenten des Deutschen Bundestages
Wolfgang Thierse
sowie eine erste Plenarsitzung statt.
[56]
Der Umbau war nach rund vier Jahren Bauzeit termin- und kostengerecht abgeschlossen. Der eigentliche Umzug des Bundestages erfolgte in der Sommerpause; mit der Sitzung vom 8. September 1999 nahm das Parlament die regulare Arbeit im Reichstagsgebaude auf.
[57]
Bedingt durch Sicherheitsmaßnahmen stehen seit 2011
Container
sudwestlich des Reichstagsgebaudes, durch die angemeldete Besucher des Bundestages zu Fuhrungen gelangen.
[58]
Bund und Land Berlin pruften im Lauf des Jahres 2012, ob es sinnvoll ware, ein unterirdisches Besucherzentrum nach dem Vorbild das
Besucherzentrum des US-Parlaments
in
Washington
zu errichten.
[59]
Allerdings entschloss sich die Bau- und Raumkommission des
Altestenrates des Bundestages
Ende 2015, an der
Scheidemannstraße
gegenuber dem Reichstagsgebaude ein ?Besucher- und Informationszentrum“ (BIZ) zu planen. Von dieser zentralen Anlaufstelle sollen Besucher durch einen Tunnel den Reichstag betreten konnen. Dazu wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, der im Januar 2017 von einem Schweizer Architektenburo gewonnen wurde.
[60]
[61]
Trotz einer geplanten Fertigstellung im Jahr 2023 wurde allerdings kein Termin zum Baubeginn festgelegt, weshalb
Bundestagsvizeprasident
Wolfgang Kubicki
im Juli 2018 erklarte, das Vorhaben voranbringen zu wollen.
[62]
Obwohl Kubicki im September 2018 das geplante 6600 m² große Gebaude mit Verweis auf das zehnmal großere Besucherzentrum des
Kapitols
in Washington als zu klein kritisierte, mochte man u. a. aus Kostengrunden an dem Schweizer Siegerentwurf festhalten.
[63]
Nach einem Beschluss der Bau- und Raumkommission vom 6. Juli 2018 soll vor dem Westportal zusatzlich quer uber den Platz der Republik ein 2,5 m tiefer und bis zu 10 m breiter
Aha!
-Graben
sowie an den Seiten zur Rampe ein Sicherheitszaun mit Toren errichtet werden.
[64]
Im Februar 2020 wurde das Vorhaben vom Bundestag mehrheitlich befurwortet; eine Genehmigung des
Finanzministeriums
steht noch aus.
[65]
[66]
[67]
Der Hauptausschuss des
Berliner Abgeordnetenhauses
schuf mit der Zustimmung zum Grundstuckskaufvertrag mit dem Bund nach langem Streit im Marz 2021 die Basis fur nachste Schritte zu einem dauerhaften Besucherzentrum.
[68]
Im Dezember 2021 schloss das
Bundesamt fur Bauwesen und Raumordnung
die Entwurfs- und Genehmigungsplanung ab und ubergab die Projektverantwortung an die
Bundesanstalt fur Immobilienaufgaben
.
[69]
Mit Stand vom Januar 2022 war laut Internetseite des Bundesamtes fur Bauwesen und Raumordnung eine Kostenobergrenze von 192 Millionen Euro festgelegt, aber kein Baubeginn fur das Projekt.
[70]
Im April 2022 wurde bekannt, dass aufgrund von Sicherheitsbedenken weitere Umplanungen am Besucherzentrum notig sind und ein Baubeginn erst im Jahr 2025 erfolgen konne. Die Fertigstellung ist fur 2029 vorgesehen bei gesteigerten Baukosten von nun rund 250 Millionen Euro.
[71]
[72]
Das Reichstagsgebaude ist der wichtigste Komplex im Gesamtkonzept fur die kunstlerische Ausgestaltung der Bauten des Deutschen Bundestages im Berliner
Spreebogen
. Der
Kunstbeirat
des Parlaments entschied uber Vorschlage, die von externen Sachverstandigen erarbeitet worden waren. Eine auf das Gebaude bezogene Arbeit war schon vorhanden und sollte nach dem Umbau ubernommen werden. 18 weitere Kunstler wurden eingeladen, neue Werke fur den Reichstag zu schaffen, unter ihnen, in Hinblick auf den ehemaligen
Viermachtestatus
Berlins, Kunstschaffende aus
England
(Norman Foster als Architekt),
Frankreich
(Christian Boltanski),
Russland
(
Grisha Bruskin
) und den
USA
(
Jenny Holzer
). Ebenso wie die deutschen Kunstler von internationalem Rang waren sie aufgefordert, mit ihren Werken zu dem geschichtsbeladenen Ort Stellung zu nehmen. Zusammen mit einer Reihe von Ankaufen und Leihgaben entstand so im Reichstag eine bedeutende Sammlung zeitgenossischer Kunst. Insgesamt sind nahezu 30 Kunstler mit ihren Arbeiten vertreten.
