Radio-television belge de la Communaute francaise
(Abkurzung:
RTBF
; deutsch:
Horfunk und Fernsehen der franzosischen Gemeinschaft Belgiens
, seit 2010 offiziell
rtbf.be
) ist der
offentlich-rechtliche Rundfunk
fur die
frankophone
Bevolkerung
Belgiens
.
Daneben bestehen in Belgien separate Rundfunkanstalten fur den
flamischen
Landesteil (
Vlaamse Radio- en Televisieomroeporganisatie
, VRT) und fur die
Deutschsprachige Gemeinschaft
(
Belgischer Rundfunk
, BRF).
RTBF strahlt funf Haupt-Horfunkprogramme und einige Spartenkanale als Internetstream aus.
Programme
|
Horfunkwelle von RTBF-Radio
|
Schwerpunkt
|
Anmerkung
|
La Premiere
|
kultur- und informationsorientiertes
radio generaliste
(etwa: Vollprogramm) mit dominierendem Wortanteil in Form von Gesprachen, Diskussionen, Interviews, Nachrichten und Nachrichtenmagazinen, Features, Reportagen, Kultur- und Wirtschaftsberichterstattung. Im eng gefassten abendlichen Musiksegment eine Bandbreite oft nach Genre geordneter thematischer Sendungen aus den Bereichen Chanson, Jazz und Weltmusik.
|
RDS-Signal
: PREMIERE,
Verbreitung
: UKW, DAB+, Kabel, Satellit und Internetstream; La Premiere bedeutet ?das Erste“
|
Vivacite
|
an ein erwachsenes Publikum gerichtetes Musikprogramm, bestehend aus Soft-Pop, Oldies und Chanson. Stundlich Nachrichten, zweimal werktaglich regionale Berichterstattung (
Brussel
,
Charleroi/Mons
,
Namur
/
Wallonisch-Brabant
/
Luxemburg
,
Luttich
). Auch die Sportberichterstattung findet in Vivacite statt.
|
Vivacite wird aus regionalen Studios der belgischen Provinzen gesendet. Diese kommen auch jeweils im Sendernamen vor (VivaBruxelles, VivaNamur, VivaLiege u. a.).
RDS-Signal
: VIVACITE,
Verbreitung
: UKW, Langwelle, DAB+, Kabel, Satellit, und Internetstream; Vivacite bedeutet einerseits
Lebhaftigkeit
, was auf den Stil der Radiostationen schließen lassen soll, andererseits soll das
Cite
(Stadt) auch den regionalen Charakter der Programme betonen.
|
Musiq’3
|
als drittes Programm der ernsten Musik gewidmet. Neben klassischer Musik, Orchester- und Kammermusik und Konzerten wird in einzelnen Spartensendungen auch Jazz gespielt.
|
Musiq’3 unterstutzt einige Musikevents klassischer Richtung.
RDS-Signal
: MUSIQ’3,
Verbreitung
: UKW, DAB+, Kabel, Satellit und Internetstream;
|
Classic 21
|
spielt hauptsachlich Klassiker der Rockmusik aus den letzten vier Jahrzehnten und hat auch einige themathische Spartensendungen im Programm
|
RDS-Signal
: CLASS.21,
Verbreitung
: UKW, DAB+, Kabel, Satellit und Internetstream;
|
TIP!K
|
loste am 7. September 2020 Pure-FM ab, spielt Pop-Musik verschiedener Sparten gerichtet an die Altersgruppe 25?39
|
Verbreitung
: UKW, DAB+, Kabel, Satellit und Internetstream;
|
Pure-FM
|
ehemaliges Jugendprogramm, das urbane moderne Musikrichtungen vor allem aus den Genres Hip-Hop und Pop spielte, und das auch belgische Newcomer forderte, wurde am 7. September 2020 zugunsten von TIP!K eingestellt.
|
|
Neben den Hauptkanalen bietet RTBF einige Spartensender an, die als Internetstream verbreitet werden, so etwa der Kanal ?La vie en rose“ mit franzosischem Chanson, der aus der gleichnamigen Sendung auf ?La Premiere“ hervorging. Es bestehen noch weitere thematische Musikkanale des Jugendradios ?TIP!K“, u. a. eines, welches unter dem Namen Tarmac Hip-Hop spielt.
Die nationalen Fernsehprogramme ?
La Une
“ (Die Eins) (vormals ?RTBF 1“), ?