Einige Arbeiten seien hier kurz erwahnt:
- Katharina Sieverding
gestaltete 1992 eine Erinnerungsstatte fur jene Abgeordneten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Ihre
Rauminstallation
in der Abgeordneten-
Lobby
zeigt ein großformatiges, funfteiliges Fotogemalde zu den Themen Zerstorung und Wiedergeburt sowie drei Gedenkbucher, die auf Holztischen angeordnet sind.
- Sigmar Polke
und
Gerhard Richter
sahen sich in der westlichen Eingangshalle vor der Aufgabe, ihre Arbeiten auf 30 m hohen Wanden zu platzieren. Richter entwickelte mit hintermalten Glastafeln von insgesamt 21 m Hohe in den Farben Schwarz, Rot und Gelb eine mehrdeutige Variation zu den deutschen Landesfarben. Polke ließ funf Leuchtkasten mit spielerischen
Bildcollagen
aus Politik und Geschichte anbringen.
- Jenny Holzer installierte in der nordlichen Eingangshalle eine
Stele
, auf der senkrechte Leuchtschriftbander ablaufen. Sie geben Reden und Zwischenrufe von Abgeordneten aus der Zeit zwischen 1871 und 1992 wieder, die auf Wunsch der Kunstlerin fortlaufend aktualisiert werden sollen.
- In der sudlichen Eingangshalle sind große Leinwande von
Georg Baselitz
angebracht, Gemalde mit Motiven nach
Caspar David Friedrich
. Diese Motive hat Baselitz, wie bei ihm seit Ende der 1960er Jahre ublich, auf den Kopf gestellt, um die Bedeutung der formalen Elemente zu verstarken.
- Bernhard Heisig
lieferte das Gemalde
Zeit und Leben
. Mit Anklangen an den deutschen
Expressionismus
wird in einer Fulle von Einzelbildern ein Uberblick uber bedeutsame Motive deutscher Geschichte gegeben.
- Als Dauerleihgabe wurde der
Tisch mit Aggregat
von
Joseph Beuys
aufgestellt: ein aus
Bronze
gegossener Tisch, darauf ein Kastchen, davor am Boden zwei Kugeln, zwischen oben und unten Verbindungskabel. Eine
Reflexion
uber den Fluss naturlicher und technischer Energien.
- Hans Haacke
entwarf eine Installation fur den nordlichen Innenhof. Ein schmaler rechteckiger Holztrog sollte von den Abgeordneten mit Erde aus ihren Wahlkreisen gefullt werden (was nur sehr zogernd geschah). Sichtbar blieb eine Inschrift in Leuchtbuchstaben: ?
Der Bevolkerung
“. Eventueller spontaner Pflanzenwuchs sollte sich selbst uberlassen bleiben.
Das Kunstprogramm wurde schon wahrend der Auswahlphase sehr
kontrovers
diskutiert. Die Beteiligung Heisigs etwa rief energische Proteste hervor unter dem Vorwurf, als einst ?staatsnaher“ Maler in der
DDR
sei er nicht berufen zu reprasentativer kunstlerischer Arbeit im Parlamentsgebaude einer Demokratie. Noch heftiger verlief die Debatte um den Entwurf von Haacke. Der hatte mit seiner Leuchtschrift die zentrale Inschrift im Westgiebel (?Dem Deutschen Volke“) variiert und damit den Verdacht ausgelost, er wolle sich von deren Aussage distanzieren. Der Kunstler selbst ließ wissen, er halte zwar den Volksbegriff fur belastet durch die jungere deutsche Geschichte, sehe aber in seiner Arbeit nur einen Denkanstoß, kein grundsatzlich negatives Urteil. Nach drei Sitzungen des Kunstbeirats und einer Plenardebatte wurde auch diese Arbeit akzeptiert.
Die Gesamtausgaben fur Kunstwerke im Reichstagsgebaude betrugen acht Millionen Mark, dies entsprach der damals rechtlich vorgegebenen Quote fur Kunstprojekte bei offentlichen Gebauden (→
Kunst am Bau
). Die Anschaffungspreise der einzelnen Kunstwerke wurden nicht veroffentlicht.
Die parlamentarischen
Kontroversen
erinnern an eine Auseinandersetzung von 1899. Wahrend die malerische Ausgestaltung des Reichstages bis dahin vornehmlich von Historien- und Dekorationsmalern ohne nennenswerten kunstlerischen Anspruch ausgefuhrt worden war, erhielt nun der Munchner Maler
Franz von Stuck
auf Veranlassung Wallots den Auftrag, Gemalde fur das
Foyer
des Reichstagsprasidenten zu schaffen. Er stellte zwei schmale Bilder vor, jeweils 22 m lang, die unterhalb der Decke montiert werden sollten. Die Zustimmung von Kollegen und Kunstsachverstandigen war einhellig, die Ablehnung durch die Abgeordneten auch. Die Bilder wurden nicht angebracht.
Vor der Sudwestecke des Gebaudes befindet sich seit 1992 das
Denkmal zur Erinnerung an 96 von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete
.
Vom zweiten Westbalkon links neben dem Hauptportal rief am Nachmittag des 9. November 1918 der SPD-Fraktionsvorsitzende
Philipp Scheidemann
die ?
Republik in Deutschland
“ aus. An dieser Stelle ist heute eine Gedenktafel angebracht. Scheidemanns Rede ist in unterschiedlichen Versionen uberliefert, die haufig in Dokumentationen zu horende Tonaufnahme entstand erst nachtraglich. 1928 zitierte er sich selbst in seinen Memoiren:
?Arbeiter und Soldaten! Furchtbar waren die vier Kriegsjahre. Grauenhaft waren die Opfer, die das Volk an Gut und Blut hat bringen mussen. Der ungluckselige Krieg ist zu Ende. Das Morden ist vorbei. Die Folgen des Kriegs, Not und Elend werden noch viele Jahre lang auf uns lasten. Seid einig, treu und pflichtbewusst! Das Alte und Morsche, die Monarchie, ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue! Es lebe die Deutsche Republik!“
Einige Stunden spater
proklamierte
Karl Liebknecht
vom
Berliner Stadtschloss
aus die ?Freie Sozialistische Republik“ (
Raterepublik
).
Ein Versuch der
USPD
und der
KPD
, notleidende Berliner Arbeitermassen fur einen neuen Anlauf zur Errichtung einer
Rateherrschaft
zu mobilisieren, endete am 13. Januar 1920 in dem
Blutbad am Reichstagsgebaude
.
Bei den Umbaumaßnahmen nach der Wiedervereinigung wurde ein Gang mit Heizungsrohren entdeckt. Er verband einst das Reichstagsgebaude mit dem
Reichstagsprasidentenpalais
, das heute Sitz der
Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft
ist. Ein Teil des Heizungsganges ist wahrend der Umbauarbeiten herausgetrennt worden und steht nun als isoliertes Objekt in der Fußgangerunterfuhrung vom Reichstag zum
Jakob-Kaiser-Haus
.
In zahlreichen Entwurfen schlug Norman Foster neue Losungen fur die Gestaltung des
Bundesadlers
im Plenarsaal vor, den er sich vor allem schlanker wunschte. Die Abgeordneten entschieden sich jedoch fur eine vergroßerte Kopie der rundlichen Form, die der Bildhauer
Ludwig Gies
einst fur das Bonner Parlament entworfen hatte (
ironische
Bezeichnung: ?Fette Henne“). Foster ubernahm aber die Gestaltung der Ruckseite des Adlers, der in Berlin vor einer Glaswand hangt und deshalb anders als vorher in Bonn von beiden Seiten zu sehen ist. Der neue Adler, von Foster auf der Ruckseite signiert, ist mit 58 m² um etwa ein Drittel großer als der alte und wiegt 2,5 Tonnen.
Drei Turme des Reichstagsgebaudes werden jeweils mit der
Bundesflagge
und ein Turm mit der
Europaflagge
beflaggt. Die Flaggen messen funf mal sieben Meter, sind standig aufgezogen und werden nachts angestrahlt.
[73]
Im April 2022 genehmigte Bundesinnenministerin
Nancy Faeser
(SPD) auf Gebauden des Bundes das Hissen der
Regenbogenflagge
fur besondere Anlasse wie den
Christopher Street Day
2022. Im Juni kundigte auch Bundestagsprasidentin
Barbel Bas
an, die Beflaggung am Tag des Christopher Street Day zu andern. Die Flagge mit den sechs bunten Streifen wehte auf dem Sudwestturm des Reichstagsgebaudes. Zwei weitere Flaggen wurden vor dem Ost- und Westportal aufgezogen.
[74]
In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 um Mitternacht wurde anlasslich der
Deutschen Einheit
auf dem Platz der Republik die ?Flagge der Einheit“ gehisst, die bis heute Tag und Nacht weht (nachts wird sie angestrahlt) und sechs mal zehn Meter misst.
[75]
Im ersten Obergeschoss befindet sich ein Andachtsraum, der den Abgeordneten als Ort der Besinnung dient.