Tipik
“ (vormals ?La Deux“) und ?
La Trois
“ (Die Drei) werden national uber Antenne und Kabel verbreitet. Bis Anfang 2010 gab es zudem das Satellitenprogramm ?RTBF SAT“, das man auch außerhalb Belgiens empfangen konnte. Dieses wurde aus Kostengrunden eingestellt.
Die RTBF ist mit anderen franzosischsprachigen Rundfunkanstalten aus Frankreich, der Schweiz und Kanada am internationalen Sender
TV5 Monde
sowie am franzosischen
Arte
beteiligt.
|
Belgische Rundfunksender der 1930er-Jahre
|
Bereits 1908 experimentierte der Ingenieur
Robert Goldschmidt
in Brussel mit Funkwellen. 1913 kam es im koniglichen Garten in
Laeken/Laken
zu ersten Ubertragungen von Sprache und Musik uber Langwelle; am 28. Marz 1914 wurde fur die konigliche Familie ein Konzert gesendet. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs ließ
Konig Albert
die Anlage jedoch zerstoren, um sie nicht in deutsche Hande gelangen zu lassen.
Die Anfange des franzosischsprachigen Rundfunks in Belgien gehen auf den 1922 vom Radiohersteller SBR (Societe Belge Radio-electrique) in
Ixelles/Elsene
eingerichteten Sender
Radio Bruxelles
zuruck, ab 1924
Radio Belgique
genannt. Mit Wirkung vom 1. Februar 1931 wurde er mit dem seit 1928 bestehenden flamischen Sender
N.V. Radio
zum
Institut national de radiodiffusion
(INR)/
Nationaal Instituut voor de Radio-omroep
(NIR) zusammengelegt, dessen neue Mittelwellensender sich in
Veltem
befanden. Daneben bestanden in Belgien vor dem
Zweiten Weltkrieg
16 Lokalsender, wovon zwolf auf Franzosisch sendeten (blau in der Karte rechts).
[1]
Von 1940 bis 1944 wurde der belgische Rundfunk vom nationalsozialistischen Deutschland kontrolliert (
Radio Bruxelles
/
Zender Brussel
), wahrend die belgische Exilregierung Sender der
BBC
nutzte (
Radio Belgique
/
Radio Belgie
).
Nach dem Krieg wurde im Jahr 1952 die Sendestation
Wavre-Overijse
eroffnet, 1953 der Fernsehdienst. 1960 ging INR/NIR in
Radiodiffusion-Television belge
(RTB)/
Belgische Radio- en Televisieomroep
(BRT) uber, und 1977 erfolgte die Aufteilung in RTBF, BRT(N) (ab 1998
VRT
) und
BRF
.
Von den 1970er- bis 1990er-Jahren gab es terrestrisch auch
in Deutschland belgisches Fernsehen
fur die
belgischen Streitkrafte
.
Am 13. Dezember 2006 schockierte der belgische Sender mit der fiktiven Sondersendung
Bye Bye Belgium
uber die angebliche Unabhangigkeitserklarung des flamischen Teils. Belgien habe aufgehort zu existieren, der Konig sei außer Landes geflohen. Interviews mit realen Politikern, die zum Teil in den Schwindel eingeweiht waren, Archivmaterial und gestellte Aufnahmen verstarkten den realistischen Eindruck beim Zuschauer. Erst nach einiger Zeit wurde der Hinweis eingeblendet, es handele sich um reine Fiktion. Trotzdem rangen Fernsehzuschauer mit den Tranen oder riefen die Sender-Hotline an. Die Sendung wurde in den Tagen danach kontrovers in Belgien diskutiert.
Wegen angeblicher antiflamischer Agitation der RTBF nannte der belgische Premierminister
Yves Leterme
den Sender auch
Radio Mille Collines
, in Anspielung an den
ruandischen
Sender, der 1994 die
Hutus
zum Volkermord an den
Tutsis
aufgerufen hat.
[2]
- ↑
De geschiedenis van de Belgische radio: de eerste radiozenders
- ↑
Leterme: “La RTBF? C’est Radio Mille Collines”.
Belga
-Artikel auf dhnet.be, 8. Dezember 2007.
Dirk Schumer
:
Ein Nationalstaat zerfallt: Das Ende von Belgien.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
, 21. Juni 2010, abgerufen am 14. September 2015.