- Das Reichstagsgebaude
(Vorderseite),
Der Deutsche Bundestag
(Ruckseite). Referat Offentlichkeitsarbeit des Deutschen Bundestags (Hrsg.), Faltblatt. Berlin 2010.
- Deutscher Bundestag, Referat Offentlichkeitsarbeit (Hrsg.):
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.
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- Die preisgekronten Entwurfe zu dem neuen Reichstagsgebaude
.
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.
Nr.
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(Fortsetzung)
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- Die feierliche Grundsteinlegung zum Reichstagsgebaude
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Der Reichstag als Symbol. Untersuchung seiner Bedeutungen von 1990 bis 1999.
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Architektur fur die Nation? Der Reichstag und die Staatsbauten des Deutschen Kaiserreichs 1871?1918.
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Das Reichstags-Gebaude. Seine Baugeschichte und kunstlerische Gestaltung sowie ein Lebensabriss seines Erbauers Paul Wallot
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Vorwort von
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, Einfuhrung von Norman Foster. Prestel, Munchen 2000,
ISBN 3-7913-2184-6
(deutsch),
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- Der Reichstag ? Eine deutsche Geschichte.
(Alternativtitel:
Geheimnisvolle Orte: Der Reichstag.
) Dokumentarfilm, Deutschland, 2010, 44 min, Buch und Regie:
Ute Bonnen
und
Gerald Endres
, Produktion:
rbb
, Erstsendung: 3. Oktober 2010 in
Das Erste
,
Inhaltsangabe
von
ARD
.
- Hinter den Kulissen: Der Reichstag.
Fernseh-Reportage, Deutschland, 2013, 43:30 min, Buch und Regie:
Sandra Maischberger
und
Jan Kerhart
, Produktion: Vincent TV, rbb, Erstsendung: 23. Dezember 2013 im
rbb Fernsehen
,
auf
YouTube
, 10. Oktober 2017, abgerufen am 9. April 2023.
- Dem Deutschen Volke. Paul Wallot, Architekt des Reichstags.
Dokumentarfilm mit Archivaufnahmen, Deutschland, 2016, 29:35 min, Buch und Regie: Ute Kastenholz, Produktion:
SWR
, Reihe:
Bekannt im Land
, Erstsendung: 5. Juni 2016 im
SWR Fernsehen
,
Inhaltsangabe
von ARD, u. a. mit
Michael S. Cullen
und der Historikerin Susanne Brackelmann.
- Der Reichstag ? Geschichte eines deutschen Hauses.
Dokumentarfilm mit Spielszenen und Archivaufnahmen, Deutschland, 2017, 80:34 min, Buch und Regie: Christoph Weinert, Produktion:
C-Films
,
NDR
,
rbb
,
arte
, Erstsendung: 21. Mai 2017 bei arte,
Inhaltsangabe
von ARD,
Video des gesamten Films
. U. a. mit
Wolfram Pyta
, Ernst Bittcher,
[76]
Hans Werner Bepler (
FDP
),
Norman Foster
, Michael S. Cullen.
- Kurzfassung:
Geheimnisvolle Orte: Der Reichstag ? Geschichte eines deutschen Hauses.
Dokumentarfilm, Deutschland, 2019, 43:30 min, Buch und Regie: Christoph Weinert, Produktion: C-Films, NDR, rbb, Erstsendung: 25. Februar 2019 in
Das Erste
,
Inhaltsangabe
von ARD.
- Superbauten der Geschichte ? Der Reichstag.
Dokumentarfilm mit Spielszenen, Archivaufnahmen und Computeranimationen, Deutschland, 2018, 43:46 min, Buch: Friedrich Scherer, Regie: Saskia Weisheit, Produktion:
ZDF
, Reihen:
Superbauten der Geschichte
,
ZDFzeit
, Erstsendung: 27. Februar 2018 im ZDF,
Inhaltsangabe und online-Video
aufrufbar bis zum 21. September 2021. U. a. mit Norman Foster, Andreas Roedder (Historiker),
Rita Sussmuth
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Wolfgang Schauble
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Edzard Reuter
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Die allegorischen Motive, die mit den mannshohen Skulpturen eingefuhrt wurden, finden sich sowohl im Giebelrelief als auch in den Wappenbaumen wieder. Auf der linken Seite des Giebels werden Handel und Gewerbe durch Figuren reprasentiert, wahrend auf der rechten Seite Wissenschaft und Kunst abgebildet sind. Die Wappenbaume sind mit figurlichen Allegorien fur Wehrkraft, Gelehrsamkeit und Kunstgewerbe geschmuckt, die als Wappenhalter die Reliefplatten zieren.
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